Your Wife Deserves More - Mia Kingsley - E-Book

Your Wife Deserves More E-Book

Mia Kingsley

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Beschreibung

Ihr Ehemann ist unser Auftrag. Sie ist unsere verlockende Belohnung. Der reiche Unternehmer Nathaniel Perry sollte ein leichtes Ziel für uns sein. Meine zwei besten Freunde und ich sind darauf spezialisiert, Unfälle zu inszenieren – perfekt geplant, sauber ausgeführt und so überzeugend, dass niemand je auf die Idee kommt, es könnte mehr dahinterstecken. Doch dann begegnen wir ihr. Liv Perry. Die Frau unserer Zielperson, gefangen in einer lieblosen Ehe mit einem Mann, der sie nicht zu schätzen weiß. Sie verdient mehr. Viel mehr. Sie verdient … uns. Denn wir sind bereit, ihr alles zu geben, was sie braucht – ob sie will oder nicht … Dark Reverse Harem Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. In sich abgeschlossen.

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Seitenzahl: 234

Veröffentlichungsjahr: 2025

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YOUR WIFE DESERVES MORE

MIA KINGSLEY

DARK REVERSE HAREM ROMANCE

INHALT

Your Wife Deserves More

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Epilog

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Über Mia Kingsley

Copyright: Mia Kingsley, 2025, Deutschland.

Covergestaltung: Mia Kingsley

Korrektorat: http://www.swkorrekturen.eu

ISBN: 978-3-911483-33-9

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

Black Umbrella Publishing

www.blackumbrellapublishing.com

YOUR WIFE DESERVES MORE

Ihr Ehemann ist unser Auftrag. Sie ist unsere verlockende Belohnung.

Der reiche Unternehmer Nathaniel Perry sollte ein leichtes Ziel für uns sein.

Meine zwei besten Freunde und ich sind darauf spezialisiert, Unfälle zu inszenieren – perfekt geplant, sauber ausgeführt und so überzeugend, dass niemand je auf die Idee kommt, es könnte mehr dahinterstecken.

Doch dann begegnen wir ihr. Liv Perry. Die Frau unserer Zielperson, gefangen in einer lieblosen Ehe mit einem Mann, der sie nicht zu schätzen weiß.

Sie verdient mehr. Viel mehr. Sie verdient … uns.

Denn wir sind bereit, ihr alles zu geben, was sie braucht – ob sie will oder nicht …

Dark Reverse Harem Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. In sich abgeschlossen.

Weil jede Frau mindestens einen Mann verdient, der sie dazu bringt, das gute Sofa zu ruinieren …

KAPITEL1

GABE

»Mir ist langweilig«, beklagte sich Franklin bereits zum dritten Mal, als mein Mail-Programm mit einem hellen Glockenschlag das Eintreffen einer neuen Nachricht verkündete.

Froh, endlich eine Ablenkung vom Gejammer meines besten Freundes zu haben, wandte ich mich meinem Laptop zu. Ich las die E-Mail, einmal, zweimal und schließlich noch ein drittes Mal, ehe ich durch die Zähne pfiff. »Keine Ahnung, wer der Kerl ist, aber er muss irgendwem tierisch ans Bein gepisst haben.«

»Neuer Auftrag?«, wollte Spencer wissen und ließ das Buch sinken, hinter dem er sich versteckt hatte, um Franklin besser ignorieren zu können.

»Ja«, erwiderte ich.

Franklin schnaufte theatralisch und warf den kleinen Gummiball in die Luft, den er sich vermutlich nur angeschafft hatte, um mich in den Wahnsinn zu treiben. Das würde auch erklären, warum er ihn bloß in meinem Büro mit den vielen gläsernen Oberflächen und teuren Skulpturen benutzte. »Ich will aber nicht arbeiten«, verkündete Franklin. »Ich will mich vergnügen. Mit einer Rothaarigen.« Er zögerte, warf den Ball in die Luft und fing ihn gerade eben auf, bevor das Ding in meiner unbezahlbaren Henry-Moore-Skulptur landete. »Nein, mit einer Brünetten.«

Spencer rollte mit den Augen. »Dann geh doch raus und such dir eine Brünette. Da ist die Tür. Du schaffst das schon.«

»Bist du immer noch sauer, weil ich Chandra in den Wind geschossen habe?«

Statt einer Antwort präsentierte Spencer ihm den Mittelfinger.

»Du meine Güte.« Franklin legte endlich den blöden Gummiball weg und fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht. »Ich habe es dir vorher gesagt – wenn du immer diese jungen Dinger anschleppst, wird das irgendwann ein Desaster. Ich habe keine Lust mehr auf Zwanzigjährige, die denken, dass das alles ein aufregendes Abenteuer wird, und dann in Panik geraten, wenn es – wie angekündigt – doch drei Schwänze sind und es tatsächlich rauer wird.«

»Du hast mir nicht einmal die Chance gegeben, Chandra alles zu erklären.« Spencer klappte das Buch zu und richtete sich weiter auf, damit Franklin der angepisste Blick auch wirklich nicht entging.

»Alles erklären.« Franklin schnaubte. »Wo willst du da denn anfangen? Ich bin mir nämlich sicher, dass Chandra nicht einmal alt genug war, um wählen zu dürfen.«

»Wie kommt es eigentlich, dass du nie eine Frau für uns suchst, dich aber in einer Tour beschwerst, wenn ich jemanden auftreibe?«

»Dein Geschmack ist halt … fragwürdig. Ich mag keine blutjungen Frauen mehr.« Franklin warf den Ball in die Luft und musste sich weit vorbeugen, um ihn wieder zu fangen.

Prompt begann mein linkes Augenlid zu zucken, weil ich es bereits klirren hörte.

»Blutjung? Chandra ist vierundzwanzig.«

Franklin hob eine Augenbraue. »Nie im Leben. Sie sieht keinen Tag älter als siebzehn aus.«

»Das ist ja wohl lächerlich!«

»Ich sage dir, was lächerlich ist …«

Bevor die Diskussion vollkommen ausartete, stand ich auf und schob zwei Finger in den Mund. Der schrille Pfiff übertönte sogar die beiden Streithähne. Spencer zuckte zusammen und Franklin zog den Kopf ein.

Ich umrundete den Schreibtisch und nahm Franklin den Ball weg, ehe ich mit dem Finger auf ihn deutete. »Es reicht. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.«

Bevor Spencer die Chance hatte, seinen vermeintlichen Sieg zu genießen, drehte ich mich zu ihm. »Und du – Franklin hat recht. Ich würde es auch begrüßen, wenn die Frau zur Abwechslung eher in unserem Alter ist.«

»Ha!«, machte Franklin, war aber klug genug, nicht mehr als das zu sagen.

»In unserem Alter?« Spencer starrte mich an. »Sind die guten Frauen über vierzig nicht längst alle weg? In festen Beziehungen oder gar verheiratet?«

»Unsinn«, erwiderte Franklin und zog zu meinem Entsetzen einen neuen Gummiball aus der Hosentasche. »Wir sind auch nicht verheiratet und wir gehören trotzdem zu den Guten.«

Ich kehrte zu meinem Schreibtischstuhl zurück und beäugte das aktuelle Angebot in meinem Post-Eingang. Da uns jemand knapp zwei Millionen Pfund dafür bot, einen gewissen Nathaniel Perry umzubringen, zweifelte ich stark an Franklins Aussage.

»Niemals finden wir eine über vierzigjährige Frau, die bereit ist, sich mit gleich drei Männern einzulassen, aber nicht komplett psycho.« Spencer schüttelte den Kopf.

Franklin fletschte bloß die Zähne. »Ich dachte, du liebst eine gute Herausforderung.«

»Da wir schon von Herausforderungen reden«, warf ich ein und räusperte mich. »Wie klingen zwei Millionen Pfund?«

Damit hatte ich ihre Aufmerksamkeit. Meine besten Freunde und Geschäftspartner sahen mich interessiert an.

»Zwei Millionen?«, wiederholte Franklin. »Vielleicht ist mir doch nach Arbeiten.«

Ich gab mir keine Mühe, mein Grinsen zu verbergen, und tippte den Namen unseres Opfers in die Suchleiste. Aufgrund der hohen gebotenen Summe war ich mir nämlich sicher, dass Mr Perry auf irgendeine Art und Weise prominent sein musste, denn je höher das Risiko, desto höher auch die Belohnung.

»Nathaniel Perry«, las ich vor. »1979 als Sohn von Quentin und Christine Perry, geborene Bellwick, in London geboren.«

Spencers Neugier war nicht zu übersehen. »Bellwick? Wie in Bellwick Botanicals?«

»Da hier steht, dass Nathaniel nach dem Tod seiner Mutter 2021 die Leitung von Bellwick Botanicals übernommen hat, gehe ich stark davon aus.«

Franklin pfiff leise durch die Zähne. »Kein Wunder, dass uns jemand zwei Millionen dafür bezahlen will, dass Nathaniel einen Unfall hat. Der Kerl dürfte ein ziemlich großes Erbe hinterlassen.«

»Ich frage mich eher, wie wir es anstellen sollen, das Ganze auch wirklich wie einen Unfall aussehen zu lassen. So viel Geld, wie die Familie Perry zu haben scheint, dürfte es schon schwer werden, überhaupt an ihn heranzukommen«, erwiderte ich.

»Hat er in der nächsten Zeit öffentliche Termine?«, wollte Spencer wissen, weil er sich gern ein eigenes Bild unserer Opfer machte. Von uns dreien war er wahrscheinlich der Ordentlichste. Aber deshalb konnten wir auch unsere horrenden Preise rechtfertigen. Wir nahmen nicht jeden Auftrag an, weil gewisse Voraussetzungen gegeben sein mussten.

Im Laufe der Jahre hatten wir unsere Vorgehensweise perfektioniert und wichen nicht mehr davon ab. Unsere Ziele hatten immer und ausnahmslos Unfälle, die plausibel wirkten. Ein tödlicher Autounfall warf keine Fragen auf, wenn das Opfer dafür bekannt gewesen war, sich regelmäßig betrunken hinters Steuer zu setzen.

Unser letzter Auftrag hatte ein hochrangiges Mitglied der Royal Navy als Ziel gehabt. Nachdem Franklin herausgefunden hatte, dass Admiral Reginal »Reggie« Fraser seit einem Chemie-Unfall Ende der Neunziger keinen Geruchssinn mehr gehabt hatte, war es uns geradezu spielend leichtgefallen, den perfekten Unfall für ihn zu inszenieren. Wir hatten einfach nur den Gasherd aufdrehen müssen. Jeder andere hätte die zugemischten Stoffe in dem Gas gerochen, da sie lediglich dazu dienten, vor eben solchen Unfällen zu warnen, doch Reggie war wie immer in seine Küche spaziert und hatte seine heiß geliebte Zigarre angezündet. Tragische Geschichte.

Meine Finger glitten über die Tastatur. »Ha«, machte ich. »Das ist ja geradezu perfekt.«

Spencers Mundwinkel hoben sich. »Sprich weiter.«

»Morgen Abend begleitet Nathaniel Perry seine Frau zu einer Buchparty. Liv Perry, die Bestseller-Autorin, feiert morgen die Veröffentlichung des fünfzehnten Teils ihrer Erfolgsreihe Detective Marybeth Steele«, las ich vor. »Das ist von der Website ihrer literarischen Agentur.«

Franklin warf seinen Gummiball in die Luft. »Ist seine Frau ebenfalls ein Promi oder bezahlt Nathaniel für die Party, damit sie sich wichtig fühlen kann?«

»Gute Frage.« Ich klickte durch die weiteren Suchergebnisse. »Nein. Sie ist definitiv extrem erfolgreich. Netflix hat die Rechte an mehreren Büchern gekauft und HBO produziert gerade eine Mini-Serie. Übersetzungen, Hörbücher und Hörspiele …« Ich schaute von meinem Laptop auf. »Ich kann uns bestimmt einen Platz auf der Gästeliste der Buchparty besorgen, aber dass Liv Perry ebefalls bekannt ist, könnte ein Problem werden.«

Spencer verschränkte die Arme. »Probleme sind dazu da, gelöst zu werden.«

»Richtig.« Franklin nickte und beschränkte sich dieses Mal netterweise darauf, den Gummiball in seiner Hand bloß zu drücken, als würde er ihn zerquetschen wollen. »Erst töten wir Nathaniel, dann suchen wir uns eine neue Geliebte. Klingt nach einem grandiosen Plan.«

KAPITEL2

LIV

Aus reiner Gewohnheit streckte ich die Hand zur anderen Bettseite aus, als ich wach wurde. Doch ich ertastete nur das kalte Bettlaken und schlug mit einem Seufzen die Augen auf. Ich lag allein in unserem großen Bett. Wie so oft in letzter Zeit.

Eigentlich hatte ein Teil von mir längst aufgegeben, weil es irgendwie erbärmlich war, meinen eigenen Ehemann überreden zu müssen, zu mir ins Bett zu kommen.

Allerdings war noch ein letzter Rest Hoffnung in mir, dass alles wieder gut werden würde, wenn ich mich bloß genug bemühte – wahrscheinlich, weil ich eine unverbesserliche Optimistin war.

Ich stand auf, nahm mir meinen Morgenmantel und zog ihn über, während ich die Tür öffnete. Meine nackten Füße machten kaum ein Geräusch, als ich die Treppe nach unten ging. Da ich vermutete, Nate in seinem Arbeitszimmer zu finden, führte mich mein erster Weg direkt dorthin.

Wenig überraschend hatte ich recht. Mein Mann saß in seinem schweren Lederstuhl, hatte den Kopf nach hinten gelegt und schnarchte mit offenem Mund.

In Momenten wie diesen fiel es mir schwer, mich daran zu erinnern, warum ich ihn geheiratet hatte. Von dem lustigen, spontanen und unfassbar charismatischen Mann war nichts mehr übrig. Mit jedem Jahr, das wir verheiratet waren, hatte er sich gefühlt immer weiter zurückgezogen und weniger mit mir geredet. Ich wusste kaum, was in seinem Leben vor sich ging, und das lag nicht daran, dass ich es nicht versuchte.

Nachdem ich seinen Schreibtisch umrundet hatte, streckte ich bereits die Hand aus, um ihn zu wecken. Den penetranten Geruch nach Bourbon ignorierte ich dabei ebenso wie die fast leere Flasche auf seinem Schreibtisch.

Ich wollte ihn gerade wecken, als mein Blick auf die Papiere fiel, die er neben der Flasche ausgebreitet hatte. Mir war klar, dass ich nicht schnüffeln sollte, aber welche Wahl hatte ich denn?

Ohne Nate aus den Augen zu lassen, damit ich gewarnt war, falls er aufwachte, nahm ich die Papiere und schaute sie mit schnellen Blicken durch.

Der Stapel in meiner Hand bestand zur Hälfte aus Auswertungen der Buchhaltung der letzten drei Quartale und – zu meiner großen Überraschung – etlichen Mahnungen.

Offenbar hatte Nate seine persönlichen Rechnungen schon eine Weile nicht mehr bezahlt. Noch mehr überraschte mich allerdings, dass es der Firma nicht gut zu gehen schien.

Bevor Perry und ich geheiratet hatten, war mir ein hieb- und stichfester Ehevertrag vorgesetzt worden, damit ich, die mittellose, angehende Schriftstellerin, die sich mit Kellnern über Wasser hielt, ihm, dem reichen Sohn einer noch reicheren Familie, der eines Tages eine erfolgreiche Firma erben würde, im Fall einer Scheidung nicht das Geld aus der Tasche zog.

Nates Mutter hatte mich nie gemocht. Wahrscheinlich rotierte sie gerade in ihrem Grab, denn wie es aussah, war ihr Sohn kein besonders guter Geschäftsmann. Ich wollte mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, da ich keinen Überblick über Nates gesamtes Vermögen hatte, denn unsere Finanzen waren von Anfang an getrennt geblieben, aber ich war mir relativ sicher, dass ich jetzt besser aufgestellt war als er.

Nate war mir gegenüber stets großzügig gewesen und das war er trotz seiner emotionalen Distanz noch immer. Geschenke, Urlaube, mehr »Taschengeld«, als ich ausgeben konnte – er war nie geizig gewesen.

Deswegen hatte ich auch nicht gewusst, wie bescheiden es offenbar um Bellwick Botanicals stand. Aber wahrscheinlich erklärte es, warum Nate so verschlossen geworden war. Der Stress, der auf ihm lastete, musste immens sein. Ich wünschte bloß, er würde mit mir reden.

Vorsichtig legte ich die Papiere zurück und zögerte, weil sein Handy in Reichweite war. Es war falsch und ich sollte nicht, aber gleichzeitig rechtfertigte ich es vor mir selbst mit der Begründung, dass mir eigentlich keine Wahl blieb, solange Nate mich nicht mehr miteinbezog.

Ich streckte die Hand aus, zog sie dann aber doch zurück, weil ich bereits mehr geschnüffelt hatte, als ich sollte.

Bevor ich es mir noch einmal anders überlegen konnte, berührte ich meinen Mann vorsichtig an der Schulter.

»Nate«, sagte ich mit sanfter Stimme. »Möchtest du nicht ins Schlafzimmer kommen?«

Er erschrak sich vor einem seiner eigenen Schnarcher, richtete sich auf und blinzelte, ehe er mich ansah. »Wie spät ist es?«

»Fast zwei«, erwiderte ich.

Das fahle Mondlicht, das durchs Fenster fiel, sollte eigentlich schmeichelnd sein, allerdings wirkte Nate wesentlich älter, als er war. »Was machst du hier?«, fragte er mit rauer Stimme und tastete nach seinem Laptop, um sicherzugehen, dass er auch wirklich geschlossen war.

»Ich habe nach dir gesucht, als ich wach geworden bin und du nicht im Bett warst.«

»Das hättest du nicht machen müssen«, erwiderte er, sah mich dabei aber kaum an.

»Vielleicht schlafe ich gern neben meinem Mann.« Ich klang schärfer, als ich wollte, weil ich nicht fassen konnte, dass ich praktisch um seine Anwesenheit betteln musste. Wir waren verheiratet – war es wirklich absurd zu erwarten, dass er sich auch so verhielt?

Nate zögerte, bevor er mit einem gequälten Stöhnen aufstand. Er drückte seine Hände in seinen unteren Rücken und als er sich bewegte, hörte ich das Knacken deutlich.

Mein Mann verzog das Gesicht und mir war klar, dass ich ihm wahrscheinlich nicht sagen musste, dass er zu alt war, um die halbe Nacht in seinem Schreibtischstuhl zu schlafen.

»Soll ich dich gleich massieren?«, bot ich an und wollte die Hand auf seinen Rücken legen.

Mit einer eher ruppigen Bewegung schob Nate meinen Arm zur Seite. »Es geht schon.«

Wow. Ich riss mich zusammen, weil ich die harsche Zurückweisung nicht erwartet hatte. Bevor ich in Tränen ausbrach, beschloss ich, besser das Thema zu wechseln.

»Ist alles in Ordnung? Mit deinen Finanzen?« Ich deutete auf das oberste Dokument auf seinem Schreibtisch, denn das Wort »Mahnung« war nicht zu verfehlen.

»Natürlich. Warum sollte denn nicht alles in Ordnung sein?« Seine Miene verfinsterte sich mit jeder Sekunde weiter.

»Weil Mahnungen in der Regel nichts Gutes sind.«

Nate rümpfte die Nase. »Was verstehst du schon davon, eine Firma zu leiten? Warum schreibst du nicht weiter deine kleinen Bücher und überlässt die Geschäftswelt mir?«

Mir stockte der Atem, weil ich kaum glauben konnte, was ich da hörte. »Meine kleinen Bücher?«

Nate wedelte mit der Hand, als würde er eine Fliege verscheuchen wollen. »Du weißt, was ich meine.«

Meine Kehle wurde eng und ich rang mit meiner Selbstbeherrschung. »Nein. Nein, um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, was du meinst. Ich glaube nicht, dass ich meine Karriere von dir belächeln lassen muss.«

»Deine Karriere.« Er gab ein Geräusch irgendwo zwischen Lachen und Grunzen von sich. »Richtig.«

Ich hätte beinahe gesagt, dass ich mir meine Karriere wenigstens selbst aufgebaut – erfolgreich aufgebaut – hatte, statt sie von meinen Eltern überreicht zu bekommen, aber ich wusste, dass es ein Schlag unter die Gürtellinie gewesen wäre, weil Nate nichts dafürkonnte, dass er in eine dekadent reiche Familie geboren worden war.

»Heißt das, dass du mich nicht zu der Buchparty morgen begleiten wirst? Ich möchte ja nicht, dass es dir peinlich ist, mit mir gesehen zu werden. Du weißt schon – angesichts meiner ›Karriere‹.« Ich begleitete das letzte Wort mit Anführungszeichen in der Luft und konnte mir den bitteren Ton nicht verkneifen.

Nate schloss die Augen und rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht. »Natürlich komme ich mit, Liv. Verzeih mir. Das war unangebracht.«

Er kam näher, umfasste meine Oberarme und gab mir einen zarten Kuss auf die Stirn.

»Kommst du mit nach oben?«, fragte ich.

»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Ich muss noch arbeiten und werde mich danach im Gästezimmer hinlegen. Wir wissen beide, dass ich dich sonst entweder wecke, sobald ich reinkomme, oder später mit meinem Schnarchen. Du brauchst deinen Schlaf.«

Ich rang mir ein schwaches Lächeln ab, sparte mir allerdings jeglichen Protest, da wir diese Diskussion schon unzählige Male geführt hatten und ich wirklich nicht betteln wollte.

»Okay. Schlaf gut.« Jedes Wort fühlte sich wie eine Rasierklinge auf meiner Zunge an. Ich wandte mich ab und verließ sein Arbeitszimmer.

Nicht zum ersten Mal ertappte ich mich bei dem Gedanken, dass nach der Buchparty und sobald ich die Erscheinungswoche hinter mich gebracht hatte, wahrscheinlich ein guter Zeitpunkt war, mich über eine mögliche Scheidung zu informieren.

Eigentlich sträubte sich alles in mir, so weit zu gehen, aber wie viel war unsere Ehe noch wert, wenn Nate es kaum über sich brachte, mit mir zu reden, geschweige denn Zeit mit mir zu verbringen, und ich mich so verdammt einsam fühlte?

KAPITEL3

FRANKLIN

Die Lady am Empfang beäugte mich, die Einladung, dann Gabe und Spencer, die beide – wie immer – Anzüge trugen, und wieder mich.

Es war klar, dass ich rein optisch nicht zu meinen besten Freunden passte und sich die Lady deshalb wunderte, ob ich zur Feier des Tages mit meinen Bewährungshelfern unterwegs war. Das Gleiche schien sich auch der Mann vom Wachdienst zu fragen, aber er hielt sich trotzdem im Hintergrund und betete vermutlich, dass er gar nicht erst zu der Diskussion hinzugezogen wurde. Ich war mindestens dreißig Jahre jünger, dreißig Kilo schwerer und gute fünfzehn Zentimeter größer als er. Uns war beiden klar, dass ich den Boden mit ihm wischen würde, sollte es dazu kommen. Es war für alle Beteiligten vermutlich ein Segen, dass ich – egal, was mein Äußeres suggerierte – kein Aggressivitätsproblem hatte.

»Gibt es ein Problem?«, fragte ich höflich und knipste mein Tausend-Watt-Lächeln an.

Ihr Mund klappte auf und wieder zu, bevor sie einen Blick über ihre Schulter warf und die anderen Gäste der Buchparty musterte. »Vermutlich nicht«, murmelte sie und gab Gabe die Einladungskarte zurück. Sie trat einen Schritt zur Seite, womit sie nicht länger den Weg zur Tür versperrte. »Viel Vergnügen auf der Party.«

Dem Mann vom Sicherheitsdienst war die Erleichterung anzusehen. Verständlicherweise, denn ich würde auch nicht von mir eine aufs Maul bekommen wollen.

»Vielen Dank«, sagte Spencer zu der Lady, die für meinen Geschmack viel zu jung war, doch er zwinkerte ihr schamlos zu und sie wurde prompt rot.

Wir waren kaum drin, da warf Gabe mir einen strafenden Blick zu. »Würde es dich wirklich umbringen, zu solchen Gelegenheiten einen verdammten Anzug zu tragen? Es wäre nett, zur Abwechslung mal nicht aufzufallen.«

Ich hob eine Augenbraue. »Ich vergesse immer, dass die Tattoos automatisch unsichtbar werden, sobald ich ein Jackett zuknöpfe. Reicht es nicht, wenn ihr beide wie Immobilienmakler ausseht?«

Spencer sah sich verstohlen um, ehe er mir den Mittelfinger zeigte. »Fick dich!«

»Könnt ihr euch vielleicht zusammenreißen?«, fragte Gabe leise.

»Meinetwegen«, erwiderte ich und beschloss, das Thema zu wechseln. »Wie viele Kameras habt ihr jetzt eigentlich installiert?«

Die Falten von Spencers Stirn verschwanden und er grinste stattdessen. »Ein gutes Dutzend, aber viel besser ist, dass sowohl Mr als auch Mrs Perry absolut nachlässig mit ihrer digitalen Sicherheit sind. Wir haben Zugang zu ihren Laptops und Handys.«

Gabe verschränkte die Arme und musterte die anderen Gäste der Party. »Ich hatte beinahe den Eindruck, dass es eine Falle für uns sein sollte, so einfach war das Ganze.«

Ich schüttelte den Kopf. »Ihr vergesst bloß, wie viel Jahre wir das schon machen und wie viel Erfahrung wir haben. Das ist schlicht und ergreifend die ganze Übung, die dich denken lässt, es wäre leicht.«

Er wirkte nicht überzeugt und zuckte mit den Achseln. »So oder so – wir sehen jetzt das gesamte Haus von innen und werden schon etwas finden, was uns dabei hilft, an Nathaniel Perry rankommen.«

»Gutes Stichwort. Ich sehe mich mal um, ob ich das Ehepaar Perry finde, damit ich einschätzen kann, ob Probleme auf uns warten oder nicht«, sagte ich und nickte meinen Freunden zu.

Ich war mir der Blicke bewusst, die mir folgten, aber im Laufe der Jahre hatte ich mich daran gewöhnt. Die Hälfte aller anwesenden Frauen hier hatte Angst, dass ich sie ausrauben könnte, und die andere Hälfte wollte Sex mit mir. Bei den Männern wich bloß das Verhältnis ein bisschen ab. Ein Drittel der Typen hatte Angst, ich könnte sie ausrauben wollen, ein Drittel fragte sich, ob sie in einem Kampf mit mir wohl eine Chance hatten, und das letzte Drittel … wollte Sex mit mir.

Ich war halb durch den Raum, als aus dem Nichts eine Kellnerin auftauchte und mir ihr volles Tablett unter die Nase hielt.

»Einen Drink, Sir?« Ihr Tonfall machte klar, dass sie mir mehr anbot als eines der Champagnergläser mit der roten Flüssigkeit darin. Sie war relativ niedlich mit den großen Augen und dem silbernen Ring im Nasenflügel, aber jung genug, um meine Tochter zu sein.

»Danke.« Ich nickte höflich und nahm mir eines der Gläser. »Was genau ist das?«

»Cassis-Champagner.«

»Also Kir Royal?«

Sie zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht, was das ist. Aber der Caterer hat es Cassis-Champagner genannt.«

»Wird schon schmecken«, erwiderte ich und wollte weitergehen, aber sie ließ mich nicht.

»Ich habe in einer Viertelstunde Pause«, flötete sie und warf ihren Pferdeschwanz nach hinten, während sie wie zufällig ihre Brüste in meine Richtung drückte.

»Ich muss leider arbeiten«, gab ich zurück und machte einen Schritt an ihr vorbei, ehe ich noch deutlicher werden musste.

Glücklicherweise ließ sie mich dieses Mal gehen und ich setzte meine Suche nach Nathaniel Perry und seiner Frau fort.

Allerdings fand ich nicht ihn zuerst, sondern den Stargast des Abends, Bestseller-Autorin Liv Perry.

Für einen Moment vergaß ich, dass ihr Mann unser Auftrag war und wir hergekommen waren, um uns einen Eindruck von ihm zu verschaffen.

Warum hatten mir weder Gabe noch Spencer gesagt, was für eine atemberaubende Erscheinung Liv Perry war?

Sie stand an dem Tisch, auf dem sich die Hardcover-Ausgaben ihres Buches stapelten, und signierte gerade eine Kopie, bevor sie mit einem jungen Typen, der kaum zwanzig sein konnte, für ein Foto posierte. Der Kerl konnte sein Glück nicht fassen und erinnerte mich an einen aufgeregten Welpen.

Liv Perry hingegen strahlte eine elegante Gelassenheit aus. Sie lächelte höflich, bewegte sich mit unglaublich viel Grazie und schien immer das Richtige zu sagen, denn jeder in ihrem Umkreis hing an ihren Lippen.

Allerdings hatte sie zugegebenermaßen aber auch wundervolle Lippen. Lippen, die sich hervorragend um meinen Schwanz machen würden.

Mir war klar, dass sie verheiratet war, aber das schien für eine Frau wie sie absolute Verschwendung. Warum sollte sie sich mit einem Mann begnügen, wenn sie mehrere haben konnte?

Ich dachte da völlig selbstlos an meine zwei besten Freunde und mich.

Als ihr Fan verschwunden war, bröckelte Liv Perrys Maske ein kleines bisschen. Ihr Lächeln strahlte nicht mehr ganz so hell und sie wandte sich ab, tastete nach ihrem Haar und richtete ihr Kleid. Dabei sah sie makellos aus.

Ich musste leider zugeben, dass sie in dem bodenlangen Kleid aus schwarzem Satin wesentlich besser zu Gabe und Spencer in ihren Anzügen passte, aber wenn es nach mir ging, würde sie sowieso nicht lange angezogen bleiben.

Sie trug die dunklen Haare hochgesteckt und mich interessierte, wie lang sie wohl waren. Und wie sie auf meinem Kopfkissen aussehen würden.

Obwohl es mir schwerfiel, riss ich mich von ihrem Anblick los und wanderte weiter durch den großen Saal, in dem die Party stattfand, bis ich mir sicher war, Nathaniel Perry gefunden zu haben.

Er stand draußen auf der Terrasse mit einem halben Dutzend Männer, die allesamt so langweilig aussahen wie er. Sie rauchten Zigarren und unterhielten sich, versuchten dabei sehr wichtig zu wirken.

Ich drehte mich um und ließ den Blick schweifen, bis ich Liv entdeckt hatte. Ein weiterer Fan hatte offenbar um ein Autogramm gebeten und natürlich war es wieder ein Mann. An Nathaniels Stelle hätte ich die ganze Zeit ein Auge auf Liv gehabt, um sicherzugehen, dass niemand seine Griffel an Orte schob, an die sie nichts zu suchen hatten.

Der Kerl jetzt gerade versuchte beispielsweise, seinen Arm um Livs Taille zu legen und sie an sich zu ziehen. Offenbar hatte sie Erfahrung mit solchen Situationen, denn ein Schritt zur Seite, eine halbe Drehung und sie war ihm ausgewichen, drückte ihm stattdessen ihr Buch in die gierigen Hände, die daraufhin beschäftigt waren und Liv nicht länger anfassen konnten.

Geschickt gelöst. Das musste ich ihr lassen.

Ich stellte mein unberührtes Glas auf das nächstbeste Tablett und kehrte zu meinen besten Freunden zurück. Mit einem zufriedenen Lächeln sah ich sie an, bis ich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit hatte. »Ich habe die perfekte Frau für uns gefunden.«

Gabe schüttelte den Kopf. »Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.«

»Ach, das. Nathaniel Perry ist ein Waschlappen und wir werden ein leichtes Spiel haben«, erwiderte ich.

»Das hast du jetzt schon entschieden?«, wollte Spencer wissen.

»Ja, er steht draußen auf der Terrasse. Geh hin und überzeug dich selbst. Ich bin bereit, ein paar hundert Pfund zu wetten, dass du das ähnlich siehst.«

Spencer schnaubte. »Mit dir wette ich ganz bestimmt nicht. Erzähl mir lieber, von welcher Frau du redest.«

»Liv Perry«, verkündete ich.

Gabe und Spencer starrten mich an. Gabe gewann zuerst die Fassung wieder und schüttelte langsam den Kopf. »Nein, Franklin. Echt nicht. Das ist eine beschissene Idee.«

»Ich nehme nicht an, dass ihr beide sie schon live gesehen habt? Sie ist sexy. Mehr als sexy. Unwiderstehlich.«

»Wir sind trotzdem damit beauftragt worden, ihren Mann zu töten«, sagte Spencer kaum hörbar, nachdem er sich nah zu mir gebeugt hatte. »Dir sollte klar sein, dass das eine furchtbare Idee ist.«

»Eine grauenvolle Idee«, ergänzte Gabe.

»Ihr seid immer so negativ.« Ich verzog das Gesicht, bevor sich meine Miene wieder aufhellte. »Ich sollte mit ihr reden.«

»Nein.« Spencer legte die Hand auf meine Brust, als könnte er mich auf diese Weise aufhalten. »Das wirst du nicht tun. Im Idealfall erfährt Liv Perry nie, dass wir existieren.«

Ich schob seine Hand zur Seite, umfasste seine Schultern und drehte ihn um. »Schwarzes Kleid. Direkt neben dem Tisch mit den Büchern.«

»Scheiße«, sagte er. »Sie ist wirklich verdammt sexy.«

»Seit wann lüge ich denn, wenn es um so etwas geht?« Ich schnaubte.

Eher unwillig sah Gabe in die Richtung. Ich konnte förmlich hören, wie sich die Zahnräder in seinem Kopf drehten, weil er mir erklären wollte, warum wir trotzdem die Finger von Liv Perry lassen sollten. Gabe war immer die Stimme der Vernunft.

Umso lustiger war es, ihn dabei zu beobachten, wie er schwer schluckte, bevor er mit rauer Stimme murmelte: »Fuck!«

KAPITEL4

LIV

Ich reichte Jen, so hatte sie sich zumindest vorgestellt, die signierte Ausgabe meines Buches und lächelte, weil sie sich offenkundig freute. Sie bestaunte meine Unterschrift, presste das Buch gegen ihre Brust und strahlte mich an.

»Danke«, hauchte sie. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Sie sind meine absolute Lieblingsautorin. Ich habe sämtliche Bücher bestimmt schon ein dutzendmal gelesen.«

Ich nickte. »Das ist wirklich ein großes Lob, danke. Sollen wir noch ein Foto machen?«

Ihre Augen weiteten sich, als wäre ihr die Idee bisher gar nicht gekommen. »Würden Sie? Echt? Das wäre so eine Ehre …«

»Natürlich. Da ist doch nichts dabei«, erwiderte ich und strich mein Kleid glatt, während Jen ihr Handy mit zitternden Händen aus ihrer Handtasche holte.