Das Flüstern im Nebel - Tamara Weber - E-Book

Das Flüstern im Nebel E-Book

Tamara Weber

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Beschreibung

Titel: Das Flüstern im Nebel Genre: Psychothriller, Mystery, Horror Beschreibung: Ein verlassenes Herrenhaus. Ein dunkles Geheimnis. Und ein Mörder, der nie aufgehört hat zu spielen. Als die Restauratorin Scarlett einen Auftrag im abgelegenen Herrenhaus Ravensburg annimmt, glaubt sie, nur auf die Vergangenheit eines alten Gemäuers zu stoßen. Doch schon bald beginnt sie, Dinge zu hören – Stimmen im Nebel, Schritte in leeren Fluren, ein Flüstern, das sie nicht ignorieren kann. Die Dorfbewohner meiden das Haus. Sie sprechen in Rätseln, flüstern von alten Legenden. Von einem Jungen, der verschwand. Von Morden, die nie aufgeklärt wurden. Und dann beginnt das Spiel. Ein grausamer Serienmörder, Colin, taucht aus den Schatten auf – ein manipulativer Psychopath, der nicht nur ihre Angst genießt, sondern mit ihr spielt. Er zwingt sie in ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel, bei dem es nicht nur um Leben und Tod geht – sondern darum, ihren eigenen Verstand nicht zu verlieren. Das Haus wird zur Falle. Der Nebel zur Grenze zwischen Realität und Wahnsinn. Und während die Wahrheit sich langsam offenbart, erkennt Scarlett, dass es kein Entkommen gibt. Denn manche Schrecken sterben nicht. Sie warten. Sie beobachten. Und sie flüstern weiter.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Das Flüstern im Nebel

Das Flüstern im Nebel

Kapitel 1: Die Reise ins Unbekannte

Kapitel 2: Das Haus erwacht

Kapitel 3: Die erste Nacht – Das Flüstern im Dunkeln

Kapitel 4: Der erste Schatten

Kapitel 5: Die Wahrheit im Nebel

Kapitel 6: Der Keller des Grauens

Kapitel 7: Der erste Tod

Kapitel 8: Paranoia

Kapitel 9: Das Tagebuch der Verlorenen

Kapitel 10: Der zweite Mord

Kapitel 11: Die Jagd beginnt

Kapitel 12: Der Albtraum im Spiegel

Kapitel 13: Wahrheit oder Wahn?

Kapitel 14: Das geheime Zimmer

Kapitel 15: Das dritte Opfer

Kapitel 16: Wer ist Colin?

Kapitel 17: Die Falle schnappt zu

Kapitel 18: Das Maskenspiel

Kapitel 19: Der Schein trügt

Kapitel 20: Die dunkle Enthüllung

Kapitel 21: Der Mörder tritt aus dem Schatten

Kapitel 22: Das Haus als Falle

Kapitel 23: Der Kampf um die Wahrheit

Kapitel 24: Der letzte Ausweg

Kapitel 25: Der unausweichliche Tod

Kapitel 26: Das Ende des Spiels

Kapitel 27: Die Flammen verschlingen alles

Kapitel 28: Der Tag danach

Kapitel 29: Stille – oder doch nicht?

Kapitel 30: Das Flüstern stirbt nie ganz

Impressum

Das Flüstern im Nebel

Das Flüstern im Nebel

Einleitung

„Das Flüstern im Nebel“ ist ein düsterer, fesselnder Psychothriller, der die Grenzen zwischen Realität und Wahnsinn verschwimmen lässt. Eine Geschichte über Angst, Manipulation und das unausweichliche Böse – verborgen in einem alten Herrenhaus, das längst hätte vergessen sein sollen.

Als die junge Restauratorin Scarlett den Auftrag annimmt, das verlassene Herrenhaus Ravensburg in den nebligen Bergen zu restaurieren, glaubt sie, nur mit zerfallenden Mauern und vergessener Geschichte konfrontiert zu werden. Doch das Haus birgt weit mehr als Staub und Stille. Es gibt dunkle Geheimnisse preis, raubt ihr nach und nach den Verstand – und im Schatten lauert etwas, das sie bereits erwartet hat.

Während sie tief in die Vergangenheit des Hauses eintaucht, stößt sie auf ein unaussprechliches Grauen: Colin, einen Mann ohne Mitgefühl, der Spiele liebt – tödliche Spiele. Ein Serienmörder, der niemals verschwunden ist. Und ein Flüstern, das sie nie mehr loslassen wird.

Das Herrenhaus wird zu einem Albtraum aus Angst und Wahnsinn, ein Labyrinth aus Schatten und Erinnerungen. Scarlett muss erkennen, dass es keine Zufälle gibt. Und dass sie selbst längst Teil eines Spiels geworden ist, aus dem es nur einen einzigen Ausweg gibt.

Doch was, wenn das Böse nicht an einen Ort gebunden ist?

Was, wenn es niemals wirklich stirbt?

Zusammenfassung

Als Scarlett, eine Restauratorin mit einer schwierigen Vergangenheit, im abgelegenen Herrenhaus Ravensburg ankommt, ahnt sie nicht, dass sie in eine tödliche Falle tritt. Das Haus ist seit Jahrzehnten verlassen, doch in seinen Mauern lebt noch immer etwas – ein uralter Schrecken, der mit jedem Atemzug näher kommt.

Von den Dorfbewohnern gewarnt, ignoriert sie die Gerüchte über das Flüstern, das im Nebel lauert. Sie findet Hinweise auf eine düstere Vergangenheit, eine Reihe ungelöster Morde und einen Namen, der immer wieder auftaucht: Colin Ravensburg – ein Kind, das verschwand. Ein Geist, der niemals zur Ruhe kam.

Doch bald wird aus Aberglaube tödlicher Ernst.

Scarlett spürt eine unheimliche Präsenz, hört Stimmen, sieht Schatten, die nicht dort sein sollten. Als ein grausamer Mord im Dorf geschieht, wird klar: Das Böse ist zurück. Und es spielt ein Spiel mit ihr.

Die Wahrheit trifft sie mit gnadenloser Härte: Colin lebt – und er hat sie von Anfang an beobachtet.

In einem tödlichen Katz-und-Maus-Spiel wird Scarlett in einen Strudel aus Manipulation, Angst und Wahnsinn gezogen. Colin genießt es, sie an ihre Grenzen zu treiben, ihre Realität zu verzerren, sie zu brechen. Doch Scarlett kämpft – und trifft eine Entscheidung, die niemand erwartet hätte.

Sie zerstört das Herrenhaus in einem Inferno aus Flammen – und nimmt Colin mit sich.

Doch selbst als die Asche verweht, als das Dorf in Schweigen versinkt und die Schatten endlich ruhen sollten… bleibt etwas zurück.

Denn manche Geschichten enden nicht wirklich.

Und das Flüstern im Nebel stirbt nie ganz.

Kapitel 1: Die Reise ins Unbekannte

Der Himmel war eine einzige, graue Masse, als Scarlett die Serpentinenstraße hinauffuhr. Der Regen fiel in dichten, schweren Tropfen auf die Windschutzscheibe und bildete kleine Bäche, die in dünnen Strömen nach unten rannen. Die Scheibenwischer kämpften gegen das Wasser an, doch die Sicht blieb schlecht. Nebelschwaden krochen über den Asphalt, zäh und träge wie Geisterfinger, die sich aus dem Unterholz streckten. Die Dunkelheit des Waldes zu beiden Seiten der Straße war undurchdringlich, ein schwarzer Vorhang, in dem sich Schatten bewegten – vielleicht nur Bäume, die sich im Wind neigten, oder etwas anderes, das sich lautlos im Dickicht versteckte.

Scarletts Finger umklammerten das Lenkrad fester, während sie sich mit angespannten Schultern vorbeugte, als könnte sie so besser sehen. Ihr Herz schlug schneller, ein leiser, warnender Rhythmus, der sich mit dem monotonen Geräusch der Reifen auf dem nassen Asphalt vermischte. Ihr Wagen, ein alter, silberner Volvo, war normalerweise zuverlässig, doch auf dieser einsamen Straße, fernab der Stadt, fühlte sie sich verletzlich, als wäre sie nicht allein.

Dann, aus dem Nichts, bewegte sich etwas durch den Nebel.

Scarletts Augen weiteten sich, als eine dunkle Gestalt auf die Straße sprang – ein Hirsch, groß, kraftvoll, mit geweiteten Augen, die im Scheinwerferlicht aufleuchteten wie zwei brennende Kohlen. Ein Schock durchfuhr ihren Körper, während ihre Hände instinktiv reagierten. Sie riss das Lenkrad zur Seite, der Wagen geriet ins Schleudern, das Heck brach aus. Reifen quietschten, Wasser spritzte auf, als sie versuchte, die Kontrolle wiederzuerlangen. Für einen kurzen Moment war da nichts als Chaos – das Rucken des Autos, das schrille Kreischen der Bremsen, der Aufprall ihres Körpers gegen den Gurt, als sie zum Stillstand kam. Ihr Atem ging stoßweise.

Der Hirsch stand noch immer da, keine fünf Meter entfernt, völlig regungslos. Seine Augen wirkten leer, fast leblos, und doch war da etwas in seinem Blick, das sie nicht deuten konnte. Dann drehte er sich langsam um und verschwand wieder im Nebel, als wäre er nie da gewesen.

Scarlett saß regungslos da, spürte, wie ihr Herz gegen ihre Rippen hämmerte. Ihre Hände zitterten, der kalte Schweiß in ihrem Nacken ließ sie frösteln. Sie lehnte den Kopf gegen das Lenkrad, atmete tief durch. Das war knapp.

Nach ein paar Sekunden löste sie den Sicherheitsgurt mit leicht tauben Fingern, rieb sich über die Schläfen. Ein Blick auf die Uhr: Später als gedacht. Sie musste weiterfahren, bevor die Dunkelheit sie vollständig verschluckte.

Eine halbe Stunde später tauchten die ersten Häuser auf. Das Dorf, namenlos auf den meisten Karten, lag in einer Senke zwischen dichten Wäldern, geduckt unter einem endlosen, düsteren Himmel. Die Straßen waren leer, kein Licht in den Fenstern, keine Geräusche außer dem fernen Grollen des Gewitters.

Scarlett fuhr langsam durch die Hauptstraße, ihre Augen glitten über die schiefen Dächer, die verwitterten Fassaden der alten Gebäude. Ein kalter Windzug ließ die Äste der Bäume erzittern, wirbelte totes Laub über den Pflasterstein. Es wirkte fast wie eine Geisterstadt, ein Ort, an dem die Zeit stehen geblieben war.

Als sie anhielt, spürte sie die Blicke. Hinter heruntergelassenen Vorhängen, aus dunklen Türrahmen – die Dorfbewohner beobachteten sie. Eine alte Frau, in einen abgenutzten, schwarzen Mantel gehüllt, stand am Brunnen in der Mitte des Dorfplatzes. Ihre Augen waren tief und unergründlich, ihr Gesicht von Falten durchzogen, die wie alte, vergessene Narben wirkten. Sie rührte sich nicht, sagte nichts.

Scarlett stieg aus. Der Kies unter ihren Füßen knirschte, und mit jedem Schritt wurde ihr bewusster, dass niemand sie begrüßte. Kein Lächeln, kein freundliches Wort. Nur Stille.

Dann, plötzlich, ein Flüstern. Eine Stimme, so leise, dass sie sich nicht sicher war, ob sie es sich nur eingebildet hatte.

„Verlass diesen Ort.“

Scarlett drehte sich ruckartig um. Die alte Frau war näher gekommen, ihre kalten, blassen Finger umklammerten die Perlen einer alten Kette. Ihre Lippen bewegten sich kaum, aber die Worte waren eindeutig.

„Wenn du leben willst, geh.“

Scarletts Magen zog sich zusammen. Eine unbehagliche Stille breitete sich aus, als würde das ganze Dorf auf ihre Reaktion warten.

„Ich bin nur hier für die Restaurierung“, sagte sie, ihre Stimme fester als sie sich fühlte.

Die alte Frau musterte sie, dann spuckte sie auf den Boden, drehte sich um und verschwand in einer dunklen Gasse.

Scarlett blieb stehen, ihr Herz raste, während die Tür eines Gasthauses aufging. Ein Mann trat heraus, breit gebaut, mit dicken, groben Fingern und einem Blick, der wie ein Messer wirkte.

„Wenn du Ärger machst, bist du schneller weg, als du denkst“, knurrte er.

Sie sah ihn an, musterte sein Gesicht – hart, wettergegerbt, mit einer Narbe über der Wange. Gustav Holler. Der Wirt. Sein Tonfall war nicht nur feindselig, er war eine Warnung.

Scarlett fühlte, wie sich eine seltsame Beklemmung in ihrer Brust ausbreitete. Sie wollte gerade etwas erwidern, als eine zweite Stimme die Stille durchschnitt.

„Lassen Sie sie doch erstmal ankommen.“

Ein Mann stand wenige Meter entfernt, schlank, groß, mit dunklen, wachsamen Augen. Sein Mantel war elegant, seine Haltung entspannt, aber seine Augen waren auf Gustav gerichtet – und darin lag eine unausgesprochene Herausforderung.

Theo Voss.

Er kam langsam näher, musterte Scarlett kurz, dann schenkte er ihr ein kleines Lächeln.

„Willkommen. Ich hoffe, das Dorf macht Ihnen keinen allzu schlechten ersten Eindruck.“

Seine Stimme war ruhig, sanft, fast ein wenig zu freundlich.

Scarlett erwiderte seinen Blick, und für einen kurzen Moment war da etwas – ein merkwürdiges Ziehen in ihrem Bauch. War es Erleichterung? Oder war es etwas anderes?

Etwas, das wie eine Warnung klang.

Kapitel 2: Das Haus erwacht

Der Kies knirschte unter Scarletts Schritten, als sie den Wagen langsam auf dem von Unkraut überwucherten Vorplatz zum Stehen brachte. Der Motor verstummte, und mit ihm schien die Welt den Atem anzuhalten. Vor ihr ragte das Herrenhaus Ravensburg aus der Dunkelheit, eine gewaltige, fast drohende Silhouette, die sich gegen den nebelverhangenen Himmel abzeichnete. Die Fassade war von der Zeit gezeichnet, der einst prächtige Stein von feinen Rissen durchzogen, als hätte das Haus selbst versucht, sich aus der Umklammerung der Vergangenheit zu befreien. Die hohen Fenster waren dunkel, leere Augen, die jeden Besucher stumm musterten. Nur eine Laterne an der massiven Eingangstür warf einen schwachen, flackernden Lichtschein auf das feuchte Kopfsteinpflaster.

Die Luft war kalt, durchtränkt von feuchtem Moos, nassem Holz und einem Hauch von etwas Metallischem, das an verrostete Nägel und altes Blut erinnerte. Scarlett rieb sich über die Arme, doch die Kälte ließ sich nicht vertreiben. Mit einem tiefen Atemzug griff sie nach der alten, eisernen Türklinke, die sich unter ihrer Berührung klamm und leblos anfühlte, und drückte sie hinunter. Die Tür bewegte sich nur widerwillig, ein leises Knarren durchbrach die Stille. Dann öffnete sich das Haus.

Der erste Schritt ins Innere fühlte sich an, als würde sie eine Grenze überschreiten, ein unsichtbares Band durchtrennen, das sie von der Außenwelt trennte. Die Dunkelheit in der Eingangshalle war dicht und schwer, als hätte sie jahrelang ungestört in den Ecken gelauert, geduldig darauf wartend, wieder Leben in sich aufzunehmen. Staubpartikel tanzten in der Luft, aufgewirbelt von der Bewegung der Tür, und glitzerten im schwachen Licht, das durch die offenen Flügel fiel. Der Boden unter ihren Füßen war kalt, die glatten Holzdielen knarrten unter ihrem Gewicht, als würde das Haus sie spüren, ihre Ankunft bemerken.

Sie zog die Taschen näher an sich, bewegte sich langsam durch den weiten Raum, ihre Augen gewöhnten sich allmählich an das Halbdunkel. Eine breite Treppe mit kunstvoll verzierten Geländern führte in die oberen Stockwerke, ihr Holz wirkte fast schwarz in der Dunkelheit. An den Wänden hingen alte Porträts, deren vergilbte Leinwände von der Feuchtigkeit gewellt waren. Die Gesichter darauf schienen sie anzustarren, ihre toten Blicke folgten ihr bei jedem Schritt. Scarlett schluckte. Das Gefühl, beobachtet zu werden, legte sich wie eine kalte Hand auf ihren Nacken.

Ein plötzlicher Windstoß fuhr durch das Haus, ließ einen entfernten Türflügel klappern. Das Geräusch hallte durch die weiten Flure, vervielfachte sich, bis es klang, als würde jemand tief in den Schatten des Hauses stehen und atmen. Scarlett erstarrte für einen Moment, lauschte. Nichts. Nur die Stille, die jetzt noch bedrohlicher wirkte als zuvor.

Sie versuchte, sich zu beruhigen. Ein altes Haus, nichts weiter. Es war normal, dass es arbeitete, lebte, auf Temperaturschwankungen reagierte. Und doch… etwas daran fühlte sich nicht richtig an.

Mit vorsichtigen Schritten bewegte sie sich weiter in den Flur hinein. Der Geruch von Staub und altem Holz mischte sich mit etwas anderem, schwererem – einer fahlen Note von Moder und längst vergangenen Tagen. In der Ferne knackte irgendwo eine Diele, ein Geräusch, so leise und subtil, dass es sich kaum von ihrem eigenen Atem unterschied. Sie zwang sich, es zu ignorieren.

Der Speisesaal war noch immer so eingerichtet, als hätten die Bewohner das Haus einfach verlassen – als hätte jemand eines Tages beschlossen, nicht mehr zurückzukehren. Ein großer Tisch dominierte den Raum, von kunstvollen Schnitzereien gezeichnet, auf denen sich die Zeit verewigt hatte. Staub lag wie eine dünne Ascheschicht auf der Tischplatte, doch darunter konnte sie den alten Glanz des dunklen Holzes erahnen. An den Wänden standen hohe, schwere Schränke, deren Glasfronten Sprünge zeigten. Die Kronleuchter über ihr waren von Spinnweben durchzogen, als hätten die Schatten des Hauses ihre eigenen Netze gesponnen.

Scarlett seufzte leise, rieb sich mit einer müden Hand über die Stirn. Die lange Fahrt hatte ihre Nerven angespannt, die Begegnung mit den Dorfbewohnern hatte ihre Gedanken aufgewühlt. Vielleicht war sie einfach nur erschöpft, überreizt, sah und hörte Dinge, die nicht da waren. Sie zwang sich, die Stille nicht weiter zu beachten, stellte ihre Tasche auf einem alten Stuhl ab und machte sich daran, ihre mitgebrachten Sachen auszupacken.

Dann, mitten in der Stille, kam das Geräusch.

Ein leises, dumpfes Klappern aus der Küche, als würde Porzellan auf Holz treffen. Scarlett hielt inne, ihr Körper spannte sich unwillkürlich an. Es war kein zufälliges Geräusch gewesen, kein normales Haus knarren – es war bewusst, ein kurzer Laut, der in der absoluten Stille wie ein Ruf wirkte.

---ENDE DER LESEPROBE---