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Rothe on the Road again. Neue Geschichte – Neues Glück? Rothe und die Golden Cocks. Die neueste Geschichte der Irrungen, Wirrungen und Amouren eines Singles namens Rothe. Es beschreibt in unterhaltsamer, humorvoller Form eine typische Berliner Existenz als Randfigur diverser Subkulturen. Authentisch werden bekannte und unbekannte Örtlichkeiten, Szenekneipen, aber auch skurrile, witzige und einfache Personen aus dem Umfeld des Protagonisten beschrieben. Die Geschichten können einzeln oder im Gesamtkontext verstanden und genossen werden. Aufgrund der milieugetreuen Schilderung Berliner Verhältnisse sind die Geschichten sowohl für Berliner aber auch für Besucher der Stadt mit einem großen Wiedererkennungswert verbunden. Sie werden bei der Lektüre mindestens schmunzeln, wenn nicht auch manchmal lauthals lachen. Natürlich werden Sie sich in diesen Figuren auf keinen Fall wieder erkennen, oder etwa doch?
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Inhaltsverzeichnis
Rothe und die Golden Cocks
Berlin nach der Jahrtausendwende
Rothe und die Golden Cocks
Impressum
Texte und Bildmaterialien © Copyright by erma Verlag, Neue Straße 14, 97493 Bergrheinfeld, [email protected]
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Die einen hielten sie für eine üble, abgewirtschaftete und vollkommen marode Absturzkneipe. Für Rothe war sie ein schützenswertes Kulturerbe. Die Rede ist von der Gastwirtschaft „Zum Goldenen Hahn“ in Kreuzberg. „Der Goldene Hahn“ hatte stürmische Hausbesetzerzeiten und Gentrifizierung überlebt. Noch.
Aufgrund der „bestehenden, hochentwickelten „Trink- und Geselligkeitskultur“, der „gastronomischen Könnerschaft“ und einer „epochal bedeutsamen Ausstattung“, hatten Stammgäste schon einmal - bereits am 26. Januar 1998 - mit einer an sich erfolgversprechenden Begründung, ergebnislos versucht an die Deutsche UNESCO-Kommission zu appellieren. Der Goldene Hahn sei „nicht nur wegen seiner historischen Authentizität wegen bewahrenswert, sondern kräftigt auf vorbildliche Weise die sittliche Festigkeit seiner Gäste sogar langfristig und international“, so die Antragsteller.
Prominent gelegen am Rio-Reiser-Platz, früher Heinrichplatz, traute sich kaum ein Tourist hinein, denn dazu wirkte dass Gasthaus zu schäbig, falls man oder frau sich überhaupt traute die Tür aufzumachen. Oft waren alle Rollläden heruntergelassen und die Kneipe schien geschlossen zu sein. Erst durch Klopfen wurde man in die auch am hellichten Tag dunkle Kaschemme hereingelassen und erschrak wenn man sie bei hell erleuchteten Sonnenschein wieder verließ.
Rothe hatte erlebt wie so mancher Ortsfremde sich zögernd mit gezücktem Smartphone hinein traute, etwas bestellte und dann mit Karte zahlen wollte. Das Grinsen des Barkeepers und sein Hinweis auf das Schild über der Theke: „No Credit Cards, No Photos, No W-Lan, No Tourists“ ließ sie umgehend verschüchtert den Rückweg antreten. Ob sie mit dem daneben hängende Schild „Gentrifizierungsresistent“ etwas anfangen konnten, wusste Rothe nicht.
Schon deshalb sollte es eigentlich zum Weltkulturerbe erklärt werden. Aber was, wenn erst mal der öffentliche Blick auf die kleine, wunderbare Spelunke jenseits des Mainstreams gerichtet ist? Rothe war unschlüssig ob es wirklich Sinn gemacht hätte, aber er hatte seinen Ort gefunden und „der Hahn“ einen seiner Insassen. Manchmal kommt beides zusammen. Zumindest war diese Kaschemme einer von einigen Orten im Kiez, denn Rothe wollte sich nie so ganz festlegen, ein mitunter schwieriger Charakterzug.
Als 1998 der Antrag gestellt wurde, war Inge noch Wirtin. Inge hatte viele Jahre den Laden geführt, den sie von ihren Eltern übernommen hatte.