Wie aus dem Ei gepellt ... Band 9 - Martina Meier - E-Book

Wie aus dem Ei gepellt ... Band 9 E-Book

Martina Meier

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Beschreibung

Ostern soll in diesem Jahr ausfallen? Nein, das darf nicht sein, da sind sich alle Freunde des Osterhasen einig. Ostern ist ein Fest, auf das sich alle freuen und das einfach zum Frühjahr dazugehört. So haben also auch in diesem Jahr die fleißigen Helferlein des Osterhasen viel zu tun – und zur Einstimmung auf das Osterfest schon einmal tolle Geschichten und Gedichte geschrieben ...

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Wie aus dem Ei gepellt ...

Erzählungen, Märchen und Gedichte zur Osterzeit

Band 9

Martina Meier (Hrsg.)

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Impressum

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuchen Sie uns im Internet - www.papierfresserchen.de

© 2023 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

Mühlstr. 10, 88085 Langenargen

Alle Rechte vorbehalten. Taschenbuchauflage erschienen 2023.

Lektorat: CAT creativ - www.cat-creativ.at

Coverillustration mit einem Bild von © sidliks - Adobe Stock lizenziert

ISBN: 978-3-99051-123-7 - Taschenbuch

ISBN: 978-3-99051-124-4 - E-Book

*

Inhalt

Vorwort

Post an den Osterhasen

Die Ostertiere gibt es doch!

Embala Eichhorn

Der Osterhase

Der Osterhase ist krank

Lieber Osterhase, sei nicht scheu!

Lilys Ostergeschenk

Kleine Osterüberraschungen

Hoppel und das Farbenwunder

Kaputt

Blaufellchen und Braunäuglein

Der Schneeosterhase

Ach, du dickes Ei

Wie aus dem Ei gepellt

Probleme zu Ostern

Als die Kinder dem Osterhasen halfen

Osterhasen dürfen das

Der poetische Osterhase

Ostern für Fortgeschrittene

Glücksklee

Willi Eichkätzchen

Es gibt ihn wirklich

Löffelchen und sein erstes Abenteuer

Ostern ohne Farben?

Firmament

Verrat am Ostersonntag

Erinnerungen an Ostern

Der Skihase

Fippsi, der Osterhase

Farbige Töne

Zum Osterfest

Schokomäulchen

Das Farbexperiment

Vom Abgebenkönnen

Der Kaninchenbau

Das lustige Osternest

So etwas wie unser Eid al-Fit

Hase und Igel

Vielleicht ja schon heuer

Das Mädchen mit den Chrysanthemen

Mias zauberhafte Osterreise

Gedanken zu Ostern

Das goldene Osterei

Layla und der Ostereimalwettbewerb

Schlupp und sein großes Glück

Eine Überraschung für den Osterhasen

Felix und der Osternesträuber

In der Eierfabrik

Lumpos Pechtag

Ostern im Kaffeehaus

Mein Leben als Ei - based on a true story

Fips und das ungewöhnliche Abenteuer

Die verlorenen Eier

Der Osterhai

Denise’ schönstes Osterfest!

Eine Möhre für den Osterhasen

Du & Ich - wir zwei

Vogel, flieg, flieg in den Himmel

Peter mit der roten Nase

Osterhase - Topmanager in Krisenzeiten

Eiergespräch

Der Osterhase

Ostern in Gefahr

Noch 14 Tage

Ostern mit meiner ganz normalen Familie

Ostern kann kommen

Farbe für den Osterhasen

Mir doch egal, wie alt ich bin ...

Osterbotschaft

Frühlingsfreilicht-Schauspielbühne

Eva rettet Ostern

Ostergruß

Ein kleiner Ostertipp zum Schluss

*

Wie aus dem Ei gepellt

*

Vorwort

„Wie aus dem Ei gepellt – Erzählungen, Märchen und Gedichte zur Osterzeit“, so der Titel der bei Leser*Innen und Autor*innen gleichermaßen beliebten Buchreihe von Papierfresserchens MTM-Verlag, deren erster Band 2011 erschienen ist. Vor uns liegt nun der neunte Band dieser Reihe, randvoll ist unser Ostergeschichtennest auch in diesem Jahr wieder gefüllt mit wahrhaft märchenhaften Ostergeschichten und -gedichten für Jung und Alt.

Doch wir sind auch weiterhin fleißig und machen es wie der Osterhase, denn im kommenden Jahr gilt es, ein kleines Osterbuchjubiläum zu feiern – 2024 erscheint der zehnte Band der Reihe. Und so werden wir auch in den kommenden 365 Tagen wieder Geschichten, Gedichte, Märchen und Gedanken zum Osterfest sammeln, um den Frühling gebührend einzuläuten. Denn wir haben es ihm, dem Osterhasen, versprochen, auch im nächsten Jahr wieder für tolle Osterlesestunden zu sorgen. Wir verraten hoffentlich nicht zu viel, wenn wir verraten, dass es für ihn, den Osterhasen, natürlich mit einem Augenzwinkern betrachtet, immer ein ganz besonderes Erlebnis ist, vor allen anderen einen Blick auf die vielen tollen Geschichten und Gedichte werfen zu können, die in das Buch aufgenommen werden. Klar doch, dass unsere Verlagsredaktion ihm ein gebührendes Mitspracherecht bei der Auswahl der Geschichten, die den Sprung ins Buch schaffen, einräumt.

Gesucht werden – wie immer – auch für den zehnten Band wieder Frühlings- und Ostergeschichten, die unsere jungen Leser*Innen ab 8 Jahren auf das Osterfest einstimmen können. Ob es sich dabei um fantastische Geschichten, Märchen, Erzählungen, Haikus oder Gedichte handelt, ist jeder/m Autor*In selbst überlassen, der Osterhase hat dabei keine bestimmten Wünsche.

Wir arbeiten mit den zahlreichen Osterbuchbänden gemeinsam daran, ähnlich wie bei der „Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland-Reihe“, um die größte Ostergeschichtensammlungen aller Zeiten für kleine und große Leser im deutschsprachigen Raum zusammengetragen. Mal schauen, ob es uns gelingt. Auf dem besten Weg dahin ist der Verlag auf jeden Fall, denn es sind bereits Hunderte Erzählungen und Gedichte in der Osterbuch-Reihe veröffentlich worden. Wer mehr darüber erfahren möchte, wird auf der Internetseite des Verlags fündig.

Das Projekt richtet sich ausdrücklich auch an Kinder und Jugendliche, die ihre Geschichten zu Papier bringen möchten. Einsendeschluss ist der 15. Februar 2024. Das Buch erscheint – natürlich – noch vor Ostern 2024. Und hier schon mal das Cover des zehnten Bandes:

Herzlichst – Ihr Papierfresserchen-Team

*

Post an den Osterhasen

Clemens saß auf dem Teppich und ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen: Die Playmobil-Burg stand inmitten von Legosteinen aller Größen und Farben, sämtliche Kuscheltiere lagen verstreut auf der grünen, flauschigen Decke, die er häufig zum Verstecken benutzte, zwei aufgeschlagene Comics warteten darauf, weitergelesen zu werden.

„Unaufgeräumt ist der Raum!“, sagte seine Mutter.

Aber Clemens störte dieser Zustand kein bisschen. Sein Zimmer verströmte jetzt die Gemütlichkeit und Geborgenheit, die er so liebte. Sein Blick blieb an einer blechernen Kiste mit einem Burgmotiv hängen. Das Behältnis, das früher bei seinen Geburtstagen die entscheidende Rolle gespielt hatte, denn jedes Kind wollte es finden. Die Schatzkiste, das Ziel einer jeden Schnitzeljagd. Seit einiger Zeit bewahrte Clemens darin seinen Vorrat an Süßigkeiten auf. Leider war er fast leer. Nur noch eine angebrochene Tüte mit gelben Gummibären gab es, die er nicht mochte. Sein Freund Nikolas würde auch diese verputzen, wenn er das nächste Mal bei ihm war. Nikolas aß alles und hatte immer Hunger. Vor allem auf Süßes.

Also herrschte demnächst absolute Ebbe in der Kiste. Nikolas und er benötigten Nachschub. Bis zum nächsten Fest – Ostern – dauerte es nur noch wenige Tage. Was Clemens aber mehr Sorgen bereitete, war die Tatsache, dass er nach den Ostertagen eine lange Durststrecke vor sich hatte. Erst zu seinem Geburtstag im Sommer war wieder mit Geschenken zu rechnen. Das war ewig hin. Also musste er sich seinen Vorrat an Süßigkeiten sehr gut einteilen. Genau das tun, was ihm seine Mutter ständig riet. Seinen Vorrat zu rationieren.

Das Problem war nur, dass er darin grottenschlecht war und Nikolas konnte er nicht nur drei Gummibären pro Besuch anbieten … Er könnte die Süßigkeiten verstecken, dachte Clemens, vor Nikolas verstecken. Aber war das fair seinem besten Freund gegenüber? Clemens stand auf, ging ein paar Schritte zum Fenster und begann dann, seine Plastikburg zu umrunden und angestrengt nachzudenken: Wie käme er an Süßigkeiten? Oder an mehr Süßes zu Ostern, auch das wäre eine theoretische Variante, wie ihm gerade einfiel. Natürlich! Er klatschte sich mit der flachen Hand an die Stirn. Warum war er darauf nicht früher gekommen? Zu der Umsetzung seiner Idee benötigte er allerdings einige Unterstützung.

Clemens rief sich ins Gedächtnis, dass Nils ihm im Kindergarten erzählt hatte, man könne dem Osterhasen – wie auch dem Weihnachtsmann – schreiben. Und er meinte sich zu erinnern, dass Nils geklagt hätte, dass er gar nicht wisse, an welche Adresse er schreiben solle, denn – und das war das Wichtigste an der Idee – der Osterhase habe drei Adressen. Drei Adressen bedeutete drei Briefe. An drei Osterhasen. Und dreimal so viele Süßigkeiten. Clemens wollte sich nicht selbst loben, aber er hielt diesen Einfall für genial.

Ein riesiges Problem stellte allerdings die Tatsache dar, dass er weder schreiben noch lesen konnte. Aber dafür konnte Nikolas das. Zumindest etwas, er ging schließlich zur Schule. Ja, sein großer Freund besuchte die erste Klasse. Allerdings war Nikolas sich ziemlich sicher, dass es den Osterhasen gar nicht gab. Warum er zu Ostern immer kleine Geschenke von dem felligen Tier bekam, konnte er aber auch nicht erklären.

Also: Zunächst musste Clemens die Adressen der Osterhasen herausfinden. Seine Eltern googelten immer alles. Vielleicht konnte Nikolas …

Nikolas lachte ihn zwar aus, aber das war Clemens egal. Und letztendlich ging es um Süßigkeiten. Da war Nikolas jedes Mittel recht, wenn am Ende eine süße Belohnung auf ihn wartete.

In einem unbeobachteten Moment setzten sie sich an den Laptop der Mutter. Nikolas nahm den Zeigefinger und tippte die Buchstaben in die Suchmaschine ein. O...S...T...E...R...H...A...S...E.

Quälend langsam ging es voran. Dafür erschienen sofort Bilder von Osterhasen, nachdem Nikolas die Entertaste gedrückt hatte. Aber wo fanden sie die Adressen? Auf gut Glück tippten sie auf den ersten Eintrag. So viel zu lesen, dachte Clemens.

„Das ist eine Menge zu lesen“, schnaufte Nikolas, doch er hielt sich wacker, ging eine fett gedruckte Überschrift nach der anderen durch. In einem Schneckentempo, das Clemens hart an die Grenze seiner Geduld brachte. Insgeheim nahm er sich vor, ganz schnell und fließend lesen zu lernen, sobald er in die Schule kam. Und nicht –wie Nikolas es mühevoll tat – Buchstaben an Buchstaben zu reihen. Mein Gott, dauerte das ...

„I-N-T-E-R-N-A-T-I-O-N-A-L“, stammelte Nikolas gerade mit dem Zeigefinger über den Buchstaben geheftet, sodass er lauter kleine schmierige Fingerabdrücke auf dem Bildschirm hinterließ.

„International“, sagte Clemens und ließ den z-Laut nur so zischen, bevor er: „Weiter!“, rief.

„Osterhasen-P-O-S-T …“

„Na bitte, endlich“, dachte Clemens. „Sind das die Adressen?“, fragte er schließlich.

„Ich muss erst zu Ende lesen“, brummte Nikolas. „Osterhasenpost-A-M-T.“

„Osterhasenpostamt!“ Clemens war begeistert. „Sind es drei Adressen?“

Ehe ein verblüffter Nikolas es lesen konnte, hatte Clemens gesehen, dass in einer Art Tabelle drei Kästchen abgebildet waren. Wie gut, dass Nikolas’ seinen Finger an der richtigen Stelle im Text haften ließ. „Das sind sie!“ Die drei Adressen.

Für die Briefe musste er sich jemanden anderen suchen, nahm Clemens sich später vor, während er an einem Bleistift kaute. Jemand, der richtig schreiben konnte. Auch wenn es Nikolas empören würde, denn seiner Meinung nach konnte er bereits gut schreiben. Clemens beschloss, die Nachbarin zu fragen. Klara war zehn und exzellent in Deutsch, hatte er deren Mutter einmal seiner Mutter gegenüber erwähnen hören. Und sie war hilfsbereit.

Als auch diese Hürde genommen war und Clemens zwei Tage später sehr stolz drei Briefe in den Händen hielt, marschierte er zu seiner Mutter.

„Ich brauche bitte drei Briefmarken für Briefe innerhalb Deutschlands.“ So sagte das seine Mutter immer auf dem Postamt, wenn sie Briefmarken kaufte.

„Wofür?“

Nun gut, mit dieser Frage hatte er gerechnet … Warum sollte er um den heißen Brei herumreden? Er beschloss, seiner Mutter die ganze Geschichte zu berichten. Von A bis Z. Quasi von der Ebbe der Süßigkeiten bis zu seinem Nachmittag, den er mit Klara zugebracht hatte, um ihr zu diktieren, was sie an die Osterhasen schreiben sollte. Seine Mutter betrachtete ihn mit großen Augen, während er erzählte und erzählte. Warum sah es manchmal so aus, als müsse sie sich ein Lachen verkneifen? Als Clemens sich dem Ende seiner Geschichte näherte, sagte sie: „Es ist nicht gut, so viel Süßes zu essen!“ Und: „Aber dir ist klar, dass es nur einen Osterhasen gibt?!“

Clemens spürte einen leichten Stich ins Herz, nicht wegen der vermutlich nur gering ausfallenden Menge an Süßigkeiten, die ihm ein Osterhase bringen würde, sondern weil seine schöne, kluge Idee wie ein Kartenhäuschen in sich zusammenfiel. Nur mit halbem Ohr hörte er, was seine Mutter ihm erklärte: Dass der Osterhase regionale Lager, deswegen verschiedene Adressen habe, um seine Lager entsprechend zu füllen. Trotzdem handelte es sich um eine Person oder besser gesagt um ein Tier. Aber sie versprach, die Post dennoch rauszuschicken – an alle drei Adressen. Vielleicht gäbe es ja eine Belohnung für seine Mühen und Kreativität, sagte sie.

Tapfer schluckte Clemens seine Enttäuschung herunter, aber er hoffte einfach weiter … Mütter konnten sich schließlich auch irren.

Bettina Schneider, Jahrgang 1968, lebt in Berlin, verheiratet, zwei Kinder, Studium der Betriebswirtschaftslehre, im Anschluss zehn abwechslungsreiche Jahre im Rechnungswesen in der Privatwirtschaft, heute Freiraum für kreative Tätigkeit. Sie schreibt mit Begeisterung Kurzprosa, einiges davon ist veröffentlicht. Sie ist eine Leseratte, liebt Sonne und blauen Himmel und mag Wald-Spaziergänge.

*

Die Ostertiere gibt es doch!

„Tiago, du startest Richtung Osten. Tilio, du startest Richtung Westen. Ich sitze in der Zentrale. Also meldet euch sofort, sollte es Probleme geben und bleibt in unserem Revier! Lasst euch nicht erwischen!“ Mit diesen Worten entließ der Osterkatzenanführer Eliano seine 48 mitarbeitenden Katzen.

Tilio, Tiago und viele weitere Katzen und Kater schlichen auf leisen Samtpfoten durch den Hintereingang einer riesigen Fabrikhalle davon und verschwanden im angrenzenden Wald. Eliano, ein großer Kater mit schwarzem Fell und leuchtend grünen Augen, sprang eine stählerne Treppe nach oben, in einen Raum voller bunter Knöpfe, Schalter und Hebel. Dort machte er es sich in einem zerfetzten blauen Ledersessel bequem und ließ seinen scharfen Blick über mehrere Bildschirme an der Decke schweifen.

Tilio schlüpfte durch eine Hecke in den ersten Garten. Er schüttelte den großen Korb von seinem Rücken, langte mit einer Pfote hinein und zog zwei bunte Schokomäuse heraus. Eine blaue versteckte er hinter einer Reihe großer Steine und eine rote Schokomaus versteckte er in einem Spielzeugeimer. Dann schlüpfte er durch das Loch in der Hecke wieder nach draußen und machte sich flugs auf den Weg zum nächsten Garten.

Tiago schlich um eine Hausecke und kroch unter einen großen Busch. Mit einer Pfote angelte er drei Schokomäuse aus seinem Korb und legte sie an drei verschiedenen Stellen unter den Busch. Dann tappte er auf leisen Pfoten weiter.

„Mama! Mama! Komm schnell!“ Aaron stand an der Terrassentür und schrie nach seinen Eltern.

Seine Mutter kam angestürzt.

„Was hast du denn? Warum schreist du so?“ Sie klang entsetzt, beruhigte sich aber, als sie ihren Sohn unversehrt vorfand.

Der Junge starrte mit großen Augen in den Garten hinaus. „Da ... da war eine Katze ... mit Ostereiern!“, stammelte er.

Seine Mutter folgte seinem Blick und sah gerade noch den Schwanz einer Katze zwischen den Zaunlatten verschwinden. „Das war sicher nur eine ganz normale Katze“, versuchte die Mutter die Aussage ihres Sohnes abzutun.

Aaron drehte sich zu ihr um und funkelte sie böse an. Sein rundes Kindergesicht war zu einer fiesen Grimasse verzogen. „Das war keine normale Katze. Die hatte einen Korb mit Ostereiern auf dem Rücken!“, beharrte er.

Tilio wollte gerade unter einer Hecke hindurchschlüpfen und so den kleinen Garten verlassen, als er aus dem Augenwinkel etwas wahrnahm. Schnell duckte er sich. Doch es war zu spät. Hinter einer Scheibe konnte er zwei Mädchen mit blonden, geflochtenen Zöpfen sehen, die ihn mit aufgerissenen Augen anstarrten und mit dem Finger auf ihn zeigten. „Mist!“, fluchte Tilio leise. Was sollte er nun tun? Abwarten oder so schnell wie möglich verschwinden? Der Kater entschied sich für Letzteres. Mit den Augen suchte er die Hecke nach einer möglichst großen und nahen Lücke ab, warf dann einen schnellen Blick zurück zu den Mädchen, die noch immer am Fenster standen. Mit einem gewaltigen Satz sprang er direkt vor die Lücke in der Hecke und verschwand.

Vier Stunden später

Die 48 Osterkatzen trudelten nach und nach wieder in der großen Lagerhalle ein und stellten ihre leeren Körbe auf ihren Plätzen ab, ehe sie sich unterhalb einer Arbeitsbühne versammelten, auf der sich ihr Chef auf den Hinterbeinen aufgestellt hatte, um die Aufmerksamkeit der Osterkatzen auf sich zu lenken.

„Es freut mich, dass alle Katzen und Kater wieder da sind“, begann der schwarze Kater, denn die Arbeit als Osterkatze war wahrlich nicht ungefährlich. „Ihr kennt meine beiden Fragen: Gab es irgendwo Probleme?“, schnurrte er.

Keine Reaktion.

„Das scheint nicht der Fall zu sein. Dann meine zweite Frage: Ist eine oder einer von euch gesehen worden?“ Sein strenger Blick musterte die vielen Katzen und Kater zu seinen Pfoten.

Zunächst zeigte keine der Katzen eine eindeutige Reaktion, doch der Anführer konnte die Unruhe spüren. Einige Katzen warfen sich verstohlene Blicke zu.

„Raus mit der Sprache!“, maunzte er.

Eine getigerte Katze erhob sich aus der Menge, den Kopf gesenkt, und schnurrte leise: „Ich ... ich glaube, zwei Jugendliche haben mich gesehen. Sie kamen so schnell um die Ecke gerannt, dass ich mich nicht mehr verstecken konnte.“

Nach und nach erhoben sich sieben weitere Katzen und Kater. Dem Anführer fielen beinahe die grün funkelnden Augen aus dem Kopf. Sein Gesicht verriet Überraschung, Erstaunen und Entsetzen zugleich. „So viele?!“, knurrte er und ließ seinen scharfen Blick über die Meute wandern. „Danke, dass ihr euch gemeldet habt!“, rief er, machte auf dem Absatz kehrt und sprang in großen Sprüngen zurück in die Zentrale, den Raum mit den vielen Bildschirmen, Schaltern, Hebeln und Knöpfen.

Mit seiner Pfote drückte er nacheinander drei Knöpfe und starrte dann auf den großen Bildschirm an der Wand über ihm. Das Bild teilte sich in drei kleinere Bilder. Zu sehen war jeweils der Anführer der anderen Ostertiere. Der Osterpapageienanführer Abraxas, der Osterkaninchenanführer Kalle und der Osterdrachenanführer Dino. Alle drei wirkten nicht gerade glücklich, sondern angespannt, gar entsetzt.

Eliano sprang mit einem eleganten Satz aus seinem blauen Ledersessel und gab der Bürotür einen Stups, damit sie ins Schloss fiel. Dann setzte er sich wieder aufrecht in seinen Sessel.

Eine halbe Stunde später ging die Tür zur Schaltzentrale wieder auf und der große schwarze Kater mit den funkelnd grünen Augen schlüpfte heraus. Einige Osterkatzen saßen noch in der Halle, andere hatten sich zurückgezogen oder sich wieder an die Arbeit gemacht.

Eliano schlich durch das gesamte Gebäude und trommelte alle Katzen und Kater noch mal zusammen.

„Alle mal herhören!“, mauzte der Anführer, als alle Osterkatzen sich wieder zu seinen Pfoten versammelt hatten.

Die Katzen tippelten unruhig von einer Pfote auf die andere, ihre Schnurrhaare zuckten nervös.

„Ihr müsst euch keine Gedanken machen. Es wird niemand bestraft werden! Stattdessen haben wir Ostertieranführer uns etwas einfallen lassen ...“ Er legte eine bedeutungsvolle Pause ein.

Die Katzen waren sichtlich erleichtert und gespannt auf die Neuigkeiten. Eliano erhob seine Stimme und schnurrte: „Ab dem nächsten Jahr ... werden wir ÖFFENTLICH auftreten! Wir verstecken uns nicht mehr, sondern die Kinder dürfen uns mit offenen Armen empfangen! Das gilt für ALLE Ostertiere!“

Ein Raunen, Maunzen und Schnurren ging durch die Menge. Die Osterkatzen waren sichtlich überrascht! Was sonst alles strengstens geheim gehalten worden war, würde nun mit einem Schlag ans Licht kommen!

Ostern ein Jahr später

Die beiden Mädchen mit den blonden, geflochtenen Zöpfen saßen schon den ganzen Morgen in ihrem Kinderzimmer am Fenster. Sie wollten unbedingt den hellgrau getigerten Kater wiedersehen, der ihnen im letzten Jahr die Schokomäuse unter den Blumen versteckt hatte. Ihr Vater hatte ihnen vor ein paar Tagen einen nahezu unglaublichen Artikel aus der Zeitung vorgelesen. Und nun warteten sie darauf, ein Ostertier anzutreffen.

„Da!“, quietschte eines der Mädchen wenig später.

Tatsächlich! Durch das Gartentor kam ein Kater stolziert, auf dem Rücken trug er einen großen Korb, in dem bunte Dinge lagen.

„Das ist der gleiche Kater wie letztes Jahr!“, flüsterte das andere Mädchen.

Der Kater blieb direkt vor den Mädchen stehen, angelte mit einer Pfote zwei Schokomäuse aus seinem Korb und legte sie ins hohe Gras. Er schnurrte, zwinkerte den Mädchen zu und stolzierte durch das Gartentor wieder davon. Die Mädchen tauschten Blicke und jedes schnappte sich dann eine Maus.

„Was ist das denn?“, fragte ein Mädchen. Sie hatte eine Visitenkarte gefunden. Darauf stand:

Osterkater Tilio

Ostertiergesellschaft

Osterfabrik 2

[email protected]

„Wow! Die ist von dem Kater. Er heißt Tilio! Die Ostertiere gibt es also doch!“, freuten sich die Mädchen.

Viele Jahre später war die Ostertiergesellschaft um ein Vielfaches gewachsen. Es gab mittlerweile über 200 Osterkatzen, zudem neu ausgebildete Osterfüchse mit der Osterfuchsanführerin Feli, Osteraffen, Osterwaschbären, Osterschlangen und Osterleguane. Fünf neue Osterfabriken waren gebaut worden und die Ostertiere erhielten das ganze Jahr über zahlreiche Aufträge.

Die Menschen mussten erkennen und lernen, dass Tiere doch um einiges intelligenter waren, als sie sich hatten eingestehen wollen. Mit dem Erscheinen der Ostertiere veränderte sich nach und nach das Verhältnis zwischen Mensch und Tier zum Besseren. Den Tieren wurden Rechte zugesprochen und sie lebten nicht mehr FÜR die Menschen, sondern MIT ihnen. Friedlich nebeneinander.

Nicole Webersinn, 23 Jahre alt und aus Rodenbach bei Hanau, schreibt Kurzgeschichten, solange sie denken kann. Ihre Liebe zum Schreiben und Lesen hat sie sich über die Jahre bewahrt und arbeitet heute in einer modernen Großstadtbibliothek.

*

Embala Eichhorn

Embala Eichhorn blinzelte in die warme Frühlingssonne. Das Osterfest stand vor der Tür und sie erwartete ihre ersten Gäste im Walnussbaum. Höchste Zeit, alle Nester gründlich aufzuräumen und mit frischem Grün zu schmücken. Embala huschte emsig umher. Sie strich sich die Spinnweben von den Ohrpinseln und schüttelte den Staub aus ihrem buschigen Schwanz. Die Nester waren von den Winterstürmen zerrissen und zerrupft. Löcher mussten gestopft werden, die Bettchen neu gepolstert und die Minibar aufgefüllt werden. Eigentlich wollte ihr Ecki Eichhorn vom Süßkirschbaum zur Hand gehen. Aber der ließ sich nicht blicken. Wahrscheinlich lag er wieder einmal schnarchend in irgendeiner Höhle.

„Eines Tages wird ihn das noch das Leben kosten“, seufzte Embala. Anstatt sein Nest im Kirschbaum in Ordnung zu halten, suchte er sich einfach immer neue Schlafplätze. Doch jetzt hatte Embala keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Flink und behände, wie sie war, hatte sie im Handumdrehen kleine Zweige, Ästchen und viel frisches Moos für die Bettchen herangeschafft. Ein Strauß Veilchen verlieh den Nestern einen wunderbaren Frühlingsduft. Embala war entzückt und ihre lackschwarzen Knopfaugen glänzten glücklich. Ihre Gäste würden sich wohlfühlen. Nur die Minibar war immer noch nicht eingerichtet. Diese beschwerliche Arbeit wollte Ecki übernehmen. Wo er bloß blieb?

Embala stieß spitze Pfiffe aus. „Tjuk, tjuk, tjuk.“ Darauf hörte Ecki eigentlich immer. Aber dieses Mal antwortete er nicht. Stattdessen klingelte jemand Sturm am Fuß des Walnussbaumes.

Ringededing, Ringededing, ding, ding.

„Jaha, ich komme schon“, trällerte Embala fröhlich vor sich hin, schwang sich geschickt von einem Walnusszweig zum nächsten und rannte kopfüber den mächtigen Baumstamm herunter. Kurz vor der letzten Astgabelung hielt sie plötzlich inne. Ihre Nasenspitze zitterte vor Aufregung. Sie hatte einen Schatten und einen bedrohlichen Luftzug wahrgenommen. Das konnte weder Ecki noch einer ihrer Gäste sein. „Aber das Klingeln!“, schoss es ihr durch den Kopf. Wer hatte unten am Walnussbaum geklingelt?

Embala versteckte sich hinter einer großen Walnussblüte und spähte vorsichtig an ihr vorbei. Ach, es war wieder einmal Bummel, der Mäusebussard. Er trieb beharrlich seine witzigen Spiele mit ihr, aber er wusste auch ganz genau, dass er in dem dichten Geäst des Baumes keine Chance hatte. Er wollte nur einmal wieder zeigen, dass er da war. Embala eilte auf den Boden und – siehe da – Ecki war auch eingetrudelt. Er schleppte sich mit einer großen Kanne Honigmilch ab und hatte für jeden Gast auch noch eine Walnussschale als Trinkbecher dabei. Gerade als Embala und Ecki die Leckereien verteilt hatten, klingelte es schon wieder am Walnussbaum.

Ringededing, Ringededing, ding, ding.

„Die ersten Gäste kommen“, trällerte Embala vor sich hin. „Die ersten Gäste kommen.“ Sie konnte es gar nicht erwarten und kugelte sich nach unten. Und da standen ihre Geschwister, Onkel, Tanten und ihre Eltern. Einmal im Jahr kamen sie alle zusammen, um am Ostersonntag gemeinsam den Gottesdienst zu besuchen und danach an einer großen Tafel das Osterfrühstück einzunehmen. Schnell zählte sie alle durch. Nein, es fehlte niemand. Bummel hatte keinen erwischt. Der würde auch etwas von ihr zu hören bekommen. Mit einem Auge sah sie den Mäusebussard in der Entfernung auf einem Pfahl im angrenzenden Weinberg sitzen. Er hatte sie längst alle entdeckt und beobachtete die Gesellschaft sehr genau.

„Kommt hoch, ihr Lieben. Ihr könnt euch die schönsten Nester aussuchen. Sie sind gerade fertig geworden.“

Es war ein wildes Gerangel und lautes Geplapper um die herrlich duftenden Schlafplätze. Entweder waren sie in Himmelblau gehalten, in Rosarot oder Frühlingsgelb.

„Alles sieht so wundervoll bei dir aus“, sagte Embalas Schwester Lilli fröhlich. „So hübsch und gemütlich hast du alles zurechtgemacht und an alles gedacht. Wird der große Vogel uns auch nicht gefährlich?“

„Nein, nein“, antwortete Embala. „Er will sich nur immer ein bisschen wichtigmachen. Er hat sich auf Mäuse und Regenwürmer spezialisiert.“

„Bummel“, rief Embala von der Baumspitze aus. „Bummel, du wirst mich und meine Gäste in Ruhe lassen. Ist das klar?“

Bummel plinkerte bedächtig mit seinen Augen. Er bewegte sich keinen Millimeter. Und eine Antwort gab er auch nicht.

Die Eichhornbande wuselte wild im Walnussbaum umher. Jeder musste sich wenigstens einmal, nein, viele Male das Nest des anderen ansehen. Doch dann machte sich die lange Reise bemerkbar, einer nach dem anderen wurde müde und nach kurzer Zeit verzog sich jeder in sein Nest und schlief ein.

Am nächsten Morgen strahlte die Sonne mit aller Kraft, kitzelte sie an der Nase und alsbald versammelte sich die Eichhornfamilie zum Gottesdienst im Kirschlorbeer. Natürlich wollten auch Frau und Herr Hummel die Ostermesse nicht verpassen, genauso wie das Ehepaar Amsel und Familie Blaumeise. Sogar Bummel hockte in der benachbarten Linde und hörte zu.

Die Ostermesse wurde von Onkel Willibert Eichhorn verlesen. Er gab ein sehr würdiges Bild ab. Schwarz glänzendes Fell, lange Pinselohren, dicker, weißer Bauch und rotbraune Beine. Mit klarer Stimme predigte er von der Lorbeerkanzel herab und sagte zum Schluss: „Geht respektvoll und höflich miteinander um und hört einander zu. Dann werden wir alle zusammen in Frieden und Freiheit leben können.“

Er segnete seine Lieben, die anschließend erfüllt und dankbar den Kirschlorbeer verließen. Die einen hielten ein Schwätzchen in der schönen Frühlingssonne und tauschten ihre Gedanken zu der Predigt von Onkel Willibert aus. Die anderen schlugen Purzelbäume und spielten Nachlaufen.

In der Zwischenzeit hatten Embala und Ecki eine große Tafel in der Buchsbaumhecke gedeckt. Die beiden hatten schon vor Tagen viele Köstlichkeiten vorbereitet und sie an einem kühlen und sicheren Ort aufbewahrt. Niemand sollte vorher von den Leckerbissen naschen, auch nicht Bummel. Doch es war Ostern und deshalb wollte Embala dem einsamen Vogel auf dem Pfahl eine Freude bereiten.

„Bummel“, rief sie. „Bummel.“

Der Mäusebussard plinkerte mit seinen Augen.

„Bummel, hier habe ich für dich eine Ostergabe vorbereitet. Das ist alles für dich. Brokkoliplätzchen, Karottentorte, Kürbiskerne und Maiskekse und natürlich ein Stück von meiner großartigen Walnusstorte. Ach ja, was dir ganz bestimmt gefallen wird, sind die gerösteten Regenwürmer und Spinnenbeine.“

Bummel war überwältigt, verschluckte sich fast und räusperte. „Embala, wie überaus nett von dir. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich werde von allem etwas versuchen, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob mir das Grünzeug schmeckt. Die Regenwürmer und Spinnenbeine werde ich mit Genuss verzehren.“

Embala und ihre Lieben verbrachten ein ausgedehntes Osterfrühstück in der Buchsbaumhecke, das sich bis in den Nachmittag zog. Das Nachtessen fiel nur spärlich aus. Danach bezog die Eichhornfamilie wieder ihre duftenden Nester im Walnussbaum und schlief bis weit in den anderen Tag hinein.

Ariane Gilgenberg ist in Köln geboren und lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Mainz. Die promovierte Agraringenieurin arbeitet als Kinderbuchautorin, Journalistin für den Pferdesport und ist Lesepatin in der Grundschule. In Papierfresserchens MTM-Verlag erschien ihr Pferdekrimi „Karamell“ und die Weihnachtsgeschichte „Kater Kürbis und die Bratkrähe“. Außerdem hat sie viele Texte für die Anthologien des Verlages verfasst.

*

Der Osterhase

Ich bin ein kleines Häschen,

kann schnuppern

mit meinem Näschen.

Meine Ohren,

die sind lang

und schön,

und hinten

könnt ihr mein

Schwänzchen sehen.

Hinter dem Busch

ist mein Versteck,

kommt der Fuchs,

husch – bin ich weg!

Gina „Flora“ Grothe ist 13 Jahre alt und Mitglied im Buchclub der Mildred-Harnack-Schule.

*

Der Osterhase ist krank

Das Märchenland könnte ein friedlicher Ort sein, wären da nicht die böse Hexe und ihr Sohn Allessandro. Was sie wohl heute Übles anstellen?

Es war ein sonniger Morgen im April. Die böse Hexe und ihr Sohn Allessandro saßen bereits am Frühstückstisch. Sascha, die Tochter der bösen Hexe, schlief heute länger. Die erste Schulstunde fiel bei ihr aus. Die böse Hexe und Allessandro nutzten diese Gelegenheit, um einen neuen Plan zu besprechen. In der Gegenwart von Sascha konnten sie dieses meistens nicht. Sascha würde versuchen, diesen Plan zu vereiteln.

„In zwei Tagen ist Ostern“, bemerkte die böse Hexe. „Wir sollten etwas unternehmen, um das Osterfest zu verderben.“

„Ich bin bereits an einer Gemeinheit dran“, lächelte Allessandro.

„Wie kommt es, dass du bereits tätig geworden bist? Das ist doch sonst nicht deine Art.“

„In der DARK SCHOOL haben wir über das Osterfest gesprochen. Wer das Fest dieses Jahr zerstört, bekommt einen Ehrenpreis. Dazu eine Möglichkeit, im DARK NET darüber zu bloggen.“

„Klar“, seufzte die böse Hexe „Du suchst eine Möglichkeit, deine Influencerposition als fieseste Figur zu stärken.“

„Ich wette mit dir, Mutter, dass der Osterhase dieses Jahr nicht ein Osterei verteilt. Dafür sorgt ein Grippeelexier. Der Osterhase wird das Bett nicht verlassen können.“

„Perfekt“, freute sich die böse Hexe. „Ich hoffe, dir unterläuft bei deinem Plan kein Fehler.“

„Iwo. Die Tinktur ist gut als Geschenk verpackt. Der Osterhase wird nicht wissen, dass es von mir kommt.“

Einen Tag später zog der Duft von Schokolade durch das Haus vom Osterhasen. Verwundert nahm er eine Flasche aus einem erhaltenen Paket mit der Aufschrift Schokoladenlikör. Eine Karte lag bei. Auf ihr stand:

Ein Geschenk der Märchenkönigin an den Osterhasen

für seine guten Dienste.

Der Osterhase warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Flasche. Schokolade war seine Leidenschaft. Ohne zu überlegen, trank er den kompletten Likör leer. Am selben Abend war der Osterhase so krank, dass er nicht mehr aufstehen konnte.

„Du bleibst im Bett liegen, Schatz“, sagte Belinda Osterhase. „Du hast Fieber.“

Der Osterhase schniefte. Tränen kullerten über seine Wange. „Die Kinder werden enttäuscht sein, wenn ich keine Eier verteile und es gar nichts gibt.“

„Ich weiß, du wärst gerne unterwegs. Doch das geht nicht. Ostern muss leider ausfallen. Ich gebe dir einen weiteren Kräutertee. Bisher hat der eigentlich immer geholfen. Vielleicht braucht er dieses Mal nur etwas länger, bis er wirkt?“

In der Küche wartete die Tochter des Osterhasen namens Blacky auf ihre Mutter. „Vater geht es nicht gut, nicht wahr?“, fragte Blacky. „Das Osterfest wird ausfallen, wenn er bis morgen nicht gesund ist. Ich habe alles mitgehört.“

„Ach, Blacky. Ostern fällt aus. Dein Vater ist sehr krank.“

„Was wäre eigentlich, wenn ich die Ostereier verteile? Papa hat mich doch oft genug mitgenommen.“

„Das ist eine grandiose Idee“, lobte Belinda. „Ich schicke direkt einen magischen Eilbrief an Sascha. Sie ist eine gute Freundin deines Vaters und wird bestimmt helfen.“

Zur selben Zeit lag Sascha in ihrem Turmzimmer auf ihrem Bett und las einen Liebesroman. In ihren Roman versunken, bekam sie nicht mit, wie ein Brief durch das Fenster hineinflog. Er sauste an ihren Kopf. „AUA!“

„Wer schickt dir denn um diese Uhrzeit noch Briefe?“, meldete sich der Türknauf zu Wort. Er hieß Goldknauf und konnte sprechen. Auch konnte Goldknauf an jeder x-beliebigen Tür im Schloss erscheinen. Auf seinen Willen hin ging die jeweilige Tür auf oder sie blieb verschlossen. Goldknauf war der klügste magische Gegenstand im ganzen Schloss. Keiner wusste, wie er es anstellte, doch Goldknauf war über vieles im Schloss im Bilde.

„Keine Ahnung, Goldknauf. Das werde ich gleich wissen.“ Sascha entfaltete ein braunes Pergamentpapier und begann zu lesen. Ihr sorgenvolles Gesicht sprach Bände.

„Stimmt etwas nicht?“

„Der Osterhase ist krank“, berichtete Sascha.

„Kein Wunder. Er hat eine Grippetinktur von Allessandro erhalten.“

„Mein Bruder kann ganz schön gemein sein. Aber diese Suppe versalze ich ihm. Ich werde die gute Hexe informieren und morgen mit seiner Tochter Ostereier verteilen. Bitte verrate nichts, Goldknauf.“

„Klar, Prinzessin. Für dich tue ich doch fast alles.“ Goldknauf verschwand wieder.

In Windeseile setzte sich Sascha an ihren Schreibtisch und schrieb einen Brief an die gute Hexe. Sie war die Schwester der bösen Hexe und die beiden konnten einander nicht leiden. Sascha schraubte das Tintenfass wieder zu, sprach einen Zauberspruch und verschickte den Brief. Den Osterhasen zu heilen, läge nun in der Hand der guten Hexe. Im Anschluss ging Sascha ins Bett. Die Lust am Lesen war ihr vergangen. Morgen stand ein langer, anstrengender Tag bevor!

„Eins, zwei, drei!“ Blacky stand versteckt hinter einem Busch in einem Garten des Menschenreichs und verstreute bunte Eier. „Fertig!“ Als Blacky zu Sascha zurückhoppelte, strahlte sie über beide Ohren.

Sacha und Blacky waren bereits den ganzen Morgen in der Menschenwelt unterwegs, um Eier zu verteilen. Beide waren voller Begeisterung dabei. Um in die Menschenwelt zu kommen, nutzte der Osterhase seit Jahren eine magische Zauberkugel, die er von der guten Hexe bekommen hatte. Dieses Mal half sie Blacky. Belinda hatte Blacky die Kugel kurz vor ihrer Abreise mitgegeben. Den Gebrauch musste sie ihrer Tochter nicht erklären. Sie wusste bereits Bescheid. Das Einzige, worauf Blacky achten musste, war, dass sich die Personen, die mit ihr reisten, an der Hand hielten.

Genau das taten Blacky und Sascha jetzt. Blacky zog die Kugel aus ihrer braunen Ledertasche, hielt sie stolz mit ihrer rechten Hand in die Luft, während sie mit der linken Hand Saschas Hand festhielt und einen uralten Teleportationszauber sprach. Anhand einer Liste, die der Osterhase vor Wochen gefertigt hatte, konnten beide sehen, wohin es als Nächstes ging. Wenn ein Ort erledigt war, verschwand dieser magisch von der Liste. Der nächste Ort, den sie aufsuchen würden, erschien dafür in glitzernd roter Farbe.

„Schade, dass wir die Kugel nur zu Ostern benutzen dürfen. Ich würde gerne öfter in die Menschenwelt reisen. Hier scheint es viele tolle Ortschaften zu geben“, schwärmte Blacky.

„Wir können doch einmal zusammen einen Ausflug mit deinem Vater machen, wenn dieser gesund ist.“

„Oh ja“, freute sich Blacky. „Meinst du, die gute Hexe war inzwischen bei ihm?“

Und wie erging es eigentlich dem Osterhasen?

Kurz nach Mittag tauchte die gute Hexe bei Familie Osterhase auf. Obwohl es ein schöner Tag war, war dem Osterhasen elend zumute. Als er die gute Hexe sah, hob er traurig ein Augenlid. Die gute Hexe erzählte dem Osterhasen, was los war.

„Es ist eine Frechheit von Allessandro, mir eine Grippe anzuhängen“, schnaubte der Osterhase.

„Er bekommt seine Strafe“, lächelte die gute Hexe. „Ich zaubere dich erst einmal wieder gesund.“

Die gute Hexe legte ihre Hände auf die Stirn des Osterhasen. Sie sprach eine Zauberformel, während ihre Hände zu glühen begannen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Es ging ihm von jetzt auf gleich wieder besser.

Zur selben Zeit stand Allessandro unter der Dusche. Er duschte schon seit einer halben Stunde. Doch was war nun los? Kein einziger Tropfen Wasser kam mehr. So schnell war Allessandro noch nie aus der Duschkabine gewesen. Anstelle des Duschkopfes fand er einen großen Eisblock vor. An der Wand hinter der Dusche blinkte ihm eine magische Leuchtschrift entgegen.

An Allessandro!

Der Eiszauber wird deinen Duschkopf für eine Woche einfrieren. Andere Zauber werden hier nicht helfen. Lass dir das eine Lehre sein, anderen das Osterfest verderben zu wollen.

Die gute Hexe

Vanessa Boecking: Autorin verschiedener Genres. Erste Auszeichnungen bei Wettbewerben. „Damian, der Zauberer“ Märchen, „Osiris, die Supermumie“, Fantasy.

*

Lieber Osterhase, sei nicht scheu!

Ostermorgen. Laut Ulfs zerkratzter Armbanduhr ist es keine Minute später als 6:28 Uhr. Auf einer Brücke, die zwei Waldstücke verbindet, das Tal darunter überspannt, lauert er mit Sohn Jan. Eine ehemalige Schnellstraße, ein stillgelegter Verkehrsknotenpunkt, die einstige Schlagader zwischen zwei wirklich großen Städten, liegt unter ihnen, bildet eine Schneise.

Nahezu wolkenlose Dämmerung verspricht einen lichten Tag. Vereinzelt aufheulende Motorsägen in Händen der Holzfäller signalisieren zur Stunde: Der Wald schläft nie. Jan erschrickt. Ein Downhillbiker mit breiten Reifen auf seinem Rad schabt Kerben ins moorige, unwegsame Gelände, das unter ihnen liegt.

„Vertraut man den Ortsältesten, ist mancher Wanderer in weithin unsichtbaren, wahrhaft sumpfigen Gräben verschüttgegangen.“ Hat ihm nicht genau das kürzlich sein Vater berichtet? Vielleicht sind es gerade diese am Ende recht zweifelhaften Geschichten, die Jan harmlose Gänsehaut über den Rücken treiben und mit Ulf zusammenschweißen. Eine zeitlebens verbindende Männerfreundschaft muss in baldigen Phasen der Erziehung angelegt werden. Und siehe da, keine andere Begleitperson als seinen Vater hätte Jan auf der Suche nach dem Osterhasen mitgenommen.

Ein Förster, mürrisch sein Blick, streift knapp grüßend hinter ihnen vorbei. Jan versucht, dessen Miene nachzuahmen. Züge, in denen Sorgfalt eingeschrieben ist, kopiert er. Möglicherweise wird der bärtige, etwas ungeschlachte Hüne das Innenleben der Stämme, viele davon reich an Jahresringen, auf Schäden durch Borkenkäfer inspizieren. Jan steht, mit Hoffnung befrachtet, mit einem Fernglas bewaffnet, und der vom Förster übernommenen Ernsthaftigkeit und wartet auf den, bestenfalls, originalen Osterhasen.

„Wie kann ich ihn locken?“, brüllt Jan.

Und Ulf erwidert: „Den Förster oder den Hasen? Nein, Spaß beiseite. Am ehesten mit Stille. Und sei geduldig wie die Jäger im Hochstand. Mehr kannst du nicht tun.“

Jan ist gebannt. Wird der Hase kommen, wird er hakenschlagend vor die Linse seines Feldstechers laufen? Sachter Wind wühlt in den Baumkronen. Gibt es da in den Wäldern zu viele Verstecke? Besteht in der Vielzahl von Unterschlüpfen für Jan überhaupt eine Möglichkeit, Fährte aufzunehmen? Wird er, neben längst getrockneten Profilspuren von Traktoren und den Scherben zersplitterter Tonkrüge, auf den nach beiden Seiten hin schräg abfallenden Pfaden Abdrücke von Hasenpfoten vorfinden können?

„Guck, Papa, über den Kiefern trudelt ein Kondor“, bemerkt Jan mit der geschäftigen Unermüdlichkeit eines neunmalklugen Dreikäsehochs.

„Ich wette dagegen“, wispert Ulf, verbirgt mit seinen Handflächen ein Kichern. Ulf ist an den Übermut seines Sohnes zu Ostern gewöhnt, an die euphorische Goldgräberlaune, zu der sich Jan hingezogen fühlt, weil er denkt, der gewaltige Osterhasencoup sei in greifbarer Nähe.

Die Reaktion seines Vaters bleibt ihm nicht verborgen. Jan verstummt. Könnte man die Ruhe zwischen Jans Sprechanfällen bloß konservieren, hadert Ulf gelegentlich. In Wahrheit bringt Jan nur die Notwendigkeit zu atmen dazu, sein Mitteilungsbedürfnis zu beschneiden. Dafür bricht es schließlich in doppeltem Tempo aus Jan heraus: „Hast du was vorbeihuschen gesehen? Ist dort bei den Brennnesseln … war das der Osterhase?“

Rehe spurten in Serie, an einem transparenten Seil scheinen sie verbunden, sie sprinten. Verglichen mit ihrer Schnelligkeit erscheinen menschliche Rekordläufer wie müßige Fußgänger.

Ulf deutet auf sie: „Du hast die Rehe wohl mit dem Hasen verwechselt.“

Andere Kinder noch schlafend in ihren Betten, ist Jan der Überzeugung, seine Bereitschaft so früh aus den Federn zu kriechen, müsse der Osterhase mit zusätzlichen Geschenken belohnen. Ulfs Gewissheit, der Hase bleibe aus, würde Jan niederschmettern.

Es raschelt und knackt, es keucht und schnaubt. Ulf hält diese Tonkulisse für das übliche Sammelgeräusch des umliegenden Waldes. Er nimmt Jan bei der Hand. Ulf sieht den Optimismus seines Sohnes sekündlich schwinden.

Trottet ein Fuchs durch die Böschung am Rande der Brücke, rauscht eine Horde Wildschweine durch üppiges Gestrüpp, was wuselt da, was trabt dort drüben? Ulf empfindet Mitleid mit der unbeholfenen Fantasie seines Sohnes. Jans unbändiger Wunsch, den Osterhasen aufzuspüren, wird zwangsläufig in Enttäuschung münden.

Über die rostige Brüstung gebeugt, verfolgt Ulf den seit fast einem Jahrzehnt verebbten, damals stets fließenden, nie aber hastigen Verkehr. Der Nachgang erst lässt nostalgische Betroffenheit zu. Irgendwie vermisst er die verlässliche Ausdruckskraft der Menschen auf dem Weg zur Arbeit, von der er selbst, an Tagen, an denen er hier oben stand, freigestellt war.

Jan kneift dem Vater in den Speckmantel auf seiner Hüfte. Der Wille, den Hasen zu erkennen, beflügelt Jan zu derartigen Streichen. Weil es ihm an entsprechenden Werkzeugen mangelt, den Osterhasen greifbar zu machen, wird er hippelig. Er horcht auf, stutzt beim mickrigsten Laut, wankt von einem Bein aufs andere, eine Standuhr, deren Pendel vor der Zeit flieht, ihr enteilen will.

Werden Jans infantile Sehnsüchte von der Realität zu Flausen eines Träumers herabgestuft? Muss er, der vergangenen September eingeschulte Bub, mit zunehmender Reife, verlernen, zu fantasieren? Klein beigeben ist für ihn keine Option. Keine abschließende jedenfalls. Er klammert an der Vorstellung, es sei eine Frage seiner Beharrlichkeit, den Osterhasen aufzuspüren.

„Komm, wir gehen, das Warten ist vergebens“, schnauzt der Vater. Jan murrt, kommt aber der Aufforderung nach. Unter lang gezogenen Schatten der Nadelriesen stehen sie schlussendlich auf dem steinigen Parkplatz.

Für Jan ist der heutige Tag ein Gang durch eine Wüste ohne Oase nach zahllosen Fata Morganen. Und doch hält er bis zuletzt daran fest, im heißen Sand gäbe es Wassertränken. Weswegen sollte der Osterhase unauffindbar sein?

Jan senkt den Kopf, Tränen kullern, unverzüglich wischt er den Zorn mit seinem Ärmel von seinen Wangen. Im Nu ist sein Gesicht verquollen. Stumm nimmt er Platz auf der Rückbank. Der Wackeldackel auf der Kofferraumablage neben der klassisch umhäkelten Klopapierrolle nickt obligatorisch. Für Jan ist jene Zustimmung Hohn. Vielleicht ist es ein bulgarischer Wackeldackel, vielleicht ist sein Nicken die totale Verneinung. An der benebelten Fensterscheibe drückt er seine Nase platt, blass wird ihre Spitze. Jan ist angegurtet, das Radio plärrt Nachrichten, sie gehen ihn nichts an. Unversehens reißt er die Türe auf, schnallt sich ab, springt heraus, hinter eine Birke und zerrt hervor: ein Nest. Einen beschrifteten Korb. Darinnen Eier, daneben auf Moos gebettet, der Jet von Lego, ein vom Weihnachtswunschzettel übrig gebliebener Posten. Das beiliegende Schreiben ist an Jan adressiert. Ein knittriger Brief im strohigen Kunstgras.

Sei nachsichtig mit mir, denn fliegen kann ich nicht. Mit etwas Glück findest du bei dir im Garten noch ein paar Kleinigkeiten. Ich bin scheu, begnüge dich mit meinen Geschenken. So leid es mir tut, mich wirst du nirgendwo entdecken.

Jans feine Antennen für Empfindungen lassen ihn erahnen, sein Vater wäre weniger überrascht, als er vorgibt. Den Osterhasen, so Jans Folgerung, hätte auch sein Vater nie gänzlich abgeschrieben gehabt.

Vor der Abfahrt am Wald seufzt Jan. Ulf ringt um Fassung, ein aufblitzendes Lächeln in den Mundwinkeln streicht er glatt, ehe er sich zu Jan wendet, den Daumen in die Höhe zeigt und ihm zuzwinkert. Eine eingeschworene Gemeinschaft sind sie, deren Verbundenheit der Osternestfund noch enger strickt. Die frühesten Morgenstunden werden auch an künftigen Ostern die Stunden sein, an denen der Vater den Sohn für sich gewinnen kann.

Oliver Fahn wurde 1980 in Pfaffenhofen an der Ilm im Herzen Oberbayerns geboren. Der Heilerziehungspfleger lebt bis heute zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in der Kreisstadt. Fahn veröffentlicht regelmäßig Beiträge in Kulturmagazinen und verfasst Texte für Anthologien.

*

Lilys Ostergeschenk

In der Osterhasenzentrale in Queensland, Australien, wartete das Känguru bereits genervt auf die Lieferung aus der Hauptzentrale. Normalerweise war die Lieferung etwas schneller als dieses Mal. Das konnte doch nicht wahr sein! Das Känguru hüpfte genervt auf und ab im Kreis und kratzte sich den Beutel.

Der Wombat kam zum Büro und klopfte an die offene Tür. Das Känguru sah auf und sagte zu dem kleinen Vierbeiner: „Ist es endlich da?“ Der Wombat nickte und zeigte zu den sich häufenden Kisten, die nach und nach im Flur auftauchten. Das Känguru stöhnte genervt auf und legte sein Gesicht in die Pfoten. Nichts hier funktionierte so, wie es sollte ... Das Känguru hüpfte zum Flur, in dem die Berge aus Kisten und Körben immer weiter in die Höhe wuchsen.

Die Sugar Glider und Koalas kamen an und trugen die Berge langsam ab, um die Pakete in die richtige Halle zu transportieren.

„Holt euch bloß Hilfe von den Wallabys, die sollten auch mal etwas tun, nicht nur immer die Lorbeeren ernten und so tun, als würden sie genauso hart schuften wie ihr“, schimpfte das Känguru vor sich hin, als es bemerkte, dass die kleinen Biester nicht mithalfen.

Die anderen Tiere waren still und kommentierten es nicht, sie bauten die jährliche Arbeitskette auf und fingen an, die Süßigkeiten und Eier vorzubereiten.

Das Känguru suchte die Wallabys, die sich im Hof unter dem Eukalyptusbaum versammelt hatten und Späße machten.

Das Känguru sah sie entsetzt und verwirrt an. „Was macht ihr hier?“, schrie es beinahe und wirkte fast noch wütender als die ganze Zeit davor.

Die Wallabys sahen da Känguru an und schauten unschuldig drein mit einem Hundeblick. Eins seufzte leise und hopste zum Känguru. Es legte den Kopf leicht schief und musterte das Känguru. „Du sagtest uns, wir dürften Pause machen, bis die Lieferung von der Zentrale kommt“, murrte es und hüpfte ins Haus.

Das Känguru starrte ihm nach und atmete tief durch, die anderen hüpfen hinterher. Es war äußerst unklug, jetzt dem Känguru in die Quere zu kommen.

Die Vorbereitungen für Ostern mussten dringend beendet werden und die Zeit drängte die Tiere, äußerst schnell vorzugehen, sie brachten die Einzelteile für die Nester in die verschiedenen Werkstätten. Die Sugar Glider malten mit winzigen Pinseln vorsichtig und genau die einzelnen Eier an, trotz ihrer Vorsicht und Genauigkeit waren sie ziemlich schnell und stellten in zwei Minuten je ein Ei fertig. Die Wallabys flochten die Körbe für die Nester und stopften sie mit frischem Heu aus. Das Känguru überwachte die kleinen Widersacher genau und achtete darauf, dass die einzelnen Körbe genau und sauber hergestellt wurden. Sie sollten perfekt und einzigartig für jedes einzelne Kind sein, zuletzt kam eine Schlaufe in den verschiedensten und buntesten Farben dran, denn die Kinder hatten wie jedes Jahr ein perfektes Osterfest verdient.

Die Koalas und Wombats hatten wohl die wichtigste Aufgabe, indem sie die Körbe zu den Eistationen brachten und sie befüllten. Sie achteten genau darauf, dass jeder Korb die gleiche Ladung, also die gleiche Anzahl an Schokoladeneiern, Hühnereiern, eine große Figur und zwei kleine, Zuckereier und Weingummis bekam. Im Anschluss brachten sie die fertigen Osternester zu den Ausgangstationen, bei denen sie die Nester lagerten, bis das Känguru sie verteilten. Sie arbeiteten den ganzen Tag und die ganze Nacht, bis sie die verlorene Zeit wieder aufgeholt hatten, um rechtzeitig für Ostern fertig zu werden. Das Känguru war höchst besorgt: Würde das Team es schaffen, alle Nester bis Ostern fertigzustellen?

Nach zwei Tagen waren sie fertig. Na ja, fast fertig, denn Lily, die kleinste und zierlichste aller Sugar Glider, war noch bei der Arbeit und modellierte einen großen Osterhasen für ein kleines Mädchen. Es sollte das erste Osternest für dieses Kind werden.

Das Känguru beobachtete die Kleine, wie sie aufrecht vor der Schokoladenfigur stand und den Kopf mit ihren kleine Pfoten modellierte. Alle anderen waren bereits weg und schliefen oder aßen und erholten sich. Doch dieses kleine Wesen gab nicht auf und versuchte, die perfekten Ohren für den Osterhasen des Mädchens herzustellen.

Der Nektarspender der Sugar Glider stand etwas zu weit weg von Lily, sodass das sie nicht trinken und eine Pause machen konnte. Das Känguru hüpfte zu ihr und schob den Spender für die Kleine näher ran. Sie sah auf und streckte ihre Zunge vorsichtig danach aus, sodass der Nektar ihre Lippen benetzen konnte.

„Für wen ist das Geschenk denn?“, fragte das Känguru neugierig.

„Die kleine Sophie aus Sydney wird ihre erste Eiersuchen erleben. Das Erlebnis soll besonders werden“, erwiderte Lily und sah stolz zu ihrer Figur.

„Es ist auch dein erstes Osterfest als eine unserer Helferinnen?“, fragte das Känguru weiter.

Lily nickte und leckte weiter an dem Nektar. Das Känguru nahm vorsichtig eine Verpackung und packte die fertige Figur ein. Früher, als es noch keine Helfer gab, hatte das Känguru alles selbst gemacht, und so setzte es auch jetzt die Figur in das fertige Nest.

Lily beobachtete die Handlungen des Kängurus genau und sah ihm zu, ihre Augen leuchteten auf, als sie das fertige Nest sah.

Das Känguru lächelte stolz, es mochte diese Momente, wenn die anderen Tiere, die ihr erstes Nest machten, ihre fertigen Projekte sahen.

„So bringen wir es ans Portal nach Sydney“, murmelte das Känguru und setzte sich Lily auf die Schulter. Dann hüpfte es mit Lily und dem Nest zu den anderen Nestern. Es klärte mit Lily, wo das Nest verstecken sollte.

„Ich finde ja, der Busch da ist das perfekte Versteck“, schlug Lily vor, zeigte den Platz auf der Karte, machte ein Kreuz an dieser Stelle und nickte.

„Gut, dort wird es sein“, versprach das Känguru. „Danke für deine Hilfe und ich schwöre dir, dass es das nächste Jahr nicht mehr so hektisch sein wird.“ Lily nickte und flog dann weg durch ein Portal zu ihrem Schlafnest.

Das Känguru sah sich die Körbe an, jetzt, da der Stress vorbei war, war es endlich wieder zufrieden mit seiner Aufgabe. Es sah sich den Korb an, den Lily gemacht hatte. Die kleine Sugar Glider-Dame hatte sich große Mühe gegeben. Ein tolles Geschenk für ein kleines Mädchen. Dann legte sich auch das Känguru schlafen.

So konnte Ostern kommen.

Ilona Weps

*

Kleine Osterüberraschungen

Das war der Tag, auf den er so lange gewartete hatte. Jetzt endlich konnte Lino vor allen anderen aufstehen und das verstecken, was er mit seinen Großeltern in den letzten Tagen gebastelt hatte. Für jeden ein braunes, aus Karton gebasteltes Nest mit roten Henkeln.

In den vier Tagen bei Oma und Opa waren sie alle fleißig gewesen, sie hatten tolle Osterkarten geschrieben und mit Nadel und Faden bunte Eier auf die Karten gestickt. Mit Opa suchte Lino viele Läden nach Schokohasen und Gummibärcheneier ab, mit Omas Hilfe platzierten sie diese schön im Nest.

Jetzt war es so weit. Mit seinem gelb gestreiften Schlafanzug schlüpfte der Achtjährige aus seinem Bett und schlich leise die alte Holztreppe in den Garten hinunter. Draußen roch der Junge noch den nassen Tau und ihn fröstelte leicht. Lino dacht an seinen roten Hoodie, den er hätte anziehen können, aber dann blickte er sich in dem großen Garten um.

Er brauchte gute Verstecke, sehr gute sogar, immerhin sollten Mama und Papa lange beschäftigt sein. Und für seine Schwester Paula brauchte er noch ein viel besseres. Gestern noch hatte sie steif und fest behauptet, Lino würde viel länger brauchen, die Nester und Eier vom Osterhasen zu finden als sie. Die würde schon sehen.

Da, unter dem dichten Busch mit den vielen kleinen Blumen würde Mama lange suchen. Ein Glück, dass Lino für Mama die gelben Eier und das Buch in gelbes Geschenkpapier eingewickelt hatte, mit der Farbe des Busches würde das Nest nicht auffallen.

Das war erledigt, jetzt was für Papa. Zu schwer durfte sein Geschenk aber nicht versteckt sein, sonst würde er die Lust am Suchen verlieren und aufhören.

Langsam ging die Sonne auf und tauchte den Garten mit den ganz vielen Bäumen in ein gleißend rotes Licht. Die Farbmischung mit dem Orange erinnerte den Jungen an die drei orangen Gießkannen neben dem großen Fass für das Regenwasser. Schnell legte er Papas Nest dazwischen, zwar fiel die blauen Eier und der blaue Schraubenzieher auf, aber so hätte Papa eine bessere Chance, sein Nest schnell zu finden.

Jetzt fehlte nur noch das Geschenk für Paula. Ihr Nest war grün, die Eier und die neue CD von ihrem Lieblingssänger passenderweise auch. Vielleicht unter den Grill? Nein, da war nicht genug Platz. Gartenhaus? Könnte klappen.

Ganz hinten im Eck stand ein altes Häuschen, es war schon da, bevor sie in dieses Haus einzogen waren und diente als Anzuchtstelle für Mamas Kräuter und ihr Gemüse. Da würde Paula sicher nicht nachsehen.

Mit einem leisen Quietschen öffnete Lino die Tür des kleinen Unterschlupfs und legte das Nest nach hinten, noch mal gut verdeckt von Erde und Setzlingen.

Geschafft, alles versteckt. Jetzt war Lino doch noch ein bisschen müde und so schlich er wieder ins Haus, um sich noch einmal hinzulegen. Er freute sich schon sehr, wenn die anderen bald seine kleinen Osterüberraschungen finden würde, und war gespannt, was er wohl bekommen würde.

Luisa Otzelberger, geboren 2007, geht noch zur Schule und träumt sich bereits in andere Welten und denkt an spannende Geschichten. Zu ihren Hobbys zählt mit großer Leidenschaft das Handball spielen und sie skatet gerne. Luisa durfte bereits in einer Anthologie veröffentlichen.

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Hoppel und das Farbenwunder

Das Osterfest rückt immer näher. Krokusse, Narzissen und Tulpen strecken ihre Köpfchen der Sonne entgegen. Die Wiesen werden wieder grün und die kleinen Gänseblümchen bilden einen Tupfenteppich mit ihrem weißen und gelben Blütenkleid. Es riecht nach Frühling.

In Hasenthal herrscht Hochbetrieb. Vor Ostern gibt es viel zu tun. Viele Eier müssen bemalt und in Körbchen gelegt werden, um sie am Ostersonntag den Kindern zu bringen. In geflochtenen Weidenkörben bringen Hasen Eier zur Kochstation, andere tragen die gekochten Eier in die Malerwerkstatt und vieles mehr.

Hoppel, der kleine Hasenjunge, wohnt am Feldrain zwischen den Brombeeren, Schlehen und Heckenrosen. Er sitzt vor dem Eingang seiner Wohnhöhle und überlegte, was er heute mit seiner Zeit anfangen soll.

Er schlendert durch sein Dorf. Schaut mal hier und dort nach dem Rechten, will helfen, aber die Hasen gehen ihm aus dem Wege, da er zwei linke Pfoten hat und stets Unsinn macht. Daher ist er auch nicht sehr beliebt bei den Hasenthalern.

Als er an der Malerwerkstatt vorbeikommt, hört er aufgeregte Stimmen aus ihr. Da Hoppel neugierig ist, schaut er durch die geöffnete Tür.

In der Mitte des Raums steht der Werkstattosterhasenmeister und spricht zu seinen Mitarbeitern: „Wir haben ein Problem. Die Lieferung einiger Farben ist noch nicht eingetroffen. Wir haben nur noch Gelb, Rot und Blau. Mit diesen Farben haben wir aber schon genügend Eier bemalt. Wir brauchen noch Grün, Orange und Violett. Ich habe schon Puschel und Mümmel losgeschickt, um die fehlenden Farben zu holen. Wir machen jetzt Pause, bis die zwei zurück sind. Aber dann müssen wir loslegen, sonst schaffen wir es bis Sonntag nicht.“

Die Hasenmitarbeiter sehen sich gegenseitig an und diskutieren über das Gehörte. Dann verlassen sie die Werkstatt. Als Letzter geht der Meister aus der Werkhalle. Er schließt die Tür ab, aber lässt den Schlüssel stecken.

Hoppel hat sich hinter einem Busch versteckt, damit niemand mitbekommt, dass er gelauscht hat. Er sieht sich um, dass keiner mehr in der Nähe des Schuppens ist. Dann schleicht er vorsichtig zur Werkstatt, schließt auf und geht hinein. Hier schaut er sich erst einmal um. Er sieht die vielen Tische, auf denen Eier in kleinen Behältern stehen, die bemalt werden sollen. Daneben liegen verschiedene Pinsel und Büchsen mit Farben. Im hinteren Teil der Werkstatt stehen große Paletten mit schon bemalten Eiern. Dies alles ist für Hoppel interessant.

Er geht zu einem Arbeitstisch. Hase Hoppel nimmt sich einen Pinsel, taucht ihn in die gelbe Farbe und will ein Ei bemalen. Aber ungeschickt, wie er ist, tropft Farbe auf die Werkbank, da er den Pinsel nicht abgesteift hat. Nun beginnt er, ein Ei zu bemalen. Danach nimmt er einen zweiten Pinsel und drückte ihn in die blaue Farbe. Nun tropft die Farbe direkt auf den gelben Farbfleck. Aber was ist das? Als die blaue Farbe auf das Gelb auftrifft, verändert sich die Farbe. Aus Gelb und Blau wird Grün.

„Seltsam“, denkt Hoppel.

Er wird jetzt mutig und betupft die Eier mit allen Farben, die er hat. Dabei bemerkte er, dass das Mischen von Farben wieder andere Farben ergibt. Die Eier sehen richtig schön aus, aber ob diese den anderen gefallen, das ist nicht sicher.

Plötzlich geht die Tür auf und der Werkstattmeister tritt ein. Als dieser Hoppel und die Eier sieht, schimpft er fürchterlich über den Unsinn, den er angestellt hat. Hoppel sucht schnell das Weite, um nicht noch die Pfote des Meisters zu spüren. Er hoppelt zum Wald und denkt bei sich, dass es doch Spaß gemacht hat, die Eier zu bemalen.

Als er später am Waldrand steht und auf sein Dorf guckt, sieht er, wie viele Hasen zur Malerwerkstatt liefen. Hoppel will wissen, was da los ist, und macht sich auch auf den Weg.

Dort angekommen, hört er, wie alle durcheinanderreden. Plötzlich ertönt eine Stimme: „Ruhe, Ruhe. Ich bitte euch, seid ruhig.“ Das ist der Werkstattmeister. Dann spricht er: „Wir haben ein großes Problem! Püschel und Mümmel sind vom Farbenhändler zurückgekommen. Aber ohne Farben. Es gibt keine mehr und vor Ostern ist auch keine Farbe mehr zu bekommen. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Nur drei Farben für die Eier? Was werden die Kinder sagen?“ Erneut wird laut diskutiert und alle reden durcheinander.

Hoppel nimmt allen Mut zusammen und quetscht sich durch die Hasen nach vorne. Vorsichtig, mit leiser Stimme, sagt er: „Ich weiß Abhilfe.“

Als der Meister ihn sieht, zeigt er mit seiner Pfote in Richtung Tür und meint: „Du, du verschwindest am besten. Nur Unsinn im Kopf. Schau dir nur die Eier an.“ Er zeigte auf die Eier, die Hoppel bemalt hat. „Die sind ja schrecklich. Und du willst wie …“ Er beginnt, zu stottern, und weiß nicht mehr, was er sagen wollte.

Aus der Hasengruppe ertönte eine zarte Stimme. Das Hasenmädchen Hopps meint: „Ich finde die betupften Eier schön. Das ist doch mal etwas anderes als immer die einfarbigen.“

Auch einige andere Hasen finden Hoppels Eier schön. Dann ruft ein älterer Hase: „Meister, wenn du das Problem lösen willst, dann höre den Kleinen an. Rausschmeißen kannst du ihn immer noch.“

Der Werkmeister nickt, schaut Hoppel böse an und sagt: „Sag, was du zu sagen hast. Aber keinen Blödsinn. Ich warne dich.“

Nervös geht Hoppel nach vorne. Er weiß, dass er zwei linke Pfoten hat, aber er weiß auch, dass er ein sehr gutes Gedächtnis hat. Leise beginnt er zu sprechen: „Ich weiß, dass ich alleine nichts in der Werkstatt zu suchen habe. Aber als ich vorhin mit den Farben gespielt habe, ist mir etwas aufgefallen. Meister, du hast doch gesagt, dass wir nur noch Rot, Gelb und Blau haben. Aber wenn wir Farben mischen, dann …“

Jetzt wird er vom Meister unterbrochen. Mit lauter Stimme und wedelnden Pfoten ruft der: „So ein Unsinn, Farben kann man nicht mischen, dann sind sie verdorben.“

Der ältere Hase ruft von hinten: „Lass den Jungen doch erst einmal erzählen.“ Die anderen Hasen geben ihm recht.

Hoppel denkt nach, was er wie tun könnte. Er geht zum Tisch und nimmt eine kleine Schale. In diese schüttet er etwas von der gelben Farbe. Danach nimmt er die Dose mit der blauen Farbe und schüttet etwas zur gelben. Nun nimmt er einen kleinen Holzspan und rührt um.

Als der Meister in die Schale sieht, werden seine Augen riesengroß. Er glaubt nicht, was er sieht. Von der gelben und blauen Farbe ist nichts mehr zu sehen. In der Schale ist jetzt grüne Farbe.

Hoppel zeigt die Schale den andern Hasen. Diese wundern sich genauso wie der Meister. Nun wird der Hasenjunge mutiger. Wiederum nimmt er eine Schale, gibt roten und gelben Farbstoff hinzu, rührt um und reicht die Schale dem Meister.

Nun werden die Augen des Meisters noch größer und die Sprache versagt ihm. In dem Töpfchen befindet sich jetzt orange Farbe.

Hoppel nimmt erneut ein Gefäß, gibt blaue und rote Farbe hinzu, rührt um, sodass wieder eine neue Farbe entsteht. Dieses Mal ist es Violett.

Alle Hasen staunen. Der Meister geht auf Hoppel zu und sagt: „Das hast du gut gemacht. Ich wusste gar nicht, dass man das machen kann. Und ich bin schon lange im Geschäft.“ Dabei klopft er dem Jungen auf die Schulter. „Du hast Ostern gerettet. Und nun gehen wir alle an die Arbeit. Und du hilfst mir, die Farben zu mischen.“

Wie gesagt, so getan.

Hoppel hilft dem Meister und ist stolz, dass er dieses Mal etwas richtig gemacht hat. Keiner der Hasen geht ihm fortan mehr aus dem Weg und alle freuen sich mit ihm. Aber am meisten freut sich Hoppel, dass er in der Malerwerkstatt eine Lehre anfangen kann.

Dieter Geißler, geboren 1954 in Weimar, Ausbildung zum Koch, danach Studium an der Fachschule für Gaststätten- und Hotelwesen Leipzig. Arbeitete als Küchenleiter in Großküchen, später Produktionsleiter in der Schulspeisung. Heute lebt der Rentner in Frankenheim, in der Hohen Rhön. Durch eine Krankheit kam er mit 57 Jahren zum Schreiben. Er verfasst Gedichte und Kindergeschichten. In verschiedenen Verlagen wurden von ihm Gedichte, Kindergeschichten und Anekdoten veröffentlicht.

*

Kaputt

„Horst, wenn du Brot holst, bring doch bitte noch zwölf Eier mit. Wir haben sonst für morgen früh keine Frühstückseier. Aber du müsstest dich beeilen, wir wollen doch noch die Eier anmalen und Oma besuchen müssen wir auch noch“, rief Annet ihrem Mann zu, der gerade das Fahrrad aus dem Schuppen holte.

„Ja, schon gut, hab’ verstanden. Ich beeile mich!“, antwortete Horst, schob sein Rad über den Rasen bis zum Eingangstor, schwang sein rechtes Bein über den Sattel und setzte sich aufs Rad.

Er hatte etwa sieben Minuten zu treten und kam dann am kleinen Laden von Frau Schwinger an. Er schob das Vorderrad in den Fahrradständer vor dem Geschäft von Frau Schwinger. Sie verkaufte in dem Geschäft Milch, Butter, Eier, Käse und vieles mehr. Da er kräftig in die Pedale getreten hatte, damit er recht schnell wieder zu Hause war, war er nun ziemlich aus der Puste.

Er betrat das Geschäft und trug Frau Schwinger seinen Wunsch nach Brot und Eiern vor. Sie wickelte das Brot in eine Papiertüte und die zwölf Eier, die sie als sehr frisch anpries, wurden in einen Eierkarton mit zwölf einzelnen Fächern, eins für jedes Ei, verstaut. Horst bezahlte, griff sich die beiden Päckchen und hastete zurück zum Fahrrad. Dort legte er die Dinge in den auf seinem Rad hinter dem Sattel auf dem Gepäckträger angebrachten Korb. Er zog das Rad aus dem Ständer zurück und setzte an, sein rechtes Bein über den Sattel zu heben. Dabei allerdings wurde er durch das Bellen eines Hundes, der auf ihn zugerannt kam, abgelenkt und bekam das Bein nicht so hoch, wie es eigentlich erforderlich gewesen wäre. So stieß er mit dem Schuh an den Korb und der Eierkarton flog in hohem Bogen heraus. Er schlug in der Luft noch einen Purzelbaum, wobei sich der Deckel öffnete, und landete dann mit nur noch fünf Eiern im Karton auf dem Boden. Die anderen sieben Eier hatten das Weite gesucht und schlugen einzeln auf den Steinen auf. Es entstand augenblicklich ein schauderhaftes Gemisch aus den Eierschalen der sieben Eier, dem Eigelb und dem glibberigen Eiweiß.