Bender - Sechs Wochen - Andreas Heßelmann - E-Book

Bender - Sechs Wochen E-Book

Andreas Heßelmann

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Beschreibung

Der beurlaubte Polizist Axel Bender und die fast sechzehnjährige, offensichtlich von Zuhause weggelaufene Lisa lernen sich auf einem Autobahnparkplatz kennen. Aus einer gutgemeinten Hilfsaktion von ihm entwickelt sich eine hochemotionale und dramatische Beziehung, in der sich zwei sehr individuelle und tragische Schicksale begegnen. Ein spannendes und manchmal an einen Krimi erinnerndes Roadmovie.

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Andreas Heßelmann

Bender – Sechs Wochen

Eine Geschichte

© 2015/Andreas Heßelmann

2. korrigierte Auflage

Autor: Andreas Heßelmann

Umschlaggestaltung, Illustration:

Fotolia 67303510/Bank am Gardasee

Autorenbild: Rainer Simon

Lektorat, Korrektorat: Werner Deininger

Verlag: tredition GmbH, Halenreie 42, 22359 Hamburg

ISBN: 978-3-7439-6991-9 (Paperback)

ISBN: 978-3-7439-6992-6 (Hardcover)

ISBN: 978-3-7439-6993-3 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

„Hast du gewusst,

dass nichts auf der Welt alleine bleibt?“ (Lisa)

Er fängt immer mit einem Quietschen an. Nahezu jede Nacht. Blockierende Reifen auf Asphalt. Viel zu lang. Natürlich ohne bremsende Wirkung. Dann das Platzen vorne rechts und das brachiale Scharren der Felge. Eines, wie es metallene Kiele von Booten hinterlassen, wenn sie über Kies, durch Sand oder über felsigen Untergrund ans Ufer gezogen werden oder welches ich, Tage bevor alles passierte, in Stanzlingers Spedition gehört hatte, als ein leerer Baucontainer aus dem Haken eines Krans rutschte, auf den Boden krachte und eine Betonrampe hinunterschrammte. Kreischendes Metall auf Beton.

Ohrenbetäubend. Dröhnend. Wummernd.

Ein Scharren, das dir plötzlich bei kleinsten Alltäglichkeiten begegnet und dich zusammenzucken lässt: Beim Hantieren mit Werkzeug, Öffnen eines schiefen und schleifenden Eisentores oder Herumschieben von Töpfen auf einem alten Herd.

Instinktiv. Unbewusst. Ungewollt.

Ich starre nach vorne. Jetzt erst erkenne ich den Laster. Hinter der unendlich langen Betonmauer rückwärts auf die Straße in die Fahrtrichtung unseres Autos rollend. Die Hebebühne auf halbe Höhe heruntergelassen. Nahezu gleichzeitig folgt das Bersten der Scheibe, das Splittern von Glas und nach einem grauenhaften, schrecklich schnalzenden Geräusch eine elendige Ruhe. Starre. Um uns herum ist alles schwarz.

Schließlich reißt das Licht an meinen Lidern.

Meine Füße beginnen zu zittern.

Die Beine.

Der Körper.

Die Arme.

Der Morgen greift mir mit scharfen Fingern ins Gesicht. Schweißgebadet reiße ich meine Augen auf und japse nach Luft.

Dieser Scheißtraum. Ich würde ihn nicht los.

Niemals.

Kein Therapeut der Welt, keine Medizin und Droge kann Bilder im Kopf löschen. Leider kann man sie auch nicht ablegen wie Kleider. Oder verschenken. Sie verdampfen und verfaulen nicht. Gehen nicht verloren und sterben nicht anstatt. Sind und bleiben da oben drin. Bis zum letzten Tag. In meinem Schädel.

Das Trommeln mit den Knöcheln meiner Hände auf ihm nützt nichts.

Sie fallen nicht heraus.

Verschwimmen nicht.

Bröckeln nicht auseinander.

Zum mindestens tausendsten Mal wischte ich mir über die Stirn und setzte mich auf. Schob ich mich nach hinten und lehnte mich an das Kopfende des Bettes.

Das Zweite neben mir war leer.

Seit 5872 Tagen.

Meine Seele war auf Dauer tätowiert. Ich rieb mir den rechten Oberschenkel. Spürte wieder ihre Finger, die sich krampfend in mein Fleisch krallten und es nach Sekunden fürchterlich langsam losließen. Egal wie oft ich umziehen oder mich betrinken oder auf meinem Sofa, einer Liege oder der kleinen Wiese vor meinem Haus mich abzulenken versuchte.

Nach wie vor brauche ich Minuten, um zu mir zu kommen.

Auch heute würde ich die schweißnassen Leintücher wechseln müssen.

Zweimal in der Woche war normal.

***

Sie saß auf der Bordsteinkante des Rastplatzes, als ich einbog. Kein Mensch weit und breit. Kein Auto außer meinem. Die Beine von sich gestreckt, schaute sie sichtlich gelangweilt auf den Asphalt. Kurz blickte sie hoch, zog die Beine an ihren Körper und legte den Kopf mit der rechten Wange auf einem Knie ab. Linste uninteressiert zu mir rüber. Langsam war ich ausgestiegen, ohne meinen Blick von ihr abzuwenden. Nachdem ich die Tür abgeschlossen hatte, ging ich zu dem Klohäuschen hinüber, lächelte ihr nickend zu und hob kurz die Hand. Dann verschwand ich in dem grauen, schäbigen Gebäude. Von draußen brandete der Autobahnverkehr durch die Tür, während ich in die Edelstahlschüssel pinkelte und darüber nachdachte, was mir die erste Anhörung, die ich gerade hinter mir hatte, bescheren würde. Ändern konnte ich jetzt sowieso nichts mehr. War alles dumm gelaufen. Und an das Wenigste konnte ich mich erinnern. Ich war froh, nicht suspendiert worden zu sein. Dann hätten sie den Fall ganz anders untersucht. So hatte man mich auf ein Abstellgleis geschoben. Auf eines, von denen die Kollegen behaupteten, ich hätte es meiner andauernden Denkerei an Daniela zu verdanken. Und wenn ich so weitermachen würde, schösse ich noch irgendwann mit Kanonen auf Spatzen. Prima. Ähnliches war auch passiert. Ich spuckte in das Becken und lauschte. Kein weiteres Fahrzeug, das auf den Parkplatz einbog, keine neuen Stimmen oder Schritte. Ich machte den Reißverschluss zu, wusch meine Finger kurz in dem schmuddeligen Waschbecken ab und wedelte sie trocken. Irgendwie war ich jetzt auch neugierig, ob die Kleine von eben noch dort sitzen würde, wenn ich hinausging.

Kaum dass sich die Tür hinter mir schloss, blickte ich nach rechts. An ihrer Sitzposition hatte sich nichts geändert. Eine Haarsträhne hing vor ihrem linken Knie herunter. Ich schlenderte zu ihr hinüber und blieb zwei Meter vor ihr stehen. Mit einer seltsamen Mischung aus Angst und Furchtlosigkeit hatte sie meine Schritte verfolgt und schaute nun hoch, riss einen Stoffbeutel, der neben ihr lag, an sich und machte sich sprungbereit. Ihr kleines Gesicht schien ganz und gar aus großen, rabenschwarzen Augen zu bestehen. Nun allerdings grau und müde, tief unter der Stirn sitzend.

„Na, haben sie dich vergessen?“, fragte ich neugierig und dankbar für die Abwechslung am heutigen Tag. Sie schüttelte den Kopf.

„Ausgebüxt?“

Wieder ein Kopfschütteln.

„Auf Trebe bist du ja nicht, oder? Dafür bist du zu jung.“

Ich musterte sie ein wenig mehr. Ein dünnes, fast dürres Ding. Gerade noch so viel Geschöpf, dass es ein Mensch war, fuhr mir durch den Sinn. Dazu schmutzig hoch drei. Die langen dunklen Haare klebten am Kopf und Reste von Blättern und Unrat in ihnen. Sie hatte nichts anderes an als ein schwarzes, speckig glänzendes Hemdchen und eine verdreckte Jeans. Ihre Füße steckten in zwei ausgelatschten Turnschuhen. Am linken Daumen ein altes, mittlerweile schwarzes Pflaster und Schrammen an den Oberarmen. Ich ging vor ihr in Hocke. Wenn’s hoch kam, war das schmale Persönchen elf, nun gut, zwölf. Sie sah aus wie die Kinder unlängst in einem Bericht einer Illustrierten. Ausgestoßen oder ausgezogen von der Familie. Alleine auf sich gestellt auf der Suche nach etwas mehr Glück. Jedoch sah ich kein einziges Pearcing oder Tattoo, von denen die Kids auf den Fotos in dem Artikel eine ganze Menge hatten.

„Wie heißt du denn?“

Schon ärgerte ich mich über meinen Ton. So fragte man kleine Kinder. Sie wägte ab, ob sie antworten sollte. Mit einigem Zögern folgte:

„Lisa.“

Ihre Stimme klang für diesen hageren Körper unverhältnismäßig rau. Kurz blitzte ein etwas chaotisches Gebiss zwischen ihren Lippen auf. Eine feine Spielwiese für Kieferchirurgen. Links und rechts von hohlen bleichen Wangen begrenzt. Darüber eine lange, im Prinzip scharf geschnittene Nase, die aber am Ende des Nasenbeins geschwollen war. Vielleicht war sie gegen den Rahmen einer Tür gerannt.

„Und weiter?“

„Tut nichts zur Sache.“

Vor ihr hockend beobachtete ich sie weiter. Sie tat nichts anderes mit mir. Hinter mir auf der Autobahn raste hupend ein Auto vorbei. Kurz wendete ich meinen Kopf.

„Also, was hat dich hierher verschlagen?“

Schulterzucken.

„Wie alt biste überhaupt?“

„Fünfzehn. – Übermorgen in acht Wochen werd ich sechzehn.“

Emotionslos dahergesagt.

„Verarschen kann ich mich alleine!“, erwiderte ich und sie zog mit einem verächtlichen Blick keine Sekunde später eine graue Kladde aus der Stofftasche neben sich. Ihre Augen blieben auf mich geheftet. Zögernd reichte sie mir das verknickte Ding mit dünnen, knochigen Fingern herüber. Wir hypnotisierten uns gegenseitig. Dann schaute ich auf das Heft in meinen Händen.Zeugnisstand auf dem Deckel. Das oberste Blatt vermeldete die Noten für die neunte Klasse einer Hauptschule. Hinter diesem Blatt lag zusammengefaltet das Abschlusszeugnis. Elisabeth Harthuber stand als Name darüber.

„Von deiner Schwester gemopst?“

„Doof wie? Lisa kommt von E-lisa-beth!“ „Aber ...“

Ich brach ab. Das Datum unter den Noten und neben einer schludrigen Unterschrift eines Lehrers war mehr als zehn Tage her. War sie etwa seitdem unterwegs? Noch einmal überflog ich die Noten. Viele Vierer. Bestanden hatte sie. Wenn sie es war. Aber ein Genie war mit ihr nicht auf die Welt gekommen. Trotzdem kein Grund zu türmen. In Deutsch und Religion sogar eine Zwei. Für Reli nichts Besonderes, für eine Drei musste man schon das Gesangsbuch oder die Schulbibel mit unflätigen Dingen vollgekritzelt haben, wie ich, als ich seinerzeit in der Genesis Ö-Strichelchen verteilte.

Nun stand sie auf. Ihre Jeans war nicht nur verdreckt, sondern auch mindestens eine Nummer zu groß. Das dünne, nahezu verschlissene Hemdchen hatte keine Mühe, ihren Oberkörper zu verhüllen. Unter dem Stoff war nichts zu finden, was ihrem Alter gerecht wurde. Mädchenhafte Brüste waren nur als Ahnung darunter verborgen. Ich sah lediglich, dass sie fror, obwohl es seit Tagen trocken und nie unter sechsundzwanzig Grad warm war. Ich blieb dabei, sie war zwölf. Allerhöchstens dreizehn.

„Soll ich dich nach Hause fahren? Hast doch sicher Hunger?“

Auf dem DIN-A4-Blatt hatte ich die Adresse gelesen. Höggerlhof. Der Name sagte mir was. Da war mal was gewesen. Ich überlegte. Unfallflucht im Suff oder so. Ich zuckte mit den Schultern. Die Kollegen aus der Stadt waren damals zuständig. War von hier mindestens sechzig Kilometer weit weg. Von mir zuhause noch gute dreißig.

Jetzt war ihr Blick wieder erschreckt, ängstlich und sie klemmte die Stofftasche vor ihre Brust. Dabei fiel eine leere Wasserflasche auf den Boden. Etwa die Ration der letzten Tage?

„Nein! Scheiße! Bitte nicht! Nimm mich lieber mit zu dir?“

„Ich weiß nicht, was meine Frau dazu sagen wird“, lachte ich auf, „und drei Kinder habe ich schon, da brauch ich nicht noch eins.“

Mit den letzten Worten von mir war sie schon aufgestanden und in Richtung meines Wagens unterwegs. Belustigt schaute ich hinter ihr her.Kinder. Kinder! Unter dem Stoff war nicht ein Gramm werdende Frau. Sowieso kaum ein Gramm, das man zum Überleben brauchte. Wie wollte sie sich länger über Wasser halten? Zum soundsovielten Male schüttelte ich den Kopf. Erst als sie schon gute zehn Meter weg war, ging ich auch los. Neben dem Auto stehend drehte sie sich um. Nachdem sie durch die Scheiben hineingeschaut hatte, meinte sie:

„Das soll‘n Auto von ‘nem Vater sein? So verdreckt? Ohne Kindersitz, Spielzeug oder so? So alt können die ja noch nicht sein. Oder nimmste ‘ne Wundercreme? Du bist höchstens verheiratet. Mehr nich. Da ist ja nur Müll drin und ‘n leerer Six-Pack.“

Ich stand auf der Fahrerseite und schaute sie belustigt an.

„Bist wohl nebenbei Detektiv?“

„Nee, aber so Typen wie dich ...“

„Was ist mit so Typen wie mir?“

„... die hab ich eigentlich gefressen.“

Ich zog die Augenbrauen hoch und tat erbost. Sicher, wir hatten während unserer Ausbildung allerlei über Gesprächsführung gelernt. Ausschließlich W-Fragen stellen, sachlich bleiben, Emotionen raus lassen, dem Gegenüber immer in die Augen schauen und so weiter. Was ist wann passiert? Wie ist der Name? Wer und wie viel Personen sind betroffen? Die immer gleichen bescheuerten Einstiegsfragen. Egal ob es sich um eine Vermisstenmeldung, Einbruch oder gar Mord handelte. Aber herumtrampende Kinder waren in den Übungsteilen seinerzeit nicht vorgekommen. Das zweibeinige Übungsmaterial damals hatte höchstens unbezahlte Tüteninhalte, Waffen oder gar Marmeladen-Blut an den Händen. Dazu kam, dass mich unser Alltag hier kurz vor den Bergen bei den sieben Zwergen vieles davon noch hatte verlernen lassen. Schlägereien, Ladendiebstähle und dubiose Unfälle waren dann tatsächlich die spannendsten Ablenkungen. Vielleicht war mir deshalb dieser fatale Fehler vor zehn Tagen passiert, für den ich seit heute Morgen die Konsequenzen zu tragen hatte.

„’tschuldigung, was habe ich dir denn getan?“

„Bis jetzt noch nix.“

„Habe ich an sich auch nicht vor.“

„Also, nimmste mich jetzt mit zu dir oder nicht?“

„Gottvertrauen hast du aber nicht schlecht – dafür, dass du mich schon gefressenhast?!“

Die Kleine kramte in der Stofftasche rum und hielt plötzlich ein langes Küchenmesser in der Hand. Der sauberste Gegenstand weit und breit. Das Sonnenlicht ließ die Schneide blinken.

„Wenn du glaubst, du könntest irgendwo abbiegen, hast du dich getäuscht. Ich stech dich ab. Ganz einfach! Geht ruckzuck. Wie Zwiebelschneiden.“

Den potentiell Toten spielend tat ich einsichtig und schlug mir an die Brust.

„Also gut, Madame, das sieht gefährlich aus. Bin überzeugt und da du dich ja weder für meinen Namen noch für meinen Wohnort interessierst, nehme ich dich jetzt mit. – Nach Bozen, da wohn ich nämlich. Hast du einen Ausweis dabei? Sonst kommen wir nicht über die Grenze.“

Sie beugte sich über die Motorklappe zum Nummernschild runter und tippte sich an die Stirn.

„Bozen? Ja? Dass ich nich lache. Ich bin fünfzehn und nich blöd. Kapiert? Erdkunde gab’s auch bei uns auf der Schule. Oder seit wann ist das ‘n italienisches Kennzeichen?“

„Warum bist du abgehauen?“

„Bin ich nich!“

„Und warum hampelst du hier rum?“

„Du kannst ja zu dem Scheiß-Höggerlhof fahren und gucken!“, zischte sie und deutete auf das Zeugnisheft, „sag mir aber vorher Bescheid, dann such ich mir ‘nen andern, der mich fährt. Da wartet nämlich keine Sau mehr auf mich. Wär mir nach allem ohnehin scheißegal.“

„Pass auf, wir machen einen Deal. Wir fahren jetzt tatsächlich zu mir. Dann kannst du was essen und dich waschen. Währenddessen ruf ich ein paar Leute an. Wirklich nette. Ich versprech’s. Die werden sich dann um dich kümmern. Ok?“

Lisa reckte den berühmten Finger in die Luft und drehte sich um. Brummte noch ein paar Flüche dazu. Bevor ich reagierte, war sie längst zu einer Lücke im Zaun unterwegs, der eigentlich den Parkplatz abgrenzen und vor Wild schützen sollte. Schnell war sie einige Meter fortgelaufen. Den letzten Satz musste ich daher schon etwas lauter sagen.

„Mein Gott, hab dich doch nicht so. Ich kenn wirklich nette Leute. Keine Psychos oder so! – Du musst doch wieder normal leben.“

Sie blieb stehen und schaute über die Schulter zurück. Ihre Augen versprühten Giftpfeile. Passten zu dem gefluchtenArschloch, Blödmann und Rindviehvon gerade eben.

„Weißte was, troll dich einfach. Du bist mittlerweile der 152. mit so ‘nem Kackangebot und Geschwätz. Vorher hab ich die anderen nur nach Essen gefragt oder ‘n bisschen Geld. Paar Stunden lang. Seit heut Morgen halb sechs, wenn du es genau wissen willst. Jetzt hab ich verdammt nochmal Kohldampf und Durst. Aber hier scheint es nur Arschlöcher und blöde Weiber zu geben. Inzwischen würd ich mich gern einfach für ‘ne Stunde in ‘ne Wanne legen oder duschen und danach noch etwas auf’s Ohr hauen und schon wär ich wieder weg. Deshalb ist mir vollkommen egal, wie du heißt und wo du wohnst. Meinst du etwa, ich wollte was mit dir anfangen?“

Sie beugte sich vor und schlug mit einer Faust auf ihre Brust.

„Ich hab die Hölle hinter mir, bin frisch aus dem Feuer gesprungen, also komm ich von da, wo du wohnst, auch weg.“

Schon war sie durch die Lücke im Zaun verschwunden. Ich sah sie durch das Geäst der Büsche nach links über einen Acker davonschleichen. Die Kleine war ziemlich mies drauf, ihre Abfuhr klang doch nicht nach elf. Verdattert zögerte ich wieder einen Augenblick zu lang, eh ich mich auf den Weg machte, ihr zu folgen.Die Hölle hinter mir. Bei so einem Spruch ist alles möglich. Aber ich lasse ungern den ersten Verdacht den richtigen sein. Darüber hinaus musste sie ja nicht unbedingt ein zukünftiges Straßenkind abgeben. Als ich den Zaun erreichte, hatte sie oben auf dem kleinen Hügel schon einen Feldweg erreicht. Ihr Blick ging nicht einmal zurück. Sie war schlau genug, um zu wissen, dass sie, sollte sie laufen müssen, zäher wäre als ich, weil sie damit rechnen konnte, dass ich nach einer kleinen Verfolgungsjagd aufgeben würde und nicht weiter an ihr interessiert wäre. Was kümmert so einen Kerl wie mich ein kleines Mädchen. Einer von Tausend oder Zehntausend könnte vielleicht gefährlich werden. Statistisch gesehen würde der es sich aber, dank ihres Messers, auch überlegen. Ihre Schritte waren für einen Test in dieser Richtung energisch genug. Sie schien wirklich zu allem entschlossen. Doch wusste sie nicht, dass in mir immer noch zumindest ein neugieriges Polizistenherz klopfte, auch wenn ich in letzter Zeit häufiger glaubte, den falschen Beruf gewählt zu haben. Wie hätte sie es auch ahnen können? Ich trat ein paar Schritte zurück und überprüfte den Parkplatz. Kurz vor der Ausfahrt war ein Wirtschaftsweg für Müll- und Dienstfahrzeuge, der anscheinend zu dem kleinen Sträßchen dort führte. Die Schranke hatten schon etliche andere umfahren, denn Pfosten und Zaun daneben waren niedergewalzt. Die Strecke eignete sich demnach gut als Schleichweg in versoffenen Nächten.

Ich lief zum Wagen zurück und ließ die Reifen quietschen. Fast hätte ich mir an dem alten Astra den Auspuff abgerissen, als ich über einen der umgeknickten Pfosten fuhr. Das Geräusch von unten war aber auch so nicht besonders verheißungsvoll. Oben auf der Kuppe angekommen war die Kleine verschwunden. Langsam fuhr ich weiter. Schaute nach links und rechts. Irgendwo musste sie ja sein. Hatte sie doch mit mir gerechnet? Und hielt mich jetzt zum Narren? Hockte hinter irgendeinem Busch, um zu sehen, wie ich nun reagierte? Einen holprigen Weg durch Wiesen mit den Augen verfolgend sah ich sie dann doch an einem sprießenden Maisfeld entlanglaufen. Wahrscheinlich würde der Opel vollends zusammenbrechen, wenn ich dort entlangfahren müsste. In den Schlaglöchern konnte man sich verstecken. Trotzdem bog ich in den Weg ein. Nach gut zwei, dreihundert Metern, begleitet von merkwürdigen Geräuschen unter mir, war ich auf Wurfweite herangefahren und sie drehte sich endlich um. Ich hielt an und atmete erleichtert auf, da Fahrwerk und Unterboden gehalten hatten. Ihr Blick schien für einen Moment freundlicher zu sein. Ich hupte kurz, gestikulierte und sie kam die restlichen, vielleicht fünfzig Meter wieder zurück. Eine Wagenlänge vorher blieb sie stehen.

„Was willste jetzt von mir?“, warf sie laut zu mir herüber.

„Na was wohl, ich nehme dich halt in Gottes Namen mit, in der Hoffnung, dass morgen mein Haus noch steht“, rief ich, die Tür leicht geöffnet, lächelnd zurück.

„Ich sag dir eins, wenn du mich jetzt verarscht hast, bist dumorgenmausetot, kapiert?“

Ich stieg aus und machtemeinenersten Fehler. Einen, der Schicksal bedeutet. Fügung und höhere Gewalt. Kismet. Oder wie das alles heißt. Der ein ganzes Leben auf den Kopf stellen kann. Kleine Sache, große Wirkung. Denn als sie an mir vorbeiging und einstieg, strich ich ihr mit einer Hand über den Kopf. Wie einem kleinen Kind oder einem Lausebengel oder so was. Dabei zupfte ich ihr ein Blatt und eine Kiefernadel aus den Haaren. Eine an und für sich läppische Geste. In diesem Moment hatte ich den Eindruck, dass sie stockte und sich für den Bruchteil einer Sekunde gegen meine Hand lehnte. Als wenn sie in ihr eine Art Bestätigung, Wunscherfüllung oder heimelige Wärme suchte. Wie um sich selbst die getroffene Entscheidung für richtig zu erklären: Nämlich die Wahl, mich für ein Vorhaben ausgesucht zu haben. Ich spürte eine seltsame Rührung in mir, die mich fast dazu bewog, sie in den Arm zu nehmen. Doch hielt ich in dieser Bewegung inne und schob sie mit einem Stups zum Auto. Als ich neben ihr saß, legte ich zum Rückwärtsfahren lediglich den Arm hinter ihr auf die Lehne. Ihre Haare kitzelten mich dabei am Unterarm. Ich bremste ab und betrachtete ihr Profil.

„Fünfzehn?“

Zögernd, wieder unsicher und mit feucht werdenden Augen schaute sie mich an. Ein schwelender Verdacht schien sich zu bestätigen.

„Bitte mach keinen Scheiß mit mir, bitte! Ja?“

Wieder hatte ihre Stimme am Anfang diesen eigentümlichen, rauen Klang. Jedoch war dasJadann nur noch ein Kieksen.

Mir blieb nur ein Nicken. Ich meinte es ernst und strich ihr mit einem Finger über die linke Wange. Keine Ahnung, warum ich nun an ein Stück trockenen Kuchen mit dickem Draht darunter dachte. Lisa zuckte, zog ihren Kopf weg, um ihn sofort wieder an meine Hand zu legen. Wieder das Gefühl einer seltsamen Nähe. Minuten später war ich auf der Hauptstraße und wenig später zurück auf der Autobahn angekommen.

„Danke! – Ich fall dir auch nicht auf den Wecker“, schniefte sie, „bin heut Abend wieder weg – Wie heißt du eigentlich?“

„Axel.“

„Axel? Hätt‘ ich nicht gedacht“, es war das erste Mal, dass sie ein Grinsen versuchte, „Peter, Klaus oder Manfred ist mir vorhin eingefallen. Hätte schön gepasst. War wohl ‘n bisschen daneben?!“

„Manfred, nein! Gott sei Dank nicht! Axel ist schon gut. Mir gefällt mein Name.“

„Lisa gefällt mir auch. Aber Elisabeth ist Scheiße! – Äh – lisa – bett.“

„Na ja, ein bisschen altertümlich vielleicht, aber ...“

„Nee, Vollscheiße! Mein Vater hat es aber so woll’n.

Angeblich hatte er gehofft, ich würd mal ‘n großes Mädchen. – So ‘ne Prinzessin oder so. – ‘N Scheiß bin ich geworden für ihn ...“

Lisa schniefte und schaute zur Seitenscheibe raus.

„Warum, was ist passiert? Dein Zeugnis ist zwar nicht das Beste, aber ich habe schon andere gesehen.“

„Von deinen Kindern?“, fragte sie, zog die Nase ein weiteres Mal hoch und wischte sich mit einem Handrücken den Rotz von ihr.

Es vergingen zwei, drei Sekunden bevor ich antwortete.

„Ich habe keine.“

„Aber ‘ne Frau?“

Ich schüttelte den Kopf.

„Geschieden?“

Nochmal ein Kopfschütteln von mir und, damit sie nicht weiter bohrte:

„Was ist nun mit deinem Vater?“ Stille.

„Hmm?“

„Ein Arschloch ist er. – Ein versoffener, lüsterner, raunziger Arsch!“ schrie sie mit beinahe erstickter Stimme und putzte sich mit den Fingern die Nase.

„Raunzig? Bitte sag, dass das, was ich gerade denke, nicht wahr ist.“

Lisa zuckte mit den Schultern.

„Hat er dich angemacht?“

„Hat er dich angemacht?“, äffte sie mich leise nach und fügte hinzu: „Vergiss es einfach. Das ist jetzt alles vorbei.“

„Aber ...“

„Ver – giss – es! Ja?“

Für’s Erste ja, dachte ich und atmete durch.

„Was hast du vor, wo doch jetzt alles vorbei ist?“

Sie schaute mich verwundert an.

„Wie, was haste vor? In ‘ne Stadt wollt ich, Hamburg, Berlin, Innsbruck. Was weiß ich.“

„Ist aber ziemlich die falsche Richtung, wenn du an dem Rastplatz einsteigen wolltest.“

„Das ist der 151. schuld gewesen. Der hat mich einfach abgesetzt, weil sein Handy gebimmelt hat und seine Alte dran war. Da hat der wahrscheinlich ‘n schlechtes Gewissen gekriegt. Vorher hat der nämlich schon so komisch getan, aber bei hundertachtzig steig ich nicht aus ‘nem Auto ...“

Sie machte eine kleine Pause. Vielleicht, weil ich nichts sagte, fuhr sie nach ein paar Sekunden fort:

„Habt ihr Idioten eigentlich nichts anderes im Kopf, als Mädchen anzumachen?“

„Entschuldige mal, ich mache keine Mädchen an.Duwolltest doch mit mir mitfahren. Schon vergessen?“

„Du bist doch vorhin angewackelt gekommen. Schon vergessen? Wer hat denn die ersten Fragen gestellt? – Gell, du bist Lehrer? Das sind alles so Klugscheißer. Aber tun nix für einen. Wie mein Mathepauker, statt mir zu helfen oder mir mal ‘n paar Tipps zu geben, hat er mir immer auf den Arsch geklopft, wenn ich vorne an der Tafel stand und was vorrechnen sollte, und dann meinte er, ich müsste mich besser konzentrieren.Schläge auf den Hinterkopfund so. Die ganze Klasse hat gelacht. Aber für die war ich sowieso die dumme Ziege. – Alles vorbei jetzt, alles. Alles! – Endlich.“

Gerade als ich zu überlegen anfing, wie ich dieses kleine Biest spätestens in den nächsten Tagen loswerden könnte, machte Lisa ohne es zu wissenihrenersten Fehler und schob das linke Bein auf dem Sitzpolster unter sich und legte das andere auf das Armaturenbrett. Daniela Zwei. Oder machen das alle Mädels? Ich schielte rüber und sah kurz Daniela statt Lisa dort sitzen. Für lange Augenblicke ein flimmerndes Vexierbild. Mit dem Blick zum Wagenhimmel betete ich, dass Lisa nicht auch noch anfing ein Lied zu summen. Wie damals, kurz bevor unser Wagen von dem zurückrollenden Laster mit der heruntergelassenen Hebebühne gerammt wurde. Aber sie blieb still. Glücklicherweise war sie auch meilenweit davon entfernt ihre Hand in meinen Oberschenkel zu krallen, ansonsten hätte ich zu schreien angefangen. So fühlte ich nur wie mir die Tränen in die Augen stiegen und ich mit Klimpern versuchte, sie daran zu hindern, herauszulaufen. Mit der linken Hand tat ich, als wenn ich Schweiß aus dem Gesicht wischte. Wieder schaute ich zur ihr hinüber und sah in ihr ungläubiges Gesicht.

„Heulst du etwa?“

Ich lächelte etwas gequält.

„Ist schon gut. Kannst du nicht wissen.“

„Will ich aber.“

Gerade wollte ich ihre wieder mit den Fingern über die Wangen streichen. Aber sie schlug meine Hand schon bei der ersten Bewegung weg,Lass den Scheiß jetzt!, drehte sich daraufhin zu mir und hockte nun auf beiden Beinen. Ihre Bewegung war wie ein Zufächeln. Zum ersten Mal nahm ich den Geruch wahr, der von ihr ausging. Besser den Gestank. So roch die Welt, wenn ihr ganzes Leid mit dem Dasein vermengt würde. Nach Blut, Erde, Ausgespeitem und Einsamkeit. Ich wackelte mit dem Kopf. Warum sollte sie es wissen? Was ging sie das alles an? Heute Abend, morgen, spätestens übermorgen wäre sie in kümmernden Händen. Ob sie wollte oder nicht. Außer sie würde wie angekündigt abhauen. Dennoch begann ich ihr mit einer Handvoll Sätzen, auf der Suche nach belanglosen Wörtern, von einem Tag, mit einem groben Datum, so ungenau wie möglich, zu berichten. Unbestimmt und unsicher. Und an dem nichts anderes hätte geschehen sollen, als eine kurze Routineuntersuchung von Daniela. Meiner Frau, voller Vorfreude, weil im siebten Monat schwanger. Doch nach wenigen Worten schon kamen die Bilder, wie im tausendsten, ständig wiederkehrenden Traum. Mit all seinem Lärm. Mit dem ganzen Fiasko. Ich blinkte und setzte zum Überholen an. Wollte mit Geschwindigkeit die Bilder im Kopf vertreiben. Statt des Verkehrs vor mir sah ich jedoch den Laster, der damals höchstens zwei Wagenlängen vor mir hinter einer elendig langen grauen Betonmauer aus einer Einfahrt rollte und dessen Hebebühne, die sich Sekundenbruchteile später, trotz meiner Vollbremsung und des Ausweichmanövers, durch die Frontscheibe säbelte. Deren rechten Rahmen wie Butter durchschnitt. Danielas Hand, in Panik sich an meinen Oberschenkeln festhaltend und die Kante des Metalls, die ihr im gleichen Moment den halben Hals aufriss, während ich mit dem Kopf aufs Lenkrad knallte und für zu lange Sekunden ausgeschaltet war. Erst ihre Hand, die mich langsam losließ und von meiner Hose herunterglitt, ließ mich wieder allmählich zu mir kommen. Von dem, was dann geschah, von den Millionen aufgerissenen Emotionen, meiner anschließenden verdammten, kopflosen Hilflosigkeit und meinen bekloppten Reaktionen, eine tragische Mischung aus Drama und Slapstick und von dem vielen Blut und den Leuten die aufgeregt um den Wagen, Daniela und mich herumtanzten, erzählte ich ihr nichts. Die Nächte knallten mir meine Unfähigkeit häufig genug vor den Latz. Jede Erinnerung daran war eine schwärende Wunde.

Irgendein Männchen in meinem Kopf hatte in der Zwischenzeit dafür gesorgt, dass ich mitten auf der Autobahn gebremst, die Fahrspuren gequert und auf dem Standstreifen angehalten hatte. Diesmal sicher. Ohne zunächst zu erkennen warum. Keine hundert Meter vor uns, auf der linken Spur, ein schief stehender Laster mit eingeschaltetem Warnblinklicht. Dahinter schon ein Stau. Meine Hände umfassten das Lenkrad, im Versuch es noch mehr zu verbiegen. Der gleichzeitige Schrei aber war Lisa, nicht meine Frau. Sie blieb erschrocken reglos sitzen und fixierte mich von der Seite. Obwohl ich in die Ferne stierte, fühlte ich ihren Blick. Ewigkeiten später, irgendein Leben war zurückgekehrt, beugte sie sich zu mir hinüber und nahm meine rechte Hand fest in ihre. Aus heiterem Himmel. Ich hatte keine Ahnung, wo wir waren und hörte die falsche Stimme.

„Warum machst du so was?“, fragte ich eher krächzend, ihre Hand haltend, aber immer noch zur Frontscheibe hinausstarrend.

„Du hast mir grad das Leben gerettet. Du scheinst doch ziemlich nett zu sein.“

Sie ließ sich wieder in den Sitz fallen.

„Außer du hast mir jetzt irgendsone Story erzählt, wegen dem Laster da.“

Ich ließ ihre Hand los und rieb mir mit beiden Händen übers Gesicht. Hatte vergessen, was ich ihr gerade wohl alles gesagt hatte und schüttelte den Kopf.

„Nein, leider nicht. Ist 5872 Tage her.“

„Du zählst die ganzen Tage? – Bist du verrückt? Das Leben geht doch weiter. Mein Gott, du bist ja ganz schön bescheuert.“

Als wenn man sich an gehörten Worten verschlucken könnte, musste ich husten und klopfte mir mit einer Faust auf die Rippen.Bescheuert. Das sagte ausgerechnet sie! Aber es passte. Vielleicht hätte das auch gern der Vorsitzende vor ein paar Stunden bei der Anhörung oder die Psychotherapeutin damals gerne gesagt, als sie mich Platz nehmen ließ und ich ihr davon berichtete. Und sie mir mit einer hochgezogenen Braue zuhörte. Übergewichtig, weil Essen die Seele heilen kann, mit Birkenstock, weil der sichere Tritt ein Gelenk schonendes und langes Laufen garantiert und einem dicken gewebten Schal um ihren Hals. In lauter grellen Farben, die sie mir auch alle erklärt hatte. Esoterischer Mist. Sie folgte meinen Sätzen mit einer gekonnt ernsten Mieneund wirkte dabei total gekünstelt, unnatürlich und gestelzt. Die Beine unter einem bäuerlich wirkenden Stoff übereinandergeschlagen. Dauernd lagen ihre Hände einen Stift drehend in ihrem Schoß. Am sechsten Tag folgten salbungsvolle Worte. So gewichtig wie sie, so unaufhörlich daherplätschernd und so bunt wir ihr Schal, dass ich plötzlich lachen musste und sie glückstrahlend meinte:Na, geht doch. Lachen ist der erste Schritt zur Freude