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Herbert W. Franke spannt als Physiker, SF-Literat und Computergrafiker den großen Bogen zwischen Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft.
Das Gespräch gibt einen umfassenden Einblick in Werden und Wirken von Franke und erörtert Hintergründe für seine Motivation und für die besondere Bedeutung, die Ästhetik und Kunst in seinem Leben einnehmen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2016
WhitePaperCollection - 02
Michael Weisser
Medienkünstler
Interview mit
Prof. Dr. Herbert W. Franke
Physiker, Höhlenforscher, Literat
Pionier der Computergrafik
über
Kybernetik, Zukunft, Kunst
Ästhetik, Literatur, Innovation
*
Always the beautiful answer /
who asks the more beautiful question?
(Edward Estlin Cummings)
Der QR-Code - Information zur Nutzung.
Dieses E-Book zeigt auf dem Cover den farbig-gestalteten QR-Code:
Dieser Code führt zum YouTube-Video:
“Schweben” – 4:00 - 2016
Musik: SOFTWARE (Mergener/Weisser) „Solar Winds“
Funktion:
Um QR-Codes lesen zu können bedarf es eines Smartphones oder eines Tablets mit einer App (Applikation) wie den kostenfreien Reader i-nigma, den man vom Store für Android, Windows oder Mac herunterladen kann.
Den vollständigen QR-Code mit der App scannen und das dahinter liegende Ereignis erleben.
Zum optimalen Klanggenuss am besten Kopfhörer benutzen oder das Smartphone direkt oder via Bluetooth mit einer Dockingstation für die Raumbeschallung verbinden.
Die App i-nigma hat sich nach vielen Test als ungeschlagen leistungsfähig erwiesen! Zu empfehlen sind alternativ die ebenfalls kostenfreien Reader-Apps Optiscan und Qrafter.
Notwendig zum Lesen der Codes und zum Link zu den Web-Ereignissen, die hinter den Codes stehen, ist eine stabile Verbindung mindestens zu einem 3G- (oder 4G/LTE) Mobilfunknetz oder zu einem W-LAN Anschluss.
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Interview
Michael Weisser befragt Herbert W. Franke
Lieber Herbert W. Franke,
“wer sich der Person von Herbert W. Franke nähern will, muss die traditionellen Berufsbezeichnungen ablegen, die den Menschen in den Acht-Stunden-Job eines Angestelltenverhältnisses zwängen” – so habe ich Sie in meinem Essay “Plädoyer für die Verbindung von Kunst und Wissenschaft” im Jahr 1982 beschrieben. Der Aufsatz erschien in der Phantastischen Bibliothek des Suhrkamp Verlages im Polaris-6 Science-Fiction-Almanach, Herbert W. Franke gewidmet. Das war vor rund 33 Jahren – und diese Aussage hat bis heute ihre Gültigkeit.
Sie sind von der Ausbildung her promovierter Physiker, hatten zwischen 1973 und 1998 Lehraufträge an der Universität und der Akademie für Bildende Künste in München, sind bekannter Fachbuchautor und der profilierteste Science-Fiction-Literat in Deutschland, gelten als einer der Pioniere der Computerkunst und sind als begeisterter Höhlenforscher an mehreren Entdeckungen von Höhlen beteiligt – habe ich eine Profession ausgelassen?
Die Vielfalt Ihres Schaffens klingt im ersten Moment verwirrend, ist aber im zweiten Moment schlüssig nachvollziehbar, wenn man die Neugier, den Wissensdurst, den Drang zur Vision als Grundlage Ihrer Motivation erkennt. Geistige und körperliche Bewegung münden in Ideenreichtum, in Kreativität und Innovation Ihrer Arbeiten, die sich miteinander vernetzen und zu einer flexiblen Skulptur verweben.
Michael Weisser (MW): ImkommendenJahr2017werdenSie90 – einGrundzumRückblick, denSiesicherschonfrühereinmalvorgenommenhaben. FindenSieeinenrotenFaden, dersichdurchIhrLebenzieht, dereinMuster, eineGestalt, einenBegriffformt, mitdemsichIhrSchaffeninsgesamtbeschreibenlässt?
Prof. Dr. Herbert W. Franke (HWF): Es ist üblich, eine Rückschau auf das eigene Leben mit der Kindheit und der Jugendzeit zu beginnen, und wenn ich mir diese Jahre in die Erinnerung zurückrufe, dann finde ich tatsächlich vieles, was sich später auf meine Einstellungen, meine Entscheidungen und damit auf mein Leben auswirkte.
Dazu gehört auch ein Spiel, das ich mir ausdachte, um mir an einem trüben Ferientag die Zeit zu vertreiben. Das Mittel dazu war eine große Garnrolle, die mir zur Verfügung stand – festes Material, ursprünglich für das Grundnetz eines Teppichs bestimmt. Ort des Geschehens war das Wohnzimmer meiner auf dem Land lebenden Großeltern im österreichischen Waldviertel. Dort band ich das Ende der Schnur an irgendeinem sich gerade bietenden Vorsprung an ein Möbelstück, zog die Rolle an eine Stelle an der gegenüberliegenden Wand, wo ich die Schnur wieder befestigen konnte, und suchte eine Gelegenheit, sie weiterzuführen und erneut einzuhängen. Das setzte ich fort, bis die Rolle aufgebraucht und das ganze Zimmer kreuz und quer verspannt war.
Das Ergebnis war faszinierend, der Raum hatte sich verwandelt, war ein Labyrinth geworden, durch das man sich nur unter Schwierigkeiten, teils tief gebückt, teils über Schnüre steigend, durch das Zimmer bewegen konnte. Man konnte sich verirren, in den Schnüren hängen bleiben, in eine Sackgasse geraten. Man konnte es nicht nur sehen, sondern auch spüren und erleben. Heute würde man das Ergebnis vermutlich als Installation bezeichnen. Merkwürdigerweise fällt mir der verspannte Raum oft ein, wenn ich an meine Kindheit denke. Dabei hatte ich Spielzeug genug und Weihnachtsgeschenke im Überfluss.
MW: Dieses Bild beschreibt den Drang, eine eigene Welt zu kreieren, eigene Regeln für die Bewegung im Raum zu schaffen, es anders als “normal” zu machen. Dahinter steht die Neugier zu experimentieren! Hatten Ihre Eltern zur Zeit Ihrer Jugend in den 1930er Jahren denn nicht klare Erwartungen, wie Ihr Sohn mit Spielzeug umzugehen hatte, nämlich es gemäß der Anweisungen zu gebrauchen?