Böse Streiche / Das dicke Wilhelmchen - Gabriele Wohmann - E-Book

Böse Streiche / Das dicke Wilhelmchen E-Book

Gabriele Wohmann

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Beschreibung

In diesen meisterhaften Erzählungen Gabriele Wohmanns werden Ferien an der See unversehens zur familiären Katastrophe, langjährige Freundinnen setzen sich plötzlich wechselseitig außer Gefecht, ein Totenessen oder eine Schulstunde entarten zu unvorhergesehenen Ereignissen.

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Gabriele Wohmann

Böse Streiche / Das dicke Wilhelmchen

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Über dieses Buch

In diesen meisterhaften Erzählungen Gabriele Wohmanns werden Ferien an der See unversehens zur familiären Katastrophe, langjährige Freundinnen setzen sich plötzlich wechselseitig außer Gefecht, ein Totenessen oder eine Schulstunde entarten zu unvorhergesehenen Ereignissen.

Über Gabriele Wohmann

Gabriele Wohmann, geboren am 21. Mai 1932 in Darmstadt als Tochter eines Pfarrers, studierte Philologie und arbeitete als Lehrerin in einem Internat. Sie veröffentlichte zunächst unter ihrem Mädchennamen Gabriele Guyot den Erzählungsband «Mit einem Messer» (1958). Es folgten Gedichtbände, zahlreiche Romane und Erzählungen, Hör- und Fernsehspiele. Gabriele Wohmann erhielt mehrere Preise und Stipendien. Sie starb am 22. Juni 2015 in Darmstadt.

Inhaltsübersicht

BrandungDas Ende aller ErwartungDer Tod des VogelsDie GeburtstagsgesellschaftPicknickDer KußDer SchatzDas stärkere GeschlechtBöse StreicheDas MalheurSeit Hans-Angus mein Freund istRegensommerSteig endlich ausAuf der BuhneDas MorgengebetDer AbsprungDas dicke WilhelmchenVersteckWie man sich bettetWirklich verrücktAuf der Seite von ZolleAuf der BankDer AusflugDas Begräbnis

Brandung

Von hier oben aus wirkte das Leben am Strand starr. Winzige Bewegungen konnten als Irrtum der angestrengten Augen gelten. Priester und Nonnen: schwarze, sich kaum verschiebende Flecken. Zwei weiße Schaumstreifen von Rahmen zu Rahmen des Fensters, einer dicht am Ufer, der andere etwas weiter entfernt, veränderten ihre Position nicht, sie behielten auch ihre Form bei; so schien es falsch, das an- und abschwellende Rauschen mit der Meermasse in Verbindung zu bringen, die vom Fenster aus sichtbar war. Die Unruhe mußte anderswo herkommen.

Auch das Kind hockte steif auf dem Pfosten. Das langsame Auf und Ab seiner Hand, die den Wurstvorrat zum Mund und vom Mund weg führte, gerann denkmalartig; die weiße Farbe seines strengen fetten Gesichts, das unverwandt dem Haus zugekehrt war, paßte dazu.

Als Albert zum Tisch ging, fuhren Paul und Fanny vom Fenster zurück. Herta saß rechnend am Tisch.

– Ich werde ans Wasser gehen und mir die Nägel schneiden, sagte Albert.

Er stützte seine Handflächen auf Hertas Tisch, seine Finger lagen rot zwischen Büchern und Heften, gespreizt und leicht geschwollen vom Druck seines vorgebeugten Gewichts, auch sein Gesicht hatte mehr Fleisch und mehr Farbe, plötzlich. Paul und Fanny wandten sich wieder dem Ausblick zu. Auf einmal rauschte die irgendwo versteckte Brandung stärker. Auf einmal hatte die Stechginstersperre, zwischen roter Promenade und weißem Strand, eine grünere Farbe.

– 112, 79, 38, sagte Herta.

Paul und Fanny hatten auf einmal das steife krasse Bild mit seinen zappelnden Flecken gern. Plötzlich jeden Stein auf der Straße, den Sand und den Stein des Weges vom Haus zum Strand, hin und zurück und wieder hin und wieder zurück, nachts, tagsüber, jede Stunde, sie hatten das jetzt gern. Regen war ausdenkbar.

– Fuß- und Fingernägel, sagte Albert.

– Diese zwei da sind schon fertig, sagte Herta.

– Ich arbeite einzig und allein dann, merkt euch das, meine Lieben, wenn ich Lust dazu verspüre, sagte Albert.

– Ich möchte auch raus, sagte Herta. Es ist so heiß.

Auf einmal merkten Paul und Fanny die Veränderung. Die Ferien wurden ihnen nicht mehr von Apparaturen vorgeführt. Zwar saß das Kind immer noch reglos auf dem Pfosten. In seinem großen weißen Gesicht hatte sich nichts abgespielt. Zwar prangte das Bild des Strandes immer noch farbstiftbunt im Ausschnitt des Fensters.

Albert zog das Hemd aus. Während er die Hose aufknöpfte, verließ er das Zimmer.

– Ich nehme eine Dusche, sagte er hinter der offenen Tür.

– Ich beneide euch, sagte Herta. Euch und alle, die rauskönnen.

Plötzlich im Ginster Wegwespen, von Stachel zu Stachel spannten ihre kurzatmigen Zickzackflüge ein Kreuzmuster. Jetzt ließ das hartnäckige Sägen der Grillen sich hören. Jetzt gab es einen leisen Schrei, erfunden oder wirklich, zwischen den Hafergrannen, auf einmal Fußzehen, gewölbt, rosa, auf einmal schwindliges Licht einer ganz bestimmten, auf die Sekunde festgelegten Zeit.

Albert kam zurück mit halb gehobenen Armen. Seine Achselhaare hingen glattgesträhnt herab.

– 9, 703, Periode, sagte Herta.

– Komm mit, sagte Albert, komm einstweilen mit, übrigens wird jeder, der mag, mani- und pedikürt.

Er ging mit Herta aus dem Zimmer. Paul und Fanny rührten sich nicht, so lang die beiden zum Strand gingen, am Kind vorbei, ohne Zuruf, über die Promenade, durch den Ginster, hintereinander, langsam in der Hitze, ohne etwas zu verändern; bis sie unten am Spülsaum sich hingesetzt hatten, bis Albert sich über die angewinkelten Füßte krümmte, Herta flach vor dem Meer lag. Das Bild blieb unerschüttert durch die Zutat der beiden nicht markanten, fast bewegungslosen Flecke. Das Deutlichste waren immer noch die Nonnen und die Priester. Paul beugte sich vor. Er trat den halben Schritt auf Fanny zu. Der Kuß ordnete sie in das Bild ein. Aber immer noch gab es keinen Zusammenhang zwischen dem Rauschen der Brandung und den bilderbuchhaften Schaumstreifen, vor denen Paul Fanny küßte. Paul und Fanny erkannten sich in dem Bild, und jetzt spürten sie den Ehrgeiz, beides zusammenzubringen: den Kuß und das versteckte Geräusch, die Brandung.

Das Ende aller Erwartung

Der Stein war wärmer als der Wind, blau und glattgewaschen. Wir setzten uns krumm hin und umschlangen die Knie mit den Armen und spürten die Sonne. Unsere Gesichter erschienen vom Frieren blasser, grobporiger; vor dem Bad hatten wir weiche braune Haut gehabt.

Der Große drehte sich auf den Steinen um, kroch vom Proviantsack zurück zu uns; bevor er die Flasche wandern ließ, setzte er sie selbst an die Lippen, ich hörte den leisen Anschlag des Glasrandes gegen seine Zähne, sah den Whisky durch seinen Hals rollen. Dann kam Hilla dran, und dann ich, der Whisky schmeckte salzig, und links leckte der Gischt des Meeres hoch und floß über die Steine und über unsere Füße; alles war salzig und zu hell und zu laut.

– Der schafft’s nicht, sagte der Große.

Ich betrachtete seinen dürren verbrannten Knabenkörper, das biergelbe Haar; die Augen mit ihrem Hellblau wirkten furchtsam. Die Flasche kam zu mir zurück; während ich trank, sah ich Hillas hungriges Gesicht, ihr ängstliches Körperchen – ach, wir alle drei hockten da auf der Buhne in einer gemeinsamen weitausholenden Angst, und mit einem Hunger nach Brot und Käse und heißer Suppe, und der Whisky schüchterte uns ein und machte uns großsprecherisch und beklommen.

Jetzt heulte wieder der Warnruf des Badewärters auf. Weit hinter der Umzäunung des Badebezirks schwamm der Mann. So wie man etwas nur plötzlich wissen kann, ungarantiert von Erfahrung und ermutigt von der Sehnsucht, hatte ich gewußt, daß ich auf den Schwimmer warten mußte. Es stand fest, daß meine whiskyahnungsvolle Existenz auf den Steinen der Buhne davon abhing, ob der Mann zurückkäme oder nicht.

– Was glaubst du, fragte Hilla und starrte den Großen an, glaubst du, daß er’s schafft?

Wieder heulte das Horn am Badekarren, der neblige Ton, passiv und komisch weise. Da draußen rang der Mann, eine winzige, ziemlich hilflose Unvernunft, ganz alleingelassen; alles was mit dem Meer zu tun hat und was sich mit ihm einläßt, ärgerte mich auf einmal und tat mir gleichzeitig so leid.

– Unmöglich, sagte der Große, unmöglich, daß er’s schafft.

Das wäre dann auf irgendeine Art, von der ich keine Vorstellung hatte, mein Ende. Das Ende aller Erwartung.

Ich klemmte meine Zehen in den Spalt zwischen zwei Steinblöcken: da drin war ein sonderbares Schweigen, klebrig von den Muschelbündeln, nie kam das Licht da herein. Komm zurück! komm zurück! Schlamm und Schweigen, das Ende aller Hoffnung. Eine Art Leben. Meine Sohle streifte die runzligen Seepocken, wie Warzengeschwüre überzogen sie den blanken Stein. Komm zurück, komm zurück.

– Wenn er’s schafft, sagte der Große und setzte zu hart mit seinem betrunkenen Arm die Flasche auf den Stein, wenn er’s schafft, heiß ich Johanna.

Hilla lachte.

Ich trank, trank, viele harte pathetische Schlucke – bis ich den Kopf des Schwimmers überm Wasser hinter den bunten Pflöcken nicht mehr sehen konnte, bis alle Farben in ein schaukelndes Whiskymeer einströmten und ineinanderschwammen, bis Hoffnung und Erwartung ins Ungewisse flossen; und so würde ich jetzt nicht und niemals wissen, ob ich hell über den Steinen oder dumpf und schwammig darunter in den Spalten leben sollte, niemals, und in den zurechtweisenden Heulruf des Horns sang ich:

– Komm zurück! komm zurück!

Der Tod des Vogels

– Aber das kannst du doch nicht, das kannst du doch nicht, sagte Dolly, ihre Kugelaugen waren wäßrige Bälle, Wasserbälle, wirklich, dachte das Kind und grinste.

– Na, warum wohl nicht, kannst du mir wohl sagen, warum ich das nicht können soll, rief Petra, ihr spitzes Hamstergesicht war gefleckt von Freude und Erregung. Einem Mann sagen, daß ich ihn liebe, das kann ich doch wohl, was? Sie schrie auf vor Lachen.

Mitlachen, dachte das Kind, wieviel lustiger ist’s mit Petra. Es kicherte. Wie dämlich solche ängstlichen Wasserbälle, gottogott. In sein Kichern geriet Halsschleim, es schabte ihn ruckend ab von den Rachenwänden.

– Du kannst’s nicht, weil er verheiratet ist, sagte Dolly, ihre angstgequollenen Backen waren undurchsichtig. Ihr Kopf sieht so künstlich aus, dachte das Kind, wie aus Wachs, man möchte in die Backen reindrücken und sie kneten. Nee, du kannst doch der Frau nicht den Mann stehlen, das kannst du nicht.

Das Kind warf einen Blick auf Petra und prustete los, schabte und kratzte, lachte.

– Sei still, du! rief Petra, nachdem sie sich selbst beruhigt hatte, und das Kind klappte verletzt die Lippen aufeinander. Aber es wollte seinen Gehorsam nicht zeigen und bewahrte das Grinsen. Nee, bist du aber schon altmodisch, so altmodisch wie ne gute brave Puppe mit langen Spirallocken. Weißt du – ihr Ton wurde tief und weich, das Kind lauschte gespannt – weißt du, das ist die Liebe, du kennst das bloß aus dem Kino, aber ich hab’s erfahren, wie’s ist, du liebe Zeit.

Das Kind saß steif auf seinem Stuhl, es hörte den schnaufenden Atem der großen Mädchen; die Stille war dick und warm.

– Na ja, sagte Dolly schließlich und deckte die speckigen Lider über die blauen Halbkugeln, hob sie langsam und zeigte von neuem den erstaunten furchtsamen Blick: kann ja sein, daß das stimmt.

Das Kind sah zu ihr hinüber, sah die schwerfälligen Backen sich bewegen, zwei im Durchmesser zerschnittene Kreise sich um den Mund legen und die Backen fortdrücken, rillig gegen die Ohren pressen. Es sah den Teich vor sich und die trägen Ringe im Wasser, wenn es einen Stein geworfen hatte, und es wollte wieder mit dem Finger das Wachsfleisch berühren, die flachen Senken tiefer graben. Mit der Spitze des Nagels. Kratzen. Gern kratzen wollte es.

Von Petras Platz her kam ein Gurgeln, dunkel, pastig. Ihr Kopf: kantiger Umriß vor der hellen Fensterscheibe; das Kind erkannte ihr Gesicht nicht.

– Liebe, sagte sie, ihre Stimme war glitschig und schraubte sich höher im Weitersprechen, das ist was Großes. Da kommst du nicht dahinter, was da mit dir vorgeht. Und alles ist einem egal dann, das kannste mir glauben.

Dollys Schnaufen zischte aus den Nasenlöchern; das Kind sah, wie die Augen runder wurden, blaue Kugeln, die sich fischig vordrängten. Dolly beugte den Oberkörper: blondseidig verdeckte, glatthängend, das Haar ihre Backe; im Nacken wurde der Hals sichtbar, goldig beschimmert.

– Alles egal, wiederholte Petra, der spitzige Konturkopf nickte vorm Licht, bespritzt von dessen Reflexen. Da denkt man nicht mehr dran, ob einer ne Frau zu Haus hat oder nicht.

Das Kind fing wieder an zu kichern; zuerst lautlos und stockend, dann mit einem kleinen hackenden Unterton von Neugier.

– Jaja, sagte Dolly gedehnt und stemmte eine Hand in die Backen hinter dem glatten Haarvorhang, vielleicht kann er sie auch nicht leiden oder so. Weißt du was über sie?

– Allerdings kann er sie nicht leiden, nicht ausstehn! rief Petra, und ihre Stimme war wieder hoch und dünn, unstete Gaumenstimme. Er hat ein Elend zu Haus, kann ich dir sagen. Nicht für Geld tut er ihr noch was Liebes an.

Das Kind riß die Augen weit auf. Es lachte.

– Halt den Mund du, schimpfte Petra, und Dolly rückte in stummer Mißbilligung ihren Stuhl näher ans Fenster; unter ihren hängenden Haaren verschwand das Profil.

Das Kind atmete schnell, sein Gesicht zog sich zusammen, es fühlte seine Haut schrumplig werden: die kleinen Äpfel auf dem Küchentisch, rissig, gefurcht. Seine harten Fingerkuppen tasteten über das Fleisch links und rechts von der Nase; es spürte fieberwarme Herzschläge den kleinen Körper erschüttern; es verkrampfte sich.

– Und was willst du mit ihm, wenn er’s weiß, ich mein, willst du ihn heiraten? fragte Dolly.

– Sei lieber nicht so laut, sagte Petra, die kleine Kröte bindet womöglich unsre ganze Unterhaltung andern Leuten auf die Nase.

Das Kind sah die Schattenköpfe vor der Glasscheibe sich zuckend aufeinanderzubewegen; es hörte Schübe von Gekicher, summendes Flüstern.

Den Schlag, der die zwei Gesichter auseinandertrieb, hatte es neidisch ersehnt. Den großen bunten Vogel aus dem Licht hinter dem Fenster. Das Kind sprang auf, der Stuhl fiel auf den Boden; es rannte den Köpfen entgegen, scheuchte die Mädchen vom Fenster weg. Es riß am Riegel, schob die Fensterflügel zurück und beugte sich über die Brüstung.

– Der Vogel! schrie es. Der Vogel!

Der große Körper vibrierte, die Flügel lagen abgespreizt, der eine glitt vom Bordstein. Der Schnabel war offen.

Das Kind drehte sich um, stand mit dem Rücken zum Licht und sah in die hellgewordenen Gesichter, sah sie spitzkantig und weichgedunsen: liebesspitz, anteilweich. Mit beiden Händen boxte es, links und rechts, in die aufgedeckten Grimassen.

Die Geburtstagsgesellschaft

Nun, sie hatte es schließlich erreicht:

– Wir sind ganz unter uns, sagte sie zu den Freundinnen, als sie endlich alle da waren – warum kamen sie so unpünktlich – im Vorbeiflitzen am hohen Gangspiegel sah sie ihr rotgeflecktes Gesicht: blitzschneller Ärger darüber, daß sie an ihrem Geburtstag nicht schön und weiß und großartig war, tauchte in eine allgemeine Traurigkeit; was war das für ein Kummer?

– Nein nein, rief sie den Mädchen zu, die sich schubsend und kichernd und tuschelnd ins Zimmer drückten, wir sind unter uns, meine Schwester ist nicht dabei.

– Ach Meline, rief Ella ihr zu und winkte mit dem weißen Schal, den sie sich von den Schultern gezogen hatte, nimmst du mir das bitte noch ab, ja?

Sie rannte zurück zur Garderobe; wie hochmütig sah Ellas Schal zwischen den Kleidern von Vater und Mutter und Tinchen und ihren eigenen aus.

Sie riß die Eßzimmertür auf, und da saßen sie alle um den Kaffeetisch und lachten und redeten und waren zu laut, machten das Zimmer mit seinen ernsthaften Möbeln und Bildern und dem Festtagsporzellan fremd und etwas lächerlich.

– Warum ist denn deine kleine Schwester nicht dabei? fragte Silly; und Thea, die ihre Tasse hochhielt, sagte:

– Ja, wo ist es denn, das Tinchen, das dicke kleine Tinchen.

Meline sah den weichen sämigen Kakaostrahl eine Mulde in den braunen Spiegel drücken, goß weiter bis dicht unter den Tassenrand; sie sagte: – Na, was soll sie dabei, sie hat überhaupt keine Lust gehabt, das ist ja klar.