Ziel Eins (Spiel der Spione – Band 1) - Jack Mars - E-Book

Ziel Eins (Spiel der Spione – Band 1) E-Book

Jack Mars

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Beschreibung

"Ein Thriller vom Feinsten … Eine fesselnde Geschichte, die man nur schwer aus der Hand legen kann." -Midwest Book Review, Diane Donovan (zu KOSTE ES WAS ES WOLLE) ⭐⭐⭐⭐⭐ "Einer der besten Thriller, die ich dieses Jahr gelesen habe. Die Handlung ist intelligent und fesselt dich von Anfang an. Der Autor hat hervorragende Arbeit geleistet und eine Reihe von Charakteren geschaffen, die voll entwickelt und sehr unterhaltsam sind. Ich kann die Fortsetzung kaum erwarten." -Books and Movie Reviews, Roberto Mattos (zu KOSTE ES WAS ES WOLLE) ⭐⭐⭐⭐⭐ Vom #1-Bestseller und USA Today-Bestsellerautor Jack Mars, Autor der von Kritikern hochgelobten Luke Stone und Agent Zero-Reihen (mit über 5.000 Fünf-Sterne-Rezensionen), kommt eine explosive, actiongeladene Spionageserie, die den Leser auf einen wilden Ritt durch Europa, Amerika und die Welt mitnimmt. Jacob Snow – ein ehemaliger Elitesoldat und nun CIA-Agent, der von seiner Vergangenheit verfolgt wird – ist einer der besten Mitarbeiter der CIA, der immer dann eingesetzt wird, wenn am meisten auf dem Spiel steht. Als ein altes, ägyptisches Relikt unter mysteriösen Umständen verschwindet, weiß Jacob, dass es sich nicht um einen gewöhnlichen Raub handelt: Das Relikt birgt ein Geheimnis – eines, das alles zerstören könnte. Jacob sucht eine geheimnisvolle und schöne Archäologin auf, deren Genialität in diesem Fall gebraucht wird. Zusammen müssen sie sich auf den Weg machen, die archäologischen Rätsel zu entschlüsseln und die Terroristen aufzuhalten, bevor es zu spät ist. Doch während sie sich auf die Suche nach dem gestohlenen Artefakt machen, finden sie sich bald inmitten einer Verschwörung wieder, die größer ist als alles, was sie sich je hätten vorstellen können – und die Zeit läuft ihnen davon. ZIEL EINS ist der Debütroman einer aufregenden, neuen Serie eines Bestsellerautors, der es schafft, dass du dich in einen brandneuen Action-Helden verliebst – und bis spät in die Nacht blätterst. Perfekt für Fans von Dan Brown, Daniel Silva und Jack Carr. Die Bücher #2 und #3 der Serie – ZIEL ZWEI und ZIEL DREI – sind jetzt ebenfalls erhältlich.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 269

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Z I E L   E I N S

(SPIEL DER SPIONE – BAND 1)

J A C K   M A R S

Jack Mars

Jack Mars ist Bestsellerautor, bekannt aus der USA Today. Seine LUKE STONE Thriller-Reihe umfasst sieben Bände. Weitere Reihen von ihm sind DER WERDEGANG VON LUKE STONE, bestehend aus sechs Bänden, die AGENT NULL Spionage-Thriller Reihe, bestehend aus zwölf Bänden, die TROY STARK Thriller-Reihe, bestehend aus drei Bänden, sowie die SPIEL DER SPIONE Thriller-Reihe, bestehend aus drei Bänden.

Jack würde sich freuen, von Ihnen auf www.jackmarsauthor.com zu hören. Dort können Sie seiner Mailingliste beitreten, ein kostenloses Buch erhalten, an Verlosungen teilnehmen, oder ihm auf Facebook oder Twitter schreiben!

BÜCHER VON JACK MARS

SPIEL DER SPIONE

ZIEL EINS (BUCH #1)

EIN TROY STARK THRILLER

SKRUPELLOSE EINHEIT (BUCH #1)

LUKE STONE THRILLER SERIE

KOSTE ES WAS ES WOLLE (BUCH #1)

AMTSEID (BUCH #2)

LAGEZENTRUM (BUCH #3)

UMGEBEN VON FEINDEN (BUCH #4)

DER KANDIDAT (BUCH #5)

UNSERE HEILIGE EHRE (BUCH #6)

DAS GESPALTENE REICH (BUCH #7)

DER WERDEGANG VON LUKE STONE

PRIMÄRZIEL (BUCH #1)

DER HÖCHSTE BEFEHL (BUCH #2)

DIE GRÖSSTE BEDROHUNG (BUCH #3)

DIE HÖCHSTE EHRE (BUCH #4)

DER HÖCHSTE HELDENMUT (BUCH #5)

DIE WICHTIGSTE AUFGABE (BUCH #6)

EINE AGENT NULL SPIONAGE-THRILLER SERIE

AGENT NULL (BUCH #1)

ZIELOBJEKT NULL (BUCH #2)

JAGD AUF NULL (BUCH #3)

EINE FALLE FÜR NULL (BUCH #4)

AKTE NULL (BUCH #5)

RÜCKRUF NULL (BUCH #6)

ATTENTÄTER NULL (BUCH #7)

KÖDER NULL (BUCH #8)

HINTER NULL HER (BUCH #9)

RACHE NULL (BUCH #10)

NULL–AUSSICHTSLOS (BUCH #11)

INHALTSVERZEICHNIS

PROLOG

KAPITEL EINS

KAPITEL ZWEI

KAPITEL DREI

KAPITEL VIER

KAPITEL FÜNF

KAPITEL SECHS

KAPITEL SIEBEN

KAPITEL ACHT

KAPITEL NEUN

KAPITEL ZEHN

KAPITEL ELF

KAPITEL ZWÖLF

KAPITEL DREIZEHN

KAPITEL VIERZEHN

KAPITEL FÜNFZEHN

KAPITEL SECHZEHN

KAPITEL SIEBZEHN

KAPITEL ACHTZEHN

KAPITEL NEUNZEHN

KAPITEL ZWANZIG

KAPITEL EINUNDZWANZIG

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

KAPITEL DREIUNDZWANZIG

KAPITEL VIERUNDZWANZIG

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG

KAPITEL NEUNUNDZWANZIG

PROLOG

Museum der Universität Boston

Ägyptologie-Flügel

Mitternacht

Er starrte das Gebäude, das vor ihm in der Dunkelheit in die Höhe ragte, an und legte seine Hand langsam auf den kalten Griff seiner Pistole. Er blickte sich um, um sicherzugehen, dass niemand ihn beschattete, und ging anschließend vorsichtig auf die Hinterwand zu. Die Schatten der Eichenbäume, die am Rande der Rasenfläche standen, boten ihm Schutz. Keine Straßenlaterne war hell genug, um diesen Ort zu beleuchten. Selbst wenn jemand zehn Meter entfernt von ihm auf dem Bürgersteig vorbeiginge, würde er ihn nicht sehen können.

Es war so weit.

Eine einsame Wache stand fünfzehn Meter von ihm entfernt und bewachte den Eingang, den er nehmen musste. Der Attentäter lächelte. Er hatte ja keine Ahnung, dass er sogleich sein Leben lassen würde.

Er näherte sich ihr vorsichtig und zog lautlos seine Waffe.

Der Mann stand mit dem Rücken zu ihm und blickte in die Richtung des oberen Stockwerks. Noch immer hatte er ihn nicht bemerkt und summte leise eine Melodie vor sich hin.

Als er keine zwei Meter mehr von ihm entfernt war, hob er seine Pistole und zielte. Er würde ihn in den Hinterkopf schießen – so würde er nicht einmal bemerken, was passiert war.

In dem Moment zerbrach ein Zweig unter seinen Füßen.

Die Wache wirbelte herum, seine Hand schoss zu seiner eigenen Waffe und er suchte die Dunkelheit nach einem Eindringling ab.

Doch er schaffte es nicht rechtzeitig. Der Attentäter drückte ab. Ein vertrautes Knacken ertönte, ein gedämpfter Knall des Pistolenschusses, der von einem kompakten, brandneuen Schalldämpfer abgefangen wurde. Die Kugel bohrte sich durch Fleisch und Knochen und die Wache sackte tot auf dem Boden zusammen.

Der Attentäter verfrachtete die Leiche hinter einen Busch, sah sich um, um sicherzugehen, dass niemand sonst in der Nähe war und huschte anschließend zum Eingang. Er drückte die Klinke hinunter – verschlossen.

Er steckte seine Waffe weg, zückte eine ganze Reihe an Dietrichen und benötigte nicht einmal eine Minute, um die Tür zu öffnen.

Der Alarm kreischte auf und sein elektronisches Plärren hallte durch die dunklen Flure des Museums. Das hatte er erwartet. Er wusste, dass er ab jetzt genau 180 Sekunden hatte, um sein Ziel zu erreichen.

Die Hallen vor ihm wirkten wie pechschwarze Höhlen. Ein kühler, feuchter Luftzug schlug ihm entgegen und die Wände waren voller Basreliefs, Statuen und riesigen Glaskästen, in denen sich uralte Artefakte befanden.

Doch hier gab es nur ein einziges Relikt, das ihn interessierte.

Er huschte die Marmortreppe ins Obergeschoss hoch, drei Schritte auf einmal nehmend, und zählte die Sekunden, die ihm noch blieben. Der Alarm war ohrenbetäubend. Auch wenn seine wahre Expertise bei Attentaten lag, hatte er im Laufe der Jahre doch einiges gelernt, wenn es um Einbrüche ging. Oft gehörte es einfach dazu und genau wegen seines intensiven Wissens war es, dass er für diese Mission angeheuert worden war. Dass er keine Unze an Gewissen hatte, war ein zusätzlicher Bonus für seinen Arbeitgeber.

Er bog rechts ab und sprintete den Flur entlang, ohne die Beschilderung zu lesen. Er kannte den Bauplan auswendig und wusste genau, dass er sich jetzt in der Ägyptischen Ausstellung befand.

Als er sein Ziel erreichte, blieb er kurz stehen und betrachtete den Gegenstand, für den er hier war.

Die uralte Kanope.

Sie war nur eine von fünf, die aus leuchtendem Alabaster gefertigt worden waren. Außerdem waren sie nahezu makellos, trotz der Jahrtausende, die seit ihrer Herstellung vergangen waren. Kanopen waren Gefäße, die die Eingeweide ägyptischer Mumien enthielten, und separat von ihnen beigesetzt worden waren, damit sie im Jenseits mit ihnen wiedervereint werden konnten. Was ungewöhnlich an dieser Sammlung war, war ihre Anzahl. Jedes andere Set bestand lediglich aus vier Kanopen, die jeweils mit den Köpfen der vier Söhne des Horus verziert worden waren. Das hatte er gelernt, nachdem er diesen Auftrag erhalten hatte. Er war äußerst gründlich, was seine Recherchen anging. Eines der Gefäße hatte einen Verschluss, der wie der Kopf eines Pavians geformt war und den Gott Hapi repräsentierte, der die Lungen beschützte. Duamutef mit dem Falkenkopf beschützte den Magen. Amset trug den Kopf eines Menschen und war für die Leber zuständig. Und zu guter Letzt gab es noch Kebechsenuef, den Gott mit dem Kopf eines Schakals, der das Gedärm schützte.

Doch hier existierte eine fünfte Kanope. Sie trug den Kopf einer Löwin und repräsentierte die Göttin Sachmet und sie schützte … Ja, was?

Das herauszufinden lag nicht an ihm.

Der Alarm plärrte stetig weiter. Er hatte nicht mehr viel Zeit.

Er hob seine Waffe, zielte auf den oberen Rand des Glaskastens – weit weg von der Kanope – und drückte ab.

Die Kugel ging glatt durch das Glas und es zersprang in tausend Einzelteile.

Er zuckte zusammen, als ein zweiter Alarm losging und sich mit dem ersten vermischte.

Schnell schnappte er sich die Kanope mit dem Löwinnenkopf. Sie war schwerer als erwartet. Mindestens fünfundzwanzig Kilogramm. Was auch immer sich im Inneren befand, es waren garantiert keine Eingeweide.

Er ignorierte seine Neugier. Es war nicht sein Job, das herauszufinden. Sein Job bestand nur darin, den Behälter für seinen Auftraggeber sicherzustellen. Und was auch immer es war, es war wertvoll genug, dass jemand seinen Preis bezahlt hatte, und noch mehr, um ihn anschließend noch mehrere Tage in Bereitschaft zu halten. Warum er nach dieser Aktion noch gebraucht wurde? Auch das wusste er nicht.

Der Attentäter wirbelte herum und sprintete so schnell er konnte aus dem Saal heraus. Als er um die Ecke rannte, rutschte er beinahe aus, fing sich aber im letzten Moment und eilte die Treppen hinunter.

Für einen kurzen Moment dachte er, er hätte es geschafft.

Doch er lag falsch.

Eine Kugel sauste an seinem Kopf vorbei und sprengte einen Klumpen Marmor aus dem Treppengeländer neben ihm.

Er warf einen Blick zurück über seine Schulter und entdeckte eine weitere Wache, die am Kopf der Treppe stand. Seine Waffe war erhoben und er zielte auf ihn.

Das lief ganz und gar nicht nach Plan. Es hätte nur eine Wache hier sein sollen. Sein Arbeitgeber hatte ihm falsche Informationen weitergeleitet.

Nur noch fünfundvierzig Sekunden, bis die Polizei ankommen würde. Er musste sich schnell entscheiden.

Sollte er weiterrennen und es riskieren, erschossen zu werden, oder sollte er sich auf ein Feuergefecht einlassen und es riskieren, dass ein ganzer Polizeitrupp ihm hinterherjagen würde?

Der zweite Schuss, der sich zu seinen Füßen in die Treppenstufen bohrte, sorgte dafür, dass er seine Entscheidung fällte.

Er stellte den Behälter ab und hob seine Waffe.

Kein Grund zur Sorge. Diese Wache war ein bloßer Angestellter und stand dem weltbesten Attentäter gegenüber, der allein für diesen Auftrag mehr Geld bekam, als sämtliche Museumsangestellten zusammen in einhundert Leben verdienen könnten.

Ein einziger, perfekter Schuss und eine Kugel bohrte sich genau zwischen die Augen der Wache.

Der Mann brach zusammen.

Zwanzig Sekunden.

Er rauschte aus der offenen Tür in die eiskalte Bostoner Nacht, sprang auf sein Motorrad und fuhr so schnell er konnte aus der Hintergasse heraus.

Zehn Sekunden.

Polizeisirenen heulten hinter ihm, doch sie waren bereits weit entfernt und fuhren vor das Museum vor, das er längst hinter sich gelassen hatte.

Er grinste, als er die Auffahrt zur I-95 nahm.

Die Kanope war sein.

Und die Welt würde sich schon bald für immer verändern.

Das war es, was sein Auftraggeber gesagt hatte. Genau diese Worte hatte er verwendet.

KAPITEL EINS

Die Faust prallte auf Jacob Snows Gesicht und sein Kopf schnallte nach rechts. Der Stuhl, auf den er gefesselt war, ruckte nach hinten und es waren nur Jacobs Beine, die ihn daran hinderten, umzukippen.

Das wollte er um jeden Preis vermeiden, denn dann würden sie anfangen, auf ihn einzutreten.

„Sag uns, für wen du arbeitest“, verlangte der Mann, der ihn geschlagen hatte. Er hatte einen schweren arabischen Akzent.

Er sprach auf Englisch, denn er glaubte, dass Jacob kein Arabisch verstand.

Jacob antwortete weder in der einen, noch in der anderen, oder in einer der gleich mehreren Sprachen, die er beherrschte.

Der Mann schlug ihm erneut hart ins Gesicht. Eines seiner Augen war fast so sehr angeschwollen, dass es ihm die Sicht nahm. Mindestens zwei seiner Zähne waren lose und er schmeckte Blut.

„Sag uns, was wir wissen wollen, und wir werden aufhören“, sagte ein anderer Mann.

Insgesamt waren sie zu dritt. Sie waren Mitglieder von Schwert der Gerechten, einer Splittergruppe der al-Qaida, die es auf ausländische Hilfsarbeiter abgesehen hatte. Sie hatten ihn in den Vororten von Damaskus gefangengenommen, in einen Kofferraum geworfen und in diesen Keller gezerrt.

Und jetzt wollten sie wissen, was er in ihrem geheimen Hauptquartier zu suchen gehabt hatte. Ihr Standort war selbst ihren meisten Mitgliedern nicht bekannt.

Dieses Mal schlug ihm der Mann in die Magengrube. Jacob keuchte auf und zuckte so sehr zusammen, wie es ihm seine Fesseln erlaubten. Es folgte ein Kinnhaken, der so stark war, dass Jacob sich wunderte, dass sein Kopf ihm nicht glatt vom Hals flog.

Aber das würde vermutlich später folgen. Er wusste, dass diese Terroristen es besonders mochten, die Köpfe der Westländer, die für das Rote Kreuz oder Save the Children arbeiteten, in der Stadt zur Schau zu stellen.

Ganz besonders vor den Schulen. Das nannten sie „geistliche Bildung.“ Das sagte einem alles darüber, wie diese Kerle drauf waren.

Der Mann, der ihn geschlagen hatte, trat einen Schritt zurück und schüttelte seine Hand aus. Jacob sah, dass seine Knöchel offen waren und bluteten – ein schwacher Trost dafür, dass er als menschlicher Boxsack herhalten musste. Die drei Terroristen entfernten sich jetzt ein wenig von ihm und steckten in der anderen Ecke des Kellers ihre Köpfe zusammen.

„Der Kerl wird nicht aufgeben“, sagte derjenige, der ihn geschlagen hatte. Er sprach Arabisch und glaubte, dass Jacob ihn nicht verstand.

„Schneiden wir ihm die Eier ab. Dann wird er schon singen.“

„Nein, wird er nicht“, entgegnete der Jüngste. „Dann wird er nichts mehr zu verlieren haben.“

„Dann einen Finger. Lasst mich einen Finger abschneiden.“

„Ach, Ahmed“, seufzte der Jüngste. „Du willst gleich immer so schnell alles abschneiden. Schlagen wir ihn doch noch ein wenig.“

„Und du hast einen schwachen Magen“, keifte Ahmed. „Wir bearbeiten ihn schon seit einer Stunde. Er gibt nicht auf.“

„Vielleicht sollten wir ihm Elektroschocks verpassen?“

„Das könnte klappen.“

„Ich finde immer noch, wir sollten ihm etwas abschneiden.“

Während die drei Terroristen sich weiter unterhielten, atmete Jacob tief durch und zwang seine schmerzenden Muskeln dazu, sich zu entspannen. Wärme breitete sich in ihm aus. Ruhe.

Und dann, so wie es ihm seine Eltern als Kind beigebracht hatten, atmete er tief ein und erneut ganz langsam aus. Als er vollständig entspannt war, ruckte er plötzliche seine Schulter, kugelte sie aus und unterdrückte den Reflex, laut aufzuschreien, als der Schmerz durch seinen gesamten Arm fuhr. Er zog den Arm aus den Fesseln heraus und renkte ihn wieder ein. Erleichterung durchströmte ihn, als der Schmerz langsam abebbte. Und dann wiederholte er den Vorgang mit dem anderen Arm.

Manche Kinder träumten davon, von zu Hause wegzulaufen und dem Zirkus beizutreten. Nicht Jacob. Er war im Zirkus aufgewachsen.

Er hatte sich befreit, stand auf und schnappte sich den Stuhl.

Die Terroristen wirbelten mit offenen Mündern herum.

Zu spät. Jacob rannte bereits auf sie zu und hatte den Stuhl erhoben wie einen Knüppel.

Er ließ ihn auf den Kopf des ersten Terroristen niedersausen und er sackte bewusstlos auf dem Boden zusammen.

Die anderen beiden wichen zurück und zogen ihre Waffen, doch bevor sie sie erheben konnten, schleuderte Jacob den Stuhl in ihre Richtung. Er traf den einen in den Magen und er taumelte zurück und stieß mit dem anderen zusammen. Sein Schuss ging ins Leere. Im nächsten Augenblick schlug Jacob ihm mit der Faust gegen das Kinn.

Der Schlag knockte ihn aus, als hätte er auch ihn mit einem Stuhl über den Kopf gehauen.

Der letzte der Terroristen hatte sich inzwischen wieder gefangen und zielte erneut. Jacob sprang auf ihn zu.

Sie fielen hin, rollten auf dem Boden hin und her und der Terrorist versuchte verzweifelt, seine Waffe zu behalten. Jacob packte sein Handgelenk und verdrehte es.

Ein befriedigendes Knacken später fiel die Waffe wie von selbst hin.

Jacob schwang sich auf ihn und schlug ihm dreimal schnell mitten auf den Rachen und drückte seine Luftröhre zusammen. Der Mann bäumte sich auf und schnappte verzweifelt nach Luft. Jacob stand auf und überließ ihm seinem Erstickungstod.

Er atmete tief durch und hob eine der Pistolen auf. Es war eine russische GSh-18 mit einem langen Kastenmagazin, in dem sich achtzehn 9×19 mm Parabellum-Kugeln befanden. Standardausrüstung der syrischen Polizei und Streitkräfte.

Ob sie nun von den einen oder den anderen stammte, konnte Jacob nicht sagen. Die Kämpfer von Schwert der Gerechten töteten beide fast so gerne, wie sie Ausländer töteten, die sich um kranke Kinder und verletzte Zivilisten kümmerten. Jacob steckte die Waffe in den Bund seiner Jeans und schnappte sich eine AK-47, die an der Wand lehnte.

Alle drei Männer waren ausgeschaltet. Nein, nicht ganz. Einer von ihnen stöhnte und sein Bein zuckte. Er war dabei, aufzuwachen. Einer der anderen beiden würde ebenfalls bald sein Bewusstsein wiedererlangen.

Jacob schloss für einen Moment die Augen, doch trotzdem musste er sich der hässlichen Realität vor ihm stellen. Er wusste, was zu tun war.

Jacob mochte es nicht, hilflose Menschen zu töten. Er zog einen fairen Kampf vor, doch er war tief hinter feindlichen Linien und er wusste nicht, wie viele Terroristen ihn noch erwarten würden.

Er hatte keine Zeit, sie zu fesseln, nicht wenn jeden Moment ihre Freunde hier hinunterkommen könnten. Und selbst, wenn er die Zeit gehabt hätte, würden ihre Freunde sie nur früher oder später befreien und sie würden weiter unschuldige Menschen töten. Oder noch schlimmer, seine Beschreibung über das Dark Web verschicken, damit schon bald jeder Islamist auf der Welt wusste, wie er aussah und sich auf die Jagd nach ihm machte. Menschen wie diese mussten aufgehalten werden, oder sie würden niemals stoppen.

Es war wie ein Rechenproblem, eine schreckliche Suche danach, wie man am wenigsten unschuldige Menschen sterben lassen konnte. Die Verantwortlichen zu töten, war die einzig richtige Lösung.

All das wusste Jacob, doch er wusste auch, dass es am Ende nur eine Ausrede war. Im Hier und Jetzt stellte sich nur eine Frage – er oder sie, und wenn er vor dieser Frage stand, entschied sich Jacob Snow stets für sich selbst.

Doch er konnte es nicht riskieren, sie zu erschießen. Wer wusste schon, was für Nachbarn diese Typen hatten?

Er entdeckte ein Messer am Gürtel eines der Terroristen, demjenigen, der ihm so eifrig hatte etwas abschneiden wollen.

Jacob ging auf ihn zu.

Er zog das Messer aus seiner Scheide und Jacob betrachtete es im kalten Licht der einzigen Glühbirne, die von der Zementdecke hing. Er wandte sich den Männern am Boden erneut zu. Er wusste, was zu tun war.

Als er sich neben dem Mann, der ihm am nächsten war, hinkniete, flüsterte Jacob: „Es tut mir leid.“ Er legte das Messer an den Hals des Mannes …

… und hielt inne. Galle stieg ihm in den Rachen.

Die Erinnerung an einen jungen paschtunischen Kriegers, der hilflos auf dem Boden einer Höhle lag, blitzte vor seinem inneren Auge auf. Seine Kehle hatte so leicht nachgegeben und das Blut war heraus gespritzt wie aus einem zerplatzten Wasserballon.

Nie wieder.

Jacob zog das Messer zurück und Schweiß bildete sich auf seiner Stirn.

Der Araber ächzte und bewegte sich erneut.

Jacob drehte das Messer um und verpasste ihm mit dem Metallheft einen Schlag auf den Kopf, um ihn wieder auszuknocken.

Dann ging er zu dem nächsten, demjenigen, dem er die Luftröhre eingedrückt hatte. Er musste sichergehen. Nein, er war tot. Im Kampf gestorben. Damit war Jacob zufrieden.

Er kniete sich neben den dritten. Er hatte sich während seiner Folter zurückgehalten und hatte kaum etwas beigetragen. Er war derjenige, der Jacobs wertvollstes Stück davor gerettet hatte, abgeschnitten zu werden. Was für eine Schande. In einem anderen Leben, in dem dieser Syrer anders erzogen worden wäre, hätten er und Jacob vielleicht Freunde werden können.

„Gute Nacht“, sagte er. Und dann verpasste er auch ihm einen Schlag mit dem Messerheft.

Das ist ein Fehler. Du erlaubst Mördern, so weiterzumachen wie bisher. Sie werden erneut morden.

Sie zu töten, ist die einzig logische Schlussfolgerung. Sie zu töten, ist die richtige Entscheidung.

NEIN.

Jacob stand auf, wankte kurz, fing sich aber sofort wieder. Er schloss erneut seine Augen. Er zählte bis drei, ein Trick, den er gelernt hatte, um von einem Moment auf den nächsten auf andere Gedanken zu kommen. Später war noch genug Zeit für Reue und Selbsthass. Doch jetzt musste er erst einmal entkommen. Jetzt musste er seine Mission erfüllen.

Jacob öffnete seine Augen und eilte die Betontreppe hinauf, öffnete die schwere Stahltür und huschte mit der AK-47 im Anschlag durch das Erdgeschoss des Terroristenhauptquartiers. Er musste so schnell wie möglich alle Anwesenden ausschalten und entkommen.

Das Erdgeschoss war das eines typischen syrischen Hauses. Ein paar spärlich eingerichtete Zimmer mit dickem Teppichboden, niedrigen Tischen und ohne Stühle. Jacob bewegte sich vorsichtig und versuchte, so wenig Geräusche wie möglich zu verursachen. In dem Moment hörte er metallene Geräusche aus der Küche. Jemand war zu Hause.

Langsam näherte er sich der Küchentür und entdeckte den Terroristen. Er trug eine rot-weiß karierte Kufiya um den Kopf und, als er Jacob entdeckte, sprintete auf ihn zu. Er wedelte mit den Armen wie ein Baseballspieler, der seine Fans anheizt.

Dann entdeckte Jacob die Granate in seiner Hand. Das hasste er an Terroristen. Diese Idioten kümmerten sich nicht um ihr eigenes Leben und einfach alles war möglich – selbst, dass sie in einem geschlossenen Gebäude eine Handgranate zündeten.

Keine Zeit mehr für lautlose Methoden. Jacobs AK-47 brüllte auf und der Kopf des Terroristen schnellte zurück, als die Kugel ihn in die Brust traf. Er rannte noch drei Schritte weiter und brach schließlich zu Jacobs Füßen zusammen. Die Granate fiel ebenfalls auf den Boden und rollte in eine Ecke.

Jacob rannte zurück in das Wohnzimmer und sprang ohne zu zögern durch das Fenster. Draußen rollte er sich ab und hastete auf das Tor zu, das am Rande des Grundstücks stand. Wie die meisten hier war es von Betonmauern umgeben und nur ein großes Metalltor gewährte Zugang. Aufgrund des Zustandes in ihrem Land, war die Sicherheit des eigenen Heims eine Priorität für die Syrer, die es sich leisten konnten. Die Granate explodierte, als er die Strecke knapp zur Hälfte zurückgelegt hatte und rief vermutlich die gesamte Nachbarschaft nun auf den Plan.

Ganz toll, dachte Jacob. Das ist ja einfach großartig.

Er hatte keine Zeit mit dem Schloss zu verschwenden, also schlang er die AK-47 auf seinen Rücken und sprang auf die drei Meter hohe Wand zu. Seine Finger erreichten kaum den oberen Rand, doch er stieß sich mit dem Fuß ab und konnte ihn so zu fassen bekommen. Dieses Manöver lernte jeder Rekrut in der Grundausbildung.

Er hatte ihn von seinen Eltern gelernt, als er erst fünf gewesen war.

In dem Moment verriet ihm das Geräusch einer AK, dass er das Haus doch nicht ganz geräumt hatte. Eine Kugel traf nur wenige Zentimeter rechts von ihm auf die Wand. Jacob schwang sich hinüber, schnitt sich die Hand an dem zerbrochenen Glas auf, das auf der Mauer verteilt worden war, und rollte sich auf der anderen Seite ab.

Jacob nahm seine AK vom Rücken und entdeckte ein Taxi, das gerade um die Ecke fuhr. Aus dem Augenwinkel nahm er außerdem eine kleine Menschenmenge wahr, sowie eine Tür, die zugeschlagen wurde. Niemand von ihnen würde ihm helfen. Das war er bereits gewohnt.

Das Taxi blieb mit quietschenden Reifen stehen, als Jacob auf die Straße trat und sein Gewehr hob.

„Bringen Sie mich zu …“

„Nein! Nein!“ Der Taxifahrer sprang aus dem Auto und lief davon.

„Na gut“, sagte Jacob und stieg ein. „Dann fahre ich eben selbst.“

Er fuhr die Straße entlang und ignorierte den Terroristen, der aus dem oberen Fenster seines Hauses hinter ihm her feuerte. Jacob stopfte eine Zwanzigdollarnote in das Handschuhfach. Er würde das amerikanische Geld zu schätzen wissen, im Gegensatz zum geradezu wertlosen syrischen Pfund.

Als er die Kurve am Ende der Straße umrundete, traf der letzte Schuss des Terroristen die Heckscheibe des Taxis. Jacob fluchte und legte noch einen Hundertdollarschein dazu.

Innerhalb weniger Minuten war er zurück in der sicheren Unterkunft der CIA und reichte seinen vollständigen Bericht ein. Ein Luftangriff würde das Hauptquartier der Terroristen heute Nacht ausschalten.

Doch es war noch lange nicht vorbei. Im Laufe seiner Beschattungen hatte er wichtige Informationen erfahren – Informationen, für die er beinahe sein Leben hatte lassen müssen und die besagten, dass die Gruppierung Schwert der Gerechten weitaus größer war, als sie alle gedacht hatten.

Mit den besten Überwachungstools, die ihm zur Verfügung standen, hatte er Zugriff auf die Computer derjenigen gehabt, die im Hauptquartier zugange waren. Außerdem hatte er ihre sämtlichen Anrufe überwachen können und erfahren, dass das nicht ihr einziges Hauptquartier war. Sie hatten weitere Ableger in Tripoli, Bengasi, Port Suez, Kairo, Beirut, Bagdad und Basra.

Wahrscheinlich in sogar noch mehr Städten, denn er hatte ihre Daten nur für ungefähr eine halbe Stunde scannen können, bevor man ihn entdeckt hatte.

Eine halbe Stunde. In nur einer halben Stunde hatte er erfahren, dass es gleich mehrere Ableger von ihnen gab. Und es hatte nicht so geklungen, als hätten sie Befehle an sie weitergeleitet, sondern sie hatten sich mit gleicher Autorität miteinander unterhalten, Informationen ausgetauscht und Strategien diskutiert.

Mit ihrem Luftschlag schnitten sie dem Biest nicht seinen Kopf ab – denn es war wie eine Hydra, und hatte noch einen Dutzend weitere Köpfe, aus denen zwei weitere sprießen würden, wenn man sie abtrennte.

KAPITEL ZWEI

Zwei Tage später …

Jacob Snow stand im CIA-Büro in Athen und gab seinen Abschlussbericht. Sein Gesicht war immer noch angeschwollen von der Folter vor zwei Tagen und eine Hand trug einen Verband aufgrund des Schnittes, den er sich auf der Mauer zugezogen hatte. Er hatte das Taxi des armen Fahrers ganz vollgeblutet. Wenigstens hatte er noch all seine Zähne.

Darüber hatte er sich Sorgen gemacht. Jacob legte Wert auf sein Äußeres. Blaue Flecken kamen und gingen, doch ein attraktives Lächeln war unbezahlbar.

Nicht, dass Direktor Tyler Wallace sich um sein Lächeln scherte. Der riesige afroamerikanische ehemalige Marine zog es ohnehin vor, seine Stirn zu runzeln und das war genau das, was er jetzt tat.

Nicht unbedingt wegen Jacob, sondern deswegen, weswegen er jetzt hier war.

„Sie haben gute Arbeit geleistet, Jacob. Anhand dieser Informationen können wir einen Dutzend weitere Luftangriffe starten, wie den in Damaskus.“

„Das wird nichts bringen. Bis Sie die Koordinaten sämtlicher Hauptquartiere herausgefunden haben, werden sie sie längst evakuiert haben. Sie hätten alle Angriffe gleichzeitig fliegen sollen.“

Wallace’ Stirnrunzeln verstärkte sich. „Ich weiß. Denken Sie etwa, dass ich ein Idiot bin?“

„Nein, aber Ihre Vorgesetzten.“

„Der Präsident hat Pluspunkte für die Zwischenwahlen benötigt.“

„Der Präsident hätte langfristiger denken sollen.“

„Sie wissen selbst, dass es so nicht funktioniert. Aber nun zu etwas Neuem. Wir haben gelinde gesagt merkwürdige Informationen von unseren Agenten in Kairo erhalten“, sagte er, „und wir glauben, dass sie mit einem Raub in Boston zu tun haben.“

„Was für Informationen?“, fragte Jacob.

„Von einem Undercoveragenten, der die Gruppierung Schwert der Gerechten infiltriert hat. In ihrem Ableger in Kairo. Er ist noch nicht lange dabei, also sind viele Informationen aus zweiter Hand und wir konnten sie nicht bestätigen, doch was wir gehört haben, ist genug Grund zur Sorge.“

„Das ist es doch immer, wenn es um diese Kerle geht“, murmelte Jacob. Er strich gedankenverloren über die Beule an seinem Wangenknochen. Sie war noch immer so dick wie ein Pfirsich.

„Keine Angst, Ihr Gesicht ist noch ganz“, sagte Wallace und wedelte ungeduldig mit der Hand. „Mein Gott, ich habe noch nie jemanden getroffen, der sich so um sein Aussehen schert.“

„Es kommt mir gelegen, wenn ich Informationen aus Leuten herauskitzeln möchte.“

Wallace schnaubte. „Wenn Sie sich so sehr um Ihr hübsches Gesicht sorgen, sollten Sie vielleicht aufhören, von Terroristen verprügelt zu werden.“

„Das war Ihre Schuld, nicht meine“, lächelte Jacob.

„Was auch immer. Unser Agent hat gesagt, dass Sie vorhaben, unsere Botschaft in Kairo anzugreifen. Doch zuerst bräuchten sie etwas aus Boston. Und siehe da, vor wenigen Tagen hat jemand ein ägyptisches Artefakt aus einem Museum in Boston entwendet.“

„Das klingt nicht gerade, als wenn es zusammenhängt.“

„Es wird noch besser. Oder eher gesagt schlimmer. Schwert der Gerechten versucht momentan, das Relikt von einem Verbrecherboss in Boston zu erstehen, einem Iraker namens Omar al-Fulan. Sie bieten ihm Heroin im Austausch an.“

„Warum sollten sie ein uraltes ägyptisches Relikt benötigen, um die US-Botschaft anzugreifen? Das ergibt keinen Sinn.“

„Nein, tut es nicht, aber unser Agent ist überzeugt davon, dass es eine Verbindung gibt. Vielleicht wollen sie es ja verkaufen und dafür eine besondere Waffe erstehen?“

„Warum verkaufen sie dann nicht das Heroin direkt?“

Wallace zuckte mit den Achseln. „Vielleicht glauben sie, dass sie für das Artefakt mehr bekommen. Oder vielleicht ist es das Artefakt selbst, das sie benötigen. Es ist einzigartig.“

„Worum handelt es sich überhaupt?“

„Um eine Kanope. Bei der Mumifizierung wurden die Organe in vier verschiedene Gefäße aufgeteilt. Doch diese Kanope stammt aus einem Grab, in dem es fünf gab. Die fünfte weist ein komplett anderes Aussehen auf, als alles, was man bisher kennt. Steht alles in der Akte.“

Wallace schob eine schwarze Akte über den Tisch. Sie war mit einem goldenen Siegel verschlossen.

Jacob blickte den Ordner an, nahm ihn jedoch nicht in die Hand. „Was wissen wir über Omar al-Fulan?“

„Nicht viel. Er ist zweiundvierzig, seine Eltern stammen aus dem Irak und Ägypten und er ist Teil einer bekannten Händlerfamilie. Angeblich ist er im Drogenhandel involviert, doch es gab nie genug Beweise, um Anklage zu erheben. Glauben Sie mir, die Drogenvollzugsbehörde hat es versucht. Außerdem ist er ein ziemlicher Playboy und hat eine Schwäche für Glücksspiele. Er kann skrupellos sein und scheut nicht davor zurück, Gewalt anzuwenden. Doch, wie gesagt, nicht genug Beweise. Uns ist nicht bekannt, dass er Kontakte zu terroristischen Organisationen hat.“

„Er ist nur auf das Geld aus, wie?“

„Ja. Zurück zu der Kanope. Sie wurde vor ein paar Jahren von einem amerikanischen Archäologen auf einer Expedition in Ägypten entdeckt. Zurzeit ist sie auf einer Ausgrabung in Marokko und wir fürchten, dass man es auf sie abgesehen haben könnte. Selbst wenn nicht, könnte sie uns zumindest wertvolle Informationen darüber liefern, warum diese Kanope so besonders ist. Also will ich, dass Sie sich die Akte durchlesen und einen unserer marokkanischen Kontakte abbestellen, sie zu kontaktieren.“

„Einen unserer marokkanischen Agenten? Also soll ich nicht selbst gehen?“

Wallace verzog sein Gesicht. „Werfen Sie mal einen Blick in den Spiegel, Jacob. Sie brauchen ein wenig Erholung.“

„Ich glaube, ich schaffe es gerade so, in ein Flugzeug nach Marokko zu steigen und mich mit einer Archäologin zu unterhalten.“

„Sie waren den ganzen Monat in Syrien“, sagte der Direktor. „Und davor einen Monat im Libanon. Und davor im Irak.“

„Sie wollten, dass ich den sunnitischen Waffenhandel ausschalte und das habe ich getan. Und dann wollten Sie, dass ich das Terrornest in Damaskus überwache. Ich glaube nicht, dass Sie sich beschweren können.“

„Was ich sagen will, ist, dass Sie zu lange ohne Pause im Einsatz waren.“

„Dann ist Marokko ja der perfekte Urlaub“, lächelte Jacob. Er hätte sich das Lächeln verkneifen sollen, denn der Riss in seiner Lippe sprang erneut auf.

„Das hätten Sie wohl gerne. So wie ich Ihr Glück kenne, wird das nicht passieren. Hören Sie zu, Jacob. Wir kennen uns schon sehr lange. Lassen Sie mich Folgendes sagen, nicht als Ihr Vorgesetzter, sondern als Freund. Die letzten Monate waren hart. Sie brauchen eine Pause.“

„Na gut. Nachdem ich mich mit dieser Archäologin unterhalten habe, lege ich mich ein, zwei Wochen an den Strand bei Essaouira. Vielleicht gehe ich sogar Kitesurfen. Zufrieden?“

„Zufrieden werde ich erst sein, wenn wir Schwert der Gerechten ausgeschaltet haben.“

„Dann werden Sie noch lange warten müssen“, sagte Jacob, nahm die Akte in die Hand und brach das Siegel. Jeder, der nicht über die Sicherheitsfreigabe besaß, über die er verfügte, hätte dafür zehn Jahre in Guantanamo aufgebrummt bekommen.

„Wer ist diese Archäologin überhaupt?“, fragte er, als er ihr Dossier zückte.

„Dr. Jana Peters.“

Jacob ließ beinahe den gesamten Ordner fallen. Wallace musste seinen Gesichtsausdruck bemerkt haben, denn er fragte: „Kennen Sie sie?“

„Oh, ja“, murmelte Jacob. „Ich kenne sie.“

Oder ich weiß zumindest von ihr. Und am liebsten wäre das auch so geblieben.

Plötzlich bereute Jacob, so eifrig gewesen zu sein.

Sein Boss kniff die Augen zusammen. „Wird das ein Problem darstellen?“

„Nein.“

Jedenfalls kein größeres, als von Terroristen gefangengenommen zu werden.

KAPITEL DREI

Ein Feld in der Nähe von Asilah, im Nordwesten Marokkos

Dr. Jana Peters wischte sich den Schweiß von der Stirn und stieg aus dem Graben, den sie und ihr Team aushoben. Man sagte sich oft, dass Marokko ein kaltes Land mit einer heißen Sonne war. Jetzt, zur Mittagszeit, brannte die Hitze auf sie nieder und der Himmel war strahlend blau. Keine Wolke war zu sehen. Der marokkanischen Sonne war es anscheinend egal, dass es Winter war. Doch sobald sie unterging, fielen die Temperaturen schlagartig ab und sie und ihr Team würden sich Pullover anziehen müssen, um in ihren Zelten nicht zu frieren.