Wir gehen auf Zeitreise Band 1 - Martina Meier - E-Book

Wir gehen auf Zeitreise Band 1 E-Book

Martina Meier

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Beschreibung

Langsam schritt er auf das mit Rosenranken und Rhododendron verwachsene Tor zu. Die steinernen Spitzen auf dem Tor waren abgebrochen und lagen verstreut auf dem Boden. Direkt vor dem Tor hielt er an und drückte seine Nase gegen das Gitter. Er holte tief Luft und stieß das quietschende Tor auf. ... Er rannte fast und stolperte des Öfteren. Als er endlich auch die bröckelnde Treppe erklommen hatte, stand er vor der alten, ehrwürdigen Haustür. Seine Finger zitterten, als er den angelaufenen Schlüssel aus der Tasche zog und ins Schloss steckte. Nach mehreren Versuchen gelang es ihm schließlich, den Schlüssel umzudrehen. Und er öffnete das Tor zur Vergangenheit. Das Papierfresserchen lädt zu einer Zeitreise ein – in längst vergangene Zeiten oder aber in die Zukunft. Reist mit uns und lasst den Alltag für ein paar Stunden hinter euch!

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Wir gehen auf Zeitreise Band 1

Ein kecker Koffer voller Kindergeschichten

Martina Meier (Hrsg.)

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Impressum

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuchen Sie uns im Internet - www.papierfresserchen.de

© 2023 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

Mühlstr. 10, 88085 Langenargen

Bearbeitung: CAT creativ - www.cat-creativ.at

Alle Rechte vorbehalten. Taschenbuchauflage erschienen 2012.

Titelbild: Daniela Meth

ISBN: 978-3-86196-093-5 - Taschenbuch

ISBN: 978-3-99051-181-7- E-Book

*

Inhalt

In die Vergangenheit für eine Nacht

Die magischen Aufkleber

Freundlichkeit zahlt sich aus

Die Zeitreise

Mit anderen Augen

Wie ich Amerika entdeckte

Geheimnisse der Vergangenheit

3 Körner für die Haselmaus

Zeitreise der Dimensionen

Staub der Zeit

Die verschwundene Prinzessin

Hilfe, ich kenne meine Zukunft!

Verborgene Weisheiten

Verbotene Liebe im Inkareich

Auf der Suche

Reise in die Vergangenheit

Das kluge Fohlen

Heiliges Herz

Bin mal eben in der Zukunft

Bilder der Vergangenheit

Mein Leben im Jahr 2025

Mein zukünftiges Ich

Eine Reise mit der Titanum

Kleopatras Chaos

Ein Schultag im Jahr 2025

Unechte Zeitreisen

Ein Blick ins Jahr 40297

6 Räume in die Zukunft

Hilfe, ich bin Rentner!

Abenteuer im Dinoland

Eins, Zeitreise, drei

Die mysteriose Fernbedienung

Die Welt der 1000 Straßen

Gulliver, das Dimino

Das Papierfresserchen erzählt Geschichten

Damijan trifft Bohlen

Eine richtige Freundschaft

Das Papierfresserchen in der Steinzeit

Die Geschichte vom netten Drachen

Molvotetis, die Höhle der Beschwörung

Die drei Freunde in der Steinzeit

Der Ring des Zauberers

Die goldene Maske

Elisabeth

Judy und das verrückte Abenteuer

Ob Zeitmaschinen wohl lügen?

Wie die Tiere in die Zeit reisten

Die Reise in das antike Rom

Schneeball, das Zwergkaninchen

Kleiner Waschbär in der Zukunft

Die bunte Welt der Zukunft

Lena und die fantastischen Planeten

Der Planet der drei verschiedenen Zeiten

Das Auge der Zeit

Der magische Stein

Eine Reise in die Zukunft

Die Dinosaurier sind los!

Medizin aus der Zukunft

*

In die Vergangenheit für eine Nacht

Als Rose aufwachte, bemerkte sie gleich, dass irgendetwas anders war ...

Es war noch dunkel, suchend tastete sie über die Kommode, um die Nachttischlampe anzuknipsen. Normalerweise war sie auch im Dunklen nicht schwer zu finden, sie war groß und auffällig. Wie der Rest der alten Villa, in der Rose mit ihrer Familie lebte. Ihr Vater war Immobilienmakler und hatte das ehrwürdige, alte Gemäuer, das Rose manchmal immer noch Respekt einflößte, irgendwann einmal zu einer horrenden Summe erstanden. Das edle Parkett war von dunklem Holz, wie ihre Möbel und eigentlich alles in ihrem Haus. Alles an ihrem Haus war sehr, sehr groß, sehr, sehr auffällig und vor allem sehr, sehr teuer. Rose war nicht gerne alleine im Haus, lieber mit ihren Freundinnen. Aber warum zum Teufel fand sie ihre Lampe nicht? Rose knurrte leise. Wahrscheinlich hatte Antonia, ihre Haushaltshilfe mal wieder umgeräumt. Sie hätte es nicht bemerkt, weil sie gestern total fertig von einer Party wiedergekommen und sofort ins Bett gefallen war. Ja, ja so musste es sein. Rose schwang die Beine aus dem Bett, um die elektrischen Rollläden hochzufahren. Aber – wie merkwürdig, da war kein Knopf, um den Mechanismus zu betätigen. Ja, da waren nicht mal Rollläden! War sie überhaupt im richtigen Raum? Nein, wahrscheinlich in irgendeinem anderen Zimmer, das Haus hatte ja genug davon ...

Sie zog die schweren, altmodischen Vorhänge zurück und unwillkürlich schoss ihr durch den Kopf, dass eigentlich kein ihr bekannter Raum im Haus solche Vorhänge hatte ...

Licht flutete das Zimmer, das eindeutig ihres war. Wie merkwürdig, die Wände und die Decke waren weiß und mit Stuck verziert. Stuck? Auch waren nirgendwo irgendwelche modernen Gegenstände zu sehen, die ins 21. Jahrhundert gepasst hätten ... War sie vielleicht in der Zeit ... gereist ...? Nein, das war doch albern! Rose verbot sich schnell den Gedanken daran. Aber andererseits ... Wo sollte sie sonst sein? Es gab nirgends im Haus ein solches Zimmer.

„Ach quatsch! Das ist doch unmöglich, reiß dich zusammen Rose!“ Roses innerer Dialog wurde jedoch unterbrochen, denn sie hörte Schritte auf der Treppe. Das war eindeutig nicht ihr Haus. Sie hatten einen Fahrstuhl, niemand würde die Treppe benutzen! Oh Gott, das konnte doch nicht wahr sein! Aber ein flüchtiger Blick durchs Fenster genügte, um Roses Hoffnungen zu zerstören, es sei alles nur ein dummes Missverständnis: das Gartenhaus, die Hollywoodschaukel, der kleine Teich, die Beete, die Terrasse ... alles war weg. Stattdessen war da ein strenger, sehr spießiger Garten. Rose war sehr gut in Geschichte, sie schätzte den Garten auf ... frühes 20. Jahrhundert!

Aber ihr blieb keine Zeit, den Schock zu verdauen, denn die Schritte steuerten geradewegs auf ihr Zimmer zu. Panisch versuchte sie, sich zu verstecken, aber dieses leere Zimmer bot keine Versteckmöglichkeiten! Kurzerhand flüchtete Rose in den Kleiderschrank. Jemand betrat das Zimmer, soweit sie durch das Schlüsselloch erkennen konnte, eine sehr junge Frau, ungefähr 15 oder 16 Jahre alt. Auf jeden Fall nicht älter als sie. Mist! Sie kam direkt auf den Kleiderschrank zu! Verzweifelt versuchte Rose, sich zu verstecken – aber zu spät. Die junge Frau öffnete die Schranktür und stieß einen kurzen, erstickten Laut aus, fasste sich aber schnell wieder und zog Rose zur Tür. Rose versuchte, sich zu wehren, aber die junge Frau war stärker.

Diese zischte: „Sei leise, Mädchen! Ich bringe dich in Sicherheit und ich heiße Constanze, mehr musst du jetzt nicht wissen. Ich erkläre dir nachher alles, nur sei jetzt bitte leise!“

Rose wagte nicht zu widersprechen, sie ließ sich widerstandslos durch das große Haus ziehen, das sie schmerzhaft an das aus ihrer Zeit erinnerte. Constanze zog sie in einen großen Raum, der im 21. Jahrhundert das Wohnzimmer war. Sie blickte hastig nach draußen und schloss die Tür ab. Dann musterte sie Rose und schnalzte missbilligend mit der Zunge.

„Wie ihr aus der Zukunft immer angezogen seid ... unmöglich!“

Peinlich berührt sah Rose an sich herunter: ein graues Top mit Glitzersteinchen und eine rotkarierte Schlafhose. Sie fand eigentlich, dass das ganz schön aussah, aber wer wusste schon, auf was für Mode die im 20. Jahrhundert standen ...

Constanze hob ein lebensgroßes, sehr hässliches Porträt, das an der Wand hing, an, und als sich dahinter ein Gang auftat, fielen Rose fast die Augen aus dem Kopf. Ob es das in ihrer Zeit wohl auch noch gab? Constanze stieg hinein und bedeutete Rose, ihr zu folgen. Zögernd folgte Rose Constanze und fragte sich, was sie dazu bewegte, einer völlig Fremden zu vertrauen. Aber sie hatte vorhin etwas über Zukunft gesagt ... Ihr blieb wohl nichts anderes übrig, als Constanze zu vertrauen. Der Gang war total dunkel, Rose musste sich an den Wänden entlangtasten, um sich wenigstens halbwegs zurechtzufinden. Schließlich mündete er in einem spärlich beleuchteten Raum. Dieser war kreisrund und seine gesamte Einrichtung bestand aus einem Tisch. Auf dem stand ein – ja, was war das eigentlich? Es hatte die Form eines Ovals, das ungefähr so groß wie ein Meerschweinchen war, besaß allerlei Knöpfe und Hebel und war silbern verchromt.

Hä, Chrom in dieser Zeit? Rose war verwirrt. Constanze schien das bemerkt zu haben, denn sie lächelte ein Mona-Lisa-Lächeln und trat näher an den Tisch heran.

„Merkwürdig, nicht? Bestimmt fragst du dich, was das ist, wer ich bin, wie du hier hergekommen bist und wahrscheinlich vor allem, wie du hier wegkommst, nicht war?“

Rose nickte unsicher.

Constanze lächelte wieder. „Erst muss ich dich aber etwas fragen. Aus welchem Jahr kommst du?“

„2011“, nuschelte die eingeschüchterte Rose.

„Aha“, nickte Constanze. „Gut. Jetzt zur Frage, wie du hierhergekommen bist. Du weißt sicher, dass das Haus in deiner Zeit sehr alt ist, nicht wahr?“

Rose nickte wieder.

„Ja“, sagte Constanze geschäftsmäßig. „Also, früher, von mir aus gesehen ungefähr vor zwei Jahren, kam der erste Zeitreisende hierher. Er kam aus dem Jahr 1950 und ...“

„Äh, Moment mal. Entschuldige die Unterbrechung aber welches Datum haben wir?“, wollte Rose wissen.

Constanze antwortete flüchtig: „Den 14. April 1912.“

1912, 1912 ... Warum kam Rose dieses Datum so bekannt vor? Natürlich! In diesem Jahr sank die Titanic, genauer gesagt in der Nacht vom 14. auf den 15. April! Sie hatte vorgestern noch den Film gesehen. Sollte sie Constanze warnen? Immerhin starben dabei Tausende von Menschen. Aber Rose entschloss sich, Constanze nichts zu sagen. Sie hatte davon gelesen, was für schreckliche Folgen es haben konnte, wenn man die Vergangenheit auch nur minimal beeinflusste.

Constanze redete weiter: „Also, der Zeitreisende kam aus dem Jahre 1950 und brachte dieses Gerät mit.“ Sie klopfte vorsichtig auf den kuriosen Gegenstand auf dem Tisch. „Es stellte sich heraus, dass es eine Zeitmaschine ist. Ja, ich weiß. Eine Zeitmaschine stellt man sich in deiner Zeit anders vor. Größer, spektakulärer, nicht so wie dieses Ding hier.“ In der Tat hatte sich Rose eine Zeitmaschine immer anders vorgestellt ... „Wie sie funktioniert, zeige ich dir gleich, jedenfalls kommen seitdem immer öfter unfreiwillige Zeitreisende zu uns. Aber keine Angst, sie kommen immer nur einmal.Es besteht also keine Gefahr. Sie kommen wegen des Hauses. Auf diesem Haus liegt eine Art ... nun ja, ich weiß nicht, wie man es nennen soll. Eine Art ... Fluch, Zauber, so in der Richtung. Auf jeden Fall reist jeder, der in diesem Haus länger als ein Jahr lebt, hierher. Meine Aufgabe ist es, solche wie dich heil in ihre Zeit zurückzubringen.

In deiner Zeit wird niemand etwas von deiner Abwesenheit merken, es ist eine Eigenart des Hauses, dass niemand bemerkt, wenn du weg bist. Du wirst, wenn du zurück bist, zwar noch von deiner Reise wissen, aber wirst nicht darüber reden können. Noch Fragen? Wenn nicht, dann schicke ich dich jetzt zurück, ist das in Ordnung?“

Jetzt war Rose sehr verwirrt. Das waren einfach zu viele Informationen, das hielt doch keiner aus!

Nein, sie hatte keine Fragen. Sie wollte nach Hause, sich die Bettdecke über den Kopf ziehen, heulen und das Ganze am liebsten sofort wieder vergessen. Sicher, es gab viele Leute, die alles dafür geben würden, einmal in der Zeit zu reisen, aber sie, Rose, gehörte eindeutig nicht dazu!

„Nein, keine Fragen“, nuschelte Rose.

Constanze nickte. „Gut. Du musst nur deine Hand hier drauflegen“, sie deutete auf das Gerät, „und 20 Sekunden warten. Alles andere mache ich.“

Also gut. Rose legte die Hand auf die Zeitmaschine, während Constanze sich an den Hebeln zu schaffen machte.

„Los geht es!“, rief Constanze.

Krampfhaft presste Rose ihre Hand auf die Maschine, während Constanze leise sagte: „Viel Glück, Zeitreisende. Ein langes Leben und mögen sich alle deine Wünsche erfüllen.“

Mit diesen Worten fiel Rose in ein schwarzes Nichts.

Als sie erwachte, lag sie in ihrem Bett. Panisch tastete sie nach der Lampe – da war sie.

Noch nie in ihrem Leben war Rose so froh gewesen, eine Lampe anzufassen. Glücklich knipste sie sie an und aus. Rose hüpfte aus dem Bett und fuhr die Rollläden hoch. Sie riss die Fenster auf und sog glücklich die nach Autoabgasen schmeckende Luft ein. Sie machte Radio, Fernseher, CD-Player, Computer und alle anderen elektronischen Geräte auf einmal an. Lachend tobte sie durch ihr Zimmer. Schließlich ließ sie sich ins Bett fallen, und war fast sicher, dass es sich nur um einen Traum handeln konnte ...

Dennoch sah sie von diesem Tag an das Haus mit anderen Augen. Und das erste Mal überhaupt nahm sie an diesem Morgen ein lebensgroßes, hässliches Porträt wahr, das bisher unbeachtet an der Wohnzimmerwand hing ...

Alicia Göckel (11) aus Osnabrück / Deutschland

*

Die magischen Aufkleber

Marie ist ein kleines Mädchen. Sie durfte einmal allein auf Reisen gehen. Da half Marie einem Mann, der in seinem Haus einen Brand und nicht so viel Wasser zum Löschen hatte.

Da sprach der Mann: „Danke, ich bin schon sehr alt und werde nicht mehr lange leben. Ich habe Aufkleber, die magisch sind. Sie wären fast verbrannt. Als Dank werde ich sie dir schenken!“

Marie sagte: „Danke, aber was ist denn daran so besonders?“

Da räusperte sich der fremde Mann und sprach ganz leise: „Ich bin ein Zauberer und habe diese Aufkleber verzaubert – mehr darf ich nicht verraten. Den Rest musst du selber herausfinden!“

„Danke, aber leider muss ich jetzt heim, denn ich bin nur zum Urlaub machen hier.“

„Und nochmals vielen Dank“, rief der Mann Marie noch nach.

Ja, so ist Marie zu den Aufklebern gekommen. Nur leider wusste Marie immer noch nicht, was daran so magisch sein sollte. Neugierig untersuchte sie einen Aufkleber, auf dem eine Pyramide abgebildet war. Sie drückte und schrubbelte, aber nichts änderte sich. Doch dann kam Marie auf die Idee, einmal fest daran zu rubbeln. Plötzlich wirbelte ein kalter Wind herbei und Marie spürte keinen Boden mehr unter den Füßen. Vor Schreck kniff sie die Augen zusammen. Sie wurde herumgewirbelt, aber dann wurde es schon wieder langsamer, und als sie stehen blieb, spürte Marie keinen Kinderzimmerboden mehr, sondern weichen und warmen Sand. Als sie mutig die Augen öffnete, sah sie eine riesige Pyramide. Sie ragte bis zum Himmel.

„Voll krass, diese Aufkleber haben mich nach Ägypten versetzt.“

„Hallo“, ertönte es von hinten und ein fremdes, in braune Gewänder gekleidetes Mädchen sprach sie an.

„Es ist nicht schön gekleidet“, dachte sich Marie.

Doch dann sprach das Mädchen erneut: „Wer seid Ihr und woher kommen Eure schönen Kleider?“

Da antwortete Marie dem Mädchen: „Ich heiße Marie und meine Kleider sind ganz normal aus einem Geschäft.“

„Gefäst?“

„Nein, Ge-schäft!“

Darauf das Mädchen: „Und was ist ein Ge-schäft?“

„Ein Geschäft ist ein Haus, in dem man Kleider kaufen kann.“ Aber Marie wollte jetzt endlich wissen, wie das andere Mädchen hieß und fragte: „Aber wie heißt du?“

„Ich heiße Liviane.“

„Iiih“, kreischte Marie auf einmal und Liviane lachte.

„Hihihi, das ist doch bloß meine Schlange.“

Da war Marie erleichtert.

Liviane fragte, wie sie hier hergekommen sei und Marie erzählte die ganze Geschichte, und als sie fertig war, wusste Liviane kein Wort mehr zu sagen. Sie war ganz baff, aber nach einer Weile fragte Liviane: „Und wie kommst du wieder heim?“

„Na, mit den Aufklebern“, sagte Marie ganz stolz. „Aber wo habe ich sie denn? Verflixt und zugenäht, ich habe sie unter mein Bett gelegt.“

Liviane sagte: „Ich könnte dir helfen, wieder nach Hause zu kommen.“

„Aber wie denn?“, fragte Marie.

„Na, vielleicht kann meine Schlange uns weiterhelfen.“

„Die?“

„Ja die.“

„Na gut“, sagte Marie.

„Aber so kannst du nicht herumlaufen, du kannst Kleider von mir haben.“ Und bevor Marie etwas sagen konnte, war Liviane in einer der Hütten in der Nähe der Pyramide verschwunden. Nach einer Weile stand Liviane mit einem dreckigen Kleid vor Marie.

„Und die Kleider soll ich wirklich anziehen?“

„Na komm schon, du möchtest doch wohl wieder nach Hause, oder?“

„Ja, ja, schon gut, ich ziehe sie ja an.“ Und als Marie die Kleider anhatte, gingen sie in eine kleine Hütte. Da krochen lauter Schlangen auf Marie zu, aber eine der Schlangen war nicht normal, sondern sie leuchtete.

„Hallo Biggi, könntest du uns helfen?“

„Sss, ja! Ssss. Es gibt magische Pyramiden, sss, wenn du um zwölf Uhr dort bist, sss, und deine Zeit findest, wirst du wieder in deinem Bett liegen.“

„Toll, dann gehen wir gleich los. Ich war noch nie in einer Pyramide.“

„Aber, sss, Marie du dürftest eigentlich nicht in eine Pyramide. Ihr müsst euch anschleichen. Ihr müsstet warten, bis es dunkel wird.“

Marie wollte eigentlich gar nicht mehr warten, sie wollte nur noch nach Hause. Aber endlich ging die Sonne unter und sie liefen los.

Dann sagte Marie: „Zu Fuß ist der Weg zu weit. Das schaffen wir nicht rechtzeitig. Hast du zwei Räder?“

„Räder? Räder kenne ich nicht, aber ich kenne Oskar, mein Kamel.“

„Na, dann los, holen wir dein Kamel.“

Dann rannten sie so schnell wie möglich zu Oskar und fragten das Tier, ob es sie zu der magischen Pyramide bringen konnte. Jetzt wollte Marie am liebsten, dass ihre Eltern sehen könnten, wie sie auf den Höckern von Oskar herumschaukelte. Es ging sehr schnell auf dem Kamel, denn schon nach kurzer Zeit sahen sie eine riesige, leuchtende Pyramide. Zum Glück kannte Oskar den geheimen Gang, denn die Pyramide wurde von bewaffneten Männern bewacht. Marie wurde immer nervöser, denn die Zeit bis Mitternacht wurde knapp. Durch ein kleines Loch schlüpfte sie in die Pyramide hinein und stand im Dunklen.

„Liviane, wo bist du? Ich sehe nichts mehr.“

„Leise, sonst hören uns die Männer“, flüsterte Liviane. „Wir müssen nur bis zum ersten Grab gehen, da stehen brennende Fackeln.“

„Na toll“, dachte Marie, „ich hasse es, wenn es so dunkel ist.“ Sie griff nach Livianes Hand und lief ängstlich dicht neben ihrer Freundin durch den dunklen Gang. Es knisterte und raschelte und Maries Herz klopfte immer lauter. Marie wollte gar nicht wissen, woher die Geräusche kamen.

„Da vorne wird es heller“, rief Liviane.

Marie war so erleichtert, dass es endlich hell war, dass sie nicht mehr an die Männer dachte. Sie rannte zur Fackel und stolperte dabei über einen Sarg. Mit einem lauten Poltern landete sie auf der Nase. Liviane eilte zu ihr und zitternd horchten sie, ob jemand sie gehört hatte. Aber alles blieb still. Nur Maries Nase blutete und die ersten Tropfen erreichten den Sarg. Als Marie ihr Blut wegwischen wollte, wischte sie über ein magisches Zeichen und sie spürte, dass ihre Rückreise begann. Sie konnte Liviane gerade noch zuzwinkern und schon verschwand sie. Als sie ihre Augen öffnete, lag sie daheim in ihrem Bett.

„War das alles nur ein Traum?“, fragte sich Marie ...

Doch ihre Nase tat noch immer weh.

Selina Laur (9) aus Nördlingen / Deutschland

*

Freundlichkeit zahlt sich aus

Alex war zehn Jahre alt und sehr intelligent, aber er war unglaublich faul. Eines Tages klaute er einen Roboter, weil er sich den ganzen Tag ausruhen und dem Roboter die Arbeit überlassen wollte. Zwar kamen aus dem Roboter nur komische Töne wie Bip!, Bop! oder Bap! heraus, aber wenn er sich erst einmal bewegte, machte er nach Anweisung Hausaufgaben, räumte das Zimmer auf, spülte die Teller, machte das Bett und bereitete das Frühstück für Alex zu.

Als er den Roboter aber ausschalten wollte, weil er schon seit Tagen arbeitete, geriet er plötzlich außer Kontrolle. Alex versuchte alles Mögliche, aber er spielte weiter verrückt. Da hatte der Junge eine Idee: Im Museum für Zeitgeschichte gab es eine Zeitmaschine. Mit der Zeitmaschine reiste er in die Vergangenheit und traf dort den Erfinder. Dieser Erfinder hieß Cem, arbeitete in Köln und war zwanzig Jahre alt. Er hatte den Roboter gebaut und viel Erfolg mit ihm gehabt.

Alex sagte zu Cem: „Dieser Roboter funktionierte nicht richtig, als ich ihn geklaut habe.“

Und der Erfinder antwortete daraufhin: „Natürlich nicht! Erstens musst du den Roboter ordentlich benutzen und zweitens hat er gespürt, dass du ihn geklaut hast.“

Da wusste Alex, was er zu tun hatte und reiste mit der Zeitmaschine in die Zukunft zurück. Als er zurückkam, ging er zuerst in das Geschäft, in dem er den Roboter gestohlen hatte. Dort entschuldigte er sich und bezahlte den Roboter mit seinem Taschengeld. Danach ging er nach Hause, reinigte den Roboter und sprach höflich mit ihm. Und siehe da – der Roboter funktionierte super!

Von da an waren sie tolle Freunde, teilten sich alle Arbeiten und besuchten sogar manchmal den Erfinder Cem, der mittlerweile dreißig Jahre alt war.

Alexander Wilsing (8) aus Izmir / Türkei

*

Die Zeitreise

„Komm Papierfresserchen!“, hörte man es aus der Küche rufen.

Es war Lili, die kleinste Tochter von Familie Peterson. Sie war acht Jahre alt und hatte einen kleinen Drachen bei sich aufgenommen. Ihr zehnjähriger Bruder hatte einen Babykater, er hieß Felix. Papierfresserchen und Felix spielten sehr oft in Kleiderschränken. Die Kleiderschränke sahen danach aus, als hätten zehn Pferde sie verwüstet. Julius unterstützte seine Schwester sehr. Wenn sie irgendwelche Probleme hatte, war er sofort zur Stelle. Ihre Eltern lebten getrennt. Lili und Julius lebten bei ihrer Mama.

„Komm Papierfresserchen!“, hörte man Lili wieder aus der Küche rufen. Als Antwort kam nur ein lautes Grunzen. Lili verschränkte die Arme. „Wenn du nicht sofort kommst, gibt es keine Leckerlis!“

Plötzlich hörte man ein lautes Zischen und Papierfresserchen stand vor Lilis Füßen. Aber als er sah, dass Lili keine Leckerlis hatte, rannte er sofort wieder ins Wohnzimmer. Julius kam in die Küche und fragte: „Lili, was ist denn hier los?“

„Papierfresserchen will einfach nicht zu mir kommen, er rennt immer wieder vor mir weg“, seufzte Lili.

„Dann müssen wir ihn eben fangen“, meinte Julius. Gesagt, getan. Es war ein riesen Durcheinander. Lili und Julius jagten über Tische und Bänke. Nach einer Stunde konnte Julius Papierfresserchen greifen, rannte dabei allerdings vor das Sofa. Durch den Schwung verschob es sich etwas. Unter dem Sofa kam eine Klappe zum Vorschein. Julius öffnete sie. Eine Treppe wurde sichtbar. Neugierig stieg er die Treppe hinunter. Lili folgte ihrem Bruder langsam.

„Wohin führt die Treppe?“, flüsterte sie.

„Ich weiß es nicht“, antwortete Julius. Als sie unten ankamen, standen sie vor einem riesigen Kasten. Lili und Julius machten große Augen. Beide fragten sich, was das sein sollte. Papierfresserchen sprang gegen einen roten Knopf. Plötzlich knarrte und zischte es. Lili umklammerte ihren Bruder, sie zitterte. Ihre Beine fühlten sich an wie Wackelpudding. Es gab einen lauten Knall und die Kiste war offen. Lauter bunte Knöpfe kamen zum Vorschein. Lili, Julius und Papierfresserchen kletterten hinein. Als sie alle drei in der Kiste standen, sahen sie, dass diese von innen viel größer erschien als von außen.

„Die ist ja so groß wie ein Schloss“, stotterte Lili. Als Julius nach oben schaute, wurde ihm schwindelig. Er geriet ins Taumeln und stieß gegen einen weiteren großen, roten Knopf. Die Klappe der Kiste schloss sich. Es wackelte und bebte. Lili und Julius schlossen die Augen und stellten sich vor, dass sie in ihrem Bett liegen würden. Das hatten sie schon einmal beim Achterbahnfahren so gemacht. Es half, die Angst nicht so stark werden zu lassen. Nach ein paar Minuten gab es einen lauten Knall. Die Klappe öffnete sich. Lili und Julius trauten ihren Augen nicht. Sie standen inmitten grüner Bäume und Büsche. Sie gingen immer weiter geradeaus. Auf einmal standen sie auf einem Markt mit lauter Läden wie zum Beispiel H&M, C&A oder Goethegalerie. Lili und Julius starrten auf die Menschen, die in dieser Stadt lebten. Sie flogen. Die Menschen dort flogen!

Als einer dieser Menschen auf Lili und Julius zukam und fragte: „Warum fliegt ihr denn nicht?“, stotterte Lili nur: „W… w… wir wiss… wiss…“

Julius fiel ihr ins Wort: „Wir ... wir wissen nicht, wie das geht!“

Der Mann lachte: „Ihr wisst nicht, wie man fliegt? Ist doch ganz leicht, ihr müsst einfach nur Hüpfen und dann fliegt ihr!“

Also hüpften alle drei in die Luft und schwebten.

Der Mann zeigte ihnen die ganze Stadt. Menschen saßen in Bäumen, flogen in die Wolken und schrieben etwas aus ihnen. Die Stadt kam ihnen aber trotzdem bekannt vor.

Es war ihre Heimatstadt, in der sie lebten, aber das wussten sie ja nicht. Der Mann lud sie zu sich ein. Sie waren erst etwas schüchtern, aber nach drei Tagen hatten sie sich schon an alles gewöhnt. Sie spielten mit den Kindern Lena und Lukas.

Lena und Lukas waren die Kinder von dem netten Mann, der übrigens Peter hieß. Die Kinder flogen in die Wolken und tollten dort den ganzen Tag herum, bis sie erschöpft in ihr weiches Federbett fielen.

Es war einfach toll. Lili, Julius und Papierfresserchen fühlten sich richtig wohl. Aber als sie an einem Abend noch mal an dem Geheimplatz der Kinder waren, kam Wind auf und ein grelles, helles Licht traf auf sie. Vor Julius, Papierfresserchen und Lili stand ein Zauberer, der sagte: „Hallo Lili, Papierfresserchen und Julius. Ihr habt meine Zeitreisemaschine gefunden und seid in eure Zukunft gereist. Schließt nun eure Augen!“

Papierfresserchen, Lili und Julius schlossen die Augen und plötzlich lagen die drei in ihren Zimmern auf ihren Betten. Sie fragten sich:

War das ein Traum oder nicht?

Lea Noel Pompe (11) aus Mühlhausen / Deutschland

*

Mit anderen Augen

Im Nachhinein weiß ich nicht, wie ich auf den Gedanken gekommen bin, den Raum zu betreten. Ich denke, manchmal passiert so etwas einfach. Ein kleiner Gedanke, ein unerwarteter Schritt, der das Gleichgewicht der Waagschalen des Lebens stört. Und dass ich diesen Schritt getan haben soll, den Schritt, der mein Leben, und gewiss auch das meiner Eltern umgeworfen hat, das will bis heute nicht in meinen Kopf hinein. Doch es ist so.

Wir waren mit meiner Klasse unterwegs, ein Schulbesuch auf dem Gelände des Wissenschaftsinstitutes. Ich weiß noch, dass ich mich tierisch langweilte, bis ich die Tür entdeckte. Sie war ganz schlicht, weiß, wie die anderen auch. Nur ohne Schild. Ich erinnere mich daran, die Wissenschaftlerin, die uns führte, gefragt zu haben, was sich dahinter befinde. Sie sagte mir, dass es ein noch unausgereiftes Konzept und der Zutritt bis auf Weiteres verboten wäre.

Eigentlich hätte es mich nicht sehr interessieren müssen. Jedes einigermaßen vernünftige Kind wäre schulterzuckend weitergegangen. Doch ich war nun mal nicht so ein Kind. Und diese Tür hatte so etwas wie eine magische Anziehungskraft auf mich.

Also tat ich so, als müsste ich auf Toilette (unter uns gesagt: Ich musste tatsächlich, doch ich verkniff es mir geflissentlich) und stahl mich, sobald meine Klassenkameraden weitergegangen waren, zurück zur Tür.

Über die Schultern blickend versicherte ich mich, alleine zu sein, und dann drückte ich die glänzende Stahlklinke hinunter.

Obwohl ich nicht zu hoffen gewagt hatte – oder genau deswegen – musste ich mühevoll einen Überraschungs- oder vielleicht auch Freudenschrei unterdrücken. Die Tür war tatsächlich nicht abgeschlossen! Erst hatte ich nicht vorgehabt, den Raum zu betreten, ich wollte nur sehen, was sich hinter der Tür befand. Doch durch den Spalt, den ich die Tür zu öffnen gewagt hatte, konnte ich nicht viel erkennen, also schlüpfte ich kurzerhand hindurch.

Anschließend wurde mir klar, dass das einer meiner größten Fehler gewesen war, doch bekanntlich merkt man so etwas immer erst hinterher ...

Als ich also den Raum betreten hatte, erkannte ich eine Art steinernes Kreuzgewölbe ohne Zwischenmauern. Ein eigenartiges Flimmern lag zwischen den Säulen. Zögernd trat ich darauf zu, doch dann hörte ich das Summen. Ein Sirren, fast wie das Schnurren einer Katze, nur höher. Fast augenblicklich war mir klar, dass dies eine Kamera war. Ein Bewegungsmelder, nur darauf spionierend, dass ein ahnungsloses, neugieriges Mädchen, das er mit seinen Glasaugen beobachten konnte, in den Raum spazierte.

„Verdammt!“, dachte ich und entdeckte auch schon bald das kleine, schwarze Kästchen. Doch da war es zu spät. Eilige Schritte widerhallten im Flur und ich sah keine Möglichkeit, mich zu verstecken, außer dem Bogen ...

An viel mehr erinnere ich mich nicht. Ich weiß nur noch, dass ich diesen brennenden Schmerz spürte, als meine Finger durch die flimmernde Luft glitten, als sei diese elektrisch. Ich weiß, dass ich einen hellen Blitz sah, ein Riss in unserem Hier und Jetzt. Und dass ich mich hier wiederfand; alleine und mit brummendem Schädel. Okay, die Bezeichnung „Hier“ ist relativ nichtssagend, wenn man nicht weiß, wo ich mich befinde. Im ersten Moment jedoch wusste auch ich es nicht ...

Ich sah damals nur die hoch aufragenden Tannen, die den flackernden Schein eines nahen Dorfes fast vollständig schluckten. Erkannte den klaren, von verschleiernden Abgasen freien Himmel, an dem Sterne ihr helles Antlitz zeigten. Atmete die warme, trockene und doch so gut schmeckende Luft ein, spürte den harten, mit echtem Gras bewachsenen Boden unter meinen Schulterblättern.

Ich brauchte lange, um zu verstehen, was passiert war. Auch heute ist es mir manchmal noch ein Rätsel. Ich denke jedoch, dass sie die Zeitmaschine zerstört haben. Schließlich habe ich in all den Jahren keine Rückreisemöglichkeit gefunden. Und jetzt möchte ich auch keine mehr finden. Ich habe meine Situation überdacht. Lange überdacht.

Eine volle Woche erkundete ich damals alleine die Welt, in der ich jetzt lebe. Die Keltenwelt, um es genauer zu beschreiben.

Ich habe inzwischen rauschende Feste mitgefeiert, mit reinen Pflanzenfarben gemalt. Mit einem selbst betriebenen Ofen und der Hilfe des Schmiedes habe ich ein eigenes Messer hergestellt. Ich bin nackt im See geschwommen und war der Welt näher als nie zuvor. In den Höhen der Berge habe ich mit den Krähen gesprochen, bin über endlose Felder mit Pferden galoppiert. Das Leben ist hart, doch es ist nah und wunderschön. Freundschaft ist hier echt, wahre Liebe selten und stark. Ich habe gelernt, das Leben in all seinen Momenten zu schätzen. Ich lebe den Augenblick.

Und ich vermisse meine Welt nicht. Den Lärm, die Hektik. Bunte, künstliche Farben, falsche Freunde und Liebe to go. Menschenklone, Plastikstädte, tote Tiere. Früher war all dies normal für mich. Doch jetzt habe ich mein Weltbild neu erschaffen. Habe mein ehemaliges Zeitalter aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Mit anderen Augen ...

Magdalena Bönisch (14) Oldenburg / Deutschland

*

Wie ich Amerika entdeckte

Ich, Collin Jeffers, kann mich nicht genau erinnern, wie es passierte, doch dass es geschah, das kann ich mit Bestimmtheit sagen.

Es war ein regnerischer Tag und das Licht der Sonne wurde von den dunklen Wolken, die über der ganzen Welt zu hängen schienen, verdeckt. Gelangweilt starrte ich aus dem Fenster. Wie lange ich dort schon saß, wusste ich nicht, ich wusste nur, dass ich, wenn ich noch länger hier sitzen bliebe, einschlafen würde. Also stand ich auf, streckte mich einmal ausgiebig und rieb mir gähnend die Augen. Dann tappte ich schläfrig aus meinem Zimmer und kniff die Augen zusammen, da mir helles Licht entgegen schien.

Moment! Helles Licht? Unser Flur hatte nicht einmal ein Fenster!

Schnell öffnete ich die Augen und stieß ein erschrockenes und gleichzeitig überwältigtes „Oh!“ hervor.

Ich befand mich auf einem Schiff. Aber nicht auf irgendeinem langweiligen Fischerboot, das jeden Tag die gleichen Küstenregionen nach allerlei Fischarten absucht, sondern auf einem riesigen Schiff, das mich stark an eines aus meinem Geschichtsbuch erinnerte. Neben mir stand ein Mann und sah durch ein Fernrohr auf die endlosen Weiten des Meeres hinaus. Schweigend schaute ich ihm zu, bis er stöhnend die Arme sinken ließ und sich zu mir umwandte.

„Immer noch kein Land in Sicht. Seit über einem Monat sehe ich nur dieses elende Meer. Langsam glaube ich, wir erreichen Indien nie.“

Verwirrt starrte ich ihn an. Der Mann merkte wohl, dass etwas mit mir nicht stimmte, auch wenn er dies falsch interpretierte. „Komm mein Junge“, sagte er, „lass uns etwas zu essen suchen, mir scheint, du könntest etwas vertragen.“

Lachend wollte er mich mit sich ziehen, doch ich blieb stehen und fragte unvermittelt: „Was für einen Tag haben wir heute?“ Erschrocken wollte ich mir die Hand vor den Mund pressen, doch der Mann schien diese Frage nicht halb so dumm zu finden wie ich.

---ENDE DER LESEPROBE---