Alpengold 415 - Monika Leitner - E-Book

Alpengold 415 E-Book

Monika Leitner

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Beschreibung

Leonie, die bildhübsche, zierliche Tochter des Bürgermeisters, und Maximilian, der hochgewachsene Sohn vom reichen Sonnleitenhof, gelten als Traumpaar. Keiner zweifelt daran, dass in den nächsten Monaten die Hochzeitsglocken läuten.
Doch die Zeit vergeht - und nichts passiert. Was niemand ahnt: Die Beziehung des Paares wird von einem Geheimnis überschattet. Denn manchmal kann Maximilian sich auf erschreckende Weise verändern. Dann bleibt nichts seiner liebevollen Art und seinem Charme übrig, sondern er ist fahrig, nervös und wie von einer fremden Macht getrieben. In diesem Momenten steht irgendetwas zwischen ihnen, und Maximilian ist für Leonie ein völlig Fremder ...

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Inhalt

Cover

Glaube – Liebe – Hoffnung

Vorschau

Impressum

Glaube – Liebe – Hoffnung

Ein dramatisches Liebesschicksal aus den Bergen

Von Monika Leitner

Leonie, die bildhübsche, zierliche Tochter des Bürgermeisters, und Maximilian, der hochgewachsene Sohn vom reichen Sonnleitenhof, gelten als Traumpaar. Keiner zweifelt daran, dass in den nächsten Monaten die Hochzeitsglocken läuten.

Doch die Zeit vergeht – und nichts passiert. Was niemand ahnt: Die Beziehung des Paares wird von einem Geheimnis überschattet. Denn manchmal kann Maximilian sich auf erschreckende Weise verändern. Dann bleibt nichts seiner liebevollen Art und seinem Charme übrig, sondern er ist fahrig, nervös und wie von einer fremden Macht getrieben. In diesen Momenten steht irgendetwas zwischen ihnen, und Maximilian ist für Leonie ein völlig Fremder ...

Die alte Frau lag in ihrem Bett und stöhnte.

»Lieber Gott, hilf mir!«, rief sie. »Hilf mir! Lass mich nicht so elend und allein zugrunde gehen!« Sie wälzte sich hin und her, und ihre Hände tasteten suchend über die Decke. »O mein Gott, es geht mit mir zu End'! Wo sind deine Engel, wo ist dein Trost?«

Jetzt vermochte die alte Frau wieder besser zu atmen. Sie lag ruhiger.

Der Wind fuhr sausend über den Dachfirst. Als der Regen heftig einsetzte, zuckte die alte Frau zusammen.

Der Tag war grau und neigte sich seinem Ende entgegen. Als die Nacht einbrach, versuchte die alte Frau das Bett zu verlassen, um den Lichtschalter umzudrehen. Sie fiel auf den Boden, wollte wieder ins Bett zurück, konnte sich aber nicht aufrichten.

Völlig erschöpft blieb sie eine Weile liegen.

Der Schmerz durchwühlte wieder ihren ganzen Körper. Die alte Frau fühlte sich einsam und verlassen wie nie.

Nach einer Weile näherten sich Schritte, und es klopfte an die Tür.

Ein junges Mädchen betrat die Stube und blickte erschrocken auf die Frau, die am Boden lag.

»Kathl, was ist denn? Bist du aus dem Bett gefallen?«

Die alte Frau schüttelte den Kopf.

»Den Lichtschalter hab ich – hab ich drehen wollen«, antwortete sie mühsam.

»Komm, ich helf' dir ins Bett!«

Es war eine schwierige Aktion. Aber endlich gelang sie doch.

Das Mädchen bettete die Frau wieder in die Kissen und strich ihr dann über die Stirn.

»Bist ja ganz verschwitzt. Ich werd' dich jetzt waschen und dir dann eine leckere Suppe machen.«

Das Mädchen ging und holte eine Schüssel mit lauwarmem Wasser. Dann tupfte es die Kranke vorsichtig mit einem Seifenlappen ab.

»Du – du bist ein so guter Mensch, Leonie. Solche wie dich – wie dich – gibt's sonst nicht. Die jungen Mädchen haben heutzutage ...« Sie konnte nicht mehr weitersprechen, rang mühsam nach Luft.

»Komm, red nix mehr, Kathl, lieg ganz ruhig!«

»Und bei dem Wetter bist du hergekommen?«

»Ja, es ist seltsam, aber ich hab's gefühlt, dass du mich brauchst.«

Leonie ging an den Herd und brühte Tee auf. Sie flößte ihn der alten Frau löffelweise ein.

»Weißt du, Kathl, du brauchst Flüssigkeit, darfst nicht ohne Trinken sein«, sagte das Mädchen.

Die alte Frau hatte die Augen geschlossen und sprach leise und stockend wie im Traum.

»Der liebe Gott hat dich – als Engel – auf die Erde – auf die Erde geschickt. Die Leute von Lermoos wissen's nur nicht, aber ich – ich weiß es – ich weiß es ...«

Die Hände der alten Frau suchten unruhig über die Decke, fanden dann die des Mädchens und umklammerten sie. Sie schien langsam einzuschlafen. Ein Zucken ging über ihr Gesicht, setzte sich in den Körper fort.

»Engel«, sagte die alte Frau noch einmal, dann war sie plötzlich ganz still. Leonie spürte, wie sich der Druck der Hände lockerte, und dann begriff sie: Die alte Kathl war tot.

»Kathl! Kathl! Komm, was ist denn? Wach auf! Du darfst doch nicht einfach so sterben!«

Aber Leonie wusste, dass ihr Rufen umsonst war. Gott hatte die alte Frau aus ihrem irdischen Dasein erlöst, das nur aus Kummer, Mühen, Plagen und Entbehrungen bestanden hatte.

***

Noch an demselben Abend machte Leonie die notwendigen Gänge zum Doktor und zum Pfarrer, dass man sich um die Tote kümmerte. Es war schon sehr spät, als Leonie wieder nach Hause kam.

Die Mutter schien schon zu Bett gegangen zu sein. Sie war nicht mehr in der Stube. Aber der Vater war da und empfing sie mit Zorn in den Augen.

»Jetzt brauchst du bloß zu sagen, dass du so lange bei der alten Kathl gewesen bist!«, donnerte er los.

»Ja«, erwiderte Leonie leise, »sie ist in meinem Beisein gestorben. Ich bin noch beim Doktor gewesen und beim Pfarrer.«

Leopold Arnreiter, Großbauer und Bürgermeister von Lermoos, schwieg eine Weile. Dann sagte er mit einem besorgten Unterton in der Stimme:

»Es muss einmal gesagt werden, Leonie, du machst mir große Sorgen. Bist so ganz anders als die anderen jungen Madeln. Was ist nur mit dir? Hockst dich zu kranken Leuten, pflegst sie, machst Botengänge für sie, putzt die Stuben der Kranken oder Armen. Da stimmt doch was nicht mit dir! Hast so was doch nicht nötig, als Tochter des Bürgermeisters und aus einem so großen Hof gebürtig! Was ist nur mit dir? Bist auch oft so versonnen und still, so ganz und gar nicht von meiner Art.«

Jetzt lächelte Leonie leicht.

»Franz von Assisi war ein reicher Kaufmannssohn und ist freiwillig in die Armut gegangen, Vater. Und er ist auch ›so ganz anders‹ gewesen.«

Der Bürgermeister zuckte zusammen.

»Um Gottes willen! Kind, Dirndl, du wirst doch nicht solche Gedanken im Kopf haben? Franz von Assisi, ein Leben in Armut und so? Es würd' uns das Herz brechen!«

Leonies Lächeln erlosch. Befremdung zeigte sich auf ihren Zügen.

»Was wär' daran so Schlimmes? Wär's euch lieber, ich würde ständig auf dem Tanzboden sein und wechselnde Liebschaften haben?«

Sie wandte sich vom Vater ab, trat an eines der Fenster und blickte in die Dunkelheit hinaus.

»Nein, das würden wir uns nicht wünschen. Aber dass du heiraten und Kinder bekommen würdest als Bäuerin hier auf unserem Hof. Du magst doch den Planegger-Maximilian vom Sonnleitenhof, oder nicht?«

»Ja, das schon«, sagte sie gegen die Scheiben hin.

»Na also. Der wär' der richtige Bauer hier. Aus einer angesehenen Familie, und Geld und Grund würd' er auch einbringen. Und dazu ist er außerdem noch ein verdammt attraktiver Bursche, meinst nicht auch?«

Leonie wandte sich um.

»Ist schon gut, Vater. Dräng mich nicht! Er und ich – wir sind ja beide noch jung.«

Von des Bürgermeisters Gesicht schwand der besorgte Ausdruck.

»Ja, das stimmt. Aber du hast mir einen schönen Schrecken eingejagt vorhin.«

Leonie trat auf ihren Vater zu, legte beide Hände gegen seine Brust und einen Herzschlag lang auch ihren Kopf.

»Vater, hör auf, dir meinetwegen Sorgen zu machen, denn wegen so was macht man sich keine Sorgen, das wär' Sünde. Wenn ich schlecht wär' und böse, ein Nichtsnutz, eine Streunerin oder sonst was, dann könntest du dir Sorgen um mich machen. Aber so nicht.« Sie trat wieder zurück. »Gute Nacht, Vater, ich geh' jetzt schlafen.«

Droben in ihrer Stube kleidete sie sich im Dunkeln aus, legte die Sachen ordentlich über einen Stuhl, schlüpfte in ihr Nachthemd und trat ans Fenster.

Der Regen hatte an Heftigkeit wieder zugenommen.

Die alte Kathl ... nun war sie tot. Wieder war ein Leben auf dieser Erde zu Ende gegangen, für immer und ewig, und keine Spur blieb zurück.

***

Der Sonnleitenhof stand in strahlendem Licht am Hang. Es hatte lange geregnet. Nun leuchteten die Wiesen in frischem Grün, und die Wälder schimmerten dunkelblau.

Aus einer der Stuben erklang an diesem schönen Spätnachmittag Klavierspiel. Es war Ferdinand Planegger, der Hoferbe, der an dem alten Klavier saß, einen dicken Pappendeckel mit Notenpapier auf dem Schoß. Er schlug die Noten an und schrieb sie dann nieder. So entstand eine neue Melodie.

Er war tief in seine Arbeit versunken und hatte nicht gleich wahrgenommen, dass sich die stampfenden Schritte des Vaters näherten.

»Hockst du schon wieder am Klavier? Eine nutzlose Arbeit, die nix einbringt!«, schimpfte der Bauer laut. »Ich werd' den alten Kasten fortschaffen lassen. Es wäre gescheiter, du würdest dich um die Hofarbeit kümmern. Weißt doch, dass ich mit meinem Bein nimmer so arbeiten kann wie früher!«

Ferdinand war aufgesprungen. Der Pappendeckel mit den Notenblättern fiel zur Erde. In seinen Augen blitzte es auf.

»Wenn du das Klavier fortschaffen lässt, hol' ich mir ein neues ins Haus. Ich bin schließlich ein erwachsener Mann und kein kleiner Bub mehr, dem man einfach was wegnehmen kann. Du weißt, dass ich eine große Liebe zur Musik hab – warum willst du sie mir nehmen? Ich vernachlässige doch dabei nicht meine Arbeit auf dem Hof.«

»Blödsinn! Schmarrn! Du bist kein Musiker, du bist ein Bauer!«

»Vater, ich kann dich nicht verstehen. Statt dass du dich freust, dass ich die Musik liebe, dass ich sogar komponieren kann, machst du mir das Leben schwer.«

»Ich will diesen Firlefanz nun mal nicht! Ich will, dass du ein Bauer bist und nix sonst!« Matthias Planegger stieß den Stock schwer auf den Boden. »Schau deinen Bruder an, wie fleißig der ist. Der macht mir keine solchen Sorgen!«

»Sorgen nennst du das? Das wären wohl keine, wenn ich immer ins Wirtshaus laufen und trinken würd'? Das wär' dir vielleicht lieber?«

»Einer, der trinkt, ist wenigstens ein Mann. Aber einer, der immer auf dem Klavier herumklimpert, ganz bestimmt nicht. Mir wär' lieber, der Maximilian wäre der Hoferbe und nicht du.«

»Warum auch nicht? Es würd' mir nix ausmachen. Tauschen wir halt die Plätze!«

Dem Bauern entstand eine steile Falte zwischen den Brauen.

»Da gibt's nicht einfach ein Plätzetauschen. Der Hoferbe bist du! Aber ich wollte, der Maximilian wäre vor dir geboren.«

Ferdinand antwortete nicht. Er bückte sich und sammelte die Notenblätter ein, die verstreut auf dem Boden lagen.

»Was komponierst denn wieder für einen Blödsinn?«, fragte der Bauer jetzt.

Ferdinand legte die Notenblätter auf das Klavier.

»Das ist kein Blödsinn. Du weißt, dass der Bürgermeister fünfzig wird. Nun haben mich die Bäuerin und die Leonie gebeten, zu diesem Anlass ein Lied zu komponieren, das dann die ›Lermooser Buam‹ singen werden.«

»Und für dieses Lied musst ausgerechnet du sorgen, wo's genug arme Komponisten gibt. Aber denen müssten sie eben ein Geld dafür zahlen, und du machst es umsonst! Deswegen musst du's machen.«

»Nicht deswegen, Vater, nein. Warum denkst du immer nur ans Geld?«

Der Bauer stieß den Stock wieder auf den Boden.

»Wenn's mir nicht so wichtig wär', würden wir heut' nicht da stehen, wo wir sind. Der größte Bauer im Tal! Der schönste Hof!«

»Und trotzdem bist nicht glücklich, Vater!«

»Papperlapapp!«, stieß der Bauer unmutig hervor. »Was heißt hier schon Glück! Was ist denn Glück?«

»Meine Musik, zum Beispiel, ist Glück.«

»Ha, ha!« Der Bauer lachte spöttisch laut auf. »Musik nennst du Glück? Das ist aber ein kleines, ein schwaches Glück!«

»Muss denn Glück immer groß sein und laut?«

»Du kommst ins Philosophieren, und das wird nix, weil du zu wenig Grips dazu im Kopf hast.«

»Ich kann mich erinnern, dass du dasselbe schon mehrmals früher zur Mutter gesagt hast. An diesem Klavier hat sie oft gesessen, und wie schön hat sie gespielt! Auch ihr hast du die Musik vermiest.«

Matthias Planegger stand hochaufgerichtet.

»Deine Mutter! Ja, sie ist genau so wie du gewesen. Nix weiter hat sie im Kopf gehabt als die Musik. Vernachlässigt hat sie mich dabei.«

»Erst später hat sie dich vernachlässigt, weil du ihr die Musik nicht gegönnt, weil du immer an ihr herumgenörgelt hast, sie beschimpft und zuletzt sogar geschlagen hast. Ich weiß das schon! Du drehst es jetzt um. Aber zuerst ist das eine gekommen – und dann das andere!«

Der Bauer hob jetzt drohend den Stock.

»Halt dein loses Maul!« Er ging zur Tür zurück und wandte sich dort noch einmal um. »Und für heut' will ich nix mehr von dem Klimpern hören!«

Ferdinand erhob sich, nahm seine Notenblätter und legte sie in die Kommode seiner Schlafstube. Dann verließ er den Hof, ging langsam und ziellos an den Wiesen entlang. Und dann, ohne dass er sich dessen so recht bewusst wurde, trugen ihn die Füße zum Kirchhof hin.

Eine Weile stand er vor dem Planegger-Grab und dachte an die Mutter, die nicht mehr war. Hübsch war sie gewesen und so schmal und zart, eigentlich gar nicht geschaffen zur Bäuerin. Aber ihren Aufgaben war sie doch immer gerecht geworden.

Es war nicht so, dass er seinem Vater ablehnend gegenüberstand, aber seine robuste, direkte und strenge Art bedrückte ihn.

Ferdinand wusste, dass ihm sein Leben leer erscheinen würde, wenn er sich nicht mehr mit der Musik würde beschäftigen können. Nur die Bauernarbeit – das füllte ihn nicht aus. Er war glücklich, wenn er mit den Burschen, den Mädchen und Männern der Gesangsgruppe, die er gegründet hatte, Lieder einstudieren, wenn er selber komponieren und am Klavier sitzen konnte. Wenn man ihm das nahm, er würde sich nicht mehr als Mensch vorkommen.

Ferdinand seufzte tief auf, nahm den Zweigwedel in die Hand und spritzte Weihwasser über das Grab. Danach warf er einen Blick auf die Kirchturmuhr und verließ den Friedhof.

Beim Wirt ging er, vor der Eingangstür wartend, auf und ab. Es dauerte nicht lange, da kam ein Mädchen die Stufen herunter, dessen Gesicht zu strahlen begann, als es Ferdinand erblickte.

»Hast du auf mich gewartet, Ferdl?«

Der junge Mann nickte.

»Ich hab mir gedacht, ich hol' dich heut' einmal hier ab.«

»Das freut mich aber arg.«

Sie gingen nebeneinander her.