Berlin um die Jahrtausendwende: Rothe bekommt Besuch - Tscharlie Häusler - E-Book

Berlin um die Jahrtausendwende: Rothe bekommt Besuch E-Book

Tscharlie Häusler

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Beschreibung

Die siebte von vierzehn Geschichten der Irrungen, Wirrungen und Amouren eines Singles namens Rothe. Es beschreibt in unterhaltsamer, humorvoller Form eine typische Berliner Existenz als Randfigur diverser Subkulturen. Authentisch werden bekannte und unbekannte Örtlichkeiten, Szenekneipen, aber auch skurrile, witzige und einfache Personen aus dem Umfeld des Protagonisten beschrieben. Die Geschichten können einzeln oder im Gesamtkontext verstanden und genossen werden. Aufgrund der milieugetreuen Schilderung Berliner Verhältnisse sind die Geschichten sowohl für Berliner aber auch für Besucher der Stadt mit einem großen Wiedererkennungswert verbunden. Sie werden bei der Lektüre mindestens schmunzeln, wenn nicht auch manchmal lauthals lachen. Natürlich werden Sie sich in diesen Figuren auf keinen Fall wieder erkennen, oder etwa doch?

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhaltsverzeichnis

Juli

Vorschau: August

Berlin um die Jahrtausendwende

Rothe bekommt Besuch

Impressum

Texte und Bildmaterialien © Copyright by erma Verlag, Neue Straße 14, 97493 Bergrheinfeld, [email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

Juli

Rothe bekommt Besuch

Rothe bekam Besuch aus Westdeutschland, obwohl die Besucher aus Süddeutschland waren. Das war ein altes Berliner Relikt aus den Zeiten der Insellage. Selbst der türkische Zeitungshändler sprach immer von Westdeutschland und den Wessis, wenn er von München, Stuttgart, Nürnberg und deren Bewohner sprach. Die Besucher aus Westdeutschland, die eigentlich aus Süddeutschland stammten, waren alte Freunde aus Schul- und Studientagen.

Rothe freute sich auf den Besuch, obwohl man als Berliner Besuch leidlich gewohnt war. Rothe hatte in einer Kleinstadt studiert und konnte ein Lied davon singen. Da kam selten mal ein alter Freund vorbei, aber seitdem er in Berlin wohnte, umgarnten ihn plötzlich sehr viele alte Freunde, was mitunter schon ziemlich lästig werden konnte.

Als Rettung vor dem unablässigen Besucherstrom musste er sich mitunter die abstrusesten Geschichten ausdenken, um mal ein Wochenende allein und in Ruhe verbringen zu können. Die Ausrede, man wäre nicht zuhause und im beabsichtigten Zeitraum selbst auf Reisen, stießen beim potentiellen Besuch nicht auf fruchtbaren Boden. Nach einem kurzen Höflichkeitsplausch, kam unweigerlich die Frage, ob die Wohnung während dieser Zeit dann frei wäre. So stellte sich schnell heraus, dass der gute, alte Freund mehr an der kostenlosen Hauptstadtbleibe als an Rothes Gesellschaft interessiert war. Rothe hatte sich anfangs noch gutmütig gezeigt, doch inzwischen behauptete er, eine Freundin würde ihren Großstadtbesuch während der Zeit seiner Abwesenheit dort unterbringen. Ansonsten berief er sich auf Platzkapazitäten, hatte ein paar billige Unterkünfte in petto und erklärte sich zu einem gemütlichen Plausch in einer Kreuzberger Kneipe bereit. Das war dem Besucher wegen seines straffen Touristenprogramms dann oftmals allerdings doch zu anstrengend. Es war sozusagen die Nagelprobe, bei der man als Neuberliner die Spreu vom Weizen trennen konnte.

Diesmal musste er keine Ausrede erfinden. Er freute sich, denn diesen Besuch zählte er zu den wirklich guten, alten Freunden, auch wenn diese sich untereinander nur flüchtige kannten. Es waren Kumpels aus verschiedenen Phasen seines Lebens. Er hatte es so einrichten können, dass er seine aus verschiedenen Orten kommenden Weggenossen an einem Wochenende „beglücken“ konnte. Lieber mit einem Aufwasch, bevor der Besuch Wochenende für Wochenende hier eintrudelt!

Gustl, den er das erste Mal an der Uni getroffen hatte, kam aus Erlangen. Rothe fühlte sich damals etwas verlassen, neben den jungen, alerten Juristen mit Trenchcoats und Aktenkoffern, die in die ersten Reihen des bedrohlich großen Vorlesungssaals strömten. Er war zwar auch jung, aber weniger alert und besaß weder Trenchcoat noch Aktenkoffer. Diese Accessoires waren ihm seit jeher ein Gräuel. Solche Typen bezeichnete er auch heute noch als „junge Alte“. Twens, die glaubten, endlich im Leben angekommen zu sein und dabei mindestens genauso spießig wie ihre Eltern waren.

---ENDE DER LESEPROBE---