Babylons letzter Wächter - Thomas Reich - E-Book

Babylons letzter Wächter E-Book

Thomas Reich

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Beschreibung

Als ich erwachte, fand ich mich in einer sterilen weißen Zelle, ohne eine Erinnerung. Nachts durchschritt ich die Träume der Stadt auf der Suche nach mir selbst. Dabei stieß ich immer wieder auf Anhänger des Wächterkults. Was, wenn ein urbaner Mythos Wirklichkeit geworden war? Meine letzte Hoffnung war der Junge. Ich hatte ihn gerufen, damit er den Pfad der Erinnerung für mich abschreitet. Ob er mich aus meinem Gefängnis befreien konnte? Ein beklemmender Roman über theokratische Diktaturen und die Verantwortung des Einzelnen. ERINNERUNGEN AUS DER ZELLE "Als ich aufwachte, fand ich mich in einem weißen Raum ohne Fenster wieder. Ich wusste nicht, wie ich hierher gekommen war, noch meinen Namen. Mein Gedächtnis war so leer wie dieser Raum. Ich schlug die Bettdecke zur Seite und versuchte, die Dimensionen meiner Heimstatt zu untersuchen. Neben dem bereits erwähnten Bett besaß ich einen Stuhl, einen Tisch, und einen Kleiderschrank. Weiß lackiert. Im Schrank hingen weiße Hosen aus derbem Baumwollstoff, sowie dazu passende Hemden. In der Schublade fand ich weiße Socken und Unterhosen. Ich begann die Wände abzuschreiten. Ich schätzte die Weite meiner Schritte und kam auf ein ungefähres Raummaß von fünf mal fünf Metern. Ein Zollstock hätte mir das bestätigt, was ich insgeheim schon wusste: Der Raum war absolut quadratisch. Ich fand zwei Türen, von der die eine nur durch die dünne Linie, die die glatte Wand unterbrach, zu erkennen war. Sie hatte keinen Griff. Zu ihrer Rechten hing ein kleiner Kasten an der Wand, der eine milchige Platte in der Mitte trug."

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Thomas Reich

Babylons letzter Wächter

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Babylons letzter Wächter

Babylons letzter Wächter

 

 

 

 

 

 

 

 

Thomas Reich

Text Copyright © 2008 Thomas Reich

 

Cover © https://pixabay.com/de/stadt-landschaft-panorama-3000060/

mit Änderungen

 

Impressum: Thomas Reich

Bachenstr. 14

78054 Villingen-Schwenningen

Über das Buch:

 

Als ich erwachte, fand ich mich in einer sterilen weißen Zelle, ohne eine Erinnerung. Nachts durchschritt ich die Träume der Stadt auf der Suche nach mir selbst. Dabei stieß ich immer wieder auf Anhänger des Wächterkults. Was, wenn ein urbaner Mythos Wirklichkeit geworden war? Meine letzte Hoffnung war der Junge. Ich hatte ihn gerufen, damit er den Pfad der Erinnerung für mich abschreitet. Ob er mich aus meinem Gefängnis befreien konnte?

 

Ein beklemmender Roman über theokratische Diktaturen und die Verantwortung des Einzelnen.

Pure morning

Der rote Mond war aufgegangen.

*

Ich bewegte mich langsam durch die Straßen einer verlassenen Stadt. Der Asphalt unter meinen Füßen knirschte vor Staub und Dreck. Zu allen Seiten wuchsen Bürogebäude und Wohnsilos bis in den Himmel. Ihre Fenster waren trübe Spiegel in der Nacht, die nichts zu reflektieren vermochten. Sie grinsten mich an wie die toten Augen eines Raubtiers. Ein freudloses Grinsen mit gebleckten Zähnen. Manche waren eingeschlagen, und dahinter loderten Feuer. Die Flammen züngelten nur, knisterten aber nicht. Wie eine laterna magica. Vorsichtig näherte ich mich ihnen, aber so sehr ich mich auch bemühte, ich konnte mein Gesicht nicht im blanken Glas erkennen. Ich führte meine zitternden Hände vor die Augen, unterzog ihre Beschaffenheit einer längeren Betrachtung, als könnten sie mir Aufschluss geben. Doch sie blieben stumm.

Die fahlen Gerippe abgestorbener Bäume kündeten von einem Park. Der große Moloch seufzte für einen kurzen Augenblick und verfiel wieder in seinen dunklen Dornröschenschlaf. Ich bewegte mich zielstrebig auf diesen Park zu. Ich glaubte nicht aus freien Stücken. Vielmehr glich es einer magischen Anziehung. So wie man einen Unfall ahnte, der gleich passieren wird, und seinen Kopf drehte. Dann sah ich den Jungen. Völlig allein auf einem Skateboard. Das strähnige blonde Haar hing ihm in die Augen. Dann warf er es mit einer schwungvollen Bewegung zurück, und ich konnte sein Gesicht sehen. Obwohl er nicht älter als fünfzehn Jahre sein konnte, wirkten seine Züge reifer. Wie die eines Menschen, der früh erkennen musste, dass seine Illusionen nichts wert waren. Auf dem das Leben herumgetrampelt hatte.

*

Ich wusste, dass der Junge eine entscheidende Rolle spielte. Ob ihm das bewusst war? Ich wollte auf ihn zurennen, doch die Luft wurde dicker, als wollte sie mich mit süßem Honig festkleben. Also schrie ich aus vollen Leibeskräften, aber niemand konnte mich hören.

Mülltonnen fielen um. Raschelnd schoben sich dunkle Schatten heraus, gurrend, knarrend, stinkend. Das waren die eigentlichen Einwohner, die ich zuerst vermisst hatte. Nun wäre es mir lieber gewesen, ich hätte sie nie zu Gesicht bekommen. Ich sah, wie die Schatten mir entgegen krochen. Panisch drehte ich mich um, als sich weitere Schemen aus den toten Büschen wanden. Sie umkreisten mich. Während ich die Hände flach vor die Augen schlug, meinen Atem stoßweise in den Handflächen, konzentrierte ich mich auf den Gedanken, dass sie ganz sicher verschwunden wären, wenn ich die Augen öffnete.

Ich schlug die Augen auf.

*

Als ich aufwachte, fand ich mich in einem weißen Raum ohne Fenster wieder. Ich wusste nicht, wie ich hierher gekommen war, noch meinen Namen. Mein Gedächtnis war so leer wie dieser Raum. Ich schlug die Bettdecke zur Seite und versuchte, die Dimensionen meiner Heimstatt zu untersuchen. Neben dem bereits erwähnten Bett besaß ich einen Stuhl, einen Tisch, und einen Kleiderschrank. Weiß lackiert. Im Schrank hingen weiße Hosen aus derbem Baumwollstoff, sowie dazu passende Hemden. In der Schublade fand ich weiße Socken und Unterhosen.

Ich begann die Wände abzuschreiten. Ich schätzte die Weite meiner Schritte und kam auf ein ungefähres Raummaß von fünf mal fünf Metern. Ein Zollstock hätte mir das bestätigt, was ich insgeheim schon wusste: Der Raum war absolut quadratisch. Ich fand zwei Türen, von der die eine nur durch die dünne Linie, die die glatte Wand unterbrach, zu erkennen war. Sie hatte keinen Griff. Zu ihrer Rechten hing ein kleiner Kasten an der Wand, der eine milchige Platte in der Mitte trug. Als ich neugierig mit der Hand darüber fuhr, ging ein trübes Leuchten durch das Glas.

„Fingerabdruck nicht erkannt. Zugang verweigert.“

Was aber auch hieß, dass der richtige Fingerabdruck nach draußen führte. Und dass der Kasten anderen Menschen diente. Ich war nicht alleine. Ich suchte mit den Augen die Decke ab, und fand auch Zeichen für sie. Eine Kamera, die sich mit meinen Bewegungen drehte. An ihrem Schaft blinkte ein rotes Lämpchen. Möglicherweise ein Modell mit Bewegungssensor.

Die andere Tür hatte einen normalen Griff. Als ich ihn drückte, wurde ich enttäuscht. Kein Tor zur Freiheit, sondern mein Badezimmer. Auf der Ablage über dem Waschbecken standen neutrale weiße Plastikflaschen. Keine Werbebildchen, kein Firmenaufdruck. Auf einer stand Shampoo. Auf der anderen Duschgel. Eine Plastiktube mit der Aufschrift Zahnpasta. Ich öffnete den Verschluss, quetschte einen kleinen weißen Klecks heraus und leckte vorsichtig daran. Es schmeckte nach Minze. Schien alles ganz normal zu sein.

Wer war ich? Der Blick in den Badezimmerspiegel zeigte mir einen Mann von vielleicht fünfzig Jahren mit graumeliertem langem Haar. Buschige Augenbrauen. Hakennase. Volle Lippen. Wie im Traum berührte ich meine Wange, befühlte ihre bartstoppelige Oberfläche. Der Mann im Spiegel tat es mir gleich. Ich sah einem völlig Fremden in die Augen. Von mir aus hätte ich alles sein können. Ein Banker, ein Straßenpenner, ein Politiker, ein Müllmann. Das Gesicht eine leere Fläche tausender Lebensentwürfe und Möglichkeiten. War es denn wirklich wichtig, wer ich war? Oder sollte ich nicht die Möglichkeit nutzen, der zu sein, der ich immer sein wollte? Würde ich bei dem Versuch nicht wieder zu dem werden, der ich einst war?

*

Stundenlang starrte ich auf die weiße Wand in der Hoffnung, Formen und Muster zu sehen. Teile meiner Erinnerung. Doch die Wand blieb weiß. Sie schien mich zu verspotten.

Die Tür ohne Griff öffnete sich. Ich drehte mich um, um meinen ersten Besuch zu empfangen. Zwei Krankenschwestern traten ein, ohne ein Wort an mich zu richten. Sie nickten mir kurz zu, und machten sich dann an ihre Arbeit. Die eine wechselte mein Bettlaken, die andere stellte ein Tablett mit Essen auf dem kleinen Tisch ab. Ein neutrales weißes Plastiktablett. In Folie eingeschweißtes Einweggeschirr aus Plastik. Eine Plastikflasche, die eine durchsichtige Flüssigkeit enthielt.

„Wo bin ich hier?“

Schweigen.

„Warum werde ich eingesperrt?“

Schweigen.

„Wollt ihr nicht mit mir reden?“

Sie wollten nicht. Verrichteten monoton ihre Arbeit. Wahrscheinlich fragte ich die Falschen. Sie waren nur Handlanger, die nicht mehr wussten, als man ihnen sagte. Oder Nonnen, die ein Schweigegelübde abgelegt hatten. Konnte das des Rätsels Lösung sein? Ich war in einem Kloster, wurde gesund gepflegt. Nonnen umschwirrten mich und lasen mir jeden Wunsch von den Augen ab. Bald würde ich genesen sein.

Jede Hoffnung war mir recht und billig. Weinend verzehrte ich mein Abendessen. Mein Talent zur Selbsttäuschung war nicht so ausgeprägt, wie ich gedacht hatte. Kaum hatte ich den letzten Bissen zerkaut, da überfiel mich eine bleierne Müdigkeit. Ich fiel vom Stuhl, die Welt legte eine Dreivierteldrehung hin. Mein Sichtfeld verwandelte sich in ein sinkendes Schiff. Passagiere rutschten das Achterdeck hinunter in die tosende See. Mit letzten Kräften zog ich mich an meinem Bett hoch und legte mich schlafen.

*

Ich durfte dem Essen hier drin nicht trauen. Irgendwas mischten die mir rein, was mir die Füße wegzog. Das Denken fiel schwerer. Auch nach dem Aufstehen fühlte ich mich wie schwer verkatert. Es zerrte an meinen körperlichen Kräften. Genau das wollten sie doch. Warum gerade ich? Warum war ich so wichtig? Ich erinnerte mich nicht an mich. Nachts träumte ich von der Stadt (oder träumte die Stadt mich?). Ich schloss die Augen und sah ihre kleinen Leben. Nicht einmal meine Träume waren meine eigenen. Ich hatte keine Erinnerungen und keine Träume. Alles hatten sie mir genommen. Nacht für Nacht vergewaltigten sie mich, missbrauchten meinen Schädel für ihre gemeinen Leben und Lügen. Soviel Bosheit. Ich war nicht ihr Messias. Der ihnen alle ihre Leiden abnahm. So nicht, meine Lieben, so nicht. Lasst mich in Ruhe, hört ihr mich?

*

Die Neonsonne ging auf, ein neuer Tag begann. Ich erwachte. Der künstliche Rhythmus war mir mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen. Ich erwischte mich selbst dabei, wie ich an manchen Tagen im Dunkeln aufwachte, und wenige Sekunden später das Licht anging. Mein Körper hatte sich daran gewöhnt. Genauso wie ich müde wurde, wenn das Licht erlosch. Sie simulierten mir sogar eine Abenddämmerung, wahrscheinlich mit Hilfe eines Dimmers und einer Zeitschaltuhr. Aber konnte ich denn überhaupt den Tagen trauen? Waren sie immer gleich lang? Ich besaß keine Uhr. Wenn sie mir die Nacht für den Tag vormachen würden und den Tag für die Nacht, ich würde es noch nicht einmal bemerken. Im Mittelalter glaubten die Menschen, die Welt wäre eine Scheibe, weil genau das ihrer Wahrnehmung entsprach. Ich besaß keine Beweise, dass sie mich in dieser Form manipulierten. Von Menschen, die einen einsperrten, sollte man stets das Schlechteste annehmen.

Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken. Meine ersten Vermutungen, ich könnte ein Niemand von der Straße sein, verwarf ich mittlerweile. Ich musste eine gewisse Rolle spielen. Wusste ich zuviel? Lachhaft. Ich wusste ja nicht mal, wer ich selbst war. Wer war ich also?!

Ein Unruhestifter. Ein Terrorist. Das fehlende Bindeglied zur Geheimformel. Ein menschlicher Code, der Schlüssel zu… denk nicht dran. Oh ja, wie schön es wäre, den Schlüssel zu haben, um aus diesem Gefängnis auszubrechen. Sei still! Schüre dein armes Gehirn nicht mit der Glut der Hoffnung. Erforsche deine Umgebung. Am Ende verraten sie sich vielleicht selbst.

*

Ein normaler Mensch legte sich nach einem Alptraum wieder schlafen, während ich nicht zur Ruhe kommen konnte. Denn diese Alpträume waren real, sie passierten auf Babylons Straßen, jeden Tag. Und wenn für mich der Alptraum beendet war, ging er für sie erst los. Ich wusste, dass ich nur die Spitze des Eisbergs zu Gesicht bekam. Dass Lügen, Intrigen und Niedertracht keinen Schlaf kannten.

Meine Haut juckte und spannte. Ihre Geschichten zerrten an mir. Die Grenzen zwischen Traum und Realität, die für mich ohnehin dünner waren, platzten auf wie faules Fleisch. Ich bekam nässende Wunden. Die Schwestern rieben sie regelmäßig mit einer antiseptischen Salbe ein, doch es wollte sich kein dauerhafter Behandlungserfolg einstellen.

*

Die verfluchten weißen Wände. Der verfluchte weiße Boden. Die verfluchten weißen Laken. Damit wollten sie mich kaputtmachen. Ohne äußere Reizeinflüsse traten irgendwann Weisheit und Visionen auf. Oder man wurde vom Wahnsinn innerlich zerfressen. Sie wussten das. Sonst hätten sie mich nicht hier eingesperrt. Was also planten sie? Wenn sie sich irgendwelche Erkenntnisse von mir erhofften, dann sah es gut aus für meine Überlebenschancen. Wenn nicht, dann war ich einer ganz perfiden Form der Folter ausgesetzt. Sie wollten, dass ich den Verstand verlor. Die Vorstellung, dass sie sich an Bildschirmen labten wie Forscher an einer dummen Maus, die den Weg aus dem Labyrinth nicht heraus fand und kläglich verreckte. Bei derzeitigem Stand konnte ich nicht wissen, ob mein Leid ein öffentliches war oder nicht. Vielleicht lief ich als dreiundzwanzigste Staffel von Big Brother im Kabelfernsehen? Oder wurde im Internet live übertragen?

Es gab nichts zu tun. Ich machte täglich Liegestütze, damit ich nicht an Kraft verlor. Wer rastet, der rostet. Sonst würde ich mich in diesem dämlichen Bett noch wund liegen. Ich war ja kein Kranker. Ich wurde zu einem gemacht. Oder völlig verblöden. Sich von der Langeweile unterkriegen lassen. Sinnentleert, schlimmer als in jedem westlichen Gefängnis. Kein Hofgang, keine Post von Angehörigen. Manchmal erfand ich Zahlenspiele. Ging in meinem Kopf logische Reihen durch. Wenn es gar nicht mehr ging, sah ich auf meine Hände. Ihre rosa Beschaffenheit. Eine Farbe in dieser leeren Zelle. Zählte die Haare auf ihrem Rücken. Einmal hatte ich in die Ecke gepisst, um diesen verdammten Boden zu verdrecken. Das war ein Fest! Gelb, eine neue Farbe!

Peeping Tom

Groupie

Die Pausenglocke schrillte. Klassenzimmertüren sprangen auf wie die Mäuler bei Ebbe erstickender Fische. Die Flut der Schüler spülte durch sie hindurch, drängte auf den Pausenhof. Die Türen wurden wieder geschlossen, und alles war beim alten.

„Haste gesehen, Lindsay hat schon wieder nen Neuen.“

„Boah, die Schlampe ey.“

„Die ist doch bestimmt voll ausgeleiert. Letzte Woche war sie doch mit Kenny zusammen.“

„Der soll voll das Hosenmonster haben. Das weiß ich von Chloe. Die hat ihm auf Logans Party einen geblasen. Danach hatte sie drei Tage Muskelkater in der Fresse.“

„Voll krass ey.“

„Sag ich doch. Aber wollte Chloe nicht bis zur Hochzeit Jungfrau bleiben?“

„Nur in der offiziellen Version. Ihre Eltern sollen in dem Glauben bleiben, dass sie ein anständiges Mädchen ist.“

„Respekt! Die ist wirklich gut.“

„Na dann lies mal die Nachrichten auf der Mädchentoilette. Da kannste dich über die Jungs informieren, bevor du sie an dein Höschen lässt. Steht alles drin über ihre Bettqualitäten.“

„Da schau ich mir doch lieber Hannahs Blog an. Da gibt es die Rubrik Stecher des Monats. Echt Mädel, du bist nicht mehr up to date.“

„Ich brauch kein Bewertungssystem aus dem Internet.“

„Echt nicht?“

„Nö. Männer sind wie Kaffeesorten- Die wirklich Guten halten dich die ganze Nacht wach. Danach unterteile ich meine Typen. Und momentan ist mir nach einer guten kolumbianischen Röstung.“

„Hä?“

Britney machte sich arschwackelnd über den Schulhof. Direkt auf Kater Carlo zu.

„Was findet sie immer an diesen Bad boys? Carlo ist doch echt ne kaputte Type.“

„Ja, aber er ist Chef der Monochrome Men.“

„Wundert mich ja, dass er zur Abwechslung mal wieder am Unterricht teilnimmt.“

„Dann muss die Ausbeute diesen Monat ja außergewöhnlich gut gewesen sein.“

„Du musst aber zugeben, dass Carlo optisch was hermacht.“

„Sorry, aber ich kann nicht so auf diese tätowierten Muskelprotze.“

„Wie müsste für dich den der perfekte Mann aussehen?“

„Racal von Emo Engine.“

„Oh Sabrina, du verguckst dich immer in die Unerreichbaren. Wie wäre es denn mit Brian? Der läuft dir doch wie ein Schoßhündchen ständig hinterher.“

„Ach der. Der ist nett, mehr nicht. Aber mit ihm in die Kiste steigen? Wohl eher nicht.“

„Glaub mir, du vertust dir die besten Chancen, Kleines.“

„Glaube ich nicht. Racal Preacher ist etwas Besonderes.“

„Soweit ich weiß, bist du von uns die einzige Jungfrau.“

„Ich spare mich nur für den Richtigen auf.“

„Und Rascal ist der Richtige für dich?“

„Du brauchst mich nicht für meine Träume verspotten. Er wird sich in mich verlieben und wir werden glücklich sein bis ans Ende unserer Tage.“

„Emo Engine spielen nächsten Monat im Celluloid Stadion. Brian hat mich gefragt, ob du mitkommen willst.“

„Na klar doch. Eh wie cool ist das denn?“

*

Das Celluloid Stadion war bis auf den letzten Platz voll. Tausende Teenies schrien sich seit Stunden in eine präpubertäre Ekstase. Die Saalhelfer waren bereits beschäftigt, die ersten Kollabierten zur Rot-Kreuz-Station zu tragen. Und das Konzert hatte noch nicht einmal angefangen. Der angespannte Atem erwartungshungriger Mädchen verwandelte die Luft in ein Treibhaus. Dampfschwaden stiegen zur Decke auf.

Dann gingen vorne auf der Bühne die Lichter an. Laser erzeugten einen Strahlenkranz, der an Flakfeuer erinnerte. Rascal Preacher, der Frontmann von Emo Engine, sprang auf die Bühne. Ganz in schwarz gehüllt, das Gesicht eine bleiche Totenmaske. Er stimmte die ersten Takte von Dreams of you an. Getragen wurde die Melodie von einer schleppenden E-Gitarre.

I am drown in your pictures

Silence makes me ill

I am drown in your pictures

Dreams tearing at my foundations

I am drown in your pictures

Anorexia is dragging me down to the depths of misery

I want to die

Is it because of you that I feel this way?

With the silver rays of misery pounding on my brain?

Or am I lost in tale of you, adrift far from home

I don't think so, I don't think so.

R Broke My Will to Love

R Broke My Will to Live

R Broke My Will to Love

I was getting better but then

R Broke My Will to Live

I am drown in your pictures

Daybreak rots the flesh from my bones

I am drown in your pictures