Heiteres Strandleben (schwäbisch) - Lele Frank - E-Book

Heiteres Strandleben (schwäbisch) E-Book

Lele Frank

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Beschreibung

Der Sommer, sagt jeder, habe so gewisse Vorzüge, das Wetter betreffend. Auf den Sommer, sagt jeder, lässt man so schnell nichts kommen. Es sei denn, er präsentiert sich von seiner unrühmlichen Seite. Dann wird schnell gemault und gemeckert, sich beschwert und das Gesicht lang gezogen, oder unter die Sonnenbank platziert. Allen voran - die Meckerer meine ich natürlich - diejenigen, die die kluge Entscheidung entschieden haben, die Ferien hierzulande zu verbringen. Hierzulande ist es nämlich sehr schön. Mitunter sogar schöner, als in jenen Landen, wo man die Sprache nicht versteht, die Sonne letztlich doch viel zu heiß und unerträglich ist, und die Matratze viel zu weich-, viel zu hart ist, mitunter sogar fröhliche Kolonien beherbergt, die Wände zu dünn zum Stehen, das Essen zu schlecht um auf dem Tisch zu landen, und der simple Genuss einer läppischen Tasse Kaffee, kraterähnliche, dunkle Löcher in die Urlaubskasse reißt. Es sollen schon Urlauber aus dem Urlaub zurückgekommen sein, die sich von diesen Tatsachen nie wieder so richtig erholt haben, und sich schworen, im nächsten Jahr, die kostbare Ferienzeit zu Hause zu verbringen. Der Nachteil daran ist nur: … dann hat man wenig-, oder überhaupt Nichts zu erzählen. Doch wer eine Reise tut …, der hat auch was zu lachen. Sollte man meinen.

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Seitenzahl: 107

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Lele Frank

Heideres  Strandlääba

Übersetzung:  Heiteres Strandleben.

Buch 13

Das Buch

Der Sommer, sagt jeder, habe so gewisse Vorzüge, das Wetter betreffend. Auf den Sommer, sagt jeder, lässt man so schnell nichts kommen. Es sei denn, er präsentiert sich von seiner unrühmlichen Seite. Dann wird schnell gemault und gemeckert, sich beschwert und das Gesicht lang gezogen, oder unter die Sonnenbank platziert. Allen voran - die Meckerer meine ich natürlich - diejenigen, die die kluge Entscheidung entschieden haben, die Ferien hierzulande zu verbringen. Hierzulande ist es nämlich sehr schön. Mitunter sogar schöner, als in jenen Landen, wo man die Sprache nicht versteht, die Sonne letztlich doch viel zu heiß und unerträglich ist, und die Matratze viel zu weich-, viel zu hart ist, mitunter sogar fröhliche Kolonien beherbergt, die Wände zu dünn zum Stehen, das Essen zu schlecht um auf dem Tisch zu landen,  und der simple Genuss einer läppischen Tasse Kaffee, kraterähnliche, dunkle Löcher in die Urlaubskasse reißt. Es sollen schon Urlauber aus dem Urlaub zurückgekommen sein, die sich von diesen Tatsachen nie wieder so richtig erholt haben, und sich schworen, im nächsten Jahr, die kostbare Ferienzeit zu Hause zu verbringen. Der Nachteil daran ist nur: … dann hat man wenig-, oder überhaupt Nichts zu erzählen. Doch wer eine Reise tut …, der hat auch was zu lachen. Sollte man meinen.

Heideres Strandlääba

Auf der Suche nach lachenden Menschen.

Lele Frank

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

© 2015 Lele Frank

Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

ISBN 978-3-7375-6249-2

Printed in Germany

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Froh schlägt das Herz im Reisekittel,

Neulich, vor sieben Jahren, befiel mich der nicht ganz unbedenkliche Wunsch, den Strand – den nordwestdeutschen Ostseestrand, um etwas präziser zu werden – für einen Tag, mit meiner Wenigkeit zu zieren. In meinem Fall bedarf es immer einer sorgsamen Planung, und muss wohl überlegt sein. Nicht jeder Mensch ist in seiner Natur so robust, dass ihm dieses Vorhaben ohne bleibende Eindrücke, zu einem freudigen Erholungstage gereicht. In meinem Fall will es wohl überlegt sein. In meinem Fall ist es anders. Vielleicht ist es falsch, wenn ich das jetzt erwähne, vielleicht ist es aber auch nicht falsch. Nun, ich erwähne es vorsichtshalber, damit mir am Ende niemand einen Vorwurf machen kann, ich hätte es nicht erwähnt. Ich hasse Lärm.

Vielleicht scheint ja auch morgen überhaupt keine Sonne, gab ich mich vor dem Zubettgehen, einer nicht ganz uneigennützigen Hoffnung hin. „Sei nicht albern. Sei nicht so weicheiig“, du eigenbrötlerisches Rührmichnichtan.“ Das war eine meiner unzähligen, inneren Stimmen. Sie kam auf dem Fußweg meiner Zweifel daher, und gab ihren ungefragten Senf dazu. Ich machte ein Gesicht wie saure Milch, und tat so, als habe ich überhaupt nichts gehört. Unbeeindruckt prüfte ich ein letztes Mal meine Dokumente, damit die junge Frau, die eines Tages meinen Nachlass verteilen sollte, nicht unnötigen Suchereien ausgesetzt wäre. Immerhin ist die Möglichkeit, dass mir bei einem derart waghalsigen Unternehmen etwas zustößt, nicht ganz von der Hand zu weisen. Stellen sie sich nur einmal vor, meinem Nachbarn platzt das Trommelfell, und Teile dieses unentbehrlichen Organs sausen wie Schrapnelle durch die Lüfte, und treffen mich an der sehr empfindlichen Schläfe. Das kann ganz schön ins Auge gehen. Unkalkulierbar die Folgen. „Ha, ha“, lacht meine selbstsichere Glaubensstimme mich aus. „Du hast sie ja nicht alle“, bemerkt sie noch charmant hinterher. Wir kennen uns gut, meine Glaubensstimme und ich. Das kommt daher, weil wir oft einer Meinung sind. Ich tue jedenfalls immer so, als sei ich mit ihr einer Meinung. Heute allerdings fehlt mir die sonst so typische Farbe der Motivation, in meiner vorlauten Glaubensstimme. Heute höre ich Hohn und Spott in den höheren Oktaven klirren. Ganz deutlich.

Die letzten Vögel schießen durch die Luft, in der Hoffnung noch einen saftigen Happen zu ergattern, um sich dann zur Ruhe zurückzuziehen, bevor die Dämmerung den Tag zuschließt. Die Luft gleicht Samt und Seide. Eine Umarmung könnte nicht schöner sein.  Eine  leichte Unruhe beschleicht sich Meiner, was unwillkürlich nach sich zieht, dass ich etwas mehr als gewöhnlich rauche. Die letzten beiden Stunden sind meiner Erinnerung irgendwie abhandengekommen, eine leichte Desorientierung ergreift von mir Besitz. Ich suche meine Zigaretten. Eben hatte ich sie noch in der Hand. Meine Glaubensstimme sagt „Dösbaddel“ zu mir, ich übe mich in Ignoranz. Ich versichere ihnen, es fällt mir schwer. In Diskussionen ist das letzte Wort, mit auffälliger Häufigkeit, meinem Munde zu entnehmen, was die Kompatibilität meiner Wenigkeit, gehörig zurechtstutzt. Und derartige Anschuldigungen wie „Dösbaddel“, lasse ich für gewöhnlich, keineswegs unkommentiert. Aber im Augenblick, ist mein Hauptaugenmerk, auf die Suche nach den Zigaretten gerichtet. Es beschneidet meine Schlagfertigkeit, mit der ich für gewöhnlich Antworten abschieße. Wie sie feststellen können, schone ich mich nicht, wenn es um die Beurteilung meiner eigenen Person geht. Ich neige zur schmerzhaften Ehrlichkeit. Auch mir selbst gegenüber. Zumindest was die letzten Jahre betrifft. Dies ist auch der triftige Grund dafür, warum ich ihnen glaubhaft versichern möchte, dass diese Geschichte erzählt werden sollte. Auch wenn ich Prinzipien hinter die Büsche werfe, und ins Lästern abschweife, so will ich doch versichern, dass ich sie anständig erzählen will, diese Strandgeschichten. Diesen einen besonderen Tag Urlaub zu Hause. Niemand wird geschont. Keine Familienrücksichten, nicht einmal mich selbst. Obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass sie sich jetzt schon ein Urteil gebildet haben. Urteile bilden sich gerne, auch ohne zu wissen woher sie kommen. Lieber mal im Trüben fischen, aber Hauptsache ein Urteil haben. So ist es doch. Tun sie nicht so, als ob es bei ihnen nicht so wäre. Ich gebe es doch auch zu. Ah …, da sind sie ja, meine geliebten Glimmstängel. Nicht mal einen Meter von mir entfernt, auf dem Schreibtisch. Gut sichtbar. Meine Augen lassen nach. Oder war wieder einmal die Pforte der Erinnerung verschlossen. Ich weiß es nicht. Das Alter. Ich brabbele etwas missmutig vor mich hin, und kann mich irgendwie selbst nicht leiden. Aber ein Rückzieher kommt auf keinen Fall in Betracht. Was ich mir einmal vorgenommen habe, ziehe ich auch durch, mit der stoischen Konsequenz eines Maulesels, der nicht im Traum daran denkt, seine dünnen Beine in Bewegung zu setzen, wenn er es nicht will.

Ich zünde mir gerade eine neue Zigarette an, und will ganz in Ruhe auf dem Balkon meinen Abendkaffee trinken, als das Telefon schellt. Wenigstens weiß  ich  wo  es  liegt,  meine Erinnerung  hat sich wieder eingefunden. Es ist meine Nachbarin. Sie hat von meinem Vorhaben gehört. Es hat sich im Haus herumgesprochen. Wie ein Trompetenstoß donnert ihr lautes „Hallo“ durch die Leitung. Sie gibt sich betont fröhlich, um ihre Bedenken zu vertuschen. In dem Moment landen zwei Möwen auf dem Flachdach unter mir, und beginnen lauthals zu streiten. Man versteht sei eigenes Wort nicht mehr, und ich bin genervt. Sollten die nicht längst im Möwenbett sein? Meine Nachbarin fragt mich, ob ich mir das auch gut überlegt hätte, was ich da vorhabe. Sie bemüht sich nun nicht mehr, ihre Zweifel zu unterdrücken. Sie erkundigt sich nach meiner Intension, will wissen, was ich mir denn davon verspreche. Also erkläre ich ihr, dass ich mich darauf freuen würde, endlich mal wieder fröhliche, lachende, entspannte, gelassene und heitere Menschen zu Gesicht zu bekommen. Solche, die ihren Urlaub genießen, und sich darüber freuen, hier an unserem schönen Strand die Zeit verbringen zu dürfen. Hier, wo sich die Flut nicht an den Strand wagt. Hier wo es keinen lästigen Tidenhub- kein matschiges Watt gibt. Hier, wo der „Ewige“ sich in seiner Architektur so richtig ins Zeug geworfen hat. Die Nachbarin sagt zwar, das könne sie gut verstehen, hält aber an ihren Bedenken fest. Sie erinnert mich daran, dass hier bei uns die Uhren anders ticken. Unsere vier Jahreszeiten  heißen:  Herbst, Winter, Frühling und Hauptsaison. Aber ich lasse nicht an meinem Entschluss herumfingern, und lenke das Gespräch in eine neutralere Richtung. So dies und das, was eben in so einem großen Haus alles vorkommt. Mal wieder ist jemand verstorben, und wir trauern alle kollektiv, wenn auch nur kurz. So ist das Leben. Ein bisschen Schwund ist immer. Unter mir erreichen die Streitigkeiten der beiden Möwen ihren Höhepunkt. Das Männchen krakeelt derart laut, dass man ihm am liebsten, ohne mit der Wimper zu zucken, den Hals umdrehen möchte. Ohne Unterlass versucht er seine Partnerin zu besteigen, die ihm aber gleichmütig die kalte Schulter zeigt. Sie denkt nicht im Traum daran, ihm zum Gefallen zu sein. Das bringt den frustrierten Möwerich so richtig auf die Palme. Er tanzt um sie herum, breitet seine immens großen Flügel aus, macht einen auf großen Macker, wirft seinen Kopf in den Nacken – morgen wird er einen steifen Hals haben – und schreit sich die Seele aus dem Leib. Jetzt reicht’s mir aber. Für solche Fälle habe ich eine kleine Schachtel mit kleinen Kieselsteinen darin. Ich hole sie schnell – sie steht immer griffbereit in der Ecke – und feuere den ersten Stein ab. Meine Nachbarin stimmt mir zu, und erzählt mir, dass sie diese Krakeelerei dieser fiesen Jäger auch nicht leiden kann. Sie wünscht mir, dass ich gute Zielerfolge habe. Beim vierten Versuch lande ich einen Volltreffer, und die beiden Flatterviehcher machen sich beleidigt vom Acker, besser gesagt vom Flachdach. Ruhe. Oh, wie schön. Ich erzähle meiner Nachbarin noch die Geschichte, als ich hier eingezogen bin. Zehn Jahre ist das jetzt her, und keinen Tag habe ich es bereut. Als alles in der Wohnung fertig war, habe ich für meinen kleinen – eher winzigen – Freundeskreis, eine kleine Einweihungsfeier ausgestattet. Mit viel Liebe und Sorgfalt, habe ich das Essen zubereitet, und keine Kosten und Mühen gescheut. Es war im Herbst, ich erinnere mich noch genau. Draußen war es ziemlich kühl, und ich nutzte meinen Balkon als Kühlschrank, um das Carpaccio bis zum Abend aufzubewahren. Richtig teures Fleisch von kanadischen Rindern. Sehr schwer dranzukommen. Man muss es tagelang vorbestellen, in dem einzigen Laden, wo man es überhaupt bekommen kann. Diese kostbare Vorspeise habe ich dann mit einem sündteuren Madagaskarpfeffer bestreut, und nur einen Hauch Fleur de Sel darüber gegeben. Bevor man es serviert, kommen noch ein paar Tropfen allerfeinstes Knoblauch und Olivenöl, obenauf. Ein Gedicht. Ein unvergleichlicher Genuss, begleitet von einem köstlichen Walnuss Brot. Schon bei der Zubereitung lief mir das Wasser im Munde zusammen. Ich habe also die ganze Pracht auf eine große Platte garniert, und sogfältig mit Alufolie abgedeckt, es zur Kühlung auf besagten Balkon verfrachtet, und mich den Folgespeisen zugewandt. Nie im Leben hätte ich geahnt, dass mir eine peinliche Blamage bevorstehen würde, die mich für Wochen verstören würde. Als die Gäste da waren, will ich mein Kunstwerk servieren, und gehe hinaus, um eben dieses hereinzuholen. Nun …, was soll ich sagen, da stand eine geleerte Platte, und daneben lag ein schlappes Alupapier. Das Fleisch war verschwunden. Nicht ein Krümel war mehr da. Kein Beweisstück wurde hinterlassen. Alles ratzeputz aufgefressen. Auf dem Geländer thronte eine abartig große Möwe, und amüsierte sich über mein Entsetzen. Frech blickte sie mir genau in die Augen, ich verlor die Contenance. Mit lautem Gebrüll raste ich auf sie zu, und wollte sie auf der Stelle töten. Sie ließ mich ziemlich nahe an sich herankommen, um in mir Hoffnung zu verbreiten, bevor sie mit einem eleganten Flügelschlag abhob, und das Weite suchte. Sie rief mir noch etwas zu, sicher eine bodenlose Unverschämtheit, aber ich verstehe leider kein Möwisch. Das ist auch besser so. Hohn und Spott kann ich nicht so gut vertragen. Nun …, seitdem habe ich diese Erdenbewohner zu meinen persönlichen Erzfeinden erklärt. Nach all den Wirrnissen dieser Niederlage, lief der Abend doch noch sehr erquicklich.  Aber  die  Erinnerungen  daran, verursachen mir immer noch nervöse Zuckungen. Beim Anblick einer Möwe, tritt mir der Schweiß auf die kalte Stirn, und animalische Mordgelüste ergreifen von mir Besitz. Meine Nachbarin schüttet sich fast aus vor Lachen, aber in Ermangelung meines Verständnisses, kann ich leider nicht mit ihr, in dieses glockenhelle Lachen einstimmen. Ich füge noch hinzu, dass dieses Teufelsmistvieh, noch heute ab und an vorbeikommt, und sich frech auf die Brüstung setzt, um in mein Zimmer zu starren. Sein Blick sagt mir eindeutig, dass es an der Zeit wäre, ihm einmal wieder einen Leckerbissen zu präsentieren. Längst springe ich schon nicht mehr auf, um die Balkontür aufzureißen, und es zu vertreiben, dieses mistige Mistvieh. Gedemütigt und resigniert, gereicht es mir lediglich noch zu einem müden „scht.“ Zu mehr fehlt mir die Kraft. Ich fühle mich besiegt, und niedergeschlagen.