Alpengold 316 - Monika Leitner - E-Book

Alpengold 316 E-Book

Monika Leitner

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Beschreibung

In ihren jungen Jahren musste Monika schon viel Leid ertragen: Um den verschuldeten Hof ihrer Eltern zu retten, heiratete sie den Erben vom Duschlhof, obwohl sie dessen Bruder Florian liebte. Erst allmählich begann sie, ihrem Mann, der stets gut zu ihr war, echte Zuneigung entgegenzubringen. Da verunglückte der Bauer tödlich.
Nun ist Monika Witwe und steht mit ihrem kleinen Buben ganz allein auf der Welt. Bei der Beerdigung ihres Mannes sieht sie nach Jahren ihren Schwager wieder, den sie einst so sehr geliebt hat. Doch Florian behandelt sie wie eine Fremde. In seiner Verbitterung ist er nicht bereit, sich anzuhören, was damals wirklich geschehen ist...


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Inhalt

Cover

Impressum

Ihr Geständnis kam zu spät

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Michael Wolf

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9157-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Ihr Geständnis kam zu spät

Nur Monika wusste, was damals wirklich geschehen war

Von Monika Leitner

In ihren jungen Jahren musste Monika schon viel Leid ertragen: Um den verschuldeten Hof ihrer Eltern zu retten, heiratete sie den Erben vom Duschlhof, obwohl sie dessen Bruder Florian liebte. Erst allmählich begann sie, ihrem Mann, der stets gut zu ihr war, echte Zuneigung entgegenzubringen. Da verunglückte der Bauer tödlich.

Nun ist Monika Witwe und steht mit ihrem kleinen Buben ganz allein auf der Welt. Bei der Beerdigung ihres Mannes sieht sie nach Jahren ihren Schwager wieder, den sie einst so sehr geliebt hat. Doch Florian behandelt sie wie eine Fremde. In seiner Verbitterung ist er nicht bereit, sich anzuhören, was damals wirklich geschehen ist …

Es war verdammt heiß, fand Anton Duschl, als er jetzt schon zum sechsten Mal mit dem Odelkarren über die Hirschwiese fuhr und seine Ladung leerte. Die Bremsen schwirrten um sein erhitztes Gesicht. Das wäre eigentlich eine Arbeit für den Schorsch gewesen, doch davor hatte sich der Knecht wieder einmal geschickt gedrückt.

Kein Wunder, dass der Duschl-Bauer nicht eben bei bester Laune war. Es war schon Zeit, das Heu von der Sonnleite einzubringen, und die Hitze gefiel ihm nicht. Da braute sich gewiss wieder ein Gewitter zusammen, das ihnen leicht das Heu verregnen konnte.

Unwillkürlich hob er den Kopf und blickte zum Schönberg hinauf. Auch wenn noch immer keine Wolke den Himmel trübte, hatte er eine verdächtig blasse Farbe angenommen, was nur den Verdacht des Bauern verstärkte.

Nachdem er seine Ladung geleert hatte, hatte er es eilig, auf den Duschlhof zurückzukehren. Er fuhr viel zu schnell über die schmale Bohlenbrücke über dem Entwässerungsgraben. Beinahe hätte er die Böschung jenseits des Weges gerammt. Anton riss das Lenkrad hart nach links, aber da sackte schon eines der Räder des Odelkarrens von der Brücke.

Der Bauer spürte noch den harten Ruck, der ihn halb aus dem Sitz schleuderte. Die schwere Zugmaschine stellte sich hoch. Mit einem Schrei des Entsetzens stieß Anton sich ab und merkte, wie hinter ihm der Traktor vorbeiraste, als er mit der Schulter auf der harten Erde des Weges aufprallte. Er rollte um die eigene Achse.

Für den Bruchteil einer Sekunde sah er die Silhouette des Odelkarrens gegen den Himmel, spürte die entsetzliche Angst, die ihn lähmte, als der schwere Anhänger auf ihn zuraste.

Sein Schrei ging in dem splitternden Aufprall unter, ein flammender Schmerz schoss durch seinen Körper. Dann wurde es dunkel vor seinen Augen, und er hörte nicht mehr, wie der Motor des Traktors verstummte, denn er war unter dem Odelkarren eingeklemmt und hatte die Besinnung verloren.

Der Knall hatte die alte Frau höher am Hang herumfahren lassen, die das Heu zu langen Reihen zusammengerecht hatte. Jetzt ließ die Furtnerin den Rechen fallen und bekreuzigte sich.

„Maria und Josef!“, entfuhr es ihr. Sie konnte nirgendwo den Duschl-Bauern sehen.

So schnell sie ihre Beine trugen, lief sie quer über den Hang zurück zu ihrem Hof.

„Wastl!“, rief sie mit einer dünnen Fistelstimme, als der alte, bescheidene Hof vor ihr auftauchte. „Komm geschwind! Es hat ein Unglück mit dem Duschl-Bauern gegeben.“

***

Als Monika Duschl über die Ereignisse informiert wurde, befand sich ihr Mann bereits auf dem Weg ins Krankenhaus. Mit leichenblasser Miene band sie die Schürze ab und verließ ihre Kuchl, um zum Bachgrund zu eilen, wo Schorsch Wagner, der Knecht, und Irmi Prost am Maisfeld die Disteln stachen.

Es war, als sei sie von einer unnatürlichen Ruhe erfüllt, als sie berichtete, was geschehen war.

„Kommt auf den Hof zurück!“, befahl sie. „Du bringst mich zum Krankenhaus in Lenggries, Schorsch, und dich Irmi, möcht ich bitten, dich um den Martin zu kümmern, bis ich wieder daheim bin. Wenn ich nicht auf die Nacht zurück bin, dann steckst du ihn ins Bett.“

Der Knecht und die Magd blickten sich betroffen an, doch sie schluckten ihre Fragen hinunter, denn die Bäuerin hatte sich bereits abgewandt und eilte dem Hof wieder entgegen. Sonderbar, dass sie fast überhaupt keine Regung gezeigt hatte, dachte Irmi Prost nur, als sie hinter ihr herhastete.

Doch Monika Duschl war, als habe sich ein eisernes Band um ihre Brust gelegt, als sie etwas später neben dem Knecht im Wagen saß, der in schneller Fahrt Lenggries ansteuerte. Sie sah nicht die herrliche Welt des Isartales mit dem Brauneck und der Benediktenwand. Sie verspürte nur die Schuld, die plötzlich schwer auf ihren Schultern lastete und sie bereits ahnen ließ, dass sie nur das Schlimmste zu erwarten hatte.

Selbst nachdem sie schon das Krankenhaus erreicht hatte und stundenlang herumsitzen musste, weil Anton noch immer untersucht wurde, starrten ihre Augen blicklos in die Ferne.

Irgendwann erschien ein Arzt und erklärte Monika, wie ernst der Zustand ihres Mannes war.

„Kann ich ihn sehen?“, fragte sie.

Als sie dann in dem kleinen Zimmer saß und Antons schlaffe, verarbeitete Hand in ihrer hielt, gab es nichts als eine bodenlose Trostlosigkeit in ihr. Er war noch immer bewusstlos.

Sie blickte auf sein entspanntes Gesicht herunter, und ihr war, als könnte sie bereits den Tod sehen, der die Hand nach ihm ausgestreckt hielt. Sie hatte ihn niemals mit ganzem Herzen geliebt, diesen Mann, den sie geheiratet hatte, aber er war immer gut zu ihr gewesen.

Jetzt wollte sie ihm noch einmal sagen, dass sie ihm dankbar war und dass er ihr fehlen würde, wenn er erst einmal nicht mehr da war, ihr und dem Buben, den sie auf dem Hof zurückgelassen hatte.

Monika betete lautlos zum Himmel, ihr Mann möge die Augen öffnen, damit sie ihm das sagen konnte, was sie in all den Jahren nicht ausgesprochen hatte. Doch Anton erwachte nicht mehr aus seiner Bewusstlosigkeit, nicht als die Dämmerung schon einsetzte und sich in Nacht verwandelte.

Kein Gott im Himmel erhörte ihre Gebete. Sie saß neben Anton, unfähig, die Worte auszusprechen, nach denen er vielleicht verlangte. Im Krankenhaus war längst alles still geworden, als sie plötzlich erkannte, dass seine Atemzüge verstummt waren, dass die Hand, die sie noch immer hielt, leblos geworden war.

***

In den frühen Morgenstunden war wirklich das Gewitter aufgekommen, das Anton Duschl befürchtet und nicht mehr erlebt hatte.

Die Landschaft war grau und verhangen, als Schorsch Wagner die Bäuerin vom Krankenhaus abholte und nach Lasseln zurückbrachte. Auch wenn Monika sich immer wieder sagte, dass das Leben weitergehen musste, so hatte es für sie plötzlich keinen Sinn mehr.

Sie war neunundzwanzig Jahre alt und schon Witwe geworden. Vielleicht hätte sich das alles leichter ertragen lassen, wenn es ihr gelungen wäre, Anton wirklich zu lieben. Doch die Zuneigung zu ihm war in den gemeinsamen fünf Jahren stetig gewachsen.

Auch Schorsch Wagner hing seinen Gedanken nach, während er neben ihr saß. Als er von dem Tod des Bauern gehört hatte, war die Angst um die eigene Zukunft in ihm aufgestiegen. Der Duschlhof war ein schönes, großes Anwesen, für das sich leicht ein Käufer gefunden hätte.

Doch wie er bereits festgestellt hatte, schien Monika Duschl nicht die Absicht zu haben, den Hof zu verkaufen. Das passte ausgezeichnet in seine Pläne. Natürlich würde er niemals allein mit der Arbeit zurechtkommen, nicht einmal mit Irmis Hilfe.

Monika Duschl musste wahrscheinlich noch einen zweiten Knecht anstellen, der ihm zur Seite stehen sollte. Wenn Schorsch Glück hatte, würde er dann zum Großknecht befördert werden. Das würde nicht nur eine Lohnerhöhung mit sich bringen, sondern ihm auch ermöglichen, dem anderen die unangenehmen Arbeiten aufzubürden.

Aber seine Überlegungen gingen auch noch in eine andere Richtung. Monika war noch immer jung und fesch. Gewiss würde sie nicht ihr ganzes Leben als Witwe verbringen wollen. Sie brauchte doch einen Mann, der ihr nicht nur die Arbeit abnahm, sondern ihr auch das Bett wärmte und sie daran erinnerte, dass sie noch immer begehrenswert war.

Schorsch sah sich in Gedanken schon in dieser Rolle. Doch während des Trauerjahres würde Monika es wohl kaum wagen, sich bereits nach einem Ersatz für den Bauern umzusehen. In der Zwischenzeit könnte er sich ja mit Irmi trösten, auch wenn sie im Augenblick noch immer recht widerspenstig war.

Endlich erreichten sie den Hof, und Irmi heulte Rotz und Wasser, als sie vom Tod des Bauern erfuhr. Sie hatte ein gutes Herz und spürte den Schmerz, den die Bäuerin durch ihren bitteren Verlust erlitten hatte.

Bald kamen auch die Nachbarn, um der Duschl-Bäuerin ihr Beileid auszusprechen. So blieb Schorsch nichts anderes übrig, als sich selbst um die dringendsten Arbeiten zu kümmern.

Es erschien ihm angebracht, wenigstens am Anfang einen guten Willen zu zeigen und sich auf diese Weise in das Vertrauen der Bäuerin zu schleichen, wenn er hoffen wollte, sie jemals zu gewinnen – und den Duschlhof dazu.

***

Das Regenwetter war noch immer nicht gewichen, als Anton Duschl auf dem Friedhof der Dorfkirche in Mühlbach zur letzten Ruhe gebettet wurde. Von nah und fern waren die Trauergäste gekommen, um Anton Duschl das letzte Geleit zu geben.

Monika Duschl stand vor dem Grab, das Gesicht schmal und bleich, die kleine Hand ihres Buben zwischen den Fingern, als der Pfarrer im nassen Ornat den letzten Segen über dem Grab sprach. Sie fühlte sich leer und ausgehöhlt, konnte keine einzige Träne um den Mann weinen, der nun seine letzte Ruhe gefunden hatte.

Als der Pfarrer Monika die Schaufel hinhielt, zuckte sie zusammen. Dumpf polterten die Schollen auf den Sarg herunter. Martin sah ganz verfroren aus, als sie ihn zur Seite führte.

Jemand wich ihr aus dem Weg. Sie hob den Kopf, um ihm zu danken, doch dann war es, als gefriere ihr das Blut in den Adern.

Ernst blickten die grauen Augen sie an, und plötzlich war ihr, als seien die Jahre abgefallen, die zwischen ihnen gestanden hatten, als sei sie aus einem Traum erwacht.

Dann hatte sich Florian Duschl bereits abgewandt und trat selbst an das Grab. Wie hatte er von dem Tod seines Bruders erfahren?, fragte sich Monika verwirrt. Sie hatten in all den Jahren, seitdem er weggezogen war, nicht mehr miteinander in Verbindung gestanden.

Was wollte er eigentlich? War er gekommen, um ihr und dem Martin den Hof streitig zu machen? Sie spürte, wie ihr Herz aufgeregt gegen ihre Rippen hämmerte.

War es denn nicht schon schlimm genug, dass sie sich mit dem Tod ihres Mannes abfinden musste, ohne dass Florian zurückkehrte und die Vergangenheit wieder aufleben ließ, die sie so lange Zeit zu vergessen versucht hatte? Einst hatten sie sich geliebt, doch ihr schien es so, als sei sie damals eine andere gewesen.

Erschrocken sah sie, dass sich Florian vom Grab abgewandt hatte und jetzt ihr entgegenschritt. Ein paar der Frauen blickten aus den Augenwinkeln auf ihn, und Monika ahnte, dass sie sich nun die gleichen Fragen stellten, die auch sie erfüllten.

Langsam kam er näher, den Hut in der Hand. Der Regen glitzerte auf seinem dunkelblonden Haar. Er hatte sich kaum verändert, auch wenn sein Gesicht etwas ernster und voller erschien. Unter dem dunklen Mantel zeichneten sich seine kräftigen Schultern ab.

Das Blut pulsierte in ihren Adern, als er endlich vor ihr stand und ihr die Hand hinstreckte. Wie kühl war diese Begrüßung doch, obwohl sie verschwägert waren und sie noch so viel mehr verband.

„Mein Beileid, Monika“, stieß er hervor, und sie erkannte, wie schwer ihm diese Worte fielen. Seine Hand war kühl, ein wenig nass. Jetzt, da er vor ihr stand, sah sie die kleinen Fältchen um seine Augen. Die Jahre waren also doch nicht spurlos an ihm vorübergegangen.

„Dank dir, Florian“, murmelte sie und musste rasch den Blick senken, weil sie ihm nicht in die forschenden kühlen Augen blicken konnte. „Ich hab keine Adresse gehabt, um dich zu benachrichtigen. Wie …?“

„Der Moosbichl-Franz hat mich angerufen. Ich wollte dir keinen Schmerz bereiten, aber ich hab kommen müssen. Ist das der Martin?“

Er blickte auf den Jungen herunter, der sich an die Mutter drückte.

„Gib dem Onkel Florian schön die Hand, Martin“, sagte Monika. „Er ist der Bruder deines Vaters.“

Die kleine Kinderhand verschwand in der Pranke.

„Mei, du bist ja eiskalt, Bub“, sagte Florian Duschl. „Komm! Gehen wir zum Wirt hinüber, damit dir warm wird. Deine Mami muss noch ein bisserl hierbleiben. Ich pass schon auf ihn auf, Monika. Du brauchst dir keine Gedanken zu machen.“

Andere Menschen näherten sich, drückten ihr die Hand und murmelten ihre Kondolenzen. Es war, als drang der eisige Wind durch den Mantel, doch sie wusste, dass es nur die Aufregung war, die sie zittern ließ. Warum war sie so unvorbereitet auf die Begegnung gewesen? Sie hätte doch ahnen können, dass Florian kommen würde.

Mechanisch drückte Monika die Hände, die sich ihr entgegenstreckten, und dankte für die Hilfe, die ihr angeboten wurde. Sie wusste jedoch, dass sie lernen musste, allein mit dem Leben fertig zu werden, wenn sie dem Martin den Hof erhalten wollte. Es würde ja noch viele Jahre dauern, bis er alt genug war, um die Entscheidungen zu treffen, die bis dahin sie zu fällen hatte.

Langsam leerte sich der kleine Friedhof. Der Pfarrer war der Letzte, der auf sie zutrat.

„Der Herr gibt und der Herr nimmt, Monika“, sagte er, als er ihr die Hand reichte. „Manchmal mag es dem Menschen ungerecht erscheinen, aber du darfst jetzt nicht an ihm zweifeln. Er hat den Anton zu sich genommen und ihm zum ewigen Leben verholfen.“

Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte.

„Gehen wir lieber schnell hinüber, Hochwürden“, stieß sie hervor. „Die Leute frieren ja alle schon.“

Während sie an seiner Seite den Dorfplatz überquerte, begannen die Totengräber bereits, die Erde über den Sarg ihres Mannes zu schaufeln.

***

Monika Duschl hatte schon als eine der Ersten den Leichenschmaus verlassen, um den Martin heimzubringen. Es war, als könnte sie es nicht ertragen, die vielen Menschen um sich zu haben.

Für viele der Gäste stellte dies das Signal dar, von anderen Dingen zu sprechen, als von dem plötzlichen Tod des Duschl-Bauern, der sie nur daran erinnerte, wie kurz ein Menschenleben manchmal sein konnte.

Als sich dann auch Florian Duschl verabschiedet hatte, reckten sich ein paar neugierige Hälse hinter ihm her, um festzustellen, ob er nun zu seiner Schwägerin hinauffuhr.

Manche Leute erinnerten sich noch daran, dass es einmal eine Zeit gegeben hatte, in der die Reichberger-Monika, wie sie damals noch geheißen hatte, dem Florian mehr bedeutet hatte als seinem Bruder. Ja, man hatte darüber gestaunt, dass sie nicht ihn, sondern den Anton geheiratet hatte, obwohl man ihr das nicht verdenken konnte. Anton war schließlich der Ältere gewesen und hatte den Duschlhof geerbt.

Warum war Florian nun wohl wieder zurückgekehrt?, fragte man sich. Glaubte er denn, es wäre noch immer etwas zu holen, oder hatten die beiden gar am Ende während all der Zeit heimlich miteinander in Verbindung gestanden?

Schorsch machte sich seine eigenen Gedanken und sprach dem Wein und Schnaps reichlich zu. Die Duschl-Bäuerin hatte sich wegen der Kosten des Leichenschmauses nicht lumpen lassen.

Schließlich machten sich die Gäste auf den Heimweg. Nur Schorsch hatte es nicht eilig. Es kam ja nicht jeden Tag vor, dass er nicht für seinen Wein oder die Schnäpse bezahlen musste. Und die Vorstellung, durch den Regen heimzulatschen, gefiel ihm gar nicht.

Kein Wunder, dass er schon ziemlich betrunken war, als ihn der Furtner-Wastl endlich in seinen Wagen steckte und ihn nach Lasseln zurückbrachte, auch wenn der Schorsch darüber wie ein Rohrspatz schimpfte, weil er gern die ganze Nacht lang weitergefeiert hätte.

Als er dann vor dem Duschlhof stand, fühlten sich seine Beine wie Gummi an, und alles schien vor seinen Augen zu schwanken. Es kostete ihn viel Mühe, sich durch den dunklen Flur zur Treppe zu tasten, und noch mehr, die Treppe zu erklimmen, die ihm wie ein steiler Berggipfel erschien.

Nachher wusste Schorsch gar nicht mehr zu sagen, ob es Absicht gewesen war oder ihn der Alkohol so verwirrt hatte, dass er nicht einmal mehr zu seiner eigenen Kammer fand. Auf jeden Fall stand er auf einmal vor Irmi Prosts Zimmertür und stieß sie auf, bevor er sich schwankend nach vorne zum Lichtschalter bewegte.