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Carolin Brandner hat schwere Jahre hinter sich. Ihre Ehe war ein Desaster, und sie hat ihr Kind verloren. Jetzt will sie sich in St. Christoph ein neues Leben aufbauen. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn seit einigen Wochen leidet die Bäuerin unter heftigen Kopfschmerzattacken und plötzlichen Erinnerungslücken. So findet sie sich mitten in der Nacht im Wald wieder und weiß nicht, wie sie dorthin gekommen ist. Carolin ist verzweifelt. Doch eine Untersuchung in der Praxis des Bergdoktors schiebt sie immer wieder auf ...
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Seitenzahl: 125
Veröffentlichungsjahr: 2014
Cover
Impressum
Die harte Herrin vom Brandner-Hof
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Michael Wolf / Bastei Verlag
Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-8387-5764-3
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Die harte Herrin vom Brandner-Hof
Ein Geheimnis überschattet das Leben der Witwe
Von Andreas Kufsteiner
Carolin Brandner führt ein strenges Regiment auf ihrem Hof. Sie erlaubt keinerlei Schwäche, weder bei sich noch bei anderen. Bei den Dorfbewohnern ist die kühle Frau nicht sonderlich beliebt, die immer für sich bleibt und niemanden an sich heranlässt. So, als ob sie etwas zu verbergen hätte …
Tatsächlich will Carolin mit allen Mitteln verhindern, dass man etwas über ihre Vergangenheit erfährt. Für die Gebirgler ist sie eine Witwe, die nach dem Tod ihres Mannes einen alten Hof gekauft und renoviert hat und ihn nun leitet. Doch das ist nur die halbe Wahrheit …
Filli Burger kletterte auf den Hocker vor dem Waschbecken und spähte in den Spiegel. Um besser sehen zu können, musste er die Hände am Beckenrand aufstützen und sich nach vorne beugen.
Verflixt! Da war ein Mückenstich! Genau über seinem rechten Auge! Kein Wunder, dass es fürchterlich juckte! Der rote Knubbel schien noch größer zu werden, als er darüber kratzte.
»Filli, bist du da drin?«
Jemand wummerte von draußen gegen die Tür des Badezimmers.
Hastig kletterte der Bub von dem Hocker, ging zur Tür und entriegelte sie. Kaum hatte er geöffnet, stürmte Tessa herein und sah ihn verwundert an.
»Seit wann schließt du dich denn ein? Hast du etwas zu verbergen?« Sie spähte in alle Ecken, konnte aber natürlich nichts Ungewöhnliches entdecken und richtete ihren Blick schließlich prüfend auf ihn. »Wo ist es?«
»Was?«
»Das Tier, das du ins Haus geschmuggelt hast.«
»Ich hab kein Tier ins Haus geschmuggelt.«
»Echt nicht?«
Filli schüttelte den Kopf. Vor zwei Wochen hatte er einen Igel mit heimgebracht, den er am Waldrand entdeckt hatte und der so mager gewesen war, dass er ihn füttern und aufpäppeln wollte. Allerdings war es keine gute Idee gewesen, die kleine Stachelkugel ausgerechnet in Zenzis Lieblingssessel unterzubringen. Die Haushälterin hatte tagelang nicht richtig sitzen können und darauf bestanden, den Igel wieder auszusetzen.
Seitdem brachte Filli jeden Tag Obststücke zum Waldrand und hoffte, der Igel würde sie finden. Wenn er nachsah, waren sie auch jedes Mal verschwunden.
Der Fünfjährige liebte Tiere und war fest entschlossen, später Tierheilkunde zu studieren. Bis es so weit war, musste allerdings noch viel Wasser den Mühlbach hinunterfließen!
Seine Schwester angelte die Flasche mit Sonnenmilch vom Badezimmerschrank. Mit ihren acht Jahren war sie einen guten Kopf größer als Filli und musste sich nur noch auf die Zehenspitzen recken, um an das Gewünschte zu gelangen, brauchte aber den Hocker nicht mehr.
Filli seufzte. Wenn er nur auch schon so weit wäre! Es dauerte ewig, groß zu werden!
»Wir können los. Papa ist in der Praxis gleich fertig.«
»Prima!« Fillis Herz machte einen Freudensprung.
Ihr Vater war der Bergdoktor und hatte stets alle Hände voll zu tun. An diesem Nachmittag wollte er sich jedoch freinehmen und mit der Familie einen Ausflug zum Kuckuckssee machen.
Der Waldsee wurde von Gletschern gespeist und war selbst jetzt im Sommer eiskalt, trotzdem konnte man in dem klaren Wasser herrlich baden. Filli konnte es kaum erwarten. Und frieren würden sie bestimmt nicht. Immerhin war es sommerlich heiß, und die Sonne lachte vom blauen Himmel über dem Zillertal.
»Heute geh’n wir baden«, sang seine Schwester, der die Vorfreude auf den Ausflug aus den Augen leuchtete.
Gemeinsam wirbelten die Kinder aus dem Badezimmer und hinunter in die Küche des Doktorhauses. Hier hielt die Bachhuber-Zenzi zwei Rucksäcke für sie bereit.
»Darin sind Handtücher und frische Kleidung«, erklärte sie. »Vergesst nur net, die feuchten Badesachen auszuziehen, wenn ihr aus dem Wasser kommt, Kinder.«
»Ist gut.«
»Machen wir.«
»Unterwegs werdet ihr am Brandner-Hof vorbeikommen. Macht bloß einen Bogen darum, hört ihr? Die neue Besitzerin des Hofes ist recht seltsam.«
»Warum denn das?« Filli legte den Kopf schief.
»Sie züchtet Kamele. Und das hier in den Bergen. So etwas ist noch nie da gewesen. Kühe und Ziegen, ja. Meinetwegen auch Pferde. Aber Kamele?!« Zenzi schlug die Hände vor der Brust zusammen. »Das ist merkwürdig.«
»Kamele?« Filli tauschte einen Blick mit seiner Schwester und sah ihr an der Nasenspitze an, dass sie dasselbe dachte wie er: Kamele hörten sich interessant an! Warum sollten sie einen Bogen darum machen? Im Gegenteil. Jetzt war ihre Neugier erst recht geweckt!
»Ich hab ein Picknick für alle in die Rucksäcke gepackt«, ergänzte Zenzi. »Auch ein Stück Kirschkuchen für jeden. Er ist frisch gebacken und sogar noch warm.«
»Lecker.« Filli rieb sich den Bauch. »Ich hab Hunger.«
»Das ist ganz was Neues. Du hast sonst ja nie Hunger«, neckte seine Schwester ihn und wich lachend aus, als er nach ihr griff. »Hilfe, net kitzeln …«
Er jagte sie durch den Flur und hinaus in den Garten, wo ihm gerade noch rechtzeitig einfiel, dass er sein Boot mit auf den Ausflug nehmen wollte. Er hatte es am Wochenende mit seinem Großvater gebastelt. Es war aus Rinde und hatte ein Segel aus einem weißen Taschentuch. Sogar einen Kapitän hatten sie aus Knete geformt und hineingesetzt.
Filli konnte es kaum erwarten, das Boot zum ersten Mal ins Wasser zu setzen.
»Ich muss noch mal rein«, fiel es ihm ein. »Hab mein Boot vergessen.«
»Du würdest sogar deinen rechten Arm vergessen, wenn er net festgewachsen wäre«, tadelte Tessa, schlug sich jedoch im nächsten Augenblick vor die Stirn. »Mein Buch! Das muss ich auch noch einpacken!«
Gemeinsam eilten die Kinder zurück ins Haus und die Treppe hinauf in ihre Zimmer. Filli holte sein Boot, das auf dem Tisch vor dem Fenster lag, und packte es vorsichtig oben auf seinen Rucksack.
Schade, dass der Großvater nicht mit zum See kommen wollte. Das hatte er eigentlich vorgehabt, aber dann hatte er sich beim Mittagessen nicht wohlgefühlt und beschlossen, lieber daheimzubleiben und sich auszuruhen.
Ich werde Papa bitten, mir den Fotoapparat zu leihen, nahm sich der Bub vor. Dann kann ich Fotos davon schießen, wie unser Boot schwimmt.
Gerade, als er seinen Rucksack zuschnüren wollte, rumpelte es im Treppenhaus laut und vernehmlich. Erschrocken fuhr Filli hoch und steckte den Kopf aus seinem Zimmer. Tessa ließ sich ebenfalls blicken.
»Was war denn das?«, fragte sie erschrocken.
»Keine Ahnung.«
»Es klang, als wäre jemand die Treppe runtergefallen.«
»Meinst du?« Filli riss die Augen auf. Er verließ sein Zimmer und spähte um die Ecke.
Mit einem Mal durchfuhr ihn ein glühend heißer Schreck. Tatsächlich! Da unten, am Fuß der Treppe, lag jemand! Ein kräftiger Mann mit weißen Haaren und einem hellblauen Sommerhemd. Sein Großvater! Er hatte die Augen geschlossen und rührte sich nicht. Sein linker Arm ruhte auf seiner Brust, als hätte er Schmerzen.
Jemand stieß einen hellen Schrei aus, der von den Wänden widerhallte. Filli war so erschrocken, dass er nicht einmal bemerkte, dass er selbst es war, der schrie.
»Opa? Was ist mit dir? Opa?!«
***
Wie bin ich bloß hierhergekommen?
Verwirrt blickte sich Carolin Brandner um. Sie saß auf dem Fußboden ihrer Dachkammer, umgeben von einem Sammelsurium aus ausrangierten Möbeln, verhängten Spiegeln und staubbedeckten Kisten. Ihre Shorts und die Bluse waren schmutzig, und sie fühlte sich verschwitzt. Kein Wunder. Hier oben, direkt unter dem Dach, war es drückend heiß! Aber wie, um alles in der Welt, war sie hier heraufgekommen?
Carolin war seit dem Kauf des Hofes nicht mehr hier oben gewesen. Dabei hatte sie sich öfters vorgenommen, endlich den Dachboden aufzuräumen, aber sie war noch nicht dazu gekommen. Ihren Bauernhof aufzubauen hatte all ihre Zeit und ihre Kraft in Anspruch genommen. Darüber war so manch anderes liegen geblieben.
Carolin hatte das Gehöft vor einem Jahr gekauft. Damals war es eine halbe Ruine gewesen. Mit abgewohnten Möbeln, rieselndem Putz und einem undichten Dach.
Carolin hatte alles darangesetzt, um den Hof in ein gemütliches Zuhause zu verwandeln. Inzwischen war das Dach neu gedeckt, alle Räume waren frisch gestrichen und mit rustikalen Bauernmöbeln eingerichtet. Vor dem Haus blühte ein Sommergarten. Und auch der Stall war neu angerichtet.
Ratlos sah die junge Bäuerin nun auf das Waschbrett nieder, das sie in der Hand hielt. Sie hatte die Ausstattung des Dachbodens zusammen mit dem Haus übernommen und noch nicht entrümpelt. Man konnte hier oben kaum einen Schritt tun, ohne gegen ein Möbelstück zu stoßen.
Aber was machte sie hier? Sie hatte nicht vorgehabt, heute hier aufzuräumen. Stattdessen erinnerte sie sich nur, dass sie eben noch das Geschirr vom Mittagessen abgespült hatte. Oder etwa nicht?
Carolin schüttelte ratlos den Kopf, was keine gute Idee war, weil im selben Augenblick ein reißender Schmerz durch ihren Schädel schoss. Es fühlte sich an, als würde er gleich bersten!
»Autsch!« Sie rieb sich die Schläfen. Was war nur mit ihr los? Nach dem Aufwaschen hatte sie eigentlich die Bügelwäsche in Angriff nehmen wollen, ehe sich der Berg bis zur Decke stapelte. Der Dachboden war heute kein Thema gewesen. Merkwürdig!
Carolin warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und stutzte. Zwei Stunden waren seit dem Mittagessen vergangen. Zwei Stunden? Was hatte sie in dieser Zeit gemacht? Und warum erinnerte sie sich nicht daran?
Vor Kurzem hatte sie sich schon einmal irgendwo wiedergefunden, wo sie eigentlich nicht hätte sein sollen: Mitten in der Nacht hatte sie, nur in ihr dünnes Nachthemd gehüllt, auf der Bank vorm Haus gesessen. Damals war sie davon ausgegangen, dass sie geschlafwandelt war, aber diese Erklärung konnte diesmal keinesfalls zutreffen. Immerhin war es helllichter Tag!
Mit einem Mal überzog Gänsehaut die Arme und den Rücken der jungen Bäuerin. Trotz der sommerlichen Hitze begann sie zu frieren.
Was war das nur? Was geschah hier mit ihr?
Ob sie zu viel Sonne abbekommen hatte? Bei der anhaltenden Hitze war das eine naheliegende Erklärung. Zwar hatte sie beim Heuwenden auf der Wiese einen Hut aufgehabt, aber es war vorstellbar, dass sie dabei einen Sonnenstich abbekommen hatte. Am besten mied sie die pralle Sonne eine Zeit lang.
Entschlossen rappelte sie sich auf und eilte hinunter in ihre Kammer, um ihre schmutzige Kleidung gegen eine saubere Bluse und einen Leinenrock zu vertauschen. Dann setzte sie die Waschmaschine in Gang, um die schmutzigen Sachen zu reinigen. Sie schob nie etwas auf die lange Bank. Das war nicht ihre Art.
Der Brandner-Hof war seit einem Jahr ihr Zuhause. Carolin liebte den Ausblick auf die Berge und saß abends gern vor ihrem Haus, nähte und schaute dabei zu den Gipfeln hinüber, die über ihr Tal zu wachen schienen. Hier in den Bergen fühlte sie sich beschützt – zum ersten Mal in ihrem Leben.
Der Bauernhof lag ein wenig abseits. Bis zum Dorf hinunter war es ein Spaziergang von gut zwanzig Minuten, aber das störte Carolin nicht. Im Gegenteil. Sie blieb am liebsten für sich. Außer ihr lebten nur ihre Magd Lissy und ihr Knecht Korbinian hier. Weiter niemand. Carolin suchte weder die Nähe anderer Menschen – noch suchten andere Menschen ihre Nähe.
Sie warf einen Blick in den Spiegel. Daraus schaute ihr eine zierliche Frau entgegen, die das Kinn energisch reckte und ihre hellblonden Haare zu einem strengen Knoten gebunden trug. Ihr Blick war prüfend und ein wenig skeptisch. Keine Regung in ihrem Gesicht verriet irgendeine Schwäche. Das war gut. Wer Schwäche zeigte, hatte schon verloren. Das hatte sie früh lernen müssen. Eine bittere Lektion war es gewesen, die sie niemals vergessen würde.
Ihre Kammer war ebenso gemütlich eingerichtet wie der Rest des Hauses. Es gab ein breites Bett und einen Strauß Sommerblumen auf dem Nachttisch, den sie jede Woche gegen einen frischen austauschte. Die Wände waren cremeweiß gestrichen und mit Blütenborten verziert. Ein Bücherregal bot eine Fülle an romantischer Literatur. Vor dem Fenster stand eine Nähmaschine, auf der Carolin gern nähte.
Als sie ihr Zimmer verließ, hörte sie von unten aus der Küche gedämpfte Stimmen. Etwas fiel polternd um. Ein Stuhl?
»Zier dich doch net so, Lissy«, keuchte ein Mann. »Wir haben das Haus endlich mal für uns allein. Das sollten wir nutzen. Du weißt doch, was man sagt. Ist die Katze aus dem Haus …«
»Ich will das net, Korbinian«, erwiderte eine helle Stimme. »Lass das … Nein! Hör bitte auf!«
Carolin hatte genug gehört. Sie stürmte die Treppe hinunter, stieß die Küchentür auf und fand genau das vor, was sie befürchtet hatte: Korbinian, der Knecht, stand vor der Magd, hatte seine Hände überall auf ihrem Körper und versuchte, sie zu küssen. Lissy stemmte die Hände gegen seine Brust, um ihn wegzuschieben, aber er war gut einen Kopf größer als sie und erlaubte keine Gegenwehr!
»Nimm deine Finger von ihr, Korbinian!«, verlangte Carolin. Sie sprach leise, aber ihr Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass sie keine Widerrede dulden würde. »Sofort!«
Korbinian zuckte zusammen, als wäre er von einer Spinne gebissen worden. Einen Atemzug lang rührte er sich nicht vom Fleck, dann ließ er seine Hände jedoch sinken und trat von Lissy zurück. Sein Gesicht war finster wie die Nacht.
»Wir haben nix gemacht, Chefin.«
»Ich hab gesehen, was du gemacht hast. Du kannst froh sein, wenn Lissy dich net wegen Belästigung anzeigt.« Carolin sah ihre Magd forschend an. »Ist alles in Ordnung, Lissy?«
»Schon.« Die Zwanzigjährige nickte zittrig. Sie war aschfahl unter ihrer sommerlichen Bräune.
»Pack deine Sachen und verlass meinen Hof, Korbinian!«
»Was? Aber das … das können Sie net machen!«
»Ich kann und ich muss. Einen Knecht, der meine Magd belästigt, kann ich hier net brauchen. Du bist entlassen!«
»Wir haben doch nur ein bisserl herumgealbert.«
»Lissy hat dich gebeten, aufzuhören, und du hast net einmal Anstalten gemacht, sie in Ruhe zu lassen. Das darf ich net hinnehmen.« Carolin sah ihn kühl an. »Heute Abend bist du verschwunden, sonst rufe ich den Gendarm.«
In der Miene des Knechts arbeitete es. Er schnaubte zornig.
»Das werden Sie bereuen. Sie kennen mich net!«
»Mag sein, aber du wirst mich gleich kennenlernen, wenn du net sofort deine Sachen packst und von hier verschwindest.«
»Meinetwegen. Ich finde überall einen neuen Job, aber Sie werden so schnell keinen Knecht mehr finden, weil niemand für Sie arbeiten will. Kein Wunder, dass jedermann Sie Eiskönigin nennt. Sie haben ein Herz aus Eis. Wenn Sie denn überhaupt eines haben. Vermutlich haben Sie nie die Berührung eines Mannes gespürt und können es deshalb net ertragen, wenn Sie glückliche Menschen zusammen sehen.«
»Das reicht jetzt, Korbinian«, sagte Carolin und versuchte, das Zittern zu verbergen, das sie erfasst hatte.
Aber Korbinian war noch nicht fertig mit ihr.
»Vermutlich hat sich Ihr Mann umgebracht, weil er mit Ihrer Kälte nimmer leben konnte. Das hätte ich an seiner Stelle auch getan.«
Auf einen Schlag wich alle Farbe aus Carolins Gesicht. Sie ließ sich nicht anmerken, wie tief seine Worte sie getroffen hatten.
Stattdessen hob sie das Kinn und sagte so ruhig, wie es ihr möglich war: »Genug jetzt! Du hast eine halbe Stunde, um deine Sachen zu holen und den Hof zu verlassen. Wenn du dann noch hier bist, rufe ich den Gendarm.«
Bebend vor Zorn sah der Knecht sie an. Dann wandte er sich auf dem Absatz um und verließ die Küche, jedoch nicht ohne vorher noch eine wüste Beschimpfung loszuwerden.