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Das war eine lebensverändernde Entdeckung, dort oben auf dem staubigen Dachboden. Hannah musste die bittere Erfahrung machen, nicht die zu sein, die sie zweiundfünfzig Jahre zu sein glaubte. Man hatte ihr die Wahrheit ein Leben lang verheimlicht. Ohne zu ahnen wo ihre Wurzeln lagen, hatte sie einen Beruf ergriffen, für den niemand auch nur das geringste Verständnis aufbrachte. Den Menschen-, die aus diesem Land kamen, dessen Sprache sie zu ihrem Beruf gemacht hatte, brachte Hannah eine große Zuneigung entgegen. Warum? Das wusste sie selbst nie so genau. So war es eben. Mit Hilfe ihrer Freundin Lisa, hatte Hannah Bekanntschaft mit dem Thema Vergebung gemacht. Sie war bereit zu verzeihen, und ihr Wissen über dieses Geheimnis mit ins Grab zu nehmen. Alte Wunden sollten verschlossen bleiben. Für immer. Hannah war durch eine merkwürdige Zeit gegangen, in der sie in der Agnostik feststeckte. Seltsame, unerklärliche Dinge waren passiert. Man könnte auch sagen: kleine Wunder. Sie fühlte sich dabei, als würde eine unsichtbare Kraft sie vor sich hertreiben. Als wäre sie ferngesteuert. Hannah hatte großes Glück. Alles was geschah, war zu ihrem Besten. Sie war bereit sich treiben zu lassen. Nun wartete das nächste Wunder auf Hannah. Die Liebe.
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Seitenzahl: 114
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Lele Frank
Auf die Plätze, fertig …, Liebe.
Buch 3 der Trilogie
Das Buch
Das war eine lebensverändernde Entdeckung, dort oben auf dem staubigen Dachboden. Hannah musste die bittere Erfahrung machen, nicht die zu sein, die sie zweiundfünfzig Jahre zu sein glaubte. Man hatte ihr die Wahrheit ein Leben lang verheimlicht. Ohne zu ahnen wo ihre Wurzeln lagen, hatte sie einen Beruf ergriffen, für den niemand auch nur das geringste Verständnis aufbrachte. Den Menschen-, die aus diesem Land kamen, dessen Sprache sie zu ihrem Beruf gemacht hatte, brachte Hannah eine große Zuneigung entgegen. Warum? Das wusste sie selbst nie so genau. So war es eben. Mit Hilfe ihrer Freundin Lisa, hatte Hannah Bekanntschaft mit dem Thema Vergebung gemacht. Sie war bereit zu verzeihen, und ihr Wissen über dieses Geheimnis mit ins Grab zu nehmen. Alte Wunden sollten verschlossen bleiben. Für immer. Hannah war durch eine merkwürdige Zeit gegangen, in der sie in der Agnostik feststeckte. Seltsame, unerklärliche Dinge waren passiert. Man könnte auch sagen: kleine Wunder. Sie fühlte sich dabei, als würde eine unsichtbare Kraft sie vor sich hertreiben. Als wäre sie ferngesteuert. Hannah hatte großes Glück. Alles was geschah, war zu ihrem Besten. Sie war bereit sich treiben zu lassen. Nun wartete das nächste Wunder auf Hannah. Die Liebe.
Auf die Plätze, fertig …, Liebe.
Falsch gedacht? Falsch gelebt?
Lele Frank
Impressum
© 2015 Lele Frank
Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
ISBN 978-3-7375-4530-3
Printed in Germany
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
I need him,
to change me.
Aus einem Songtext von Black Sabbath
Wieviel Kraft muss es einen Menschen kosten, ein ganzes Leben lang ein Geheimnis für sich zu bewahren. Immense Kraft. Kraftverbrauch der frustriert, böse macht, und hart. Schuldzuweisungen gebären. Immerzu. Wie hält ein Gewissen-, ein Leben, so etwas nur aus? Hannah wusste wie schlimm es ist, wenn man ein Geheimnis mit sich herum schleppt, wie einen tonnenschweren Mühlenstein. Hätte Lisa Hannah nicht zur Seite gestanden-, sie würde heute immer noch glauben, an Jacobs Tod, schuld gewesen zu sein. Immer noch. Nachdem Hannah über dieses Geheimnis – endlich, nach so vielen Jahren der Last - gesprochen, sich entlastet, sich befreit hatte, wurde plötzlich alles schöner, leichter, freier und bunter heller. Ihre Sichtweise hatte einen so heftigen Stoß bekommen, dass Hannah danach eine komplette Kehrtwende in Sachen Glaube, wagte. Erst noch zweifelnd, dann zaghaft vorwärts strebend. Hier und da stolpernd, aber nicht ohne Mut, wieder aufzustehen. Nun war sie auf einem guten Weg. Schmal noch, aber komfortabel. Raus aus der Zone eines schlechten Gewissens, weg von Dämonen in Albträumen. Weg mit den Schuldgefühlen. Raus aus dem luftleeren Raum des Atheismus, der unsicheren Agnostik. Hannah wurde geführt. Sie wurde bis hin zu dieser alten Eckbank geführt-, in deren Stauraum sie einen Inhalt ans Tageslicht befördert hatte, der alles aus den Fugen riss. Mit einem Schlag. Grundlos-, nur aus purer Neugierde, hatte sie diesem Möbelstück ein lange gehütetes Geheimnis entrissen. Wie …? Wie hält eine Ehe, eine konservative Ehe, zerlebt in tausenden von Konventionen …, das …, das nur durch? Wo hatten die Liebe-, die Lebensqualität, die Aufrichtigkeit, die Wahrheit einen Raum? Wo das Glück? Welche harten, unerbittlichen Vorwürfe, hatten in der Ehe von Hannahs Eltern, die Herzen in Granit verwandelt? Es müssen unendlich viele gewesen sein. Viele geschwiegene Vorwürfe. Bis heute.
Hannah erhob sich von ihrem Nachdenkplatz. Es war Zeit zurück zu gehen. Lisa würde gleich zu einem Besuch kommen. Ihr erster Besuch in der neuen Wohnung. Vorgestern war die neue Küche erst eingebaut worden. Vorher wollte sie Lisa nicht herein lassen. Es sollte alles fertig sein. Das Badezimmer war im Nullkommanix neu gestaltet. Fast ohne Dreck. Nur das Herausreißen der Wanne-, weil Hannah eine neue haben wollte, das war etwas umständlich. Aber auch kein riesen Akt. Die Wände wurden mit Spiegeln verklebt, die restlichen Flächen schwarz lackiert, neue Objekte und Armaturen angebracht, und fertig. Waschmaschine und Trockner standen jetzt in dem kleinen Abstellraum neben der Küche. Der Klempner hatte den Anschluss dafür von der Küche aus gelegt. Keine große Sache. Die Küche stand nun knappe zehn Zentimeter weiter vorne, was zur Folge hatte, dass die Arbeitsplatte nun tiefer war, als gewöhnlich. Wer es nicht wusste, bemerkte es nicht. Außer einem neuen Esstisch mit vier neuen, sündteuren Stühlen, und einem neuen, zweckmäßigen Schreibtisch, waren fast alle Möbel mit umgezogen. Hannah hatte von der Summe, aus dem Verkauf der eigenwilligen Giacometti-Kopien, fast noch die Hälfte des Geldes übrig. Bis zum Beginn der ersten Schulferien-, wenn dann hier so langsam die ersten Feriengäste eintrudelten-, wären es noch über zwei Wochen. In dieser Zeit wollte Hannah nichts Berufliches arbeiten. Sie musste sich dringend um eine wichtige Angelegenheit kümmern. Eine Herzensangelegenheit. Mit so viel Geld auf dem Konto, wollte sie sich die zwei Wochen Freizeit, ausnahmsweise Mal gönnen. „Ich habe es verdient“, musst sie sich immer wieder selbst beruhigen. So schnell lässt sich ein schlecht konditioniertes Gewissen, nicht auf eine neue Denkweise umrüsten. Später-, wenn es draußen vor Menschen nur noch so wimmelte-, dann wollte sie wieder mit ihrer Arbeit als Übersetzerin fortfahren. Jetzt nicht. Auf ihrem Nachdenkplatz hätte sie dann sowieso dann keine Ruhe mehr. Zu viele Menschen. Bis mindestens Ende August müsste sie dann auf dem Balkon nachdenken. So lange blieben die Feriengäste. Danach wurde es wieder ruhiger. Hannahs Lieblingsmonat war schon immer der November. Seit je her. Schon als Kind. Dann, wenn die See am Horizont mit dem Himmel verschmolz, und die Welt so unendlich aussah. Das war Hannahs Zeit. Dann lebte sie auf. Langsam schlenderte sie wieder zurück. Sie lag gut in der Zeit. Zum Abendessen gab es Matjes nach Hausfrauen Art. Bis auf die Pellkartoffeln war alles schon fertig, und vorbereitet. Bei dem Wetter würden sie sogar auf dem Balkon essen können. Hannah freute sich auf Lisa, fast sechs Wochen hatten sie sich jetzt nicht mehr gesehen, und nicht mehr ausführlich gesprochen. Sie war gespannt, was Lisa zu ihrer neuen Bleibe sagen würde. Ob es ihr gefiel. Ein Zimmer weniger-, das fiel auf. Hannah verließ die Waterkant, und bog ab, in Richtung des großen Appartementhauses. Sie blinzelte in Richtung Promenade, auf der eine Person stand, und heftig winkte. „Huhuuu“, plärrte die geliebte Freundin, ohne einen Hauch von Hemmungen. So war sie. Selbstsicher und gelassen. Noch einmal, und noch lauter: „huhu.“ Wo treibst du dich denn rum? Ich habe schon bei dir geklingelt.“ Spaziergänger drehten sich nach Lisa um, weil sie schrie wie am Spieß. Hannah sah auf ihre Uhr, und grinste. Eine halbe Stunde vor dem verabredeten Termin. Das sah Lisa ähnlich. Neugierde war ein fantastischer Antrieb. Immerzu und jeder Zeit. Davon konnte sie selbst ein Liedchen trällern. Auf der Promenade angekommen, umarmten sich die beiden Freundinnen, als kämen sie gerade mit heiler Haut, von einer halbjährigen Nordpolexpedition zurück. Eine aufrichtige Freundschaft, in der es keine Lügen, kein falsches Getue, keine Blendung gab, das war wirklich mit Geld nicht zu bezahlen. „Na du? Du bist ja noch am Stück. Sieht ja aus, als hättest du Dachbodenräumung und den Umzug unbeschadet überstanden. Ich habe meine Schlafsachen dabei. Heute wirst du mich nicht los. Mein lieber Ehemann Lasse ist geschäftlich in China. Ich habe also Narrenfreiheit. Was gibt es denn gutes zu essen? Zeige mir mal von außen deine Wohnung. Welche ist es denn?“ –„Vergiss nicht zu atmen, Lisa. Nicht, dass wir noch den Notarzt rufen müssen. Hier – Hannah zeigte auf die linke Eckwohnung der Endetage – ist sie. Blick von Grömitz bis zur Hafeneinfahrt in die Trave. Wasser soweit das Auge reicht. Alles inclusive.“ –„Und diese Straße? Nervt die dich nicht?“ –„Ich habe keine Zimmer zur Straße, Lisa. Meine Wohnung ist komplett zur See. Nur der Eckbalkon und das große Fenster an der Seite sind leicht vom Verkehrslärm beeinträchtigt. Aber abends werden hier mit großer Zuverlässigkeit, die Gehsteige hochgeklappt. Mit dem letzten Bus ist Grabesstille. Nun komm. Sie es dir selbst an.“
„Maria und Josef. Alle Heiligen im Himmel. Hat die Frau ein Glück gehabt.“ Lisa stand wie angewurzelt, und starrte aufs Wasser. „Als du mir erzählt hast, Hannah, dass die Rosenbaums ältere Leute sind, habe ich mir eine stinkkonservative Wohnung vorgestellt. Hier ist ja bis aufs Bad und den Abstellraum, fast alles komplett offen. Die Wohnung sieht riesig aus. Man soll nicht glauben dass es über zwanzig Quadratmeter weniger sind, als deine alte Stadtwohnung.“ –„Es sind sogar fast dreißig. Die Rosenbaums haben versehentlich den Balkon voll angerechnet, und den Abstellraum dazugezählt. Aber wie du siehst, es hat alles gut funktioniert. Wenn wir mal ehrlich sind, Lisa. Hundertzehn Quadratmeter waren für eine Person auch reichlich üppig. Die habe ich nie wirklich gebraucht.“ –„Nun musst du mir aber alles ganz genau erzählen. Ich bin gespannt wie ein Regenschirm, weil du am Telefon ja auch so seltsame Andeutungen gemacht hattest. Es klang ja fast, als hättest du auf dem Dachboden den Kronschatz gehoben. Was ist den passiert?“ –„Gleich. Sei nicht so ungeduldig. Ich habe Hunger. Lass mich bitte schnell die Kartoffeln aufstellen. Wir sitzen draußen, Lisa. Weißwein?“ –„Hast du auch ein kaltes Bier da? Ich brauche erst etwas für den Durst. Mann, ist das heiß heute. Wir kriegen bestimmt noch ein Gewitter. Aber danach schließe ich mich dir an, und trinke auch ein Glas Wein. Du hast übrigens ganz schön Gewicht verloren, wenn ich dich so betrachte. Donnerwetter. Kein Arsch mehr in der Hose. Da könnte man glatt neidisch werden.“ –„Ja. Sieben Kilo. Aber jedes Kilo weniger, hat mir eine schicke Falte im Gesicht, mehr beschert. Gestern hatte ich zum ersten Mal Zeit, so richtig in den Spiegel zu sehen. Ich bin richtig erschrocken darüber, wie alt ich geworden bin.“ –„War ja auch alles ein bisschen viel auf einmal. Man darf gar nicht darüber nachdenken: freche Skulpturen die in der Wohnung umher laufen, ein Buch das sich selbstständig wieder auf den Tisch legt, und dann noch dieser überstürzte Wohnungstausch mit einem anschließenden Umzug. Das haut doch den stärksten Seemann vom Deck.“ Hannah drehte sich vom Herd um, und sah ihre Freundin lächelnd an. „Hast du eine Ahnung, Lisa. Hast du eine Ahnung. Das war noch längst nicht alles.“ Sie trugen gemeinsam das Geschirr nach draußen, schenkten ihre Gläser voll, und nahmen auf dem Balkon Platz. „Ist das herrlich hier“, sagte Lisa. „Wenn ich alleine leben würde, dann würde ich sofort das große Haus verkaufen, und mir auch so etwas zulegen. Aber eine richtig große Wohnung in dieser Lage …, kann ja kein Mensch bezahlen. Jetzt erzähle mir mal der Reihe nach. Was hast du überhaupt für deine Wohnung bekommen?“ Hannah schüttelte mit dem Kopf, und lachte. „Das wirst du nicht für möglichhalten, Lisa. Meine alte Wohnung hat sich in knapp fünfundzwanzig Jahren, vom Wert her, mehr als verdoppelt. Und ich dachte, dass keiner mehr in einer Fußgängerzone leben möchte, weil ich in der Zeitung und im Internet, keine Angebote gefunden hatte. Dabei ist es umgekehrt. Es gibt keine Angebote, weil niemand verkaufen will. Ich war vollkommen auf dem Holzweg mit meiner Einschätzung. Die Rosenbaums haben mir dreihundertsechzigtausend Euro dafür bezahlt. Der Hammer war: als wir beim Notar saßen, stellte es sich heraus, dass zu dieser Wohnung hier zwei Tiefgaragenplätze gehören. Das wussten die Rosenbaums gar nicht mehr, weil sie ja nur ein Auto hatten. Er hatte es komplett vergessen. Kann man sich das vorstellen? Trotzdem habe ich nur zweihundertdreißig für die Wohnung bezahlen müssen. Den Garagenplatz haben sie mir geschenkt, weil er sich mit der Wohnfläche vertan hatte, und dem Notar falsche Angaben vorlegte. Sekunde. Ich muss die Kartoffeln vom Herd nehmen. Bin gleich wieder da. Willst du sie mit- oder ohne Schale?“ –„Mit.“ –„Prima. Ich auch.“