2,99 €
Die achte von vierzehn Geschichten der Irrungen, Wirrungen und Amouren eines Singles namens Rothe. Es beschreibt in unterhaltsamer, humorvoller Form eine typische Berliner Existenz als Randfigur diverser Subkulturen. Authentisch werden bekannte und unbekannte Örtlichkeiten, Szenekneipen, aber auch skurrile, witzige und einfache Personen aus dem Umfeld des Protagonisten beschrieben. Die Geschichten können einzeln oder im Gesamtkontext verstanden und genossen werden. Aufgrund der milieugetreuen Schilderung Berliner Verhältnisse sind die Geschichten sowohl für Berliner aber auch für Besucher der Stadt mit einem großen Wiedererkennungswert verbunden. Sie werden bei der Lektüre mindestens schmunzeln, wenn nicht auch manchmal lauthals lachen. Natürlich werden Sie sich in diesen Figuren auf keinen Fall wieder erkennen, oder etwa doch?
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2019
Inhaltsverzeichnis
August
Vorschau: September
Berlin um die Jahrtausendwende
Rothe grillt
Impressum
Texte und Bildmaterialien © Copyright by erma Verlag, Neue Straße 14, 97493 Bergrheinfeld, [email protected]
Alle Rechte vorbehalten.
Berlin im Sommer war ungewöhnlich ruhig und leer, denn alle, die es sich leisten konnten, fuhren aufs Land oder flogen in irgendwelche fernen Urlaubsgefilde. Selbst der gemeine Berlintourist, der sonst überall im Weg herum stand, kam nicht auf die Idee, in die Große Stadt zu fahren. Er war selbst irgendwo am Meer.
Rothe war hier geblieben, wie jedes Jahr im Sommer. Für ihn war der Sommer in Berlin einfach unübertrefflich. Keine Hektik. Keine Touristen. Lange, laue Nächte unter sternklarem Himmel. Herrliche Biergärten ohne Sperrstunde. „Warum also wegfahren?“, sagte sich Rothe Jahr für Jahr in der heißen Jahreszeit und hatte es bisher nie auch nur im Geringsten bereut.
Traditionell organisierte Rothe einmal im Sommer mit seinen Freunden ein Barbecue, wie es auf Neudeutsch hieß.
Zugesagt hatten alle. Zumindest all diejenigen, die in Berlin geblieben waren: Sieglinde, ihr treuer Begleiter Elmar sowie Bert und Tine. Die üblichen Verdächtigen. Sie hatten sich wieder in der Hasenheide verabredet. Sozusagen an historischer Stätte. 1811 hatte Turnvater Jahn hier den ersten Turnplatz Deutschlands geschaffen. Sein Ziel war die körperliche Fitness der Jugend für den Freiheitskampf gegen die Napoleonische Fremdherrschaft zu steigern. Eigentlich also ein Terroristencamp mitten in der Stadt, das es damals gab an diesem geschichtsträchtigen Platz. Rothe und Co. hatten allerdings keine revolutionären Ambitionen. Sie hatten lediglich beträchtlichen Hunger und Durst. Keiner hatte gefrühstückt.
Sie trafen sich an einer Parkbank vor dem dichten Buschwerk, wo Bert und Tine immer ihre Wochenenden mit schönem Wetter verbrachten. Rothe hatte es nie verstanden, warum die Beiden Woche für Woche hier abhingen. Die Bank war für Bert und Tine so etwas Ähnliches wie eine Datsche. Ihre eigene, kleine grüne Oase mitten in der großen Stadt. Während Tine meist auf einer Decke etwas abseits vom Buschwerk lag und las, saß Bert mit seinen gewöhnungsbedürftigen Hasenheidenkumpels bei stetigem Biergenuss auf der Parkbank, wo er seine abstrusen Theorien zum Besten gab und seine geduldigen Zuhörer bewundernd zu seinen Füßen saßen.
Rothe hatte mitunter den Verdacht, dass die Bewunderung auch immer etwas mit der prall gefüllten Tiefkühltasche Dosenbier zu tun hatte, die Bert stets mit sich schleppte.