Alpengold 419 - Monika Leitner - E-Book

Alpengold 419 E-Book

Monika Leitner

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Beschreibung

Stolz und unnahbar wirkt die schöne Michaela Kaltenegg auf die meisten Menschen, denn selbstbewusst hat sie nach dem Tod ihres Mannes die Leitung des großen Gutes übernommen. Niemand ahnt, dass Michaela sich in langen, einsamen Nächten verzweifelt nach Liebe und Zärtlichkeit sehnt.
Und dann scheint sich plötzlich ihre Sehnsucht zu erfüllen, als der fesche Bauer Patrick Derkonig ihr begegnet. Mit seinem verführerischen Lächeln und dem Blitzen seiner dunklen Augen entfacht er in Michaela eine nie gekannte Leidenschaft. In diesem Rausch der Gefühle ist sie taub gegen alle Warnungen, sich diesem Mann mit Haut und Haaren auszuliefern ...


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Inhalt

Cover

Zu lange ohne Zärtlichkeit

Vorschau

Impressum

Zu lange ohne Zärtlichkeit

Eine einsame Frau stürzt sich in ein Abenteuer

Von Monika Leitner

Stolz und unnahbar wirkt die schöne Michaela Kaltenegg auf die meisten Menschen, denn selbstbewusst hat sie nach dem Tod ihres Mannes die Leitung des großen Gutes übernommen. Niemand ahnt, dass Michaela sich in langen, einsamen Nächten verzweifelt nach Liebe und Zärtlichkeit sehnt.

Und dann scheint sich plötzlich ihre Sehnsucht zu erfüllen, als der fesche Bauer Patrick Derkonig ihr begegnet. Mit seinem verführerischen Lächeln und dem Blitzen seiner dunklen Augen entfacht er in Michaela eine nie gekannte Leidenschaft. In diesem Rausch der Gefühle ist sie taub gegen alle Warnungen, sich diesem Mann mit Haut und Haaren auszuliefern ...

Das Kreischen der Säge mischte sich in die übrigen vorabendlichen Geräusche im Hochtal. Milcheimer schepperten, da und dort riss eine Kuh an der Kette, andere muhten unwillig darüber, jetzt schon heim in den Stall getrieben zu werden, obwohl es auf der Weide immer noch genügend saftig grüne Leckerbissen für sie gab.

Tagsüber hatte es geregnet, jetzt ragten die Bergspitzen rein und klar in den blassblauen Himmel, und nur am obersten Zacken des Blauhorns hingen noch ein paar letzte Wolkenfetzen.

St. Ulrich wurde noch von der Abendsonne beschienen. Weiter unten jedoch, im Tal, hatten die Schatten das Tageslicht bereits verschluckt. Fast schwarz wirkten die Tannen, und selbst das frische Grün der Buchen verschwamm in der dort beginnenden Dämmerung.

Der heilige Ulrich, der sich nach mühsam langer Wanderung dieses Fleckchen Erde zur Rast ausgesucht hatte, wie es die Sage überlieferte, hatte gut gewählt.

Es lag geborgen vor der schützenden Wand des sich erstreckenden Wernstein-Massivs und dem alles überragenden Blauhorn.

Gegen Westen zu wurden die Berge niedriger und liefen zum parallel sich hinziehenden Nachbartal hügelig aus.

St. Ulrich hatte eine gesegnete Lage im Schutz der Berge. Aber da die Eisenbahn von Markt Velldach ins andere Tal und nicht nach St. Ulrich heraufschnaufte, war es hier verhältnismäßig still geblieben.

Viele waren froh darüber, andere aber schimpften, dass der große Touristenstrom und damit das dicke Geld ausblieben.

Zu den Letzteren gehörte Patrick Derkonig vom Leitenhof. Er hatte den Spitznamen Halbleitner bekommen, und das hatte eine besondere Bewandtnis, die zugleich seinem Vetter Hannes den Namen Holzleitner eingetragen hatte.

»Mir langt's für heute, ich möcht' auch endlich Feierabend machen«, rief Patrick jetzt seinem Vetter zu, der die Säge bediente. »Klaub deine Bretter selbst zusammen, ich mag nimmer!«

Patrick warf das zuletzt geschnittene Brett auf einen Stapel und versetzte ihm, weil es nicht richtig liegen bleiben wollte, einen Fußtritt. Mürrisch sah der große, dunkelhaarige Mann vor sich hin.

»Ist ein Eilauftrag, Patrick, und du weißt doch, der Veit ist krank. Da könntest mir schon noch ein bisserl helfen«, rief Hannes Brandauer, der Holzleitner.

Patrick schüttelte den Kopf und knöpfte sein nassgeschwitztes Hemd über der Brust auf.

»Ist dein Auftrag und net meiner, Hannes! Ich hab' heute noch was vor, und da brauch' ich noch ein wengl von meiner Kraft, die mir bei der Schinderei hier sowieso schon abhandenkommen ist!« Jetzt grinste er, seine blendend weißen Zähne leuchteten, und in die auffallend dunklen Augen stieg ein unmissverständliches Funkeln.

»Also, schleich dich, du scharrender Gockel, und geh zu deinen Hennen, die's wahrscheinlich schon gar nimmer erwarten können«, spottete Hannes gutmütig. Er hatte die Säge abgestellt und reinigte das Blatt mit einer Handvoll Werg.

Patrick lachte immer noch. »Was die Hennen angeht, so irrst du dich ausnahmsweise, Hannes. Es ist nur eine. Und keine Henne, sondern ein ganz besonderes schlankes Gänschen.«

Hannes konterte: »Ein dummes, wenn's auf dich hereinfällt!«

»Eins, das mich mag und mir so viele goldene Eier legen wird, wie ich will«, rief Patrick noch im Weggehen.

Hannes Brandauer blieb zurück. Nun lag auch auf seinem meist ernsten Gesicht ein Lächeln. Er wunderte sich, wie schon so oft, dass er diesem Hallodri Patrick nicht ernstlich böse sein konnte, soviel dieser an kleineren oder größeren Sünden auch auf sein Konto häufte.

Hannes sicherte die Säge. Dann ging er in sein kleines Kontor neben dem Lagerschuppen und sah die Aufstellung durch, die der Weber vom Oberhof ihm dagelassen hatte.

Der holzverarbeitende kleine Betrieb und die Landwirtschaft vom Leitenhof über St. Ulrich gehörten den beiden Vettern Hannes Brandauer und Patrick Derkonig gemeinsam. Ihr Großvater Anton, der schlitzohrige Bauer auf der Leiten, wollte einen männlichen Nachkommen auf dem Hof sehen. Da ihm ein Sohn aber versagt worden war und zwei Töchter, die Mütter von Hannes und Patrick, seine Blutlinie fortführten, hatte er die Enkel eingesetzt. Seine Töchter hatte er ausbezahlt.

Leider war er ein bisschen zu früh gestorben, und daher waren die Grenzen zwischen den beiden Vettern vom Großvater nicht genau abgesteckt worden. Alles gehört ihnen zusammen – und das gab Schwierigkeiten.

Es bot sich an, dass Hannes alles übernahm, was mit dem Holz und der Säge zu tun hatte. Hannes Brandauer hatte nicht nur ein Gespür dafür, sondern auch eine solide Ausbildung als Möbelschreiner gemacht.

Patrick hingegen war der Zweitgeborene auf einem Weingut in der Südsteiermark. Ihm kam es gerade recht, nun der Erste in der Landwirtschaft des Leitenhofes in St. Ulrich zu sein.

Aber Großvater Anton hatte so eigenartig gewirtschaftet, wie er auch gelebt hatte. Er hinterließ von allem etwas. Weder eine große, einträgliche Landwirtschaft, noch einen umsatzstarken Sägebetrieb. Er hatte gekauft und verkauft, spekuliert, gewonnen und verloren – und schließlich hatte er seinen beiden Enkeln einen Fleckerlteppich vererbt, aus dem die beiden erst etwas machen mussten.

Hannes seufzte, als er nun daran dachte. Wie oft hatte es schon Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen gegeben. Manches Mal schon war Patrick, der Hitzköpfige, aufgebraust und hatte den Verkauf seines Anteils verlangt, damit er sich endlich selbstständig machen konnte und niemandem mehr Rechenschaft schuldig war.

Häufig war Hannes dann drauf und dran gewesen, diesem Verlangen nachzukommen. Aber wenn er sah, wie Patrick, der vier Jahre jüngere, beim Kartenspiel, bei Wetten oder gar einem ausgedehnten Stadtbummel mit irgendeinem Mädchen sein Geld vertat, dann scheute er davor zurück, dem Vetter Verantwortung zuzutrauen oder aufzubürden.

»Machen wir halt erst mal so weiter. Selbst ein Wildwasser gewöhnt sich schließlich an das ihm vorbestimmte Bett«, murmelte Hannes jetzt, schlug sein Auftragsbuch zu und stand auf.

Vor dem Wohnhaus sprang ihm Brinka, die schöne Setterhündin, freudig entgegen. Sie war außer einigen Kleinigkeiten und persönlichen Dingen das Einzige, was er aus seiner Heimat im oberbayerischen Murnau mitgebracht hatte. Das Einzige und zugleich das Wichtigste für ihn, der sich nicht so leicht an fremde Menschen anschloss.

»Jaja, schon gut, Brinka, wir laufen dann noch zusammen«, sagte Hannes mit seiner wohltönenden Stimme, die nicht nur im Kirchenchor, sondern auch in der täglichen Umgangssprache angenehm auffiel. »Jetzt tu nur net grad' gar so wild, willst mich ja förmlich umschmeißen! Zu viel Liebe verbrennt, und nachher bleibt nix mehr übrig!«

»Wer sagt denn so was Dummes? Von der Liebe kann's doch gar nicht genug geben – je mehr, desto besser«, widersprach Patrick Derkonig, der gerade aus dem Haus trat, seinem Vetter.

Er hatte sich umgezogen, trug zum grauen Anzug mit den grünen Aufschlägen und den schönen Hirschhornknöpfen ein blütenweißes Hemd und die seidene, altrosa Trachtenkrawatte. Sein braunes Haar war noch feucht und ringelte sich in üppige Locken. Das gebräunte Gesicht glänzte nach der sorgfältigen Rasur.

»Du musst es wissen, bist ja ständig auf der Pirsch nach dem zweibeinigen Wild«, brummte Hannes. »Das heißt, du hast ja von Geflügel geredet und nicht von Wild, wenn ich mich recht erinnere. Ein Ganserl soll dir zuflattern.«

Patrick zuckte mit den Schultern, über die er lässig die Jacke des Anzugs geworfen hatte.

»Hm, Ganserl ist in dem Fall net richtig, eher ein besonders prächtiger Goldfasan.«

»Prächtig sind bei den Fasanen nur die Männchen. Die Weibchen sind gesprenkelt und unscheinbar.«

Patrick lachte. »Dieses Weiberl net, verlass dich drauf, Hannes. Die ist was ganz Besonderes.«

»Alsdann, Waidmannsheil, Patrick! Bis morgen!«

»Da muss ich um fünfe schon fort zum Viehmarkt, damit ich günstig kaufen kann und du mir net wieder vorhältst, was ich alles leichtsinnig verwirtschafte. Die Milchvieh-Stückzahl muss stimmen, sonst bekommen wir keine staatlichen Subventionen. Ist schon ein Kreuz, dass wir nicht auf eine solche Sache umstellen, die dann zuverlässig mehr abwerfen könnte!«

»Was die eine Sache anbelangt – ich weiß net. Ich bin eher der Meinung, verteilte Risiken sind besser. Wenn du einen Korb fallen lässt, wo alle Eier drin sind, dann ist auf einen Schlag alles hin. So aber fängt das, was eh gerade besser läuft, das Defizit von der anderen Sache leicht auf.«

»Wird schon so sein«, brummte Patrick und ging eilig über den Hofplatz zu der großen Remise, in der auch der Land Rover stand.

Er setzte sich hinter das Lenkrad und zündete sich hastig eine Zigarette an.

»Hast du eine Ahnung, Hannes, wie mir das Wasser bis zum Hals steht mit meinen gewagten geschäftlichen Transaktionen«, setzte er das Gespräch mit dem Vetter leise für sich fort. »Wenn da nicht was Entscheidendes geschieht, ist meine Wirtschaft bald hinüber.«

***

Michaela Kaltenegg hatte selbst den Tisch gedeckt, Blumen aus ihrem Treibhaus darauf gestellt und das Silber und die feingeschliffenen Gläser noch einmal nachpoliert.

So sehr sich die schlanke, blondhaarige Frau von dreißig Jahren auch einredete, dass sie Patrick Derkonig nur zu einer geschäftlichen Besprechung eingeladen hatte, so sehr strafte der schnellere Schlag ihres Herzens die Lügen, wenn sie nur an ihn dachte.

Immer wieder horchte sie, ob sein Wagen schon die Auffahrt herauffuhr, und wenn sie sich selbst gegenüber ehrlich war, so musste sie sich eingestehen, dass sie sich in diesen überaus gut aussehenden jungen Mann verliebt hatte.

Was spielte es da schon für eine Rolle, dass Patrick ein paar Jahre jünger war als sie und sein bescheidener Besitzstand sich mit dem ihren nicht messen konnte. Gar nichts galt das, wenn alles andere stimmte. Aber tat es das?

Michaela stellte sich an die geöffnete Fenstertür. Ihr war von den Vorbereitungen, die sie sich nicht hatte nehmen lassen, heiß geworden, und wohl auch von den Gefühlen, die sie an sich doch sonst nicht kannte.

Die Herrin von Gut Kaltenegg war seit vier Jahren verwitwet. Mit achtzehn Jahren hatte sie ihren Jugendfreund Maximilian geheiratet. Die Ehe war von Verständnis und Zuneigung getragen gewesen, der himmelhoch jauchzende Überschwang brennender Verliebtheit hatte ihr jedoch gefehlt. Aber der Respekt voreinander, die gemeinsamen Interessen und die Wärme des freundschaftlichen Gernhabens hatten acht Jahre mit einem gleichbleibend hellen Licht erleuchtet.

Kindersegen war dieser Ehe versagt geblieben. Erst kurz vor seinem Unfalltod, als Maximilian Kaltenegg ein umstürzender Baumstamm getroffen hatte, hatte Michaela den Grund für ihre ungewollte Kinderlosigkeit erfahren. Es hatte an ihrem Mann gelegen. Doch bevor Maximilian die vorgeschlagene Operation zur Korrektur eines kleinen organischen Fehlers hatte vornehmen lassen können, war das Leben des Kalteneggers auf tragische Weise ausgelöscht worden.

Was nützte es der jungen Witwe, dass zu dem Reichtum des Hofguts nun auch noch die hohe Summe kam, mit der ihr Mann versichert gewesen war.

Michaela stand nun ganz allein da. Also stürzte sie sich in die Arbeit, war davon geradezu besessen. Bald hieß es, landauf, landab gäbe es keinen tüchtigeren Landwirt als die Kalteneggerin.

Bald gaben sich die Verehrer um die reiche und recht hübsche Witwe die Türklinke in die Hand. Aber Michaela Kaltenegger gab keinem ihr Jawort. Sie war zu jung, um nur aus Vernunftsgründen zu heiraten, und zu alt, um eine Dummheit zu machen.

Der Gedanke, einen Mann nur um eines Kindes willen zu nehmen, lag ihr nicht. Dazu war sie auch klug genug. Sie wusste, dass sich die Bewerber nicht nur um ihre Hand und ihr Herz rissen, sondern vor allem auch um ihr beträchtliches Vermögen und um Gut Kaltenegg.

Dann aber war Patrick Derkonig in Michaelas Leben getreten, und seither lagen ihr Herz und ihr Verstand arg im Widerstreit.

Sie hatten sich beim Faschingstreiben unten in Velldach kennengelernt, und Patrick hatte nicht gewusst, dass sie die reiche Kalteneggerin war. So hatte Michaela das seltene Gefühl genossen, um ihrer selbst willen umworben zu werden. Auch bei ihrer ersten Verabredung zu einem Kinobesuch in der Kreisstadt hatte Michaela noch nicht gesagt, wer sie eigentlich war.

Dass Patrick nur mitspielte und schon beim Faschingsball in Velldach herausbekommen hatte, dass sich unter dem Kostüm des mittelalterlichen Ritterfräuleins die Kalteneggerin aus Solinden im Nebental von St. Ulrich verbarg, das wusste Michaela bis heute nicht.

Sie lächelte, als sie an Patrick dachte, und dieses Lächeln machte ihren doch stets sehr energisch wirkenden Gesichtsausdruck fraulich weich. Seit sie allein wirtschaftete und eigentlich ein Männerleben führte, hatten sich ihre Züge verhärtet, und sie sah manches Mal älter aus, als sie es den Jahren nach war.

Die hohen Wangenknochen ließen Michaela etwas streng erscheinen. Der volle, schön geschwungene Mund, der viel zu wenig lachte, und vor allem die großen Augen glichen die Herbheit mildernd aus. Michaela Kaltenegg war eine aparte Frau.

In scharfem Tempo fuhr Patrick die Allee hinauf und hielt vor dem Rondell. Leichtfüßig lief er die breite Treppe hinauf, und Michaela, die ihn schon gesehen hatte, lief schnell noch einmal zum Spiegel. Sie hatte gerötete Wangen und freudig glänzende Augen, und sie fühlte sich seit Langem jung und glücklich.

Wie immer war Patrick Derkonig zuerst ein wenig befangen, wenn er mit Michaela Kaltenegg zusammentraf. Das war keine, die man wie die jungen Bauerndirndln rasch abbusselte und bei der man sich flotte Sprüche und freche Redensarten erlaubte. Hier im Herrenhaus war er erst zweimal gewesen. Die solide Pracht beeindruckte ihn sehr, und er wünschte sich brennend, hier einmal Herr zu sein.