Wie aus dem Ei gepellt ... Band 8 - Martina Meier - E-Book

Wie aus dem Ei gepellt ... Band 8 E-Book

Martina Meier

0,0
9,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Wie schön es ist, wenn man gute Freunde hat, muss der Osterhase in diesem Jahr gleich mehrfach erfahren. Mal ist er an Corona erkrankt, mal hat er einfach keine Lust mehr auf seinen Job, dann wieder hat er sich die Pfote verstaucht. Doch niemand möchte, dass die wunderschöne Osterzeit ausfällt, und so packen alle mit an, den Kindern eine Freude zu bereiten. Und sie lassen sich nicht mal von schlechtem Wetter abhalten ... Es regnet schon den ganzen Tag, was nicht jeder gerne mag. Heute ärgert sich Herr Meyer, wegen der bunten Ostereier. Schön bemalt hat er sie jetzt, weil der Osterhase Hilfe schätzt. „Werden wohl die Farben halten?“ Fragen möchte er den Alten. (Katja Lippert)

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



o

Wie aus dem Ei gepellt ...

Erzählungen, Märchen und Gedichte zur Osterzeit

Band 8

Martina Meier (Hrsg.)

o

Impressum

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuchen Sie uns im Internet - www.papierfresserchen.de

Herausgegeben von CAT creativ in Zusammenarbeit mit

© 2022 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

Mühlstr. 10, 88085 Langenargen

Alle Rechte vorbehalten. Taschenbuchauflage erschienen 2022.

Lektorat: CAT creativ - www.cat-creativ.at

Coverillustration mit einem Bild von © sidliks - Adobe Stock lizenziert

ISBN: 978-3-99051-073-5 - Taschenbuch

ISBN: 978-3-99051-074-2 - E-Book

*

Inhalt

Anna und der Schlüssel

Wo wohnt wohl der Osterhase?

Unter falschem Verdacht

Im Land der Osterhasen

Jeder braucht einen Freund - selbst der Osterhase

Der Osterhase fährt in den Urlaub

Ostern allein

Circle of Life

Unser Has’

Aus der Hasen-Malwerkstatt

Der Osterhase

In der Osterhasenwerkstatt

Klimawandel

O du fröhliche Osterzeit

Der Trick

Die sieben Zwerge und das Osterfest

Knappe Kiste

Leben eines Sprosses

Weiße Ostern

Osterhasi und Reineke Fuchs

Papamam

Hasilein ist dann mal weg ...

Ein verflixtes Alter

Eine kleine Ostergeschichte

Finns Geheimnis

Der Osterhas’

Der liebe Herr Gott, das Christkind und das Osterfest

Lana Langnase

Vielleicht doch kein Märchen

Das Loch im Zaun

Betagter Osterhase lässt sich nicht unterkriegen

Die Superhühner

Wie die Böse Hexe fast das Osterfest zerstört hätte

Der Austauschschüler

Cathy und der Mann im Hasenkostüm

Chaos im Osterland

Die Osterhühner

Pipsi, das kleine Osterhäschen

Erbse Erik und Osterbräuche

Der Osterknaller

Die Ponys kommen aus dem Ei

Fauler Hase Borys oder war er doch nicht faul?

Der Hasen-Wettbewerb

Bonnie und die Osterhasenschule

Kunterbunte Ostereier

Ein Brief vom Osterhasen

Ostern auf dem Bauernhof

Wie die Hühner Ostern retteten

Schon wieder Ostern

Einmal Osterhase sein

Osterhasenstress

Belzi, der Hase mit den überlangen Ohren

Sonnenschön

Die Magie des Glaubens

Osterhase oder Ostergans

(K)ein Osterfest

Osterhasen? Ja oder nein?

Wie die Waldtiere Ostern feiern

Macht Corona Ostern kaputt?

Wie Ostern zu den Hasen kam

Als der Osterhase das Christkind traf

Ostern fällt aus

Der Osterfrosch

O-Stern

*

Anna und der Schlüssel

In einer friedvollen kleinen Siedlung auf dem Land steckte das Leben voller Überraschungen. Die kleine Anna spielte unbekümmert auf der Straße, als sie plötzlich einen Schlüssel zwischen den Pflastersteinen entdeckte. Er sah alt aus, so einen hatte sie noch nie gesehen. „Was man damit wohl öffnen kann?!“, dachte sie laut. Spontan fiel Anna keine Antwort darauf ein, daher steckte sie den Schlüssel zunächst in die Tasche und spielte für den Rest des Tages draußen in der Frühlingssonne.

Beim Abendessen fragte sie ihre Eltern, wozu der ungewöhnlich geformte Schlüssel passen könnte. Doch auch sie hatten keine Idee.

Abends vor dem Schlafengehen hielt Anna den geheimnisvollen Schlüssel lange in der Hand. So viel sie fantasierte, so stark sie grübelte, ihr wollte nicht einfallen, was sie damit öffnen konnte. Aber sie spürte, dass an dem Schlüssel etwas dran war. Etwas Magisches! Sie legte ihn auf den Nachttisch neben sich. Unter dem Licht der Nachttischlampe schimmerte er kurz auf. Erschlagen von den Ereignissen des Tages überkam Anna alsbald der Schlaf.

Plötzlich befand sich Anna in einem wundersamen Wald. Glänzender Pulverschnee lag auf Bäumen und auf dem Waldboden. Anna war gerne im Wald, doch dieser war anders. Alles glitzerte und schimmerte. Sie konnte kaum etwas erkennen, so grell war alles um sie herum. Gleichzeitig war es eisig kalt. Sie konnte ihren Atem sehen und ihre Nasenspitze fühlen. Wie von Zauberhand war sie augenblicklich in dicke Winterkleidung eingemummelt.

Noch ehe sie aufhören konnte, sich zu wundern, sprach jemand zu ihr: „Hallo Anna!“

Sie schaute hinter sich, aber es war niemand da.

„Sieh mal in den Beutel an deiner Seite.“ Als sie in den Beutel griff, ertastete sie den ungewöhnlich geformten Schlüssel.

„Ich bin froh, dass du mich gefunden hast. Gleichwohl wäre ich dir sehr dankbar, wenn du mir bei meiner Suche helfen könntest. Denn ich muss das Schloss finden, welches ich zu öffnen vermag. Erst dann wird mein Geheimnis gelüftet und ein kleines Wunder geschehen. Was wir suchen, befindet sich in einer fernen Stadt in südlicher Richtung!“

Anna hatte nichts dagegen, dem sprechenden Schlüssel zu helfen. Jedoch wusste sie nicht, in welcher Richtung Süden lag. Im nächsten Augenblick drehte eine unsichtbare Kraft Anna drei Mal im Kreis. Im glitzernden Pulverschnee formten sich Fußspuren, die kurz aufschimmerten.

„Los geht’s, das ist unser Weg!“, hörte Anna die Stimme des sprechenden Schlüssels in ihrem Kopf.

Die beiden begaben sich auf die abenteuerliche Reise ins Unbekannte. Während Anna den Fußspuren folgte, erzählte der sprechende Schlüssel von einem kleinen Mädchen aus einem Wüstenstaat im Süden. Es sollte für dieses Abenteuer von großer Bedeutung sein.

Es war einmal …

… ein Kameltreiber aus einem heißen Wüstenstaat. Er hatte eine kleine Tochter namens Aisha. Von seinen Geschäftsreisen brachte er ein Geschenk für sie mit. Es war eine verzierte Kiste, die nicht größer war als die beiden Handflächen des kleinen Mädchens. An der Kiste befand sich ein Schloss. Doch der passende Schlüssel fehlte. Dessen ungeachtet spielte Aisha sehr gerne mit der geheimnisvollen Kiste. Jeden Abend vor dem Schlafengehen stellte sie sich vor, was wohl in der kleinen Kiste sein könnte. Trotz ihrer blühenden Fantasie wollte ihr nichts einfallen.

Eines Tages wurde der Wüstenstaat vom Nachbarstaat überfallen und die Familie des Kameltreibers musste fliehen. Viel konnten sie nicht mitnehmen. Nur so viel, wie drei Kamele an Mensch und Gepäck tragen konnten. Die geheimnisvolle Kiste kam mit auf die beschwerliche Reise.

Es gab nur wenige Wasserquellen und fast nichts zu essen. Wo sie nur konnten, tauschten die Eltern Dinge aus dem Gepäck gegen Essen ein. Aus der Wüste wurde Wiese. Schon bald verwandelte sich die Graslandschaft in bewaldete Hügel.

Je weiter die Familie Richtung Norden kam, desto kälter wurde das Wetter. Der Kameltreiber war gezwungen, die Kamele gegen Pferde und Kleidung zu tauschen. Zum ersten Mal sah Aisha Schnee. Sie zog viele Schichten ihrer Kleidung übereinander und dennoch fror sie fürchterlich. Vor Hunger und Kälte konnte sie sich kaum aufrecht halten.

Zu allem Elend wurde die Familie überfallen. Die gierigen Räuber nahmen alles mit. Nur was die Familie am Leib hatte, war ihnen geblieben. Aisha konnte die geheimnisvolle Kiste unter den zahlreichen Schichten ihrer Kleidung vor den Räubern retten.

Die Reise wurde immer beschwerlicher. Nachts war es ganz schlimm. Durch die Kälte geschwächt, wurde die Mutter sehr krank. Sie hustete stark und kam kaum vom Fleck. Aisha wollte der Mutter einen Teil ihrer Kleidung geben, doch diese lehnte es ab. Auch der Kameltreiber konnte nichts weiter tun, als seine Frau halb tragend auf den Beinen zu halten.

Langsam setzte der Frühling ein und mit ihm ließ sich die Sonne immer öfter blicken. Wo der Schnee getaut war, kam frisches Gras zum Vorschein. An den Bäumen bildeten sich Knospen. Doch für die schöne Natur hatte die Familie kein Auge. Mit letzten Kräften erreichten sie eine Stadt.

Vor den Toren der Stadt tummelten sich Bettler. Ein hinkender Mann streckte seine Hände in Richtung der Ankömmlinge und fing an, herzzerreißend zu flehen: „Bitte erbarmet euch um eine kleine Spende!“

Aisha verstand kein Wort. Doch sah sie, dass der Mann in großer Not war. Die Eltern hatten nichts mehr zu geben. Aisha schaute kurz zu ihnen, dann holte sie die verzierte Kiste hervor und überreichte diese mit beiden Händen dem Bettler.

„Liebes Mädchen, ich bin dir auf Ewig dankbar. Du wirst es nicht bereuen, mir geholfen zu haben.“

Sie empfing die warmherzigen Worte, auch wenn sie sie nicht verstand. Über den Verlust der verzierten Kiste war Aisha nicht allzu traurig. Denn sie hatte ein gutes Gefühl, einem Menschen in Not geholfen zu haben.

Hoffnungsvoll passierten die Fremden das Stadttor. Auf den steinbepflasterten Straßen herrschte geschäftiges Treiben. Was die Fremden nicht wussten – die Menschen bereiteten sich auf das Osterfest vor. Die Familie lief stadteinwärts. Sie kamen an Häusern vorbei, wie es sie in ihrer Heimat nicht gab. Aus dem Turm eines großen Hauses ertönte ein ohrenbetäubender Lärm. Aisha musste sich im Vorbeigehen die Ohren zuhalten. Der Klang der Kirchenglocken kündigte die Osterfeierlichkeiten an.

Auf dem Marktplatz angekommen, machte Aisha große Augen vor Erstaunen. Alles war verziert und geschmückt. Bunt bemalte Hühnereier, wohin sie sich nur drehte. Es duftete herrlich nach frischem Gebäck und nach Blumen. Die Familie kam halb um vor Hunger. Ihre Mägen knurrten so laut, dass die Stadtbewohner glaubten, ein Tier würde sich nähern. Aishas Blick blieb an einem Stand mit Osterschmuck hängen.

Just in diesem Moment betraten Anna und der sprechende Schlüssel den Markt. Auch ihr Magen grummelte lautstark vor Hunger. Am Stand frisch gebackener Rosinenkränze brach eine freundlich lächelnde Oma ein Stück Ostergebäck ab und reichte es Anna über den Standtisch, wofür sich die Ausgehungerte höflich bedankte.

Noch bevor Anna abbeißen konnte, meldete sich der sprechende Schlüssel zu Wort: „Siehst du das dunkelhäutige Mädchen da drüben? Mein Gefühl sagt mir, sie kennt das Geheimnis des Schlosses, zu dem ich gehöre.“

Leicht aufgeregt schritt Anna in Richtung der dunkelhäutigen Familie. Sie brach das Ostergebäck in zwei Teile. Das größere Stück reichte sie dem unbekannten Mädchen. Dieses nickte dankend, brach sich ein kleines Stück ab und gab den Rest seinen Eltern. Hungererfüllt bissen alle in das wohlduftende, noch warme Gebäck.

Einige Minuten verbrachten die vier Neuankömmlinge einfach nur kauend. Noch das halbe Stück Gebäck in der Hand wagte Anna den nächsten Schritt. Sie hielt die Hand zum Gruß hoch: „Hallo, ich bin Anna!“, sagte sie freundlich.

Das dunkelhäutige Mädchen erwiderte lächelnd die Geste: „Salam Alaikum, Aisha!“

Die erste Hürde war genommen. Anna fand das lächelnde Mädchen gleich sympathisch.

Doch was nun? Sie konnte das fremde Mädchen nicht einfach fragen. Was sollte sie überhaupt fragen? Nach kurzem Überlegen holte Anna den Schlüssel hervor. Sie hielt ihn in der Hoffnung hoch, das fremde Mädchen würde etwas damit anfangen können.

Als Aisha den ungewöhnlich geformten Schlüssel sah, ahnte sie, wo er passen könnte. Sie griff das blonde Mädchen am Ärmel und zerrte es durch die vollen Stadtgassen bis zum Stadttor. Die Eltern konnten durch das Getümmel kaum folgen. Aisha erzählte aufgeregt von der Kiste. Das blonde Mädchen verstand nicht, es war damit beschäftigt, den Schlüssel festzuhalten. Als sie aus dem Stadttor raus waren, zeigte Aisha auf einen zerlumpten Bettler. Es war der arme Mann, dem sie zuvor die geheimnisvolle Kiste übergeben hatte. Wie alle anderen Bettler auch flehte der alte Mann um eine milde Gabe. Er hatte für einen Moment die Augen geschlossen und konnte nicht sehen, was vor ihm passierte. Anna legte ihr Stück Ostergebäck in die Hände des Bettlers.

Überrascht öffnete dieser seine Augen. „Wie kann ich dir nur danken?“, fragte der Bettler mit tiefer Herzlichkeit in der Stimme.

Anna hob die Hand mit dem geheimnisvollen Schlüssel hoch. Der Bettler verstand sofort. Er holte die verzierte Kiste heraus und drehte das Schloss in Annas Richtung. Alle waren gespannt.

Würde der Schlüssel passen?

Der Schlüssel schimmerte kurz auf. Er schwebte wundersam aus Annas Hand und verschwand bis zum Bauch im Kistenschloss. Als er sich gegen den Uhrzeigersinn zu drehen begann, sprühten grelle Funken in alle Richtungen. Der Deckel sprang auf.

Ein helles Licht erstrahlte aus der Kiste. Es blendete so stark, dass Anna kurz wegsehen musste. Als sie wieder hinschaute, hatte sich der Bettler in einen goldglänzenden Engel verwandelt. Auch andere Bettler verwandelten sich in wohlgekleidete, fröhliche Menschen.

Der Engel sprach in einer Sprache, die nun alle verstehen konnten: „Hallo, Neuankömmlinge! Willkommen in der Osterstadt, wo jeder sein Glück findet. Besonders an Ostern glauben die Menschen an Wunder. Ihr habt große Hürden genommen, um hierherzukommen. Das Schicksal hat euch zusammengeführt. Gemeinsam habt ihr ein Osterwunder vollbracht. Für eure selbstlosen Taten sollt ihr belohnt werden. Ihr habt zusammen drei Wünsche frei!“

Überwältigt versuchten die Fremden, ihre Gedanken zu ordnen. Aishas Mutter musste niesen, woraufhin Aisha ihr Gesundheit wünschte. Der Wunsch ging sofort in Erfüllung.

Der Kameltreiber, glücklich seine Frau heil zu sehen, wünschte sich Frieden in seinem Heimatland. Der Osterengel nickte zustimmend. Anna wünschte in Gedanken dem sprechenden Schlüssel alles Gute, bevor ihr Wunsch unausgesprochen in Erfüllung ging.

Wohlbehütet wachte sie in ihrem Bett auf, wo ihre Mutter sie liebevoll mit einem Kuss weckte. Es war Ostersonntag und die Frühlingssonne strahlte heiter durch das Fenster. Alles schien wie immer, nur der Schlüssel war nicht mehr auf dem Nachttisch, wo Anna ihn am Tag zuvor hingelegt hatte.

Andreas Kraft aka El-o-qu!nte, Jahrgang 1980

*

Wo wohnt wohl der Osterhase?

Es regnet schon den ganzen Tag,

was nicht jeder gerne mag.

Heute ärgert sich Herr Meyer,

wegen der bunten Ostereier.

Schön bemalt hat er sie jetzt,

weil der Osterhase Hilfe schätzt.

„Werden wohl die Farben halten?“

Fragen möchte er den Alten.

Doch wo den Osterhasen finden …

Wenn seine Spuren stets verschwinden?

Herr Meyer schaut erneut zum Fenster –

immer noch dicke Regentropfengespenster.

Die Oma hat ihm mal verraten,

den Hasen gibt’s als Osterbraten.

Aber der Gedanke ist verrückt,

da der Hase doch die Eier schmückt.

Der Onkel meinte mal vor Jahren,

er wäre an der Hasenhöhle vorbeigefahren.

Nur weiß doch heute jedes Kind,

dass Kaninchen in Höhlen zu finden sind.

Nun überlegt Herr Meyer weiter:

„Es wäre wohl um einiges gescheiter,

das Internet mal zu befragen.

Das kann doch immer alles sagen!“

„Wo wohnt der Osterhase?“, fragt er schnell

und fühlt sich dabei ziemlich hell.

Herr Meyer hofft auf Antwort – kurz und knapp.

Da stürzt sein Computer plötzlich ab.

Verärgert schaut er in den Himmel,

weiter wirres Regentropfengewimmel.

Was macht er nur mit den farbigen Eiern?

Kann er Ostern doch noch feiern?

Fein sauber legt er sie auf den Tisch.

Macht sich vorm Schlafen noch etwas frisch.

Hofft, dass der Regen bald verschwindet

oder sich doch noch eine Antwort findet.

Ostersonntagmorgen – so ein Schreck!

Die Eier vom Tisch – alle weg!

Herr Meyer stolpert hinaus in den Regen.

Lächelt zufrieden: „So ein Segen!“

Ein rotes Ei im Vogelhaus.

Ein lila Ei schaut aus dem Briefkasten raus.

Das schwarze, mit den gelben Flecken,

ließ sich im Übertopf verstecken.

So ein schlauer Kerl – dieser Hase.

Herr Meyer fasst sich an die Nase.

Der Osterhase hat über den Regen nur gelacht.

Da hat das Suchen doch noch Spaß gemacht.

Katja Lippert,geboren 1982, Schwarzenberg, vier Kinder, in weiteren Anthologien veröffentlicht & eigene, zweisprachige Kinderbücher z. B.: „Liese, Lotte und der Weg in die Welt.“ (Papierfresserchens MTM-Verlag)

*

Unter falschem Verdacht

„Endlich Osterferien!“, freuten sich Lisa und Martin, als sie am letzten Schultag vor den Ferien nach Hause kamen. „Nun haben wir Zeit zum Spielen, Basteln und Malen für Ostern.“

Sie machten sich gleich an die Arbeit. Am Ostersamstag überraschten sie ihre Eltern frühmorgens mit ein paar von ihren hübsch bemalten Ostereiern und zwei großen bunten Osterhasen, die sie aus Holz geschnitzt hatten.

„Das habt ihr ganz toll gemacht!“, bewunderte Mutter ihre Werke, die sie im Wohnzimmer dekorativ vor eine Bodenvase mit Forsythienzweigen stellte.

Anerkennend fügte Vater hinzu: „Gut gemacht, alles schön wie aus dem Ei gepellt!“

„Da gibt’s was zu gucken“, dachte sich Flicka, die kleine Spaniel-Hündin, das wollte sie sich nicht entgehen lassen. Schwanzwedelnd lief sie herbei, um die Osterdekoration neugierig zu beschnuppern. „Das ist nichts für dich, ab in dein Körbchen!“, befahl Lisa.

„Na, gut“, dachte Flicka, „wenn ich hier unerwünscht bin, müsst ihr ohne mich auskommen“, und schlich raus auf die Terrasse, wo sie es sich in der warmen Frühlingssonne bequem machte.

Inzwischen waren Herrchen und Frauchen mit beiden Kindern zum Supermarkt gefahren, um die letzten Einkäufe für Ostern zu machen. Als sie nach einer Stunde zurückkamen, war Flicka gleich zur Stelle. Freudig bellend begrüße sie ihre Familie und begann, aufgeregt an den Einkaufstaschen zu schnuppern.

„Deine feine Nase hat gewiss schon den Lammbraten gerochen“, meinte Mutter lächelnd. „Davon wirst du auch ein kleines Stück abbekommen, wenn du brav bist.“

Nach dem Auspacken der Einkäufe begann Mutter in der Küche mit den Vorbereitungen fürs Osteressen. Wie freute sie sich, dass Lisa und Martin ihr mit großem Eifer zur Hand gingen!

Die beiden hatten gemeinsam einen leckeren Kuchen gebacken, den sie nun mit Schokohäschen und reichlich Schlagsahne verzierten.

In dem Moment, als Mutter den vorbereiteten Lammbraten vom Küchentisch nehmen und in den heißen Ofen schieben wollte, klingelte jemand an der Haustür. Es war der Postbote, der Ostergrüße und Briefe von Freunden und ein Päckchen von Lisas Patentante brachte. Die Kinder hätten zu gerne die Osterpost sofort geöffnet, doch Mutter legte sie für später ins Wohnzimmer.

Dort saß Vater beim Zeitungslesen in einem Sessel und fragte erschrocken: „Was ist in der Küche los? Hört ihr nicht, welch ein wildes Gekläff Flicka dort macht?“

„Was soll los sein? Vielleicht passt es ihr nicht, dass wir sie allein gelassen haben“, meinte Mutter und ging zusammen mit Martin und Lisa zurück in die Küche.

Zu ihrem größten Erstaunen sahen sie ihre Hündin dort aufrecht auf den Hinterbeinen vor dem Küchentisch stehen, an dessen Rand sie heftig mit den Vorderpfoten kratzend den Lammbraten anzubellen schien.

„Wie merkwürdig! Was soll ihre Aufregung?“, überlegte Mutter noch, als Martin aufgebracht schrie: „Seht mal, was Flicka angestellt hat, während wir kurz fort waren!“

„Du Lümmel!“, schimpfte Lisa gleich los. „Wie konntest du es nur wagen, dich frech über unseren Osterbraten herzumachen! Pfui, schäm dich!“

„Na so etwas! Der Braten ist tatsächlich an einer Stelle angebissen worden!“, stellte Mutter kopfschüttelnd fest. „So etwas hat Flicka zuvor noch nie getan.“

„Es ist schlimmer, als wir denken!“, rief Martin empört. „Sie hat auch die Sahne vom Osterkuchen geschleckt!“

„Das ist ja eine schöne Bescherung!“, meldete sich Vater zu Wort, der zu den anderen in die Küche geeilt war.

„Ein merkwürdiges Verhalten ist das!“, sagte Mutter. „Flicka hat sich noch nie zuvor etwas vom Tisch geholt.“

Unter Mutters strengem Blick wollte Flicka sich beleidigt in ihr Körbchen verkriechen, lief dann aber knurrend und mit gesträubtem Nackenhaar zum Fenster, das einen Spalt geöffnet war. Mutter wunderte sich, als Flicka auf die innere Fensterbank springen wollte, die jedoch viel zu schmal für einen Hund war, um sich darauf zu setzen.

„Was soll das bloß bedeuten? Was ist mit Flicka los?“, rätselten Eltern und Kinder.

„Vielleicht will sie durchs offene Fenster flüchten aus Angst vor einer Bestrafung“, überlegte Vater.

„Kommt und schaut“, rief Lisa plötzlich, „wer dort draußen vorm Fenster auf dem Sims sitzt! Welch große Überraschung!“

„Das ist ja Minka“, staunte Martin, „die dicke Katze von nebenan.“

„Seht mal, sie hat ein weißes Bärtchen!“, stellte Lisa fest. „Sie leckt sich noch mit der Zunge die Sahnereste von Maul und Pfötchen! Wie frech sie uns anguckt und faucht! Na warte, dir werden wir Beine machen!“

„Ja, Minka war es!“, riefen die Kinder wie aus einem Munde. „Sie hat von draußen den Braten gerochen und sich heimlich durchs angelehnte Fenster hereingeschlichen. Sie war es und nicht unsere Flicka, die den Braten angeknabbert und vom Sahnekuchen genascht hat! Unsere liebe Flicka ist unschuldig!“

„Richtig!“, sagte Vater. „Ich hatte es mir fast gedacht, wir haben sie voreilig falsch verdächtigt!“

„Das hätten wir nicht tun sollen!“, bedauerte Mutter ihren Fehler und nahm die verängstigte Flicke liebevoll in ihre Arme. „Du gute, wachsame Flicka“, sprach Mutter tröstend, „du hast die dreiste Räuberin auf frischer Tat ertappt und vertrieben. Du hast uns durch dein lautes Bellen warnen wollen und wir haben dich nicht verstanden. Wie dumm wir waren!“

„Du hast unseren Osterbraten und den leckeren Kuchen vor der Katze gerettet. Gut, dass du uns geholfen hast, liebe Flicka!“, jubelten die Kinder.

Erst als Mutter das Fenster weit aufmachte und in die Hände klatschte, sprang die freche Minka von der niedrigen Außenfensterbank hinunter in den Garten und rannte fort, so schnell sie nur konnte. „Wie hatten wir dich nur verdächtigen können!“, sagte Mutter noch einmal und streichelte Flicka liebevoll das Fell. „Zur Belohnung für deine Wachsamkeit bekommst du jetzt ein leckeres Stück Wurst und morgen auch ein Stück vom Lammbraten. Das hast du verdient!“

Flicka fraß genüsslich die Wurst, hüpfte vor Freude und war wieder versöhnt. „Brave Hündin!“, lobte Vater sie. „Du hast gut aufgepasst und die Katze verjagt.“

„Wau!“, machte Flicka und war ganz stolz auf sich.

Als die Großeltern am Ostersonntag zu Besuch kamen, waren die diebische Nachbarskatze und Flickas Wachsamkeit das Hauptgesprächsthema. Wie gut tat es Flicka, als sie von allen gelobt und gestreichelt wurde! Natürlich bekam sie mittags das versprochene Stück vom Lammbraten. Die Kinder schenkten ihr obendrein einen schönen dicken Knochen zum Nagen. Den versteckte Flicka vorsichtshalber sofort in ihrem Körbchen, bereit, ihren Leckerbissen vor Minka und vor allen Katzen der Welt zu verteidigen.

Renate Buddensiek: geboren in Essen, Abitur in Hattingen/Ruhr, Philologie-Studium in Göttingen (Anglistik, Romanistik), Übersetzer- Abschluss IHK Bonn, lebte acht Jahre lang in Wales, Großbritannien, gab Deutsch-Unterricht für Ausländer, lebt heute in Ratingen, schreibt Lyrik und Kurzprosa, auch für Kinder. Mitglied in verschiedenen Literaturkreisen, Veröffentlichungen in Anthologien, Zeitungen und Literaturzeitschriften. Eigene Veröffentlichungen: „Das fröhliche Zahlenbuch“, „Was ist los im ABC“, „Im Blickwinkel“, „Der kleine Elefant u. a. Gedichte für Kinder“. Lesungen in Städten im Ruhrgebiet und im Lokalradio Neandertal. Literaturpreise: FDB (Freundeskreis Düsseldorfer Buch) 2016 und A. Leitner „Das Gedicht Lyrikstier“ Publikums-Preis 2018.

*

Im Land der Osterhasen

An diesem schönen Ostersonntag saß Familie Flickenschild am gedeckten Frühstückstisch, den Tinas Mama liebevoll angerichtet hatte. Es versprach, ein sonniger Tag zu werden. „Wisst ihr was?“, rief Tina plötzlich aus dem Nichts.

„Nein, Mäuschen, das wirst du uns aber gleich verraten!“, gab Mama zum Besten und fing zu schmunzeln an.

„Meinst du wirklich?“, scherzte Tina im gleichen Atemzug.

„Klar doch!“, meldete sich auch Papa Flickenschild zu Wort. „Du kannst es doch kaum erwarten, uns davon zu erzählen, Schatz!“, betonte Papa weiter und sah Tina freudestrahlend an.

„Heute Nacht gab es Geräusche in unserem Garten!“, platzte es aus Tina heraus.

Mama und Papa sahen sich geheimnisvoll an. Tina entging das keineswegs und sie fragte: „Habt ihr sie vielleicht auch gehört?“

Papa Flickenschild räusperte sich, er hob seine linke Augenbraue hoch und meinte: „Aber Kind, vielleicht war es der Osterhase!“

Wütend stampfte das Mädchen auf den Boden: „Glaubt ihr tatsächlich noch an den Osterhasen!“, schrie Tina zornig. Sie konnte nicht glauben, dass Mama und Papa ihr das wirklich weismachen wollten.

„Klar doch, es gibt ihn!“, ertönte Mamas Stimme laut und sie strich sich währenddessen eine Haarsträhne aus der Stirn. „Er wohnt im Land der Osterhasen und will dich in dieser schönen Zeit glücklich sehen. Wie du weißt, besucht er uns einmal im Jahr und bringt wunderschöne bunte Ostereier mit, die er für dich liebevoll angemalt hat.“

Tina stockte der Atem. Vom Land der Osterhasen hatte sie noch nichts gehört. „Wo ist dieses Land, Mama? Können wir es eventuell mal besuchen?“

„Nein, Mäuschen, das geht leider nicht. Dieses Land ist an einem geheimen Ort. Nur der Osterhase weiß, wo er ist, und das ist gut so“, flüsterte Mama leise. Tinas Traurigkeit merkte Mama sofort und sie schloss sie gleich liebevoll in die Arme. „Schatz, du musst nicht traurig sein, der Osterhase mag nicht, wenn du weinst. Er sieht alles und wäre traurig, wenn du an diesem Ostersonntag keine Freude hättest. Möchtest du das, mein liebes Kind?“

„Bestimmt nicht, ich liebe Ostern mit all seinen bunten Überraschungen und Erlebnissen und möchte den Osterhasen wirklich nicht enttäuschen!“

„Das glaube ich dir sofort, mein Schatz!“, trällerte Mama Flickenschild und wuselte Tina liebevoll durch die hellblonden Haare.

„Wie wäre es, wenn wir nach dem Frühstück in den Garten gehen, um die bunten Eier zu suchen?“, meldete sich Papa Flickenschild wieder zu Wort. Tina schaute ihren Vater überrascht an und fand die Idee keineswegs schlecht. „Oh ja, das wäre wunderbar. Am besten sofort, ich kann es kaum abwarten!“

Papa Flickenschild lachte laut, sodass Mama und Tina irritiert in die Runde schauten. „Papa, warum fängst du zu lachen an, habe ich was Falsches gesagt?“

„Keineswegs, Mäuschen, ich dachte nur an meine Kindheit zurück. Ich habe auch zuerst nicht an den Osterhasen geglaubt, er aber hat mich eines Besseren belehrt, ab da wusste ich, dass es ihn wirklich gibt.“ Natürlich wusste Papa Flickenschild, dass er etwas geschummelt hatte. Tina aber kullerte mit den Augen, aufmerksam hörte sie zu, was ihr Papa zu berichten hatte. „Wer weiß, Tina, vielleicht wirst du ihn heute auch sehen! Schaue aufmerksam in jede kleinste Ecke, wenn du gleich die bunten Eier im Garten suchst, versprichst du es mir?“

Das Mädchen räusperte sich und sagte im gleichen Atemzug: „Na klar, und wenn ich ihn sehen sollte, bedanke ich mich herzlichst für die bunt gefärbten Ostereier, denn darauf freue ich mich am meisten!“ Mama, Papa und Tina fingen zu lachen an, nun konnte der Ostersonntag für die kleine Familie so richtig beginnen.

Wenig später stürmte Tina in den Garten hinaus, in der Hoffnung den Osterhasen mit all seinen Überraschungen anzutreffen.

Kristina Plenterlebt in der schönen Stadt Gronau. Sie schreibt leidenschaftliche Kurzgeschichten für Kinder und Gedichte.

*

Jeder braucht einen Freund - selbst der Osterhase

Ein kleines braunes Tierchen huschte hinter den nächsten Busch. Niemand schien es gesehen zu haben. Niemand schien den kleinen Korb mit den bunten Eiern auf seinem Rücken bemerkt zu haben. Es war flink wie der Osterhase, doch es war kein Hase, sondern ein kleiner Mäusejunge mit langen Ohren. Finnick war sein Name und er war der beste Freund des Osterhasen. Finnick war gerade dabei, die ersten Eier für Ostern zu verstecken, denn der Osterhase war krank. Keiner wusste genau, was er hatte, doch es wurde mit jedem Tag schlimmer. Doch Finnick liebte seine Aufgabe, denn er liebte die fröhlichen Gesichter der Kinder, wenn sie die Ostereier fanden.

Es war bereits später Nachmittag, als Finnick eine Verschnaufpause einlegte. Er versteckte sich hinter einer Bank und beobachtete die Leute, die an ihm vorbeikamen. Sie alle waren zu beschäftigt, um ihn zu sehen. Plötzlich hörte er einen schrillen Schrei. Ein kleines Mädchen hatte ihn entdeckt und zeigte erschrocken auf ihn. Seine Mutter schaute suchend umher. Finnick wusste, was sie suchte … ihn. Doch sie konnte ihn nicht sehen, nein, nur Kinder konnten das.

Er sprang auf die Bank, grinste das kleine Mädchen an und verbeugte sich vor ihm. Es starrte ihn bloß mit weit aufgerissenen Augen an und streckte gerade seine kleinen Finger nach ihm aus, als er auf den Boden sprang und unter seinen Beinen hindurchflitzte und verschwand.

Er rannte aber nicht ohne Grund weg. Nein, denn er bildete sich ein, den Osterhasen gesehen zu haben. Gerade kam er an einem Busch vorbei, als er jemanden in dem Busch schnaufen hörte. Finnick spähte vorsichtig hinein – und tatsächlich, darin lag der Osterhase und hatte seine Augen geschlossen. Er wirkte erschöpft. Finnick stupste ihn vorsichtig an. Der Osterhase blinzelte, bevor er etwas mürrisch grummelte.

„Ich hab dir doch gesagt, dass du im Bau bleiben sollst. Ich schaff das Verteilen der Eier schon alleine“, gab Finnick besorgt von sich. Er wollte seinem Freund helfen, doch wusste nicht, wie.

Vorsichtig half Finnick dem Hasen auf die Beine. Gemeinsam machten sie sich auf dem Weg zurück zu ihrem Bau. Auf dem Weg dorthin passierten sie einen kleinen Teich. Auf dem glitzernden Wasser schwammen kleine Entenküken vergnügt umher. Sie wirkten heiter. Diese Heiterkeit schien den Osterhasen anzustecken, denn er ging gleich ein Stück aufrechter. Das schien auch Finnick zu bemerken, denn nun lenkte er ihn bewusst zu lebhaften Orten.

Als Erstes kamen sie zu einer Blumenwiese, die wunderbar duftete. Einige Bienen flogen summend an ihnen vorbei. Es schien, als summten sie ein Lied. Weiter ging es zu einem großen Wald. Leise durchquerten sie ihn und hatten Glück – sie sahen zwei Rehe friedlich Futter suchen.

Finnick schielte zum Osterhasen hinüber. Dessen Augen begannen, zu strahlen, und er musste sich kaum mehr bei Finnick abstützen. Einen Ort wusste Finnick noch, der seinem Freund helfen konnte. Er schnappte sich sein rotes Halstuch, das er immer trug, und verband damit die Augen des Hasen. Danach führte er den blinden Hasen zum letzten Ort.

Dort angekommen, löste Finnick das Tuch und der Hase stand wie erstarrt da. Plötzlich lächelte er. Er lächelte aus tiefstem Herzen. Sie befanden sich auf einem Spielplatz mit vielen Kindern. Diese suchten gerade die Ostereier, die Finnick zuvor versteckt hatte, und sie wirkten überglücklich. Jedes Mal, wenn ein Kind ein Ei fand und damit freudig zu seinen Eltern rannte, lächelte der Osterhase ein wenig mehr. Er war eben der Osterhase und das Schönste, das ihm passieren konnte, war, wenn sich die Kinder über seine selbst bemalten Eier freuten. Ihre Freude war auch seine Freude.

Es ging ihm nun wieder besser. Die lange Pause seit dem letzten Osterfest hatte ihm nicht gutgetan. Vor allem, da viele Kinder nicht mehr an ihn glaubten und so die Ostermagie immer weiter verschwand. Doch jetzt war diese Magie zurück und glitt sanft durch die Lüfte.

Langsam ging die Sonne unter, doch der Osterhase und Finnick blieben und schauten den Kindern zu, bis alle nach Hause gegangen sind. Selbst dann blieben sie sitzen und betrachteten den Ostersternenhimmel, der vor sich hin funkelte.

„Das war wieder ein anstrengender, aber gelungener Ostertag“, dachte sich Finnick, bevor er an der Schulter seines Freundes einschlief.

Nina Tautter ist 17 Jahre alt und lebt in Österreich. Ihre Hobbys: Geschichten schreiben, Klavier spielen.

*

Der Osterhase fährt in den Urlaub

Ein vorwitziger Lichtstrahl mogelte sich durch den kleinen Spalt, der zwischen den Vorhängen am Schlafzimmerfenster entstanden war, orientierte sich kurz und fiel dann auf das Bett, das rechts vom Fenster an der Wand stand. Dort blieb er ruhig liegen, aber dann wurde er sehr lebendig, er tanzte regelrecht über die Decke, als sich diese bewegte. Sie beulte sich aus, schlug Wellen und dann erschienen wie von Zauberhand zwei lange Ohren am oberen Rand, denen ein Kopf folgte.

Herr Löffel öffnete die Augen, reckte und streckte sich, um sich dann aufzusetzen. Er hätte gerne noch eine Weile geschlafen, aber die Arbeit rief. Vor Ostern gab es einfach so viel zu tun wie sonst im ganzen Jahr nicht. Er stand auf, lief zum Fenster und zog die beiden Vorhänge auseinander. Das gab es doch nicht – draußen lag Schnee! Die ganze Landschaft – alles war weiß! Nein, das konnte nicht sein, er musste träumen!

Herr Löffel rieb sich die Augen, öffnete sie wieder, aber es hatte sich nichts geändert – er sah immer noch nichts anderes als Schnee. Dabei war es in den letzten beiden Wochen so schön warm gewesen, die Sonne hatte von einem strahlend blauen Himmel geschienen, der Löwenzahn blühte so schön auf der Wiese vor seinem Haus – und jetzt das! Und es fing schon wieder an, zu schneien. Zuerst kleine feine Flocken, die aber schnell größer und dichter wurden. Gefrustet schloss Herr Löffel die Vorhänge, drehte sich um und verließ das Schlafzimmer.

„Ach, Hasi, der Wetterbericht schaut nicht gut aus“, wurde er im Wohnzimmer von seiner Frau empfangen.

„Nenn mich nicht immer Hasi“, grummelte Herr Löffel.

„Aber du bist doch einer, also kann ich dich auch so nennen.“

„Irene“, sagte Herr Löffel mit leiser Stimme, „ich wiederhole mich ungern.“

„Na gut, Hasi ... äh, Bert“, verbesserte sich Frau Löffel gerade noch rechtzeitig und kehrte zum Thema Wetter zurück. „Es soll bis Ostern kalt bleiben und auch immer wieder schneien.“

„Ist mir egal, wir fahren in den Süden, ich habe keinen Bock auf Schnee. Meine alten Knochen brauchen Sonne und Wärme!“

„Aber Bert, das kannst du nicht machen!“ Frau Löffel war entsetzt. „Die Kinder warten doch auf ihre bunten Eier! Du hast Verpflichtungen! Du kannst nicht einfach abhauen, das geht nicht!“

„Und wie das geht! Pack deine Koffer, in einer Stunde fahren wir!“

Herr Löffel ging zurück ins Schlafzimmer, während seine Frau ihm sprachlos hinterherschaute. Wenn ihr Hasi in so einer Stimmung war, war es am besten, man tat, was er sagte. Also ging sie ebenfalls in ihr Zimmer, um zu packen.

Bereits am nächsten Tag hatte es sich bei den Tieren im Wald und den angrenzenden Wiesen herumgesprochen, dass Herr Löffel und seine Frau in den Urlaub gefahren waren. Die Rehe, Füchse, Eichhörnchen und Mäuse, ja selbst die Wildschweine waren entsetzt über das Verhalten des Osterhasen. Lautstark diskutierten sie, wie sie die Katastrophe noch abwenden konnten.

Alle redeten wild durcheinander, bevor einer der Füchse mit lauter Stimme alle aufforderte, ruhig zu sein. „So kommen wir doch nicht weiter. Wir müssen einen Plan entwickeln, die Aufgaben verteilen, sonst wird das nie was.“

„Und wie stellst du dir das vor?“, piepsten die Mäuse, die man jetzt endlich auch hörte, nachdem die anderen Tiere verstummt waren.

„Zuerst brauchen wir Eier, das ist ja klar. Dann brauchen wir noch viele Helfer, die die Eier bemalen und zu den Menschen bringen, um sie in den Gärten zu verstecken. Ich werde die Eier besorgen und die Rehe begleiten mich, damit die Hühner erkennen, dass ich in friedlicher Absicht komme. Die Mäuse holen unterdessen die Farben im Haus des Osterhasen und die Eichhörnchen malen die Eier dann an.“

„Aber wer soll sie verteilen?“, fragte eines der Rehe. „Für die Mäuse und Eichhörnchen sind die Wege zu weit, die Wildschweine und wir können nicht in die Dörfer oder Städte gehen, da würden wir uns in Lebensgefahr begeben. Du übrigens auch.“

Daran hatte der Fuchs gar nicht gedacht, es würde wohl doch nicht so einfach werden, wie er sich das vorgestellt hatte.

„Das können wir doch übernehmen“, zwitscherte es da aus den Bäumen ringsherum. Die versammelten Tiere schauten sich an, an die Vögel hatte keiner von ihnen gedacht.

„Gut, genauso machen wir es. Damit steht der Plan, lasst uns anfangen.“

Panisch flüchteten die Hühner in den Stall, als sie den Fuchs mit den Rehen kommen sahen. Nur die Leithenne und der Hahn blieben vor dem Holzbau stehen, weil sie neugierig waren und wissen wollten, was es mit diesem ungewöhnlichen Besuch auf sich hatte.

„Wir sind hier, um die Eier zum Bemalen zu holen. Für Ostern meine ich“, ergriff der Fuchs das Wort.

„Ich kann euch keine Eier geben, die sind alle dem Osterhasen versprochen.“

„Der ist in den Urlaub gefahren, deshalb wollen wir das übernehmen.“

„Ich habe aber einen Vertrag mit dem Osterhasen!“

Der Fuchs tat zwei Schritte in die Richtung des Huhns, worauf es anfing, zu zittern. Der Hahn stellte sich zwischen seine Henne und den Fuchs und fragte: „Was haben wir davon, wenn wir dir die Eier geben?“

„Wie wäre es, wenn ich dir verspreche, dass ich im nächsten Jahr keines von deinen Hühnern fressen werde?“

„Mach zwei Jahre daraus und der Handel gilt.“

Der Fuchs überlegte. Da ihm Hühnerfleisch ausgesprochen gut schmeckte, war das keine leichte Entscheidung. Da stupste ihn eines der Rehe an und flüsterte ihm zu: „Nun sag schon Ja, es gibt doch auch noch andere Hühnerställe hier in der Umgebung.“

Daraufhin überzog ein Strahlen das Gesicht des Fuchses und er nickte. „Der Handel gilt.“

„Gut. Ihr könnte die Eier heute Abend abholen.“

Der Fuchs und die Rehe nickten und gingen dann zurück in den Wald.

Vor dem Haus des Osterhasen ging es in diesen Tagen geschäftig zu. Überall saßen Eichhörnchen und bemalten Eier. Die Mäuse halfen, indem sie durch die Farben und dann über die Eier liefen und darauf ein schönes Pfotenmuster hinterließen. Der Fuchs und die Wildschweine bewachten die kleine Schar, während die Vögel damit begonnen hatten, aus langen Gräsern Netze zu weben, mit denen sie die bemalten Eier transportieren konnten. Die Zeit wurde knapp, weshalb auch die Nächte durchgearbeitet wurden.

Und dann war es endlich so weit, alle Eier waren bemalt und in die Netze gefüllt worden, welche die Vögel in rascher Folge abholten und mit ihnen zu den Menschen flogen. Erleichterung machte sich bei den Tieren breit, sie hatten es tatsächlich geschafft! Ostern war gerettet! Jetzt aber waren sie alle rechtschaffen müde, weshalb sie sich nicht die Mühe machten, nach Hause zu gehen, sondern sich auf und vor der Veranda des Hauses hinlegten und schnell einschliefen.

Einige Stunden später kamen Herr und Frau Löffel den Weg von der Straße hinauf und atmeten auf, als sie das Haus sahen. Sie hielten an und stellten die schweren Koffer ab. Endlich wieder daheim! Frau Löffel stutzte. Auch ihr Mann hatte die überall herumliegenden schlafenden Tiere gesehen. Herr Löffel ging zu einem der Eichhörnchen und schüttelte es.

„Lass mich in Ruhe, ich bin müde.“

Der Osterhase ging zum in der Nähe liegenden Fuchs und stieß ihn an. Doch er erntete nur ein lautes Knurren, worauf er sich vorsichtig zurückzog.

„Kaum ist man mal ein paar Tage weg, kehrt hier der Schlendrian ein. Es ist nicht zu glauben! Das wird sich ab morgen wieder ändern!“

Er nahm die beiden Koffer und ging mit seiner Frau ins Haus. Mit einem lauten Knall fiel die Tür hinter den beiden zu, doch das störte die schlafenden Tiere nicht. Sie träumten weiter vom Eierbemalen und Pläneschmieden und was sie sonst noch so alles getan hatten in den letzten Tagen.

Ingrid Hägele, Jahrgang 1961, ist Single und wohnt in Stuttgart, wo sie auch geboren wurde. Frau Hägele ist Rentnerin und engagiert sich ehrenamtlich für die Stadtteilzeitung an ihrem Wohnort. Sie schreibt mit Unterbrechungen seit Jugendtagen und ist in allen Genres zu Hause, ihre bevorzugten Themen sind aber Indianer und Pferde. Einige ihrer Kurzgeschichten wurden bereits in verschiedenen Anthologien veröffentlicht.

*

Ostern allein

Ihre Mutter hatte sie gestern Abend angerufen. Sie würden es nicht schaffen, rechtzeitig da zu sein. Ein Sturm hatte ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sämtliche Flüge waren gestrichen worden. Dieses Ostern würde Sarah also ganz alleine verbringen.

Eine warme Brise streifte ihr Gesicht, als sie in den Garten ging. Sarah streckte sich. Sie war noch etwas müde. In einem leeren Haus ließ es sich schlecht schlafen. Von der anderen Seite des Gartenzauns war Gelächter zu hören. Es waren die Nachbarskinder, die zusammen mit ihren Eltern auf Eiersuche gingen. Sarah lehnte sich gegen den Gartenzaun und hörte dem Treiben nebenan zu. Sie musste an die vergangenen Osterfeste denken. Daran, als ihr Vater in die Hecken gefallen war, als er sich nach einem Ei bücken wollte, oder als ihre Mutter den Braten fürs Mittagessen anbrennen ließ.

Sarah seufzte. Allein zu sein, hieß auch, Verantwortung zu übernehmen. Sie füllte die Gießkanne in der großen Regentonne. Zuerst goss sie den Salat. Plötzlich fiel ihr etwas ins Auge. Sarah beugte sich herunter. Ein Ei lag zwischen zwei Salaten. Verdutzt hob sie es auf. Es war rot gefärbt, mit einem großen gelben Stern darauf. Wie war es hierhergekommen? Sie überlegte. Es könnte vom Garten nebenan hierher gerollt sein. Sie steckte das Ei in ihre Westentasche.

Als sie wieder anfing, zu gießen, entdeckte sie noch mehr Eier. In dem gesamten Beet waren sie verteilt. Alle in verschiedenen Farben und Mustern. Wie waren die alle hierhergekommen? Sie konnten unmöglich alle von dem Garten ihrer Nachbarn in ihren gerollt sein. Sorgfältig untersuchte sie die Eier nach Rissen und anderen Macken. Doch sie konnte nichts finden. Es war so, als ob sie jemand extra hierhingelegt hatte, damit sie gefunden wurden.

Sarah sammelte alle Eier auf, die sie finden konnte. Sie legte sie in eine Schüssel auf den Esszimmertisch. Für einen Moment starrte sie die Eier an. Vielleicht sollte sie ihre Nachbarn fragen. Während sie von ihrem Platz aufstand, kam ihr ein Gedanke. Was, wenn ihre Eltern das alles arrangiert hatten? Sie hätten ihren Nachbarn damit beauftragen können, die Eier in ihren Garten zu legen.

Sarah lief zum Telefon. Sie versuchte, das Handy ihrer Mutter zu erreichen, doch sie ging nicht ran. Als sie daraufhin versuchte, ihren Vater zu erreichen, hörte sie plötzlich ein quietschendes Geräusch. Die Gartentür stand offen. Sie war sich sicher, dass sie sie geschlossen hatte.

Verwirrt ging sie zur Tür. Etwas wartete dort auf sie. Ein weißes Kaninchen saß auf der Stufe zur Tür. Es hatte eine rote Schleife um seinen Hals gebunden. An ihr war ein Zettel befestigt. Sarah nahm ihn auf den Arm. Für Sarah stand darauf. Verwirrt streichelte sie das Kaninchen, das sich vollkommen ruhig verhielt. Was um alles in der Welt ging hier vor?

Sie nahm einen der großen Pappkartons, in denen ihre Mutter die Osterdekorationen aufbewahrte. Nachdem sie den Kartonboden mit Zeitungspapier ausgelegt hatte, setzte sie das Kaninchen hinein. Das sollte fürs Erste genügen. Sie fragte sich, was wohl als Nächstes geschehen würde.

Das Telefon klingelte. Sarah schaute auf den leuchtenden Hörer. Sie erkannte die Nummer auf dem Display. Es war ihre Mutter.

Lina Sommerfeld, 1996 geboren, studiert zurzeit in Saarbrücken. Schreibt schon seit der Grundschule ihre eigenen Geschichten.

*

Circle of Life

Lange halte ich es nicht mehr aus, diese Enge macht mir unglaublich zu schaffen! Eine gefühlte Ewigkeit bin ich nun schon hier gefangen und ich habe das Gefühl, täglich weniger Platz zu haben. Alle Muskeln tun weh. Durch meine Zwangshaltung kann ich mich weder recken noch strecken. Ab und zu merke ich, dass sich meine Behausung durch äußere Einwirkung dreht, mir wird dann immer ganz schwindelig. Manchmal höre ich wie durch Watte gedämpfte glucksende Laute, aber vielleicht ist das alles nur Einbildung. Immerhin: Es ist schön warm hier.

Mir ist unbeschreiblich langweilig. Wieder habe ich das beklemmende Gefühl, dass die Enge weiter zunimmt. Bin ich vielleicht größer geworden? Tief hole ich Luft, versuche, mich aufzuplustern und breitzumachen. Ich presse und stemme mich gegen die mich umgebenden runden Wände und nehme das einzige Werkzeug, das ich besitze, zu Hilfe. Mit aller Kraft hämmere und säge ich an der Außenwand und dann – endlich! – höre ich ein leises Knistern und Knirschen, es zeigen sich erste Risse! Ich bin begeistert von diesem Zickzackmuster, voller Glücksgefühl klopfe ich immer weiter.

Ein erstes kleines Loch zeigt sich, es vergrößert sich bald. Endlich wird es heller in meiner Behausung. Nach ein paar weiteren Minuten ist das Loch so groß, dass ich meinen Kopf hindurchstecken kann. Von der Helligkeit der Außenwelt geblendet, schließe ich die Augen. Mit einer letzten Kraftanstrengung mache ich mich noch mal ganz breit und sprenge die restliche Außenwand auf. Vollkommen erschöpft, aber überglücklich weiß ich, dass ich es endlich geschafft habe: Ich bin geschlüpft!

Vorsichtig öffne ich meine Augen, blicke an mir herunter und sehe mein nasses Federkleid. Rechts und links von mir liegen fünf weitere zartbraune Eier in dem weichen Nest, auch dort scheint sich etwas zu regen. Vermutlich meine Geschwister!

Ein großes, braunes Federtier kommt mit aufgeregt gluckenden Lauten auf das Gelege zugelaufen: meine Mama! Zufrieden lege ich mich erst mal wieder hin und schlummere ein paar Stunden …

Mittlerweile sind einige Wochen vergangen und ich bin schon ordentlich gewachsen. Meine Mama hat meinen Geschwistern und mir gezeigt, welche Körner am besten schmecken und wie man ordentlich scharrt. Wir waren oft auf Erkundungstour im weitläufigen, umzäunten Gelände unterwegs. Nachts schlafen wir im warmen Stall. Außer uns leben hier noch viele weitere Hennen und Küken sowie ein bunter Hahn.

Einmal am Tag kommt ein nettes kleines Mädchen mit seinem Vater zum Gehege. Sie streut leckeres Körnerfutter aus und spricht immer zu uns. Von ihm lasse ich mich sogar streicheln. Das Wetter ist prima, die Sonne scheint warm, auf unserer Wiese wachsen wunderhübsche lila und gelbe Blumen.

„Das sind Krokusse und Osterglocken“, sagt der Vater zu dem kleinen Mädchen, „jetzt dauert es nur noch zwei Tage, dann feiern wir Ostern.“

„Kommt der Osterhase auch zu mir?“, fragt das kleine Mädchen.

Der Vater lächelt und nickt zustimmend.

Der Osterhase? Wer soll das denn sein? Ich werde wachsam bleiben müssen …

Zwei Tage später – es ist wieder ein warmer Frühlingstag – kommen das Mädchen, seine Eltern und die Oma zum Hühnergehege. Das Mädchen trägt einen kleinen Korb an der Hand. Es geht suchend hin und her, bückt sich hier und dort, schiebt hohes Gras und tief hängende Zweige zur Seite. Auf einmal ruft es ganz aufgeregt: „Hier ist das Nest! Ich habe es gefunden! Mit vielen bunten Eiern drin. Bestimmt hat der Osterhase es abgelegt!“

Das will ich mir auch anschauen und laufe zu ihm. Donnerwetter, sie hat recht! Ein Nest mit acht bunten Eiern. Zwei sind rot-gelb gestreift, andere blau-grün gepunktet und ein paar sind orange. Ich kenne keine Henne aus unserer Gruppe, die so etwas hinkriegt. Das muss dann wohl wirklich dieser Osterhase gewesen sein … gesehen habe ich ihn aber nicht. Ich bin sehr erstaunt.

Das Mädchen legt die Eier behutsam in den kleinen Korb und geht zu den Eltern. Der Vater zwinkert der Mutter zu, warum auch immer. Sie schlendern zurück zum Haus.

Weitere Monate sind seit diesem bemerkenswerten Vorfall vergangen, es geht auf Herbst zu. Die Tage werden kürzer und ungemütlicher, mich zieht es öfter in den warmen Stall. Ich habe das Bedürfnis, mir eine ungestörte, weich gepolsterte Ecke zu suchen. Schon seit Tagen fühle ich mich etwas schwerer und unbeweglicher als sonst. Irgendetwas deutet sich an.

Ich merke, wie sich meine Muskeln zusammenziehen und mein Körper leicht erzittert. Mein Herz pocht schneller als sonst, ich japse ein bisschen nach Luft.

Und dann geht alles ganz schnell: Ich merke, wie ich nacheinander fünf Eier in das kuschelige Nest lege. Ich fühle mich etwas benommen. Nach ein paar Minuten stehe ich mit wackeligen Beinen auf und gucke mir das Ergebnis an: Die Eier sind perfekt geformt. Nur für einen kurzen Moment bin ich etwas enttäuscht, dass sie nicht bunt gestreift oder gepunktet sind. Aber dieses Gefühl ist schnell verflogen und eine warme Welle des Stolzes schwappt durch meinen erschöpften Körper. Mein Instinkt sagt mir, dass ich ab sofort die Eier wärmen muss und das Gelege nur für kurze Zeit verlassen darf. Aber das macht mir nichts aus.

Ich freue mich schon sehr darauf, wenn in drei Wochen meine Küken schlüpfen werden. Das mit den bunten Eiern überlasse ich diesem Osterhasen!

Dagmar Oberländer,Jahrgang 1965, schreibt seit Kurzem mit viel Spaß kleine Geschichten über dies & das.

*

Unser Has’

Has’, Has’, Has’…

Unser Has’ sitzt im Garten, im Gras.

Hockt sich stolz neben das Osternest

am Tag des Osterfests.

Stellt seine Ohren,

fühlt sich auserkoren.

Welch ein Stolz!

Unsere Kinder er hocherfreut

besonders zu Ostern heut’.

Er selbst, der Has’,

bekam eine große Karotte,

die er sofort stolz fraß.

Immer wieder eine schöne Marotte,

jedes Jahr.

Ach, wie wahr…

Der Osterhas’ war da!

Er war uns ganz nah

und begeistert uns das ganze Jahr.

Juliane Barth, Jahrgang 1982, lebt im Südwesten Deutschlands. Schreibt als Hobby seit jeher sehr gerne, u. a. Lyrik, Kurzgeschichten und Sachtexte. Veröffentlichungen in diversen Anthologien:

*

Aus der Hasen-Malwerkstatt

Fröhliches Vogelgezwitscher drang in die sonnendurchflutete Stube, als Katrin die letzten Vorbereitungen traf. Dann sah sie durchs geöffnete Fenster, wie Pit und Lisa auf ihren Fahrrädern um die Ecke sausten und ihre Drahtesel ins Gras warfen. Überschwänglich winkte Katrin den beiden zu, bevor sie schwungvoll die Tür öffnete und ihre Freunde fest umarmte.

„Nicht so stürmisch“, rief Lisa, „du erdrückst mich ja noch!“

Katrin lachte. „Seit wann bist du aus Zucker?“

Pit grinste breit. Lisa – aus Zucker? Nein, eher wurde der Wolf zum Vegetarier, bevor seine Zwillingsschwester vor irgendetwas zurückwich! Pit kräuselte seine Nase und schnupperte. Ein herrlicher Kuchenduft lag im Raum. Wenn der Hasenteenager nur an Süßgebackenes dachte, lief ihm das Wasser bereits im Mund zusammen. Katrins Kuchen waren die besten, die er je gegessen hatte! Überhaupt mochte er Katrin sehr, sie war das hübscheste Hasenmädchen, das er kannte. In dem gelbgetupften Kleidchen sah sie besonders entzückend aus.

Neugierig wanderten Pits und Lisas Augen gleichermaßen durch den Raum, dabei glucksten beide fröhlich. Katrin hatte den kleinen Holztisch, der sonst in der Ecke stand, in die Mitte gerückt und zu einem großen Arbeitstisch umfunktioniert – nun hatte er die Form eines Rechtecks und war mit einer dicken Lage Zeitungspapier ausgelegt. In der Tischmitte waren jede Menge Farbeimerchen, Tuben und Wasserbecher aufgereiht, daneben lagen etliche Borsten- und Haarpinsel – alle penibel nach Größe und Dicke sortiert.

Drüben auf der Anrichte standen zahlreiche aufeinandergestapelte, mit weißen Hühnereiern gefüllte Eierpaletten aus dickem Karton. Katrin hatte die Eier frühzeitig bei Bauer Hermann aus der Nachbarschaft bestellt – und heute hatte er sie nach dem ersten Hahnenschrei mit seinem großen Leiterwagen angeliefert.

Lisa und Pit staunten. Den Kaffeetisch hatte Katrin besonders liebevoll gedeckt: Inmitten von buntem Geschirr, erdbeerroten Servietten und einem Strauß Gänseblümchen thronte ein mit Puderzucker dick glasierter Kuchen auf einer silbernen Platte, die von einem eleganten Fuß getragen wurde.

„Mensch, Katrin, du bist eine Wucht!“, lobte Pit.

„... und schon so fleißig!“, ergänzte Lisa.

Katrin lachte herzhaft. „Was bleibt mir anderes übrig – sonst werden wir ja nie fertig!“

Lisa nickte zustimmend. „Ja, lasst uns gleich loslegen, wir haben keine Zeit zu verlieren!“

Pit kratzte sich verlegen hinterm Ohr. „Gibt’s denn nicht gleich Kuchen?“

Lisa hob ihre Augenbrauen. „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!“, tadelte sie ihren Bruder.

Pit spürte, wie ein leises Grollen sich in ihm breitmachte, und lächelte gequält. „Meinetwegen!“, brummte er.

Tatsächlich war Eile angesagt. Bis zum Abend mussten alle Eier gefärbt und bemalt sein. Nicht auszudenken, wenn es an Ostern keine bunten Eier für die Kinder gäbe – was wäre das für eine Blamage!

Während Pit eher lustlos zu einem der Farbpinsel griff, machten sich Katrin und Lisa mit Feuereifer ans Werk. Schließlich galt es, verschiedene Farbaufgüsse anzusetzen, und das brauchte alles Zeit. Eifrig schälten Lisa und Katrin etliche rote Zwiebeln. Die Schalen würden einen kräftigen Rotton geben. Anschließend pressten sie eine große Schüssel voll Heidelbeeren aus, die Katrin am Tag zuvor geerntet hatte.

Mit so viel Begeisterung konfrontiert, schluckte Pit seinen kleinen Groll hinunter und stürzte sich in die Arbeit. Mit Farben zu experimentieren, hatte ihn schon immer fasziniert. Osterhasengroßvater Bastian war ihm der beste Lehrmeister gewesen, den man sich vorstellen konnte. Unter seiner liebevollen Anleitung hatte der Junge nach und nach gelernt, aus einem mehr oder weniger gewöhnlichen Hühnerei mit nur wenigen Pinselstrichen ein kleines Kunstwerk zu erschaffen. Als sich Pit vorstellte, dass Großvater ihm vielleicht irgendwo von da oben aus der Ferne zusah, blinzelte er eine aufsteigende Träne weg – schließlich war Pit kein Weichei oder wollte es zumindest nicht zeigen!

Leicht und mühelos glitten Pits Pinselstriche über den weißen Kalk der Eierschalen. Im Handumdrehen zeichnete er fantasievolle Ostermotive und malte die Zwischenräume mit kräftigen Farben aus.

Katrin und Lisa sprangen indes in den Vorgarten, sie wollten frische Kamillen- und Ringelblumenblüten pflücken. Das bot Pit eine super Gelegenheit, ein Stück vom Kuchen zu stibitzen! Sobald die Mädchen außer Sicht- und Hörweite waren, hoppelte Pit eilends zum Kuchentisch und bediente sich ausgiebig. Noch im Stehen verdrückte er zwei riesengroße Stücke von Katrins feinem Karottenkuchen.

Als die beiden Mädchen mit einem Korb voll Blüten und Brennnesseln zurückkamen, gab sich Pit hoch konzentriert. Ein flüchtiger Blick zu Katrin ließ ihn innerlich grinsen. Ihre Lippen glänzten beerenblau, offensichtlich hatte auch sie genascht.

Um die Farbpigmente aus den Blüten, Beeren, Kräutern und Zwiebelschalen zu lösen, legten Katrin und Lisa sie in getrennte Kochtöpfe, überbrühten sie mit kochendem Wasser und ließen sie für eine Stunde auf dem Herd köcheln. Anschließend legten sie die Eier in die erkalteten Farbbäder und ließen sie lange genug darin ziehen, bis ihre Farben kräftig leuchteten.

Lisa war tief beeindruckt, als sie einen Blick auf die bemalten Eier ihres Bruders warf. Er hatte sie alle nebeneinander zum Trocknen aufgestellt, sie waren wunderschön!

Auch Katrin vergaß für eine Weile die Hektik des Tages und setzte sich staunend zu Pit. „Du bist ein Naturtalent!“, lobte sie und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter.

„Wisst ihr was? Jetzt machen wir aber erst mal eine Pause – ihr habt bestimmt auch Hunger!“ Pit und Lisa waren gerade im Begriff, sich an den Kaffeetisch zu setzen, als Katrin die Kuchenhaube öffnete. „Ach, du dickes Ei!“, kreischte sie. Das durfte doch nicht wahr sein: Wer hatte an ihrem schönen Karottenkuchen herumgeschnippelt und sich gleich mehr als ein Viertel gemopst?

Katrin stemmte ihre Hände in ihre Taille und sah Pit vorwurfsvoll an. „Pi-i-t? Warst du das?“, schnaubte sie.

Wieder kratzte sich Pit verlegen hinter seinem Ohr, während sein Gesicht in der Zwischenzeit dunkelrot angelaufen war. „Tut mir leid, Katrin, ehrlich“, seufzte er. „Aber ich hatte heute noch nichts gegessen!“

Bevor Lisa ihrem Bruder eine ordentliche Standpauke halten konnte, fiel Katrin ihr ins Wort: „Ach was, ist jetzt auch egal!“, sagte sie augenzwinkernd. „Der Kuchen ist schließlich zum Essen da! Oder warum habe ich ihn sonst wohl gebacken?“ Dabei schaute sie Pit aus dem Grunde ihres Herzens so liebevoll an, dass er nicht anders konnte, als ihr einen sanften Kuss auf die Wange zu drücken.

Da hatte Pit aber noch mal Glück gehabt! Nachdem er – unter Lisas lautem Protest – drei weitere Stücke Kuchen gegessen hatte, ging ihm das Bemalen der Eier noch besser von der Hand und auch Lisa und Katrin sprühten wieder vor Elan.

Höchstzufrieden begutachteten die drei am Abend ihre vollbrachten Werke. Die bunten Eier glänzten wie Christbaumkugeln – zu guter Letzt hatten sie sie mit einem Stück Speckschwarte eingerieben. Jetzt lag es an ihren vielen Cousins und Cousinen, die Ostereier zu den Kindern ins Dorf zu tragen und sie in ihren Gärten, auf Terrassen und Balkonen zu verstecken.

Katrin war erleichtert, freute sich über das, was sie zusammen geschafft hatten, und lachte aus vollem Herzen. Pit stimmte augenblicklich mit ein und schließlich fiel auch Lisa in ein nicht enden wollendes heiteres Osterlachen – fast so, wie es mancherorts bei den Menschen üblich war.

Ulrike Müller,1964 geboren, vierfache Mutter, lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Baden-Baden. Das Schreiben ist zu einem ihrer großen Hobbys geworden.

*

Der Osterhase

Zwei Bergsteiger, die kletterten

die Zugspitzspitz hinan,

doch es glitt aus der untere,

er hing im Seil sodann.

Sie flehten drauf in ihrer Not

den Osterhasen an,

auf dass er sie erretten möcht’.

Nicht fiel der zweite Mann,

als bis das Seil auf einmal riss:

Es schrien beide dann.

Der erste in den Fels sich krallt’,

grad wie in einem Bann.

Ein Wunder scheint die Rettung ihm.

Wann immer Not am Mann,

ruft darum der am Leben blieb

den Osterhasen an.

Achim Stößerlebt in Bad Orb. Internet: achim-stoesser.de.

*

In der Osterhasenwerkstatt

Sonnengelb, Tannengrün, Himmelblau. Farben wie diese kannte Julia. Aber hier gab es Töpfe mit unzähligen Farben. Staunend stand sie vor dem langen Regal und besah sich die feinsäuberlich aufgeklebten Etiketten. Besonders schön hörten sich Töne wie Amseleigrün, Sternschnuppengelb oder Feuerwerksgold an. Und es gab Feuerwanzenrot, Schneehasenweiß, Aprilbuchenlaubgrün, Vergissmeinnichtblau. Nun gut, darunter konnte sie sich etwas vorstellen. Aber was genau war Waldseebraun, Lollipoppink, Gewittergrau oder Flussmuschelgelb?

Nur ein Zufall war es gewesen. Wenige Tage nach Weihnachten hatte Julia etwas Braunes, Felliges in ihrem Garten entdeckt und sie war der festen Überzeugung gewesen, dass es sich dabei um einen Fuchs handelte. Aber als sie genauer hingesehen hatte, war ihr klar geworden: Es war ein Hase. Ein ziemlich großer Hase. Vor Aufregung hatte sie einen Schrei ausgestoßen und die Hände vor dem Mund zusammengeschlagen.

Das Tier hatte sich erschreckt. „Tu mir nichts“, hatte es gesagt. Und das war die größte Überraschung überhaupt gewesen: Es konnte sprechen!

Es war der Osterhase. Formvollendet hatte das Tier sich vorgestellt. Der Hase war dabei, die Verstecke für die Ostereier zu checken, genau das hatte er gesagt. Er führe eine Begehung, in diesem Fall eine Behoppelung, seines Einsatzgebietes durch.

Julia hatte sich noch nie große Gedanken über den Osterhasen gemacht. (Gab es den überhaupt?) Aber da er nun einmal in ihrem Garten war, bombardierte sie ihn mit Fragen, die er alle geduldig beantwortete. Und als er sich von ihr verabschiedete, hatte er sie in die Osterhasenwerkstatt eingeladen. Eigentlich sei es eine Manufaktur, hatte er nachgeschoben, denn alles wurde von Hand beziehungsweise Pfote hergestellt. Die Adresse lautete: Am Dorfweiher, unter der großen Weide, an der dicksten Wurzel des Baumes links. Genau dort hatte sie den Eingang zu der Werkstatt gefunden. Verborgen hinter einem Vorhang aus dichtem Gras.

Jetzt war sie unter der Erde. Der Osterhase hatte sie in Empfang genommen und durch ein Gewirr von Gängen zur Farbenkammer geführt. Aber das hier war erst der Anfang. Nun machten sie sich auf den Weg zu dem größten Raum der unterirdischen Fabrik. Ja, in Julias Augen war es mehr eine Fabrik als eine Werkstatt.

„Das große Gewölbe, das du gleich sehen wirst, ist das Herz der Anlage“, erklärte der Osterhase mit leuchtenden Augen. Sein ganzer Stolz.

Es war tatsächlich beeindruckend. Bunt und vielfältig wie in einem Wimmelbuch. Was es dort alles zu bestaunen gab. Als Erstes fielen ihr die vielen emsigen Hasen auf, die geschäftig herumhoppelten oder an Tischen standen, von denen es — sie zählte genau — zweiundzwanzig gab. An den Tischen, der Osterhase sagte, es seien Werkbänke, pinselten die Tiere Eier an. Links auf dem Tisch stand der Korb mit unbemalten weißen Eiern. In der Mitte arbeitete ein felliges Tier und legte im Anschluss das bunt gefärbte Ei auf ein Gestell. In den rechten, sehr viel größeren Korb, der mit Heu ausgekleidet war, gelangten die Eier, wenn sie getrocknet waren.

---ENDE DER LESEPROBE---