Die Flamme des Letzten Königs - Tamara Weber - E-Book

Die Flamme des Letzten Königs E-Book

Tamara Weber

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Beschreibung

Titel: Die Flamme des Letzten Königs Genre: Dark Fantasy / Epische Saga Beschreibung: In einer Welt, die von vergessenen Königreichen und uralten Mächten gezeichnet ist, entfacht sich ein Krieg um eine Macht, die niemals hätte existieren dürfen – die Flamme des Letzten Königs. Cassian Velkar, ein Mann ohne Vergangenheit, lebt in den Grenzlanden, bis eine dunkle Prophezeiung ihn einholt: In seinen Adern brennt eine göttliche Kraft, die einst ein Königreich vernichtete. Sie macht ihn stärker als jeden anderen – doch jedes Mal, wenn er sie nutzt, verliert er ein Stück seiner Menschlichkeit. Während der tyrannische Magier Varanthor nach dieser Macht greift, beginnt für Cassian eine Reise voller Verrat, Opfer und Selbsterkenntnis. Gejagt von Varanthors Kriegern und geplagt von der Angst, selbst zum Feind zu werden, muss er lernen, die Flamme zu beherrschen – oder alles zu verlieren. Doch kann jemand, der nie ein König sein wollte, trotzdem die Welt retten? Ein epischer Dark-Fantasy-Roman voller Intrigen, gewaltiger Kämpfe und tragischer Entscheidungen, der die Grenzen zwischen Licht und Schatten verschwimmen lässt. Ein Einzelband mit einem unvergesslichen Abschluss.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Die Flamme des Letzten Königs

Die Flamme des Letzten Königs

Vorwort

PROLOG – DAS VERGESSENE FEUER

KAPITEL 1 – DER JUNGE MIT DEN FLAMMENAUGEN

KAPITEL 2 – DER WIND DER VERGANGENHEIT

KAPITEL 3 – DER ANGRIFF DER SCHATTEN

KAPITEL 4 – FLUCHT INS UNGEWISSE

KAPITEL 5 – DIE STADT DER DIEBE

KAPITEL 6 – OPHELIA, DIE VERSTOSSENE

KAPITEL 7 – DIE SCHWARZE KLINGE

KAPITEL 8 – DIE WÄCHTER DER ASCHE

KAPITEL 9 – DIE PRÜFUNG DES FEUERS

KAPITEL 10 – DER SCHATTEN DES FEINDES

KAPITEL 11 – BLUT AUF HEILIGEM BODEN

KAPITEL 12 – VERRAT IN DER NACHT

KAPITEL 13 – GEISEL DES FEINDES

KAPITEL 14 – DIE WAHRHEIT ÜBER DAS FEUER

KAPITEL 15 – BRÜDER IM FEUER, FEINDE IM KRIEG

KAPITEL 16 – DER UNGEWISSE WEG

KAPITEL 17 – DIE REISE INS VERGESSENE REICH

KAPITEL 18 – DAS SCHWERT DER FLAMME

KAPITEL 19 – DIE SCHWARZEN ARME

KAPITEL 20 – DER MARSCH AUF SCHATTENFELS

KAPITEL 21 – DER SCHATTEN DER PROPHEZEIUNG

KAPITEL 22 – DER AUFSTIEG DER FINSTERNIS

KAPITEL 23 – IM HERZEN DER FINSTERNIS

KAPITEL 25 – DER FALL EINER HELDIN

KAPITEL 26 – DER SCHREI DER FLAMME

KAPITEL 27 – KRIEG DER KÖNIGE

KAPITEL 28 – DER LETZTE SCHLAG

KAPITEL 29 – DER SIEG OHNE RUHM

KAPITEL 30 – DER KÖNIG, DER NICHT REGIEREN WOLLTE

KAPITEL 31 – DER STURM AM HORIZONT

KAPITEL 32 – DIE VERLORENE KAMMER

KAPITEL 33 – DAS LETZTE ÜBEL

KAPITEL 34 – DER LETZTE PAKT

KAPITEL 35 – DAS EWIGE FEUER

KAPITEL 36 – EIN FUNKE IM DUNKELN

KAPITEL 37 – EIN REICH OHNE HELDEN

KAPITEL 38 – DIE LETZTE ERINNERUNG

KAPITEL 39 – JENSEITS DES SCHATTENS

KAPITEL 40 – DAS LETZTE FEUER

EPILOG – DAS LETZTE FEUER

Nachwort

Impressum

Die Flamme des Letzten Königs

Die Flamme des Letzten Königs

Impressum:

Name: Tamara Weber

Anschrift: Paulusstr. 7, 33428 Harsewinkel

E-Mail: [email protected]

Hinweis:

Der Text wurde mit Hilfe von ChatGPT (OpenAI) erstellt und von mir überarbeitet. Das Cover wurde mit Canva AI erstellt. Die Rechte liegen bei mir.

Vorwort

Es gibt Geschichten, die beginnen mit einem Thron. Andere mit einem Schwert. Und manche – mit einer Flamme, die alles in sich trägt: Hoffnung, Zerstörung und den Preis der Wahrheit.

„Die Flamme des Letzten Königs“ ist keine Geschichte über Helden im klassischen Sinne. Sie handelt von einem Mann, der nie nach Macht strebte – und doch zur Verkörperung einer uralten Kraft wurde. Von einem Erbe, das ebenso Fluch wie Verheißung ist. Und von der Frage, was einen Menschen wirklich zu einem König macht.

Cassian Velkars Weg ist düster, blutig und von Zweifeln gesäumt. Doch in einer Welt, die von Gier und Angst regiert wird, ist es oft das innere Feuer – nicht das äußere – das über Sieg oder Untergang entscheidet.

Dies ist eine Geschichte über Aufstieg und Opfer, über Freundschaft, Verrat und den Mut, sich selbst nicht zu verlieren. Wenn du bereit bist, dich den Schatten zu stellen – dann tritt näher.

Die Flamme wartet.

PROLOG – DAS VERGESSENE FEUER

Die Nacht roch nach Asche und Blut. Der Wind, schwer von Rauch und den verkohlten Überresten dessen, was einst die prächtigste Stadt des Reiches gewesen war, strich durch die engen Gassen von Velmoria. Die Türme, die einst in den Himmel ragten und das Symbol der Macht des letzten Königs gewesen waren, brannten wie riesige Fackeln, ihr Licht verzerrt durch den dichten Qualm, der sich wie ein Leichentuch über die Stadt gelegt hatte. Die goldenen Banner, die in besseren Zeiten von den Mauern gehangen hatten, flatterten in Fetzen in der heißen Luft, während überall Schreie zwischen den brennenden Ruinen widerhallten.

Zwischen den Schatten der zerstörten Häuser schlichen Männer in dunklen Rüstungen, ihre Gesichter verborgen hinter Helmen, deren Klingen das Mondlicht reflektierten. Es war kein Kampf mehr – nur noch ein Massaker. Wo immer sie Feinde fanden, ließen sie keine Gnade walten, ihre Schwerter führten ein letztes grausames Urteil über diejenigen, die sich gegen den Verräter gestellt hatten. Die königliche Garde kämpfte noch immer an den Toren des Palastes, doch es war vergebens. Die Stadt war gefallen.

Im Herzen des Chaos stand der Thronsaal der Ewigen Flamme, das Zentrum der Macht des letzten Königs. Seine Mauern aus schwarzem Stein widerstanden dem Feuer, aber die Fenster waren zersplittert, und durch die gewaltigen Türen drang das Echo des Kampfes. Blut bedeckte den Marmorboden, während das goldene Wappen auf dem Podest, das einst den Königssitz überragte, mit Ruß und Rissen überzogen war. Dort, inmitten der Zerstörung, kniete König Raelus Velkar, seine einst schimmernde Rüstung gesprungen, das königliche Schwert mit zitternden Fingern umklammert. Die Flamme, die ihn einst unbesiegbar gemacht hatte, flackerte in seinen Adern, doch sie brannte ihn jetzt mehr von innen heraus als dass sie ihn schützte.

Gegenüber ihm, im Schatten der zertrümmerten Säulen, stand sein engster Vertrauter – Varanthor, der oberste Magier des Reiches, der Mann, dem er einst sein Leben anvertraut hatte. Seine Roben waren dunkel wie die Nacht, bestickt mit goldenen Runen, die in der Dunkelheit leuchteten. Doch in seinen Augen loderte kein Licht mehr, nur bodenlose Schwärze, eine Leere, die sich wie eine Dunkelheit über die Welt legte. Sein Gesicht war ausdruckslos, als er den König betrachtete, mit einer Kälte, die nichts Menschliches mehr an sich hatte.

„Es musste so kommen, Raelus.“ Seine Stimme war leise, fast sanft, aber sie war stärker als der tosende Sturm draußen. „Die Flamme hätte niemals existieren dürfen. Sie ist kein Geschenk der Götter – sie ist ein Fluch. Und ich werde dich nicht zulassen, dass du das Reich in den Abgrund stürzt.“

Der König lachte bitter, sein Atem schwer, sein Körper zerschunden. „Ein Fluch…?“ Er hustete, Blut rann über sein Kinn. „Du weißt nichts von dieser Macht. Sie war niemals für dich bestimmt.“

Varanthor trat näher, langsam, als würde er jeden Schritt genießen. „Und doch bin ich der Einzige, der versteht, was sie wirklich bedeutet. Du bist nur ein Narr, Raelus, genau wie deine Vorgänger. Die Flamme ist keine Krone, die getragen werden sollte. Sie verzehrt dich. Und ich werde sie für immer auslöschen.“

Raelus ballte seine Hände um das Schwert. In seiner Brust loderte das Feuer auf, brüllte, als würde es sich gegen die Dunkelheit wehren, die sich um ihn legte. Die Flamme des Letzten Königs – eine Kraft, die die Welt verändern konnte, eine Macht, die Völker erschaffen oder zerstören konnte. Er hatte geglaubt, sie kontrollieren zu können, hatte gedacht, dass er stärker war als alle vor ihm. Doch jetzt, in den letzten Momenten seines Lebens, wusste er, dass Varanthor Recht hatte.

Seine Haut begann zu glühen, als die Flamme sich aufbäumte, das letzte Aufbäumen einer sterbenden Sonne. Er würde nicht kampflos untergehen.

Varanthor´s Lächeln verblasste nicht. Er hob eine Hand, und die Schatten verdichteten sich um ihn. Eine unnatürliche Kälte durchzog den Saal. Die Dunkle Flamme – eine Macht, ebenso alt wie die reine Flamme selbst, ihr verzerrtes Spiegelbild. Sie kroch an den Wänden entlang, sammelte sich an seinen Fingerspitzen.

„Du wirst nicht siegen,“ flüsterte Raelus, während seine Flamme lichterloh brannte.

„Ich muss nicht siegen,“ erwiderte Varanthor und ließ die Dunkelheit los.

Die Kräfte prallten aufeinander, Licht gegen Schatten, Feuer gegen Nichts. Der Saal erbebte unter der Wucht der entfesselten Magie, die Mauern zersplitterten, die Kuppel zerbarst, und für einen Moment stand die Zeit still. Dann, mit einem letzten, gewaltigen Beben, wurde Velmoria von einem Licht erleuchtet, das so hell war, dass es die Nacht zum Tag machte – und dann in der Finsternis versank.

Als der Rauch sich legte, war der Thronsaal nichts weiter als eine verbrannte Ruine, nur noch ein Echo dessen, was er einst gewesen war. Und dort, wo der König gestanden hatte, war nur noch Asche. Die Flamme war verschwunden.

Oder vielleicht… war sie nur verborgen.

KAPITEL 1 – DER JUNGE MIT DEN FLAMMENAUGEN

Das erste Licht des Morgens fiel gedämpft durch die dichten Baumkronen, als der Nebel noch über den Feldern von Harrow’s Rest lag. Die abgelegene Grenzstadt, verborgen zwischen zerklüfteten Felsen und uralten Wäldern, war ein Ort, den die großen Reiche längst vergessen hatten. Ihre Mauern waren alt, von Moos überwuchert, ihre Straßen uneben und staubig. Hier lebten Menschen, die keine Fragen stellten und keine Antworten erwarteten – Bauern, Jäger, Händler, die das harsche Land akzeptierten, ohne sich Hoffnungen auf ein besseres Leben zu machen. Es war ein Ort für die Vergessenen.

Cassian kannte keine andere Heimat. Seit er denken konnte, war Harrow’s Rest sein Zufluchtsort gewesen, ein Stück Welt, das sich abseits der großen Städte und ihrer Kriege verbarg. Er war unter den einfachen Leuten aufgewachsen, ein Junge, der nie wirklich dazugehörte, auch wenn Sephira alles getan hatte, um ihm ein normales Leben zu ermöglichen. Sie war die einzige Mutter, die er kannte – eine Frau mit silbernen Strähnen in ihrem schwarzen Haar, mit dunklen Augen, die mehr Geheimnisse in sich trugen, als sie je aussprach.

Ihre Hütte stand am Rand der Stadt, dort, wo der Wald begann, wo der Wind den Geruch von feuchter Erde und altem Holz mit sich trug. Es war eine bescheidene Behausung, aber ihr Inneres war stets warm, ein Ort, an dem Kerzen flackerten und getrocknete Kräuter an den Wänden hingen. Sephira war eine Heilerin, eine Frau, die Kräuter und Salben kannte, die die Schmerzen der Menschen linderte. Doch manche flüsterten hinter vorgehaltener Hand, dass sie mehr wusste, als sie sollte.

Cassian spürte es, auch wenn sie es nie zugeben würde. Sie betrachtete ihn oft mit einer Mischung aus Stolz und Sorge, als wäre er ein brennender Docht, der jeden Moment erlöschen – oder alles um sich herum in Flammen aufgehen lassen konnte.

Er wusste, warum.

Seine Kraft war nicht die eines gewöhnlichen Jungen. Seit er klein war, hatte er Dinge gespürt, die andere nicht bemerkten – ein Summen in der Luft, wenn ein Sturm aufzog, ein flackerndes Licht am Rand seines Bewusstseins, wenn er wütend wurde. Seine Hände hatten eine seltsame Wärme, die er nicht verstand, und wenn er sich nicht konzentrierte, konnte er Dinge zerbrechen, die ein normaler Mensch nicht einmal hätte bewegen können. Es war kein Talent. Kein Segen. Es war ein Fluch.

Sephira hatte ihn gewarnt, es zu verbergen. „Die Menschen fürchten, was sie nicht verstehen. Und das, was du in dir trägst, ist älter als diese Welt.“

Doch an diesem Morgen lag eine seltsame Unruhe in der Luft. Die Stadt war stiller als sonst, und als Cassian durch die schmalen Straßen lief, spürte er die Blicke auf sich. Die Bauern, die sonst geschäftig ihre Waren ausbreiteten, standen beisammen und flüsterten, ihre Stirnen sorgenvoll gerunzelt.

Er blieb vor der Schmiede stehen, wo der Hufschmied mit angespannten Schultern am Amboss lehnte. Ein Fremder war in die Stadt gekommen.

Cassian konnte ihn von hier aus sehen. Ein Mann in dunklem Reisemantel, dessen Gesicht unter einer Kapuze verborgen war, stand mitten auf dem Marktplatz und sprach mit dem Stadtratsvorsitzenden. Seine Stimme war ruhig, aber Cassian bemerkte die Art, wie die Menschen sich um ihn bewegten – mit einer Vorsicht, die an Angst grenzte.

Dann drehte sich der Fremde leicht zur Seite, und Cassian konnte gerade noch erkennen, dass seine Augen kalt waren, zu aufmerksam, als suchten sie nach etwas Bestimmtem.

Oder nach jemandem.

Sein Instinkt sagte ihm, dass er gehen sollte. Doch etwas hielt ihn zurück.

„Cassian.“ Sephira´s Stimme schnitt durch die Luft, leise, aber scharf wie eine Klinge. Er drehte sich um und sah, dass sie hinter ihm stand, in ihrem langen grauen Umhang, das Gesicht angespannt. Sie schüttelte kaum merklich den Kopf, und er verstand.

Sie wusste, wer dieser Mann war. Und sie wusste, dass er nicht gekommen war, um Handel zu treiben.

Die ersten Tropfen eines unerwarteten Regens fielen auf das Kopfsteinpflaster, verdunkelten den Boden, während die Wolken über Harrow’s Rest schwerer wurden. Ein kalter Wind blies durch die Straßen.

Und dann – kaum merklich, aber spürbar – änderte sich die Luft.

Cassian fühlte, wie es hinter seinen Augen flackerte, ein unkontrollierbarer Funke, den er nicht loswerden konnte. Es war, als hätte ihn etwas gefunden.

Der Fremde auf dem Marktplatz hob den Kopf.

Er hatte ihn bemerkt.

KAPITEL 2 – DER WIND DER VERGANGENHEIT

Die Luft in Harrow’s Rest hatte sich verändert. Sie war kühler als sonst, schärfer, durchzogen von einer Unruhe, die sich wie eine unsichtbare Hand auf Cassian´s Schultern legte. Seit der Fremde die Stadt betreten hatte, konnte er das Gefühl nicht abschütteln, dass ihn jemand beobachtete. Es war nicht das übliche Misstrauen der Dorfbewohner, nicht das argwöhnische Flüstern hinter seinem Rücken, an das er längst gewöhnt war. Dies war etwas anderes – eine stumme Präsenz, die sich in den Schatten der Gassen verbarg, die in der Stille zwischen den Schritten lauerte.

Sephira hatte ihn gewarnt, sich von dem Fremden fernzuhalten. Doch es war zu spät. Irgendetwas hatte ihn bemerkt, und es ließ ihn nicht mehr los.

Am Abend lag eine unnatürliche Stille über Harrow’s Rest. Die Tavernen, sonst gefüllt mit rauem Lachen und dem Klang von Bechern, waren gedämpfter, als hielten die Menschen den Atem an. Selbst die Hunde, die nachts über den Markt streunten, waren verschwunden. Cassian war auf dem Weg zum Brunnen, um sich von den Geschehnissen des Tages abzulenken, doch seine Gedanken kreisten unaufhörlich um die Gestalt des Fremden. Warum hatte er ihn angesehen, als hätte er etwas erkannt?

Er griff nach dem Eimer, ließ ihn in die Tiefe des Brunnens gleiten. Das Seil rieb rau über seine Finger, doch das vertraute Gefühl beruhigte ihn kaum. Der Himmel war dunkler als gewöhnlich, keine Sterne, keine Bewegung in den Baumwipfeln. Nur der Wind, der durch die Stadt strich, kalt und fremd, als gehöre er nicht hierher.

Dann hörte er die Schritte.

Nicht laut, nicht eilig – nur langsam, bedacht. Sie näherten sich aus der Richtung der Hauptstraße, hielten inne, als wüssten sie genau, dass er hier war. Cassian erstarrte. Sein Herz schlug schneller, ein Instinkt tief in ihm schrie nach Flucht, doch er drehte sich nicht um. Das Gefühl, beobachtet zu werden, war so intensiv, dass es sich wie eine körperliche Berührung anfühlte.

Er zog den Eimer aus dem Brunnen, drehte sich mit langsamen Bewegungen zur Seite. Die Straße war leer. Nichts als die dunklen Silhouetten der Häuser, deren Fenster in der Nacht zu blinden Augen wurden. Doch er wusste, dass er nicht allein war.

Ein Lachen, kaum mehr als ein heiseres Flüstern, brach die Stille.

Cassian zuckte zusammen, sein Griff um den Eimer verstärkte sich unbewusst. Er konnte das Lachen nicht verorten, als käme es von überall und nirgendwo zugleich. Ein Zittern lief über seinen Rücken, während der Wind an ihm vorbei zog und die Gänsehaut auf seiner Haut noch verstärkte.

Dann – eine Bewegung am Rand seines Blickfelds.

Er wirbelte herum. Dort, zwischen den Schatten eines Lagerhauses, stand eine Gestalt. Der Fremde vom Markt. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, der Mantel kaum mehr als eine Verzerrung in der Dunkelheit. Doch diesmal stand er nicht ruhig da. Diesmal bewegte er sich auf Cassian zu.

Ein Wort formte sich in Cassian´s Kopf, eines, das er nicht begreifen konnte, und doch wusste er, dass es wahr war. Späher.

Er machte einen Schritt zurück, bereit, loszulaufen, doch in diesem Moment tauchte eine zweite Gestalt aus der Dunkelheit auf. Dann eine dritte. Und eine vierte. Sie kamen aus den Seitengassen, aus den Schatten der Häuser, lautlos, aber mit einer unausweichlichen Bestimmtheit.

Cassian wusste nicht, was er tun sollte. Er spürte, wie die Panik an den Rändern seines Verstandes kratzte. Doch ehe er reagieren konnte, hörte er die Stimme.

„Suchst du etwas, Junge?“

Der Fremde, der erste von ihnen, trat näher, seine Stiefel hinterließen kaum ein Geräusch auf dem Pflaster. Cassian erkannte das Glimmen von Metall an seinem Gürtel – ein Dolch, alt, aber scharf. Er wollte etwas sagen, doch seine Kehle war wie zugeschnürt.

Dann berührte eine Hand seine Schulter.

Er zuckte zusammen, machte einen Satz nach hinten, bevor er erkannte, dass es Sephira war. Ihr Gesicht war angespannt, ihre Lippen eine dünne Linie, und ihre Augen – ihre sonst so ruhigen, wissenden Augen – waren weit aufgerissen vor einer Furcht, die Cassian noch nie an ihr gesehen hatte.

„Geh.“ Ihre Stimme war nicht laut, nicht flehend – nur eindringlich.

Doch die Fremden bewegten sich schneller. Einer von ihnen trat vor, und bevor Cassian reagieren konnte, packte ihn eine Hand an der Brust und schleuderte ihn mit einer Wucht zurück, die unmenschlich war. Er prallte gegen den Brunnen, das Holz splitterte hinter ihm, die Luft wurde aus seinen Lungen gepresst. Ein brennender Schmerz zog sich durch seine Rippen, aber er hatte keine Zeit, ihn zu verarbeiten.

Der Fremde trat noch näher. „Ich glaube, wir haben gefunden, was wir suchten.“

Dann geschah es.

Etwas in Cassian zerbrach. Nicht wie ein Knochen, nicht wie eine Kette – sondern wie ein Siegel, das zu lange gehalten hatte. Die Hitze kam plötzlich, so stark, dass sie ihm den Atem raubte, als wäre eine unsichtbare Flamme in ihm entzündet worden. Seine Haut brannte, aber es war kein Schmerz – es war ein Aufbäumen, ein Erwachen.

Ohne nachzudenken, hob er die Hand. Und dann, mit einer Kraft, die ihm nicht gehörte, schleuderte er den Mann zurück.

Die Welt wurde weiß.

Ein gleißender Lichtstoß schoss aus seinen Fingerspitzen, explodierte in der Luft, als wäre der Himmel selbst zerrissen worden. Der Fremde wurde durch die Luft geschleudert, prallte gegen eine Mauer, und der Aufprall ließ den Stein zerbersten. Die anderen hielten abrupt inne, starrten ihn an – nicht mit Zorn, nicht mit Wut.

Mit Angst.

Dann rührte sich etwas am Himmel.

Ein Klang, wie das Knarren uralter Türen, wie das Flüstern eines Sturms, der nie endete.

Sephira packte Cassian am Arm, zog ihn mit einer Kraft, die er ihr nicht zugetraut hätte. „Wir müssen gehen. Sofort.“

Doch es war zu spät.

Denn in diesem Moment hörte er das Echo von Hufen.

Von der Hauptstraße, von den Feldern hinter der Stadt, von überall zugleich.

Die Reiter waren da.

KAPITEL 3 – DER ANGRIFF DER SCHATTEN

Der Himmel über Harrow’s Rest färbte sich schwarz, nicht von den Schatten der Nacht, sondern vom Rauch, der aus brennenden Häusern aufstieg. Das Geräusch berstender Balken mischte sich mit den Schreien derer, die keinen Fluchtweg mehr fanden, während der Gestank von verbranntem Holz und Fleisch die engen Straßen erstickte. Die Stadt, die so lange vergessen worden war, wurde nun zum Schauplatz einer Jagd – doch nicht nach Gold, nicht nach Land oder Ehre. Die Männer, die durch die Gassen rasten, suchten nur eines: Cassian.

Die Reiter waren aus den Schatten gekommen, lautlos, als hätte der Nebel sie hervorgebracht. Ihre Rüstungen schimmerten wie polierter Onyx, ihre Umhänge flatterten nicht im Wind, als wären sie aus dunkler Seide gewebt, die kein Licht reflektierte. Ihre Waffen, langgezogene Speere mit silbernen Klingen, leuchteten unheilvoll im Feuerschein, und ihre Pferde – unnatürlich schwarz, die Augen glühend rot – bewegten sich mit einer unnatürlichen Eleganz durch die engen Straßen, als seien sie Wesen aus einer anderen Welt.

Cassian spürte, wie sich eine Kälte durch seinen Körper zog, die nichts mit der Nacht zu tun hatte. Sein Herz schlug hart gegen seine Rippen, als er Sephira durch die Gassen folgte, während hinter ihnen das Chaos tobte. Menschen rannten in alle Richtungen, die meisten mit leeren, panischen Blicken, während die Reiter methodisch vorrückten. Sie hielten nicht an, um zu plündern oder die Stadt einzunehmen – sie suchten gezielt nach etwas. Nach ihm.

Sephira führte ihn in eine schmale Seitengasse, wo die Dunkelheit noch nicht vom Feuer durchbrochen wurde. Ihr Atem ging schnell, ihre Stirn glänzte vor Anstrengung, doch ihre Augen waren klar, scharf, berechnend. Sie wusste, dass ihre Zeit knapp war.

„Wir müssen aus der Stadt,“ sagte sie, die Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

Cassian nickte, auch wenn seine Gedanken rasten. Was wollten diese Männer? Warum brannten sie eine ganze Stadt nieder, nur um ihn zu finden? Sephira hatte ihn gewarnt, dass er sich verstecken musste, dass seine Gabe nicht für diese Welt bestimmt sei – aber er hatte nie wirklich geglaubt, dass jemand ihn jagen würde. Nicht so. Nicht mit Feuer und Stahl.

Ein entferntes Krachen ließ ihn zusammenzucken. Eine Mauer, vielleicht eine Barrikade, war unter der Wucht eines Angriffs zerborsten. Der Klang von Hufen auf Kopfsteinpflaster hallte durch die Straßen, kam näher. Sie hatten nicht viel Zeit.

Sephira packte ihn fester am Arm, zog ihn weiter durch das Labyrinth der Gassen. „Wir nehmen den Nordpass. Wenn wir das Flussbett erreichen, können wir—“

Sie erstarrte.

Drei Männer standen am Ausgang der Gasse, ihre dunklen Umhänge kaum mehr als Silhouetten gegen das Flammenlicht dahinter. Ihre Helme verbargen ihre Gesichter, doch Cassian spürte ihre Blicke auf sich brennen. Der vorderste trat einen Schritt vor, langsam, mit der Gelassenheit eines Jägers, der wusste, dass seine Beute nirgendwo mehr hin konnte.

Sephira schob Cassian hinter sich, ihre Finger um den Griff ihres Dolchs geschlossen. Es war eine lächerliche Waffe gegen Männer wie diese – aber sie hatte nicht vor, kampflos aufzugeben.

„Gebt den Jungen her,“ sagte der Mann, seine Stimme tief, voller Autorität. „Dann müsst ihr nicht sterben.“

Sephira lachte – hart, ohne jede Spur von Humor. „Ich habe ihn nicht all die Jahre versteckt, nur um ihn jetzt auszuliefern.“

Der Mann seufzte leise, als hätte er nichts anderes erwartet. „Dann wird es eben auf die andere Weise geschehen.“

Er hob die Hand, und bevor Cassian begriff, was geschah, schnellte ein Schattenspeer aus dem Boden empor. Sephira riss ihn im letzten Moment zur Seite, doch der Speer streifte ihre Schulter, riss einen Riss in ihr Gewand, ließ dunkles Blut über ihren Arm rinnen.

Dann brach die Hölle los.

Die Männer stürmten vor, Klingen in den Händen, und Sephira zog Cassian mit letzter Kraft aus dem Weg, bevor sie sich mit blitzschneller Präzision in den ersten Angreifer warf. Ihr Dolch schnitt durch den Schattenstoff, traf auf Fleisch, und ein unterdrückter Schmerzenslaut drang aus der Rüstung des Mannes. Doch sie war in der Unterzahl.

Cassian stolperte rückwärts, Panik raste durch seine Gedanken. Er wusste, dass er helfen musste, wusste, dass sie keine Chance hatten, wenn er nichts tat – aber er wusste nicht, wie. Er war kein Krieger. Er hatte nie gelernt zu kämpfen. Alles, was er hatte, war das seltsame Feuer in seinem Inneren, das Sephira ihm verboten hatte zu nutzen.

Aber was, wenn er es tat?

Was, wenn das alles war, was sie jetzt retten konnte?

Sephira schrie auf, als ein Schlag sie zurückwarf, hart gegen eine Wand schleuderte. Einer der Reiter richtete seine Waffe auf sie, und Cassian spürte, wie sich die Kälte in ihm wandelte. Sie wurde zu Hitze. Wurde zu etwas, das er nicht kannte, das nicht aus ihm stammte, sondern tief in ihm schlummerte, bereit, geweckt zu werden.

Er wusste nicht, wie es geschah.

Nur, dass das Licht in seinen Adern explodierte.

Ein brennender Druck wühlte sich durch seine Brust, raste in seine Arme, seine Fingerspitzen. Die Luft um ihn herum begann zu flimmern, als würde die Welt selbst den Atem anhalten, bevor sie ihn ausstieß. Und dann – Feuer.

Nicht rot, nicht gelb, nicht die Farbe gewöhnlicher Flammen. Es war blaues, weißglühendes Licht, das von seinen Händen ausbrach, den Boden unter ihm zum Bersten brachte. Die Gasse wurde von einem grellen Leuchten erfüllt, und die Männer schrien, als die Wucht der entfesselten Kraft sie mit sich riss, in die Luft schleuderte wie Puppen in einem Sturm.

---ENDE DER LESEPROBE---