Alpengold 406 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Alpengold 406 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Niemand auf dem Etzel-Hof weiß, dass die junge Magd Franzi den Hoferben Julian liebt. Auch Julian hat keine Ahnung davon. Er beachtet die Franzi so wenig wie die anderen Madeln aus dem Bergdorf.
Denn Julian träumt von einer ganz besonderen Frau: Schwarzhaarig soll sie sein, mit dunklen Augen und lockenden roten Lippen.
Und dann begegnet er seiner Traumfrau wirklich und verfällt ihr in leidenschaftlicher Liebe ...


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Seitenzahl: 116

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Eine schmerzliche Liebe

Vorschau

Impressum

Eine schmerzliche Liebe

Er fand seine Traumfrau und wurde enttäuscht

Von Andreas Kufsteiner

Für Julian Etzel, den einzigen Sohn und Hoferben des Etzelbauern, wird es allmählich Zeit, sich nach einer passenden Braut umzuschauen. Doch die braven Madeln in seinem Heimatdorf interessieren den Burschen nicht. Er träumt von einer feurigen Schönheit mit wallenden schwarzen Locken.

Und eines Tages steht seine Traumfrau vor ihm. Eine junge Frau, die genau seinem Idealbild entspricht, macht Urlaub in dem kleinen Ort und mietet eines der Gastzimmer auf dem Etzel-Hof.

Julian ist Feuer und Flamme und lässt keinen Zweifel daran, wie sehr er Adda begehrt. Auch die ist einem Flirt nicht abgeneigt, und an einem lauschigen Sommerabend öffnet sie für Julian ihre Zimmertür.

Der Bursch schwebt im siebten Himmel und ahnt nicht, an was für ein verdorbenes Früchtchen er sein Herz verloren hat ...

Es war an einem Morgen Ende März, draußen wurde es gerade hell.

Die Bäuerin Ludmilla Etzel trat in die Küche, wo die Magd Franziska schon eifrig wirtschaftete.

»Grüß dich, Franzi!«, rief sie ihr zu, während sie zum Herd trat, um rasch in dem Haferbrei zu rühren. »Wie weit bist du mit der Arbeit?«

»Fertig«, antwortete die Magd. »Der Kaffee ist durchgelaufen. Ich kann einschenken, wenn der Bauer kommt. Die Brote sind geschmiert.«

»Recht so, Franzi. Aber sag, warum hast du heute den Julian net geweckt?«

»Mitternacht war längst vorüber, als er heimgekommen ist, Bäuerin. Ich war zufällig wach und hab ihn gehört.«

Sie redeten vom einzigen Sohn des Etzel-Bauern, der gestern Abend an einer Probe des Gesangvereins im Saal des Gasthauses teilgenommen hatte. Anschließend gab es immer noch ein gemütliches Beisammensein, und das war diesmal ziemlich lang ausgedehnt worden.

»Da hab ich kein Mitleid net«, erklärte die Bäuerin energisch, »es ist seine eigene Schuld, wenn er net heimfindet. Deswegen darf er am nächsten Tag net bei der Arbeit fehlen. Ich gehe jetzt hinauf und nehme einen nassen Lappen mit, der wird ihn munter machen.«

Armer Julian, dachte die Franzi, während sie der Bäuerin nachsah. Aus ist's mit deinem Morgenschlaf. Jetzt musst du genau wie alle anderen ins Geschirr steigen.

Ehe sie hinuntergegangen war in die Küche, hatte sie im Dachstock das übrige Gesinde geweckt. Dort schliefen die Knechte Kuno und Loisl und die Jungmagd Annegret.

Die drei waren inzwischen keineswegs leise die Treppe herabgekommen. Kuno hatte in der Waschküche über dem Ausguss seine Zähne geputzt und lauthals gegurgelt, und Loisl hatte den nackten Oberkörper im Hof unter den Strahl der Pumpe gehalten. Annegret hatte gewartet, bis das Badezimmer im ersten Stock frei gewesen war.

Während die Bäuerin zu ihrem Sohn hinaufging, schichtete Franzi die Brotscheiben, die sie mit Butter bestrichen und mit Schinken belegt hatte, auf zwei Teller. Dann stellte sie sie auf den langen, weiß gescheuerten Holztisch, an dem die Mahlzeiten eingenommen wurden.

Der Bauer war inzwischen auch eingetreten. Er war groß und breit. Sein kantiger Schädel war mit eisgrauem Haar bedeckt. Große, kräftige Hände hatte er, die zuzupacken verstanden. Seine grauen Augen schauten alle Leut bedächtig prüfend an, als wolle er ihnen bis auf den Grund der Seele blicken.

Er grüßte die Knechte, auch Annegret und Franzi erhielten einen freundlichen Gruß.

Dann setzte der Bauer sich. Er nahm am Kopfende des Tisches Platz und sah sich suchend um.

»Wo bleiben denn die Frau und der Sohn?«, fragte er.

Eine kleine Falte der Missbilligung erschien über seiner Nasenwurzel. Er war ein Mensch, dem die Ordnung heilig war und der alles sehr genau nahm. Es behagte ihm nicht, dass sein Sohn anscheinend eine Extraeinladung zum Frühstück brauchte.

»Ich hör sie gerade kommen, die Bäuerin und den Julian«, erwiderte Franzi auf seine Frage. »Ich hab ihn net geweckt, den Julian, weil er heut Nacht spät heimgekommen ist. Das war der Bäuerin net recht, darum ist sie ihn holen gegangen.«

»Recht hat sie«, brummte der Bauer. »Bei uns fängt das Tagewerk zu dieser Jahreszeit um acht Uhr an, und vorher müssen alle gewaschen und angezogen sein und das Frühstück zu sich genommen haben.«

Das Gesinde wartete darauf, dass der Bauer als Erster seinen Löffel in den Haferbrei tauchte, dann machten sie es ihm nach und löffelten schweigend den Brei. Dazu bissen sie von den Schinkenbroten ab und nahmen hin und wieder einen Schluck Kaffee.

Julian und seine Mutter traten jetzt ein. Verschlafen sah der junge Mann aus, er konnte kaum die Augen offen halten. Sein dunkelblondes Haar war zerwühlt.

»Du hast dich wohl heut Morgen noch net gekämmt?«, tadelte sein Vater ihn.

»In der Eile konnt ich das net«, gab Julian kleinlaut zu. »Ach, heut hätt ich was drum gegeben, Vater, wenn ich noch ein bisserl länger hätt schlafen dürfen. Gar zu tief hab ich gestern im Gasthaus ins Glas geschaut. Aber du weißt ja, wie das im Gesangverein ist. Da heißt's immer, sei doch kein Spielverderber und trink mit.«

»Für mich zählt das net«, erklärte sein Vater ihm. »Du musst halt schauen, wie du zurechtkommst. Geh jetzt nach nebenan in die Waschküche und kämm dich, dort liegt ein Kamm! Und beeil dich, denn du bist an diesem Tisch sowieso der Nachzügler.«

Ohne ein Widerwort drehte Julian sich um und ging in die Waschküche. Man hörte das Wasser rauschen. Er warf es sich mit der hohlen Hand ins Gesicht, um durch die Kälte munter zu werden. Dann kämmte er sich. Viel frischer sah er aus, als er zurückkehrte.

Das Gesinde schwieg, kaute und schluckte. Man konnte hören, dass es ihnen allen schmeckte.

»Heut nimmst du den Traktor und fährst mit der Egge auf den Gerstenacker am Waldrand«, bestimmte der Bauer und sah seinen Sohn befehlend an. »Der Boden muss gelockert und gelüftet werden, nachdem der Schnee in diesem Jahr so früh verschwunden ist.«

Es war vollkommen gerechtfertigt, das Letztere eigens zu erwähnen, denn es kam nicht oft vor, dass das Bergdorf St. Severin, das in einem Seitental des Zillertals gelegen war, zum Termin des offiziellen Frühlingsanfangs schon schneefrei war.

Aber diesmal wehten milde Lüfte um die hohen Berge, die das Dorf umgaben, und die Schneeglöckchen streckten schon ihre zarten weißen Gesichter zwischen den grünen Blättern aus dem Boden.

»Ist schon recht, Vater«, sagte Julian und unterdrückte ein Gähnen.

Die Gerste war schon im Winter gesät worden, der Weizen, der Roggen und der Hafer mussten noch in den Boden. Gestern hatten sie die drei großen Felder vorbereitet, die jenseits des Wiesenhangs lagen.

»Du spannst den Braunen vor den Leiterwagen, Kuno«, ordnete der Bauer an, »und ich geh in die Futterkammer und geb euch die Säcke mit dem Saatgut heraus. Der Loisl kann sie zum Wagen schleppen. Dann fahren wir über den Hang und fangen an. Jeder von uns sät eins der Felder ein.«

»Den Abwasch und die Arbeit für das Mittagessen erledige ich mit der Annegret«, sagte die Bäuerin. »Und du, Franzi, gehst zu der Hofbauer-Selma und bringst ihr die dreißig Eier, die ich ihr versprochen hab.«

»Warum geht net die Annegret?«, wollte der Bauer wissen.

Seine Frau lachte, schaute das Madel an, und das wurde rot.

»Neulich ist die Annegret mit dreißig Eiern hingefallen«, sagte Ludmilla Etzel. »Das möcht ich net wieder riskieren.«

»Freilich, das versteh ich«, meinte der Bauer schmunzelnd und zupfte Annegret beim Aufstehen am Ohrläppchen. Er hatte sich immer sehr eine Tochter gewünscht, aber daraus war nichts geworden. Nur ein Kind hatte die Ludmilla zur Welt gebracht, seinen Sohn Julian, und dann war nach einer Operation Schluss mit dem Kindersegen gewesen.

Nachdem der Bauer aufgestanden war, erhoben sich auch alle anderen. Jedem war ja seine Arbeit zugeteilt worden, der Tag konnte beginnen.

Julian hatte die wenigsten Vorbereitungen zu treffen. Er brauchte nur die Egge an den Traktor zu hängen und loszurattern, und das tat er auch.

Bei dem Bauern und den beiden Knechten dauerte es eine Weile, bis das Saatgut auf dem Leiterwagen untergebracht war. Dann stiegen sie auf, und unter Hüh und Hott und Peitschenknallen setzte der Braune sich in Bewegung.

Die Bäuerin war schon dabei, alles zusammenzustellen, was für das Mittagessen gebraucht wurde. Annegret ließ das heiße Wasser für den Abwasch ins Spülbecken laufen.

»Geh, lauf noch rasch durch alle Schlafstuben, Franzi, mach die Fenster auf und leg die Betten aus!«, ordnete die Bäuerin an. »Dann kannst du den Korb mit den Eiern nehmen und gehen.«

Eine Viertelstunde später war Franzi unterwegs.

***

Es war nicht weit bis zur Hofbauer-Selma, einer Tagelöhnerwitwe, die die achtzig erreicht hatte und durch Arthrose und Rheumatismus arg behindert war. Zwanzig Jahre lang hatte sie auf dem Etzel-Hof die Stuben geputzt, jetzt konnte sie sich nicht mehr bücken.

Die Bäuerin schickte ihr jede Woche einmal die Annegret, die die Stube in dem winzigen Häusl säubern musste. Nur klein war die Rente, die die alte Frau bekam, aber Ludmilla Etzel vergaß die früheren treu geleisteten Dienste nicht und ließ Selma in regelmäßigen Abständen Lebensmittel, die sie erübrigen konnte, bringen.

Einen Blick auf den Zwiebelturm der Dorfkirche warf Franzi, als sie das Bauernhaus verließ. Die Uhr mit den vergoldeten Zeigern oben am Kirchturm zeigte, dass es auf halb neun zuging.

Franziska hatte nichts dagegen einzuwenden, die Hofbauer-Selma zu besuchen, denn von ihrem Garten aus konnte man hinüberschauen zu dem Gerstenacker am Waldrand, wo der Julian mit der Egge den Boden lüften sollte.

Vielleicht lässt sich's machen, überlegte Franzi, dass ich auf dem Heimweg hinter dem Häusl der Selma durch die Wiesen geh. Dann komm ich ganz nah an dem Acker vorbei und kann vielleicht mit dem Julian einen kleinen Schwatz halten.

Franzi trug an diesem Märzmorgen eine dunkelbraune Hose und Stiefel, dazu einen Pullover mit Rollkragen, der aus grauweißer Schafwolle gestrickt und über der Brust mit einem braunen Norwegermuster versehen war. Ihre Mutter hatte ihn ihr gestrickt aus Wolle, die von den eigenen Schafen stammte.

Einen roten Anorak mit Reißverschluss hatte das Madel darüber angezogen für den Fall, dass es zu regnen beginnen würde, denn der Himmel war stark bewölkt. Unter einem roten Kopftuch verbarg sie das braune Haar, und die frische Farbe ihrer Wangen wetteiferte mit der des Tüchleins.

Im Gegensatz zu den dichten dunklen Brauen und dem braunen Haar waren Franzis Augen von leuchtendem Blau. Der Blick, mit dem sie jetzt zu dem Gerstenacker am Waldrand hinüberschaute, hätte jedem aufmerksamen Beobachter verraten können, dass das Madel den Bauernsohn, der dort den Traktor mit der Egge lenkte, von ganzem Herzen liebte.

Aber niemals zeigte Franziska ihre Gefühle, denn sie wusste genau, dass sie als Frau für Julian Etzel nicht infrage kam. Er war nun einmal der Hoferbe und sollte nach dem Willen seiner Eltern eine Bauerntochter heiraten, die eine ansehnliche Mitgift mit in die Ehe brachte.

Damit aber konnte Franzi nicht aufwarten. Ihr Vater war der Fischwirt des Barons von Schönbach. Er betreute die Teiche, die durch eine Aufstauung des Hörnlebachs entstanden waren, der seine Quelle oben in den Bergen hatte und der auf der dem Bergdorf St. Severin abgewandten Seite durch den Hörnlewald nach Hermannsfelden hinunterfloss.

In großer Stille und Einsamkeit lagen diese Teiche im Hörnlewald. In dem einen schwammen Karpfen, in dem anderen tummelten sich Hechte, im dritten Schleie und Barsche.

Ein kleines Häusl für den Fischwirt hatte der Baron neben den Teichen erbauen lassen, und da wohnten Franzis Eltern. Sie war dort aufgewachsen, das war ihr Zuhause. Doch nur so lange besaß die Familie ein Wohnrecht, wie Franziskas Vater in den Diensten des Barons stand.

Mietfrei konnte Alfons Dillinger mit seiner Frau Therese dort wohnen. Ein schmaler Kartoffelacker erstreckte sich neben den Teichen, den er bebaute, und in dem Garten rund um das Häusl hatte Franzis Mutter Gemüse angepflanzt.

Die Schafe, die die Wolle gaben, weideten auf den Wiesen rund um die Teiche. In einem kleinen, von Maschendraht gesicherten Auslauf tummelten sich sechs Hühner. Man musste sehr achtgeben auf sie, denn Fuchs und Marder waren nah, und manchmal stieß auch ein Raubvogel herab und wollte ein Huhn stibitzen, aber der Draht verwehrte es.

Weil Franzi also die Tochter eines kleinen Mannes war, der kein Eigentum besaß und nur seinen Lohn hatte, war sie selber Magd auf dem Etzel-Hof geworden. Sie war ihrer aussichtslosen Liebe zum Julian wegen nicht etwa unglücklich und unzufrieden, denn sie besaß Vernunft und Beherrschung. Sie wusste, dass sie die Welt nicht ändern konnte und sich mit den Dingen abfinden musste, wie sie nun einmal waren.

Zwanzig Jahre war Franzi alt und schon seit vier Jahren auf dem Etzel-Hof. Sie hatte es gut dort, man zahlte ihr einen reichlichen Lohn und behandelte sie freundlich. Auch mit der Kammer, die man ihr eingeräumt hatte, war sie zufrieden.

Jedenfalls war Franzi weit entfernt davon, den Bauern und seine Frau dafür verantwortlich zu machen, dass sie den Julian nicht bekommen konnte. Es lag halt an den Umständen und nicht an diesen Menschen. Und dem Julian kann ich keinen Vorwurf daraus machen, sagte sie sich, denn er weiß es ja gar net, dass ich ihn lieb hab. Und so soll's auch bleiben. Ich will nur ganz im Verborgenen ein bisserl von ihm träumen und froh sein, dass ich in seiner Nähe sein kann.

Diese vernünftige Denkweise, zusammen mit ihrer Ruhe und Selbstbeherrschung, ließen Franziska oft reifer erscheinen, als sie mit ihren zwanzig Jahren wirklich war. Niemals tat sie sich hervor und schob sich in den Vordergrund, darum war es auch kein Wunder, dass Julian sie kaum beachtete.

Noch einen anderen Grund gab es für die Gleichgültigkeit des jungen Mannes der Franzi gegenüber.

Julian hatte sich nämlich ein Idealbild zurechtgezimmert und träumte davon, dass ihm eines Tages eine solche Superfrau begegnen würde, wie er sie sich wünschte. Schwarzhaarig sollte sie sein, feurig, schlank, aber mit schönen Rundungen, ein Typ, den man unter den Italienerinnen und Spanierinnen häufig findet.

Frauen dieser Sorte gab es jedoch kaum in St. Severin und Umgebung. Und weil er von einem so glutäugigen und sinnverwirrend schönen Wesen träumte, vermochten ihn die Dirndln aus St. Severin und den umliegenden Dörfern nicht aus der Reserve zu locken.