Aussicht mit Herz - Mathilda Grace - E-Book

Aussicht mit Herz E-Book

Mathilda Grace

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Beschreibung

Seit sein Zwilling verlobt ist, wartet Marc MacDonald darauf, dass sein Großvater für ihn den Mann fürs Leben findet. Marc sehnt sich nach der großen Liebe und einem Partner, der ihn akzeptiert, so wie er ist, und sich nicht an Katze Maggie stört, die ihre Krallen seit Wochen mit Begeisterung in seinen Nachbarn Jack Parker schlägt, was der verständlicherweise nicht lustig findet. Nur hält das Maggie nicht davon ab, regelmäßig durch ein offenes Fenster bei dem Maler einzusteigen, und so findet sich Marc ebenso regelmäßig vor Jacks Tür wieder, den er mit jedem weiteren Besuch ein bisschen anziehender findet.

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Mathilda Grace

AUSSICHT MIT HERZ

 

 

Aussicht mit Herz

1. Auflage, August 2022

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

© 2022 Mathilda Grace

Am Chursbusch 12, 44879 Bochum

Text: Mathilda Grace 2021

Fotos: GDJ, ractapoulous, geralt; Pixabay

Coverdesign: Mathilda Grace

Korrektorat: Corina Ponta

 

Web: www.mathilda-grace.de 

 

Alle Rechte vorbehalten. Auszug und Nachdruck, auch einzelner Teile, nur mit Genehmigung der Autorin.

 

Sämtliche Personen und Handlungen sind frei erfunden. Diese Geschichte handelt von einem fiktiven LGBT-Zentrum in Boston.

 

Aussicht mit Herz enthält homoerotischen Inhalt.

 

 

 

 

 

Mathilda Grace

 

 

 

 

 

 

Liebesroman

 

 

Liebe Leserin, Lieber Leser,

 

ohne deine Unterstützung und Wertschätzung meiner Arbeit könnte ich nicht in meinem Traumberuf arbeiten.

 

Mit deinem Kauf dieses E-Books schaffst du die Grundlage für viele weitere Geschichten aus meiner Feder, die dir in Zukunft hoffentlich wundervolle Lesestunden bescheren werden.

 

Dankeschön.

 

Liebe Grüße

Mathilda Grace

 

 

Das »Boston Hearts« ist ein privat geführtes LGBT-Zentrum für obdachlose und anderweitig gefährdete Jugendliche in Boston, eröffnet von dem Anwalt Maximilian Endercott vor über fünfundzwanzig Jahren. Heute betreiben er und sein Ehemann Elias, der gleichzeitig Arzt des Zentrums ist, das »Bostons Hearts« gemeinsam und haben seit der Gründung nach und nach acht teils schwer missbrauchte und traumatisierte Jugendliche als Ziehkinder angenommen und sie mit viel Liebe und Geduld großgezogen.

 

Diese Männer erzählen in der »Boston Hearts Reihe« ihre Geschichten.

 

 

Seit sein Zwilling verlobt ist, wartet Marc MacDonald darauf, dass sein Großvater für ihn den Mann fürs Leben findet. Marc sehnt sich nach der großen Liebe und einem Partner, der ihn akzeptiert, so wie er ist, und sich nicht an Katze Maggie stört, die ihre Krallen seit Wochen mit Begeisterung in seinen Nachbarn Jack Parker schlägt, was der verständlicherweise nicht lustig findet. Nur hält das Maggie nicht davon ab, regelmäßig durch ein offenes Fenster bei dem Maler einzusteigen, und so findet sich Marc ebenso regelmäßig vor Jacks Tür wieder, den er mit jedem weiteren Besuch ein bisschen anziehender findet.

 

 

Prolog

Marc

 

 

 

 

Marc MacDonald starb als Kind ohne Namen.

Später erzählte man ihm, er wäre bereits mehrere Minuten tot gewesen, als man ihn und seinen Bruder völlig verwahrlost auf dem Dachboden im Haus seiner Eltern fand, ein Stockwerk unter sich seine tote Mutter im weißen Brautkleid in ihrem Bett liegend, während ihr Vater geistig komplett verwirrt war und von den ansässigen Behörden innerhalb kürzester Zeit als nicht zurechnungsfähig erklärt und anschließend auf Dauer in eine geschlossene Anstalt eingewiesen wurde.

Später erhielt er auch seinen Namen, ausgesucht von jenen beiden Männern, die die ersten Menschen waren, die sich um seinen Bruder und ihn kümmerten, sich ehrlich um sie sorgten und die schlussendlich zu ihren Vätern wurden.

Er erfuhr, dass er wohl zwölf Jahre alt war, als man ihn und Kade fand.

Er lernte, dass künstliches Licht und Geräusche, auch wenn er sie die erste Zeit überhaupt nicht einordnen konnte, normal und nichts Gefährliches waren.

Er lernte, dass es ein Leben außerhalb des Dachbodens und des dunklen Kellers gab.

Er lernte Bücher kennen. Filme. Blumen. Gerüche. Lachen. Schokolade. Und so vieles mehr.

Er bekam Brüder, die ihm das Fahrradfahren beibrachten, während seine Väter ihnen glücklich lächelnd zusahen.

Doch es gab auch Rückschläge.

Besonders als er wieder Angst bekam, nachdem seine Väter sich eines Tages stritten. Plötzlich war es wieder wie im Keller oder auf dem Dachboden. Laute Stimmen machten ihm Angst. Grelles Licht machte ihm Angst. Dass er so viele Dinge nicht kannte oder nicht wusste, machte ihm Angst. Dass sein Bruder jedes Mal so viel mutiger war als er selbst machte ihm sogar ganz gewaltige Angst.

Marc weinte oft und lange, manchmal einfach so, ohne dass es überhaupt einen Grund dafür gab.

Sein Zwilling und seine neuen Brüder versuchten zu helfen und waren doch hilflos.

Seine Väter machten sich Sorgen und waren ebenso hilflos.

Bis sie ihn zu Sean Beaumont ins »Boston Hearts« brachten, ein guter Arzt wie sein Vater Elias, nur für den Kopf, nicht für den Körper. So erklärten es ihm seine Väter in der ersten Zeit, während er Sean mehrmals in der Woche besuchte oder, wenn es nicht anders ging, der zu ihnen kam, und erst einige Monate später erfuhr Marc, was ein Psychologe war.

Und Sean war ein guter Mensch. Er half ihm zu verstehen, dass es in Ordnung war, Angst zu haben. Dass es nicht falsch, schlimm oder peinlich war, wenn man weinte. Er begriff, dass Kade und er, so sehr sie sich immer aufeinander verlassen und aneinandergehangen hatten, zwei verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen waren. Mit Seans sanfter Hilfe und Anleitung, und einer unendlich scheinenden Geduld, die der Mann dabei an den Tag legte, erkannte Marc, dass er auch ohne seinen Bruder zurechtkam. Dass er Kade immer brauchen und lieben würde, es aber gleichzeitig das Richtige war, dass er eigene Hobbys für sich entdeckte, eigene Schulfreunde fand – sich langsam ein eigenes Leben aufbaute.

Mit der Liebe, Hilfe und Sorgfalt seiner neuen Familie, und der anhaltenden Unterstützung durch Sean, schaffte Marc den Schulabschluss und erkannte dabei, dass er es mochte, anderen Kindern etwas beizubringen, genau wie seine Lehrer ihm viele Dinge beigebracht hatten.

Zuerst gab er nur seinen Klassenkameraden Nachhilfe.

Doch dann, als die Lehrer davon Wind bekamen, förderten sie ihn behutsam, bis er sie im »Boston Hearts« schließlich bei ihrer Arbeit mit den schwierigeren Schülern unterstützte.

Am Ende schlug ihm sein Vater Elias vor, selbst ein Lehrer zu werden und im Zentrum zu arbeiten.

Mit zwölf Jahren war er tot.

Mit fünfzehn litt er an heftigen Angstzuständen aufgrund einer Kindheit, die diese Bezeichnung nicht verdiente.

Mit zwanzig schaffte Marc seinen Schulabschluss und half seinem älteren Bruder Cole dabei, den ersten Freund von Kade zu verprügeln, weil der nur mit den Gefühlen seines Zwillings gespielt hatte.

Mit zweiundzwanzig, während Kade gerade damit begann, für sich eine Zukunft zu finden, steckte Marc bereits mitten im Studium, um Lehrer zu werden und wissensdurstigen Jungen und Mädchen all jene wundervollen Dinge zeigen zu können, die er selbst erst so spät hatte kennenlernen dürfen.

Mit sechsundzwanzig übernahm er schließlich seine erste eigene Klasse im »Boston Hearts« – es war der glücklichste Tag seines bisherigen Lebens.

 

 

Kapitel 1

Marc

 

 

 

 

»Was soll das heißen, du hast immer noch niemanden für mich gefunden?«

»Eben das, Bursche.«

Marc verbiss sich einen genervten Fluch, da er wusste, dass sein Großvater ihm dafür umgehend einen Vortrag über seine offensichtlich nicht vorhandenen Manieren halten würde, und dafür war er heute Abend eindeutig zu müde. Außerdem hatte bei seinem Eintreffen das Fenster vom Schlafzimmer ein Stück offengestanden und da Maggie ihn nicht erwartet hatte, würde er nach diesem Telefonat erst mal eine Etage nach oben steigen müssen, um seine unbelehrbare Katze aus der Wohnung seines Nachbarn zu holen, der ihn wahrscheinlich eines Tages wegen dieser ständigen Belästigung auf vier Pfoten verklagte.

Verdient hätte er es, weil er sich schon seit Monaten immer wieder sagte, dass er endlich sein Schlafzimmerfenster sichern musste, das sich nicht mehr richtig schließen ließ, und es dann doch ständig vergaß. Jeder Einbrecher in der Stadt hätte seine helle Freude an ihm, besonders an der Feuerleiter vor seinem Fenster, aber bislang war er von unerwünschtem Besuch verschont geblieben.

Nun ja, er jedenfalls. Jack Parker hingegen – ohne Worte. Er konnte nur hoffen, dass seine Süße nicht wieder dessen Farben ruiniert hatte. Die kleinen Dosen waren so unverschämt teuer, dass er früher oder später seine Väter um einen Kredit würde bitten müssen, wenn seine schnurrende Einbrecherin sich bei Parkers Eigentum nicht langsam ein bisschen zurückhielt. Seit Maggie nämlich erkannt hatte, dass sie das Fenster in seinem Schlafzimmer selbst öffnen konnte, brach sie alle paar Tage bei seinem Nachbarn ein, um in dessen Bett zu schlafen.

Oder die Ölfarben von Parkers Arbeitstisch zu werfen, und das hatte ihm sein Nachbar verständlicherweise ziemlich übel genommen, immerhin war der Mann ein Künstler und da war ihm sein Arbeitsmaterial heilig. Marc selbst reichten ein Block und Stifte, wobei auch das »Boston Hearts« in der Hinsicht mit der Zeit ging und für die Schüler Tablets zur Verfügung stellte, während er als Lehrer einen Arbeitslaptop besaß. Privat jedoch war ihm ein langweiliger Schreibblock immer noch das liebste Arbeitsmaterial. Allerdings schlug er Parker besser nicht vor, seine Gemälde auf kariertem Papier und mit einem Bleistift zu skizzieren. Spitze Bleistifte konnten mitunter tödliche Waffen sein, was er nur zu gut wusste, wenn er an die kleine Narbe an seiner Hand dachte.

Einmal nicht aufgepasst, gestolpert und in der Hand einen Bleistift – schon war es passiert gewesen, und die Ärzte in der Notaufnahme hatten seine komplett durchstochene Hand mit vier Stichen auf beiden Seiten nähen müssen.

Aber um seinen zeichnenden Nachbarn, der wahrscheinlich gerade wieder einen vierbeinigen Gast im Bett hatte, würde er sich später kümmern. Jetzt hatte er erst mal seinem Großvater die Leviten zu lesen, der ihm seit Monaten einen wunderbaren Ehemann versprach und immer noch nicht geliefert hatte. Er hatte bisher nicht mal einen Kandidaten im Auge und das gab Marc doch langsam etwas zu denken, weil er sich eigentlich für recht pflegeleicht hielt, was das anging.

Er hatte keine bestimmten Vorstellungen oder Wünsche in puncto Größe, Haar- oder Hautfarbe. Ihm waren die Herkunft oder das Alter seines Zukünftigen genauso egal wie sein Beruf oder sein Jahreseinkommen, und er war auch nicht abgeneigt, wenn es darum ging, dass sein hoffentlich baldiger Göttergatte ein oder mehrere Kinder mit in die Ehe brachte.

Marc wusste durch seine Brüder, dass sein Großvater mehr als wählerisch war, was die Ehemänner seiner Enkel anging. Er selbst jedoch war vollkommen flexibel und darum war er auch davon ausgegangen, dass das Adrians Suche nach eben jenem perfekten Traummann für ihn enorm erleichtern würde – tja, Pustekuchen.

»Mein Bruder heiratet nächsten Monat und ich habe immer noch keine Begleitung«, beschwerte sich Marc, als ihm wieder einfiel, weswegen er Adrian überhaupt angerufen hatte, kaum dass er durch die Tür seines großzügig geschnittenen und mit Hilfe seines Vaters Elias gemütlich eingerichteten Apartments getreten war, denn langsam wurde die Zeit knapp, da Marc auf keinen Fall allein zu Kades Hochzeit gehen wollte.

Er musste nicht mal mit einem baldigen Ehemann an seiner Seite dort auftauchen, aber ein erster Kandidat wäre doch ganz nett gewesen. Vor allem weil er neben seiner Arbeit kaum Zeit für sich hatte, geschweige denn dafür, selbst loszuziehen und sich einen Ehemann zu angeln. Dass er gar nicht wusste, wie man so etwas machte, behielt Marc aber lieber für sich. Es ging seinen neugierigen Großvater nun wirklich nichts an, dass sich seine Erfahrung mit Männern und Frauen bisher komplett auf Pornoseiten und einige unter viel Gelächter hervorgebrachten Erzählungen seiner Brüder beschränkte.

Kade war der einzige in seiner riesigen Familie, der wusste, dass Marc auf seinen persönlichen Mister Right wartete, und er würde notfalls bis in alle Ewigkeit warten. Marc wollte nur mit jemandem Sex haben, der ihm etwas bedeutete, denn er wusste durch seine sieben Brüder und das Zentrum seiner Väter leider viel zu gut, wie oft Sex etwas Furchtbares oder nur ein Mittel zum Zweck war. Um Geld zu verdienen oder für Drogen. Oder einfach nur, um jemandem wehzutun. So wie es Dare passiert war. Und auch Leon. Wie es unzähligen Kids in seiner Klasse geschehen war, die in den vergangenen Jahren gekommen und wieder gegangen waren.

Marc war fest entschlossen, sich aufzusparen. Nicht bis zur Hochzeitsnacht, ganz so streng war er dann doch nicht, aber er wollte auf jeden Fall in jenen Mann verliebt sein, den er mit in sein Schlafzimmer nahm. Oder ihm in seines folgte. Daher kam ein One-Night-Stand für ihn nicht infrage. Überhaupt kam für Marc nur eine möglichst für den Rest seines Lebens haltende Beziehung infrage. Keine einzelne Nacht, keine schnelle Affäre und vor allem kein Arrangement gegen Geld.

Nein, Marc wollte mehr und er war jetzt sechsunddreißig Jahre alt, also war es endlich an der Zeit, dass Adrian Endercott seine heißgeliebte Pflicht tat, von der sein Großvater bevorzugt dann sprach, sobald er sich wieder einmal darüber beschwerte, dass Cole und Dare immer noch nicht verheiratet waren und was da bitteschön so lange dauerte.

»Soll ich mir etwa einen heißen Escort mieten? Dad fällt in Ohnmacht, wenn ich das tue, und er wird dir die Schuld daran geben, das weißt du. Immerhin hast du versprochen, mir einen Ehemann zu suchen.«

»Was ich auch tun werde, verlass dich drauf, Bursche.«

»Und wann, bitteschön? Kades und Joes Hochzeit ist schon nächsten Monat.«

Sein Großvater lachte leise. »Warum fragst du nicht deinen Nachbarn? Du weißt schon, diesen höflichen Mann direkt über dir, den Maggie so gerne hat, dass sie immer wieder bei ihm einbricht und dann den ganzen Tag auf seinem Bett verschläft. Grollt er dir eigentlich immer noch, weil die Süße beim letzten Mal aus Versehen seine Farben umgestoßen hat?«

Marc stöhnte auf. »Das will ich lieber gar nicht wissen. Ich stehe immer noch unter Schock, seit sein Künstlerbedarfsladen mir letzte Woche die Rechnung für die neuen Farben geschickt hat. Hast du eine Ahnung, wie teuer Ölfarben sind?«

»Wieso sollte ich?« Sein Großvater gluckste heiter, als Marc daraufhin lästerlich fluchte. »Wie gut, dass deine Großmutter und ich keine Katze haben, die dauernd bei unseren Nachbarn einbricht, nicht wahr, mein Junge?«

»Grandpa!«

»Was den tollen Ehemann angeht, den ich für dich suche … Gut Ding will Weile haben, also sei nicht so ungeduldig. Ich werde dir einen vernünftigen Ehemann suchen und keinen von Kopf bis Fuß tätowierten Rocker, was deinem Vater garantiert gefallen würde, damit er mich ewig und drei Tage aufziehen kann, weil ich meine geliebte Pflicht bei dir nicht mit derselben Sorgfalt erfüllt habe, wie bei deinen furchtbar frechen Brüdern. Wage es also nicht, dich morgen in einen tätowierten Rockstar zu verlieben, Marc MacDonald.«

Oh Gott, nicht das Thema wieder. »Grandpa ...«

»Hör auf meine Worte. Kein Rocker.« Adrian schwieg einen Moment. »Ach ja, und tätowiert darf der Mann deines Herzens auch nicht sein. Soweit kommt es noch, dass du einen Kerl mit Tattoos heiratest, so wie deinen Nachbarn. Er mag ja ein sehr freundlicher Mann sein, ich will ihm nichts unterstellen, aber das Tattoo … Nein, auf gar keinen Fall darfst du ihn heiraten.«

»Bitte? Seit wann darf ich niemanden mit Tattoos heiraten? Du weißt, dass mir so was egal ist«, erklärte er verdattert, denn sein Nachbar Jack Parker hatte tatsächlich ein Tattoo, das über den gesamten Unterarm lief. So ein Tribal oder wie man diese Schnörkel nannte, die irgendwie nie einen Anfang geschweige denn ein Ende zu haben schienen. Marc hatte sich bislang nicht für Tätowierungen interessiert, doch das bunte Tattoo auf dem linken Arm seines Nachbarn fand er ziemlich faszinierend.

»Du brauchst einen starken, sensiblen Mann, Bursche, aber keinen tätowierten Rocker. Basta.«

Marc grinste. »Nicht jeder Mann mit Tattoos ist ein Rocker, Grandpa, das solltest du in deinem Alter längst wissen. Wenn ich mich recht entsinne, weißt du das sogar ziemlich gut.«

»Falls du damit auf diese unsägliche Geschichte mit jenem Mann anspielst, der sich seinen, du weißt schon was, tätowiert hat, werde ich weiterhin jede Aussage verweigern, warum und woher ich solche Filme kenne.«

Marc prustete los.

»Marc MacDonald! Du bist ein unglaublich frecher Bursche und gehörst dringend übers Knie gelegt.«

»Hast du das nicht erst letzte Woche Kade angedroht, weil er immer noch seine grüne Hochzeitstorte will?«

Sein Großvater schnaubte abfällig. »Wogegen ich weiterhin äußerst entschieden Einspruch erhebe. Warum hat er sich nicht für eine schicke rosafarbene entschieden? Die kleine Lilly wäre begeistert und das entspräche zumindest jedem Klischee über Schwule, sprich, wir könnten ungeniert darüber lachen. Aber grün? Uns wird bei dem Anblick reihum schlecht werden. Was hat sich dein Bruder bloß dabei gedacht?«

Marc musste sich ein weiteres Lachen verkneifen, da er sich und vor allem Kade auf keinen Fall verraten wollte, denn diese Geschichte mit der grünen Torte hatte innerhalb kürzester Zeit unglaublich weite Kreise gezogen, sodass Kade, nachdem seine erste Empörung über Dares frechen Spruch bezüglich der Torte abgeklungen war, beschlossen hatte: Jetzt erst recht.

Darum war mittlerweile offiziell eine dreistöckige Torte mit grüner Glasur für Kades und Joes Hochzeit im nächsten Monat bestellt worden, nur um ihren Großvater damit zu ärgern und das funktionierte tadellos – sehr zur Belustigung seiner Väter und dem Rest der Familie.

»Frag ihn doch. Wahrscheinlich wird er dir nur wieder ins Ohr lachen wie letztes Mal, als du ihn angerufen hast, um dich über die Torte zu beschweren. Selbst schuld, sag ich nur.«

»Marc!«

»Hab dich lieb, Grandpa«, sagte er und lächelte zufrieden, als er seinen Großvater seufzen hörte. »Und jetzt werfe ich dich aus der Leitung. Ich habe nämlich Hunger.« Ihm fiel etwas ein. »Vorher muss ich aber noch eine Treppe hochsteigen, um eine gewisse Einbrecherkatze zu holen.«

Sein Großvater lachte dröhnend und Marc legte glucksend auf, doch statt zu Jack Parker hochzugehen, suchte er erst mal nach einer anderen Nummer. Marc stöhnte übertrieben in den Hörer, als am anderen Ende der Leitung abgenommen worden war, und grinste anschließend, weil sein Bruder heiter lachte.

»Was hat Grandpa jetzt wieder angestellt?«

»Mir immer noch keinen wundervollen Ehemann gesucht, geschweige denn jemanden, den ich nächsten Monat zu deiner Hochzeit mitbringen kann.«

Kade kicherte albern. »Frag doch einfach Jack Parker, wenn du das nächste Mal Maggie aus seinem Schlafzimmer holst.«

Hatten Adrian und Kade sich verschworen? Er konnte auf keinen Fall seinen Nachbarn fragen, ob der ihn auf die Hochzeit seines Zwillings begleitete. Andererseits kannte er Jack Parker dank Maggie zumindest so weit, dass sie gelegentlich sogar ein paar Wörter abseits von Maggies Einbrüchen wechselten, und er hatte sich vor zwei Wochen tatsächlich einige Gemälde des Mannes ansehen dürfen, als der sie gerade für ihren Weg in die Galerie eingepackt hatte.

Marc verstand absolut nichts von Kunst, aber die farbigen Landschaften im Licht der Abend- oder Morgensonne hatten ihm richtig gut gefallen. Genau wie die hübschen Cottages, die Brücken, Blumenwiesen und Jahreszeiten, die Jack Parker wohl sehr gerne zeichnete. Doch nur, weil sie ab und an freundliche Worte miteinander wechselten, hieß das noch lange nicht, dass Parker Lust darauf hatte, sich in einen Anzug zu zwängen und auf eine Hochzeit zu gehen. Praktisch wäre es allerdings, denn einen Mann wie Jack Parker würde ihm sein Großvater niemals als möglichen Ehemann vorstellen, darauf hätte er sein letztes Hemd gewettet. Und das lag definitiv nicht daran, dass sein Nachbar eine Haut wie Ebenholz hatte. Herrlich anzusehen, fand er. Marc wusste nicht, wo Jack herkam, tippte aber durch dessen dunkle Haut auf Afrika.

Wobei das ohnehin nicht wichtig war. Viel wichtiger für ihn war, dass der Mann, in den er sich hoffentlich bald verliebte, es überhaupt mit ihm aushielt. Mit seinen dezenten Macken, dem Plappern, sobald er nervös wurde, dem ständigen rot anlaufen, wenn er verlegen war. Und es wäre echt toll, wenn Adrian für ihn einen Romantiker fand, der nichts dagegen hatte, wenn er sich im Frühling Blumen in die Wohnung stellte. Perfekt wäre ein Mann, der ihm besagte Blumen schenkte.

Allein der Gedanke daran ließ ihn rot werden. Marc liebte solche romantischen Gesten, seit er denken konnte. Da war er genau wie sein Vater Elias, dem Maximilian selbst nach all den Jahren, die die beiden glücklich verheiratet waren, immer noch ständig irgendwelche Kleinigkeiten mitbrachte. Von den tollen Weihnachtskugeln aus Glas gar nicht zu reden, die Maximilian auf der ganzen Welt suchte, um Elias Jahr für Jahr mindestens eine zu schenken, weil sein zweiter Vater es liebte, einen Baum voller von Hand bemalter Weihnachtskugeln zu haben.

Aber bevor er anfing, von einem Weihnachtsfest zu zweit zu träumen, sollte er erst mal für nächsten Monat eine Begleitung auftreiben. Bei der Überlegung, wie sein freundlicher Nachbar wohl reagierte, wenn er ihn ernsthaft danach fragte, zog Marc eine Grimasse. Bei seinem Glück sagte Jack zu und dann hatte er den Salat, weil er zwar nicht allein zu Kades Hochzeit gehen musste, sich aber dafür garantiert mit seinem Großvater würde herumschlagen müssen, weil: tätowierter Rocker.

»Irgendwann wird er mich erschlagen und Maggie einfach behalten«, maulte er und Kade lachte erneut.

»Dazu ist der Mann viel zu höflich. Außerdem könntest du Grandpa damit garantiert eins auswischen. Wenn er zu lange braucht, suchst du dir deinen Ehemann halt selbst aus. Oder in diesem Fall die Hochzeitsbegleitung. Wobei ich es gerne noch einmal betone, dass du ...«

»Ja, ich weiß«, unterbrach Marc seinen Bruder und lehnte sich auf der Couch zurück. »Ich muss niemanden mitbringen. Aber ich möchte es gerne, verstehst du? Es ist deine Hochzeit. Das ist etwas Besonderes.«

»Wir werden Grandpa verhauen müssen, wenn er dir nicht einen echten Romantiker als Ehemann aussucht«, sagte Kade und Marc konnte das zufriedene Lächeln in der Stimme seines Bruders fast vor sich sehen. »Du brauchst definitiv jemanden, der dir Blumen kauft oder für dich kocht. Nun ja, Letzteres ist eh Voraussetzung für eine Ehe mit dir, bevor du deine eigene Küche auch noch in die Luft jagst.«

Marc verdrehte schnaubend die Augen. »Ich habe unsere Küche nicht in die Luft gejagt, das weißt du genau.«

Kade begann wieder zu lachen und Marc stöhnte resigniert. Diese dämliche Geschichte würde ihm vermutlich bis in alle Ewigkeit nachhängen. Kein Wunder, immerhin hatte er Marias Küche ruiniert, weil er als vorlauter 17-Jähriger der Meinung gewesen war, dass es nicht schwer sein könne, sich Milchreis zu kochen, da er das Zeug zu jener Zeit geliebt hatte. Anfangs war auch alles gut gegangen, doch dann war überraschend die Milch übergekocht und das Chaos hatte so schnell seinen Lauf genommen, dass Marc bis heute nicht wusste, wieso plötzlich das Geschirrtuch und die Milchpackung gebrannt hatten.

Am Ende hatten seine Väter den Herd ersetzen und einen Teil ihrer Küche renovieren müssen. Von den wochenlang auf Kipp stehenden Fenstern gar nicht zu reden, weil der Gestank der übergekochten Milch sich überall festgesetzt hatte, sogar in seinen Haaren.

»Ich lege jetzt auf und gehe Maggie holen.«

»Hab dich lieb, Brüderchen.«

»Ich dich auch«, murmelte Marc und schwankte zwischen Lachen und schnauben, weil Kade sich die Gelegenheit einfach nicht entgehen lassen konnte, ihm noch ein freches »Nur keine Sorge, auf meiner Hochzeit wird es garantiert keinen Milchreis geben.« an den Kopf zu werfen. »Idiot.«

Marc legte auf, während Kade ihm ins Ohr lachte, und warf das Handy neben sich, bevor er aufstand und zum Durchgang sah, der seinen Wohn- & Essbereich mit der Küche verband. Er musste ungewollt grinsen, als ihm die schockierten Blicke von Maximilian und Elias wieder einfielen, während sie damals in ihrer angekokelten, stinkenden Küche gestanden hatten.

Nein, Kochen war wirklich nichts, bei dem er mit großem Talent gesegnet war. Eher im Gegenteil. Wie gut, dass es in der Stadt Unmengen Lieferdienste gab und er wusste, wie man die Mikrowelle und den Backofen bediente, sofern er nicht gleich im »Boston Hearts« aß. Letzteres gefiel seinen Vätern ohnehin am besten, das wusste er, denn die Essenspausen waren immer mit viel Gelächter verbunden, und außerdem konnte man auf die Weise am schnellsten herausfinden, wenn bei den Kids im Zentrum irgendwas im Argen lag.

Tja, und im Argen würde bei ihm selbst wohl auch gleich wieder etwas liegen. Hoffentlich hatte Jack Parker heute Abend gute Laune und sämtliche seiner Farbtöpfe waren noch intakt, war Marcs letzter Gedanke, bevor er die Wohnung verließ, um seine freche Einbrecherkatze zu holen.

 

Tiefbraune Augen blickten ihn unverkennbar vorwurfsvoll an, nachdem sein Nachbar ihm die Tür geöffnet hatte.

Marc versuchte sich, wie jedes Mal, wenn er hier hochkam, an einem unschuldigen Lächeln, das ihm leider nicht wirklich gut gelang, da für ihn schon seit einer ganzen Weile feststand, dass Jack Parker Katzen eigentlich gern hatte, sich das aber aus irgendeinem ihm unbekannten Grund nicht anmerken lassen wollte. Vielleicht hatte er Angst, dass Marc ihm Maggie früher oder später bewusst aufs Auge drückte, was er nicht vorhatte, aber wer wusste schon, was sein Nachbar dachte. Sie kannten sich schließlich nur wegen seiner Katze und Jack Parker konnte so viele Geheimnisse in seinem Leben haben wie er wollte, immerhin war der Mann ein freier Mensch.

»Darf ich?«, fragte er höflich und wurde mit einem Seufzen in Jack Parkers Wohnung gelassen, deren räumliche Aufteilung seiner eigenen entsprach, wie bei allen Wohnungen in diesem Mehrparteienhaus, da sie direkt übereinander lagen.

Mit seinen drei Zimmern, zwei Bädern und zwei Balkonen stand Marc in seinem Apartment jedoch bedeutend mehr Platz zur Verfügung als seinem Bruder. Zudem hatte er keine offene Küche wie Kade. Wobei sich das ohnehin bald ändern würde, denn der Ausbau von Kades und Joes zukünftigem Apartment im Dachgeschoss war so gut wie fertig und spätestens zu ihrer Hochzeit würden sie umgezogen sein.

Doch er war nicht hier, um über offene Raumkonzepte und Möbel zu diskutieren, das hatte er mit Kade zur Genüge getan. Stattdessen machte sich Marc ohne ein Wort auf direktem Weg ins Schlafzimmer, da sein Nachbar sich mittlerweile weigerte, ihm Maggie an die Tür zu tragen. Dort angekommen erwartete Marc ein ihm schon bekannter Anblick. Ein ungemachtes Bett, heute war es mit nachtblauer Bettwäsche bezogen, und mitten auf dem Kopfkissen thronte seine grau-schwarze Einbrecherin und schlief den Schlaf der Gerechten.

»Dir ist hoffentlich klar, dass er dich irgendwann aus dem Fenster wirft, oder?«, fragte er, obwohl ihm bewusst war, dass Maggie nicht auf ihn reagieren würde. Das tat sie immer erst, sobald er sie vom Bett hob, was meist mit empörtem Maunzen und teils auch mit Knurren vonstattenging. Die Kleine war seit ihrer Rettung aus dem tief verschneiten Garten seiner Väter zu einer richtig hübschen Lady geworden. Und zu einer Zicke, die genau wusste, dass sie der Boss im Haus war und er ihr kaum etwas abschlagen konnte.

»Als würde ich das einem Tier jemals antun.«

Marc verbot sich ein Grinsen und drehte sich auch nicht zu Parker um, der ihm gefolgt war. Das tat er nicht jedes Mal. Vor allem nicht, wenn er malte.

»Vielleicht hätte ich mir eine Tarantel anschaffen sollen?«

»Die kann man wunderbar in der Pfanne braten«, konterte Parker trocken und Marc verdrehte belustigt die Augen, denn den Kommentar hatte er herausgefordert. »Aber weil ich kein Fan von zu exotischer Küche bin, wäre vor mir wohl auch eine Tarantel sicher. Es sei denn, sie schleicht sich nachts zu mir ins Bett. Alles hat seine Grenzen.«

Bei der Vorstellung, sein Bett mit einer haarigen Tarantel zu teilen, schauderte Marc und packte Maggie am Nackenfell. Es folgte das übliche Prozedere in Form von empörtem Maunzen und, als ihr das nicht half, denn Marc würde sie erst loslassen, wenn sie unten waren, einem warnenden Knurren.

Und natürlich dem Gelächter seines Nachbarn, als Marc die Wohnung kurz darauf hinter sich ließ, wohl wissend, dass die haarige Zicke in seinen Armen jetzt für den Rest des Abends beleidigt schmollen würde.

 

 

Kapitel 2

Jack

 

 

 

 

Jack wartete grinsend an der offenen Tür, bis er unter sich den Schlüssel im Schloss hörte, gefolgt von einem resignierten »Du bist so eine Zicke.«, ehe sein niedlicher Nachbar mit seiner Katze in der Wohnung verschwand.

Kopfschüttelnd schloss er die Wohnungstür, verriegelte sie und kehrte zu seinem aktuellen Gemälde zurück – eine ruhige Winterlandschaft mit verschneiten Büschen und Bäumen und einem zugefrorenen See, auf dem einige Enten saßen –, denn es musste endlich fertig werden, damit seine Galerie es in die für den kommenden Monat geplante Jahreszeiten-Ausstellung mit aufnehmen konnte.

Doch bevor er nach seinem Pinsel greifen konnte, klingelte sein Handy und nach einem Blick auf das Display begann Jack zu lächeln. »Hallo Mama.«

»Hallo, mein Kleiner. Störe ich dich?«

»Du störst mich nie.«

Es war seine typische Standardantwort, denn auch wenn er mitten in einem Gemälde steckte, für seine Eltern nahm er sich immer Zeit. Sie hatten alles dafür getan, damit er auf ein gutes College gehen konnte, nachdem sein Talent beim Malen zutage getreten war, und das war etwas, das Jack ihnen nie vergessen würde. Deswegen hatte er auch längst den restlichen Kredit für ihr kleines Häuschen bezahlt, es renovieren lassen und dafür gesorgt, dass beide jetzt im Alter abgesichert waren, denn von ihrem Job als Lehrerin beziehungsweise dem seines Vaters als Concierge war am Ende des Monats nie genug übrig geblieben, um ihm eine gute Schulbildung zu finanzieren und gleichzeitig für ihren sicheren Lebensabend zu sorgen.

Aber Maleika und Tajo Awolowo war es immer wichtiger gewesen, ihm alles zu ermöglichen, nachdem er knapp ein Jahr nach ihrer Flucht aus Ghana in den USA geboren worden war. Was unter anderem ein möglichst amerikanischer Name war, denn seine Eltern hatten früh erkannt, wie wichtig es für ihren Sohn war, sich anzupassen und dazuzugehören. Er hatte es als dunkelhäutiges Kind trotzdem nicht gerade leicht gehabt, doch das hatte Jack am Ende nur stärker gemacht, denn nie wieder würde er sich kleinmachen oder wegducken, wie früher in der Schule, um nicht verprügelt zu werden.

Seine Mutter lachte heiter. »Du bist ein furchtbarer Lügner, mein Schatz, aber auch ein wunderbarer Charmeur, genau wie dein Vater, deswegen verzeihe ich dir natürlich. Also? Wie weit bist du mit der Winterlandschaft?«

»Beinahe fertig.« Jack dachte an Marc MacDonald und fing an zu grinsen. »Ich hatte gerade Besuch.«

»Zwei- oder vierbeinig?«, fragte seine Mutter prompt, denn seine Eltern waren natürlich längst darüber im Bilde, dass er seit ein paar Monaten regelmäßig eine niedliche Einbrecherin in seinem Bett schlafen ließ, bis deren Besitzer abends kam, um sie abzuholen.

Eine Win-win-Situation, fand Jack, obwohl er anfangs nicht sonderlich begeistert darüber gewesen war, auf einmal ständig eine Katze in seinem Bett vorzufinden. Wobei das seine eigene Schuld war, weil er am liebsten bei offenem Fenster schlief und auch tagsüber oft genug nicht daran dachte, es zu schließen. Er sah keinen Sinn darin, denn trotz Feuerleiter vor dem Fenster lebten sie in einem recht sicheren Stadtteil und weil er ohnehin ständig zu Hause war, blieb das Fenster eben offen.

Sehr zur Freude dieser grau-schwarzen Einbrecherkönigin, die ihm dabei geholfen hatte, Marc MacDonald zumindest ein bisschen besser kennenzulernen. Weit gekommen war er damit zwar noch nicht, aber sein Nachbar war nicht gerade ein leicht zu verstehender Charakter. Jack hätte ihn gern auf einen Kaffee eingeladen, doch bisher hatte er sich einfach nicht getraut, Marc zu fragen. Irgendetwas an diesem Mann ließ ihn immer wieder im letzten Augenblick zögern und Jack ärgerte sich wahnsinnig darüber, weil er einfach keinen Grund dafür fand, denn Marc MacDonald war ein sehr netter Kerl, ziemlich schüchtern und hatte ein umwerfendes Lächeln. Kurz gesagt, sein Nachbar war genau sein Typ.

»Beides«, sagte Jack, als ihm auffiel, dass er seiner Mutter noch eine Antwort schuldete, die daraufhin wieder lachte.

»Die Kleine ist so süß. Ich bin ja immer noch dafür, dass du dir auch eine Katze zulegst, damit Maggie bald jemanden zum Spielen vorfindet, wenn sie bei dir einbricht.«

»Hallo? Meine Farben. Pinsel. Leinwände.«

»Das kannst du dir alles neu kaufen, immerhin bist du seit Jahren so reich wie Krösus.«

»Mama!«

Er wurde ausgelacht. Das machte sie immer, wenn er seine Kunst als Argument gegen ein Haustier einsetzte, dabei hatte er absolut nichts gegen den Gedanken, sich eines anzuschaffen. Andererseits hatte er ja irgendwie seit einer Weile schon eines und sie brachte ihm ständige Besuche seines Nachbarn ein, auf die er nicht verzichten wollte. Vielleicht gelang es ihm mit der Zeit ja auch noch, seine Unsicherheit hinter sich zu lassen und Marc MacDonald endlich auf einen Kaffee einzuladen.

»Ist dein Nachbar wieder so niedlich rot geworden? Hach, ich wünschte, ich wüsste, wie er aussieht. Schade, dass du mir kein Foto von ihm schicken kannst, so wie du es von der süßen Maggie getan hast.«

»Ich glaube kaum, dass er das lustig finden würde«, sagte Jack amüsiert, denn es war eine Sache von Maggie auf seinem Bett mit dem Handy Fotos zu machen. Würde er das bei Marc genauso machen – ohne Worte.

Die Endercotts verstanden bei solchen Dingen keinen Spaß, soviel wusste er durch das bisschen Recherche, die er betrieben hatte, nachdem er vor einiger Zeit direkt vor dem Haus Marcs Zwillingsbruder getroffen und ihn mit Marc verwechselt hatte. Dieselben grünen Augen, dasselbe blonde Haar und eine recht sportliche Figur, soweit er das unter den Jeans und einer hellen Lederjacke hatte erkennen können. Eineiige Zwillinge, du liebe Güte. Aber woher hätte er das denn auch wissen sollen? Seine kurzen Gespräche mit Marc beschränkten sich im Allgemeinen auf Maggie, nicht auf private Dinge.

Kade hatte die Verwechslung übrigens amüsant gefunden und ihm von sechs weiteren Brüdern erzählt, was Jack prompt neugierig gemacht hatte. Und weil das »Boston Hearts« in der Stadt weithin bekannt war und eine Homepage sowie Social Media Kanäle besaß, war es nicht allzu schwer gewesen, an ein paar Informationen zu kommen. Marcs Väter waren ein bereits seit einer halben Ewigkeit glücklich verheiratetes Paar, das acht Söhne aufgezogen hatte, von denen die Zwillinge im Zentrum arbeiteten. Dazu gab es eine ziemlich gute Anwaltskanzlei mit dem Namen Endercott, die er sich garantiert nicht zum Feind machen wollte, indem er heimlich Fotos von Marc machte, um sie seiner neugierigen Mutter zu schicken.

»Sieh dir einfach die Homepage an. Er ist Lehrer dort, was ich dir übrigens schon dreimal erzählt habe.«

»Bah, geh mir fort mit diesem neumodischen Zeug.«

Jack gluckste. »Du hast ein Handy, Mama.«

»Ja, zum Telefonieren und um die Fotos anzugucken, die du mir schickst. Du weißt doch, dass ich mit diesem Internet nicht viel anfangen kann.«

»Sagt die Frau, die es liebt, sich Filme über Amazon Prime zu kaufen oder auszuleihen«, murmelte er, denn seine Mutter wusste sehr wohl, wie man das Internet benutzte, sobald es für sie nützlich war.

»Was hast du gesagt?«

»Nichts, nichts«, antwortete Jack belustigt und machte sich auf den Weg in die Küche, um sich etwas zu trinken zu holen. Und irgendwann sollte er heute Abend auch noch etwas essen. Hatte er nicht noch einige Reste von dem Auflauf vom letzten Wochenende im Kühlschrank? Er wurde nicht fündig, was Jack seufzen ließ. »Mama?«, fragte er lang gezogen und grinste, weil seine Mutter prompt erneut loslachte. Sie kannte ihn einfach zu gut, um nicht zu wissen, was er wollte.

»Wir machen uns gleich auf den Weg. Dann kannst du mir dein neues Bild zeigen und deinen Vater davon abbringen, mir dieses kleine Gewächshaus für den Garten zu kaufen, mit dem ich seit einer Weile liebäugle. Als Dank dafür bekommst du ein köstliches Abendessen von mir.«

Jack runzelte die Stirn. »Wieso soll er dir das Gewächshaus nicht schenken, wenn du es dir wünschst?«

»Weil es im Moment einfach zu teuer ist. Die Reparatur der Bremsen an unserem Auto ist wichtiger.«

Dem konnte er grundsätzlich nicht widersprechen, aber da gab es diese eine entscheidende Tatsache, die seine Mutter viel zu gern vergaß. »Mama, ich habe das Extrakonto für euch nicht eingerichtet, damit ihr das Geld darauf vergammeln lasst.«

»Das ist mir sehr wohl bewusst, mein Schatz, das heißt aber noch lange nicht, dass wir das Geld zum Fenster hinauswerfen müssen. Dieses Jahr sind die Bremsen dran, nächstes Jahr dann das Gewächshaus. Und wag es ja nicht, es mir zu schenken. Ich werde sehr böse auf dich sein, wenn du das tust.«

Herrje, es war immer dasselbe mit ihr, dabei schwamm Jack im Geld und seine Eltern waren unglaublich stolz darauf, was er mit seiner Kunst erreicht hatte. Das Geld war ihnen dabei vollkommen egal, Jack selbst jedoch nicht, denn es war äußerst beruhigend, dass er heute genug davon besaß, um zu wissen, dass er seine Mutter nie wieder würde weinen hören müssen, weil seinen Eltern das Geld gefehlt hatte, um ihm ein Fahrrad zum Geburtstag zu kaufen, das er sich als Achtjähriger damals sehnlichst gewünscht hatte.

»Mama ...«

»Nein, Jackson. Das ist mein letztes Wort, verstanden?«

Oha, diesen entschlossenen Tonfall kannte er und er sorgte dafür, dass Jack die Schultern hoch und eine ertappte Grimasse zog. »Ja, Mama.«

»Du bist ein guter Junge. Und jetzt wasch dir die Farbe von den Fingern, damit wir gemeinsam essen können, wenn wir da sind. Ich habe noch einen halben Topf mit Rindfleischeintopf. Dazu frisches Brot und zum Nachtisch Schokoladenmuffins.« Seine Mutter schwieg einen Moment. »Ich vermute, ich kenne die Antwort auf meine nächste Frage bereits, aber ich werde sie dir trotzdem stellen. Hast du eigentlich überhaupt noch etwas Essbares im Kühlschrank?«

Mist, er war ertappt. »Äh ...«

Seine Mutter seufzte tief auf. »Wozu habe ich dir eigentlich das Kochen und Backen beigebracht? Vom Einkaufen frischer Lebensmittel, damit du dir auch regelmäßig etwas kochen oder backen kannst, ganz zu schweigen.«

Jack fing an zu grinsen, denn die Steilvorlage konnte er sich auf gar keinen Fall entgehen lassen. »Das habe ich mich auch schon so oft gefragt. Dabei gibt es extra für faule Menschen wie mich diese wunderbare Erfindung namens Lieferservice.«

»Jackson!«

Er kicherte albern. »Ich liebe dich, Mama.«

»Ich dich auch, du frecher Kerl. Bis gleich.«

»Bis gleich.«

Jack legte auf, ging sich die Hände waschen und deckte den Tisch, bevor ihm einfiel, dass er vergessen hatte, die Farbe aus dem Pinsel zu waschen. Also fing er noch mal von vorn an und holte sich nach einem Blick auf die Uhr etwas zu trinken, denn sie würden etwa eine halbe Stunde zu ihm brauchen. Und die würde er eindeutig brauchen, um einigermaßen klar Schiff zu machen, wurde Jack nach einem schnellen Rundumblick klar, denn auf seinen wenigen Möbeln lagen Kleidungsstücke oder leere Essensverpackungen oder beides.

Wenn er malte, war er leider eine furchtbare Schlampe, die einfach alles stehen- und liegenließ. Gott sei Dank war Marc vorhin gleich in sein Schlafzimmer gegangen. Der Mann wäre bei der Müllhalde, die sein Wohnzimmer darstellte, vermutlich in Ohnmacht gefallen. Als Lehrer war er bestimmt immer sehr ordentlich und wusste genau, wo er was ablegte.

Ein Platz für alles und alles hat seinen Platz.

Der Lieblingsspruch seiner Eltern, die beide sehr ordentlich waren und das grundsätzlich an ihn weitergegeben hatten. Tja, bis auf die Zeit, wenn er gedanklich in einem Bild verschwand und erst wieder daraus auftauchte, wenn es fertig war. Was in den vergangenen Jahren regelmäßig dazu geführt hatte, dass Jack, sobald ein Gemälde bereit zur Abgabe war, erst mal zwei bis drei Tage brauchte, um sein Apartment aufzuräumen.

So schlimm war es heute Gott sei Dank noch nicht und Jack hatte sogar noch genug Zeit, den eingesammelten Müll runter zu den Containern hinter dem Haus zu tragen. Dann kehrte er in seinen großen Wohn- & Essbereich zurück, den er vorrangig als Atelier benutzte, und schaltete den Fernseher ein. Jack hatte kein echtes Interesse an Serien oder Filmen, aber er brauchte beim Malen stetige Hintergrundgeräusche, und dafür war der Fernseher am besten geeignet, denn das ständige Gequatsche der Radiomoderatoren ging ihm meistens auf die Nerven. Da ließ er lieber zum x-ten Mal irgendeinen Film laufen.

Heute jedoch schaltete er auf einen Nachrichtensender, um sich zu informieren, was es Neues gab. Das vergaß er während des Malens über Tage hinweg und wunderte sich dann immer, wenn ihm seine Mutter von Dingen berichtete, die er in seiner kleinen Blase nicht mitbekommen hatte. So wie im letzten Jahr die Wahl ihres neuen Präsidenten. Jack war zum Schluss von dem Gebaren des letzten Deppen im Weißen Haus so genervt gewesen, dass er den TV nicht mehr eingeschaltet hatte, bis er einen jubelnden Anruf seiner Mutter bekommen hatte, dass es geschafft war und die USA jetzt hoffentlich wieder zu einem Land zusammenwachsen würde.

Viel passiert war in der Hinsicht zwar bisher nicht, aber der neue Präsident hatte ja noch an die dreieinhalb Jahre Zeit. Und so weit ging sein Interesse an Politik dann auch wieder nicht, dass er sich ständig mit ihr befasst hätte. Seine Eltern waren da anders, seit sie amerikanische Staatsbürger waren, was für ihn nicht sonderlich überraschend gekommen war. Sie hatten Jack zwar nie viel von ihrem früheren Leben in Ghana erzählt, aber niemand flüchtete grundlos aus seiner Heimat.

Zudem sprachen die langen Narben auf dem Rücken seines Vaters eine eindeutige Sprache. Dasselbe traf auf seine Mutter zu, nur dass ihre Narben tiefer lagen. Jack hatte sie einmal, als er mit ihr allein gewesen war, darauf angesprochen. Sie war in Tränen ausgebrochen und hatte von einer furchtbar brutalen Beschneidung und Misshandlungen durch ihre Familie erzählt, weil sie sich aus Liebe zu seinem Vater geweigert hatte, den für sie von ihren Eltern ausgesuchten Mann zu heiraten.

Jack hatte das Thema nie mehr angesprochen, denn hier in den USA waren sie frei und in Sicherheit. Und er würde dafür sorgen, dass das auch so blieb.

Es klingelte an der Tür und Jack lächelte, während er sich gleichzeitig beeilte, ihnen zu öffnen. Kurz darauf erwachte der Fahrstuhl zum Leben, denn auch wenn das Haus nur ein paar Stockwerke hatte, waren sie durch ihre langjährige, körperliche Arbeit nicht mehr gut zu Fuß. Das hielt seine Mutter allerdings nicht davon ab, Jack in eine kräftige Umarmung zu schließen, als er sie direkt am Fahrstuhl erwartete.

»Hallo, mein Kleiner.«

»Ich bin größer als du, Mama«, erinnerte Jack sie nicht zum ersten Mal an diese unumstößliche Tatsache, und seine Mutter reagierte darauf, wie sie es immer tat, indem sie lachte. »Papa, sag was.«

Sein Vater, der einen großen Topf und eine Umhängetasche trug, grinste ihn belustigt an. »Was soll ich dazu sagen? Du bist größer als deine Mutter. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir jemals aufhören werden, in dir den kleinen, frechen Bengel zu sehen, der sich mit sieben Jahren an seiner Geburtstagstorte überfressen hat, weil er so gierig war.«

»Papa!«

 

Am nächsten Morgen fand sich in seinem Kühlschrank kein freies Plätzchen mehr, denn seine Mutter hatte gestern Abend für ihn gekocht und so standen jetzt überall Frischhaltedosen mit Nudelauflauf, Fisch, Eintopf und Gemüsepfanne.

Er hatte keine Ahnung, wie er das alles aufessen sollte, ehe es schlecht wurde, denn den Vorschlag seiner Mutter, er könne ja seinen Nachbarn fragen, ob der Lust hatte mit ihm zu essen, würde er natürlich keineswegs in die Tat umsetzen. Wobei ihm die Idee grundsätzlich nicht mal missfiel. Vielleicht sollte er ja doch darüber nachdenken. Morgen oder so.

Jetzt wollte er aber erst mal die hübsche Aussicht genießen, denn unten an der Straße stand Marc mit seinem Bruder neben einem Aston Martin, an dem ein schwarzhaariger älterer Mann lehnte, der einen brünetten Lockenkopf im Arm hielt. Das war bestimmt ein weiterer von Marcs Brüdern. Allerdings hatte er keine Ahnung welcher, denn auf der Homepage vom »Boston Hearts« war er bei den Angestellten nicht abgebildet gewesen. Der schlanke Mann neben ihm indes schon, obwohl Jack sich nicht mehr erinnern konnte, als was der dort arbeitete.

»Netter Hintern«, murmelte Jack, als Marc ihm den Rücken zudrehte und sich eine Jacke überzog, während seine Brüder laut über irgendetwas lachten, was der brünette Lockenkopf zu ihnen gesagt hatte.

Er schmunzelte, als sein Nachbar hörbar seufzte und dabei in einer resignierten Geste die Arme hob, wofür er prompt von allen Seiten ausgelacht wurde. Im nächsten Moment entdeckte Kade ihn und winkte grinsend. Jack hob grüßend die Hand, in der er seine Kaffeetasse hielt, und nickte Marc zu, als der dann auch zu ihm hoch sah und umgehend rot wurde. Was sowohl Kade als auch Marcs anderem Bruder nicht entging. Jack hatte keine Ahnung, wie er den folgenden Blickaustausch zwischen den beiden zu verstehen hatte, aber nachdem die vier Männer abgefahren waren, ließ ihn das Gefühl nicht mehr los, dass er schon bald nähere Bekanntschaft mit den restlichen Endercotts machen würde.

 

Jack verbrachte den Tag damit, seinem aktuellen Gemälde den allerletzten Schliff zu geben, bevor er zum Telefon griff, um seinem Agenten Bescheid zu sagen, dass es fertig war. Wie üblich würde der sich jetzt um alles Weitere kümmern, sodass er selbst sich am Ende bloß noch überlegen musste, was er mit dem Geld anstellte, das ihm der Verkauf einbringen würde.

Außerdem sollte er sich wirklich überlegen, Marc zu einem Abendessen oder so etwas einzuladen, entschied er nach einem Blick in seinen proppenvollen Kühlschrank und nahm sich ein Bier, um damit den Abschluss des Bildes zu feiern. Er konnte das alles unmöglich allein aufessen und einfrieren kam bei den Mengen auch nicht infrage. Wahrscheinlich hatte seine Mutter genau deswegen gestern ihre Kochorgie gestartet.

Jack wusste, dass sie sich für ihn diesen einen besonderen Mann fürs Leben wünschte. Vor allem nach den letzten Pleiten in der Hinsicht. Und mit Anfang Vierzig war Jack auch bereit, den letzten Schritt zu gehen. Er wollte heiraten und eine eigene Familie gründen, gleichzeitig hatte er Angst davor, wieder mal an den Falschen zu geraten und das erst zu erkennen, wenn es zu spät war.

Ein Abendessen war aber kein Heiratsantrag, also würde er über seinen Schatten springen und Marc fragen, ob der ihm ein paar seiner Vorräte abnahm. Und er würde es jetzt gleich tun, bevor er wieder den Mut verlor. Jack trank das Bier aus, räumte die Flasche weg und machte sich nach einem Blick auf die Uhr entschlossen auf den Weg nach unten. Es war spät genug, Marc müsste eigentlich schon zu Hause sein.

Auf sein Klopfen hin öffnete ihm trotzdem niemand. Jack überlegte. Vielleicht stand Marc unter der Dusche. Er wartete ein bisschen und klopfte erneut, woraufhin zumindest Maggie sich mit einem Maunzen hinter der Tür dazu herabließ, ihm zu zeigen, dass immerhin sie zu Hause war. Auf eine Reaktion des Bewohners der Wohnung wartete er jedoch vergeblich. Dafür wurde Maggies Maunzen energischer und lauter, was Jack ein bisschen irritierte, da die niedliche Einbrecherin noch nie so ein Theater gemacht hatte. Jedenfalls nicht bei ihm. Maggie wurde immer lauter und Jack klopfte ein drittes Mal, denn jetzt fing er langsam an, sich Sorgen zu machen.

»Marc? Ist alles okay?«, rief er durch die Tür und lauschte anschließend, in der Hoffnung, irgendein Geräusch zu hören.

Vielleicht war sein Nachbar doch noch nicht daheim. Aber würde Maggie dann so laut maunzen? Das kam Jack komisch vor und wenn Marc bewusstlos in seiner Wohnung lag, weil er ausgerutscht war oder Ähnliches, sollte er dringend etwas tun. Die Polizei anrufen. Oder lieber den Notruf? Egal, Hauptsache er rief überhaupt jemanden an und besorgte Marc Hilfe.

---ENDE DER LESEPROBE---