Auf die Plätze, ferti ..., Vergebung - Lele Frank - E-Book

Auf die Plätze, ferti ..., Vergebung E-Book

Lele Frank

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Beschreibung

Ein halbes Leben lang schon, macht sich Hannah Vorwürfe, über das was sie getan hat. In schlaflosen Nächten kommen ungebetene Gäste, und stellen sich an ihr Bett. Sie zeigen mit dem Finger auf sie, als wäre Hannah eine Auserwählte. Sie – die Gäste – haben eine Menge Bilder im Gepäck. Bilder aus der Vergangenheit. Bilder, die Hannah das Leben schwer machten- …, ihr die Lebensfreude raubten. Bilder von einem Menschen, der in ihrem Haus starb. Sie rollten ihn in ihre Träume-, den Stein des Anstoßes. Hatte sie ihn umgebracht? Erst als Hannah auf ein Gespräch drängt-, darauf besteht sich zu offenbaren, wird sich etwas ändern. Erst danach schlägt sie einen neuen Weg ein, den sie bisher nur belächelt hat. "Ach …, geht mir bloß weg mit eurem Gott", hat sie bisher immer gesagt. "Wo ist er denn, wenn unschuldige Menschen, ungerechten Kriegen und Terror ausgesetzt sind? Wo ist er, wenn hilflose Kinder leiden müssen? Warum ist er nicht da, wenn Tiere misshandelt, und geschunden werden? Die sind doch nun wirklich frei von Sünde. Wo ist er dann, euer Gott? Wo? Diese Aussprache wird Hannahs Leben verändern Sie fängt an zu begreifen. Zu sehen. Zu verstehen. Zu vergeben.

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Seitenzahl: 124

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Lele Frank

Auf die Plätze, fertig …, Vergebung.

Buch 1 der Trilogie

Das Buch

Ein halbes Leben lang schon, macht sich Hannah Vorwürfe, über das was sie getan hat. In schlaflosen Nächten kommen ungebetene Gäste, und stellen sich an ihr Bett. Sie zeigen mit dem Finger auf sie, als wäre Hannah eine Auserwählte. Sie – die Gäste – haben eine Menge Bilder im Gepäck. Bilder aus der Vergangenheit. Bilder, die Hannah das Leben schwer machten- …, ihr die Lebensfreude raubten. Bilder von einem Menschen, der in ihrem Haus starb. Sie rollten ihn in ihre Träume-, den Stein des Anstoßes. Hatte sie ihn umgebracht? Erst als Hannah auf ein Gespräch drängt-, darauf besteht sich zu offenbaren, wird sich etwas ändern. Erst danach schlägt sie einen neuen Weg ein, den sie bisher nur belächelt hat.

„Ach …, geht mir bloß weg mit eurem Gott“, hat sie bisher immer gesagt.  „Wo ist er denn, wenn unschuldige Menschen, ungerechten Kriegen und Terror ausgesetzt sind? Wo ist er, wenn hilflose Kinder leiden müssen? Warum ist er nicht da, wenn Tiere misshandelt, und geschunden werden? Die sind doch nun wirklich frei von Sünde. Wo ist er dann, euer Gott? Wo? Diese Aussprache wird Hannahs Leben verändern Sie fängt an zu begreifen. Zu sehen. Zu verstehen. Zu vergeben.

Lele Frank

Auf die Plätze, fertig …, Vergebung.

Buch 1 der Trilogie

Impressum

© 2015 Lele Frank

Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

ISBN 978-3-7375-4528-0

Printed in Germany

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

I need him,

to change me.

Aus einem Songtext von Black Sabbath

Ich war es, der ihn umgebracht hat. Ich.“  –„Mh ...?“ -„Ich habe gesagt, dass ich es war, der ihn umge ...“ –„Ja, ja. Ich habe dich schon verstanden. Aber ich habe dich nicht verstanden. Was meinst du damit, wenn du sagst, dass du ihn umgebracht hast? Was willst du mir sagen? Das kann ja wohl kaum …, ist das dein Ernst? Was soll das hier werden? Märchenstunde?“ –„Ich muss das jetzt endlich mal loswerden. Bei irgendwem. Loswerden einfach. Und du bist ja nun mal da, und wir reden über ihn. Bitte.“ –„Also ehrlich. Jetzt hör auf mit dem Blödsinn. Du spinnst wohl, oder willst du mich verar …, ähm, auf den Arm nehmen?“ –„Ich habe etwas Besseres, Schöneres, Sinnvolleres zu tun, als dich auf den Arm zu nehmen. Das darfst du mir wirklich glauben. Glauben-, sagte ich gerade. Jetzt sei doch mal ernsthaft ernst, und ziehe es nicht ins Lächerliche. Bitte. Danach ist mir nicht. Kein bisschen. Es ist genauso, wie ich es gesagt habe. Leider. Hör mir doch einfach nur mal kurz – nein, besser lang - zu.“ – „Ja, ja. Und im Himmel ist Kirmes. Das glaubst du doch wohl selbst nicht. Lass das. Mach keine Scherze. Mir wäre viel lieber, du würdest weniger Steaks verdrücken, als so einen Mist zu verzapfen. Fleisch ist ungesund. Wie oft soll ich das noch sagen.“ –„Lisa, die inkonsequente Vegetarierin. Ha, ha. Aber wie du meinst, Lisa. Dann ist es wohl besser, wenn ich mich bei der Polizei melde, und die Sache endlich mal aufkläre. Egal, wie viele Jahre es zurück liegt. Jedenfalls kann ich mit dieser Schuld nicht mehr länger weiterleben. Das halte ich nicht mehr aus. Ich will das mal loswerden. Wenigsten schon einmal darüber reden. Ein bisschen. Nein …, alles. Jetzt. Du musst dir das nicht anhören, Lisa. Ein Wort von dir genügt, und ich bin sofort still. Sag einfach nur: nein, und ich schweige wie ein, ein …, Dingsda. Ein Grab. Also?“ Hannah steckt sich ein großes Stück Roastbeef in den Mund, und kaut zu wenig. Sie schluckt wie ein Huhn das Wasser trinkt. Und noch eins. Lisas Käseteller ist noch unberührt.    Lisa gab sich geschlagen, und setzte sich etwas bequemer auf das große, weiße Sofa, mit den verstellbaren Rückenlehnen. Wie gut, dass sie sich prophylaktisch bei ihrem Mann, für die Nacht, abgemeldet hatte. Das hier kann dauern. Eigentlich sollte es ein lustiger Mädchenabend werden, aber Gabriele hatte im letzten Moment abgesagt. Ihr Weisheitszahn brachte sie um den Verstand, sie musste zu einem Notarzt. „Vermutlich wäre das der letzte gemeinsame Tag, mit ihrem Weisheitszahn gewesen“, jammerte sie ins Telefon. Seltsamer Abschiedsschmerz. Woran Frauen so alles hängen. Und dann das hier … Das würde wohl, Tatsache, etwas länger dauern. Lisa schenkte noch etwas Weißwein in die fast leeren Gläser, und zündete sich und Hannah, eine neue Zigarette an. Lisa war Nichtraucherin. Doch manchmal … „  Aber erzähle mir bloß keine Schauermärchen“, sagte sie mit in Falte – sie hatte nur eine - gelegter Stirn, zu Hannah. Was das hier werden sollte, war Lisa nicht ganz klar. Nach dieser knallharten Eröffnung, war ihr aber doch etwas mulmig zu Mute, und sie hoffte, dass sich alles zum Guten aufklären-, als Irrtum herausstellen würde. Vielleicht nur ein Traum. Na ja. Zuhören konnte man ja mal. Ungern. Bei Hannah wollte sie da eine Ausnahme machen. Lisa liebte Hannah. Sie waren schone eine halbe Ewigkeit, beste Freundinnen. Fast dreißig Jahre, um genau zu sein. Noch nicht ganz. Aber bald. Bald werden es dreißig Jahre. Bisher dachte sie, dass sie voneinander schon alles wüssten. Das war wohl nur ihre Sichtweise, und entsprach nicht der realen Realität. Hannah saß ihr gegenüber, und blickte sie mit versteinerter Miene an. Die Beine im Schneidersitz, den Rücken ganz gerade. Das bedeutete nichts Gutes. Nicht bei Hannah. Ein gerader Rücken und Hannah …, das hieß: Achtung! Gleich passiert was. Hannah wartete, bis Lisa fertig war mit Gläser einschenken, und endlich still saß. Letzte Nacht hatte sie schon wieder einen üblen Albtraum. Nach so langer Zeit mal wieder. Nach fast fünfundzwanzig Jahren. Wie war so etwas nur möglich? Wo war er die ganze Zeit? In welcher Ecke lag er rum, und lauerte auf seinen erneuten Einsatz? Hinter dem hohen, unübersehbaren Wall der Arbeit vermutlich. Dahinter kann man sich nämlich wunderbar verstecken. Warum konnte er nicht endlich verschwinden-, aus ihren Gedanken. Aus ihren Träumen. Aus ihrem Leben.

„Jacob hat keine Fragen gestellt, Lisa. Jacob hat sie dir suggeriert. In homöopathischen Dosen, so dass man nichts merkt. Tropfen für Tropfen. Jacob hat dir die Antworten – die er zu hören wünschte - ins Hirn verpflanzt, ins Hirn geträufelt, und dir alles so verkauft, als seist du der Schöpfer aller seiner – hör zu Lisa. Seiner, sagte ich. Seiner Ideen. Ja, seiner Ideen, verdammt. Jacob war ein Meister der Manipulation. Er nahm dir dein Gehirn, bevor er sich mit dir einließ. Dabei war er nur ein Allgemeinmediziner, und kein Hirnforscher. Seine Patienten, und der Rest der Welt, lagen ihm zu Füßen. Ich auch. Sie – die Patienten - haben ihm aus der Hand gefressen, und ihn mit Lobpreisungen überschüttet, als sei er der Leibhaftige selbst. Ich brauche mich gar nicht über die anderen lustig zu machen, weil ich ihm selbst wahrhaft verfallen war. Jacob war ein sehr schöner Mann, du erinnerst die an meine Fotosammlung.  Groß, gut gebaut. Kräftig, aber nicht dick. Eine Stimme wie Samt und Seide, und sein dunkler, fast schwarzer Wuschelkopf, der ihm übrigens so eine Art Harmlosigkeit verliehen hat. Ausgesprochen schöne Hände – darauf lege ich heute noch sehr großen Wert – und Augen wie ein unschuldiges Reh. Hellbraun wie Haselnüsse. Wenn er dich mit seinem starken Kinn, und der leicht hängenden Unterlippe angelächelt hat, war jeder Widerstand zwecklos. Zwecklos, sagte ich. Es gab Frauen in seinem Umfeld, die wurden von den seltensten Krankheiten heimgesucht, nur um einen Anlass zu haben, bei ihm in der Praxis zu erscheinen. Wenigstens nur kurz in seiner Nähe zu sein, oder von ihm berührt zu werden. Von ihm …, dem schönen Jacob. Wenn eine dabei war, die ihm Ernährungstechnisch zusagte, bestellte er sie als letzte Patientin, als Dessert in die Praxis. Ganz harmlos schickte er seine Mitarbeiterinnen dann in den Feierabend. Er käme jetzt zurecht. Sie könnten für heute Schluss machen. Ja, ja. Die Sprechstundenhilfen konnten jedes Mal hinterher, feucht aufwischen. So schlimm war es. Läufiges Weiberpack. Wenn Jacob einen großen Raum, mit vielen Menschen betrat, dann beanspruchte er diesen Raum für sich ganz alleine. Er vereinnahmte diesen, jeden Raum mit seiner Anwesenheit. Sein Charisma reichte bis in die hinterste Ritze, einer noch so großen Halle. Die hinterste Ritze, sag ich dir, Lisa. Jacob kokettierte mit seiner Bildung, auf eine Weise, dass man ihm nicht zürnen konnte. Charme hatte er. Eimerweise. Obwohl man wie der letzte Depp neben ihm stand, hatte man doch das Gefühl gen Himmel zu schweben. Er hat es verstanden, etwas Besonderes aus dir zu machen. Mit seinem hübschen kleinen Finger hat er dich hochgehoben, bis du schwebtest. Das hat er. An seiner Seite war ich plötzlich kein Bauerntrampel mehr. Nein. Ich war eine Prinzessin. Seine Prinzessin.  Ich werde es nie vergessen: wir waren einmal gemeinsam in der Stadt, um wieder einmal die Kollektion der lästigen Dessous zu erweitern. Ich hasste dieses Zeug wie die Pest, heute noch. Ich habe aber meine Ablehnung artig für mich behalten. Ich wollte ihn schließlich nicht enttäuschen. Den schönen Jacob. Ihm gefallen. Ich idiotische Idiotin. Es war ein Samstag. Nachmittag, um genau zu sein. Ich erinnere mich daran, als sei es gestern gewesen. Wir liefen in der Nähe vom Rathaus gemütlich an den Schaufenstern vorbei, und unterhielten uns über den bevorstehenden Ausflug nach Regensburg. Dort fand ein Ärztekongress statt, und ich durfte mit. Welche eine Ehre. Scheiß aufs Studium habe ich mir gesagt. Die paar Tage werden es schon nicht rausreißen. Also wir unterhielten uns, ohne großartig auf die Menschen in der Fußgängerzone zu achten. Jacob hatte mich an der Hand, was mich immer ganz besonders stolz machte. Mich-, die Tochter eines kleinen Bauern. Eltern, die jeden Tag begeistert im Dreck wühlten, und sich die Rücken jeden Tag ein bisschen mehr krumm machten. Igitt.   Ich ging mit  dem großen, schönen Herrn Doktor – Hand in Hand – durch die Flensburger Fußgängerzone. Durch puren Zufall habe ich auf der anderen Straßenseite die Frau des großen, stadtbekannten Bauunternehmers entgegenkommen sehen. Ich tat natürlich, als sehe ich sie nicht, weil ich nicht wollte, dass sie uns anspricht, diese dumme Person. Ich war eifersüchtig auf diese elegante, mondäne, selbstbewusste Frau. Ich konnte mir an drei Fingern abzählen, dass Jacob sie auch schon flach gelegt hatte …, so anzüglich wie sie immer tat. Jedenfalls lief sie da, auf der anderen Seite. Sie konnte den Blick nicht von uns lassen. Die Eifersucht waberte um sie herum, wie eine Duftwolke. Dann machte es „peng.“ Richtig laut „peng.“ Es klang fast, als würde man mit einem gepolsterten Hammer gegen den Masten eines Verkehrsschildes schlagen. Ein Geräusch mit einem Nachhall. Sie war mit dem Schädel gegen eine Straßenlaterne geknallt. Ich bin so zusammengezuckt, dass Jacob sich natürlich wunderte, was los ist, und er verfolgte meinen Blick. Da sah er die Bescherung. Sie stand an den Lampenpfosten angelehnt – vermutlich sah sie Sterne – und hielt sich fest. Blut strömte ihr übers perfekt geschminktes-, ebenmäßiges reiche Leute Gesicht. Den Bruchteil einer-, na ja, es können auch ein paar mehr gewesen sein-, den Bruchteil einer – mehrerer - Sekunden, übermannte mich die Schadenfreude, und machte mich einen Moment lang satt. Wirklich nur ganz kurz, weil dann schlug die Schadenfreude auch schon in Ärger um. Jacob machte sich von meiner Hand los, und hechtete zur anderen Straßenseite. Er nahm sie liebevoll um die Taille, und stützte sie, die arme, läufige Unternehmergattin. Mir blieb leider nichts anderes übrig, als auf die beiden zuzugehen, und so zu tun, als täte es mir leid. Gar nicht so einfach, wenn man jemanden nicht ausstehen kann. Am liebsten hätte ich ihr auf die andere Stirnseite, noch eine verpasst, denn sie war gerade dabei, mir meinen Sonnabend zu versauen. Und jetzt will ich dir, liebe Lisa, schon mal einen kleinen Vorgeschmack geben, mit welchem Geschick, Jacob es verstand, dich einzulullen, wenn er merkte, dass Wolken am Himmel aufziehen. Er nannte mich im Beisein dieser Person: seine Frau. Kannst du dir das vorstellen? Seine Frau. Mein Ärger hatte sich in Luft aufgelöst, ist in den Himmel geschwebt, und kam als Stolz verkleidet, wieder herabgeschwebt. Das meine ich damit, wenn ich sage: er ist ein Meister der Manipulation gewesen.“ –„Kann ich dich mal kurz unterbrechen, Hannah? Ich will nur schnell etwas wissen.“ –„Klar. Kannst du.“ –„Diese Frau, von der du da gerade sprichst …, ist das die Frau von Gerhard?“ –„Bingo. Genau die.“ Lisa nickte wissend, und schwieg weiter. Langsam wurde Hannahs Erzählung interessant. Jeder in der Stadt wusste, dass diese Frau ihren Mann immerzu betrog. Sie sammelte Liebhaber, wie andere Frauen Handtaschen. Auch billige. Da war sie nicht allzu wählerisch. Nur schön musste sie sein. Optisch. Jedenfalls alle in der Stadt wussten es. Alle, außer dem gehörnten Ehemann. Daran hatte sich in fünfundzwanzig Jahren nichts geändert. Heute ist sie immerhin schon fast siebzig. Damals war sie knapp zehn Jahre älter als Jacob, und Hannah siebzehn Jahre jünger als er-, der Herr Doktor. Was für ein appetitlicher Altersunterschied für den hungrigen Großkonsumenten Jacob. Damals konnte Hannah überhaupt nicht verstehen, was er an dieser alten Stute fand. Jacob zog das immer ins Lächerliche, und sagte: „auf einem alten Boot, lernt man segeln.“ Wogegen sie – Hannah - ihren Altersunterschied zu Jacob, nicht die Spur anstößig fand. Sie bildete sich ein, eine strakte Schulter zum Anlehnen gefunden zu haben. Eine Schulter aus Nebel. Er kommt und geht. Man konnte ihn nicht fassen.“ Hannah sah Lisa fragend an. Sie rutschte auf dem Sofa hin und her, als wären ihr sämtliche Knochen im Weg. „Erzähle weiter“, bat Lisa, und wechselte umständlich ihre Sitzposition. Ihre Beine drohten einzuschlafen.   „Jacob-, der gute, hilfsbereite Jacob, griff nach ihrer sündteuren Hermes-Handtasche, und wühlte-, wie selbstverständlich darin herum, um nach Taschentüchern zu suchen. Das hätte er sich mal bei meiner Tasche wagen sollen. Ich hätte ihn damit erschlagen. Aber sie ließ es zu. Bestimmt hundert Mal hat er sie gefragt, wie es ihr denn ginge, ob es noch geht. Und weißt du was die dumme Kuh geantwortet hat?“ Lisa schüttelte mit dem Kopf und wechselte erneut ihre Sitzposition. Irgendwie war sie sich noch selbst im Weg. Suchte noch nach der richtigen Stellung.  „Er, sei ja jetzt da, und ihr ginge es gut“, lächelte sie debil. Es ginge ihr gut, Lisa. Ha … Blut lief über ihr perfektes Gesicht, aber ihr ginge es jetzt gut. Das muss man sich mal vorstellen, Lisa. Es war ja nicht nur die Geste der Vertrautheit-, als er in ihrer Tasche herumwühlte-, die mich wieder auf den Boden der Tatsachen herunterbrachte, nein. Es war auch noch dieser Satz, in dem so viel Anzüglichkeit herumschwappte, wie flüssiger Honig über heißem Wasserdampf. Und dieses dämliche Lächeln immerzu. So als wäre sie nur über einen kleinen Stein gestolpert. Hoppala. Kleines Missgeschick. Alles halb so wild. Ich hätte ihr Gift geben können. Wieso war ihr das nicht peinlich? Wieso nicht? Doch an Stelle, auf mich ein wenig Rücksicht zu nehmen, ließ sie sich immer wieder leicht einknicken, damit er sie nur noch fester packen musste. Wir fuhren sie dann ins Krankenhaus, damit die Wunde genäht werden konnte. Es blutete wie Sau. Ich – seine