Besinnliche Geschichten (4) - Hans Müller-Jüngst - E-Book

Besinnliche Geschichten (4) E-Book

Hans Müller-Jüngst

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Beschreibung

Nachdem die drei Familien von der Erde auf den Exoplaneten Tolan gebracht worden sind, macht sich Paul zusammen mit Tommy und Bernd heimlich zu den Nigren auf. Dort kommen sie bei der Familie von Shirin unter, die bei den Tolanern als Putzhilfe beschäftigt ist. Ihr Mann Brando und sie versetzen die drei Erdenbürger in eine "Zeitblase", in der diese das Leben bei den Nigren kennenlernen, ohne dass für sie die Zeit vergeht.

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Seitenzahl: 528

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Hans Müller-Jüngst

Besinnliche Geschichten (4)

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

In der Zeitblase

Teagan und Paul

Südtirol

Wie wird man glücklich?

Die Kalahari

Berlin II

Konya, Kusadasi

Sizma

Im Zug nach Amsterdam

Impressum neobooks

In der Zeitblase

Auf dem Exoplaneten Tolan befindet sich Paul in einer Zeitblase, das heißt, dass die Zeit in ihr quasi zum Stillstand kommt. Das ist sehr befremdlich, zumal auf Tolan die Uhren ohnehin anders gehen, alle Erdenbesucher sind in ihre Jugendzeit zurückversetzt und haben nur den Bruchteil des Gewichtes wie auf der Erde.

Die Prozedur nahm tatsächlich kaum Zeit in Anspruch, sie saßen nur da und Shirin und Brando schlossen kurz die Augen und gingen in sich, nach geschätzten 2 Minuten war alles vorbei und Brando sagte:

„Ihr befindet Euch ab jetzt in einer Zeitblase!“

„Wir können morgen, wenn Brando und ich freihaben, einmal durch Gudon laufen und Euch zeigen, wie die Nigren leben, Ihr werdet sehen, dass nicht alle so komfortabel leben wie Brando uns ich!“, sagte Shirin,

„unsere Kinder sind am Vormittag in der Schule, Leevi ist in dem Aufbaukurs, Lauri noch ganz am Anfang, sie sind beide sehr redselig und werden Euch vielleicht in den Ohren liegen mit dem, was sie in der Schule durchgenommen haben, lasst sie einfach gewähren, sie werden Euch nicht weiter stören!“

„Aber Shirin“, entgegnete Tommy, „es ist doch keine Störung, wenn Kinder Erwachsenen erzählen, was sie erlebt haben!“

Leevi und Lauri lagen schon seit einer Stunde in ihren Betten und die Erwachsenen saßen noch am Tisch und redeten, sie versuchten zu ergründen, wie die jeweilige Lebenswelt aussah und Schlüsse für sich daraus zu ziehen.

Bernd und Tommy erzählten von ihrem Arbeitsleben zu Hause und sagten, dass sie beide lange haben lernen müssen, bis sie ihre Berufe ausüben konnten, Paul berichtete von seinem früheren Berufsleben.

„Das Verblüffendste war für uns nach unserem Erscheinen auf Tolan, dass wir Alte in unserem Aussehen auf den Status eines jungen Erwachsenen zurückversetzt worden sind, also ungefähr in das Alter von Tommy und Bernd, ich bin jetzt 65 Erdenjahre und sehe viel jünger aus, immer wenn ich an einem Spiegel vorbeikomme, bleibe ich stehen und kann kaum glauben, was ich da sehe!“, sagte Paul.

„Auch wir Nigren altern ab einer bestimmten Reifestufe nicht mehr, Shirin und ich sind nach Erdmaßstäben beide vielleicht 80 Jahre alt“, entgegnete Brando.

Sie wünschten sich kurze Zeit später alle eine gute Nacht und legten sich in ihre Betten, Paul fragte vorher noch:

„Seid Ihr eigentlich Langschläfer?“ und Shirin antwortete:

„Wir stehen nicht allzu spät auf und richten uns nach dem Stand unserer beiden Sonnen, wenn sie voll in unser Zimmer scheinen, ist es Zeit für uns!“

Die drei Menschen hatten Schlafgelegenheiten in dem einen Zimmer, das Shirin ihnen gegeben hatte und sie schliefen alle ausgezeichnet, bis Shirin sie weckte.

Sie standen auf, machten sich frisch und gingen alle zu dem Esstisch, an dem sie sich einen guten Morgen wünschten.

Shirin brachte von dem guten Brot und dem leckeren Tee, dazu gab es einen Marmeladenaufstrich, der aus einer Frucht hergestellt war, die es auf der Erde nicht gab.

Sie erinnerte entfernt an Himbeere und Erdbeere, war aber keine von beiden.

Die Kinder waren in der Schule, Shirin hatte sich schon am frühen Morgen um sie gekümmert und ihnen ein Frühstück gemacht.

Sie wären am frühen Nachmittag wieder zu Hause, wie Shirin sagte:

„Bis dahin drehen wir eine Runde durch Gudon, aber frühstückt erst einmal in aller Ruhe!“ und Brando biss in sein Brot mit dem herrlichen Marmeladenaufstrich.

Nach dem Frühstück gingen sie vor die Tür und rochen nichts mehr von dem verwesenden Abfall vom Vorabend, die Luft war rein und würzig und es herrschte eine sehr angenehme Temperatur.

„Abends kommt bei uns immer die Müllabfuhr und fährt die Abfälle weg, die die Nigren bei sich vor die Tür gelegt haben, das stinkt dann manchmal“, sagte Brando.

Die Straße, an der Shirin und Brando wohnten, lief einen Hügel hinab und endete an dem zentralen Platz in Gudon, zu dem sie gingen.

Sternförmig liefen auch andere Wege zu dem Platz und er war wirklich schön angelegt mit einer gepflegten Grünfläche und einem riesigen Baum in der Mitte, der an die Laubbäume in dem Wald erinnerte, in dem sie gewandert waren.

An dem Platz lag die Verteilstelle, die Schule, ein Cafe und die Kommunalverwaltung.

Sie steuerten das Cafe an und setzten sich davor an einen Tisch, es gab vielleicht zehn Tische vor dem Cafe, von denen vier besetzt waren und Shirin und Brando grüßten die Nigren, die dort saßen und stellten ihnen die Menschen vor:

„Sie sind keine Tolaner“, wie Brando sagte, „sondern sie sind Menschen von dem Planeten Erde und wollen sehen, wie wir hier leben.“

Es kam eine Bedienung nach draußen und Brando bestellte Tee für alle, es war der gute Tee, den sie schon beim Frühstück und beim Abendessen am Vorabend getrunken hatten.

„Sagt mal, wie funktioniert eigentlich bei Euch die Verteilstelle?“, fragte Tommy und Brando antwortete:

„Alle Dinge des häuslichen Bedarfs können die Nigren kostenlos bei der Verteilstelle abholen, sie wird von den Tolanern unterhalten und regelmäßig beliefert, das ist praktisch der Lohn für unsere schwere Arbeit, denn eine andere Entlohnung bekommen wir nicht!“

Von der Schule tönte der Lärm der Schulkinder herüber, den sie in der Pause auf dem Schulhof machten und Bernd sagte:

„Das ist genau wie bei uns auf der Erde, wo die Schüler in den Pausen auch immer auf dem Schulhof herum toben!“

„Was passiert denn in dem Gebäude der Kommunalverwaltung?“, fragte Tommy Shirin, und sie antwortete:

„Dort tagen regelmäßig ein von uns allen gewählter Bürgermeister und ein Gemeindeparlament mit 20 Mitgliedern, wir wollen nicht von einer einzigen Person beherrscht werden wie die Tolaner.“

„Auch das funktioniert im Prinzip wie bei uns, wo wir auch Vertreter wählen, die mit der Mehrheit ihrer Stimmen entscheiden, was zu geschehen hat, wir nennen das Demokratie“, sagte Paul.

Gerade in diesem Augenblick verließen einige Vertreter des Gemeindeparlaments das Gebäude und gingen zu sich nach Hause.

Kurze Zeit später erschien auch der Bürgermeister und Brando machte auf ihn aufmerksam.

Der Platz strahlte eine große Ruhe aus und Shirin erläuterte:

„Wir Nigren legen alle Wege, die wir bewältigen müssen, zu Fuß oder mit unseren Fahrrädern zurück. wir brauchen keine Busse oder Scooter wie die Tolaner, und deshalb herrscht bei uns auch so eine Stille!“

Die beiden Sonnen standen am Himmel und der große Baum in der Mitte des Platzes warf nur kurze Schatten.

Er wirkte wie ein Mahnmal, das jeden Niren daran erinnern sollte, wie stark sie doch als Volk wären.

Sie saßen ungefähr eine Stunde lang vor dem Cafe, und in dieser Stunde, die sie nur schätzen konnten, weil es keine Uhr gab, liefen sehr viele Nigren in die Verteilstelle und holten sich dort die Sachen, die sie zu Hause brauchten.

Wenn es einmal große Dinge wie Möbel zu transportieren gab, und nur dann, wurde ein Handwagen geholt und man transportierte die Gegenstände mit ihm, es gab ihn auch mit Elektroantrieb.

„Lasst uns auf dem Rückweg auch zur Verteilstelle gehen, ich muss etwas zu essen für morgen besorgen!“, sagte Shirin und alle standen auf und liefen zu dem Gebäude.

Dem Gebäude war ein riesiges Lagerhaus angeschlossen, das sich nach hinten erstreckte und das deshalb vom Platz aus nicht zu sehen war.

Als sie hineinkamen kamen sie zu einer Art Theke und n dort, was sie haben wollten.

Die Dame an der Theke mailte daraufhin zum Lager und gab die Nummern der Artikel durch, die gewünscht wurden.

Die Frau sah sehr attraktiv aus und Paul konnte nicht anders, als ihr einen schmachtenden Blick zuzuwerfen, den sie auch registrierte, sie zeigte aber keine weitere Reaktion.

Es kam gelegentlich vor, dass die Artikel nicht vorrätig waren, dann mussten sie bestellt werden und die Kunden mussten zwei Tage warten und danach noch einmal wiederkommen.

In diesem Fall aber waren die Sachen, die Shirin haben wollte, alle vorrätig, es handelte sich auch nur um gängige Lebensmittel, an denen nie Mangel herrschte.

Shirin hatte von zu Hause einen Beutel mitgenommen und packte alles dort hinein, das gute Brot duftete so gut, dass man es unter allen anderen Dingen, die Shirin in der Verteilstelle geholt hatte, riechen konnte.

Als sie wieder zu Hause waren, kamen kurze Zeit später die Kinder aus der Schule und mussten Schulaufgaben machen.

Als Bernd sie fragte, was sie denn zu erledigen hätten, schien es so, als hätten sie nur darauf gewartet, dass sie jemand darauf ansprach und es sprudelte nur so aus ihnen heraus.

Sie hatten anders, als die Kinder auf der Erde, keine Fächer, sondern sie behandelten jeden Tag eine anderen Gegenstandsbereich.

Zu den Gegenstandsbereichen gehörten Mathematik, Sport, Konfliktbewältigung und die Nigren-Sprache. Die Nigren-Sprache stellte sich automatisch auf die Sprache des Gesprächspartners ein, auf der Erde musste man eigens Fremdsprachen lernen.

Sie hatten 6 Tage lang Schule und danach einen Tag frei, ihr nächster freier Tag wäre morgen und sie freuten sich schon darauf.

An diesem Tag wurden sie in Mathematik unterrichtet und die Mathematik war die gleiche wie die auf der Erde.

Bernd sah sich an, was sie beide gerade durchnahmen und bot sich an, ihnen zu helfen.

Als Leevi und Lauri Bernd ihre Schulhefte zeigten, sah Bernd, dass Lauri beim Brechrechnen und Leevi bei den quadratischen Gleichungen war.

Die beiden überflogen die Mathematik geradezu, sodass Leevi am Ende seiner kurzen Schullaufbahn Matrizen und Vektoren behandeln würde und Bernd merkte gleich, dass beiden der Stoff nur so zuflog.

Bernd wollte sie beide loben und zu ihrer Rechenleistung beglückwünschen, aber Leevi und Lauri machten sich nichts aus Lob, für sie war die Lösung von Mathematikaufgaben etwas ganz Normales und Selbstverständliches, über das sie weiter gar nicht nachdachten und Brando erklärte Bernd:

„Für die Nigren-Kinder bedeutet die Schule keine besondere Anstrengung und Lob ist deshalb für sie etwas vollkommen Unverständliches.“

Die Kinder trafen sich nach ihren Schulaufgaben draußen mit Gleichaltrigen und spielten mit ihnen.

Die Erwachsenen saßen am Esstisch und beratschlagten, was sie unternehmen sollten.

Schließlich schlug Shirin vor:

„Lasst uns doch einmal einen Gang zum Diamantenloch machen und einen Blick hineinwerfen!“

Sie tranken jeder noch ein Glas Minttu und liefen los, um den Ort zu durchqueren und am Ende von Gudon zum Diamantenloch zu kommen.

Sie liefen sehr langsam, sodass die Menschen in Ruhe einen Blick auf die Häuser der Nigren werfen konnten.

Sie sahen teilweise erbärmliche und heruntergekommene Unterkünfte, die mehr an Slums als an ein gepflegtes Städtchen erinnerten.

Brando sagte, dass diese alten Bruchbuden noch aus der Anfangszeit von Gudon stammten und bald abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden würden.

Sie passierten im Ort einen Sportplatz, auf dem zwei Nigren-Mannschaften eine Art Football gegeneinander spielten, wobei voller Körpereinsatz gefragt war.

Sie blieben für eine Zeit am Platz stehen und stellten sich zu den anderen Zuschauern des Spiels.

Brando klärte gleich darüber auf, um wen es sich bei seinen Begleitern handelte, dass das nicht etwa Tolaner, sondern Menschen vom Planeten Erde wären.

Kurz darauf liefen sie weiter und kamen zu einem Wachposten und an ein großes Tor.

Der Wachposten hatte ein Auge auf Zu- und Abgänge, Besucher mussten sich ausweisen, Arbeiter, die nach Hause gingen, mussten sich kontrollieren lassen, um zu überprüfen, ob sie nicht widerrechtlich Diamanten bei sich hatten.

Brando sagte der Wache, dass er seinen Freunden einen Blick in das Diamantenloch ermöglichen wollte, und die Wache ließ sie passieren.

So liefen sie zum Rand des in seiner Ausdehnung und Tiefe kaum fassbaren Diamantenlochs und stellten sich dort hin, um ihren Blick kreisen zu lassen.

Direkt neben ihnen befand sich die Zufahrt zur Sohle des Lochs, über die schwere Muldenkipper den Abraum nach oben beförderten, damit er dort in großen Sieben auf Diamanten durchsucht wurde.

Der Weg wand sich in unendlichen Serpentinen aus dem Loch hoch, und die schweren LKWs, die an die 100 Tonnen transportieren konnten, hatten große Mühe, sich aus dem Loch nach oben zu quälen, und sie schafften das nur durch ihre Getriebeübersetzung, die ihnen einen so steilen Anstieg mit dem riesigen Gewicht überhaupt erst ermöglichte.

Dabei heulten ihre Motoren auf und machten einen höllischen Lärm, die Fahrer in den LKW-Kabinen trugen Ohrenschützer, um den Lärm zu dämpfen und von sich fern zu halten.

Es war nicht ganz ungefährlich für die LKWs, die Wege am Hang des Diamantenlochs zu befahren, denn es war früher schon einmal vorgekommen, dass ein weg unter der immensen Last einfach weggerutscht war und den LKW mit sich in die Tiefe gerissen hatte, für den Fahrer gab es keine Rettung.

Diese motorisierten Schwerkipper widersprachen eigentlich dem Vorhaben der Nigren, ihren gesamten Verkehr ohne Verbrennungsmotoren und damit ohne Abgase und Lärm zu bewerkstelligen.

Aber der Abtransport des Abraums aus dem Diamantenloch war anders nicht möglich und so gab es eben diese Riesentransporter.

Die Gruppe stand staunend am Rand des Lochs und niemand war in der Lage, einen Ton von sich zu geben, so sehr waren die Beobachter befangen von dem Eindruck, der sich ihnen dort vermittelte.

Als der siebte LKW das Loch verlassen hatte und damit kein LKW mehr unten war, konnten die Beobachter in etwas 250 Meter Entfernung auf dem Grund des Lochs einige Leute sehen, die hektisch hin und her liefen und offensichtlich kurz davor waren, eine Sprengung durchzuführen.

Denn es wurde immer ein Stück des Hanges aus dem Loch weggesprengt und anschließend der Abraum abtransportiert, um ihn auf Diamanten zu durchsuchen.

Mit einem Mal ertönte der laute Schall der Warnfanfare, die der Sprengmeister blies und wonach sich jedermann in Deckung zu bringen hatte.

Aber es gab in dem Loch ohnehin nur ganz wenige Arbeiter und die brauchte man nicht mit der Fanfare zu warnen, denn sie befanden sich dicht beim Sprengmeister, sodass der die Fanfare eigentlich nur der Form halber blies.

Kurze Zeit später erfolgte eine gewaltige Detonation am gegenüberliegenden Hang und eine sehr breite Partie des Hanges rutschte in das Loch und entwickelte eine dichte Staubwolke, die sich erst setzen musste, bis die Arbeit wieder aufgenommen werden konnte.

Die Gruppe hatte vor der Detonation vom Rand des Lochs zurücktreten müssen, um auch jede nur erdenkliche Möglichkeit auszuschließen, dass sie durch die Detonation in Gefahr geraten wären.

Danach traten sie wieder vor und sahen in der Staubwolke erst einmal nichts.

Ganz allmählich setzte sich der Staub ab und gab den Blick auf das Geschehen in dem Loch wieder frei.

Die schweren Muldenkipper fuhren wieder hinab zu einem Monstrum von Bagger, der begann gleich, den Abraum auf die Kipper zu laden.

Der Bagger hatte eine Schaufel, die nur einmal befüllt werden musste, um die LKWs zu beladen, sie fasste somit 100 Tonnen!

Das Treiben in dem Diamantenloch nahm wieder seinen Lauf und der Prozess des Abraumtransportes und des Siebens begann von Neuem.

Wieder heulten die LKWs mit höllischem Lärm an den Beobachtern vorbei, sodass sie sich die Ohren zuhielten.

Nachdem sie genug von dem Diamantenloch gesehen hatten, gingen sie wieder zu dem Wachposten und mussten sich kontrollieren lassen, das hieß, dass sie alle in einen gesonderten Raum gehen und sich ausziehen mussten.

Danach wurde ihre Kleidung untersucht und eine Leibesvisitation durchgeführt und erst als das erledigt war, durften sie sich wieder anziehen und zum Tor gehen.

Die Wache ließ sie passieren, und sie liefen langsam von dem Loch weg durch Gudon.

Es war warm geworden und Shirin sagte, dass es in Gudon ein Freibad gäbe, in das sie doch zum Schwimmen gehen könnten.

„Jetzt, am Nachmittag, ist es dort sicher sehr schön, es ist warm und die Ersten werden schon wieder gegangen sein, lasst und schnell unser Badezeug holen, Ihr drei holt Euch Badehosen an der Verteilstelle, wir gehen jetzt dorthin!“, sagte Brando.

Auf der Verteilstelle hatten Paul, Tommy und Bernd schnell eine Badehose bekommen und Paul hatte wieder die attraktive Angestellte angehimmelt, sie hatte zurück gelächelt.

Paul war erst in diesem Moment bewusst, dass er sich ja in dem Körper eines 25jährigen befand und er fühlte sich an uralte Zeiten zurückerinnert, als er seine Sturm- und Drangzeit gerade hinter sich und ein Verhältnis mit Ute begonnen hatte.

Er fühlte auch das Kribbeln in seinem Körper, das ihn damals immer durchströmt hatte, und er konnte seine Augen bald nicht von der Schönen lassen, bis seine Freunde ihn aber zurechtwiesen, und er mit ihnen die Verteilstelle wieder verließ .

Draußen warteten Shirin und Brando und fragten, was sie denn so lange in der Verteilstelle gemacht hätten und Tommy und Bernd antworteten:

„Unser Paul hat sich in die Angestellte verliebt, wie ein Jugendlicher hat er sich benommen und die Angestellte bezirzt.“

„Na, so schlimm war es ja auch wieder nicht“, erwiderte Paul, „aber ich gebe zu, dass es mir die Angestellte angetan hat, ich weiß gar nicht, wie ich mich verhalten soll, denn schließlich bin ich doch mit Ute verheiratet!“

Und das war eben ein Konflikt, der sich aus der Tatsache ergab, dass Paul in den Körper eines 25jährigen zurückverwandelt worden war, wobei er vom Bewusstsein herauf dem Staus geblieben war, den er auf der Erde erreicht hatte.

Sie liefen noch schnell zu Shirin und Brando und holten für die beiden das Schwimmzeug, sie nahmen Leevi und Lauri mit, anschließend machten sie sich auf zum Freibad.

Die drei Erdenbürger dachten beim Durchschreiten des Ortes, wie schön doch Gudon war, es war alles so grün und gepflegt, dazu kamen die gute Luft, die Wärme und die Stille.

Auch als sie das große Freibad betreten hatten, umgab sie das Gefühl von Sauberkeit, fast schon Sterilität und sie begaben sich in die Umkleide und zogen ihr Badezeug an, anschließend liefen Shirin und Brando mit ihren Kindern zur Liegewiese und die drei Freunde von der Erde folgten ihnen.

Shirin und Brando schienen einen Stammplatz auf der Liegewiese zu haben, jedenfalls steuerten sie direkt einen Platz neben dem Kiosk an, an dem man Eis und sonstige Süßigkeiten holen konnte.

Es lag auch nicht ein Fetzen Papier oder sonstiger Unrat auf der Wiese, die beträchtliche Ausmaße hatte und immer noch gut belegt war, obwohl es schon später Nachmittag war.

Das Freibad hatte drei große Becken, eins für Nichtschwimmer und kleine Kinder, eins für Schwimmer und ein Sprungbecken mit einem 10-Meter-Turm.

Die Jungen forderten unmittelbar, nachdem sie ihre Sachen auf der Wiese abgelegt hatten, dazu auf, ins Wasser zu gehen.

Alle gingen sie zum Schwimmbecken und machten einer nach dem anderen einen Kopfsprung von den Startblöcken.

Anschließend schwammen sie die Bahn entlang und strengten sich mächtig dabei an, die Bahn war ungefähr 50 Meter lang und sie lieferten sich einen regelrechten Wettkampf, den die Jungen für sich entschieden, die Erwachsenen hatten auch nicht den Hauch einer Chance gegen sie.

Sofort zogen sich Leevi und Lauri aus dem Becken und verlangten, dass alle zum Sprungbecken gingen und vom 10er sprangen.

Paul, Tommy und Bernd zögerten, Paul, weil er nicht wusste, ob er das überhaupt schaffen würde, er vertraute auf seinen jungen Körper und ging schließlich mit, Tommy und Bernd, weil sie schon lange nicht mehr vom 10er gesprungen waren, sie gingen aber auch mit.

Als sie oben auf dem 10er standen, wurde Paul, Tommy und Bernd mit einem Mal ganz anders wegen der großen Höhe.

Sie hatten aber einen schönen Blick über Gudon und schauten sich eine Zeit lang um.

Brando kam zu ihnen und zeigte ihnen den Stadtpark, in den sie noch gehen müssten und das Goldbergwerk, das etwas weiter weg lag und wo Brando am nächsten Tag wieder arbeiten musste.

Die Jungen nahmen Anlauf und sprangen ohne mit der Wimper zu zucken hinunter und machten jeder dabei noch einen doppelten Salto, bevor sie mit dem Kopf zuerst ins Wasser eintauchten.

Danach waren Shirin und Brando an der Reihe und sie machten beide einen Kopfsprung, schwammen danach an den Beckenrand und warteten auf Paul, Tommy und Bernd, die sich zunächst noch Zeit ließen, weil sie Respekt vor der großen Höhe hatten.

Paul überwand sich als Erster und machte einen Fußsprung, Tommy und Bernd standen noch eine Weile oben, bevor sie aber auch einen Fußsprung machten.

Alle drei mussten sich von Shirin und Brando die Frage gefallen lassen, ob sie Angst hätten.

Das ließ Paul nicht auf sich sitzen, ging noch einmal auf den Sprungturm und machte nach einigem Überlegen und Zögern doch einen Kopfsprung, der sogar halbwegs elegant aussah, und bei dem er gerade ins Wasser eintauchte.

„Na also, es geht doch!“, sagte Brando zu ihm und Paul war ein bisschen stolz auf sich, zu Hause hätte er sich niemals mit seinen 65 Jahren getraut, einen Kopfsprung vom 10er zu machen und er freute sich über seinen jungen Körper.

Die Jungen gingen immer wieder auf den Turm und sprangen ohne Unterlass, ihnen machte die große Höhe nichts aus und sie legten einen Salto nach dem anderen hin.

Die Erwachsenen schauten ihnen eine Weile zu, bis sie aber aus dem Becken stiegen und zur Liegewiese zurückliefen.

Die Jungen kamen hinterhergerannt, gingen gleich zum Kiosk und holten sich jeder ein Eis, das sie genussvoll an ihrem Platz schleckten.

„Geht Ihr eigentlich öfter in Euer Freibad?“, fragte Bernd und Shirin antwortete:

„An warmen Tagen wie heute gehen Brando und ich immer, und Leevi uns Lauri kommen meistens mit.“

„Euer Freibad ist so gepflegt wie im Übrigen ganz Gudon auch, man kommt sich beinahe vor wie in einem Kurort, das sind auf der Erde Städte, in denen Menschen von ihren Krankheiten genesen und die deshalb in einer sehr attraktiven Gegend liegen und sehr sauber sind““, sagte Paul.

„Wir fühlen uns in Gudon auch sehr wohl, wenn nicht der gesamte Ort eingezäunt und man gezwungen wäre, immer hier zu bleiben und Gudon nicht verlassen zu können, außer wenn ich in das Goldbergwerk muss, dann muss ich vorne durch das Tor“, sagte Brando.

„Zum Glück ist Gudon auf ein ausladendes Gelände gebaut worden, sodass wir durchaus lange Spaziergänge machen können, aber es stimmt, wir sind auf Gedeih und Verderb dazu verurteilt, immer in Gudon zu bleiben, nur wenn ich zu Neea und Nuron fahre, verlasse ich den Ort“, sagte Shirin.

Die Jungen holten mit einem Mal einen Ball hervor und forderten die Erwachsenen auf, mit ihnen eine Art Volleyball über ein Netz, das auf der Wiese aufgespannt war, zu spielen.

Als sie alle zu dem Netz gelaufen waren und Aufstellung genommen hatten, reihten sich noch drei Jugendliche bei ihnen ein, sodass sie zwei Mannschaften mit fünf Spielern hatten.

Die Regeln waren den Volleyballregeln sehr ähnlich und sie fingen gleich an zu spielen.

Leevi hatte einen Aufschlag, den man kaum parieren konnte, so hart war der und er kam dabei sehr platziert ins lange Eck der Gegenmannschaft.

Er schlug beinahe ausschließlich Asse, wenn er den Aufschlag hatte.

Kamen die anderen auch einmal ans Spiel, wurde gemütlich hin und her geschlagen, bis es Fehler gab und der Aufschlag wieder wechselte.

Die Aufschläge von Paul, Tommy und Bernd waren im Vergleich zu denen von Leevi geradezu läppisch und konnten relativ bequem angenommen werden, dennoch machte das Spiel allen großen Spaß.

Irgendwann brachen sie das Spiel aber ab und setzten sich am Kiosk an einen Tisch und tranken Tee miteinander, die beiden Jungen hatten sich auf die Decke gelegt.

Natürlich kam gleich ein Gespräch über die Situation in Gudon auf und Shirin beklagte schon den Umstand, dass sie alle an den Ort gefesselt waren und nicht zum Beispiel einmal ins Gebirge konnten.

„Die einzige Möglichkeit, diesen Zustand zu beenden, ist eine erneuter Krieg gegen die Tolaner, den aber eigentlich niemand ernsthaft will oder Aatu zeigt sich gnädig, hebt unseren Status als Quasi-Gefangene auf und integriert uns in die übrige Tolaner-Bevölkerung, aber das sehe ich so schnell nicht!“, ergänzte Brando.

Das hörte sich sehr pessimistisch an, fanden die drei Erdenbürger, es entsprach aber wahrscheinlich den Tatsachen.

Aber einen erneuten Krieg müssten die Nigren anfangen, denn nur sie waren an einer Aufhebung ihrer Gefangenschaft interessiert, die Tolaner profitierten ja von der Situation und würden gern alles lassen, wie es war.

Nachdem sie ihren Tee getrunken hatten, standen sie auf, nahmen ihre Sachen und gingen wieder nach Hause zurück, wo sie sich zum Abendessen an den Esstisch setzten.

„Ich würde gern heute Abend noch zur Verteilstelle und mich mit der Angestellten treffen, meint Ihr, ich treffe sie dort noch an?“, fragte Paul.

„Du triffst sie ganz sicher noch an, sie bleibt immer in der Verteilstelle, bis es draußen dunkel wird, wenn Du also gleich losläufst, müsstest Du sie noch antreffen!“, antwortete Brando.

Paul machte gar keine großen Anstalten, sich zu verabschieden, er verschwendete keinen Gedanken daran, zu überlegen, wie seine Freunde wohl seinen beinahe jugendlichen Drang bewerteten.

Er lief einfach los und war im Nu bei der Angestellten in der Verteilstelle.

Auf dem Weg dorthin hatte er die ganze Zeit darüber nachgedacht, was er ihr sagen sollte, dass er die Angestellte sehr nett fand und gerne etwas mit ihr zusammen unternehmen würde.

Als er vor der Verteilstelle an der Tür stand, überkamen ihn doch kurze Zweifel an seinem Vorhaben, die Angestellte einfach anzusprechen.

Er ging aber schließlich hinein und steuerte die Theke an, die er verwaist vorfand und er wunderte sich zunächst.

Gleich darauf wurde er aber gerufen:

„Du schon wieder, hast Du etwas vergessen, kann ich Dir helfen?“

Das war die Stimme der Angestellten und Paul dachte:

„Jetzt kommt es darauf an, jetzt musst Du Dir beweisen, dass noch ein Kerl in Dir steckt und ihr sagen, was Du hier willst!“

Paul dachte eine Augenblick an Ute und dass er im Begriff war, fremdzugehen, er spürte in sich nur das Verlangen, diese schöne Frau kennenzulernen.

„Ich bin noch einmal gekommen, um Dir zu sagen, dass ich Dich sehr nett finde und ich will Dich fragen, ob Du nicht nach Feierabend mit mir etwas trinken gehst!“, brachte Paul hervor und er wusste nicht im Mindesten, was die Angestellte ihm zur Antwort geben würde.

Er rechnete mit allem, auch damit, dass sie ihn kalt abservieren und ihm sagen würde, dass er sie in Ruhe lassen sollte, was ihm denn einfiel, ihr solche zweideutigen Angebote zu unterbreiten oder Ähnliches.

Aber nichts dergleichen geschah, sie sah ihn freundlich an und freute sich über seine Einladung, sie sagte:

„Das finde ich aber sehr nett von Dir, dass Du mit mir einen Drink nehmen willst, ich mache die Verteilstelle gleich zu, Du kannst solange dort hinten warten, da stehen bequeme Sessel und übrigens: ich heiße Teagan und Du?“

„Ich heiße Paul!“, antwortete er und er wusste noch gar nicht, wie er darauf reagiere sollte, dass Teagan so unkompliziert war und auf seine Einladung einging.

Er lief zu der ihm von Teagan gezeigten Ecke, setzte sich dort in einen sehr weichen Sessel und beobachtete seine Angebetete, wie sie Bestellformulare zusammenlegte und ihm ab und zu einen Blick zuwarf und ihn anlächelte .

Ja, Paul war verliebt und er freute sich darüber, dass er mit 65 Jahren noch in der Lage war, einer so schönen Frau Avancen zu machen, allerdings in dem Körper eines 25jährigen.

„Paul, wir können gehen!“, rief Teagan nach einer Weile und lächelte ihm wieder zu.

Paul hatte ihr die ganze Zeit zugesehen, stand sofort auf und und ging zu ihr.

Sie liefen beide hinaus und Teagan schloss die Verteilstelle ab, anschließend fragte sie Paul:

„Wohin sollen wir denn gehen, hast Du Dir schon etwas überlegt?“

Paul fiel als Antwort nur das Cafe am Platz ein, das erstens in unmittelbarer Nachbarschaft lag, und wo man zweitens sehr schön saß, und Teagan war gleich einverstanden.

Als sie sich draußen an einen Tisch gesetzt hatten,fragte Paul vorsichtig:

„Hast Du denn niemanden zu Hause, der auf Dich wartet, wenn Du hier mit mir sitzt?“

Teagan antwortet sofort:

„Ich lebe ganz allein und kann kommen und gehen wann ich will!“ und ihr war nicht klar, warum Paul sie das überhaupt fragte.

Paul war zufrieden, Teagan war also nicht gebunden und er konnte mit ihr den Abend verbringen, wenn sie sich auf ihn einlassen würde und er sagte ihr:

„Teagan, ich finde Dich sehr schön, Du bist mir schon bei meinem ersten Besuch auf der Verteilstelle aufgefallen, ich glaube, ich habe mich in Dich verliebt!“

Teagan gefielen Pauls Worte und sie erwiderte:

„Paul, ich finde Dich auch sehr nett, aber ich weiß nicht, ob ich mich als Nigren mit Dir als Tolaner überhaupt einlasen darf!“

„Ich bin kein Tolaner!“ rief Paul entrüstet aus, er begann, seine Geschichte zu erzählen, und er fing ganz am Anfang an, wie er noch auf der Erde mit einem schwarzen Kästchen ausgestattet und später nach Tolan gebracht worden war.

„Wir leben alle als Menschen in einer Siedlung bei Neea und Nuron, Nuron hat uns von der Erde geholt, weil die Tolaner angeblich sehen wollten, ob sie von uns Menschen etwas lernen könnten. wir haben zusammen schon einiges unternommen.

Wir sind ins Gebirge gefahren und haben uns Nuville, die Hauptstadt der Tolaner angesehen, wir waren auch bei Aatu, dem Gebieter der Tolaner, wie sie ihn nennen.“

„Da bin ich aber sehr beruhigt, dass Du kein Tolaner bist, ich glaube, ich wäre sonst übel dran gewesen, wenn ich mit Dir gesehen worden wäre!“, sagte Teagan.

Als die Bedienung kam, um die Bestellung aufzunehmen, sagte Teagan gleich:

„Er ist kein Tolaner, sondern ein Mensch von dem Planeten Erde!“ und die Bedienung erinnerte sich noch an Paul, wie er am Vormittag mit Shirin, Brando und seinen Freunden dort gesessen und Tee getrunken hatte.

Anderen Nigren von den Nachbartischen rief Teagan zu:

„Mein Begleiter ist kein Tolaner, sondern ein Mensch vom Planeten Erde!“ und Paul fühlte sich bald wie ein Fremdling.

Teagan nahm das erste Mal Pauls Hand und drückte sie, um Paul zu beruhigen und Paul fand diese Berührung ungeheuer angenehm und er hätte am liebsten, dass Teagan seine Hand nicht mehr losließ.

Sie hatten sich beide eine Tee bestellt und Paul erzählte, dass er mit seinen beiden Freunden bei Shirin und Brando zu Besuch wäre.

Shirin wäre Hausangestellte bei Neea und Nuron und sie hätten sie dort kennengelernt.

Teagan berichtete von dem Krieg gegen die Tolaner, bei dem sie ihren Bruder und beide Eltern verloren hätte, sie hätte keine guten Gefühle für die Tolaner, was Paul sicher gut verstehen könnte.

Paul antwortete, dass das ein Grund mit wäre, weshalb er die Nigren besuchte, er wollte sehen, wie sie mit ihrer Kriegserfahrung umgehen würden und er wunderte sich, dass die Nigren sehr gemäßigt gegenüber den Tolanern eingestellt wären und nicht gleich zum Krieg gegen sie bliesen.

Nachdem sie ihren Tee getrunken hatten, fragte Paul Taegan, ob er sie nach Haue begleiten dürfte.

Teagn entgegnete:

„Ich muss nur um zwei Häuserblocks und bin dann bei mir, ich würde mich freuen, wenn Du mich begleitest!“

Sie liefen beide los und Paul trottete anfangs einfach neben Teagan her, bis er sich aber einen Ruck gab und Teagans Hand ergriff und umschlossen hielt.

Teagan lächelte ihn in ihrer unnachahmlichen Art an und fühlte sich geschmeichelt, sie legte sogar ihre Wange an Pauls Gesicht und gab ihm einen Kuss.

Paul war außer sich, er hatte so einen Kontakt zu Frauen seit Jahrzehnten nicht gehabt und er musste sich bändigen.

Als sie an Teagans Haus angekommen waren, sagte sie:

„Hier wohne ich, wenn Du willst, kannst Du noch mit hineinkommen!“ und Paul wusste gar nicht, wie ihm geschah, natürlich wollte er, das gab es nichts zu überlegen.

Teagan wohnte in einem sehr gepflegten kleinen Häuschen, in dem sie auch aufgewachsen war und sie sagte, dass sie, seit ihre Eltern und ihr Bruder nicht mehr lebten, ganz allein wohnte.

„Was kann ich Dir zu trinken bringen, Paul?“, fragte sie und Paul, der beinahe von Sinne war, sagte:

„Ich trinke das, was Du auch trinkst!“ und Teagmn brachte für beide Tee..

„Wir waren heute am Diamantenloch und haben gesehen, wie sie dort ein Sprengung am Hang durchgeführt haben“, sagte Paul, „ich fand das sehr beeindruckend, weniger schön finde ich, dass die Nigren für die Tolaner arbeiten müssen und sie in Gudon quasi eingesperrt sind!“

„Das finden alle Nigren abscheulich, es liegt dem Wesen der Nigren aber fern, dagegen gewaltsam vorgehen zu wollen und die Situation zu ändern“, sagte Teagan.

„Ich finde, dass Euch gerade diese Sanftmut so sympathisch macht“, entgegnete Paul, „allerdings weiß ich auch, dass sich so an Eurem los nichts ändern wird.“

„Das ist genau der Punkt, ich will, dass dieser Zustand nicht für immer so bleibt, weiß gleichzeitig aber auch, dass sich an ihm nur durch einen erneuten Krieg etwas bewegen lässt, den aber keiner will, oder aber Aaatu erweist sich mit einem Mal als der große Wohltäter, lässt alle Zäune niederreißen und gibt uns unsere Freiheit zurück!“, sagte Teagan.

„Ich wünsche Euch, dass das irgendwann eintritt!“, antwortete Paul und zog Teagan zu sich hin und setzte sie auf seinen Schoß.

Er sah, dass Teagan leicht zu weinen anfing und trocknete ihre Tränen mit seinem Taschentuch.

Sie hörte auch gleich wieder auf, wandte ihr Gesicht Paul zu und küsste ihn, sie küsste ihn so innig, wie sie in ihrem ganzen Leben wohl noch nie jemanden geküsst hatte.

Paul fühlte sich, als wäre er 18 und säße gerade beim Knutschen mit seiner Schulfreundin, er konnte kaum nachvollziehen, was da gerade mit ihm geschah.

Er sah Teagan in ihre Augen und nahm gleichzeitig einen sanften und verlangenden Blick wahr.

Paul begann, Teagan zu streicheln und als er mit seiner Hand an ihren festen und kleine Busen gelangte, stöhnte sie auf einmal auf.

Sie und Paul küssten sich ununterbrochen, während ihre Hände den Körper des anderen abtasteten.

Schließlich hob Paul Teagans Bluse hoch und sie zog sie sich über den Kopf und saß im BH auf seinem Schoß und als sie auch den abgestreift hatte, sah Paul, wie wunderschön Teagan war.

Sie war gertenschlank und muskulös, ihr Busen war fest und ihre Brustwarzen standen und waren vergrößert, es dauerte nur noch einen Moment, bis sich beide ganz auszogen.

„Ich weiß nicht, ob es richtig ist, was wir hier gerade tun, aber ich spüre ein unglaubliches Verlangen in mir, mit Dir zu schlafen!“, sagte Paul.

Teagan erwiderte:

„Dann tun wir uns doch keinen Zwang an, in mir besteht das gleiche Verlangen, lass uns zu meinem Bett gehen!“

Und ehe sich Paul versah, lag er mit Teagan in ihrem Bett und küsste sie und Teagan schmiegte sich an ihn.

Teagan und Paul

Er hatte seine Hand zwischen ihren Schenkeln und spürte, wie feucht sie war, Teagan streichelte seinen erigierten Penis.

Als sie beide kaum noch an sich halten konnten, ließ Teagan Pauls Penis ganz sacht in sich hineingleiten.

Was dann geschah, war eine emotionale Explosion, sie kamen beide so gewaltig, dass sie laut schrien und hoffen konnten, auf der Straße nicht gehört zu werden.

Anschließend lagen sie nebeneinander, streichelten und küssten sich immer wieder, bis Paul sagte:

„Teagan, ich bin unbeschreiblich in Dich verliebt und weiß nicht so recht, wie es mit uns beiden weitergehen soll, schließlich muss ich mit meinen Freunden zu den Tolanern und am Ende zur Erde zurück!“

„Lass uns die Zeit, in der Ihr noch hier seid, miteinander verbringen, wenn Du wieder fort musst, kann ich das nicht ändern und muss versuchen, damit zurechtzukommen, Paul!“, entgegnete Teagan.

Paul stand wieder auf und auch Teagan erhob sich aus ihrem Bett, sie zogen sich beide wieder an und Paul sagte:

„Ich muss zurück zu Shirin und Brando, sie warten sicher schon auf mich!“

Er umarmte Teagan und küsste sie zum Abschied und Teagan fragte:

„Sehen wir uns morgen nach Feierabend wieder?“

Paul antwortete:

„Natürlich komme ich wieder und hole Dich an der Verteilstelle ab, hast Du nicht einmal einen Tag frei?“

„Doch, übermorgen, dann können wir den ganzen Tag über etwas unternehmen“, antwortete Teagan, „lass uns beide überlegen, was wir tun können!“

Sie ließ Paul hinaus und Paul lief zu Shirin und Brrando zurück, es war ein Stück zu laufen und er nahm wieder den Gestank von verwesendem Abfall wahr.

Die Nigren hatten ihren Müll am Abend wieder vor die Tür gelegt und der würde am später abgeholt werden.

Als Paul bei Shirin und Brando angekommen war, war es draußen bitterkalt und er war froh, in die angenehme Wärme des Hausinneren zu kommen.

Er setzte sich zu den vieren an den Esstisch, an dem sie den ganzen Abend gesessen und sich unterhalten hatten.

Er fragte Brando:

„Ist es möglich, dass ich morgen mit Dir in das Goldbergwerk einfahren kann?“

Brando sah ihn an und erwiderte:

„Das ist unter normalen Bedingungen nicht so einfach, ich denke aber, dass Du als Besucher mit unter Tage kannst!“

Am nächsten Morgen standen Shirin, Brando und Paul früh auf, weil Shrin zu Neea und Nuron und Brando und Paul zur Arbeit ins Goldbergwerk mussten.

Sie saßen mehr oder weniger schweigend beim Frühstück, aßen das gute Brot mit dem Marmeladenaufstrich und tranken von dem leckeren Tee.

Brando lieh von seinem Nachbarn ein Fahrrad und gab es Paul, damit er mit Shirin uns ihm nach dem Frühstück zum Haupttor fuhr, wo Shirin in den Bus zu den Tolanern stieg und Brando und Paul sich in den Bus zum Goldbergwerk setzten.

Shirin und Brando hatten sich zum Abschied geküsst, wie an jedem Morgen und sie winkten sich noch kurz zu, als sich die Busse in Bewegung gesetzt hatten.

Paul war gespannt darauf, zu sehen, was ihm im Goldbergwerk geboten würde, er war schon lange nicht mehr unter Tage gewesen und fragte Brando:

„Wie lange müssen wir denn heute im Bergwerk bleiben?“

„Der Schichtleiter lässt seine Sirene ertönen, wenn die Pausen anfangen oder wenn Arbeitsende ist, wir sind dann irgendwann am Nachmittag wieder zu Hause, wie war es denn gestern bei Deiner Freundin?“

Paul sah Brando an und wusste erst gar nicht, was er auf die Schnelle antworten sollte, schließlich sagte er:

„Teagan und ich verstehen uns sehr gut, ich glaube, wir haben uns ineinander verliebt!“

„Dann ist es ja gut, dass Ihr alles vergessen werdet, wenn Shirin und ich Euch aus der Zeitblase geholt haben, Ihr knüpft dann bewusstseinsmäßig genau da an, wo wir Euch in die Zeitblase geschickt hatten, beim Abendessen am ersten Tag“, entgegnete Brando.

Paul überlegte, was das für ihn bedeuten würde, es wäre dann wohl so, als hätte das, was sie bei den Nigren erlebt haben, gar nicht stattgefunden und das konnte er sich noch nicht vorstellen.

Der Bus erreichte das Gelände des Goldbergwerks und alle mussten aussteigen, kaum jemand hatte auf der kurzen Fahrt einen Ton gesagt, weil sie alle noch zu müde waren, um große Gespräche zu führen.

Das Goldbergwerk war von einem Extrazaun umgeben, der von schwerbewaffneten Tolanern gesichert wurde.

Oberirdisch stach nur der hohe Förderturm ins Auge und man sah auch Halden mit Bergematerial, tausende von Tonnen, davor arbeiteten Steinmühlen und mahlten den Abraum staubfein.

Die Businsassen mussten vorne an der Torwache vorbeilaufen und ihre Arbeitsausweise vorzeigen.

Brando ging mit Paul in das Büro des Wachhabenden und ließ von ihm einen Besucherausweis für Paul austellen.

Das machte der Wachhabende nicht gerne, aber nachdem Brando auf ihn eingeredet hatte, ließ er sich erweichen und gab ihm das gewünschte Papier.

Die Gruppe Arbeiter, die mit im Bus gesessen hatte, war schon längst in der Umkleide.

Als Paul und Brando dort erschienen, fühlte Paul sich gleich an die Kaue auf Zollverein erinnert, nur dass die Kumpels ihre Sachen nicht an Ketten bis an die Decke zogen, sondern sie in Spinde schlossen.

Brando und Paul zogen sich schnell um und schlüpften beide in Arbeitsanzüge, sie zogen Arbeitsschuhe an, nahmen jeder ein Paar Handschuhe und setzten einen Helm mit Grubenlampe auf.

Brando fragte Paul:

„Ist bei Dir alles in Ordnung?“ und Paul erwiderte, dass ihm die Sachen gut passten und es von ihm aus losgehen könnte.

Es war ihm, als wäre er auf Zollverein und würde seine Schicht beginnen.

Sie trugen oben herum beide nur ein Hemd und Brando sagte:

„Da, wo wir jetzt hinfahren, ist es so warm, dass wir uns in einer Jacke tot schwitzen würden!“

Sie liefen zu ihrem ersten Förderkorb und fuhren mit ihm auf 1000 Meter.

Dort stiegen sie aus und fuhren mit einem zweiten Förderkorb auf 2000 Meter, und in einem dritten Förderkorb fuhren sie hinab auf 2600 Meter, das war die Arbeitstiefe von Brando und dort liefen sie durch den Hauptstollen bis zu der Stelle, an der Brando am Hammer stand.

Es waren weit über 30° C dort unten und Paul hätte sich am liebsten alle Sachen vom Leib gerissen, er ließ das aber, weil ihm klar war, dass man unter Tage nicht nackt herumlaufen konnte und die Arbeitskleidung schließlich auch einen Sinn erfüllte.

Die beiden liefen ungefähr 200 Meter durch den Stollen und setzten sich Ohrenschützer auf, denn der Lärm, den die Hämmer im Einsatz erzeugten, war unerträglich und er hätte unweigerlich zu Hörschäden geführt, wenn sie auf Ohrenschützer verzichtet hätten.

Hie und da standen Arbeitskollegen von Brando vor dem Fels und rückten ihm mir ihren wasserbetriebenen Hämmern zu Leibe, was ein mühsames Unterfangen war, denn der Fels war hart und man konnte nur unter Aufwendung all seiner Kräfte Stücke aus ihm herausbrechen.

Unter Tage patrouillierten Soldaten und überwachten die Arbeiter, damit sie nicht irgendwelche Goldfunde beiseite räumten, aber wie hätten sie das Gold aus dem Bergwerk hinaus transportieren und was hätten sie in Gudon damit anstellen sollen?

Als sie vor Ort waren, stellte sich Brando an seinen Arbeitsplatz vor den Fels und nahm seinen Hammer in die Hand.

Es lag noch ein zweiter Hammer in Reichweite, den Brando, immer wenn der erste Hammer zu heiß wurde, an die Wasserzufuhr anschloss, während er den ersten Hammer zum Abkühlen zur Seite legte.

Brando und Paul behielten die Ohrenschützer auf ihren Köpfen denn ohne sie wäre der Krach, der dort herrschte, nicht auszuhalten gewesen und so nahmen sie nur ein Brummen wahr und mussten sich, wenn sie sich verständigen wollten, antippen und in Zeichensprache zu verstehen geben, was sie voneinander wollten, denn selbst lautes Schreien wäre nicht vernehmbar gewesen.

Nachdem Brando seinen Abbauhammer eingeschaltet hatte, brach ein Inferno los, von diesem Moment an schien Brando eine Einheit mit seinem Arbeitsgerät darzustellen.

Er stemmte sich mit seiner ganzen Kraft gegen den Hammer, der sich unerbittlich aber langsam in den Fels fraß.

Brandos Körper zitterte dabei mit den Hammerschlägen und man musste sich schon fragen, ob sein Körper diese Schläge dauerhaft durchstehen würde.

Den Blick starr auf die Schlagstelle gerichtet, das Gesicht vor Anstrengung verzerrt, so stand Brando vor dem Fels und zwang den Hammer in die Richtung, die ihm vorschwebte.

Die Schlagstellen, die von den Arbeitern an den Hämmern in Angriff genommen werden mussten, waren markiert und von Männern, die das Gestein im Vorfeld auf seine Goldgehalt hin untersucht hatten, bestimmt worden.

Paul lief ein Stück den Stollen zurück und musste vorsichtig sein, denn vor der Stollenwand lief das Transportband mit dem Bergematerial, das die Arbeiter aus dem Fels geschlagen hatten.

Es gab keine Stützen, die den Stollen gegen das Gebirge gesichert hätten, man hatte einfach den Stollen immer weiter in den Fels vorgetrieben und darauf vertraut, dass nicht alles in sich zusammenstürzen würde.

Von daher waren die Sicherheitsvorkehrungen auf der Erde in der Zeche Zollverein doch deutlich rigider gewesen.

Aber dort handelte es sich ja auch um Kohleabbau und da war das Gebirge nicht so fest wie hier.

Der Stein hatte in diesem Goldbergwerk eine mittlere Goldkonzentration von 2 Gramm pro Tonne, was über dem Durchschnitt lag und auch auf der Erde einen Abbau in jedem Fall hätte lohnenswert erscheinen lassen.

Gold kam im Gestein immer als gediegen Metall vor, man musste also nur Mittel und Wege finden, es aus dem Gestein zu lösen und da hatte sich bei der Erschließung größerer Vorkommen auf der Erde die Cyanlaugung durchgesetzt und dieses Verfahren zur Goldgewinnung wurde auch auf Tolan angewendet.

Dabei wird das im Sand gebundene Gold mit sauerstoffhaltiger Natriumcyanidlösung versetzt und als Komplexverbindung gelöst.

Anschließend findet sich das Edelmetall im hochgiftigem Sickerwasser, aus dem es filtriert und mit Zinkstaub ausgefällt wird.

Danach wird der braune Schlamm gewaschen und getrocknet und man erhält nach einer Raffinierung Feingold, wie es auf den Edelmetallmärkten angeboten und gekauft werden kann.

Bei der Cyanidlaugung spielt die nicht ungefährliche Blausäure eine große Rolle, sie findet sich anschließend auf den Halden mit dem gewaschenen Bergematerial wieder und belastet dort die gesamte Umgebung.

Paul betrachtete das Gestein auf dem Transportband und konnte hin und wieder etwas aufblitzen sehen.

Das waren Spuren von Gold und es kam äußerst selten vor, dass einmal jemand ganze Goldklumpen, sogenannte Nuggets fand, auf der Erde hatte es solche Fälle gegeben und die Finder reich gemacht, der Regelfall aber war die aufwändige Gesteinsmahlung und anschließende Cyanidlaugung.

Er ging zu Brando zurück und sah ihn in voller körperlicher Anstrengung an seinem Hammer stehen, seine Muskeln zeichneten sich unter seinem Hemd ab und er war mit seiner gesamten Energie gegen den Fels gebeugt.

Plötzlich ertönte die Sirene des Schichtleiters und kündigte eine Pause an und Paul berührte Brando ganz leicht, um ihn auf die Sirene aufmerksam zu machen.

Brando hörte auf zu arbeiten und stellte den Hammer ab, wie das auch alle anderen Arbeiter taten und es trat im Nu eine beinahe gespenstische Stille ein.

Brando stieg von seinem leicht erhöhten Arbeitsplatz herunter, um mit Paul und seinen Arbeitskollegen zum Pausenraum zu laufen.

Sie mussten dazu die 200 Meter, die der Stollen lang war, zurücklaufen, bis fast zum Förderkorb.

Dort hatte man Tische und Stühle hingestellt und eine kleine Küche eingerichtet, und es wurden den Arbeitern Tee und eine Kleinigkeit zu essen gegeben.

Paul dachte, dass das doch gegenüber Zollverein ein Vorteil wäre, denn auf Zollverein hatten sie alle ihre Henkelmänner und Getränke mitbringen müssen.

Als sich die Blicke der Arbeiter auf ihn richteten, sagte Paul:

„Ich bin kein Tolaner, sondern ein Mensch vom Planeten Erde, wo ich auch unter Tage gearbeitet habe, ich habe allerdings Kohle und kein Gold gefördert, Kohle ist eine schwarzes organisches Steinmaterial, das verbrannt wird, es wird zu Heizzwecken oder zur Energiegewinnung benutzt.“

„Wie kommst Du denn nach Tolan?“, fragte einer der Arbeiter und Paul antwortete:

„Ein Tolaner namens Nuron hat meine und noch zwei weitere Familien von der Erde nach Tolan gebracht, er sagte, dass sein Gebieter, gemeint war Aatu, sehen wollte, ob er von den Menschen etwas lernen könnte.“

Damit war der Wissensdurst der Arbeiter gestillt und das Thema wurde gewechselt, jemand sagte:

„Wenn wir so weiterarbeiten, müssen wir bald einen neuen Stollen in den Fels sprengen!“

Paul fragte:

„Kann ich heute Nachmittag einmal versuchen, mit dem Hammer zu arbeiten?“, aber Brando erwiderte:

„Das ist für Dich viel zu gefährlich, lass uns das lieber machen, wir haben das Training und die Erfahrung!“

Aber Paul ließ nicht locker und fing immer wieder damit an, dass er einmal am Hammer stehen und den Fels bearbeiten wollte, und schließlich erklärte sich Brando bereit, ihn, wenn die Wache gerade nicht zu sehen wäre, kurz an den Hammer zu lassen.

„Müssen eigentlich alle Nigren-Männer im Goldbergwerk arbeiten?“, fragte Paul und einer der Arbeiter antwortete:

„Ja, sobald die Jungen erwachsen geworden sind, müssen sie sich bei den Minenarbeitern einreihen, wenn man alle Einsatzorte in dem Goldbergwerk und die verschiedenen Schichten zusammen nimmt, ergeben sich tausende von Arbeitern.“

„Gibt es unter Tage eigentlich viele Arbeitsunfälle?“,fragte Paul weiter.

„Die Zahl der Unfälle ist in letzter Zeit leicht rückläufig“, entgegnete Brando, „es passiert aber immer noch genug, das Schlimmste, das passieren kann, ist, dass der Hammer, wenn er im Fels nicht weiterkommt, zurückschlägt und den Mann am Oberkörper trifft, wo er ihm übelste Verletzungen beibringt!“

„Genau das ist neulich direkt neben mir geschehen, der Hammer meines Kollegen schlug zurück und traf ihn mit voller Wucht am Brustkorb, sodass er von seinem Platz weggeschleudert und mit dem Kopf vor die Stütze des Transportbandes geworfen wurde, er liegt noch heute auf der Krankenstation und es geht ihm allmählich etwas besser!“, erzählte einer der Arbeiter.

Es ertönte wieder die Sirene des Schichtleiters und die Pause war beendet, alle standen auf und liefen wieder zu ihren Einsatzorten zurück.

Als sie an ihrem Arbeitsort angekommen waren, sagte Brando zu Paul:

„Stell Dich erst einmal auf den Sockel und vor den Fels!“ und Paul kletterte auf den Sockel und stellte sich hin.

Dann sagte Brando:

„Ich reiche Dir jetzt den Hammer und Du hältst ihn gegen den Fels gerichtet, ich werde ihn noch nicht in Gang setzen, damit Du erst einmal ein Gefühl für das Gewicht des Gerätes bekommst!“

Als Paul den Hammer in seinen Händen hielt, bekam er einen Eindruck von dem martialisch anmutenden Trumm.

Sein Gewicht war beachtlich und Paul konnte sich kaum vorstellen, Stunde um Stunde mit dem Gerät vor dem Fels zu stehen und sein wildes Bohren aushalten zu müssen.

Brando rief oder besser gesagt, er schrie mit Leibeskräften gegen den Lärm der inzwischen wieder arbeitenden Kollegen an:

„Führe den Meißel in das Bohrloch, in dem ich gearbeitet habe und ich setzte den Hammer in Betrieb, halte ihn gut fest!“

Und als Paul mit einem Mal spürte, wie sich der Hammer bewegte, mit welcher Gewalt er sich in den Fels vorarbeitete, bekam er es beinahe mit der Angst zu tun.

Aber schließlich beherrschte er das Gerät doch, er war ja auch kein Schwächling und verfügte noch über ausreichend Muskeln, um mit dem Hammer fertigzuwerden, dennoch konnte er sich nicht vorstellen, für länger als diesen kurzen Moment an diesem Gerät zu stehen und es halten zu müssen.

Brando löste ihn wieder ab und man sah, wie sich sein Körper anspannte, als er auf den Arbeitssockel kletterte und wieder seinen Hammer nahm.

Er übertrug seine gesamte Energie auf das Gerät, um dem Fels zu zeigen, dass er am Ende doch der Stärkere war.

Mit einem Mal brach ein Stück Fels heraus und legte den Blick auf eine schillernde Goldader frei, Brando jubelte, obwohl es ihm nicht zum Vorteil gereichen würde, auf die Goldader gestoßen zu sein.

Die Wachen, die Brandos plötzliche Bewegungsänderung mitbekommen hatten, kamen angelaufen und starrten auf die Goldader.

Sofort musste Brando aufhören, den Fels zu bearbeiten und von seinem Sockel heruntersteigen.

Die Wachen funkten nach einem Spezialisten, der in den Stollen kommen und sich die Goldader ansehen sollte.

Gerade wollten die anderen Arbeiter, die mitbekommen hatten, wie sich bei Brando mit einem Mal die Wache eingefunden hatte, ihre Hämmer zur Seite legen und nachschauen kommen, als aber die Wache sie aufforderte, weiter zu arbeiten und sich nicht ablenken zu lassen.

Nach einer Weile trafen drei Spezialisten bei Brando und Paul ein und begannen, das Gestein an Brandos Bohrloch zu untersuchen.

Sie wollten feststellen, wie mächtig die Goldader war, sie nahmen eine Bohrung mit einem sehr dünnen Bohrer vor und kamen zu dem Ergebnis, dass es sich um seine sehr ertragreiche Goldader handeln musste, die sie in Eigenregie ausbeuten wollten und sie schickten Brando zu einem anderen Arbeitsplatz, an dem er einen neue Bohrung ansetzen sollte, Brando sollte sich vor Schichtende beim Schichtleiter melden.

Er nahm seinen Hammer, löste ihn von der Wasserzufuhr und bat Paul, den Ersatzhammer zu nehmen.

Danach liefen sie ein Stück weiter und Brando suchte nach einer Stelle, an der er ein neues Bohrloch ansetzen konnte.

Er fand schließlich eine Stelle im Fels, die verheißungsvoll aussah, nicht so glatt war und dem Bohrer Halt geben würde und er sagte zu Paul:

„Leg den Hammer hier hin und hilf mir bitte beim Wasseranschluss!“

Paul tat, wie ihm geheißen wurde und half Brando mit dem Hammer.

Danach setzte Brando an und bohrte ein neues Loch, das ging mühsam und zäh vonstatten.

An seinem alten Bohrloch machten sich die hinzugerufenen Spezialisten daran, die Goldader freizulegen und genau zu untersuchen, schon lange hatte es in der Mine keinen Fund von einer Goldader mehr gegeben, und man war seitens der Werksleitung froh, dass es einmal wieder geschehen war.

Brando brach das Gestein aus der Felswand und Paul half ihm dabei, es auf das Transportband zu bugsieren und immer wieder achtete Paul auf Goldspuren im Gestein, er konnte aber nichts entdecken.

Die Arbeit war sehr schwer und es erforderte viel Kraft, das Gestein zu bewegen, auch wenn die Schwerkraft nicht so hoch lag wie auf der Erde, und auch wenn sie das Gröbste mit einem Kleinbagger auf das Band hoben.

Diese Tätigkeiten füllten ihren Nachmittag, Brando hämmerte und brach den Felsen, anschließend räumte er mit Pauls Hilfe die Bruchstücke auf das Band und Paul musste sagen, dass er sich etwas Spannenderes vorstellen konnte.

Als Brando und er einen Blick zu dem altem Arbeitsplatz warfen, sahen sie eine eine Anzahl von Nigren an der Fundstelle stehen, die alle damit beschäftigt waren, so viel Gestein von der Goldader zu bergen wie möglich, denn dieses extrem goldhaltige Gestein würde einer Sonderbehandlung zugeführt werden.

Mit einem Mal erstarben nach und nach die Hammergeräusche der Arbeitskollegen und als Brando und Paul aufsahen, konnten sie einen Arbeiter neben dem Transportband liegen sehen, sein Hammer lag auf ihm und er rührte sich nicht.

Einer der Kollegen stand an der Notrufeinrichtung, die an der Stollenwand installiert war und rief den Rettungsdienst an, denn der Kollege war offensichtlich schwer verletzt.

Die Arbeit aller war in diesem Augenblick unterbrochen und sie standen um den Verletzten herum und sahen auf ihn hinab.

Er zeigte äußerlich ein paar Stellen, aus denen etwas von der Körperflüssigkeit trat, die alle Nigren in sich hatten und die dem menschlichen Blut vergleichbar war.

Das waren Wunden, die er sich beim Aufprall auf die Stützpfeiler des Transportbandes zugezogen hatte, ansonsten war dem Unfallopfer nichts anzusehen, nur sein Gesicht war verzerrt, was an dem Schrecken lag, den er im Moment des Unfalls erlitten hatte.

Der Notarzt, der mit dem Rettungsteam im Stollen eingetroffen war, kniete neben dem Unfallopfer und horchte es ab, der Mann lebte, so viel stand fest und alle atmeten durch.

Der Arzt bat die Rettungssanitäter, den Verletzten so vorsichtig wie möglich auf die Bahre zu legen, die bereitgestellt war und ihn zum Förderkorb zu tragen.

Anschließend nahm er seine Tasche hoch und lief mit dem ganzen Trupp zurück, um das Unfallopfer auf die Krankenstation zu bringen.

„Das war genauso ein Unfall wie der, von dem ich Dir in der Pause erzählt habe“, sagte der betreffende Arbeiter zu Paul, der Hammer hat von der Felswand zurückgeschlagen und ihn wegkatapultiert, er hat sich Verletzungen beim Aufprall auf die Stützen des Transportbandes zugezogen, die Hauptverletzungen hat ihm aber der Hammer an seinem Brustkorb beigebracht, Rippenbrüche und Quetschungen, er wird für eine lange Zeit außer Gefecht gesetzt sein!“

„So, die Pause ist beendet, nehmt Eure Arbeit wieder auf!“, rief eine der Wachen und schaute sehr ernst drein, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen.

Paul dachte an Zollverein zurück, wenn es da einen Arbeitsunfall gegeben hatte, kamen auch alle Kollegen aus dem engeren Arbeitsumfeld zusammen und standen bei dem Verletzten, so wie es bei ihm selbst gewesen war.

Nur war bei einem Unfall von solcher Schwere im Regelfall Schluss mit der Arbeit und sie wurden nicht noch getrieben, ihre Arbeit wieder aufzunehmen.

Brando und Paul gingen wieder zu ihrem Arbeitsplatz zurück und Brando setzte den Hammer wieder in Gang.

Beide dachten über den Unfall nach und fühlten mit dem Opfer, wenn ihm das in diesem Moment auch nicht helfen würde.

Brando beschloss, das Unfallopfer an einem der nächsten Tage auf der Krankenstation zu besuchen.

In diesem Augenblick schallte der Klang der Sirene durch den Stollen und beendete den Arbeitstag.

Brando stellte den Hammer ab und legte ihn für den nächsten Tag parat, anschließend ging er mit Paul zum Schichtleiter und sagte ihm, dass er sich bei Schichtende bei ihm melden sollte.

Der Schichtleiter lobte Brando für sein sehr gutes Arbeitsergebnis, gab ihm einen Tag seiner Wahl frei und Brando freute sich darüber.

Sie liefen anschließend zum Förderkorb und fuhren hoch, sie trafen ihre Arbeitskollegen in der Umkleide und redeten alle über den Unfall und einer sagte:

„Das hätte jedem von uns auch passieren können, man weiß schließlich nie, wann man an eine Stelle mit besonders hartem Fels gelangt!“

Alle stellten sich unter die Gemeinschaftsdusche und wuschen sich ab, danach zogen sie ihre Sachen an und liefen nach draußen und zum Haupttor des Goldbergwerks.

Einige von ihnen wurden herausgepickt und besonders kontrolliert wie immer.

Nachdem man bei niemandem etwas gefunden hatte, durften alle weitergehen und in den Bus steigen, der vor dem Tor auf sie wartete und wieder nach Gudon bringen sollte.

Auf der Fahrt schwiegen alle wie schon am Morgen, die Fahrt war aber auch nicht so lang, dass man sich in ein Gespräch vertiefen konnte.

Der Bus hielt vor dem Tor in Gudon und alle stiegen aus, die Wache ließ sie alle fast immer durch zu ihren Rädern, so auch dieses Mal und Brando und Paul stiegen auf ihre Fahrräder und fuhren nach Hause.

Shirin, Tommy und Bernd waren schon da und fragte Brando nach seiner Arbeit und Paul, wie es ihm dort gefallen hätte.

Beide berichteten sie von dem Arbeitsunfall und wie nahe der allen gegangen wäre und Paul erzählte, wie er einmal auf seiner Zeche eine Schlagwetterexplosion erlebt hatte und dabei verletzt worden war, Shirin fragte:

„Hast Du Dich dabei schwer verletzt?“

„Beinahe hätte es das Aus für meine Arbeitskarriere bedeutet, aber der Arzt hat mich nicht arbeitsunfähig geschrieben, weil ich mich bei der Untersuchung auch verstellt habe, ich wollte noch nicht aufhörten, zu arbeiten und so habe ich weitergemacht, meine Verletzungen waren allerdings ziemlich gravierend, ich habe mit einige Wirbel gebrochen und auch Schmerzen gelitten, bis ich endlich seit einer Operation wieder schmerzfrei bin.“

„Ich glaube, dass der Kollege lange auf der Krankenstation bleiben wird, denn bis so ein Bruch am Brustkorb wieder zusammengewachsen ist, das dauert“, sagte Brando.

Leevi und Lauri kamen aus ihren Zimmern und sie setzten sich alle zum Essen an den Esstisch.

Paul fragte seine Freunde:

„Was habt Ihr denn so den ganzen Tag über getrieben?“ und Tommy antwortete:

„Bernd und ich sind durch Gudon gelaufen, haben uns vor das Cafe gesetzt und am Nachmittag den Jungen bei den Hausaufgaben geholfen, aber den beiden muss man gar nicht helfen, sie können beinahe schon alles!“

Nach dem Essen sagte Paul:

„Ich gehe dann mal wieder zu Teagan!“ und er ließ die anderen zurück und machten sich zur Verteilstelle auf.

Als er hineinkam, stand Teagan an ihrer Theke, er ging zu ihr und gab ihr einen Begrüßungskuss, dann fragte er sie:

„Musst Du noch lange arbeiten?“

Aber Teagan sagte, dass sie gleich fertig wäre und er sich noch einen Moment auf den Sessel in der Ecke setzen sollte.

Als Paul dasaß, musste er immer wieder zu Teagan schauen und sie lächelte ihm zu, bis sie Schluss machte und Paul zu sich rief.

Sie ging mit ihm hinaus und verschloss die Verteilstelle.

„Was wollen wir unternehmen?“, fragte Teagan Paul und Paul antwortete:

„Lass uns zuerst wieder in das Cafe gehen und dort einen Tee trinken!“

Als sie am Platz saßen, umgab sie eine herrliche Stille, die Paul den ganzen Tag über so vermisst hatte.

Er erzählte Teagan von seinem Arbeitstag mit Brando und vor allem von dem Arbeitsunfall.

„Das ist ja schrecklich“, rief Teagan aus, „ist der Mann schwer verletzt?“

„Ich glaube schon“, erwiderte Paul, „er hat sich Rippenbrüche und Quetschungen zugezogen, das sind immer die Verletzungen, die sich einstellen, wenn unter Tage der Hammer aus dem Berg zurückschlägt.“

„Passieren im Goldbergwerk denn oft solche Unfälle?“, fragte Teagan weiter und Paul gab die Worte Brandos wieder, der gesagt hatte, dass die Zahl der Unfälle in letzter Zeit zwar rückläufig wäre, aber immer noch genug passierte.

„Was hältst Du davon, wenn wir einen Spaziergang durch unseren schönen Park machen, es dämmert zwar schon, aber wir müssen unseren Gang ja nicht so ausdehnen?“, fragte Teagan.

„Von mir aus können wir loslaufen“, entgegnete Paul, „ein Spaziergang tut mir bestimmt gut, nachdem ich mich den ganzen Tag an einem Ort, der dreckig und laut war, aufgehalten habe!“

Sie liefen vom Platz aus ein Stück in Richtung von Teagans Haus und bogen in den Park ab und gleich nahm Paul den Duft blühender Rosen wahr und sog die gute Luft tief in sich ein.

Nachdem sie nur ein paar Schritte ein den Park gemacht hatten, bliebe sie stehen und Paul küsste Teagan und umarmte sie, er wollte sie gar nicht mehr loslasen und Teagan erwiderte seine Küsse und genoss seine feste Umarmung.

Paul schob Teagan zu einer Bank an der Seite und sie ließen sich beide darauf fallen und setzten ihre Umarmung und ihre Küsse fort.

Paul streichelte Teagans Busen und legte seine Hand zwischen ihre Beine, aber Teagan nahm seine Hand und sagte ihm:

„Hier nicht, lass uns zu mir gehen!“