Year of Passion. September - J. Kenner - E-Book
SONDERANGEBOT

Year of Passion. September E-Book

J. Kenner

0,0
3,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 3,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Tagsüber trage ich Designeranzüge, abends halte ich wunderschöne Frauen im Arm. Ich kann jede kriegen, die ich will.

Jetzt will ich sie.

Die Nacht mit Selma hat in meinen Träumen fortgelebt. Und seit sie mit ihren blitzenden Augen und ihrem sinnlichen Körper in mein Leben zurückgestürmt ist, wünsche ich mir nichts sehnlicher als neue heiße Erinnerungen an sie.

Aber jetzt bin ich im Wahlkampf und darf mich nicht mit einer Frau einlassen, die sich nicht an die Regeln hält. Und die mich derart verrückt macht, dass ich nicht mehr von ihr loskomme.

Bleibe ich auf dem schmalen Pfad der Rechtschaffenheit? Oder stürze ich mich in die heißeste, wildeste Affäre meines Lebens mit der erotischsten Frau, die mir je begegnet ist?

Über »Year of Passion«

Sexy Sixpacks, breite Schultern und verführerische Blicke – in der Bar The Fix geht es heiß her. Ein attraktiver Mann nach dem anderen liefert auf dem Laufsteg eine atemberaubende Show. Und die Damen in der Jury haben die Qual der Wahl: Welche zwölf Kandidaten werden gewinnen und am Fotoshooting für den heißesten Kalender aller Zeiten teilnehmen?

Mit dieser genialen Publicity-Aktion will eine Gruppe von Freunden ihre Lieblingsbar vor dem Aus retten. Schnell wird klar, dass es um noch viel mehr geht als den Kalender: Während sich die Atmosphäre immer weiter aufheizt, entflammen die Gefühle – und für jeden der zwölf Männer führt eine aufregende Begegnung zu ungeahnten Konsequenzen ...

***

Mit einer Bonusgeschichte zu Nolan & Shelby!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 197

Veröffentlichungsjahr: 2019

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



J. KENNER

YEAR of PASSION

SEPTEMBER

ROMAN

Aus dem Amerikanischen von Martin Bayer

Die Serie

»Mit dieser Serie trifft J. Kenner mitten ins Herz!« Carly Phillips

Sexy Sixpacks, breite Schultern und verführerische Blicke – in der Bar The Fix geht es heiß her. Ein attraktiver Mann nach dem anderen liefert auf dem Laufsteg eine atemberaubende Show. Und die Damen in der Jury haben die Qual der Wahl: Welche zwölf Kandidaten werden gewinnen und am Fotoshooting für den heißesten Kalender aller Zeiten teilnehmen?

Mit dieser genialen Publicity-Aktion will eine Gruppe von Freunden ihre Lieblingsbar vor dem Aus retten. Schnell wird klar, dass es um noch viel mehr geht als den Kalender: Während sich die Atmosphäre immer weiter aufheizt, entflammen die Gefühle – und für jeden der zwölf Männer führt eine aufregende Begegnung zu ungeahnten Konsequenzen …

Entdecken Sie zwölf leidenschaftliche Liebesgeschichten:

Year of Passion – Januar

Year of Passion – Februar

Year of Passion – März

Year of Passion – April

Year of Passion – Mai

Year of Passion – Juni

Year of Passion – Juli

Year of Passion – August

Year of Passion – September

Year of Passion – Oktober

Year of Passion – November

Year of Passion – Dezember

Die Autorin

Die Bestsellerautorin J. Kenner arbeitete als Anwältin, bevor sie sich ganz ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, widmete. Ihre Bücher haben sich weltweit mehr als drei Millionen Mal verkauft und erscheinen in über zwanzig Sprachen. J. Kenner lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Texas, USA. Ihre lieferbaren Romane und Erzählungen finden Sie unter J. Kenner im Diana Verlag. Wenn Sie mehr über J. Kenner erfahren wollen, entdecken Sie Das große J. Kenner Fanbuch.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Vollständige deutsche E-Book-Ausgabe 02/2019

Copyright © 2018 by Julie Kenner

Die Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel Man of the Month. All Night Long bei Martini & Olive.

Die Bonusgeschichte erschien 2018 unter dem Titel One more Night: Nolan & Shelby in J. Kenner, Suzanne M. Johnson: Bar Bites bei Evil Eye Concepts, Inc.

Copyright des deutschsprachigen E-Books © 2019 by Diana Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Antje Steinhäuser

Redaktion Bonusgeschichte: Anita Hirtreiter

Umschlaggestaltung: t.mutzenbach design, München

Umschlagmotiv: © PeopleImages/ Gettyimages; surachet khamsuk, Christopher Hall, MrVander/ Shutterstock

Satz: Christine Roithner Verlagsservice, Breitenaich

Alle Rechte vorbehalten

e-ISBN 978-3-641-23725-7V001

www.diana-verlag.de

1

»Und?«, fragte Selma Herrington und neigte den Kopf, um Elena Anderson ihr neuestes Tattoo zu zeigen. Elena war neu als Kellnerin im The Fix on Sixth – und zudem die Tochter des Inhabers. Wichtiger allerdings war, dass Selma und Elena entdeckt hatten, wie sehr sie beide Whiskey, Flohmärkte und Liebesromane mochten, und darüber Freundinnen geworden waren.

Um zehn Uhr morgens hatte das The Fix noch geschlossen, und die beiden waren ganz alleine in dem riesigen Gastraum. Später, zur Mittagszeit, würde sich das Lokal füllen, und wenn der Abend kam, würde es überquellen vor Gästen, die sich die wöchentliche Runde im Wettbewerb Mann des Monats um den Titel des Mr. August anschauen wollten. Selma wusste, dass Elenas Vater Tyree und seine drei Geschäftspartner den Wettbewerb gestartet hatten, um der Bar Aufmerksamkeit zu verschaffen und den Umsatz zu steigern. Selma kannte zwar die Einzelheiten nicht, aber wenn sie daran dachte, wie voll die Bar jeden zweiten Mittwoch war – und wie viele neue Gesichter sie dann jedes Mal unter den Gästen sah –, war sie sich sicher, dass die Idee wunderbar funktionierte.

Bis jetzt hatte sie nur zwei Mann-des-Monats-Wettbewerbe gesehen, aber sie wollte auch diesen Abend dabei sein, weil sie von ihrem Bruder Matthew gehört hatte, dass Landon Ware, mit dem sie beide seit der Highschool befreundet waren, sich angemeldet hatte. Landon war Polizist und eigentlich nicht der Typ, der seine Bauchmuskeln auf einer Bühne vorführte, sodass Selma sich fragte, was wirklich dahintersteckte. Als sie neulich hinter der Bar mit Tyree dessen Bestellung von zwei Kisten Bourbon besprochen hatte, war ihr aufgefallen, dass sich Landon mit Taylor unterhielt, die nicht nur Stammgast im The Fix war, sondern auch als Bühnenmanagerin für die Show arbeitete. Vielleicht konnte sie ihn ja kurz fragen, bevor es heute Abend losging.

Jetzt stand Selma an der langen Theke aus poliertem Eichenholz neben Elena, die damit beschäftigt war, Bestecke in Servietten einzuwickeln. Sie legte die nächste Rolle auf den Stapel und betrachtete dann Selmas Schulter. »Ach, das ist schön«, sagte sie. Man hörte ihrer Stimme an, dass ihr das Tattoo wirklich gefiel. Mit einem Finger zog sie einen Träger von Selmas schwarzem Tanktop mit dem Aufdruck Free-Tail Bat Bourbon beiseite, um das Starburst-Muster im Retrostil freizulegen, das auf Selmas blasser Haut explodierte. »Dein wievieltes Tat ist das? Das siebte? Wann hast du’s stechen lassen?«

»Das achte«, korrigierte Selma und fuhr sich mit den Fingern durch ihre kurze dunkle Strähnchenfrisur. Die Spitzen hatte sie kürzlich kobaltblau gefärbt. »Vor ein paar Tagen.«

»Wie bist du drauf gekommen?«, fragte Elena mit verschmitztem Grinsen. Ihre schokoladenbraunen Augen funkelten vor Vergnügen. Elena, eine hochgewachsene Schwarze mit Pixiefrisur, perfektem Teint und hohen Wangenknochen, hätte auch als Model arbeiten können. Selma versuchte sie tatsächlich gerade zu überreden, ein Shooting für sie zu machen, um die Bilder in einer geplanten Werbekampagne für Bat Bourbon zu verwenden, die auf Frauen zielte.

Zumindest hatte sie das versucht. Selma war drauf und dran, die Austin Free-Tail Distillery zu verkaufen, um sich in neue Abenteuer stürzen zu können, und damit würde das Problem, ihre Kleinserien-Whiskeys richtig zu bewerben, bald an jemand anderen übergehen.

Trotzdem würde sich Elena auf einer Werbetafel an der IH-35 verdammt gut machen.

»Selma?«

Selma fand stirnrunzelnd in die Gegenwart zurück. »Entschuldige. Ich war mit den Gedanken woanders. Was hast du gefragt?«

»Was war der Grund für das Starburst-Tat?« Selma und Elena waren in der kurzen Zeit, die sie einander erst kannten, sehr enge Freundinnen geworden – zumindest, wenn man nach Selmas gnadenloser Definition von »eng« ging. Eng genug zumindest, dass Selma Elena bereits anvertraut hatte, dass alle ihre Tats spontane Entschlüsse gewesen waren – den Grund für diese Entschlüsse aber hatte Selma dann doch nie erwähnt. Nicht ein einziges Tattoo war geplant gewesen, und wenn es nach Selma ging, würde das auch so bleiben.

»Ich habe im Room Service herumgestöbert«, erzählte sie Elena jetzt. Room Service war ihr Lieblingströdler. »Und mir ist das Dekor auf ein paar antiken Schüsseln aufgefallen. Ich fand es so schön, dass ich gleich auf dem Heimweg bei True Blue Tattoo am Airport Boulevard vorbeigeschaut und es mir stechen lassen habe.«

Sie erzählte weder, dass sie auch die Schüsseln gekauft hatte, noch, dass ihr der Anblick regelrecht ins Herz geschnitten hatte. Sie hatte kaum Erinnerungen an ihre Kindheit, aber sie wusste noch, wie sie und ihr Bruder bei der Großmutter immer überbackene Käsesandwiches von Tellern mit einem solchen Starburst-Muster gegessen hatten.

Die Erinnerung war verschüttet gewesen, bis sie die Schüsseln gesehen hatte, und dann war auf einmal alles wieder da gewesen. Der Duft des Toastbrots in der Pfanne, das Brutzeln des geschmolzenen Käses, wenn er von den Brotscheiben auf das heiße Gusseisen gelaufen war. Die Art, wie ihre Großmutter beim Kochen immer My Darling Clementine vor sich hingesummt hatte. Matthews andauernde dämliche »Klopf-klopf«-Witze.

Diese seltenen Ausblicke in eine verlorene Vergangenheit waren zu kostbar, um sie wieder verloren gehen zu lassen. Deswegen hatte Selma das getan, was sie immer tat: Sie hatte eine Erinnerung geschaffen. Dieses Mal hatte sie sich diese auf die Schulter inken lassen, damit ihre Großmutter immer bei ihr sein würde.

Elena wusste das alles natürlich nicht, hauptsächlich, weil Selma nicht einmal ihrer Freundin anvertraut hatte, dass sie ein Adoptivkind war, und schon gar nicht, dass ihre leibliche Mutter ihre zehnjährige Tochter und ihren elfjährigen Sohn in der Lakeline Mall ausgesetzt hatte, mit Rucksäcken im Partnerlook als einzigem Gepäck, an denen ein Zettel klebte.

Das würde sie niemals erzählen. Es gab schließlich Grenzen. Wenn man einander zu nahe kam, wurde alles zu kompliziert. Und zu schmerzhaft.

»Bist du deswegen heute so früh gekommen? Um es mir zu zeigen?« Elena schob Selma den Stapel Serviettenrollen zu. »Oder wolltest du mir helfen?«

»Eigentlich wollte ich mit deinem Dad reden.«

»Über den Warenbestand?«

»Auch.« Selma hatte vor etwas mehr als fünf Jahren mit viel Schwung und wenig Kapital die Austin Free-Tail Distillery gegründet, die sich inzwischen zu einer kleinen Spezialitätenbrennerei mit landesweitem Ruf gemausert hatte. Sie hatte sie nach der berühmten Kolonie mexikanischer Bulldoggfledermäuse benannt – Free-tail bats auf Amerikanisch –, die in Austin nisteten, und nannte ihre Whiskey-Kleinserien zum Beispiel Bat Bourbon (»Fledermaus-Bourbon«) und Dusk Flight Rye (»Dämmerungsflug«).

Allerdings war The Fix mit seinem Besitzer Tyree Johnson schon ein treuer Kunde und eine Stütze des Geschäfts gewesen, bevor Free-Tail die Szene aufgemischt hatte. Er hatte sogar eigens eine Whiskeyverkostung für Selma und ihre Firma veranstaltet, lange bevor jemand in Austin – geschweige denn im Rest der USA – von ihr gehört hatte.

»Ehrlich gesagt«, sagte Selma zu Elena, während sie mithalf, Bestecke in Servietten zu rollen, »wollte ich ihm etwas erzählen und ihn um Rat fragen.«

»Erzählen? Hat Free-Tail wieder einen Preis gewonnen?«

»Nein, aber danke für deine hohe Meinung.«

»Jetzt sterbe ich vor Neugier. Warte mal.« Sie ging den Tresen entlang bis zur Durchgangsklappe. Anstatt sich damit aufzuhalten, sie zu öffnen, schlüpfte sie darunter hindurch, nahm sich zwei Highball-Gläser aus dem Regal und hielt sie Selma hin. »Mein Plan ist, dich mit Alkohol abzufüllen, damit du’s mir vor meinem Dad erzählst. Noch zu früh für Bourbon?«

»Dann füll mich mal ab. Du weißt ja, wovon ich meine Rechnungen bezahle – was mich angeht, ist es nie zu früh für Bourbon.«

Elena warf einen golfballgroßen Eiswürfel in jedes Glas und goss ihnen beiden je einen der vormittäglichen Stunde angemessenen Schuss Bourbon hinterher. Anstatt die Gläser Selma über den Tresen zuzuschieben, nahm sie sie allerdings mit zu einem der Zweisitzertische, wo sie sie abstellte und sich selbst auf einen Stuhl warf. »Okay. Erzähl.«

Selma gehorchte nicht gerne Befehlen, aber sie brannte schon seit Tagen darauf, ihre Freundin einzuweihen, und hatte gehofft, sie heute Morgen in der Bar anzutreffen. »Also, kurz und gut: Ich ziehe nach Schottland.«

Elena hatte ihr Glas gehoben, setzte es jetzt aber wieder ab, ohne daraus zu trinken. »Was?«

Selma neigte den Kopf und sah ihre Freundin an. Sie wusste, dass Elena nicht schwerhörig war.

»Wow«, sagte Elena schließlich und gönnte sich jetzt wirklich einen Schluck. »Seit wann das denn? Hast du dir das alles auch gut überlegt? Wie willst du die Destillerie weiterbetreiben?«

Selma reagierte gereizt. Einen Moment lang wollte sie das Thema ganz fallen lassen. Dann sagte sie sich, dass Elena es nicht böse gemeint hatte, auch wenn sie ein wenig zu sehr wie Selmas Adoptivmutter klang. Allison Herrington hatte jahrelang darauf bestanden, dass Selma das beste kleine Mädchen der Welt sei. Oder es zumindest wäre, wenn sie ein bisschen weniger impulsiv wäre.

»Natürlich habe ich mir das gut überlegt. Ich habe mir da drüben fürs Erste einen Job gesichert, und wenn der gemacht ist, kann ich mit dem Geld ungefähr ein Jahr durch Europa reisen. Vielleicht reicht’s sogar noch für Asien oder Australien.«

»Ja, aber Schottland? Wer leitet dann Free-Tail? Und wieso auf einmal jetzt? Ich meine, es ist gut und schön, für ein Konzert bis nach Montana zu fahren.« Selma hatte das kürzlich getan, und Elena hatte sich darüber amüsiert. »Aber alle Zelte abzubrechen und ins Ausland zu ziehen ist eine ganz andere Liga.«

Selma zuckte nur mit den Schultern. Ihre Freundin hatte nicht unrecht, aber Selma blieb eben gerne in Bewegung. Sie wollte Abenteuer und Abwechslung, und weil die nicht zu ihr kamen, musste sie eben hinfahren.

»Und wie bist du darauf gekommen?«, fragte Elena.

»Erinnerst du dich noch an Sean O’Reilly, von dem ich erzählt habe?«

»Der Typ, den du getroffen hast, als du nach dem College zu dieser Rucksacktour nach Schottland geflogen bist?«

»Genau. Es war allerdings eher während meiner Collegezeit. Oder vielmehr, nachdem ich das College geschmissen hatte.«

Elena lehnte sich amüsiert zurück. »Und? Wo kommt er jetzt ins Bild?«

»Ich fliege nach Schottland, um in einigen seiner Destillerien zu arbeiten.« Sie hatte Sean vor mehr als zehn Jahren kennengelernt, nach ihrem Abschied vom Studentenleben. Auf dem College hatte sie in allen Seminaren glänzende Noten bekommen, aber irgendwann hatte sie gewusst, dass dieses Lernen aus Büchern einfach nicht ihr Ding war. Sie hatte sich dafür entschieden, lieber an die Quelle zu gehen und dort selbst zu lernen, so viel sie konnte, anstatt sich anzuhören, was ein studentischer Tutor, der den Professor in Austin vertrat, über Lord Byron, Robert Burns, Robert Louis Stevenson und die vielen anderen schottischen Dichter zu sagen hatte.

Offiziell exmatrikuliert hatte sie sich an einem Freitag, um bereits am folgenden Montag mit nichts als einem Rucksack, einem Mobiltelefon und einer Kreditkarte und ohne jeden Reiseplan ein Flugzeug zu besteigen. Es war himmlisch gewesen. Sie hatte die Städte und Dörfer erkundet, sich mit den Einheimischen unterhalten und auf einer Parkbank im Edinburgher Schloss Gedichte gelesen. Sie hatte in Jugendherbergen übernachtet und sich mit anderenjungen Leuten angefreundet.

Und am besten war, dass sie Sean getroffen hatte. Er hatte ihr mit zwanzig Pfund ausgeholfen, als ihre Kreditkarte nicht akzeptiert wurde, und als sie ihm das Geld am nächsten Tag zurückgab, hatte er ihr im Gegenzug ein Sortiment verschiedener schottischer Whiskeys zum Verkosten gekauft. Sie hatte schon ein bisschen etwas über Spirituosen gewusst – sie hatte noch auf dem College mit Destillation experimentiert –, aber damals sah sie sich hauptsächlich als Winzerin. Mit Sean hatte sie dann nicht nur ihre Vorliebe für Scotch entdeckt, sondern auch ihr Talent zum Verkosten. So gut war ihr Gaumen, dass Sean ihr sofort einen Ferienjob in seiner Brennerei in den Highlands angeboten hatte.

Sie hatte ihn angenommen – unter der Bedingung, dass es keine Daueranstellung würde. Sie war auf Entdeckungsreise in Schottland, und so sollte es auch bleiben, aber sie hatte nichts dagegen gehabt, ihre Reisekasse mit einem Sommerferienjob aufzustocken.

Ins Bett gegangen war sie mit ihm unter demselben Vorbehalt. Ihr Abstecher in die Highlands war nur zum Spaß; sie wollte sich einfach fröhlich und unverbindlich umschauen.

Nach zwei Monaten hatte sie mehr über Scotch gelernt, als sie je erwartet hätte – und noch ein bisschen mehr darüber, wie man im Bett seinen Spaß hat.

Elena runzelte die Stirn. »Und, läuft da was zwischen euch beiden?«

»Absolut nicht.« Damals hatte Sean O’Reillys schwerer schottischer Akzent ihre Sinne gekitzelt. Sie hatte dabei immer an sexy Männer in Kilts und die verführerischen historischen Liebesromane denken müssen, die ihr über die schrecklichen Jahre hinweggeholfen hatten, bevor sie und Matthew von Mom und Dad adoptiert worden waren. Sie hatten zusammen ihren Spaß im Bett gehabt und ihr gemeinsames Interesse an gutem Whiskey genossen, aber das war auch schon alles gewesen. Vor Jahren war er ein Leckerbissen für sie gewesen, aber Selma schaute grundsätzlich nie zurück. Warum auch, wenn die Welt so voller wunderbarer Gelegenheiten war?

»Weiß er das auch?«

Selma lachte. »Klar. Hast du schon mal erlebt, dass ich keine klare Ansage mache? Außerdem hat er mir gesagt, er hat sich mit einem Mädel aus seiner Gegend verlobt. Aber er hat mir versichert, es werde mir an herber schottischer Männlichkeit nicht fehlen.«

Elena verdrehte die Augen. »Mal abgesehen von den herben Highlandern und dem, was sie unter dem Kilt haben – warum zum Teufel willst du in einer schottischen Brennerei arbeiten, wenn du hier schon eine hast, und zwar eine sehr erfolgreiche?«

»Na ja, das gehört wohl auch zur großen Neuigkeit. Ich verkaufe Free-Tail.«

Elena warf fast ihr Glas um. »Du verkaufst Free-Tail? Jetzt? Du stehst kurz vor dem Durchbruch. Du hast Restaurants in über einem Dutzend Bundesstaaten als Kunden. Warum zum Teufel solltest du das tun?«

»Das frage ich mich auch.«

Die tiefe Stimme kam von der anderen Seite des großen Gastraums. Selma wandte sich auf ihrem Stuhl um und sah, wie Tyree Johnson mit großen, gemessenen Schritten rasch auf sie zukam. Er war hochgewachsen, trug eine Glatze und ein sauber getrimmtes Bärtchen, und seine Haut war so dunkel wie Elenas. Tyrees Präsenz füllte den Raum. Sein massiver Brustkorb und die breiten Schultern hätten einschüchternd gewirkt, wäre da nicht seine Ausstrahlung von natürlicher Freundlichkeit gewesen.

»Sag mir, dass ich mich verhört habe.«

»Nein, hast du nicht«, erwiderte Selma fest. »Das ist die beste Entscheidung. Meine Entscheidung.«

Sie schaute zu, wie seine Augen Elenas Blick begegneten. Für zwei Menschen, die einander erst seit wenigen Monaten kannten, teilten sie bereits eine Menge Verhaltensweisen, ganz abgesehen von der äußerlichen Ähnlichkeit. Als sie den Blick bemerkte, den die beiden wechselten, musste Selma über die tiefe Zuneigung in Tyrees Augen lächeln. Vor einem Jahr hatte er noch nicht einmal gewusst, dass er eine Tochter hatte. Jetzt zeigte schon sein Gesichtsausdruck, wie sehr er sie anbetete, ganz zu schweigen von Elenas Mutter Eva, in die er sich nach einer Trennung vor mehr als zwanzig Jahren jetzt wieder ganz neu verliebt hatte.

Wenn Selma nicht so besorgt gewesen wäre, dass die beiden auf die Änderung in ihrem Lebensplan ablehnend reagieren würden, wäre sie ziemlich rührselig geworden. So aber saß sie wie auf Nadeln und kam sich vor, als müsste sie ihre Entscheidungen rechtfertigen. Das musste sie natürlich nicht, aber es lief wohl darauf hinaus, denn schon hatte sie auf den Tisch geklopft, um die Aufmerksamkeit der beiden zu bekommen. »Hey«, meinte sie launig, als sie ihr den Blick zuwandten, »zieht mich bloß nicht runter, okay? Ich weiß, was ich tue, und bin wirklich begeistert von diesem Angebot. Ich kriege haufenweise Geld für die Destillerie. Die Marke, die ich aufgebaut habe, besteht weiter, und ich bekomme die Freiheit zurück, coole Sachen zu machen. Zum Beispiel ein paar Monate in Schottland zu arbeiten. Dann vielleicht in einer französischen Kelterei. Oder Malunterricht zu nehmen. Oder einen Segelkurs in Monaco zu machen und in Nizza mein Französisch aufzufrischen. Die ganze Welt wird mein Spielplatz. Das kann ja wohl nichts Schlechtes sein.«

Tyree schwieg einen Moment. Dann zog er sich vom nächsten Tisch einen Stuhl heran und setzte sich. Er legte eine Hand über Selmas, die unter seiner Pranke komplett verschwand. »Ist es auch nicht. Und ich freue mich, dass du dir das gut überlegt hast.«

»Habe ich auch«, beharrte sie und klang jetzt doch ein wenig, als verteidigte sie sich. »Ich habe nie damit gerechnet, dass Free-Tail so schnell so groß wird. Ich hatte immer angenommen, dass ich jederzeit ein paar Monate freinehmen könne, lange Ferien machen und solche Sachen.«

Tyree nickte gemächlich. »Schon wahr. Andererseits zeugt es von deinem Talent, dass die Destillerie so erfolgreich ist. Du hast da etwas aufgebaut, worauf du wirklich stolz sein kannst.«

»Ich bin auch stolz darauf, genau wie du aufs The Fix.« Sie schaute sich in der Bar mit ihrer rustikalen texanischen Einrichtung um. Der riesige Gastraum war mit einer strategisch durchdachten Anordnung Dutzender Tische gefüllt. Hinter der langen Theke funkelten Batterien von Flaschen in einer Wand voller gläserner Regale; auch Flaschen aus ihrer eigenen Destillerie waren darunter.

Tyree hatte das Gebäude renoviert und das The Fix on Sixth vor etwa sechs Jahren eröffnet. Inzwischen war es eine feste Größe im Austiner Nachtleben. Selma wusste, dass das Lokal anfangs gerade so eben über die Runden gekommen war, aber jetzt, seit es alle zwei Wochen einen Kalenderblatt-Modelwettbewerb für Männer veranstaltete, war sie sich sicher, dass es fest in den schwarzen Zahlen war. Sie hoffte es jedenfalls; sie mochte diese Bar und hätte es sehr schade gefunden, sie schließen zu sehen.

Und wenn sie brutal ehrlich zu sich war, wusste Selma schon, dass ihr diese Bar sehr fehlen würde, sowie sie die Brennerei verkauft hatte und nach Schottland gegangen war. Andererseits wollte sie sich genauso wenig daran ketten wie an ihre eigene Firma.

»Du hast hier wirklich etwas auf die Beine gestellt«, sagte sie zu Tyree. »Du wolltest dieses Lokal unbedingt retten und hast es auch geschafft.« Kürzlich war die Bar in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Der Kalendermodelwettbewerb war Teil eines Gesamtplans, die Finanzlage zu bessern.

»Geschafft haben wir es noch nicht ganz«, wehrte Tyree ab. »Aber ich glaube, wir sind kurz davor.«

»Ganz sicher sogar. Und nachdem du so hart für dein Werk gekämpft hast, glaubst du natürlich, ich bin verrückt, wenn ich meins aufgebe. Aber ich bin einfach noch nicht so weit, mich auf Dauer niederzulassen. Nicht ohne einen Mann oder eine berufliche Karriere.« Sie hob eine Schulter. »Ich bin ein Blatt im Wind und möchte sehen, wohin mich die Brise als Nächstes treibt. Außerdem«, lächelte sie selbstzufrieden, »kommt das Angebot von einer großen Aktiengesellschaft, die schon viele Marken vertreibt. Sie wird meine Marke am Leben halten und mich mit einem Vermögen auszahlen.«

Eine Sekunde lang fürchtete sie, Tyree werde widersprechen, aber dann nickte er. »Dagegen kann man nichts sagen.«

»Heißt das, du hilfst mir?«

Seine Mundwinkel senkten sich zu einer skeptischen Miene. »Wüsste nicht, wie. Aber wenn ich kann – klar.«

»Deswegen bin ich heute Morgen hierhergekommen. Ich brauche einen Anwalt, der den Verkauf der Destillerie durchführt, und jeder, mit dem ich spreche, empfiehlt mir denselben. Ich wüsste gerne, wen du mir vorschlägst.«

»Ich weiß ja nicht, wer dir da überall so ans Herz gelegt wird, aber wenn du mich fragst – geh zu Easton Wallace.«

Selmas Wangen bekamen fast Risse von der Anstrengung, die es sie kostete, weiterzulächeln. »Der scheint wirklich der allgemeine Liebling zu sein. Ich habe Gerüchte gehört, er wolle bei den nächsten Richterwahlen antreten. Wenn er so beliebt ist, wird er wohl auch gewinnen.«

Elena beugte sich über den Tisch zu Selma. »Aber bei dir ist er nicht ganz so beliebt?«

»Ach, nein, das ist es nicht. Easton ist schon gut.« Sie spürte, wie ihr die Wärme den Nacken hochkroch, und hoffte, sie würde nicht erröten. Weil ihr das nur selten passierte, wäre es jetzt umso peinlicher. »Es liegt einfach nur daran, dass ich ihn noch aus seiner Zeit als Jurastudent kenne. Und ich weiß, dass er in Matthews Fitnesscenter geht«, fügte sie hinzu. Matthew war ihr Bruder und Inhaber eines Fitnessstudios am Ort. »Ich dachte, es wäre einfacher mit einem Anwalt, den man nicht schon privat kennt. Ich meine, ich bin ziemlich stur. Was, wenn er mit den Bedingungen, die ich aushandeln will, nicht einverstanden ist?«

Das waren zwar berechtigte Bedenken, aber sie befürchtete eher, den rechtlichen Fragen gar nicht genug Aufmerksamkeit widmen zu können. Selma hatte den strikten Grundsatz, nie wieder etwas mit einem Mann anzufangen, den sie einmal verlassen hatte, aber bei Easton hatte sie viel zu früh aufgegeben. Das wusste sie, weil sie ihn auch nach so vielen Jahren noch nicht vergessen hatte. Weder ihn selbst noch all die unzüchtigen Sachen, die er in der einzigen Nacht, die sie gemeinsam verbracht hatten, mit ihrem Körper angestellt hatte.

Tyree wischte ihre Bedenken mit einer Handbewegung beiseite – allerdings nur die juristischen. »Kein Problem. Easton ist absolut professionell. Er sagt dir, was er für das Beste hält, aber er kämpft mit vollem Einsatz für deine Wünsche, solange sie legitim und legal sind. Ich habe ihn schon mehrmals beauftragt. Glaub mir, er ist der Richtige für dich.«

Das war natürlich genau das Problem. Sie wollte Easton immer noch. Er war eine permanent juckende Stelle, die sie kratzen musste, ein Jucken, das sicher eine Nebenwirkung ihres allzu hastigen Abschieds war, aber hartnäckig genug, dass sie überlegte, ihre eigenen Regeln zu brechen.

Wenn man es sich nämlich genau überlegte, war sie womöglich deswegen im Begriff, den weiten Weg nach Schottland anzutreten, weil sie sich einen wirklich großen Rausschmiss verdient hatte.



Tausende von E-Books und Hörbücher

Ihre Zahl wächst ständig und Sie haben eine Fixpreisgarantie.