Ärsche die nach Süden ziehen - Lele Frank - E-Book

Ärsche die nach Süden ziehen E-Book

Lele Frank

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Beschreibung

Eine Clique von Frauen trifft sich regelmäßig im In-Cafe´ des mondänen Touristenörtchens Timmendorfer Strand. Hier sind die Reichen und Schönen versammelt. Die nicht so Reichen, und nicht so Schönen allerdings auch. Alle Damen aus der Clique befinden sich entweder kurz vor, mitten drin, oder gerade eben durch damit … den Wechseljahren. Kleine und große Probleme, vorwiegend die mit der Schwerkraft, werden bei den Treffen durchgehechelt und mit Boshaftigkeiten liebevoll garniert. Champagner gibt es zwar immer noch nicht auf Rezept, aber man gönnt sich ja sonst nichts. Carla, die vor sechs Jahren ihrer komatösen Ehe entflohen ist, gibt hier in Erzählform die kleinen Spitzen und Lästereien zum Besten. Mit einer großen Portion Selbstironie schildert Carla die Last des Älterwerdens. Alle Geschichten und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, wären rein zufällig. Na ja, …

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Seitenzahl: 167

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Lele Frank

Ärsche die nach Süden ziehen.

Buch 2

Das Buch

Eine Clique von Frauen trifft sich regelmäßig im

In-Cafe´ des mondänen Touristenörtchens Timmendorfer Strand. Hier sind die Reichen und Schönen versammelt. Die nicht so Reichen, und nicht so Schönen allerdings auch.

Alle Damen aus der Clique befinden sich entweder kurz vor, mitten drin, oder gerade eben durch damit … den Wechseljahren. Kleine und große Probleme, vorwiegend die mit der Schwerkraft, werden bei den Treffen durchgehechelt und mit Boshaftigkeiten liebevoll garniert.

Champagner gibt es zwar immer noch nicht auf Rezept, aber man gönnt sich ja sonst nichts. Carla, die vor sechs Jahren ihrer komatösen Ehe entflohen ist, gibt hier in Erzählform die kleinen Spitzen und Lästereien zum Besten.

Mit einer großen Portion Selbstironie schildert Carla die Last des Älterwerdens.

Alle Geschichten und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, wären rein zufällig. Na ja, …

Die Haare werden weniger,

Nerven werden dünn.

Das sind doch nur die Wechseljahre,

nimm es einfach hin.

Dein Hintern wird nach Süden ziehen,

Und …, hast du einen Mann?

Mit Pech … wird er zur Jüngeren fliehen,

weil er nicht mehr kann.

Der Poet in mir.

Die Protagonistinnen

Carla: Sie erzählt uns alles. Architektin, Ehe gescheitert. Schon lange Single. Verfressen.

Gunda: Die Frau des Fabrikanten. Magersüchtig, findet sich immer noch zu dick. Hat einen Dachschaden.

Rosi: Esoteriktante. Immer nach außen hin glücklich, gut sichtbar für uns alle. Schön aber viel zu fett.

Gretje: Innenausstatterin. Frisch verliebt. Ist die Ruhe selbst, versteht die ganze Aufregung nicht.

Hanna: Familientherapeutin. Zweiter Versuch in der Ehe. Heimliche, unheimliche Alkoholikerin.

Rieke: Selbstständige Kosmetikerin. Langweilig Beziehung. Bleibt wegen der Sicherheit. Harmoniesüchtig.

Frauke: Selbstständige Eventagentur. Dauerdepressiv, voller Neid, stinkefaul.

Bettina: Von Beruf Tochter. Modelmaße mit zu breiten Hüften. Falsches Luder. Steuern hinterzogen.

Leni: Lehrerin am Gymnasium. Lebt alleine. Geht heimlich anschaffen. Hat Probleme mit uns allen.

Jutta: Ex-Stewardess. Single. Sie hat den Spieß umgedreht, und kauft sich Männer wenn sie Lust hat.

Renate: Frau eines Architekten. Wird von ihm betrogen, hält aber durch. Strunzdumm. Steht immer auf der Leitung.

Ein Problem haben alle gemeinsam.

Die Wechseljahre.

Ärsche die nach Süden ziehen.

Immer Ärger mit den Wechseljahren.

Lele Frank

Impressum

© 2015 Lele Frank

Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

ISBN 978-3-7375-2827-6

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Carla. Also ich, ja.

Also neulich, ja. Da war ich bei meiner Mutter, ja. Was soll ich euch sagen, die Frau konnte mich ja noch nie leiden, ja. Sie hat mich schon so schäl angesehen, als ich auf die Welt gekommen bin, ja. Da war sie so sauer, ja, weil ich ihre jämmerlichen Versuche, pausenlos vom Küchentisch zu hopsen - sie hatte wohl andere Pläne - überlebt hatte, ja. Gerade so als hätte ich ihr was gestohlen, ja. So was Unwichtiges wie ihre niemals vorhandene Karriere. Gerade so als hätte sie je eine gehabt, ja. Also ich gehe nichts ahnend und vollkommen friedfertig - ich schwöre - durch die Küche, ja. Ich will mir nur aus dem Kühlschrank einen Schokoladenpudding holen – Schokoladenpudding mit Sahne, wohlgemerkt. Ich weiß ja dass immer welche auf Vorrat drinnen stehen - da guckt mir meine Mutter, weil es sich nicht vermeiden ließ, auf meinen Hintern, und meint, also dass muss man sich einmal vorstellen ja, und meint mit ihrer naturironischen – meine Mutter spricht perfekt ironisch - Stimme, die ich manchmal hasse wie Mainzer Käse, und meint doch tatsächlich, ich bekäme wohl langsam einen Hängearsch. Sie sagte das in einer Manier, so als hätte sie seit Tagen schon eine nervende Stubenfliege gejagt, die sie immer wieder heimtückisch überlistet hätte um ihr kleines Fliegenleben zu retten, und die sie - also meine liebe Mutter - jetzt mit einem besonders gut geplanten strategischen Einfall endlich bezwungen hätte, in dem sie die außergewöhnliche Fähigkeit hätte, einen Daumen auf das Zehnfache seiner tatsächlichen Größe aufzublähen, und die arme Fliege darunter genussvoll zu zerquetschen. Genau so, ja. So mit so unglaublich und besonders viel Schadenfreude! Ja. Ich hätte auch als Krüppel, oder als Kind mit einem Down Syndrom, oder sonst einer schlimmen Zeichnung Gottes zur Welt kommen können, aber nein, an mir war alles dran, und voll funktionsfähig. Keine Mängel. Trotzdem rümpft sie immer das kleine Näschen wenn sie mich ansieht. Das war schon mein ganzes Leben lang so. Irgendetwas findet sie immer an mir auszusetzen. Die ersten drei Jahre entziehen sich meiner Erinnerung, aber dann fühlte ich mich ohne große Zeitverschwendung irgendwie ungebeten. Ich habe mich dann auch schon mit achtzehn aus dem Staub gemacht, und bin von zu Hause ausgezogen. Ich hatte die Faxen dicke. Aus mir ist dann doch echt eine ganz passable Architektin geworden, aber Mutter meinte, ich hätte besser einen Mann mit viel Geld heiraten sollen, dann hätte ich mehr Zeit mich um mein zweifelhaftes Äußeres zu kümmern, so wie momentan meinen langsam heranschleichenden Hängearsch. Zu meiner Entschuldigung sei gesagt: „Ich bin zweiundfünfzig Jahre alt, und befinde mich mitten in den unabwendbaren Wechseljahren. Nicht wirklich ein Vergnügen sage ich euch. Wenn man vor der Kundschaft oder vor den Handwerkern steht, und aus heiterem Himmel eine rote Birne bekommt, und zu schwitzen anfängt wie Sau, nee, wirklich nicht.“ Das Leben ist aber auch so unfair. Wieso hat man das den Männern nicht zugeschoben? Wir müssen uns schon - in manchen Fällen – in sehr jungen Jahren damit abgeben, aus Löchern zu bluten, aus denen man es nie für möglich gehalten hätte. Für meinen Geschmack hätte es ausgereicht ab und an aus der Nase zu bluten. Oder aus dem Herzen, wenn irgend so ein Arsch es mal wieder zertrampelt hatte. Derlei Irrtümer gab es reichlich in meinem anstrengenden Leben. Irgendwie habe ich da kein gutes Händchen. Alle Idioten zu mir,! scheine ich immer zu rufen. Na was soll´s. Jetzt bin ich ja endlich seit sechs Jahren glückliche Singlefrau, und habe es geschafft alles auf die Reihe zu bekommen. Nach einer unglaublichen Ochsentour habe ich endlich mein großes Haus verkauft, und wohne jetzt im Nobelort Timmendorfer Strand an der Ostsee. Hier wohnen fast ausschließlich Leute die sich für etwas Besseres halten. Die Schönen und Reichen, die nicht so Schönen, und nicht so Reichen. Meine hochverehrte Frau Mutter wohnt in Travemünde in meinem Elternhaus. Nicht ums Verrecken ist sie da rauszukriegen. Alles viel zu groß für eine allein stehende, ältere Drachendame. Sie könnte es viel besser haben wenn sie sich im Seniorenwohnheim einkaufen würde, aber da sind ja so viele alte Leute, wie sie zu wissen glaubt. Da gehöre sie ja noch nicht hin. Außerdem brauche sie genügend Platz wenn ihre Canasta- und Romedamen sie besuchen um sich eins hinter die Binde zu kippen, und sich gegenseitig nach Strich und Faden zu bescheißen. Gelogen wird da, dass sich die Balken biegen. Ich war selbst einmal dabei. Jede der alten Schabracken will die besseren Kinder, die erfolgreichere Familie, die schönsten Enkelkinder haben. Wenn es um Kinder geht, hält meine Mutter sich immer vornehm zurück. Sie gibt lieber mit ihrem vor sechs Jahren verstorbenen Gatten an, der schweigend alles ertrug was sie ihm abverlangte. Bis ihm das Herz zerbarst. Offenbar hatte er auch genug von alledem. Und ich war natürlich schuld. Der Vater hätte sich so aufgeregt über diese skandalöse Scheidung. Ja, ja. Immer ich. Dabei hat sie ihn vermutlich so zugetextet, dass die Pumpe den Dienst quittierte. Aber man braucht ja immer einen Sündenbock. Ich habe mich abgefunden mit meinem Schicksal. „Mmh … Nussecken“, sage ich, und mache einen langen, gierigen Hals in Richtung Speisekammer. Die Türe steht gerade offen. Aber der skalpellgleiche Blick von Frau Mama, vereitelt meinen geplanten, feindlichen Übergriff. Sie gönnt mir aber auch nix. Die Zeit meines Pflichtbesuches läuft heute besonders langsam ab. Gleich kommt wieder das allwöchentliche Abschiedsritual, und ich bin erlöst für diese Woche. Nächste Woche gleiches Spiel, gleiches Glück. Glück …? Ich muss auch noch zum Friseur, weil ich heute Abend ein Rendezvous habe, auf das ich mich schon seit Wochen freue. „Also Mutter“, sage ich. „Ich mache mich dann mal wieder auf den Weg. Auf meinem Schreibtisch wartet noch allerhand Papierkram. Brauchst du noch irgendetwas was ich dir besorgen soll?“ Achtung! Jetzt kommt`s: „Ach, Kind. Du weißt doch. So eine arme, alte, einsame Frau braucht nicht mehr viel im Leben. Ich freue mich doch schon wenn du mir ab und zu mal ein bisschen von deiner kostbaren Zeit schenkst. Viel war es ja nicht gerade in letzter Zeit.“ So! Da siehst du es. Das sagt sie immer! Immer ohne Abwandlung, als hätte sie einen speziellen Carla-Abschiedsknopf den sie nur auf mein Stichwort zu drücken braucht. Wenn ich zu ihr sagen würde: „ich fahre jetzt zum Mond um Brötchen zu backen, kommst du mit?“ Ich bekäme die gleiche Antwort wie immer. In Wirklichkeit denkt sie: „hätte ich nicht aufgepasst, meine Nussecken hätte sie auch noch aufgefressen.“ Und außerdem wünscht sie sich unheilbare Gesundheit, egoistisch wie sie nun mal ist. Ich sterbe sicher vor ihr. Jede Wette. Ich mache mich also vom Acker, und besteige meinen sünd-teuren Sportwagen. Kurz bevor ich in den Wagen einsteige, kann ich es mir nicht verkneifen Mutter noch zuzurufen – sie steht in der halboffenen Haustüre und sieht mir nach, als wäre es ein Abschied für immer, so wie immer eben – „ach, ja Mutter! Es ist ja bald wieder kalt, und dann kann ich ja lange Jacken tragen um meinen Hängearsch zu verdecken.“ Ich winke noch fröhlich, und weg bin ich. Uff …! Jetzt brauche ich erst eine Zigarette, muss mich aber be-eilen um nicht zu spät zu meinem Friseurtermin zu kommen. Wenn doch nur schon Abend wäre. Trotz Größe zweiundvierzig um besagten Hängearsch herum - der Rest ist eine Nummer kleiner - bei einer Größe von Einmetersechundsechzig, gibt es doch – wenn auch nur leihweise – einen Mann, der es kaum abwarten kann mich zu sehen. Oh, wenn das Mutter wüsste. Da wäre aber Rom zu klein. Sie fiele glatt ins Koma. Anschließend gehe ich noch bei meiner Freundin Rieke vorbei, sie hat direkt nebenan ein Kosmetikstudio, und ist die einzige von all den Weibern um mich herum, die darauf bedacht ist, dass ich gut aussehe. Sie und Gretje sind die beiden einzigen, die wirklich ehrlich sind, und einem auch das schwarze unter dem Fingernagel gönnen. Den beiden konnte ich mich auch bedenkenlos anvertrauen um wen es sich bei besagtem geliehenem Mann handelt. Sie können noch Geheimnisse für sich behalten. Wahnsinn. Wenn sie einmal gestorben sind, werde ich mich dafür einsetzen, dass sie hinter Glas ausgestellt werden. Ich lasse ein Schild außen an der Scheibe anbringen auf dem stehen wird: „Vom Aussterben bedrohte Exemplare.“ Vorausgesetzt ich lebe noch. Die arme Friseurin hat sich einen Wolf geföhnt um meine naturgelockten, blonden langen Haare glatt zu föhnen, und präsentiert mir die ge-salzene Rechnung. Geglättet gehe ich nach nebenan, und begrüße Rieke mit dem üblichen Küsschen rechts, Küsschen links. Zappelig lasse ich mich auf ihrem bequemen Stuhl nieder, weil ich noch schnell was zum Essen einkaufen gehen muss, und beklage mich bei ihr über die Unverschämtheiten meiner Mutter. Wie aus einem unaufhaltsamen Reflex heraus dreht sich Rieke um, und betrachtet ihren eigenen Hintern im Spiegel. „Mh“, sagt sie selbstvergessen. „Die Schwänze der Männer hängen von Natur aus, und machen auch nicht immer das was man von ihnen erwartet. Darüber redet kein Mensch. Mach dir nichts daraus, wir sind immer noch die Schönsten.“ Dankbar lächle ich sie an und sage: „wir können es ja mal versuchen eine Viagra in Wasser aufzulösen, und unsere Ärsche damit einzureiben.“ Alles lacht, und der Kummer ist vergessen. Ich nehme mir vor etwas mehr zu essen, denn was prall ist kann nicht hängen. Dieses Geheimnis behalte ich aber für mich. Außerdem: „solange die Bananenfalte noch nicht so tief ist wie der Andreasgraben, besteht ja noch Hoffnung.“ Eine Stunde später stehe ich perfekt abgepudert an der Supermarktkasse und muss dringend pinkeln. Ich habe schon Tränen in den Augen. Die Dame vor mir - die mich stark an meine Mutter erinnert - kramt in aller Seelenruhe nach dem passenden Kleingeld, damit die Kassiererin es möglichst kommod beim rausgeben hat. Ganz ver-zweifelt schiele ich nach den Toilettentüren, und schaffe es gerade noch rechtzeitig dorthin. Als ich raus komme, sehe ich gerade noch den Rücken von Renate, die durch das Drehkreuz in den Supermarkt geht. „Oh Herr, ich danke dir“, seufze ich innerlich. Ausgerechnet ihr wollte ich heute nicht über den Weg laufen. Ganz so abgebrüht bin ich dann doch nicht.

Endlich bin ich zu Hause. In meinem Büro bin ich nicht mehr vorbei gegangen. Das hat Zeit bis morgen, scheiß drauf. Ich wohne oben am Berg in dem großen Hochhaus. Wer sich dort auskennt, der weiß, wenn man durchs Hotel geht, mit dem Lift in die achte Etage fährt, dort in einen anderen Lift umsteigt, der kann unbemerkt in die Privatwohnungen gelangen, ohne am Pförtner vorbei zu müssen. Wie gesagt, wer sich auskennt. Eine tolle Sache für Besucher die hier eigentlich nicht hingehören. Sonst wäre es ganz schön kompliziert, mein ganz klitzekleines Affärchen. Nach der Scheidung musste ich meinen Göttergatten ausbezahlen. Frustriert über die Höhe der Summe, habe ich ab und an meine Wut in Alkohol ertränkt. Aber das Ergebnis war niederschmetternd. Schluck für Schluck hat sich das Gesöff, gleichmäßig auf meinen Hüften verteilt. Mir blieb gar keine andere Wahl als mich selbst in den stark angewachsenen Hintern zu treten, und mich im Fitnessstudio anzumelden. Dort rücke ich dieser dummen Angelegenheit jetzt sehr erfolgreich zu Leibe. Nicht mehr lange, und es wird wieder eine achtunddreißig in meinem Kleideretikett zu finden sein. Nur noch sieben Kilo, und die peinliche Frage: „haben Sie das auch eine Nummer größer? hat endlich ein Ende.“ In besagtem Fitnessstudio habe ich auch die anderen Grazien kennen gelernt, die ich im Anschluss vorstelle.

Da wären:

Rieke:

Sie ist Kosmetikerin vom Allerfeinsten. Sie hat ihr eigenes Studio, und drei Angestellte. Diese Frau hat die schönsten Augen die ich je in meinem Leben zu Gesicht bekommen habe. Bei einer Größe von Einmetervierundsiebzig, ist ihre Figur eigentlich tipp topp für ihr Alter. Sie ist ein Jahr jünger als ich. Nur der Bauch hält sich nicht an die Spielregeln, und tut sich besonders hervor. Das ist aber auch schon alles. Sie hat zwei Kinder, beide schon erwachsen, beide gut gelungen, und lebt in einem Haus mit ihrem Lebensgefährten. Seit über zwanzig Jahren verlobt sozusagen. Also mir könnte der Kerl ja die Füße küssen. Ich würde ihn an die frische Luft befördern. Aber es ist sein Haus, und unsere liebe Rieke liebt die Sicherheit, und ist pathologisch Harmonie-süchtig. Sieht so aus, als wäre sie mit ihrem Leben zufrieden. Sagt sie jedenfalls. Nun denn. Jeder nach seinem Gusto. Sie hat genau wie ich, eine etwas über das normale Maß hinausgehend, anspruchsvolle Mutter. Nur lässt Rieke dieser Mutter mehr Raum als ich es zuzulassen gedenke. Sie steht ihr sozusagen in einem vierundzwanzigstündigem Rundumservice – und das täglich – telefonisch zur Verfügung. Außer wenn sie gerade eine Kundin auf ihrer Zauberliege vor sich hat, und ihre Angestellten die Mutter abwimmeln, geht sie sonst immer an den Apparat. Das Wörtchen „Nein“ geht ihr völlig ab. Ich könnte ihr da gerne was abgeben. Will sie aber nicht, die Gute. Typischer Fall von selber schuld. Rieke scheinen die Wechseljahre ganz gut zu bekommen. Sie wird immer schöner. Das freut mich echt. Sie hat´s verdient.

Hanna:

Unsere Familien- und Suchttherapeutin. Würde sie nicht saufen wie ein Seemann, sie wäre echt die Schönste von uns. Sie ist sie Zweitjüngste. Die Ironie in dieser Schilderung fällt wohl hoffentlich jedem selber auf. Es ist unfassbar wie diese Frau es schafft, ihre Alkoholsucht vor den Patienten zu verbergen. Sie ist so eine süße Maus mit ihrer zierlichen sechsunddreißiger Figur, aber alle vier Wochen schießt sie sich dermaßen ins Nirwana, dass sie anschließend eine ganze Woche lang nicht arbeiten kann. Mehrere Versuche meinerseits, ihr zu helfen, waren genauso aussichtslos als wollten wir versuchen quer durch die Ostsee, zu Fuß nach Dänemark zu joggen. Absolute Utopie. Sie ist einfach noch nicht weit genug unten. Und wenn ihr einer helfen müsste diesem Sumpf zu entfliehen, dann doch wohl ihr Mann. Aber der säuft kein Schlückchen weniger. Die beiden sind zum zweiten Mal miteinander verheiratet. Ob es beim zweiten Mal anders ist als beim ersten Mal, oder ob sich wesentliches ändert, entzieht sich meiner Kenntnis und Vorstellungskraft. Die beiden sind allerdings sehr vermögend, was die Motivation in so grenzwertigen Situationen wie Dieser zusammenzuhalten, natürlich noch bestärkt. Wenn sie untergehen sollten, dann werden sie es wohl gemeinsam tun. In der Clique wird sie verächtlich „Marie Huana“ genannt, wenn sie nicht da ist. Das ist zwar ganz lustig, aber es bricht mir das Herz wenn ich sie sehe. Man steht daneben und muss hilflos zusehen. Helfen kann ihr nur einer. Und das ist sie selbst. Also wer ein Suchtproblem hat, und therapeutische Hilfe braucht, der kann sich gerne bei unserer hübschen Hanna melden. Dort ist man gut aufgehoben. Prost.

Rosi:

Der Star der Truppe. Sie ist die Größte, die Schönste, die Beste, die Glücklichste, die Erfolgreichste, die Operierteste von uns allen. Kurzum, sie ist die Reinkarnation von Alice im Wunderland. Sie kann – angeblich – alles, sie hat – angeblich – alles, sie weiß – angeblich – alles, und macht uns vor wie man richtig lebt. Unsere Esoteriktante mit dem dreizehn Jahre jüngeren Mann. Alleine über sie könnte ich ein ganzes Buch schreiben. Bis zu dem Tag an dem sie später dann weggezogen ist, hat sie uns alle hinters Licht des schönen Scheins geführt, mit ihrer heilen Welt. Mit jedem Bankrott den sie auf´s Parkett gelegt hat, sind die Häuser in denen sie gewohnt hat, größer geworden. Uns hat sie dann immer eine ihrer berühmten Märchenstunden aufgetischt wieviel Geld sie doch am Verkauf der Häuser gut macht, nachdem ihr Sklave zu Hause sich die Seele aus dem Leib gearbeitet hat, während die Madam ihren dicken Arsch auf die Ottomane drapiert, und Bücher über´s Seelenheil liest, um uns darüber anschließend zu referieren. Ihr Geld verdient sie mit einer Telefonmarketingfirma auf Schmalspur. Selber tut sie nicht viel. Sie lässt arbeiten. Chefin de Luxe sozusagen. Gut, ihr Arsch ist ja noch in Ordnung, aber bei einer Größe von Einmeterzweiundsiebzig bringt sie stolze fünfundneunzig Kilo auf die Waage. Wo bei uns der Arsch hängt, sind es bei ihr die aufgepumpten Titten. Das kommt davon, wenn man jahrelang keinen BH trägt. Dann geht die Pracht schon mal ins sprichwörtliche Höschen. Die Richtung stimmt jedenfalls. Sie verhüllt ihren Luxuskörper immer mit viel Rüschen und Spitzen. Davon versteht sie was. Sie sieht immer aus wie eine Film-schauspielerin in XXL. Aber nichts desto trotz kann das auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Stern am Himmel der Clique auch in den Wechseljahren ist. Volle Kanne. Und wenn man sich einen so jungen Mann unter den manikürten Kunstnagel reißt, dann kann es schon mal sehr anstrengend werden. Wir haben es von ihr mit großer Euphorie erfahren dass sie jetzt wegzieht. Angeblich der Supergewinn. Aber diesmal brennt der Hut lichterloh, und sie verkauft nicht aus freien Stücken, nein sie muss. Nach allgemeiner Umfrage sieht es nicht so aus, als ob ihr jemand eine Träne nachweint. Unserer Märchentante.

Gunda: