Der Schatten des Puppenmachers - Tamara Weber - E-Book

Der Schatten des Puppenmachers E-Book

Tamara Weber

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Beschreibung

Titel: Der Schatten des Puppenmachers Genre: Thriller, Psychothriller, Mystery, Kriminalroman Buchbeschreibung: Als Kommissarin Susan Wagner an einen bizarren Tatort gerufen wird, ahnt sie noch nicht, dass sie gerade die Bühne eines wahnsinnigen Spiels betreten hat, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Ein Serienkiller, von der Presse bald nur „der Puppenmacher“ genannt, inszeniert grausame Kunstwerke aus lebenden Marionetten und fordert die Polizei mit verstörenden Nachrichten heraus. Während Susan tiefer in die düsteren Geheimnisse des Mörders eintaucht, entdeckt sie, dass jedes Opfer sorgfältig ausgewählt ist und die Fäden des Wahnsinns immer enger um sie selbst gezogen werden. Als der Puppenmacher Susan zu seiner persönlichen Hauptdarstellerin erklärt, verschwimmt die Grenze zwischen Täter und Opfer, Jäger und Gejagtem. In einem Kampf auf Leben und Tod steht nicht nur Susans Überleben, sondern auch ihre geistige Gesundheit auf dem Spiel. Atmosphärisch dicht, psychologisch tiefgründig und unvergesslich beklemmend erzählt, wirft „Der Schatten des Puppenmachers“ einen erschreckenden Blick in die Abgründe menschlicher Psyche. Ein Roman, der lange nachhallt und eine zentrale Frage hinterlässt: Wie lange dauert es, bis ein neuer Puppenmacher aus den Schatten tritt?

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Der Schatten des Puppenmachers

Der Schatten des Puppenmachers

Vorwort

Prolog – Die Perfekte Puppe

Kapitel 1 – Der erste Tatort

Kapitel 2 – Die Fäden ziehen sich zu

Kapitel 3 – Ein Theater aus Schatten

Kapitel 4 – Der Puppenmacher spricht

Kapitel 5 – Die zweite Puppe

Kapitel 6 – Das perfide Spiel beginnt

Kapitel 7 – Die Überlebende

Kapitel 8 – Der Schatten im Spiegel

Kapitel 9 – Ein letztes Ultimatum

Kapitel 10 – Das dunkle Vermächtnis

Kapitel 11 – Der Windhauch von Angst

Kapitel 12 – Der Moment des Grauens

Kapitel 13 – Ein letzter Tanz

Kapitel 14 – Die Puppe, die noch lebt

Kapitel 15 – Die Wahrheit liegt im Staub

Kapitel 16 – Der Fall in den Abgrund

Kapitel 17 – Das Theater der Schmerzen

Kapitel 18 – Der Meister des Spiels

Kapitel 19 – Hoffnung ist eine Lüge

Kapitel 20 – Der letzte Vorhang hebt sich

Kapitel 21 – Der Showdown

Kapitel 22 – Die Fäden zerreißen

Kapitel 23 – Das Theater brennt

Kapitel 24 – Der letzte Atemzug

Kapitel 25 – Die Stille nach dem Sturm

Kapitel 26 – Narben, die nicht heilen

Kapitel 27 – Der letzte Blick ins Dunkel

Kapitel 28 – Das Ende der Vorstellung

Kapitel 29 – Der Schatten, der bleibt

Epilog – Wie lange dauert es

Nachwort

Impressum

Der Schatten des Puppenmachers

Der Schatten des Puppenmachers

Impressum:

Name: Tamara Weber

Anschrift: Paulusstr. 7, 33428 Harsewinkel

E-Mail: [email protected]

Hinweis:

Der Text wurde mit Hilfe von ChatGPT (OpenAI) erstellt und von mir überarbeitet. Das Cover wurde mit Canva AI erstellt. Die Rechte liegen bei mir.

Vorwort

Es gibt Verbrechen, die aufklären lassen sich. Und es gibt jene, die Spuren in der Seele hinterlassen – unauslöschlich, wie das Echo eines Schreis, den niemand hört.

„Der Schatten des Puppenmachers“ ist mehr als die Geschichte eines Mörders. Es ist ein Blick in den Abgrund der menschlichen Psyche – in das Verlangen nach Kontrolle, in die Macht der Inszenierung, und in die stille Angst, zum Spielball eines fremden Willens zu werden.

Kommissarin Susan Wagner stellt sich einem Täter, dessen Werk keine blinde Gewalt ist, sondern grausame Kunst. Ein Mann, der nicht nur Körper formt, sondern Seelen bricht – und der weiß, dass das gefährlichste Theater jenes ist, in dem die Hauptdarstellerin nicht einmal merkt, dass sie längst Teil der Inszenierung ist.

Tritt ein auf die Bühne. Aber sei gewarnt: Der Vorhang hebt sich – doch ob er sich je wieder senken wird, ist ungewiss.

Prolog – Die Perfekte Puppe

Ich habe sie perfekt gemacht.

Die Worte hallen durch den düsteren Raum, sanft ausgesprochen, beinahe ein Flüstern, das sich wie ein liebevoller Hauch über die Stille legt. Er betrachtet sie, während seine Fingerspitzen über ihre kühle Haut gleiten, über das makellose, glatte Gesicht, das in diesem schwachen Licht fast wächsern erscheint. Ihr Kopf ist leicht zur Seite geneigt, als wäre sie mitten in einer Bewegung erstarrt, als würde sie lauschen, warten, atmen. Doch ihr Atem geht nicht, zumindest nicht hörbar. Die Lippen, die einst Worte formten, sind nun versiegelt, eine feine, makellose Naht, gezogen mit der Präzision eines Künstlers, mit der Sorgfalt eines Handwerkers. Keine Geräusche, kein Flüstern, kein Flehen. Endlich ist sie genau das, was sie sein sollte.

Er tritt einen Schritt zurück, faltet die Hände vor der Brust, betrachtet sein Werk mit dem prüfenden Blick eines Schöpfers, der auf Vollkommenheit besteht. Die Beleuchtung ist perfekt gesetzt, ein schwaches, goldenes Glühen von der einzigen verbliebenen Glühbirne über ihnen, ein sanfter Schein, der ihren Hautton noch ein wenig wärmer erscheinen lässt, so als würde sie noch leben. Ihr Haar, sorgfältig gekämmt, fällt in glänzenden Strähnen über ihre Schultern, jede Strähne genau dort, wo sie hingehört. Ihre Arme hängen locker herab, die Gelenke manipuliert, gerade so viel, dass sie nicht steif wirkt, sondern weich, organisch, fast wie eine Puppe aus Porzellan, die jeden Moment aufstehen und sich verbeugen könnte.

Er neigt den Kopf leicht zur Seite, sein Blick verweilt auf ihren Augen, diesen unergründlichen, dunklen Tiefen, die noch immer ein Rest von Menschlichkeit bergen, obwohl der Körper längst transformiert wurde. In den ersten Stunden hatten sie noch geflackert, suchend, panisch, voller Widerstand. Doch jetzt sind sie still, spiegeln nichts außer der leeren Dunkelheit des Raumes, außer ihm, seinem Werk, seinem Willen. Es war eine langsame, vorsichtige Arbeit gewesen. Nichts durfte überstürzt werden. Kunst erfordert Geduld, Präzision, Hingabe.

Er hebt eine Hand und streicht sanft mit dem Zeigefinger über ihre Wange, fühlt die Kühle, die Starrheit, spürt den Widerstand der Haut, die nicht mehr von Leben durchströmt wird. Das ist gut. Das ist, wie es sein soll. Sie ist ein Meisterstück, fehlerfrei, in jeder Hinsicht besser als zuvor. Kein Zittern mehr in den Fingern, kein nutzloses Aufbegehren, keine hässlichen Laute, die das Gleichgewicht der Szenerie stören. Ein Moment vollkommener Stille, ein Innehalten, bevor der nächste Akt beginnt.

Er tritt zurück, ein leichter Schatten huscht über sein Gesicht, als die Glühbirne über ihm flackert. Sie sitzt so da, genau in der Mitte der kleinen Bühne, umrahmt von schweren, roten Vorhängen, die der Dunkelheit trotzen und einen Anflug von Eleganz verleihen. Sie gehört hierher, an diesen Ort, in diese Welt, in diese Inszenierung. Hier ist sie unvergänglich, ein Kunstwerk, das niemals vergehen wird.

Ein Lächeln spielt um seine Lippen, fast zärtlich, als er sich umdreht und den Vorhang ein Stück weiter zuzieht. Noch ein letzter Blick auf sie, auf ihr perfektes Antlitz, auf die Ruhe, die er ihr geschenkt hat. Dann verhallt seine Stimme, weich und leise, fast so, als würde er sich verabschieden.

„Die Vorstellung beginnt.“

Kapitel 1 – Der erste Tatort

Der Regen fiel in schweren, gleichmäßigen Tropfen, als Susan Wagner aus dem Wagen stieg und die Kapuze ihres Mantels über den Kopf zog. Die Straßen glänzten unter den schwachen Laternen, das Licht spiegelte sich in dunklen Pfützen, während der Wind durch die engen Gassen peitschte und lose Zeitungen über das Pflaster trieb. Es war eine dieser Nächte, in denen die Stadt unheilvoll still wirkte, in denen selbst die Geräusche des Verkehrs in der Ferne dumpf klangen, als würde die Welt den Atem anhalten.

Sie zog die Handschuhe über ihre kalten Finger, spürte die vertraute Enge des Leders, das kaum nachgab, und trat über die Absperrung, die von einem blassgelben Lichtkegel einer Streifenwagen Lampe erleuchtet wurde. Die Szenerie war bereits beunruhigend, noch bevor sie den eigentlichen Tatort erreichte. Polizisten standen in Gruppen, ihre Gesichter gezeichnet von der Müdigkeit der Nacht oder von etwas anderem – einem Unbehagen, das nicht offen ausgesprochen wurde, aber in den Blicken lag, in der Art, wie sie sich bewegten, wie sie die Absperrung respektierten, als wäre dahinter eine unsichtbare Grenze, die keiner von ihnen überschreiten wollte.

Arian Winter wartete bereits auf sie. Sein dunkler Mantel war durchtränkt von Nieselregen, seine Haare klebten an der Stirn, als er sich zu ihr umdrehte. Sein Blick war ausdruckslos, aber Susan erkannte den feinen, kaum merklichen Anflug von Beklommenheit in seiner Miene – eine Regung, die sie von ihm nicht oft sah.

„Du willst es dir selbst ansehen“, stellte er fest, nicht als Frage, sondern als Tatsache.

Susan zog den Reißverschluss ihres Mantels ein Stück höher, trat an ihm vorbei, ohne auf seine Worte zu antworten, und folgte dem schmalen Weg, der zu einer alten Lagerhalle führte, deren Metallwände mit Graffiti übersät waren, während große, verrostete Tore den Eingang flankierten. Die Luft hier war schwer, roch nach Öl, nach nassem Beton, nach etwas, das ihr Magen instinktiv als falsch erkannte.

Ein junger Polizist, kaum älter als Mitte zwanzig, sah sie an, als wollte er etwas sagen, doch als sein Blick den ihren traf, presste er die Lippen zusammen und trat zur Seite.

Susan betrat das Gebäude.

Die Halle war dunkel, nur das fahle, flackernde Licht von Baustellenlampen tauchte den Raum in ein ungleichmäßiges Halbdunkel. Feuchte Wände zogen sich wie Schatten in die Höhe, hohe Regale mit verrosteten Metallgittern warfen bizarre, zersplitterte Muster auf den Boden, der übersät war mit alten Kisten, Scherben, Spuren von Vernachlässigung. Doch es war nicht das verlassene, verfallene Ambiente, das ihre Aufmerksamkeit fesselte.

Es war die Bühne.

In der Mitte des Raumes, genau ausgerichtet unter dem schwankenden Licht einer einzelnen Glühbirne, stand ein kleines Podest, kaum höher als ein halber Meter. Rote, samtige Vorhänge – alt, verstaubt, von Motten zerfressen – umrahmten eine Szenerie, die aus einem Albtraum zu stammen schien.

Auf einem einfachen Holzstuhl, perfekt ausgerichtet auf den nicht vorhandenen Zuschauerraum, saß eine Frau.

Ihr Kopf war leicht zur Seite geneigt, die blonden Strähnen ihres Haares sorgfältig über eine Schulter gelegt, ihre Hände ruhten in ihrem Schoß, als hätte sie sie selbst dorthin gelegt, als würde sie nur sitzen und warten. Ihr Gesicht war makellos still, ein Porzellanbild ohne Leben, die Lippen geschlossen – doch an den Nähten ihres Mundes erkannte Susan sofort die grausame Wahrheit. Es waren keine natürlichen Linien, keine bloße Blässe, die ihr den Ausdruck nahm. Ihr Mund war zugenäht.

Susan spürte, wie sich ihr Magen verkrampfte.

Doch dann kam die Bewegung.

Die Frau atmete.

Langsam. Kaum wahrnehmbar. Ihre Brust hob und senkte sich unter der dünnen Stoffschicht ihres Kleides, das ebenfalls mit unnötiger Perfektion drapiert war. Ihre Finger zuckten leicht, so schwach, dass es beinahe wie eine Einbildung wirkte, ein Trugbild, das aus dem Wechselspiel von Schatten und Licht entstand.

Doch es war echt.

Susan schluckte hart, trat einen Schritt näher, als ein Geräusch die Stille zerriss. Ein leises, kaum merkliches Kratzen. Sie hielt inne, schärfte ihren Blick, folgte der Bewegung, bis sie die Ursache fand.

Ein weißes Kärtchen, aufgestellt auf der Bühne, fast unscheinbar neben den Falten des Vorhangs.

Schwarze Buchstaben, akribisch geschrieben.

„Die Vorstellung beginnt.“

Ein Frösteln lief über ihren Rücken.

Susan spürte, wie das Adrenalin durch ihre Adern schoss, spürte die Kälte, die nicht nur von der feuchten Luft in der Halle herrührte, sondern von etwas Tieferem, Dunklerem, einem Gefühl, das sich in ihr festsetzte, wie ein unsichtbarer Finger, der sich in ihre Gedanken bohrte.

Sie zwang sich zu einem Schritt näher, ihre Bewegungen kontrolliert, aber in ihrem Kopf hämmerte nur ein einziger Gedanke.

Diese Frau lebte noch.

Und jemand hatte sie zu einem Teil seines grausamen Spiels gemacht.

„Ruft sofort die Sanitäter“, sagte sie schließlich, ihre Stimme ruhig, obwohl ihre Gedanken rasten. Sie hörte Arian hinter sich das Kommando weitergeben, hörte, wie die anderen Polizisten hektisch reagierten, hörte das plötzliche Summen von Funkgeräten und das leise Murmeln von Befehlen. Doch all das war nur ein dumpfer Klang, ein ferner Lärm inmitten der Stille, die von dieser Bühne ausging.

Susan hockte sich langsam hin, ignorierte den widerlichen Geruch von feuchtem Holz und altem Staub, der in die Nasenflügel stieg. Ihre Finger berührten vorsichtig das Handgelenk der Frau – ein schwacher Puls pochte unter der kalten Haut, so schwach, dass es kaum zu glauben war, dass noch Leben in diesem Körper steckte.

Ihre Lider zuckten, kaum merklich.

„Mein Name ist Susan Wagner“, flüsterte sie, nicht sicher, ob die Frau sie hören konnte. „Wir bringen Sie hier raus. Halten Sie durch.“

Keine Reaktion. Nur das seichte, schmerzhafte Heben und Senken der Brust, ein Atemzug nach dem anderen, als würde jede Bewegung Anstrengung kosten.

Susan spürte, wie sich Wut in ihrer Brust regte.

Sie sah sich um, betrachtete die Szene mit schärferem Blick. Nichts war zufällig. Alles war mit einer kranken, perfiden Detailverliebtheit angeordnet worden, mit der akribischen Hingabe eines Menschen, der keine Spuren dem Zufall überließ.

Jeder Zentimeter dieser Bühne war genau durchdacht.

Dieser Tatort war nicht nur eine Hinterlassenschaft eines Mörders.

Es war eine Botschaft.

Und Susan wusste, dass dies nicht das Ende war. Es war nur der Anfang.

Kapitel 2 – Die Fäden ziehen sich zu

Susan stand regungslos neben der Bahre, auf der das Mädchen lag. Der Raum war kalt, das sterile Licht über ihnen blendete, ließ jede Unebenheit, jedes noch so kleine Detail auf der blassen Haut des Opfers sichtbar werden. Es war eine beklemmende Stille in diesem Obduktionssaal, eine, die sich schwer auf ihre Schultern legte, als wolle sie jede Bewegung unterdrücken, als wäre das Gewicht dieses Falls nicht nur in ihrem Kopf, sondern körperlich spürbar, eine unsichtbare Last, die sich mit jeder Sekunde weiter verdichtete.

Die Frau, die sie aus der Lagerhalle geborgen hatten, war am Leben – zumindest in einem medizinischen Sinne. Ihr Herz schlug, ihre Lungen hoben und senkten sich, doch sie hatte sich nicht geregt, nicht einmal gezuckt, seit man sie hierher gebracht hatte. Sie lag da wie eine sorgfältig arrangierte Figur, wie eine Puppe, die jemand mit der höchsten Sorgfalt geformt, poliert, zurechtgerückt hatte, damit sie genau das war, was er wollte. Eine leblose Gestalt mit offenstehenden, ins Leere starrenden Augen, unfähig, sich zu äußern, unfähig, sich zu wehren.

Susan zog sich die Handschuhe über und beugte sich über die Bahre.

„Was hat er mit ihr gemacht?“ Ihre Stimme war ruhig, aber es war nicht die Art von Ruhe, die von Gelassenheit kam. Es war die angespannte Beherrschung von jemandem, der sich weigerte, sich von der Beklemmung um ihn herum ersticken zu lassen.

Der Gerichtsmediziner, ein Mann um die sechzig mit müden Augen und einer Miene, die schon zu viele grausame Szenen gesehen hatte, schob sich eine Lesebrille auf die Nase und musterte die Unterlagen, die vor ihm lagen. Seine Finger tippten auf die diagnostischen Notizen, während sein Blick immer wieder auf den Körper der jungen Frau wanderte, als müsse er sich vergewissern, dass das, was er gelesen hatte, tatsächlich real war.

„Er hat sie chirurgisch verstümmelt, aber nicht auf die Art, die wir gewohnt sind,“ sagte er schließlich, und sein Tonfall hatte diese scharfe, kühle Sachlichkeit, die er sich in Jahrzehnten antrainiert hatte. „Kein klassischer Mordversuch, keine Verstümmelung um der Folter willen – zumindest nicht so, wie wir es kennen. Hier gibt es eine erschreckende Präzision, eine technische Raffinesse. Das ist nicht das Werk eines Amateurs.“

Susan runzelte die Stirn und betrachtete die Gelenke des Mädchens. Sie waren blass, zu blass, fast, als sei das Blut nicht mehr richtig durch ihre Arme und Beine geflossen. Als wäre sie in einer Position fixiert gewesen, die den natürlichen Blutfluss beeinträchtigt hatte.

„Er hat ihre Beweglichkeit verändert“, fuhr der Gerichtsmediziner fort, als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Nicht bloß durch Fesseln oder erzwungene Haltungen. Er hat tatsächlich ihre Anatomie manipuliert. Sehen Sie sich das hier an.“

Er griff nach ihrem rechten Arm und hob ihn vorsichtig an. Das Gelenk schien steif, bewegte sich nicht in der Weise, wie es sollte. Es gab kein natürliches Nachgeben, kein sanftes Spiel der Muskeln, als wäre das ganze System darunter blockiert. Susan erkannte nun, was sie zuerst nicht richtig zugeordnet hatte: Der Arm bewegte sich wie eine Marionette. Er ließ sich anheben, blieb in der neuen Position, ohne wieder herabzufallen.

„Die Sehnen und Muskeln an den Hauptgelenken wurden modifiziert“, erklärte der Mediziner weiter. „An bestimmten Punkten versteift, an anderen Stellen mit feinen Einschnitten bearbeitet, sodass sie wie Fäden funktionieren. Sie kann sich nicht mehr normal bewegen. Ihr Körper wurde umgestaltet, damit sie einer bestimmten Ästhetik folgt.“

Eine eiskalte Welle durchlief Susan. Es war etwas anderes, über Mord zu sprechen, über Verstümmelung, über Gewalt, die aus Hass oder Wut geboren wurde. Doch dies hier war etwas anderes. Dies war kein Wutausbruch, kein zufälliges Verbrechen. Dies war Kunst. Ein grausames, makabres Werk, das mit der Präzision eines Bildhauers geschaffen worden war.

Susan nahm die Hand des Mädchens, hielt sie einen Moment lang, spürte die Kälte, die Unbeweglichkeit, die starre Kontrolle, die jemand ihr auferlegt hatte. Ihre Lippen waren immer noch zugenäht, und der Faden, der sie zusammenhielt, war dünn, kaum sichtbar, aber dennoch so stark, dass kein einziges Wort ihren Mund je wieder hätte verlassen können.

Sie sah ihr in die Augen.

„Kann sie uns hören?“

Der Mediziner zögerte einen Moment, dann seufzte er. „Schwer zu sagen. Ihre Vital Werte sind stabil, aber sie zeigt keinerlei Reaktion. Keine bewusste Regung, keine Reflexe. Es könnte ein Trauma sein oder eine pharmakologische Unterdrückung ihrer Muskelaktivität. Wenn er ihr ein bestimmtes Beruhigungsmittel oder eine Form von Neurotoxin verabreicht hat, dann könnte sie in einer Art Wachkoma sein.“

Susan richtete sich auf. Die Gedanken rasten in ihrem Kopf, setzten sich zu Bildern zusammen, zu Theorien, zu Möglichkeiten. Sie wusste, dass sie nicht zum ersten Mal hier stand, an einem Punkt, an dem ein Täter weiter war als sie, an dem er seine Pläne bereits längst umgesetzt hatte, während sie noch dabei war, sie zu entschlüsseln. Doch diesmal war es anders. Diesmal war es nicht nur ein Mord. Diesmal war es eine Botschaft, und sie war sich sicher, dass diese Botschaft für sie bestimmt war.

„Und der Täter?“ Sie blickte Arian an, der hinter ihr stand, die Arme verschränkt, sein Blick auf den reglosen Körper des Mädchens gerichtet. „Spuren? Irgendetwas, das uns weiterführt?“

Er schüttelte den Kopf. „Nichts, was wir nicht schon wussten. Keine Fingerabdrücke, keine DNA, keine Fasern oder Rückstände, die auf einen bestimmten Ort hinweisen. Nur das, was er uns hinterlassen wollte.“

Susan spürte, wie sich ihre Wut unter der Oberfläche regte.

„Er spielt mit uns“, sagte sie leise.

Arian nickte. „Und er ist noch nicht fertig.“

Sie wusste, dass er recht hatte. Dies war nur die erste Szene eines viel größeren Stücks. Ein Stück, in dem sie längst eine Rolle spielte, ohne ihre Zeilen zu kennen. Ein Stück, dessen Skript sie nicht geschrieben hatte, das aber trotzdem für sie bestimmt war.

Sie blickte noch einmal auf das Mädchen hinab, auf die zerbrechliche Gestalt, die zu einem Kunstwerk gemacht worden war, zu einer unheimlichen Marionette in den Händen eines Mannes, der Perfektion über Leben gestellt hatte.

„Ich werde ihn finden“, flüsterte sie, mehr zu sich selbst als zu jemand anderem.

Denn eines wusste sie: Das Stück hatte gerade erst begonnen.

Kapitel 3 – Ein Theater aus Schatten

Die Nacht war tief und undurchdringlich, eine schwarze Kuppel, die über der Stadt lag, während sich der Wind durch die engen Straßen schlängelte und ein leises Pfeifen durch die Ritzen der alten Gebäude trieb. Die Straßenlaternen warfen lange, gebrochene Schatten auf das Pflaster, als Susan aus dem Wagen stieg und sich die Kapuze ihres Mantels tiefer ins Gesicht zog. Ihre Hände waren in den Taschen vergraben, die Finger um das kühle Metall ihrer Taschenlampe gekrallt, während ihr Blick über die Fassade des Gebäudes wanderte, das vor ihr in der Dunkelheit aufragte.

Das alte Puppentheater stand seit Jahren leer. Die Fassade war verwittert, die Fenster mit Brettern vernagelt, doch selbst in seinem Verfall besaß es eine unheimliche Eleganz, eine Art gespenstischen Charme, der an vergessene Zeiten erinnerte, an Bühnenlichter, die einst warm geglommen hatten, an Kindergesichter, die sich in der Dunkelheit leuchtend abgehoben hatten, während sie gebannt auf die tanzenden Marionetten starrten. Doch diese Zeiten waren lange vorbei, und jetzt stand das Gebäude wie ein verlorenes Relikt aus einer anderen Ära da, ein Ort, den die Stadt vergessen hatte, den nur noch der Staub und die Schatten bewohnten.

Arian Winter trat neben sie, sein Blick abschätzend, sein Atem formte kleine Wolken in der Kälte der Nacht.

„Glaubst du wirklich, dass wir hier etwas finden?“ Seine Stimme war gedämpft, voller Skepsis, doch Susan hörte das unterschwellige Unbehagen darin.

„Der Puppenmacher hinterlässt keine Spuren ohne Grund,“ erwiderte sie ruhig, ohne den Blick von der dunklen Fassade zu nehmen. „Er hat das Mädchen zu einer Puppe gemacht, ein makabres Kunstwerk geschaffen, bis ins kleinste Detail inszeniert. Und wenn er von einem Theater spricht, dann ist das hier der einzige Ort, der Sinn ergibt.“

Arian sagte nichts. Er zog sich die Handschuhe über, dann trat er zur Tür und testete den alten Griff. Sie war nicht verschlossen.

Ein sanftes Knarren, als er sie aufstieß.

Der Geruch von Staub und modrigem Holz schlug ihnen entgegen, vermischt mit etwas anderem, undefinierbar, ein Hauch von Verfall und Zeit, die sich in dunklen Ecken angesammelt hatte. Susan schaltete ihre Taschenlampe ein, der Lichtkegel schnitt durch die Dunkelheit, fing sich in den Spinnweben, die sich wie filigrane Vorhänge über die Wände spannten. Der Boden unter ihren Füßen knarrte, als sie eintraten, und irgendwo tief in den Schatten knackte es, als würde etwas die Ankunft der Eindringlinge registrieren.

Die Eingangshalle war klein, fast intim, mit einer alten Kasse, deren Holzsplitter längst aufgerissen waren, als hätte jemand versucht, sie zu öffnen. Über dem Schalter hing ein vergilbtes Plakat, dessen Farben verblasst waren, doch die Umrisse der Figuren darauf waren noch zu erkennen – ein Ensemble aus lächelnden Marionetten, deren hölzerne Gesichter von kindlicher Unschuld gezeichnet waren. Doch in diesem Licht, in dieser Stille, wirkten ihre Augen zu schwarz, ihre Münder zu starr, als würden sie längst keine Freude mehr verbreiten, sondern etwas anderes, etwas Unaussprechliches.

Susan ließ den Lichtstrahl über den schmalen Gang gleiten, der weiter ins Gebäude führte. Der Staub, der sich auf dem Boden gesammelt hatte, war größtenteils unberührt, doch an einigen Stellen war er verwischt, als hätten sich dort Fußspuren befunden, die jemand nachträglich verborgen hatte.

„Jemand war hier,“ sagte sie leise.

Arian trat näher, sah sich die Stelle an, dann nickte er.

„Und es ist noch nicht lange her.“

Sie gingen weiter, tiefer in das verlassene Gebäude hinein, während das Licht ihrer Taschenlampen über bröckelnde Tapeten und abblätternde Deckenverzierungen strich. Die Stille war erdrückend, als würde das Theater selbst die Luft anhalten, als würde es zuhören, warten, sich in der Dunkelheit zusammenkauern, bis der richtige Moment gekommen war.

Die Tür zur Bühne war nicht verschlossen.

Susan legte eine Hand auf das alte Holz, fühlte, wie rau es unter ihren Fingern war, und atmete tief ein. Dann drückte sie dagegen.

Das Theater öffnete sich vor ihnen.

Die Bühne war ein Relikt vergangener Zeiten, ein Halbkreis aus dunklem Holz, umrahmt von schweren, verblichenen Vorhängen, die an einigen Stellen eingerissen waren.

---ENDE DER LESEPROBE---