Wenn ein Stern die Zeit überdauert - Mathilda Grace - E-Book

Wenn ein Stern die Zeit überdauert E-Book

Mathilda Grace

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Beschreibung

»Wie soll ich Matt gehen lassen, nachdem ich zwanzig Jahre mit ihm glücklich war? Wie soll ich ohne ihn von vorne anfangen, wo er sogar nach seinem Tod weiter bei mir ist?« Scott Booker hat seinen Ehemann nach langer Krankheit beerdigt und steht nun vor den Trümmern seines Lebens. Freunde und Familie machen sich Sorgen um ihn und auch Scott weiß, dass er Hilfe braucht, denn Matt ist immer noch bei ihm und kommentiert seine halbherzigen Versuche irgendwie weiterzumachen mit diesem immer so liebevollen Spott, in den Scott sich vor langer Zeit verliebte. Doch kann es geistig gesund sein, Tag für Tag mit einem Toten zu reden, den außer einem selbst niemand sehen oder hören kann?

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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Mathilda Grace

WENN EIN STERN DIE ZEIT ÜBERDAUERT

 

 

Wenn ein Stern die Zeit überdauert

1. Auflage, November 2023

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

©2023 Mathilda Grace

Am Chursbusch 12, 44879 Bochum

Text: Mathilda Grace 2022

Foto: Yuri_B; Pixabay

Coverdesign: Mathilda Grace

Korrektorat: Corina Ponta

 

Web: www.mathilda-grace.de 

 

Alle Rechte vorbehalten. Auszug und Nachdruck, auch einzelner Teile, nur mit Genehmigung der Autorin.

 

Sämtliche Personen und Handlungen sind frei erfunden.

 

 

 

 

 

Mathilda Grace

 

 

Liebesroman

 

 

Liebe Leserin, Lieber Leser,

 

ohne deine Unterstützung und Wertschätzung meiner Arbeit könnte ich nicht in meinem Traumberuf arbeiten.

 

Mit deinem Kauf dieses E-Books schaffst du die Grundlage für viele weitere Geschichten aus meiner Feder, die dir in Zukunft hoffentlich wundervolle Lesestunden bescheren werden.

 

Dankeschön.

 

Liebe Grüße

Mathilda Grace

 

 

»Wie soll ich Matt gehen lassen, nachdem ich zwanzig Jahre mit ihm glücklich war? Wie soll ich ohne ihn von vorne anfangen, wo er sogar nach seinem Tod weiter bei mir ist?«

 

Scott Booker hat seinen Ehemann nach langer Krankheit beerdigt und steht nun vor den Trümmern seines Lebens. Freunde und Familie machen sich Sorgen um ihn und auch Scott weiß, dass er Hilfe braucht, denn Matt ist immer noch bei ihm und kommentiert seine halbherzigen Versuche irgendwie weiterzumachen mit diesem immer so liebevollen Spott, in den Scott sich vor langer Zeit verliebte. Doch kann es geistig gesund sein, Tag für Tag mit einem Toten zu reden, den außer einem selbst niemand sehen oder hören kann?

 

 

Prolog

 

 

 

 

Matt liebte seine Beerdigung.

Ich tat es nicht.

Und das lag nicht daran, dass er alles kommentierte, seit wir auf dem Friedhof eingetroffen waren, und Matt im Augenblick dabei war, unserem Freund Dermot kopfschüttelnd zu erklären, dass dessen bordeauxfarbenes Hemd erstens gar nicht zu Matts grandioser Beerdigung passte und sich zweitens ganz furchtbar mit Dermots karottenroten Haaren biss.

Nein, es lag daran, dass mein Mann tot war, obwohl er mir versprochen hatte, nie aufzugeben und nicht aufzuhören, gegen den Krebs zu kämpfen. Dass es ziemlich unfair war, ihm seinen Tod vorzuwerfen – schweigen wir besser drüber. Ich war da aus verständlichen Gründen voreingenommen, weil ich Matt lieber für weitere zwanzig Jahre an meiner Seite gehabt hätte, statt ihn an diesem wirklich herrlichen Wintertag mit blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein beerdigen zu müssen.

Matt fand es amüsant, dass sich der seit Mitte dieser Woche anhaltende Sturm mit vielen Schneefällen ausgerechnet am Tag seiner Beerdigung ausgetobt hatte.

Ich hingegen fand momentan nur wenig amüsant.

Trotzdem konnte ich kaum mein Grinsen unterdrücken, da Matt fassungslos nach Luft schnappte, als ihm auffiel, welchen Anzug Dermot trug. Sein entsetztes »Oh mein Gott, ist der etwa von Macy´s?« musste ich mit einem Husten kaschieren, sonst wäre ich wohl in schallendes Gelächter ausgebrochen und wie das bei den anderen Trauergästen angekommen wäre, darüber wollte ich jetzt lieber nicht genauer nachdenken.

Nicht, dass Matts Kommentar Dermot auch nur ansatzweise interessiert hätte, denn ich war der einzige von uns, der meinen Mann seit seinem Tod sehen und hören konnte. Außerdem war Dermot Matts Sprüche seit vielen Jahren gewohnt und er hatte sich ohnehin noch nie darum geschert, was mein Göttergatte zu seinem beizeiten fragwürdigen Kleidungsstil zu sagen hatte.

Dermot zog an, was ihm gefiel. Ob es ihm stand oder seine gewählte Kleidung dem Anlass angemessen war, kümmerte ihn nicht die Bohne, wie er immer zu sagen pflegte, und weil er ein schlaksiger Ire mit roten Haaren und stechend grünen Augen war, der mit seiner freundlich lockeren Art jeden um den Finger wickeln konnte, verzieh man Dermot alles.

Deswegen hatten Matt und Dermot sich auch von Anfang an so gut verstanden, denn Dermot war der Ruhepol in unserer eingeschworenen Gruppe von Freunden, während Matt kaum den Mund halten konnte, was leider nicht bei jedem gut ankam. Timothy war so ein Fall, der dicht bei Dermot stand, und neben mir rational und pragmatisch eingestellt war. Trotzdem war er seit dem College mein Freund und hatte sich später problemlos in unsere Runde eingefügt, als wir uns zufällig in Chicago über den Weg liefen und bei einem Kaffee feststellten, dass wir bloß ein paar Häuser voneinander entfernt lebten.

»Warum ausgerechnet grau?«, echauffierte sich Matt gerade und stemmte erbost beide Hände in die Seiten. »Da ist er schon mit einem erfolgreichen Modedesigner befreundet und holt sich trotzdem Anzüge von der Stange. Wie oft habe ich ihm gesagt, dass er kräftigere Farben braucht?«

»Etwa eine Million Mal«, murmelte ich, unfähig noch länger den Mund zu halten, was Matt in meine Richtung grinsen ließ, während Callum, der unsere sechsköpfige Truppe vor ein paar Jahren vervollständigt hatte, meine eiskalten Finger drückte.

Sie wussten alle über Matts »Geist« Bescheid, oder wie auch immer ein Psychiater es benennen würde, dass ich Tag für Tag mit meinem verstorbenen Ehemann sprach, der zu allem seinen Senf dazugeben musste, ob ich ihn hören wollte oder nicht, und sie machten sich deswegen Sorgen um mich, der eine mehr, der andere weniger. Kein Wunder. Wäre einer der Jungs an meiner Stelle, würde ich mich auch fragen, ob so ein Verhalten normal war, sobald jemand trauerte, oder ob man für denjenigen lieber einen Termin bei einem Therapeuten machen sollte.

Timothy war zum Beispiel der Meinung, dass ich mit einem Fachmann sprechen sollte, ehe meine Trauer um Matt am Ende noch seltsamere Blüten trieb, als jene, dass ich mit einem Toten redete, als wäre der immer noch da.

Was er für mich war, immerhin konnte ich Matt sehen und hören, und nein, er war weder durchsichtig noch rasselte er mit Ketten. Matt war ein Geist, allerdings einer, der heute, passend zum Anlass, einen schwarzen Anzug trug. Gestern hatte er eine seiner uralten Jeans angehabt, die übrigens in unserem Schrank lag, ich hatte sicherheitshalber nachgesehen.

Und so etwas ließ einen doch ziemlich ernsthaft am eigenen Geisteszustand zweifeln, denn das hatte ich tagelang getan, als er mir das erste Mal »erschienen« war. Im Badezimmer. Da war ich gerade erst zwei Stunden zu Hause gewesen, nachdem im Krankenhaus sein Tod festgestellt worden war.

Mein folgendes hysterisches Gekicher hatte nicht sonderlich lange angehalten, immerhin hatte ich auf dem Klo gesessen und dort war ein Nervenzusammenbruch eher unangenehm für den platt gesessenen Hintern auf der Klobrille. Und da ich ohnehin der Typ Mensch war, der glaubte, dass man vieles rational oder mit Hilfe der Wissenschaft erklären konnte, war ich bereits am Wochenende darauf mit der sprichwörtlichen Tür weit ins Haus gefallen und hatte unseren Freunden davon erzählt.

Dermot fand das Ganze faszinierend, genau wie Callum.

Joseph, der an meiner anderen Seite stand und mit Matt seit ihrer Kindheit befreundet gewesen war, wusste noch nicht, was er davon halten sollte, dass Matt weiterhin da war und mit mir redete, aber er war dafür, dass ich tun solle, was mir guttat, und wenn das bedeutete, mit einem Toten zu reden, dann sollte ich das eben tun, solange es nötig war.

Wenigstens lehnte keiner unserer Freunde Matts »Geist« als Erfindung meinerseits ab und hielt mich für verrückt.

Matts Eltern würden das sofort tun, daher wussten sie auch nichts davon. Sie waren nie glücklich mit der Partnerwahl ihres Sohnes gewesen, vor allem, weil sie Enkel gewollt hatten. Dass Matt schwul gewesen war, hatte sie nicht gekümmert, aber dass wir uns früh gegen Kinder entschieden hatten, kreideten sie mir an. Es war immer nur meine Schuld gewesen, dabei waren Matt und ich uns in dem Punkt einig, denn Matts Leben waren seine Entwürfe, seine extravagante Mode, gewesen, während ich mit meinen Eltern zusammen ein Geschäft führte, in dem mein Dad und ich als Landschaftsgestalter die Gärten fremder Leute auf Vordermann brachten, während meine Mom sich um den dabei anfallenden Papierkram kümmerte und mit meiner Schwester einen Blumenladen führte, den wir zusätzlich besaßen.

Meine Familie hatte Matt geliebt und sie waren heute alle an meiner Seite, um ihn gebührend zu verabschieden. Sie standen einige Schritte links von mir bei Matts Eltern, die steif und ohne sichtliche Gefühlsregung vor dem schwarzen Sarg verharrten, den Matt sich gewünscht hatte und den ich nur nach mehreren, lautstarken Diskussionen durchgesetzt hatte, weil seine Mutter der Meinung gewesen war, ein schwarzer Sarg wäre ein Affront gegen Gott und die Kirche.

Dass Matt weder mit Gott noch der Kirche etwas anfangen konnte, was seine Mutter wusste, hatte sie ignoriert, bis ich ihr am Ende erklärte, dass ich als Ehemann die Wünsche von Matt erfüllen würde und dass es ihr freistand, deshalb einen Anwalt zu kontaktieren und sich lächerlich zu machen, weil Matt schon vor Monaten in seinem Testament deutlich klar gemacht hatte, was er im Falle seines Todes wollte und was nicht.

»Wenn du ihr weiter so böse Blicke zuwirfst, denkt sie noch, du kannst sie nicht leiden«, erklärte Matt auf einmal hinter mir belustigt und ich verdrehte die Augen, denn dass ich für seine Eltern kein akzeptabler Schwiegersohn war, darüber hatten wir uns immer wieder amüsiert.

Ich konzentrierte mich auf den Pfarrer, der gerade von Matt persönlich ausgesuchte Worte vorlas. »Wir gehen nie für immer fort und wenn ein Stern die Zeit überdauert …«

Meine Gedanken schweiften abrupt wieder ab, weil ich das nicht hören wollte. Ich wollte nicht einmal hier sein. Ich wusste, dass man das nun einmal so machte, und ich wusste ebenfalls, dass von mir erwartet wurde, den Rest des Tages höflich zu tun und die Beileidsbekundungen entgegenzunehmen, die mir im Grunde vollkommen gleichgültig waren, denn das einzige, was ich wirklich wollte, war jener Mann mit den klaren, azurblauen Augen, dem kurzen, blonden Haar und dem oft so spöttischen Lächeln, der jetzt vor seinem Sarg stand und sichtlich resigniert auf das Gesteck roter Rosen sah, das von seinen Eltern stammte, während ich heute früh für ihn einen Mischstrauß aus bunten Frühlingsblühern gebunden hatte, die wir im Gewächshaus das gesamte Jahr über für unseren Blumenladen zogen, denn diese Blumen hatte Matt über alles geliebt.

Genauso wie er mich geliebt hatte.

 

 

Kapitel 1

 

 

 

 

»Sag den Jungs, dass sie sie rauswerfen sollen.«

»Sie sind deinetwegen hergekommen.«

»Ich wollte keinen Leichenschmaus, das weißt du.«

Ja, das wusste ich nur zu gut, immerhin stritten wir darüber, seit er tot war und ich entschieden hatte, nach der Beerdigung einen Leichenschmaus abzuhalten, obwohl er dagegen gewesen war, aber in dem Fall hatte ich Matts Eltern nachgegeben, denn für sie war es wichtig, nach außen hin immer einen bestimmten Eindruck zu wahren, und Matt war nun mal ihr einziger Sohn. Wir konnten einander nicht leiden, doch nicht nur ich hatte mit seinem Tod die mir wichtigste Person im Leben verloren, und aus dem Grund hatte ich wenigstens dieses Mal freundlich sein wollen und ihnen nachgegeben.

Sie würden das nicht anerkennen, das hatten sie nie getan, ganz egal wie oft ich zu Beginn von unserer Beziehung versucht hatte, mit den beiden auszukommen, doch nach dem heutigen Tag würde ich sie vermutlich nie wiedersehen, also was machte es schon, dass sie unten im Haus standen und so taten, als wäre das hier ihr zweites Zuhause und Matt der über alles geliebte Sohn, obwohl sie in den vergangenen Jahren nicht ein einziges Mal hier gewesen waren. Weder zu den wichtigsten Feiertagen, wie dem Unabhängigkeitstag, Thanksgiving oder Weihnachten, noch an Matts vierzigstem Geburtstag vor vier Jahren.

Matt hatte seine Eltern immer geliebt, aber am Ende hatte er sich unmissverständlich für mich entschieden und das würden sie mir mit Sicherheit nie verzeihen. Andererseits konnte es mir egal sein, denn, wie gesagt, sobald sie heute Abend unser Haus verließen, würde ich sie nicht mehr sehen oder mich mit ihnen herumärgern müssen. Und das war das einzig Gute an diesem gewaltigen Durcheinander, zu dem mein Leben nach Matts Tod geworden war.

Ein Klopfen an der Tür ließ mich zusammenzucken, weil ich nicht hier weg wollte. Unser Schlafzimmer war im Augenblick der einzige Ort, an dem ich alleine sein konnte, abgesehen von Matts Geist, der hinter mir auf dem Bett lag, und das wollte ich noch für mindestens eine Stunde bleiben.

»Es ist Dermot«, flüsterte Matt und ich seufzte, doch ihn zu fragen, woher er derartige Dinge immer wusste, hatte ich längst aufgegeben, weil er es jedes Mal mit einem Schulterzucken und einem »Ich weiß es eben.« abtat.

Vielleicht tat er es wirklich, ich meine, er war schließlich ein Geist und mit denen hatte ich vor wenigen Wochen noch keine Erfahrung gehabt. Mittlerweile war ich schlauer, wenn auch um einiges verwirrter, immerhin war Matt tot und möglicherweise drehte ich deswegen langsam durch, aber das stand heute nicht auf der Tagesordnung. Mit meinem Geisteszustand konnte ich mich morgen wieder befassen.

Also sagte ich nur »Komm rein.«, hörte das Klappen der Tür und kurz darauf trat Dermot zu mir ans Fenster.

»Die ersten gehen bereits. Noch eine Stunde etwa, dann hast du es geschafft.«

Gott sei Dank, dachte ich. »Danke«, sagte ich.

Mehr konnte ich nicht sagen, mir fehlte die Kraft dazu. Bald hatte ich diesen Tag überstanden und dann konnte ich mich in unserem Bett zu einer Kugel zusammenrollen und in den Schlaf weinen. Vielleicht sollte ich mir dafür die angebrochene Flasche Whisky aus dem Küchenschrank holen, das machte es vielleicht leichter. Nun ja, sah man mal von dem mörderischen Kater am nächsten Tag ab und der Tatsache, dass Matt deshalb stinksauer sein würde, weil er es nicht mochte, wenn ich mich betrank, da das auch nichts an seinem Tod änderte und er nicht vorhatte zuzusehen, wie ich seinetwegen zu einem Säufer mutierte.

Er übertrieb maßlos, denn der Whisky war erstens noch zur Hälfte voll und ich hatte zweitens nicht vor, mir Nachschub zu besorgen. Er war der Whiskytrinker von uns gewesen, ich trank das Zeug nur, weil es mich Matt irgendwie näher fühlen ließ, auch wenn das natürlich völliger Unsinn war. Man konnte sich einem Toten nicht näher fühlen, es sei denn, man war selbst tot, und so weit wollte ich nun auch nicht gehen, denn wir würden uns nicht irgendwo im Jenseits wiedersehen. Ich glaubte nicht an Gott oder einen Himmel. Tote waren tot und sie kamen nicht zurück, obwohl ich mir das im Moment über alles wünschte.

»Timothy hat sie dabei erwischt, wie sie ein paar von euren Fotos eingepackt haben. Keine Sorge, er hat sie ihnen sofort und mit einigen ziemlich direkten Worten wieder abgenommen und seither hat einer der Jungs oder deine Schwester sie im Auge, bevor sie noch anfangen, euer Porzellan einzupacken.«

»Wir haben Porzellan?«, fragte Matt hinter mir belustigt und ich grinste, aber nur kurz.

Dermot rieb sich seufzend über die Augen. »Ich werde wohl nie begreifen, wie man so sein kann. Hätte Matt nicht schon im Krankenhaus mit einem Anwalt sein Testament geklärt, würden sie jetzt garantiert versuchen, dir alles wegzunehmen, was nicht dank der Kaufverträge, auf denen eure Unterschriften stehen, offiziell euch beiden gehört. Die zwei sind echt unglaublich und das ist nicht positiv gemeint.«

Matts Eltern waren wirklich unglaublich. Ihr Sohn war erst seit einigen Stunden unter der Erde, da sich durch die Feiertage und Silvester, weil Matt unbedingt kurz vor Weihnachten hatte sterben müssen, zeitlich alles verschoben hatte, und schon taten sie, als gehörten unsere Besitztümer jetzt ihnen. Sie hatten mich schon wenige Tage nach Matts Tod um Erinnerungsstücke oder Fotos gebeten, aber ich war absolut nicht bereit, mich damit zu befassen, und ich war vor allem nicht bereit, diesen Menschen, die an unserem Leben niemals wirklich hatten teilhaben wollen, persönliche Erinnerungen von uns zu überlassen, und sei es nur ein gerahmtes Bild, das Matt und mir gehörte.

»Du solltest ihm diesen hässlichen Anzug klauen, damit du ihn verbrennen kannst.«

»Jetzt hör doch mal mit dem blöden Anzug auf«, fluchte ich, denn langsam ging mir das wirklich auf die Nerven, weil es ja wohl im Moment Wichtigeres gab, als Dermots Anzug, der mir gerade einen verdatterten Blick zuwarf. Aber er begriff, was los war, bevor ich mich erklären konnte, und fing an zu grinsen.

»Sag nichts, ich kann es mir denken. Er war so ein Snob mit seinen dämlichen Klamotten.«

»Die waren nicht dämlich, sondern stylish«, grummelte es hinter mir und ich verdrehte die Augen. »Sag ihm, was ich von diesem furchtbaren Billigteil halte, sonst singe ich dir die ganze Nacht Amazing Grace vor.«

Um Gottes willen, bloß nicht. Matt war ein ziemlich lausiger Sänger gewesen, und das war noch höflich ausgedrückt. Ich tat also gut daran, diese Drohung ernstzunehmen, sonst hatte ich spätestens morgen früh einen Hörschaden. »Er hat mir vorhin auf dem Friedhof erklärt, dass ihm dein Anzug nicht gefällt, da du ihn offensichtlich von Macy´s hast. Ach ja, und dieses Hemd beißt sich ganz grässlich mit deinen roten Haaren.«

»Furchtbar, ich habe furchtbar gesagt«, nörgelte Matt hinter mir beleidigt und wäre er nicht schon tot, hätte ich ihn jetzt mit seinem Kopfkissen erstickt. Na ja, ich hätte es ihm eher um die Ohren gehauen, denn er war manchmal echt ein Idiot.

Dermot sah mich einen Moment überrascht an, dann lachte er los. Na, danke sehr. Doch bevor ich wirklich wusste, wie mir geschah, lachte ich mit, um schon kurz darauf Dermots Jackett mit meinen Tränen förmlich zu überfluten. Dabei hatte ich mir geschworen, heute nicht zu weinen. Wenigstens einmal wollte ich mich wie der ganze Kerl benehmen, nach dem ich laut Matt aussah, denn er war von uns beiden der elegante und hübsche Mann gewesen, der jeden Tag auf sein Aussehen geachtet hatte, während ich oft in bequemen Latzhosen, mit Dreitagebart, weil ich morgens meistens zu faul war, mich zu rasieren, und durch meinen Beruf meist dreckigen Fingernägeln herumlief.

Also ganz das Klischee, in Bezug auf unsere Berufe, was uns allerdings nie gestört hatte. Im Gegenteil. Matt hatte mein raues Äußeres sehr zu schätzen gewusst und ich hatte es jedes Mal genossen, wenn er in eigens von ihm geschneiderten, schicken Klamotten nach Hause kam, die ich ihm dann genüsslich von seinem schlanken Körper schälen durfte.

Trotzdem war ich derjenige von uns beiden, der jedes Mal heulte, vor allem bei traurigen Filmen, während Matt mit einem milden Lächeln neben mir saß und mir regelmäßig die Tränen vom Gesicht küsste. Ihm hatte es bei Filmen nicht blutig genug sein können, ich hingegen – lassen wir das. Unsere Sammlung an Filmen war eine Mischung von Romanzen, Dramen, Action- und Horrortiteln, und ich wusste schon heute, dass ich mir nie wieder einen von Matts so heiß geliebten Baller-Filmen würde anschauen können, ohne mir dabei die sprichwörtlichen Augen aus dem Kopf zu heulen.

»Ich weiß«, murmelte Dermot und strich mir dabei über den Rücken. Eine beruhigende Geste, die mir leider nicht half, ganz im Gegenteil. »Es ist, wie es ist, um mal kurz Sherlock Holmes zu zitieren.«

»Und es ist scheiße«, schniefte ich und erinnerte mich dabei an die britische Serie mit Benedict Cumberbatch, die Matt und ich uns verdammt gern angesehen hatten, vor allem wegen des Hauptdarstellers. Und ja, ich hatte bei Marys brutalem Tod an Matts Schulter geweint, und danach auch, als herauskam, was hinter all dem steckte.

»Du kommst jetzt mit runter, sagst brav Dankeschön, dass alle hier waren, und dann werden wir die Leute aus dem Haus komplimentieren«, entschied Dermot im nächsten Moment und schob mich entschlossen von sich. Er hatte feuchte Augen, was ich besser nicht kommentierte, sofern mir mein Leben lieb war, stattdessen ließ ich mich widerstandslos von ihm aus unserem Schlafzimmer zerren, nachdem ich einen letzten Blick zum Bett geworfen hatte.

Doch Matt war fort. Zumindest fürs Erste.

Leider Gottes traf das auf Matts Mutter nicht zu, die, als wir wenig später ins Wohnzimmer traten, gerade eines von unseren Hochzeitsfotos vom Kaminsims hob und es dann so fest in den Händen hielt, als hinge ihr Leben davon ab. Dabei war es Matts Leben, das monatelang am seidenen Faden gehangen hatte, der am Ende trotzdem gerissen war, obwohl ich alles getan hatte, um ihn mit beiden Händen festzuhalten. Doch Matt war tot und diese Frau stand hier, in unserem Haus, und alles, was ihr dazu einfiel – denn ich hatte sie auf dem Friedhof nicht eine einzige Träne um Matt vergießen sehen –, war, ihren eigenen Sohn und mich zu bestehlen.

Und das zu sehen, dabei zu wissen, wie wenig Matt und ich ihr augenscheinlich bedeutet hatten, war der allerletzte Tropfen, der das bereits seit unzähligen Tagen mehr als volle Fass in mir endgültig zum Überlaufen brachte.

»Stell sofort unser Foto wieder hin, Trisha!«

Sie drehte sich ertappt zu mir herum. »Scott, ich ...«

»Nein!«, fuhr ich ihr wutentbrannt über den Mund, denn es reichte. »Ihr hattet unzählige Gelegenheiten, ein Teil unseres Lebens zu werden, aber ihr habt ja lieber beschlossen, mich zu verachten und uns jahrelang meist zu ignorieren, und das nur, weil euer Sohn sich nicht nach euren Wünschen richten wollte. Das Foto in deinen Händen ist eines der schönsten von unserer Hochzeit, zu der ihr auch nur gekommen seid, weil Matt euch ganze fünfmal darum gebeten hat. Wie kommst du also dazu, zu glauben, ich würde dir dieses oder überhaupt irgendein Foto von uns überlassen? Und jetzt stell es hin, nimm deinen Mann und dann verlasst ihr auf der Stelle unser Haus!«

Bei jeder anderen Gelegenheit hätte sie sich geweigert, wäre in einem völlig übertriebenen Theater in Tränen ausgebrochen oder hätte einen hässlichen Streit vom Zaun gebrochen, an dem sie danach mir die Schuld geben konnte, wie so oft, aber heute stand sie in unserem Haus, und es war voll mit Menschen, die Matts Freunde gewesen waren oder ihn geliebt hatten, und das war Trisha dann wohl doch zu viel Aufmerksamkeit, immerhin hatte sie einen Ruf zu wahren. Und der war mit Sicherheit der einzige Grund dafür, dass sie das gerahmte Foto wortlos wieder auf die Kaminumrandung stellte, dann ihre maßgeschneiderte Kostümjacke zurecht zog und anschließend ohne ein weiteres Wort das Wohnzimmer verließ.

Ich wusste nicht, wo Matts Vater John im Moment war, aber es war mir auch egal. Hauptsache, die beide verschwanden aus meinem Umfeld, und das taten sie, denn kurz darauf hörte ich ihren Wagen aus unserer Einfahrt fahren.

Und das war es dann für mich.

Ich brach in Tränen aus.

 

Eine knappe Woche später weinte ich immer noch.

Nicht mehr ganz so viel wie am Tag von Matts Beerdigung, aber immer wieder, sobald ich mich an irgendetwas erinnerte, und wenn es nur Matts Lachen war. Leider war unser Haus so voll mit Erinnerungen an unsere Liebe und unsere Ehe, dass ich sie am liebsten in die Mülltonne gestopft hätte, dabei würde ich ohne die Bilder und all das andere, das uns ausgemacht hatte, nicht leben können. Jedenfalls nicht in nächster Zeit.

Die ersten beiden Tage nach der Beerdigung hatten sich die Jungs und meine Familie die Klinke in die Hand gegeben, weil sie mich nicht alleinlassen wollten, aber seit Dienstag hatte ich viel Zeit für mich, denn bloß, weil mein Mann tot war und Dad mir erklärt hatte, er wolle mich frühestens Ende Januar wieder in der Firma sehen, hieß das nicht, dass er und alle anderen tun konnten, was immer sie wollten.

Ihre Leben hörten nicht auf wie meines. Sie hatten Arbeit zu erledigen und auch Familien zu versorgen – zumindest traf das auf Joseph und Callum zu, die ihre Ehefrauen und jeweils zwei kleine Kinder zu Hause hatten. Jedenfalls konnten sie nicht die ganze Zeit in meiner Nähe sein, obwohl ich Dermot angesehen hatte, dass er das gern getan hätte. Er war mir von unseren vier Jungs irgendwie immer der nächste gewesen, obwohl er zuerst Matts bester Freund und eine Weile auch sein Lover gewesen war. Aber sie waren schließlich dazu übergegangen, wieder nur Freunde zu sein, weil sie darin einfach besser waren, und als Matt dann mich kennenlernte, war das Thema ohnehin für alle Zeiten vom Tisch gewesen.

Aber auch Dermot hatte ein Privatleben abseits von uns und vor allem hatte er einen Job, in dem er verdammt gut war, und um ehrlich zu sein, ich war mir nicht sicher, ob ich es auf Dauer ertragen hätte, wenn sie ständig alle um mich herumschwirrten und mich fragten, wie es mir ging oder ob ich etwas bräuchte, denn das einzige, was ich wirklich gebraucht hätte, konnte mir niemand geben.

»Wenn du das Wasser noch länger laufen lässt, setzt du bald unsere Küche unter Wasser, und es wäre verdammt schade, um die sechstausend Dollar, die sie gekostet hat.«

Ich schnaubte leise, drehte aber gleichzeitig das Wasser ab, da ich ursprünglich hatte abwaschen wollen, obwohl wir einen Geschirrspüler hatten, den ich, zur Belustigung von Matt, kaum benutzt hatte. Er wiederum hatte die Küche kaum benutzt, weil ich derjenige von uns war, der kochen konnte, also waren wir in der Hinsicht wohl quitt. Ich hatte gekocht, er sich hinterher um das Geschirr und den Müll gekümmert.

»Wieso gehst du nicht ans Telefon oder hörst wenigstens die Nachrichten auf dem Anrufbeantworter ab?«

»Um mir noch mehr Beileidsbekundungen zu deinem leider so tragischen Tod anhören zu dürfen? Nein, danke«, wehrte ich ab und weigerte mich, Matt anzusehen, der neben mir auf der Arbeitsplatte saß und lässig die Beine baumeln ließ.

»Sie meinen es nur gut.«

»Das weiß ich, ich kann es trotzdem nicht mehr hören.«

Ich griff nach dem Teller, auf den ich gestern Abend ein mit Ei, Käse und Schinken belegtes Sandwich gelegt hatte, um es zu essen. Stattdessen war es heute früh im Mülleimer gelandet, da ich keinen Bissen herunter bekommen hatte, während der erste Teil der Alien-Filmreihe lief, einer von Matts unangefochtenen Lieblingsfilmen, und ich, mit der Decke an mich gepresst, in die er sich abends auf der Couch zu gerne eingekuschelt hatte, laut schluchzend dabei zusah, wie einer nach dem anderen aus der Crew sein grausames Ende fand. Ich mochte den Film nicht mal und trotzdem hatte ich ihn sehen wollen, wie abends zuvor den mit diesen außerirdischen Riesenkäfern, dessen Namen ich mir nie merken konnte. Im Grunde war es ohnehin egal, denn diese Filme hatten Matt gehört und Matt war tot.

»Du bekommst gleich Besuch.«

»Ist mir egal«, murrte ich, denn ich wollte niemanden sehen, obwohl ich spätestens heute Abend garantiert wieder ein volles Haus haben würde, denn es war Freitag und am Wochenende arbeiteten weder unsere Freunde noch meine Familie. Und das hieß, sie würden kommen. Vielleicht nicht alle auf einmal, aber bis Sonntag würde sich jeder mindestens einmal die Klinke in die Hand gegeben haben.

»Mach die Tür auf. Was er zu sagen hat, ist wichtig.«

»Ist mir immer noch egal«, wehrte ich ab und spürte abrupt einen leichten Schlag gegen die Schulter. »Hey! Lass das!«

Matt konnte mich nicht berühren und ich konnte das leider auch nicht, ich hatte es längst versucht, aber er war irgendwie dazu in der Lage, mich zu schubsen und zu schlagen – oder wie immer man das nennen wollte. Es erinnerte mich an die Szenen in dem Film »Ghost« mit Patrick Swayze, wo dessen Geist mit der Zeit auch gelernt hatte, Dinge zu bewegen. Matt verriet mir nicht, ob er das ebenfalls konnte, aber dieses Stupsen hatte ich in den vergangenen Tagen schon ein paar Mal deutlich gespürt, vor allem dann, wenn er sauer auf mich war.

»Mach die Tür auf, Scott!«

Ich zog automatisch beide Schultern hoch, denn auch wenn wir eine glückliche Beziehung geführt hatten, waren wir in den zwanzig Jahren nicht ohne Streitereien ausgekommen, und den scharfen Tonfall, den Matt gerade eingesetzt hatte, mochte ich überhaupt nicht. Ich hatte unsere Streitereien wirklich gehasst, obwohl sie am Ende jedes Mal dazu geführt hatten, dass wir einander noch näher waren als zuvor.

Und weil ich mich daran erinnerte, trocknete ich mir, als es im nächsten Moment klingelte, die Hände ab und ging zur Tür, um nachzusehen, wer an einem Freitagvormittag etwas von mir wollte. Mit der Person, die draußen auf unserer Veranda stand, hätte ich allerdings im Leben nicht gerechnet, und das sah mir Matts Vater an, nachdem ich ihm die Tür geöffnet hatte, denn er lächelte traurig und nickte, als wäre meine Reaktion genau das, was er insgeheim erwartet hatte.

»Ich weiß, dass ich kaum das Recht habe, hier zu sein, aber darf ich trotzdem für ein paar Minuten reinkommen?«

Am liebsten hätte ich ihm ohne ein Wort einfach die Tür vor der Nase zugeschlagen, so wie Trisha und er das jahrelang mit mir getan hatten, jedenfalls bildlich gesprochen, doch Matt, der jetzt hinter John stand, schüttelte eindringlich den Kopf, bevor er sich in Luft auflöste und mich mit seinem Vater alleinließ.

Na schön, dann würde ich mir eben anhören, was er wollte. Aus dem Haus werfen konnte ich ihn hinterher immer noch. »Also gut, komm rein.«

Da meine Eltern mich vernünftig erzogen hatten, setzte ich Wasser für Tee auf, weil ich keinen Kaffee mochte, seit ich Matt kannte, der schon immer ein Faible für guten Tee gehabt hatte, und bot John einen Platz an der Kücheninsel an. Wir hatten ein Esszimmer mit einem dunklen Holztisch aus Mahagoni, nach dem Matt monatelang gesucht hatte, nachdem wir uns dieses Haus gekauft hatten, und genau deshalb würde ich nicht mit John dort sitzen. Er verdiente es einfach nicht, an unserem Tisch zu sitzen, ganz im Gegensatz zu meiner Familie oder unseren Freunden, die so oft bei uns zu Hause gewesen waren – für lockere Männerabende oder an Feiertagen.

Wir schwiegen, bis der Tee fertig war und ich mich zu John gesetzt hatte. »Was willst du hier?«

Matts Vater trank vorsichtig einen Schluck und erst danach wandte er sich mir zu. »Trisha und ich werden Ende Januar die Stadt verlassen. Wir«, er brach ab und räusperte sich, »halten es einfach nicht länger aus. Es war schon schlimm, ihm für so viele Monate beim Sterben zuzusehen, aber jetzt, wo Matt für immer fort ist … Wir brauchen etwas Abstand von allem, was passiert ist, und deshalb bin ich gekommen. Um dir davon zu erzählen und dich um einen Gefallen zu bitten.«

Ich musste wirklich an mich halten, um nicht loszuschreien, denn ich war derjenige, der Matt beim Sterben zugesehen hatte, Tag für Tag. Sie waren nur ab und zu im Krankenhaus gewesen, um ihm Blumen zu bringen, die er nicht gemocht hatte, und um ein paar Sätze mit ihm zu wechseln und die Klinik danach mit schnellen Schritten zu verlassen, weil sie es nicht ertrugen, wie Matt aussah.

Ohne Haare, abgemagert, blass – todkrank.

Er war am Ende nur noch ein Schatten seiner selbst und sein Tod für ihn im Grunde eine Erleichterung gewesen, ich hatte es trotzdem nicht kommen sehen. An einem Abend hatte er mich noch müde angelächelt und mich gebeten, ihn zu küssen, bevor ich ging, um den Urwald in meinem Gesicht zu roden, wie Matt meinen Bart zu gerne neckend betitelt hatte, um mich damit zu ärgern. Am nächsten Tag war er fort gewesen. Im Koma. Für die längsten drei Wochen meines Lebens, bevor sein Herz aufhörte zu schlagen und sie die Maschinen abstellten, während ich wie erstarrt an seinem Bett saß und seine kalte Hand streichelte.

Und diesen Anblick würde ich nie wieder aus meinem Kopf kriegen. Allerdings hatten auch Matts Eltern ihn zum Schluss so gesehen und vielleicht tat ich ihnen unrecht. Außerdem wollte ich jetzt nicht darauf herumreiten, dass die meiste Zeit nur ich bei Matt gewesen war, denn das brachte ihm nichts mehr und mir selbst ebenfalls nicht. Es würde das schlechte Verhältnis zu seinen Eltern nur noch weiter vergiften und dazu fehlte mir im Augenblick jegliche Energie. Ich wollte einfach nur meine Ruhe haben und je eher ich erfuhr, wieso John gekommen war, desto eher würde er wieder gehen.

»Welchen Gefallen?«, fragte ich, als mir abrupt auffiel, dass John zwar seinen Tee trank, aber nicht weitergesprochen hatte, und an der Art, wie er daraufhin zusammenzuckte, begriff ich, dass er sich eben an etwas erinnert hatte. Ich tat das seit Matts Tod auch ständig und zuckte wie John zusammen, sobald mich dann jemand ansprach. Scheinbar hatten wir im Moment mehr gemeinsam, als mir lieb war.

John atmete tief durch. »Trisha und ich hatten einen großen Streit wegen der Art und Weise, wie sie am Samstag nach Matts Beisetzung versucht hat, ein paar Fotos von euch mitzunehmen, nachdem ich endlich verstanden hatte, aus welchem Grund du uns rausgeworfen hattest. Ich hatte das mit dem Hochzeitsfoto nicht gesehen und es tut mir leid. Wir haben uns vollkommen falsch verhalten, das weiß ich, aber ich möchte dich trotzdem um ein oder vielleicht sogar zwei Bilder von Matt bitten, die wir mitnehmen können, wenn wir gehen.«

Dass er mir die ganze Zeit nicht in die Augen sehen konnte und dass er nur nach Bildern von Matt fragte, verriet mir eine Menge und es war auch der Punkt, an dem ich mir nicht länger vormachen konnte, dass John und Trisha vielleicht ja doch nette Menschen waren, denn Matt und ich hatten uns zwanzig Jahre lang geliebt und trotzdem wollten sie nur ein Foto ihres Sohnes, keines ihres einzigen Schwiegersohnes. Es war bezeichnend für dieses Paar, bei dem ich mich insgeheim oft gefragt hatte, wie es ihnen gelungen war, so einen tollen Sohn großzuziehen.

»Ihr müsst mich wirklich hassen.«

Johns Augen, die ein Abbild von Matts waren, weiteten sich entsetzt, als er mich nun doch ansah. »Denkst du das wirklich? Dass wir dich hassen, Scott?« Ehe ich die Frage bejahen konnte, schüttelte er den Kopf. »Das ist nicht wahr. Wir haben dich nie gehasst, denn du hast Matt glücklich gemacht. Ja, wir hatten ein Problem damit, dass ihr nie Kinder wolltet, und wir haben viele Fehler gemacht, indem wir fortblieben, statt mit euch zu reden. Das ist mir mittlerweile bewusst und es ist furchtbar, dass Matt erst gehen musste, damit wir begreifen, was wir alles in eurem Leben versäumen. Es ist jetzt zu spät, um uns bei Matt dafür zu entschuldigen, aber ich möchte mich bei dir entschuldigen. Für unser Verhalten. Für alles, was in all den Jahren schiefgelaufen ist. Vielleicht können wir eines Tages noch einmal das Gespräch miteinander suchen und vielleicht werden wir danach nicht für immer im Groll auseinandergehen.«

Ich wusste ehrlich gesagt nicht, ob ich das wollte, ob ich sie je wiedersehen wollte, aber vielleicht – irgendwann einmal. Wer wusste schon, was die Zukunft brachte? Matt möglicherweise, denn so energisch, wie er darauf bestanden hatte, dass ich John die Tür öffnete – egal. Nun ja, nicht wirklich, aber ich wollte ihn nicht danach fragen. Ich hatte Matt verloren und ich konnte mit der Vorstellung, dass er möglicherweise genau wusste, was die Zukunft für mich bereithielt, absolut nicht umgehen.

»Gib ihnen das Foto aus unserem Skiurlaub. Dad hat mal zu mir gesagt, dass er es mag, weil wir darauf so glücklich wirken und wie kleine Jungs lachen.«

Ich wusste, von welchem Bild Matt sprach, denn es stand in der hinteren Reihe auf der Kaminumrandung, weil es schon ein paar Jahre alt war und wir die neuesten Fotos, abgesehen von den Hochzeitsbildern, die einen Ehrenplatz in der Mitte hatten, immer vorne zu stehen hatten. Deswegen nickte ich und erhob mich, um es zu holen. Auf dem Bild, das einen breiten, weißen Holzrahmen besaß, waren wir umgeben von einer grandiosen Winterlandschaft, hielten glücklich lachend geliehene Skier fest und waren über und über mit Schnee bedeckt, da wir mehr im Schnee gelegen hatten, statt auf ihm zu fahren. Aber wir hatten in dieser Woche so viel Spaß gehabt und ständig gelacht – auch als dieses Bild entstanden war, geknipst von unserem Skilehrer, der uns Null Talent zum Skifahren attestiert, uns aber trotzdem weiter auf die Piste begleitet hatte, um zu verhindern, dass wir uns aus Versehen umbrachten.

Als ich wieder in die Küche kam, war Matts Vater ebenfalls aufgestanden und trug gerade unsere Tassen zur Spüle. Ich sah ihm dabei zu, dann schweifte mein Blick von John hinüber zum Kühlschrank, vor dem Matt stand, mit beiden Händen in seinen Hosentaschen, und seinen Vater nachdenklich betrachtete.

»Er sieht traurig aus.«

Kein Wunder, du bist tot.

Ich sprach den Gedanken nicht aus, denn das war John und keiner unserer Freunde, die mich sofort gefragt hätten, was er wollte und zu mir gesagt hatte. Mit ihnen konnte ich über Matt reden und auch gleichzeitig mit ihm, irgendwie jedenfalls, aber sein Vater war ein anderes Kaliber, und wenn es nach mir ging, würden Trisha und er niemals erfahren, dass ihr Sohn immer noch bei mir war.

»Ich weiß von Matt, dass du dieses Bild mochtest«, sagte ich und legte es auf die Kücheninsel, ehe ich zur Spüle ging, um die Tassen und endlich auch das übrige Geschirr abzuwaschen, da ich Johns Anwesenheit einfach nicht länger ertrug, aber nicht so unhöflich sein und das aussprechen wollte.

»Vielen Dank, Scott«, flüsterte Matts Vater und kurz darauf klappte unsere Haustür, was mich erleichtert die Luft ausstoßen ließ, bis ich unwillkürlich zur Kücheninsel sah.

Das Bild war nicht mehr da.

Genauso wie Matt.

 

 

Kapitel 2

 

 

 

 

Am darauffolgenden Montag rief mich überraschend Matts Anwalt Tristan Taylor an, den ich einige Wochen vor Matts Tod im Krankenhaus zum letzten Mal gesehen hatte, als es darum gegangen war, noch ein paar Kleinigkeiten in Bezug auf Matts Testament zu regeln.

Ich war dermaßen verblüfft darüber, seine Stimme zu hören, nachdem Matt mich förmlich hatte erpressen müssen – mir mit seinem Gesang zu drohen, funktionierte immer und das wusste er natürlich –, damit ich überhaupt an unser Telefon ging, als es klingelte, dass ich schwieg, bis Taylor mich besorgt fragte, ob es mir gut gehen würde und es möglicherweise doch noch zu früh sei, über Matts Testament zu sprechen.

Und ja, das war es, denn es würde immer zu früh für mich sein, aber es brachte nichts, das Unvermeidliche länger als nötig aufzuschieben, denn obwohl Matt im Krankenhaus so viel wie möglich geregelt hatte, damit ich nach seinem Tod nicht völlig überrollt wurde, würde es eine ziemliche Umstellung werden, mich ab sofort selbst um unsere Finanzen, fällige Rechnungen und alles, was sonst noch so an Papierkram anfiel, sobald man sein Leben zu organisieren hatte, zu kümmern, denn das hatte immer Matt für uns getan.

»Nein, es geht schon. Das muss es ja.«

»Es tut mir so leid, Mister Booker, doch Matt bat mich, eben diesen Tag zu wählen, denn er hat neben seinem Testament, das Sie ja schon kennen, weitere Anweisungen hinterlassen.«

Ich runzelte irritiert die Stirn. »Er hat weitere Anweisungen hinterlassen?«

»Korrekt. Wenn Sie möchten, komme ich gern persönlich zu Ihnen oder, falls Ihnen das lieber ist, können wir uns natürlich in meiner Kanzlei treffen. Matt hat darum gebeten, dass Sie Ihre besten Freunde mitbringen, denn auch für sie hat er etwas bei mir hinterlassen. Ich habe bereits seine Eltern informiert, da sie ebenfalls erwähnt wurden. Ich hoffe, das ist Ihnen recht, Mister Booker?«

Es war mir kein Stück recht, aber was hätte ich schon sagen sollen? Sie waren nun mal seine Eltern und wenn Matt sie dabei haben wollte, würde ich keinen Einspruch erheben, sondern die Zähne zusammenbeißen und mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass sie in wenigen Wochen fort sein würden. Vielleicht sogar für immer, wenn ich großes Glück hatte.

»Ja, okay. Und ich komme in die Kanzlei. Geben Sie mir ein paar Tage, um alles zu organisieren, ich kenne die Arbeitszeiten meiner Freunde nicht auswendig.«

»Natürlich. Ich melde mich Mitte der Woche erneut, um zu hören, ob wir bereits einen Termin ausmachen können.«

Irgendetwas an den Worten machte mich stutzig. »Ich kann Sie auch zurückrufen, sobald alles geklärt ist.«

Matts Anwalt räusperte sich vernehmlich. »Sicher könnten Sie das, aber, wie gesagt, Matt hat mir genaue Anweisungen für den Ablauf gegeben und dazu gehört auch, dass ich Sie anrufe, damit Sie sich nicht, wie drückte er es aus, auf Dauer in Ihrem Haus und mit Ihren Erinnerungen verkriechen?«

»Ich fasse es nicht«, knurrte ich erbost, drückte den Anwalt weg und warf das Mobilteil unseres Hausanschlusses erbost auf die Couch. »Matt?«, rief ich anschließend, doch er ließ sich nicht blicken. Ich hatte ihn heute überhaupt noch nicht gesehen, was mich gewundert hatte, denn sonst lag er immer neben mir und lächelte mich an, sobald ich die Augen öffnete. Tja, jetzt wusste ich, warum er mir aus dem Weg ging. »Du hinterhältiger Arsch. Als wäre ich nicht selbst in der Lage, einen Termin zu machen. Hältst du mich ernsthaft für so ein Wrack?«

Keine Antwort.

Was eine mehr als eindeutige Antwort war, und zwar nicht nur in Bezug auf meinen Geisteszustand, denn immerhin stritt ich mich gerade mit einem Toten, oder anders ausgedrückt, ich versuchte es, dabei war ich allein im Haus.

»Scheiße«, murmelte ich schließlich und rieb mir die Augen. »Vielleicht sollte ich mich einweisen lassen.«

»Du bist nicht verrückt.«

Ich fuhr abrupt herum und entdeckte Matt vor dem Kamin. Er trug seine uralte Lieblingsjeans und diesen dunkelgrünen Strickpullover, den ich ihm vor zwei Jahren im Krankenhaus zu Weihnachten geschenkt hatte. Zu jenem Zeitpunkt war er noch dabei gewesen, sich von seiner sechsten Chemo zu erholen und hatte selbst bei voll aufgedrehter Heizung ständig gefroren. Der Pullover lag in unserem Kleiderschrank, weil ich ihn persönlich dort hineingelegt hatte, nachdem meine Eltern mir seine Sachen aus dem Krankenhaus gebracht hatten, da ich nicht in der Lage gewesen war, sie nach Matts Tod zu holen.

Ich war nicht dazu fähig gewesen, noch einmal sein Zimmer zu betreten, mit dem leeren Bett, den verwelkenden Blumen in der schmucklosen Vase seiner Mutter, den Resten des Parfums, das er zum Schluss nicht mehr gerochen, aber trotzdem benutzt hatte, weil er wusste, wie sehr ich den Duft an ihm mochte. Er roch sogar jetzt danach und ich konnte nicht verhindern, dass mir die Tränen in die Augen stiegen – wieder einmal.

»Sei nicht traurig«, flüsterte er und hob eine Hand an seine Lippen, um mir auf die Weise einen Luftkuss zuzuwerfen, wie er es früher so oft getan hatte, während wir morgens zur Arbeit aufbrachen, jeder in eine andere Richtung und jeder mit seinem eigenen Wagen.

Über das Wagendach hinweg waren seine Luftküsse zu mir geflogen und ich hatte sie gefangen und lächelnd an mein Herz gedrückt – ja, wir hatten selbst mit über Dreißig noch wie kleine Kinder herumgealbert. Dann war er plötzlich krank geworden. Eine Erkältung, die nicht mehr weichen wollte, bis er schließlich auf mein Drängen hin zum Arzt gegangen war.

Das hatte alles verändert und unser Leben vollkommen auf den Kopf gestellt, bis Matt nur drei Tage vor Weihnachten den Kampf gegen den Krebs für immer verlor. Heute, knappe vier Wochen später, stand ich im Wohnzimmer unseres Hauses und weinte um einen Toten, der in einem tiefen, kalten Grab lag und dennoch weiterhin hier war. Bei mir. Den ich sehen und hören, aber niemals berühren konnte, dabei hätte ich genau das, eine Berührung von ihm, dringend gebraucht.

»Ich liebe dich so sehr, Scott«, murmelte er und ich konnte kaum glauben, was ich sah, denn er weinte ebenfalls, dabei war er doch ein Geist. Wie weinten Geister?

Allein diese Frage war schon vollkommen verrückt, denn es gab keine Geister. Nun ja, zumindest hatte ich das bis vor einem Monat geglaubt. Geister, Außerirdische, seltsame Phänomene – ich hatte diese Dinge immer interessant und auch ein bisschen faszinierend gefunden, aber wirklich daran geglaubt hatte ich nicht. Bis mein toter Ehemann mir zeigte, dass es Dinge in der Welt gab, die vollkommen unerklärbar waren. Zumindest wenn Matts Geist tatsächlich echt war und nicht nur eine Einbildung meines eigenen kaputten Verstandes.

»Ich kann es riechen«, murmelte ich gedankenverloren. »Ich meine, dein Parfum. Warum kann ich es riechen, obwohl du tot bist?« Diese Frage hatte ich mir seit Matts erstem Erscheinen oft gestellt, sie aber bislang nicht ein einziges Mal ausgesprochen. »Warum kann ich dich sehen und hören, ja sogar riechen, dich aber niemals berühren?«

»Sag du es mir«, bat Matt lächelnd und ich hätte alles dafür gegeben, ihm dieses herrliche Lächeln von seinen umwerfenden Lippen küssen zu können.

»Einbildung.«

Es durfte nichts anderes sein, denn wenn es das war, würde das ja bedeuten, dass die Erde voller Wunderlichkeiten war und wir möglicherweise ständig von Geistern, Trollen und wer weiß was noch allem umgeben waren, ohne das zu wissen. Eine Welt jenseits unserer Realität? Nein, so etwas gab es nicht. Basta!

Matt lachte leise, was er zuletzt kaum noch getan hatte, weil er immer müde und kraftlos gewesen war. »Aus dir spricht die Rationalität, der praktische Macher, aber hast du dich je gefragt, ob es da draußen«, er deutete lächelnd nach oben, doch mir war bewusst, dass er nicht unsere Wohnzimmerdecke meinte, »nicht vielleicht doch viel mehr gibt, als wir begreifen oder überhaupt erklären können? Immerhin bin ich gerade hier, obwohl ich tot bin, und nein, du bildest dir meine Anwesenheit nicht ein und du bist auch nicht irre, verrückt, durchgeknallt, nenn es, wie du willst. Ich bin immer in deiner Nähe, Scott, selbst wenn du mich mal nicht sehen kannst.«

Das klang … verwirrend. »Du bist also wirklich da, obwohl du tot bist? Willst du das damit sagen?«

»Du siehst mich doch gerade, oder etwa nicht?«

»Das heißt noch lange nicht, dass du echt bist.« Ich blinzelte und schnaubte dann abfällig. »Was Blödsinn ist, du bist tot, du kannst gar nicht echt sein. Gott, ich drehe langsam durch.«

»Nein, das tust du nicht. Dein Kopf sucht nur Wege, um mit deiner Trauer um mich fertig zu werden.«

Tja, das klang auch nicht gerade besser und es brachte mich nicht weiter, deswegen schüttelte ich den Kopf und drehte Matt den Rücken zu, um nach dem Telefon zu greifen. Ich musste die Jungs anrufen und fragen, wann sie Zeit für einen Termin bei Matts Anwalt hatten. Je eher ich das Ganze hinter mich brachte, umso eher konnte ich damit anfangen, mir einen Therapeuten zu suchen, denn langsam begann ich daran zu zweifeln, dass Matt von selbst wieder verschwand, und wenn ich eines nicht wollte, dann irgendwann an Händen und Füßen festgeschnallt in einem Bett in einer Nervenklinik aufzuwachen, da ich leider meinen Verstand verloren hatte, ohne es zu bemerken.

 

Ich war nicht sonderlich verwundert, Matts Eltern bereits im Foyer stehen zu sehen, als ich mit den Jungs im Schlepptau drei Tage später das mehrstöckige Haus betrat, in dem sich mehrere Anwälte ihre Büros eingerichtet hatten, denn sie mochten zwar gefühlskalte Menschen sein, die ihren eigenen Sohn vermutlich nie wirklich verstanden hatten, aber sie waren bei den wenigen Treffen mit uns immer pünktlich gewesen.

Allerdings überraschte mich der Anblick meiner eigenen Eltern dann doch etwas. Matt und auch der Anwalt hatten nicht erwähnt, dass er sie ebenfalls bedacht hatte, obwohl ich mir das eigentlich selbst hätte denken können, denn ich kannte nur das Testament, das unsere Besitztümer klärte, und ich hatte Matt in den Wochen, bevor er ins Koma gefallen war, tagelang an etwas schreiben sehen, was ich insgeheim für einen Abschiedsbrief an mich gehalten hatte, denn er hatte ihn seinem Anwalt gegeben, ohne dass ich auch nur einen Blick darauf werfen durfte.

»Mister Booker?«, rief eine brünette Frau uns von einer Art Tresen zu, an dem mehrere junge Frauen saßen, die offenbar zu den jeweiligen Kanzleien im Haus gehörten. Sie erhob sich, als ich mit »Ja?« antwortete und kam lächelnd zu uns hinüber, um mir die Hand zu reichen.

---ENDE DER LESEPROBE---