Wünsch dich ins kleine Wunder-Weihnachtsland Band 5 - Martina Meier - E-Book

Wünsch dich ins kleine Wunder-Weihnachtsland Band 5 E-Book

Martina Meier

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Beschreibung

Die Advents- und Weihnachtszeit ist die schönste Zeit des Jahres. Alle rücken ein wenig näher zusammen, Kerzen werden entzündet, Geschichten erzählt. Kinder aus alles Welt wollen dabei helfen, diese Tage und Wochen noch ein wenig gemütlicher zu machen. Sie haben ihre ganz eigenen Advents- und Weihnachtsgeschichten im Rahmen eines internationalen Schreibwettbewerbs aufgeschrieben.

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Wünsch dich ins kleine Wunder-Weihnachtsland

Erzählungen, Märchen und Gedichte zur Advents- und Weihnachtszeit

von Kindern für Kinder geschrieben

Band 5

Martina Meier (Hrsg.)

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Impressum

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuchen Sie uns im Internet - www.papierfresserchen.de

© 2022 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

Mühlstr. 10, 88085 Langenargen

Herausgegeben von CAT creativ - www.cat-creativ.at

Alle Rechte vorbehalten. Taschenbuchauflage erschienen 2010 unter dem Titel “Weihnachtlich gute Kindergeschichten” (ISBN 978-3-86196-029-4)

ISBN: 978-3-99051-115-2 - E-Book

*

Inhalt

Weihnachtsmann inkognito

Weihnachten für Mion

Zu dick für Weihnachten

Das schönste Weihnachten der Welt

Der ganz besondere Engel

Der unentdeckte Weihnachtstraumschrank

Frohe Weihnachten, Malv!

Ein ganz besonderes Geschenk

Das Adventswunder

Klara und der Weihnachtsmann

Mein Weihnachtstraum(a)

Christbaumkugeln

99 feiert Weihnachten

Engelchen und Teufelchen in Weihnachtsstimmung

Die Ausreißerbande!

Grusel-Geburtstag

Die Weltreise!

Herzenswünsche

Alles Glück ist vergänglich

Kirchiolas Geburtstag

Die Heimkehr

Weihnachten am Meer

Der Wunschzettel

Bo

Weihnachtsstory

Rote Weihnachten

(Un)glücklich wie noch nie

Weihnachten im All

Tannenbäume und Glückshufeisen

Enerie, das Christkind

Der Schneemann Paul

Das Weihnachtsgeschenk

Die, in der Maria Josef betrügt

Renate, das Rentier

Schicksalhaftes Weihnachtsfest

Kerzenlicht

Weihnachten bei uns zu Hause

Weihnachtszeit mit Bello

Ein Problem im Tal der Weihnachtswichtel

Schnee, Schnee, Schnee!

Warum eigentlich Weihnachten?

Winterweihnachtsgeschichte

Weihnachten für Lola

Der kleine Weihnachtsbaum

Wer bin ich?

Leon und die Weihnachtsüberraschung

Ein Fest der Liebe – aber nicht für Berta Gans!

Weihnachtszauber

Die Weihnachtsglocken

Der geheimnisvolle Zug

Weihnachten ein Außerirdischer

Weihnachten in Lego-City

The Five Reindeers

Geschichte aus dem Nordpol

Weihnachten, das Fest der Liebe?

Schneeflöckchen wann kommst du geschneit?

Das Fest der Liebe

Weihnachtsträume

Weihnachten im Schulhaus

Träume, die wahr werden!

Der falsche Weihnachtsmann

Geschenk

Die weiße Schneeflocke

Frohe Weihnachten

Nie wieder Weihnachten mit Oma Heidi

Das verlorene Christkind

Einsame Weihnachten

*

Weihnachtsmann inkognito

Eigentlich war Herr Rümlich ein ganz normaler, älterer, bärtiger Mathelehrer. Immer trug er seinen mausgrauen Wollpullover, der seinen leichten Bauchansatz verbarg und seine tannengrüne Aktentasche, die er sich fachmännisch unter den Arm klemmte. Und trotzdem war irgendetwas seltsam an ihm.

Er war freundlich zu Kindern – zu freundlich. Wenn man seinen Namen in den Mund nahm, blickte er mit einem breiten Lächeln zu einem hinüber, selbst wenn er so weit weg war, dass er es eigentlich nicht hören konnte und manchmal verschwand er spurlos und urplötzlich, um gleich darauf an einem völlig anderen Ort wieder aufzutauchen.

All das hatte in mir einen unglaublichen Verdacht aufkommen lassen: Herr Rümlich war nicht Herr Rümlich – das heißt, Herr Rümlich existierte gar nicht – er war in Wahrheit der Weihnachtsmann. Am Anfang konnte ich es selbst nicht glauben, doch von Tag zu Tag und von Mathestunde zu Mathestunde, bestätigte sich meine Theorie immer mehr. Und dann kam der Tag, an dem ich endgültig zu zweifeln aufhörte.

Es war gerade Mittag und ich saß am Tisch, um mit meiner Mutter zu essen. Eigentlich war alles wie immer, zuerst jedenfalls. Sie fragte mich, wie es in der Schule war und ich musste unwillkürlich an Herrn Rümlich denken. Er war heute noch zerstreuter als sonst gewesen, hatte seine Schlüssel gesucht, obwohl sie die ganze Zeit unter seinem Mathebuch gelegen hatten. Aber dann war ich aus meinen Gedanken gerissen worden. Ich hatte ich ein Schluchzen gehört. Ein leises, verzweifeltes Schluchzen.

„Was war das?“, fragte meine Mutter.

Ich stand von meinem Stuhl auf und ging nach draußen. Und dann sah ich ihn. Einen winzigen Mann mit großen Ohren und einem runden, kindlichen Gesicht. Er stand vor einem unserer Gartenzwerge und bat ihn mit flehender Stimme um Hilfe.

„Kö-können S-sie mir vielleicht d-den Weg zum Nordpol zeigen, mein Herr?“

Er war kaum zu verstehen vor lauter Schluchzen und seine Augen waren ganz verquollen von den dicken Tränen, die ihm über die Wangen kullerten.

Natürlich konnte ihm unser Gartenzwerg nicht helfen. Ich aber trat in der Zwischenzeit vorsichtig von hinten an ihn heran und er erschreckte sich sogleich fürchterlich: „Um Gottes willen, ein Mensch! Der Ehrenkodex, was ist mit dem Ehrenkodex? Der Chef wird außer sich sein!“

„Der Chef?“, fragte ich stirnrunzelnd und der kleine Kerl marschierte kopfnickend auf und ab: „Ja, der Chef! Der Ehrenkodex besagt, uns niemals einem Menschen zu zeigen, das ist unsere oberste Regel.“

„Verstehe ... euer Chef, ist doch wohl nicht etwa ... der Weihnachtsmann?“ Daraufhin sah mich der Elf noch erschrockener an.

Seine großen milchigen Augen füllten sich erneut mit Tränen: „Oh nein, was soll ich jetzt nur tun, was soll ich nur tun? Jetzt ist alles raus, ein Mensch weiß von uns, ein Mensch weiß von unserem Chef. Jetzt ist alles aus, der Chef wird mich feuern und ich werde niemals ein echter Weihnachtself.“

Der arme kleine Kerl tat mir wirklich leid, wie er da wie ein Häufchen Elend stand und ich beschloss, zu retten, was noch zu retten war: „Mach dir keine Sorgen, ich werde niemandem von euch erzählen, das verspreche ich!“

„Ach, das ist lieb von dir, aber spielt ohnehin keine Rolle mehr. Der Chef hat mich hier vergessen, weißt du? Vor lauter Zerstreutheit hat er mich hier zurückgelassen. In letzter Zeit war er immer so beschäftigt, denn ein gewisser Paul hatte sich ein waschechtes Pinguinbaby gewünscht. Der Chef ist extra an den Südpol gereist und hat eine Pinguinmutter nach der anderen gebeten, ihm doch bitte ihr Ei zu überlassen, aber jede hat sich geweigert. Stell dir vor, nicht einmal dem Weihnachtsmann wollten sie helfen, obwohl er ihnen jedes Jahr reichlich Fische schenkt. Der Chef verzweifelte allmählich und wusste nicht, was er noch tun sollte. Er war so traurig, einem Kind den Weihnachtswunsch nicht erfüllen zu können, dass er mich vor lauter Sorge hier vergessen hat.“

Ich hatte aufmerksam zugehört und ein sehr schlechtes Gewissen bekommen: „Du, Elf, ich glaube, dieser Paul bin ich. Es tut mir so leid, dass du meinetwegen jetzt hier festsitzt, ich wollte doch unbedingt ein Haustier.“

„Du bist Paul?“, fragte der Elf ungläubig.

„Naja, vielleicht hättest du dir besser einen Hund oder eine Katze gewünscht. Ich glaube nicht, dass sich ein Pinguin bei dir sonderlich wohl fühlen würde.“

„Wahrscheinlich hast du recht. Ich wollte ja nur etwas Besonderes, ein Tier, das nicht jeder hat, verstehst du? Aber vielleicht kann ich mich ja noch umentscheiden? Wenn ich mir statt des Pinguins einen Goldfisch wünsche, vielleicht wäre dir dein Chef dann sehr dankbar, dass du mich umgestimmt hast. Dann würde er dir verzeihen, dass du den Kodex gebrochen hast. Und euer Geheimnis bleibt bei mir natürlich sicher.“

„Meinst du wirklich, Paul? Mmmh ... du könntest recht haben. Wenn du unser Geheimnis für dich behältst, bekommst du zu Weihnachten den schönsten Goldfisch, den wir finden können, einverstanden?“

„Einverstanden!“

„Ich bin übrigens Willi, der Nachwuchself!“

Ich habe Willi dann von Herrn Rümlich erzählt und er hatte aufgeregt zugestimmt, dass es sich bei ihm um seinen Chef handelte.

Willi schlief dann im Puppenbett meiner Schwester, das auf dem Dachboden stand, seit diese sich nur noch für Schuhe begeistern konnte. Am nächsten Tag schmuggelte ich ihn in meinem Rucksack in die Schule und überreichte ihn nach dem Unterricht Herrn Rümlich. Dieser war auch kaum wütend, eher erleichtert, weil er sich Sorgen um Willi gemacht hatte.

Ich wiederholte mein Versprechen dann noch einmal vor ihm. Schließlich schaffte ich es, ihn davon zu überzeugen, dass er mir vertrauen könnte.

Und Weihnachten, ratet mal, was dort unter dem Baum stand: der allerschönste Goldfisch im Glas, mit schillernden Schuppen und einer anbei liegenden Karte vom Weihnachtsmann.

Laura Schlößer (14) aus Heinsberg / Deutschland

*

Weihnachten für Mion

Seit Jahren feierten die Menschen Weihnachten, beschenkten sich. Die Tiere hingegen bekamen nur eine Spielmaus oder besonderes Essen.

Aber würden sich die Menschen nicht wundern, wenn plötzlich sie nur etwas zu essen bekämen und kein Parfum, keinen neuen Fernseher und keinen neuen Fön?

Der Bauernhof war groß und hell beleuchtet, das Mondlicht leuchtete von außen in den Raum, auf den geschmückten Tannenbaum.

Mion strich um die Beine der Gäste, was Katzen eben so zur Begrüßung machten. Danach schlich der grau getigerte Kater, weiter zum Tannenbaum. Dort hatten die Gäste vorerst ihre Geschenke für Bauer Helmut und ihre anderen Freunde gelegt, die heute hier zu Gast waren.

„Ob da ein Geschenk für mich dabei ist?“, dachte Mion.

Neugierig schlich er um die schönste Schachtel, die mit rotem Geschenkpapier, einer goldenen Schleife und einem Engel umkleidet war.

„Die Schönsten gehören immer mir“, grinste er.

Dann nahm er die Schleife zwischen seine Zähne und riss sie auf. Das Papier und die Schleife lösten sich, doch zum Vorschein kam nur ein brauner Pappkarton, der mit Klebeband umklebt war. Mion knickte seine Ohren vor Enttäuschung ein.

Doch dann kam ihn eine Idee. Katzen jagen ja bekanntlich Mäuse, doch er nicht. Er war eine besondere Katze.

Er vertrug sich mit Hunden, Mäusen und Vögeln. Eigentlich mit all den Tieren, mit denen eine normale Katze sonst Schwierigkeiten hatte, sie jagte und verfolgte.

Alle Tiere auf dem Bauernhof tanzten nach seiner Nase, da er der Boss war. Er war nun mal das Lieblingstier von Bauer Helmut. Aber die Tiere fanden das nicht schlimm. Schließlich sorgte er gut für sie und respektierte sie, so wie sie waren. Ob dumm, schlau, hässlich oder schön.

Deswegen waren es die Mäuse, die Mion in dieser Situation helfen mussten. Sie nahmen den Karton auf den Rücken und trugen ihn nach draußen, in den Stall, zu Pferd Robert.

„Robert? Kannst du den Karton öffnen? Das muss mein Geschenk sein“, fragte Mion.

Robert runzelte verwundert die Stirn.

„Bist du dir sicher, dass es für dich ist?“, fragte er.

„Natürlich, es ist das Schönste, das Größte und das Katzenfreundlichste, von allen“, erklärte Mion, auch wenn er sich da nicht so sicher war, wie er es behauptete.

Die Schweine, nebenan hatten das Gespräch belauscht, und quiekten zustimmend. Entschlossen richtete sich Robert auf, und trat mit aller Kraft gegen den Karton, sodass sich ein riesiges Loch an der Seite öffnete. Dann traten die Mäuse wieder in Action und friemelten das Paket noch weiter auf.

Doch oh weh, es war nichts für Mion, sondern vier neue Hufeisen für Robert, zwölf Würste für die drei Schweine und ein großes, rundes Stück holländischer Käse für die Mäuse.

Das Pferd wieherte vor Freude, die Mäuse grinsten bis über ihre grauen Backen und die Schweine quiekten so laut, wie lange schon nicht mehr. Nur Mion starrte traurig in die Runde.

Bauer Helmut und die Gäste waren indessen fertig mit Essen und machten sich nun daran die Geschenke auszupacken. Alle waren sehr glücklich mit dem, was sie bekamen, nur Mion lag traurig unter dem Tannenbaum.

„Wo ist Mion?“, fragte Bauer Helmut auf einmal und hielt ein Geschenk hoch. Hatte Mion da gerade seinen Namen gehört?

Blitzschnell sprang er auf und strich seinem Herrchen um die Beine.

„Das ist für dich“, sagte Helmut und öffnete für Mion ein noch viel schöneres Paket, dass Mion vorher unter dem Baum überhaupt nicht gesehen hatte. Es passte Helmut gerade in beide Hände, war Silber und glänzte.

„Ein Futternapf“, schrie Mion erfreut, auch wenn es in Helmuts Ohren nur wie ein dumpfes Miauen erklang.

Und nicht nur das, in dem Futternapf lagen drei große Päckchen Katzenfutter. Es war Mions Lieblingsessen. Thunfisch in Sardellenmarinade. Das teuerste, beste und leckerste Essen der Welt. Und Mion war glücklich, dass sein Herrchen an ihn gedacht hatte.

Fabian Wolfermann (13) aus Dortmund / Deutschland

*

Zu dick für Weihnachten

„Mal sehen, ob mir der Gürtel noch passt“, sagte der Weihnachtsmann und hielt in jeder Hand eine Seite des Gürtels.

„Bestimmt nicht, du bist viel zu dick geworden“, sagte das Helferlein des Weihnachtsmannes. Es hatte es sich auf der Kommode gemütlich gemacht, um zu sehen, wie viel der Weihnachtsmann, im Vergleich zum letzten Weihnachtsfest, zugenommen hatte. Und der Weihnachtsmann bestätigte es mal wieder. Der Gürtel passte nicht einmal mehr um den halben Körper.

„Ach du meine Güte bist du fett geworden.“

Dem Weihnachtsmann war das schon sehr peinlich, ausgerechnet von einem Weihnachtselfen ausgelacht zu werden. Und noch dazu von einem so durchtrainierten Elfen wie Edgar es war.

„Wenigstens bin ich nicht nur zweiunddreißig Zentimeter groß“, verteidigte sich der viel zu dicke Weihnachtsmann.

„Pah“, sagte Edgar und setzte nach: „Du brauchst eine Diät und einen so gut aussehenden Fitnesstrainer wie mich.“

„Brauch ich nicht!“, brüllte der Weihnachtsmann, der jetzt knallrot im Gesicht wurde, weil er sich aufregte. „Bis Weihnachten bin ich wieder fit!“, sagte er großspurig.

„Das wollen wir doch mal sehen“, sagte Edgar. Hoffentlich hatte der Weihnachtsmann sich da nicht zu viel vorgenommen, denn Weihnachten war schon in drei Tagen. Noch am gleichen Abend kaufte er sich einen Trainingsanzug – der Alte war ja zu klein. Er fing damit an, den Müll raus zu bringen. Doch er hatte sich überschätzt. Die Müllbeutel waren im Laufe des Jahres ziemlich schwer geworden, denn er hatte bis dahin, nie den Müll raus gebracht. Auf halber Strecke blieb der Weihnachtsmann keuchend stehen.

„Oh nee, ich kann nicht mehr“, hechelte er.

Also musste er etwas anderes ausprobieren. Er ging zum Schlitten und begann ihn zu säubern. Doch hier stellten die schweren Wassereimer ein Problem dar. Und der Weihnachtsmann musste sich erneut etwas einfallen lassen.

Also probierte er, seinen Schlitten zu reparieren. Doch der Hammer war viel zu schwer für seine Arme und er gab schon wieder auf. Wie sollte er Weihnachten denn seinen Anzug anziehen, geschweige denn, den Sack mit den Geschenken tragen können? Am Abend als Edgar von seinem Flugballverein zurückkam, erzählte ihm der Weihnachtsmann, wie es ihm an diesem Tag ergangen war.

Allerdings übertrieb er ein wenig und machte sich sportlicher, als er gewesen war. Er habe 100-Mal den Müllsack ins zwanzigste Stockwerk getragen, alle Schlitten in der Nachbarschaft gereinigt und ... Natürlich glaubte ihm Edgar kein Wort und fragte: „Dann können wir ja Morgen ein Rennen gegeneinander machen und der Verlierer muss den Haushalt bis Weihnachten auf Vordermann bringen.“

Zögerlich schlug der Weihnachtsmann ein, obwohl er genau wusste, dass er das kaum schaffen würde.

Pünktlich um 8.00 Uhr standen beide vor der Haustür und warteten darauf, den Gegner wegzuputzen.

„Achtung – fertig – los!“, schrie Edgar und beide rannten los. Wie erwartet, Edgar ganz weit vorne, der Weihnachtsmann hinten. Sie rannten um die Ecke, über eine rote Ampel, über Stock und Stein, über stehende Autos, vorbei an dummen Schülern und plötzlich war vor ihnen ein offener Gully. Während Edgar ihn elegant übersprang, blieb der Weihnachtsmann mit seinem dicken Ar ..., äh ... Hintern im Gully stecken.

Natürlich hatte er auch versucht, drüberzuspringen, kam aber zu Fall und konnte froh sein, dass er dicker war als die Gullyöffnung. Edgar war inzwischen um Kilometer voraus. So eine lange Strecke hätte er sich gar nicht zugetraut. Wie vermutet war es Edgar, der, mit einer halben Stunde Vorsprung, am Ziel ankam.

Nun musste der Weihnachtsmann seine Wette einlösen. Er brachte den Müll raus, wusch seine Kutsche und reparierte den Schlitten. Ohne es zu merken, nahm er dabei ab. Cool! Am Weihnachtsabend war es dann endlich so weit. Der Weihnachtsmann zog sich seinen Anzug an, der nun wieder passte. Sogar mit Gürtel! Fröhlich trug er den Sack mit den Geschenken in den Schlitten. Darin hatte er ja jetzt Übung.

Beim ersten Haus versuchte er, durch den Schornstein hinein zu gelangen. Wohlgemerkt, er versuchte es! Doch der Schornstein war zu eng. Beim Versuch, sich aus dem Schornstein zu befreien, zersplitterte das Holz am Rand ein wenig. Doch mit Hammer und Nägeln konnte er inzwischen ja umgehen, von daher, kein Problem. Also nahm er die Vordertür des Hauses.

Im Wohnzimmer stand ein prächtiger Tannenbaum. Er nahm die Geschenke aus dem Sack und verteilte sie unter der Tanne. Doch, oh weh, für die Frau der Familie war kein Geschenk dabei. Was nun? Gott sei Dank bemerkte er, dass der Parkettboden ziemlich schmuddelig aussah, und kam auf die Idee der Frau eine Freude zu machen. Er wischte den ganzen Boden, denn das konnte er ja mittlerweile auch ganz gut.

So ging es die ganze Nacht hindurch, bei allen Familien, die er besuchte. Und auch der Weihnachtsmann bekam zu guter Letzt ein Geschenk von Edgar. Einen Gutschein für ein Jahr Fitnesstraining. Toll, zum nächsten Weihnachtsfest passte er dann bestimmt durch jeden Schornstein.

Moritz Wolfermann (13) aus Dortmund / Deutschland

*

Das schönste Weihnachten der Welt

Was wünsche ich mir denn noch?

Es war der 20. Dezember und es wurde langsam Zeit, meine Wunschliste zu erstellen. Ich nahm mir einen Bogen Briefpapier und schrieb auf:

1. einen neuen Cityroller – davon gibt es endlich ein neues Modell und das sieht wirklich cool aus.

2. den siebten Band von „Harry Potter“. Das darf meine Clique natürlich nicht erfahren, dass ich „Harry Potter“ lese, denn Harry Potter ist schon seit Jahren out. Aber ich kann mich diesen Büchern einfach nicht mehr entziehen, seitdem ich diese Bücher im Keller gefunden habe.

3. Das neue Bettelarmband von „Gold und Glitter“. Total trendy. Nun ja, ein bisschen zu Golden für meinen Geschmack, aber Gold ist gerade in.

4. Das New Yorker-City-Sitzkissen. Das ist mit einem Schwarz-Weiß-Bild von New York, super-lässig und der neueste Trend. Man stellt es in eine Ecke und benutzt es nie, außer wenn Freunde zu Besuch kommen. Dann lässt man sich lässig auf dem Kissen nieder und zeigt damit, dass einem kein Trend entgeht.

5. Die Ballonmütze von Zara in Eisblau. Davon habe ich schon Acht, aber noch keine in Eisblau, dabei ist Eisblau gerade total in. Außerdem passt Eisblau zu dem neuen Designer-Shirt von Giacomo, welches auf Nummer

6. meiner Wunschliste kommt.

7. die neue XXL-Bag. Die ist natürlich auch Eisblau, mit vielen Details, z. B. ein weißes Schleifchen. Da passt alles rein und sie ist von dem Super-Designer Giacomo. Schon allein, dass diese Tasche von ihm ist, ist Grund genug sie haben zu wollen. Superteuer zwar, aber Super-trendy.

8. eine schwarze Röhre. Davon habe ich zwar schon einen ganzen Haufen, aber sie passt zum T-Shirt, der Tasche und der Mütze. Ich will nach den Weihnachtsferien in voller Montur auflaufen und sagen können: „Dieses superneue Outfit habe ich zu Weihnachten bekommen“ und da stört eine alte Röhre. Selbst wenn es die passende Farbe ist. Zu einem neuen Outfit gehört auch eine neue Hose.

9. die neuen Stiefel von WADO. In die habe ich mich verknallt. Und zufälligerweise sind diese Schuhe gerade in und passen zum Outfit. Zu blöd, wenn ich in Schuhen, die out wären, rumlaufen würde.

10. die goldenen Ohrringe von „Gold and Glitter“. Passend zu dem Bettelarmband und zu den Schuhen. Damit hätte ich dann das perfekte Outfit zusammengestellt. Alles wiederholt sich irgendwo – alles ist aufeinander abgestimmt. Das gibt Pluspunkte bei meiner Clique. In hochmodernen Sachen könnte ich mich vor meiner Clique präsentieren und mich mit einem Lächeln bewundern lassen.

Ich weiß, das wirkt hochnäsig, aber es gibt einem den Flair einer Diva. Dass meine Mutter mir alles schenkt, ist klar. Sie schenkt mir immer alles, denn wir haben sehr viel Geld, obwohl meine Mutter alleinerziehend ist. Aber dafür arbeitet sie 10 Stunden am Tag. Jeden Tag die Woche. Sogar sonntags.

Wir essen nicht einmal richtig zusammen. Morgens ist die noch so müde und verschlafen, dass sie nicht gestört werden will. Und mittags muss ich alleine essen, da sie arbeitet und beim Abendessen ist sie immer gehetzt und außerdem genervt von der Arbeit. Danach verschwindet sie sofort in ihr Arbeitszimmer und arbeitet noch weiter an ihrem Computer bis spät in die Nacht.

Sie hat nie Zeit mit mir zu reden. Ich bin immer allein. Manchmal kommen welche aus meiner Clique zu mir mit nach Hause. Aber das ist immer langweilig, da wir nicht viel zu quatschen haben. Das einzige Thema ist immer: Klamotten! Die neuesten Trends, schicke Sachen, Schmuck, Make-up … Das alles interessiert mich nicht. Aber was soll man machen, wenn man nicht immer alleine sein möchte?

Früher hatte ich eine beste Freundin, Paula. Wir haben alles Mögliche bequatscht. Auch mal Mode, aber das hat Spaß gemacht. Aber wir waren immer die Außenseiterinnen und hatten angeblich keine Ahnung von Mode. Denen wollte ich es zeigen!

Eines Tages kam ich dann mit den neuesten Klamotten in die Schule. Selbst die Oberzicke Serafina hat mich bewundernd angeschaut. So etwas hätten die nicht von mir erwartet. Ha, denen hatte ich es gezeigt! Ich genoss dieses Gefühl und bis heute habe ich Angst, die Anerkennung meiner Clique zu verlieren. Was mit Paula passiert ist? Nun ja, alle lästerten in dieser Pause über die „Außenseiter“, aber diesmal war ich auch dabei. Um auch etwas Interessantes zu sagen, erzählte ich Paulas größtes Geheimnis: Sie war verknallt in Richard.

Das sprach sich natürlich sofort in der ganzen Klasse herum. Paula machte einen tierischen Aufstand deswegen und beendete unsere Freundschaft. Verziehen hat sie mir bis heute nicht, dabei wurde ihr ein Platz in meiner Clique angeboten. Denn Richard ist ein sehr süßer Junge, der oft in unserer Clique bequatscht wird. Alles dummes Gezicke. Aber manchmal vermisse ich sie doch. In meiner Clique ist alles so anders. Wir sind uns nicht so nahe, wie Paula und ich es waren. Alles ist nur eine Fassade, und wenn man nicht die neuesten Sachen hat, ist man unten durch.

21. Dezember

Am nächsten Tag hatte meine Mutter ein Meeting. Ich stand gerade im Badezimmer und trug den letzten Rest des dunkelroten Lippenstiftes meiner Mutter auf, als meine Mutter völlig aufgelöst ins Bad kam.

„Liebling, weißt du, wo mein dunkelroter Lippenstift ist? Ich muss dringend zu einem Meeting. Ich brauche den Lippenstift, Businesslook, verstehst du?“

Warum brauchte sie unbedingt jetzt diesen Lippenstift? Es passte doch auch der andere rote dazu.

„Mum, kannst du nicht den Knallroten nehmen? Der Dunkelrote ist alle.“

„Was?!? Ich muss dringend zu einem Meeting, Miriam. Außerdem wirkt knallrot zu diesem Outfit billig. Was rechtfertige ich mich eigentlich vor dir? Du hast meine Sachen benutzt. So geht das mit dir nicht weiter!“

„Das musst du gerade sagen. Du hast doch nie Zeit für mich!“, schrie ich. Mir schossen Tränen in die Augen.

Was sollte das? Sie hatte nie Zeit für mich, ich war immer allein, aber wenn ich mal ihre Sachen benutzte war das sofort schlimm. Das war so ungerecht! Ich drehte mich um und rannte die Treppe runter aus dem Haus. Noch im Laufen zog ich mir meine Winterjacke an. Auf der Straße lief mir Paula über den Weg.

„Hast du geweint?“, fragte sie mich.

„Wäre dir doch egal!“, sagte ich und lief weiter.

„Warte!“, rief Paula mir nach.

„Was willst du noch?“, rief ich ganz verschnieft.

„Was ist passiert?“, fragte sie mich mitleidig.

Wir setzten uns auf eine Mauer und ich erzählte ihr alles, von meinen Gefühlen in der Clique, davon, dass ich immer alleine war und dass meine Mutter immer arbeitete, und von unserem albernen Streit.

Paula unterbrach mich kein einziges Mal. Sie saß stumm neben mir und hörte sich alles an. Es war fast wie früher. Als sie ging, schaute sie ein wenig traurig und ich bin sicher, dass sie Tränen in den Augen hatte. Aber sie drehte sich schnell um und ging dorthin, wo sie hergekommen war. Weg. Weg von mir und meinen Gedanken.

22. Dezember

Ich weiß nicht mehr, warum ich ihr alles erzählt hatte, aber es hatte gut getan, sich alles von der Seele zu reden. Und ich wusste, dass sie mich verstand, obwohl wir zerstritten waren. Sie verstand mich, weil sie mich gut kannte. Aber obwohl ich Paula alles erzählt hatte, haben wir uns nicht wieder vertragen.

Ich war in den Pausen bei meiner Clique wie gewöhnlich. Aber irgendetwas ist anders geworden. Ich hatte mir alles von der Seele geredet was mich bedrückte und ich konnte dem nun viel besser standhalten.

Als ich nachmittags nach Hause kam, war meine Mutter wie gewöhnlich nicht da. Aber auf dem Küchentisch lag ein Brief. Komisch, denn sonst räumte Mum die Briefe immer ordentlich weg. Was da wohl drin stand? Eigentlich soll ich die Post nie lesen, außer wenn sie für mich bestimmt sind, aber ich wollte unbedingt wissen, worum es in diesem Brief ging, den Mum nicht weggeräumt hatte.

Also öffnete ich den Brief und begann zu lesen:

Sehr geehrte Frau Moor,

Wir möchten Ihnen mitteilen, dass sie eine Geldanforderung von 50.000,-- € bezahlen müssen, da wir einen Antrag von Herrn Wiesental bekommen haben. Da keine Gegenargumente zu finden sind, werden sie hiermit aufgefordert, die geforderte Summe bis Jahresende auf die unten aufgeführte Kontonummer zu überweisen.

Selbstverständlich wird ihnen mitgeteilt, weswegen wir diesen Antrag von Herrn Wiesental zugestimmt haben.

Herrn Wiesentals folgende Anklagepunkte waren ...

Ich hörte auf zu lesen.

Das war einfach zu schrecklich.

Mein Vater verklagte meine Mutter!

Eine große Welle des Schmerzes rollte auf mich zu. Ich wehrte mich gar nicht erst. Man wird oft enttäuscht im Leben und oft von solchen Wellen überrollt. Man wehrt sich, obwohl man nur selten gewinnt. Man denkt „Zähne zusammenbeißen, dann klappt das schon“. Aber manchmal gibt es Wellen, die auf dich zurollen und du weißt schon, bevor du ihre Größe überhaupt einschätzen konntest, dass du keine Chance hast.

Mir stiegen also die Tränen in die Augen und flossen in Sturzbächen hinunter. Ich war von der Wucht der Welle geradezu betäubt. Ich hatte mit meinem Vater nie richtig viel zu tun gehabt. Er hatte sich von Mum scheiden lassen, als ich noch ganz klein war.

Er hatte mir auch nie geschrieben, mich besucht oder mir etwas zum Geburtstag geschenkt. Aber ich hatte dennoch nie geglaubt, dass er ein schlechtes Herz haben könnte. Ich kannte die anderen Eltern von meinen Freundinnen. Sie waren alle so nett. Eltern müssten doch Vorbilder sein, immer alles richtig machen, den Kindern helfen. Aber dieser Eindruck änderte sich schlagartig, als ich in mein Zimmer rannte und mich aufs Bett warf.

23. Dezember

Als ich am nächsten Morgen die Klasse betrat, schaute mich die ganze Klasse an. Gewiss ich hatte verquollene Augen. Ich brachte nicht mal eine Entschuldigung hervor, sondern setzte mich gleich auf meinen Platz. Ich hatte nicht erwartet, was in der Pause auf mich zukam. Aber es musste ja so kommen.

„So einen peinlichen Auftritt hat ja seit Jahren keiner mehr hingelegt“, startete Serafina auch gleich meinen Untergang.

„Alle starren uns schon an, ist das peinlich. Na, warum hast du denn geweint, hm? Ist dein Haustier gestorben, ist dein Teddy in den Mülleimer gefallen oder wurde einfach mal langsam wieder Zeit zum Heulen? Du bist sowas von einer Heulsuse, was machst du noch bei uns? Dein T-Shirt ist ja ganz nett, aber dein Auftritt. Heulen ist sowas von uncool, los verzieh dich zu den Losern. Sowas wie dich brauchen wir hier nicht.“

Gleich stimmten die anderen mit ein.

„Heulsuse, Heulsuse … “, sang Mareike.

In mir kochte es. Hier wollte ich dazugehören, nur damit ich cool war. Paula hätte mich jetzt in den Arm genommen und mich getröstet. Das waren ja alles nur Zicken. Aber ich wollte meine beste Freundin zurück!

„Ich sag euch jetzt mal was, was ich euch schon immer hätte sagen sollen: Ihr seid alle so mies. So was wie ihr sind doch keine Freundinnen. Ihr seid alle schwach, ihr versteckt euch hinter Schminke und teuren Klamotten. Ich brauche euch nicht. Ihr könnt mich alle Mal!“, schrie ich sie alle an. Von denen würde ich mich nicht unterkriegen lassen.

Allen stand der Mund offen. Das hätten die nicht geglaubt, dass ich mich wehrte. Die dachten wohl, die könnten mich beherrschen, nur wegen ihrer tollen Klamotten. Ich hatte Mal dazugehören wollen, aber jetzt konnte ich mich nicht mehr erinnern wieso. Was war das denn für eine verlogene Welt?

Die machten sich doch alle selbst etwas vor. Mit einem letzten bösen Blick drehte ich mich um und ging geradewegs auf Paula zu. Ich vermisste sie so sehr.

Paula sah mich mit erstauntem Blick an.

Ich atmete tief aus.

„Paula, es tut mir alles so leid. Ich war so gemein zu dir, ich hätte niemandem erzählen sollen, dass du in Richard verliebt bist. Ich … ich war so eine dumme Kuh! Ich hätte mich nie auf die einlassen sollen, es tut mir leid!“

Dass alles sprudelte innerhalb weniger Sekunden aus mir heraus. Paulas Blick war starr geworden.

„Hast du es endlich kapiert?“, murmelte sie leise.

„Verzeihst du mir?“, fragte ich sie, meinen Blick auf sie geheftet.

„Ja“, sagte Paula „ja, ich verzeihe dir!“

24.Dezember

Am nächsten Morgen wachte ich schon um sechs Uhr auf. Ich saß Kerzengerade im Bett. Heute war Weihnachten!

Und ich hatte noch kein Geschenk für meine Mutter.

Ich war in den letzten Tagen einfach so beschäftigt gewesen, dass ich gar nicht daran gedacht hatte, für meine Mutter etwas zu besorgen. Was sollte ich ihr schenken? Ich überlegte, worüber würde sie sich denn freuen?

Konnte ich vielleicht bevor sie aufwachte noch in die Stadt laufen und ihr etwas kaufen? Was wollte sie denn? Einen Hut für ihren „Businesslook“? Oh, nee heute hatten die Geschäfte alle zu! Na ja, über etwas selbst Gebasteltes würde sie sich bestimmt viel mehr freuen …

Um acht Uhr betraten meine Mutter und ich das Wohnzimmer. Mum hatte bis halb sieben gearbeitet und hatte sich bis jetzt ausgeruht und vorbereitet. Ich staunte. Überall im Zimmer lagen Päckchen. Waren die alle für mich? Und da fiel es mir ein. Ich hatte doch so eine ellenlange Wunschliste geschrieben. All das hatte meine Mum mir gekauft.

Was sollte ich mit dem ganzen Designerquatsch überhaupt? Warum hatte ich mir das gewünscht? Früher war ich doch auch mit einer alten Jeans und einem mit Unterschriften von den Kindern aus dem Zeltlager beschriebenen T-Shirt zufrieden gewesen!

Und meine Mum musste 50.000,--€ bezahlen, nur weil Herr Wiesental – ich hasste, meinen Vater jetzt so sehr, dass ich seinen Namen nicht mehr aussprechen wollte – ihr diese dämliche Geldstrafe aufgebrummt hatte.

„Äh, Mum …“, begann ich. Aber sie unterbrach mich.

„Warte Schätzchen, ich hab noch die Gans im Ofen!“, rief sie und hastete in die Küche. Als sie die Ofentür öffnete, schoss mir ein verkohlter Geruch in die Nase.

„Mum! Was ist das denn?“, fragte ich, während ich ihr in die Küche folgte. Die Gans war total schwarz. Ich glaube, würde man diese Gans essen, würde man schon nach dem ersten Bissen an einer Lebensmittelvergiftung sterben.

„Äh, also, ich ähm glaube wir können diese äh Gans nicht mehr ähm, also, na ja, nicht mehr essen“, stammelte ich.

„Ja“, sagte meine Mutter schwach, „ich glaube auch nicht, dass wir die noch essen können.“

Zehn Minuten später saßen wir gemeinsam am Wohnzimmertisch und tranken Kakao.

„Ja, also ich pack dann mal aus“, meinte ich, aber ich hatte mir fest vorgenommen, die Geschenke wieder umtauschen zu lassen. Zuerst griff ich nach einem buchförmigen Paket, denn auf Harry Potter wollte ich trotzdem nicht verzichten.

Und, na klar, es war der siebte Harry Potter Band.

Ich flog meiner Mutter um den Hals.

„Danke!“, jubelte ich.

Ich meine, Geschenke kann man doch schätzen. Denn auch wenn wir so viel Geld hatten, wir mussten 50.000,--€ bezahlen. Außerdem, an Weihnachten geht es doch allen nur um die Geschenke. Der Rest ist ihnen doch egal. In der Kirche langweilt man sich und lässt das Gelaber des Pastoren über sich ergehen und dann will man schnell nach Hause, um Geschenke auszupacken. Dabei ist Weihnachten doch ein Fest der Liebe. Hey, Jesus Christus wurde geboren und der hat doch viel Liebe verschenkt.

Ich setzte mich an meinen Platz und schlug die erste Seite auf. Am liebsten würde ich dieses Buch sofort verschlingen.

Meine Mutter wollte mir über den Kopf streichen, aber, wie das Schicksal es so will, stieß sie den Becher mit Kakao um und der landete, natürlich, auf meinem Buch. Ich schnappte nach Luft. Aber dann sah ich meine Mutter. Sie saß auf ihrem Stuhl, klein, verloren und schluchzte vor sich hin.

„Mum!“, sagte ich und ging um den Tisch herum, um mich auf ihren Schoß zu setzen.

„Mum, was ist denn los?“

Sie schniefte „Tschuldigung, aber es geht in letzter Zeit alles schief. Mein Job macht mir keinen Spaß mehr und ...“, sie schluchzte laut auf „Und dein Daddy hat … hat ...“

„Mum, ich hab den Brief gelesen. Das tut mir echt leid. Und du kannst alle Geschenke ruhig wieder umtauschen. Ich brauche sie nicht. Meine Clique, meine ehemalige Clique, ist total bescheuert. Ich habe geweint und bin zu spät gekommen, aber die haben nur über mich gelästert. Ich habe mich bei Paula entschuldigt. Ich war so dumm! Und ich würde gerne wieder mehr mit dir machen. Auch ohne Geld. Wir müssen nichts Großes machen, oder so. Wir können auch einfach nur reden.“

„Du bist wirklich lieb“, flüsterte meine Mutter „Es würde mir wirklich sehr helfen, wenn ich die Sachen umtauschen könnte. Das Zeug war arschteuer. Ich such mir einen neuen Job. Einen mit dem ich ein bisschen mehr Zeit für dich habe.“

„Und ich kauf dir den siebten Harry Potter Band neu. Ich weiß doch, wie du an Harry Potter hängst“, fügte sie noch hinzu.

„Das brauchst du nicht“, sagte ich, als ich sie ganz fest in den Arm nahm. „Dieses kakaoverschmierte Buch kann ich noch lesen. Und außerdem wird es mich immer an etwas erinnern.“

Nämlich an das schönste Weihnachten der Welt, schloss ich in Gedanken.

Jana Helene Müller-Detert (13) aus Osnabrück / Deutschland

*

Der ganz besondere Engel

Krolé saß wie jeden Tag im Schneidersitz auf einer Wolke und überlegte. Unterdessen übten die anderen Engelkinder verstecken, damit sie lernten, sich beim Geschenke austeilen nicht blicken zu lassen. Andere übten im Engelorchester für die große Engelweihnachtsfeier.

Zimtsterne und Mandelhörnchen wurden in der Bäckerei gebacken. Aber sie ließen Krolé nie mitmachen. Und zwar nur, da sie ein gelber Engel war und daran konnte sie gar nichts ändern. Schließlich war nicht nur ihr Kleid gelb, sondern auch ihre Haut glänzte gelb.

Als sie ihre Mutter um Rat gefragt hatte, meinte diese: „Du bist ein ganz besonderer Engel und auch du wirst von Gott geliebt!“ Doch als sie so einsam und allein auf der Wolke saß, geschah es: Auf der gegenüberliegenden Wolke glitt ein anderes Engelkind vorüber.

Krolé löste die Beine aus dem Schneidersitz und flatterte, so schnell sie es gegen den Wind auch nur konnte, zu dem anderen Engelkind hinüber. Plötzlich bemerkte Krolé, dass auch dieses Engelkind, ein ganz besonderer Engel war. Ihr Herz machte einen Sprung, doch sie hatte sich ein bisschen zu früh gefreut.

Denn das andere Engelskind sprach: „Ich bin kein besonderer Engel. Ich habe mich nur verkleidet. Ich wollte dich suchen, weil ich dich so oft alleine gesehen habe und da dachte ich mir, dass du vielleicht Trost brauchst. Und es hätte ja sein können, dass du gar nichts mit mir zu tun haben möchtest. Deshalb habe ich mich verkleidet. Aber jetzt möchte ich erst einmal wissen, wie du heißt, also ich bin Carli.“

„Oh, der Name ist sehr schön, ich heiße Krolé. Ich würde gerne bei den Weihnachtsvorbereitungen helfen, aber die anderen lassen mich nicht, hast du denn eventuell Lust mit mir etwaaaaaschhhiiieee, oh entschuldige, etwas vorzubereiten?“

„Na klar wir können Strohsterne binden und sie anmalen, ist das eine gute Idee?“

„Ja, das ist eine gute Idee, wollen wir uns dann morgen treffen?“

„Ich muss noch zur Post, aber dann hätte ich Zeit. Wir könnten uns dann ja auf Wolke sieben treffen.“

„Ok, dann bis morgen.“

Endlich war Krolé nicht mehr alleine.

Thea Steder (11) aus Oldenburg / Deutschland

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Der unentdeckte Weihnachtstraumschrank

Di, der 23.12., schrieb ich und war mir sicher, dass dies der langweiligste Vorweihnachtsabend meines Lebens werden sollte. Das lag wahrscheinlich daran, dass meine wunderschön verpackten Geschenke für Nicolas und Opa schon seit Tagen in meinem Schrank lagen.

Außerdem war ich allein, da Opa und mein Bruder Nicolas schon wieder in die Stadt gefahren waren, um sich mit schönen Weihnachtsgeschenken zu versorgen. Opa beschenkte sich bestimmt mit einer nigelnagelneuen Werkbank. Dabei dachte er sogar an Nicolas, dem er dann ein Holzflugzeug bauen konnte.

Moment mal, ein Holzflugzeug? Ja, ein Holzflugzeug. Nicolas war zwar schon 15 Jahre alt, aber er verfolgte seinen Traum seit seinem 5. Lebensjahr: Er wollte unbedingt Pilot werden. Deswegen baute auch er in seiner Freizeit gerne an Flugzeugen herum.

Und ich, Maria Schreiner, 13 Jahre jung, schreibe supergerne Tagebuch. Aber dieses Mal wusste selbst ich nicht, was ich schreiben sollte. Ich überlegte sogar, ob ich nicht langsam zu alt für das ganze Theater wurde, das man so um Weihnachten machte. Also klappte ich mein Tagebuch zu, und begann, mich erst richtig zu langweilen.

Wenn ihr euch jetzt fragt, warum ich nur von Opa und Nicolas rede, hier die Antwort: Als Nicolas sechs und ich vier Jahre alt gewesen waren, trennten sich unsere Eltern. Ab da lebten wir bei Papa. Aber selbst Papa hielt es nicht mit uns aus, daher zogen wir zu Opa.

Oma war leider schon gestorben. Also lebten jetzt Opa, Nicolas und ich in einer großen, alten Bauernhütte in einem kleinen Nest in Bayern. Wenn man den Fahrspuren im Schnee folgte, könnte ich wetten, gelangte man nach einer Stunde Fahrzeit zum Handwerkerladen in Passau.

Mit leeren Augen schaute ich mich in meinem Zimmer um. Wie ein Kaugummi blieb mein Blick am großen, alten Bauernschrank kleben. Ich stand auf und ging ohne Grund auf den Schrank zu.

Wie von selbst öffneten meine Hände die schweren Türen. Es war mir noch nie aufgefallen, wie riesig der Innenraum des Schrankes war. Ich trat hinein und hinter mir schlossen sich die Türen ganz von selbst. Für einen Moment war es stockdunkel. Doch plötzlich öffnete sich die Schrankrückseite. Mich blendete ein grelles Licht und schon fiel ich in einen Berg aus Schnee. Ich verlor für einen Augenblick das Bewusstsein.

Als ich aufwachte, beugten sich über mich, mmh – waren es Zwerge, Wichtel oder doch eher Trolle? Auf jeden Fall hatten sie große, elfenähnlich spitze Ohren sowie knubbelige Nasen. Sie hatten fragende, besorgte Blicke aufgesetzt.

Wie auf ein Kommando redeten sie alle auf einmal auf mich ein: „Geht es dir gut? Wo kommst du her? Wie heißt du?“ Oder: „Auf dich haben wir schon gewartet.“

Als ich nun endlich wieder richtig bei mir war, versuchte ich, erstmal zu begreifen, was mit mir passiert war. Und am wichtigsten, wieso haben die auf mich gewartet? Einer von denen musste mir doch sagen können, was hier los war.

Ich beschloss also, zu fragen: „Wo bin ich hier? Und wieso habt ihr gerade auf mich gewartet?“

Einer von ihnen begab sich aus seiner Beugestellung heraus, schaute die anderen kurz an und begann mit seiner Rede: „Also, du bist hier im Weihnachtstraumland und du wurdest auserwählt, denn wir wissen, dass dir Weihnachten immer sehr am Herzen lag .“

„Zu was wurde ich auserwählt?“, fragte ich, denn ich wusste ja immer noch nicht, um was es hier im eigentlichen Grunde ging.

„Du wurdest auserwählt, das Weihnachtstraumland zu beschützen.“

Bloß, wie sollte ich dies anstellen? Nun wollte ich wissen, mit wem ich es hier eigentlich zu tun hatte.

Im selben Moment ergriff der eine wieder das Wort: „Um uns erstmal vorzustellen – wir sind die Weihnachtstraumwusel. Wir sorgen für die schönen Weihnachtsträume der Kinder.“

Mittlerweile waren wir bei einer kleinen Hütte angelangt. Bei einer Tasse Heißer Schokolade und Butterbrötchen erzählte mir der Wusel namens Keks, dass das Weihnachtstraumland durch jeden nicht geträumten Weihnachtstraum immer kleiner, grauer und trostloser wurde.

Ich erschrak, denn ich musste an meine Gedanken von vorhin denken. Aber im selben Moment hatte ich meine Weihnachtsträume von früher im Kopf und musste lächeln.

„Langsam wird es dunkel, du musst dich jetzt auf den Heimweg machen“, sagte Keks. Meine Augen wurden langsam schwer. Ganz leise hörte ich Keks noch sagen: „Vergiss uns nicht!“

Als ich erwachte, lag mein Tagebuch neben mir, das Licht war noch an, obwohl draußen schon die Sonne schien. Außerdem hörte ich die Weihnachtsmusik aus dem Wohnzimmer schallen.

Da bemerkte ich erst, dass schon Heiligabend war. Ich kramte die Geschenke aus dem Schrank hervor und stürmte zu Nicolas und Opa.

„Hast du gut geschlafen?“ fragte Opa.

Ich antwortete nur kurz mit einem verträumten „Ja“ und war ganz in Gedanken bei den Wuseln.

Ab jetzt nahm ich mir vor, in der Vorweihnachtszeit immer an das Weihnachtstraumland zu denken. Keks, den ich persönlich sehr ins Herz geschlossen hatte, konnte ich sowieso nicht vergessen.

Dem Einzigen, dem ich diesen Traum anvertraute, war natürlich, wie sollte es auch anders sein, mein Tagebuch.

Celin Wisbereit (11) aus Schkeuditz / Deutschland

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Frohe Weihnachten, Malv!

Papa ist in Weihnachtsstimmung. Er stellt den Christbaum auf. Mama ist in Weihnachtsstimmung. Ich höre sie oft mit Geschenkpapier rascheln. Merle trällert ohne Unterbrechung We wish you a merry christmas, und obwohl sie keinen Ton trifft, weiß ich, dass auch ihr weihnachtlich zumute ist.

Nur ich, Malv, unschuldige 6 Jahre alt, bin überhaupt kein klitzekleines bisschen in Weihnachtsstimmung. Und das hat einen Grund: Ich habe noch kein einziges Geschenk. Für Papa nicht, für Mama nicht und für Merle sowieso nicht.

Doch das wird sich in Kürze ändern. Denn ich verfüge über kapitale 2,50€. Ehrlich, das ist mein ganzes gespartes Geld! Und damit gehe ich nun in die Stadt. Fällt sowieso keinem auf. Alle sind zu weihnachtlich.

In der Stadt sehe ich überall Plakate, ich glaube, dass draufsteht, dass morgen Weihnachten ist. Was sonst. Vor den Schaufenstern meines Lieblingsladens bleibe ich stehen. Dort gibt es einfach alles!

Also betrete ich das Geschäft, schnappe mir einen Einkaufskorb und schlendere durch die Reihen von Regalen. Alles, was schön ist, nehme ich mit: Gel für Papa, Parfum für Mama, Schokolade für Merle … Schon bald gehe ich zur Kasse, denn der Korb wird schwer. Der Kassierer ist dick und sieht mich komisch an.

„Hast du denn Geld für das alles?“, brummt er und deutet auf meine Sachen.

„Ich habe 2,50€!“, sage ich und zeige stolz mein Geld. Doch der Mann lacht nur schallend.

„Nee, du, damit kannst du höchstens die Schokolade bezahlen!“, er nimmt das Geld und drückt mir dafür die doofe Merle-Schokolade in die Hand. Und schon stehe ich wieder vor dem Laden. Mein Hals tut weh. Ich glaube, ich muss gleich weinen. Morgen ist Weihnachten und ich habe nur ein Geschenk! Nur eins!

Und dann weine ich. Ich weiß, Jungen sollen nicht weinen, aber die Tränen kommen ganz von alleine. Schneeflocken fallen wie Mamas Wattebäusche vom Himmel.

Ich rieche an der Schokolade und breche ein kleines Stück davon ab. Das tut gut! Noch ein kleines Stück. Und noch eins. Und … alles WEG! Alles! Ich bin ja so dumm! Es wird immer kälter. Ich laufe weinend durch den Schnee, die Dämmerung bricht herein. Wo ist unser Haus? Die Straßen sind menschenleer. Obwohl – nicht ganz. An ein Haus gelehnt sitzt ein alter, bärtiger Mann mit struppigem Haar und dichten Augenbrauen. „Penner“, sagt Papa immer. „Bettler“, sage ich.

Der Mann sieht ein bisschen unheimlich aus. Aber ich brauche doch Hilfe. Mutig gehe ich zu ihm hin und schluchze: „Kannst du mich nach Hause bringen?“ Der Bettler starrt mich mit großen wachen Augen an.

„Wo wohnst du denn Kleiner?“, fragt er.

„Bei meinen Eltern und Merle“, weine ich.

„Mhh…“, macht der Bettler, „darf ich ein Stück Schokolade? Dann könnte ich sehen, was ich tun kann.“ Eilig suchen meine Finger die Schoko-Packung ab. Und wirklich – ein Stück ist noch da! Ich reiche es dem Bettler. Er betrachtet es von allen Seiten. Riecht dran.

Lässt es sich auf der Zunge zergehen.

„Mhh …“, seufzt der Bettler. „Lecker, Söhnchen. Komm, lass uns dein Haus suchen.“

„Ich bin nicht dein Söhnchen!“, sage ich laut. Der Bettler schmunzelt, nimmt mich an seine schmutzige Hand und fragt: „Du wohnst in der Holunderstraße, oder?“ Ich erinnere mich.

„Ja“, strahle ich, „woher wusstest du das?“

Er zwinkert. „Nur so, Söhnchen.“

„Wenn ich ein Söhnchen bin, dann bist du der Herr Bettler!“, beschließe ich. Wir laufen. Durch lichtergeschmückte Häusergassen und Schnee, viel Schnee. Da ist mein Haus. „Hurra!“, brülle ich, klingele Sturm, renne hinein und falle Mama um den Hals. Sie weint. „Da bist du ja endlich, Malv! Ich habe mir solche Sorgen gemacht!“

„Ich habe kein Geschenk für euch“, beichte ich schnell. „Dass du da bist, ist das schönste Geschenk der Welt“, schnieft Mama und umarmt mich. Da merke ich: Herr Bettler ist gar nicht mehr da. Ich sehe aus dem Fenster. Da steht er. Er winkt.

Ich lache und brülle heraus: „Frohe Weihnachten, Herr Bettler!“

„Frohe Weihnachten, Söhnchen!“, kommt es von draußen.

Am Weihnachtsabend liegt ein kleines Päckchen unterm Tannenbaum. Für mich. Und drinnen ist Schokolade. Die Schokolade aus meinem Lieblingsladen. Mama, Papa und Merle schwören, dass sie nicht von ihnen ist ...

Hannin Nasirat (13) aus Köln / Deutschland

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Ein ganz besonderes Geschenk

Hallo, ich heiße Jordie.Ich bin 8 Jahre alt, ich habe zwei Schwestern. Meine große Schwester heißt Karo und ist zwölf Jahre alt, meine kleine Schwester hingegen ist vier Jahre alt und heißt Lailaki.

Natürlich habe ich auch eine Mama und einen Papa. Mein Papa heißt Deyni und meine Mama heißt Cora. Und da habe ich noch einen Hund. Er heißt Witt. In einer Woche ist Weihnachten und ich wünsche mir: einen Teddy, der ein rotes T-Shirt anhat, neue Inliner, einen Mülleimer und noch viele andere Sachen.

Um ehrlich zu sein, glaube ich an den Weihnachtsmann. Niemand aus meiner Klasse glaubt an ihn. Alle sagen, die Eltern geben einem die Geschenke.

„Der Weihnachtsmann ist nett“, sagt Mama immer.

Das glaube ich ihr auch.

Es ist Abend. Ich gebe meinen Eltern noch einen Gutenacht-Kuss und gehe in mein Bett. Die Schneeflocken fallen wie weißer Puderzucker vom Himmel, der über und über mit Wolken bedeckt ist. Ich öffne das Fenster. Eiskalter Wind kommt mir entgegen. Es ist wunderschön.

„Jordie! Mach das Fenster zu! Es zieht!“, ruft meine Mama mir zu.

Die Woche verstreicht und endlich kommt der große Tag: WEIHNACHTEN!

„Kannst du mit mir spielen?“, fragt Lailaki.

„Nö, du Baby, bin mit Otto verabredet“, sagte ich.

„Du bist so gemein.“

„Hör auf mich so anzumotzen, Lailakie.“

„Ich motze nicht“, heult Lailaki.

Zuerst spielen Otto und ich „Was wäre wenn“. Da stellen wir uns immer so Sachen vor, wie zum Beispiel: Was wäre wenn es kein Weihnachten gäbe. Und danach spielen wir ein Ratespiel; da versuchen wir, unsere Weihnachtsgeschenke zu erraten. Dann wird es doof bei Otto. Immer meckert er und sagt ich würde schummeln. Ich doch nicht! Da geh ich lieber nach Hause.

Langsam trabe ich nach Hause. Ich klingel.

Mama macht auf.

„Ab auf den Dachboden, du bist schon spät“, sagt sie.

„Du hast nicht über mich zu bestimmen“, rufe ich Mama zu. Ich klettere die Leiter zum Dachboden hoch, wo meine Geschwister schon unruhig warten.

Wisst ihr! Wir machen das immer so: Wenn wir ein Glöckchen hören und ein „Ho Ho Ho“, dann dürfen wir runtergehen und Geschenke auspacken.

Mir kommt diese kurze Zeit so lang vor, dass ich nervös werde. Es scheint mir so, als fühlen die anderen sich auch so. Aber JETZT: „Klingelingeling“ – „Ho Ho Ho“ wir rasen runter.

Doch dann erschrecke ich: Für mich ist kein Geschenk da. Obwohl? Doch! Ein ganz Kleines. Es ist viereckig, hart und auf gar keinen Fall das, was ich mir gewünscht hatte. Ich packe es traurig aus und schaue zu meinen Schwestern, die schon mit ihren neuen Sachen spielen.

Jetzt halte ich eine kleine Dose in der Hand und öffne sie. Darin liegt nur ein Zettel, auf dem in Schönschrift steht:

WENN DU DICH MAL ZANKST, DANN ÖFFNE DIESE DOSE UND SCHON HABT IHR EUCH WIEDER VERTRAGEN!

Dann steht da noch ganz groß und deutlich Dein wahrer Weihnachtsmann. Ich lächele, drücke die Dose an mich und laufe in mein Zimmer, um dem Weihnachtsmann zu danken.

Shirin Nasirat (9) aus Köln / Deutschland

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Das Adventswunder

Es lebte einmal ein kleiner Junge. Er war fünf Jahre alt, und er hatte keinen Bruder und keine Schwerster, keinen Opa und keine Oma. Die Eltern des Jungen waren fleißig und sie hatten eine große Wirtschaft, darum mussten sie von früh bis spät arbeiten. In dieser Zeit war der kleine Junge allein. Er hatte niemanden zum Sprechen und niemanden zum Spielen.

Die Familie hatte auch keine Nachbarn. Deshalb war das Leben des Jungen ziemlich einsam und langweilig. Aber er wusste nicht, was er ändern könnte. Sehr oft saß der kleine Junge am Fenster und beobachtete, wie der Wind mit den Blättern der Bäume im Sommer, oder mit den Schneeflocken im Winter, spielte. So vergingen Tage, Wochen, Monate ...

Es war Ende November, es schneite und es wurde sehr kalt. Im Hof lag viel Schnee. Der kleine Junge sah durch das Fenster und träumte. Er hatte einen Wunsch: Er wollte, dass im Hof ein schönes und großes Schloss mit vielen Menschen wäre. Dann wäre er nicht einsam.

Der Advent begann und der Nikolaustag stand vor der Tür. Die Nacht vor dem Nikolaustag war seltsam. Der Schneesturm tobte. Der Wind tanzte wie verrückt, er lachte und heulte, und sang in verschiedenen Stimmen.

Der Junge lag still in seinem Bett und hatte keine Angst – der Wind war doch immer sein Freund gewesen. Am Morgen lief der Junge ans Fenster. Und dann sah er etwas Unglaubliches – im Hof stand ein großes und richtiges Schloss, wie im Mittelalter. Es war aus Eis und Schnee. Der Junge war überrascht und sehr glücklich.

Er sagte niemandem ein Wort und ging zum Schloss. Als der kleine Junge ins Schloss kam, sah er dort viele Menschen und Tiere. Sie bewegten sich, aber sie waren kalt wie Eis. Der Junge wollte mit ihnen sprechen, aber niemand achtete auf ihn.

Der Kleine rief, schrie und weinte, aber alle Figuren bleiben stumm. Sie bewegten sich im Kreis, still und stumm. Der Junge weinte bitter, bis er keine Kräfte mehr hatte, und er beschloss, fortzugehen. Plötzlich hörte der kleine Junge ein Weinen. Er blieb stehen und lauschte.

Wer könnte das sein? Der Kleine ging durch die Zimmer und in einem fand er ein kleines Mädchen. Es war auch aus Eis, wie alle anderen, aber es konnte weinen. War es auch so einsam wie der Junge? Der Junge legte seine Hand auf die Schulter des Mädchens. Sie war kalt wie Eis, und auch die Tränen waren kleine Eiskristalle. Der Junge sammelte die Tränen des Mädchens. Die kleinen Eiskristalle tauten in den warmen Händen des Jungen.

Plötzlich lächelte die Kleine. Sie weinte nicht mehr. Der Junge berührte ihre Schulter wieder. Sie war nicht kalt! Vor dem Jungen stand ein Menschenkind! Er nahm das Mädchen mit nach Hause.

Die Eltern waren aufgestanden und sie wollten schon zur Arbeit gehen. Sie hatten nichts Ungewöhnliches gehört oder gesehen. Aber das Mädchen sahen sie. Der Junge erzählte alles. Die Eltern waren einverstanden, dass ihr Sohn jetzt ein Schwesterchen hätte. Das Mädchen durfte bleiben. Die Eltern versprachen, am Abend früher von der Arbeit zu kommen, um dem Mädchen einen Namen zu geben und um zusammen feiern.

Jetzt war der kleine Junge glücklich, weil er nicht mehr allein war. Das Wunder war geschehen!

Andris Martinovs (16) Malta / Lettland

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Klara und der Weihnachtsmann

Es war der 23. Dezember. Klara hatte dieses Jahr nur einen ganz besonderen Wunsch. Sie wünschte sich nichts lieber, als den Weihnachtsmann zu sehen. Denn früher war es immer so gewesen, dass der Weihnachtsmann immer schon weg war, wenn Klara und Jan, ihr älterer Bruder, ins Wohnzimmer geflitzt kamen. Das wollte Klara nicht noch einmal erleben. Jan sagte immer: „Es gibt den Weihnachtsmann gar nicht!“ Doch Klara glaubte ihm das nicht. Sie war fest davon überzeugt, dass es den Weihnachtsmann gab.

Es war ein Tag vor Weihnachten. Klara stürmte die Treppe runter in die Küche. Dort backte Klaras Mutter gerade Plätzchen.

„Kann ich dir helfen?“, fragte Klara.

„Ja, mein Schatz“, antwortete ihre Mutter.

Klara holte sich einen Hocker, stellte ihn in die Küche an den Tisch und half ihrer Mutter den Teig aus zu rollen. Klara strahlte übers ganze Gesicht. Ihre Mutter fragte sie: „Warum bist du denn so glücklich?“

„Ich freue mich so darauf, den Weihnachtsmann zu treffen! Ich treffe ihn doch oder etwa doch nicht?“, fragte Klara. Ihre Mutter war für einen Augenblick still. Dann ging sie an den Schrank und holte die Ausstecher.

„Was ist denn nun? Hallo, treffe ich den Weihnachtsmann nun oder nicht?“, sagte Klara genervt.

Da guckte sie Mama an und sagte dann: „Wenn ich es dir verrate, ist es ja keine Überraschung mehr.“

Klara ging wütend in ihr Zimmer, und weil es schon 8.30 Uhr abends war, schlüpfte sie auch gleich ins Bett. Sie war sich sicher, morgen um diese Zeit den Weihnachtsmann zu sehen. Schnell schlief Klara ein. Sie träumte, dass sie dem Weihnachtsmann half, allen Kindern dieser Welt die Geschenke zu bringen. Als sie aufwachte, war sie noch glücklicher.

Am Morgen frühstückten sie, zum Mittagessen gab es Spaghetti mit Soße und am Nachmittag gingen sie gemeinsam in die Kirche. Am Abend mussten Klara und Jan in ihr Zimmer gehen, während die Geschenke unter den Tannenbaum gelegt wurden. Eigentlich ging nur Jan in sein Zimmer. Klara wollte ja den Weihnachtsmann sehen und schlich die Treppe hinunter. Sie sah einen Mann mit einer roten Zipfelmütze, der Geschenke in der Hand hatte. Jetzt rannte Klara die Treppe hinunter und rief: „Juchu, ich wusste doch, dass es den Weihnachtsmann gibt!“ Doch als sie näher kam, erkannte sie, dass der Mann mit der Zipfelmütze ihr Vater war.

Klara fing an zu weinen. Sie rannte die Treppe hinauf in ihr Bett und versuchte zu schlafen, um das alles zu vergessen. Doch egal was sie tat, sie schlief nicht ein. Also stand sie auf und ging an ihr Fenster. Aber, wenn Papa doch nicht der Weihnachtsmann ist, wer ist es dann? Dachte Klara. Es muss den Weihnachtsmann geben, wer brachte ihnen denn sonst die Geschenke?

Plötzlich ging die Tür auf.

„Klopf gefälligst!“, rief Klara ärgerlich. Doch als sie sich umdrehte, war es Jan, der mit einem besorgten Gesicht im Zimmer stand.

„Was willst du?“, fragte sie.

„Mit dir reden“, antwortete Jan leise. Dann kam er auch zu Klara ans Fenster. Klara sah ihrem Bruder in die Augen und fragte: „Und über was?“

„Was meinst du damit?“, fragte Jan.

„Na, über was du reden willst“, klärte ihn Klara auf.

„Ach so, über das Übliche. Schule, Freunde ... den Weihnachtsmann“, sagte Jan.

„Was meinst du damit? Willst du mir sagen, dass es den Weihnachtsmann gar nicht gibt? Danke, das weiß ich inzwischen auch!“, maulte Klara. Doch Jan sagte kleinlaut: „Na ja, um ehrlich zu sein weiß ich nicht, ob es den Weihnachtsmann gibt oder nicht. Ich an deiner Stelle würde weiter suchen.“ Und mit diesen Worten verschwand er aus dem Zimmer.

Vielleicht hatte Jan recht. Ja, Klara beschloss zu warten, bis der Weihnachtsmann kam. Sie wartete und wartete. Doch nichts geschah. Gerade stiegen Klara die Tränen in die Augen, da entdeckte sie hinter den Wolken etwas Großes. Es sah aus wie ein Schlitten, doch sie war sich nicht sicher. Jetzt bemerkte Klara, dass sieben weitere Gestalten am Himmel erschienen.

Schnell rannte Klara zu ihrem Nachttisch und holte aus der Schublade ihr Fernglas. Dann ging sie wieder ans Fenster und sah hindurch. Kaum hatte sie erkannt, was die Gestalten waren, fiel ihr das Fernglas aus der Hand. Denn was Klara am Himmel entdeckt hatte, war unbeschreiblich schön.

Am Himmel war nämlich ein Schlitten und sieben Rentiere zogen ihn. Aber das Beste kam erst noch, auf dem Schlitten saß der Weihnachtsmann! Klaras Wunsch war in Erfüllung gegangen. Sofort rannte sie zu ihren Eltern und Jan. Klara erzählte ihnen alles, aber Klaras Mutter legte ihren Arm um sie und sagte: „Klara, du und deine Fantasie!“ Und Jan zwinkerte seiner Schwester zu.

Klara wusste, dass ihr und Jan das niemand glaubte, aber das war ihr egal, denn sie wussten es und das reichte ihr.

Luisa Dörr (10) Waldshut-Tiengen / Deutschland

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Mein Weihnachtstraum(a)

Ich saß am Kindertisch. Am Kindertisch! Hallo? Leute, geht‘s noch!?! Ich bin 17 und muss am Kindert… okay ich höre ja auf.

Meine Oma war gerade dabei, mir das achte Stück Kuchen auf den Teller zu schieben. Florian lehnte dankend ab, Anna aß ihr Zehntes und Sebastian lag mit der Grippe im Bett. Deswegen war meine Mutter auch nicht mit mir und meinem Vater hier. Bei meinen Großeltern. Also, die mütterlicherseits. Weihnachten ist doch nur Stress pur.

Ich grübelte immer noch darüber nach, wieso ich dazu verdammt war, mein Leben lang am Kindertisch zu sitzen. Ach ja, Floh hatte sich übrigens über den Rasierer gefreut. Hmm. Zumindest hatte er mir nicht wutentbrannt die Haare abrasiert. Hätte ja passieren können.

Man muss dazu sagen, Florian hat echte Probleme mit seinen Haaren an den Beinen.

---ENDE DER LESEPROBE---