Alpengold 413 - Monika Leitner - E-Book

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Monika Leitner

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Beschreibung

Einst haben Benedikt Heller und seine Frau Monika aus heißer Liebe geheiratet. Moni ist die verwöhnte Tochter reicher Eltern, Franz hingegen spart eisern, um den vom Vater ruinierten Hof wieder aufzubauen. Die Schwiegereltern helfen ihm nicht dabei, sie verachten den Habenichts. Ihrer Tochter hingegen machen sie nach wie vor üppige Geschenke.
Franz, der einst geschworen hat, seine Frau auf Händen zu tragen, will ihnen nicht nachstehen. Lieber verschuldet er sich noch mehr. Die junge Frau ahnte nichts von alledem - bis Franz eine Verzweiflungstat begeht, die für beide bittere Folgen haben soll ...


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Inhalt

Cover

Er wollte sie auf Händen tragen

Vorschau

Impressum

Er wollte sie auf Händen tragen

Ein zutiefst ergreifender Schicksalsroman aus den Bergen

Von Monika Leitner

Einst haben Benedikt Heller und seine Frau Monika aus heißer Liebe geheiratet. Moni ist die verwöhnte Tochter reicher Eltern, Franz hingegen spart eisern, um den vom Vater ruinierten Hof wieder aufzubauen. Die Schwiegereltern helfen ihm nicht dabei, sie verachten den Habenichts. Ihrer Tochter hingegen machen sie nach wie vor üppige Geschenke.

Franz, der einst geschworen hat, seine Frau auf Händen zu tragen, will ihnen nicht nachstehen. Lieber verschuldet er sich noch mehr. Die junge Frau ahnt lange nichts von alledem – bis Franz eine Verzweiflungstat begeht, die für beide bittere Folgen haben soll ...

Der Augusttag war sehr heiß gewesen. Jetzt läutete die Abendglocke, und froh über das Ende der anstrengenden Arbeit kehrte der alte Knecht Xaver heim.

Er war schon sechzig Jahre alt und mit sechzehn auf den Heller-Hof gekommen. Vater und Mutter waren ihm durch eine Lawine entrissen worden, und seine ganze Kindheit hatte er ihm Waisenhaus bei den frommen Schwestern in Bad Tölz verbracht. Von dort war er dann in die waldreiche Gemeinde Schneisenfeld am Oberlauf der Isar gekommen. Inzwischen fühlte er sich den Leuten vom Heller-Hof so verbunden, als wäre er einer von ihnen.

Heute hatte er zwei Rapsäcker umgepflügt, auf denen der Winterraps im Juli geerntet worden war; sie mussten für die Aufnahme der neuen Saat hergerichtet werden.

Der Motorpflug, den der Xaver jetzt heimwärts lenkte, ratterte zwischen zwei blühenden Rapsfeldern auf dem Feldweg dahin.

Mit fachmännischem Blick begutachtete Xaver die über einen Meter hohen Pflanzen. Eine gute Ernte würde es geben. Die Ölmühle in Bad Tölz würde gewiss zwei Tage lang zu tun haben, bis sie die Ernte vom Heller-Hof ausgepresst hatte.

Ja, mit Winterraps und Sommerraps durfte man in diesem Jahr auf dem Heller-Hof zufrieden sein. Und auch der Mais stand gut auf den Feldern. Während das Öl an die Margarinefabriken ging, wanderte der Mais in die Stärkemehlfabriken, und Stängel und Blätter wurden zu Grünfutter für die Mastanstalten verarbeitet.

Der Bauer hat sehr klug gehandelt, dachte Xaver, als er von der unrentablen Milchwirtschaft umgestellt hat auf die Produktion von Raps und Mais. Aber ohne Geld wär' das freilich nicht gegangen. Für alles, was man unternimmt, braucht man nun einmal Anfangskapital, und wenn keins vorhanden ist, muss man es sich für teure Zinsen leihen.

Genauso war es. Zweiundzwanzig Jahre war der Heller-Benedikt erst alt gewesen, als er den verschuldeten und unrentablen Hof nach dem plötzlichen Tod seines Vaters übernehmen musste. Der Vater, der kein übler Mensch gewesen war, hatte nun einmal das Trinken nicht lassen können und sich auf das Sparen nicht verstanden. Betrunken hatte er am Steuer seines Wagens gesessen, als er in den Tod fuhr. Und zu einem Zeitpunkt, zu dem andere junge Männer erst richtig wach werden, hatte der Benedikt schon die Verantwortung für den heruntergewirtschafteten Hof und für sich selbst und seine kränkliche Mutter übernehmen müssen.

Die Bank hatte den Hof genau geschätzt und die Chancen für die Öl- und Maiswirtschaft geprüft, und dann hatte der Heller-Benedikt die große Hypothek bekommen, die dreißig Jahre laufen und ihn jeden Monat mit hohen Rückzahlungsraten belasten würde.

Freilich, nun lief die Produktion und brachte zufriedenstellende Erträge, und die Arbeit war auch nicht allzu schwer. Von der Hypothek war noch genug Geld übrig gewesen, um das Wohnhaus zu modernisieren. Komfortabel war es hergerichtet worden. Es besaß eine Warmwasserheizung, die mit Propangas betrieben wurde, und in der Küche waren alle modernen Haushaltsgeräte vorhanden.

Mit einem gewissen Stolz blickte der alte Xaver auf das weiß gekalkte Bauernhaus mit den schön geschnitzten braunen Schlagläden an den Fenstern und den Kästen mit wahren Wolken von bunten Blumen, die überall hingen. Der Heller-Hof konnte sich sehen lassen, von außen wie von innen!

Das Abendläuten, das vom Kirchturm des Dorfes Schneisenfeld bis zu den Äckern hinausgeklungen hatte, war inzwischen verhallt. Rotglühend ging die Sonne hinter dem Schneideberg unter, der mit seinen dreizehnhundert Metern in der Umgegend die höchste Erhebung war.

Droben auf dem Schneideberg konnte man deutlich die Wetterstation erkennen, in der das Licht niemals ausging. Tag und Nacht tickten hier die Apparate und registrierten die Messungen, die automatisch von den komplizierten Geräten vorgenommen wurden.

Da war er, der Hof, der am Eingang zum Scheidewald lag. Rosa überhaucht vom Schein der Abendsonne. Der Xaver lächelte trotz seiner Müdigkeit wohlgefällig, als er den Motorpflug in den Hof lenkte.

Sicher manövrierte er ihn in die Lücke in der Remise, die für den Pflug bestimmt war, schaltete den Motor ab und kletterte herunter. Mit schweren Schritten stapfte er zur Küchentür.

»Da bist du ja endlich!«, empfing ihn eine zwitschernde Kinderstimme. »Die Mama ist schon lang mit dem Essen fertig. Wir warten auf dich!«

Das kleine Reserl war es, das vierjährige Töchterchen des Bauern, das ihn so empfing. Dunkelhaarig war sie wie ihr Vater, und die Mutter hatte ihr das gelockte Haar zu einem winzigen Pferdeschwanz zusammengebunden.

Am Herd stand die bildschöne blonde Frau des Heller-Benedikt, die siebenundzwanzigjährige Monika, lächelte den alten Knecht an und schüttelte zu den Worten des vorwitzigen Madels den Kopf.

»Was redest du für einen Unsinn, Reserl!«, tadelte sie sanft. »Mach dir keine Gedanken, Xaver! Es sitzt ja noch keiner am Tisch. Die Bratkartoffeln sind gerad' erst richtig. Geh ins Arbeitszimmer, Reserl, und hol den Vater! Wasch dich, Xaver, mach dich frisch und komm dann zum Essen!«

Sie selbst ging hinaus in den Hausflur und rief nach Elsi, der jungen, rotblonden Magd, die im Dachgeschoss, wo die Schlafkammern von Xaver und Elsi lagen, die Betten frisch bezog.

»Das Essen ist fertig, Elsi!«, rief sie. »Ich tu jetzt die Bratkartoffeln auf!«

Zu den Bratkartoffeln gab es frischen Kopfsalat aus dem Garten und Blutwurst aus dem Einweckglas, die von der letzten Hausschlachtung stammte und gebraten sehr gut schmeckte.

Monika war keine überlastete Landfrau, die auch noch Tiere zu füttern, die Melkanlage zu bedienen und einen großen Gemüsegarten zu bestellen hatte. Die Gartenarbeit nahm ihr der alte Knecht ab. Für den Milchbedarf gab es nur zwei Kühe, die entweder vom Heller-Benedikt oder seinem alten Getreuen gemolken wurden. Und bei der Hausarbeit unterstützten die Magd Elsi und eine Zugehfrau die junge Bäuerin. Es lag ihrem Mann, der sie innig liebte, sehr viel daran, dass sie hier nicht mehr arbeiten musste als daheim bei ihren Eltern. Nie sollte sie es bereuen, zu ihm auf seinen Hof gekommen zu sein.

Es war für ihn nämlich nicht ganz einfach gewesen, ausgerechnet um dieses Mädchen zu freien, das aus einem sehr wohlhabenden Haus stammte. Konrad und Alma Hartleb besaßen einen der größten Höfe der Nachbargemeinde Elmsbruch, den Monikas Bruder Meinolf als der Älteste eines Tages erben würde.

Ihre schöne Tochter hatten die Hartlebs in jeder Weise verwöhnt. Sie hatten sie das Gymnasium in Bad Tölz besuchen und dort das Abitur machen lassen. Ein Reitpferd hatte sie bekommen und Reitunterricht gehabt. Und sogar Tennis hatte sie gespielt.

Natürlich hatten die Eltern sich für diese Tochter einen ganz anderen Ehemann gewünscht, bestimmt nicht einen solchen wie den Heller-Benedikt, der auf einem verschuldeten und unrentabel gewordenen Hof um seine Existenz ringen musste.

»Der ist genau wie sein Vater«, behauptete Konrad Hartleb, »untüchtig und unzuverlässig. Das wirst du noch merken, Madel. Denk an meine Worte, du wirst's eines Tages bereuen, wenn du ihn heiratest!«

»Aber ich will nur ihn und keinen anderen«, hatte die Monika sehr energisch erklärt. »Der Benedikt ist meine große Liebe, und den will ich haben!«

Auch bei Benedikt Heller war es reine Liebe gewesen und bestimmt nicht Berechnung, denn außer der Mitgift, die die Hartlebs ihrer Tochter bei der Heirat mitgaben, hatte er von den Schwiegereltern nichts zu erwarten, aber ständige Kritik und Spott waren ihm sicher. Wer lädt sich solchen dauernden Familienärger auf den Hals, wenn es nicht sein muss?

Aber für den heute achtundzwanzigjährigen Benedikt und seine Monika hatte es nie eine andere Möglichkeit gegeben, denn vom ersten Tag an, als sie einander in die Augen schauten, hatte die Liebe sie gepackt und nie mehr losgelassen. Heute nach fünfjähriger Ehe waren sie noch so verliebt ineinander wie am ersten Tag.

Monikas Mitgift, die die Hälfte ihres zu erwartenden Erbes darstellte, war inzwischen längst ausgegeben. Doch nach wie vor scheute der Heller-Benedikt vor keiner Ausgabe zurück, um seiner Frau jeden Wunsch zu erfüllen. Er sprach ihr gegenüber auch niemals über seine Sorgen, denn sie sollte ganz unbelastet sein und glauben, dass auf dem Heller-Hof alles bestens liefe.

Aber das war nicht der Fall.

Heute Nachmittag hatte Benedikt wieder einmal rechnend und grübelnd und nach einem Ausweg suchend vor seinem Schreibtisch im Arbeitszimmer gesessen. Und jetzt stand es für ihn fest, dass er allein keine Lösung der Probleme finden konnte. Er musste deswegen nach dem Abendessen noch einen wichtigen Besuch bei dem einzigen Menschen machen, mit dem er über all die Dinge reden konnte, die er zu Hause totschwieg.

Als er jetzt in der Küche erschien, hatte er vorher in den Spiegel geschaut, sein zerwühltes Haar geglättet und ein paar Grimassen geschnitten, die die Gesichtsmuskeln entspannen sollten. Heiter und gelassen wollte er am Tisch erscheinen und seine Frau nicht merken lassen, wie es in seiner besorgten Seele aussah.

Nun waren sie endlich alle versammelt, griffen nach dem Besteck und ließen es sich schmecken.

Die Monika kochte gut, das musste man ihr lassen. Selbst solch einem einfachen Abendessen wie dem heutigen wusste sie durch interessante Würzung einen besonderen Reiz zu geben. Nicht ohne Grund zog sie ja in ihrem Gemüsegarten Kräuter. Sie wusste, was man damit alles erreichen konnte.

»Nach dem Essen muss ich noch fort«, teilte ihr Mann ihr jetzt mit. »Ich muss zum Stefan. Das haben wir telefonisch vereinbart. Aber ich denk', dass ich um neun Uhr wieder daheim bin.«

»Heute wirst du mir nicht so sehr fehlen«, meinte Monika lächelnd, »denn es gibt eine Fortsetzung meiner Lieblingsserie im Fernsehen. Da muss ich mich sogar beeilen, damit ich bis zum Beginn das Reserl zu Bett gebracht hab'.«

»Eines Tages bin ich groß«, erklärte die kleine Resi in bestimmtem Ton, »dann sitz' ich auch in der Wohnstube und schau' mir Serien an.«

»Das dauert noch ein Weilchen«, sagte ihr Vater und lächelte ihr liebevoll zu, denn dieses reizende kleine Madel war sein ganzer Stolz.

Wer zwei so schöne und liebenswerte Geschöpfe sein eigen nannte wie er, der musste dafür auch bereit sein, gewisse Opfer zu bringen. Das sagte der Benedikt sich immer wieder und war auch keineswegs unzufrieden. Er hatte es ja so gewollt. Die Monika war nun einmal kein Arbeitstier, mit dem man versuchen konnte, einen Karren aus dem Dreck zu ziehen. Sie war schön und zart, gepflegt und gut angezogen, eine gebildete junge Landfrau mit Ansprüchen an das Leben. Und zu einem ebensolchen Wesen wollten die beiden ihr Töchterchen machen. Auch Reserl sollte niemals die Härte des Daseins kennenlernen. Sie wollten beide dafür sorgen, dass ihr Kind auf der Sonnenseite des Lebens aufwuchs.

Nun hatten sie aufgegessen. Die junge Hausherrin sagte »Gesegnete Mahlzeit!« und stand auf.

Benedikt Heller nahm rasch noch einmal sein Töchterchen auf den Arm und küsste es.

»Gute Nacht, kleiner Irrwisch«, sagte er. »Sei brav beim Zubettgehen und mach's der Mama nicht schwer!«

Dann vergewisserte er sich, dass er die Wagenschlüssel in der Tasche seines Jankers hatte, streichelte seiner Monika einmal rasch die Wange und ging hinaus.

***

Die Abendsonne war inzwischen untergegangen. Nur der Himmel glühte und lohte noch. Der Heller-Benedikt saß am Steuer seines bejahrten Kombis und lenkte den Wagen zu dem am Ortsrand liegenden hübschen Bungalow, den das Land Bayern dem Meteorologen Dr. Stefan Krainz aus München zur Verfügung gestellt hatte.

Dr. Krainz war der Leiter der Wetterstation auf dem Scheideberg. Schon seit drei Jahren versah er dieses Amt und war in dem Dorf Schneisenfeld heimisch geworden.

Gleich im ersten Jahr hatte er den Heller-Benedikt kennengelernt, als sie beide einander bei einer Bergtour trafen, denn sie waren begeisterte Alpinisten. Und schon im ersten Jahr waren sie beim Du angelangt und seitdem immer vertrauter geworden.

Der Meteorologe war verheiratet. Gabriele hieß seine Frau. Sie war zart und kränklich und leider kinderlos, was sie sehr bedauerte.

Die dunkelhaarige Frau mit den großen, nachdenklichen und meist etwas traurigen braunen Augen öffnete jetzt dem Heller-Benedikt die Haustür.

»Grüß Gott, Benedikt! Schön, dass du pünktlich bist! Der Stefan wartet schon auf dich. Er ist in seinem Arbeitszimmer.«

Benedikt war in die Diele getreten und hatte ihr die Hand geschüttelt. Jetzt geleitete sie ihn zu der Tür, die sie für ihn aufmachte.

»Hier ist dein Freund, Stefan«, sagte sie. »Ich bring' euch zwei Flaschen Bier. Oder möchtet ihr lieber einen Kaffee?«