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Nach dem Abschluss seines Studiums als Gletscherforscher will sich Niklas Bergmeister ein paar Wochen bei seinem Bruder Justus in St. Christoph erholen. Entsetzt stellt er jedoch fest, dass auf dem abgelegenen Einödhof einiges im Argen liegt. Und auch Justus hat sich nicht zu seinem Vorteil verändert. Sein Äußeres wirkt ungepflegt, und er gibt sich mürrisch und wortkarg. Niklas ist klar, dass die Einsamkeit hier oben in den Bergen den Bruder so zermürbt. Und deshalb muss eine Frau auf den Hof! Justus schnaubt zwar zunächst vor Wut, als Niklas eigenmächtig eine Heiratsannonce in die Zeitung setzt. Doch nach zahlreichen abgelehnten Bewerberinnen, die nichts für den Tannenhof taugen, darf schließlich die schöne Hauswirtschafterin Stefanie Wiesner bleiben. Aber statt in Justus verliebt sie sich in Niklas, und so überstürzen sich schon bald auf dramatische Weise die Ereignisse auf dem Tannenhof...
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Seitenzahl: 126
Veröffentlichungsjahr: 2014
Cover
Impressum
Ihre Ehe mit dem Einsiedler
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Michael Wolf / Bastei Verlag
Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-8387-5765-0
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Ihre Ehe mit dem Einsiedler
Dr. Burger und ein ergreifendes Frauenschicksal
Von Andreas Kufsteiner
Nach dem Abschluss seines Studiums als Gletscherforscher will sich Niklas Bergmeister ein paar Wochen bei seinem Bruders Justus in St. Christoph erholen. Entsetzt stellt er jedoch fest, dass auf dem abgelegenen Einödhof einiges im Argen liegt. Und auch Justus hat sich nicht zu seinem Vorteil verändert. Sein Äußeres wirkt ungepflegt, und er gibt sich mürrisch und wortkarg.
Niklas ist klar, dass die Einsamkeit hier oben in den Bergen den Bruder so zermürbt. Und deshalb muss eine Frau auf den Hof!
Justus schnaubt zwar zunächst vor Wut, als Niklas eigenmächtig eine Heiratsannonce in die Zeitung setzt. Doch nach zahlreichen abgelehnten Bewerberinnen, die nichts für den Tannenhof taugen, darf schließlich die schöne Hauswirtschafterin Stefanie Wiesner bleiben. Aber statt in Justus verliebt sie sich in Niklas, und so überstürzen sich schon bald auf dramatische Weise die Ereignisse auf dem Tannenhof …
Vergnügt vor sich hin pfeifend, marschierte Niklas Bergmeister den steilen Pfad zu dem einsam gelegenen Bergbauernhof am Achenkegel hinauf, den sein älterer Bruder Justus bewirtschaftete.
Niklas fühlte sich dagegen nicht zum Bauern berufen. Er hatte Geophysik und Glaziologie studiert und das Studium heuer mit Bravour abgeschlossen, was auch der Grund für seine Fröhlichkeit war. Er freute sich darauf, schon bald in einer Forschungsstation in der Antarktis erste Erfahrungen als Gletscherforscher zu sammeln.
Niklas blieb stehen und schützte die Augen mit der Hand gegen das grelle Sonnenlicht, während er den Berg hinaufblickte. Deutlich hoben sich die weiß getünchten Gebäude des Einödhofes vom dunklen Tann des Achenwaldes ab. Das idyllisch gelegene Gehöft, das wegen der Föhren, die es umstanden, auch Tannenhof genannt wurde, war der ganze Stolz der Eltern gewesen.
Der Blick des sechsundzwanzigjährigen Burschen blieb an der granitgrauen Felswand hängen, die sich im Rücken des Hofes fast senkrecht in die Höhe schraubte. Seine eben noch heitere Miene verdunkelte sich in Erinnerung an das schreckliche Unglück, das vor knapp acht Jahren die Eltern aus der Blüte ihres Lebens gerissen hatte.
Es war ein strenger Winter gewesen, als sich auf dem Grat über der Felswand unbemerkt eine gefährliche Schneewechte angehäuft hatte, die schließlich an einem frühen Morgen im Januar den Hof verschüttete. Das Wohnhaus war weitgehend verschont geblieben, aber der Kuhstall war unter den Schneemassen begraben worden. Unglücklicherweise hatten die Eltern gerade die Kühe gemolken, als der Stall über ihnen zusammenbrach.
Dr. Burger, der Landarzt von St. Christoph, hatte nur noch ihren Tod feststellen können.
Niklas seufzte tief. Das Unglück hatte ihn zu seinem Studiengang bewogen. Neben der Gletscherkunde, die ihn schon seit frühester Jugend interessierte, wollte er nun auch Lawinen erforschen. Hätte man damals den Schneeverwerfungen auf dem Bergkamm über ihrem Hof mehr Beachtung geschenkt, hätte eine gezielte Sprengung das Verhängnis vielleicht abwenden können.
Der sieben Jahre ältere Justus meinte zwar, es wäre Schicksal gewesen und niemand könne seiner Bestimmung entfliehen. Aber Niklas war überzeugt, dass er sich mit seinem heutigen Wissen von der scheinbar harmlosen Schneewechte, die nur wenige Zentimeter über den Bergkamm hinausgeragt war, nicht hätte täuschen lassen. Doch auch sein Vater, der ein erfahrener Bergretter gewesen war, hatte sich in trügerischer Sicherheit gewiegt.
Nach dem Tod der Eltern hätte Justus es gern gesehen, wenn der Bruder den großen Hof mit ihm zusammen weiter bewirtschaftet hätte. Doch er wusste, wie sehr Niklas seit jeher die Hofarbeit verhasst war, und verstand seinen Hang zur Wissenschaft. Deshalb hatte er eine Hypothek auf den Besitz aufgenommen, um Niklas das Studium zu ermöglichen.
Der Berghof, der seit Generationen im Besitz ihrer Familie war, besaß zwar einigen Wert, aber Bargeld hatten die Eltern nicht hinterlassen. Sie waren gerade so über die Runden gekommen. Auch Justus musste sich ziemlich krummlegen, um die Raten für das Darlehen aufzubringen.
Niklas war dem Bruder dankbar für seine Unterstützung. Trotz des Altersunterschieds hatten sie schon immer ein sehr herzliches Verhältnis zueinander gehabt, und der Tod der Eltern hatte sie noch mehr zusammengeschweißt.
Dabei waren sie charakterlich und auch im Aussehen völlig verschieden. Während Niklas von heiterem Gemüt war, wirkte Justus oft in sich gekehrt und trübsinnig.
Ebenso war Niklas mit seinem blonden Lockenschopf sowie den leuchtend blauen Augen der Schwarm aller Madeln. Der Bruder tat sich hingegen mit Frauen schwer. Mit seinen braunen Haaren, den unergründlich dunklen Augen und dem wettergegerbten Gesicht, in dem sich nur selten ein Lächeln zeigte, wirkte er oft abweisend und finster. Zudem war er wortkarg und der holden Weiblichkeit gegenüber gehemmt, was ihn fast ruppig erscheinen ließ. Dabei hatte der Ältere das Herz auf dem rechten Fleck und würde die Frau, die er liebte, auf Händen tragen.
Niklas stieß hart die Luft aus. Es wurde wirklich Zeit, dass der Bruder eine Familie gründete. Justus brauchte eine Frau an seiner Seite, die mit ihm den Einödhof bewirtschaftete, wenn Niklas demnächst im Ausland weilte.
Zwar war er Justus auch bisher keine große Hilfe gewesen, hatte aber wann immer möglich auf dem Hof mit angepackt. Justus frotzelte zwar, dass selbst der alte Knecht Janos eine tatkräftigere Hilfe war als Niklas, der zwei linke Hände hatte. Trotzdem war er über die Unterstützung des Bruders froh gewesen, besonders, wenn die Heuernte anstand. Die konnte man an den steilen Hängen nur mit der Sense bewerkstelligen, was die Stärke von Niklas war. Er schwang das Werkzeug weit geschickter als der Bauer.
Niklas lächelte versonnen. Er freute sich darauf, den Bruder wiederzusehen, war wegen der Abschlussprüfungen seit Wochen nicht mehr nach Hause gekommen. Nur eines lag ihm wie Blei im Magen. Er wusste nicht, wie er Justus beibringen sollte, dass er in knapp drei Monaten der Heimat für ein ganzes Jahr den Rücken kehren wollte, um seiner Forschungspassion nachzugehen. Er hatte die Zusage des Instituts schon in der Tasche.
Der junge Wissenschaftler wandte den Kopf und blickte ins Tal hinunter, wo das Bergdorf St. Christoph im Sonnenlicht glänzte. Es fiel ihm gewiss nicht leicht, die Heimat zu verlassen, so sehr ihn sein Wissensdurst auch in die Fremde zog.
Im Augenblick ächzte das Hochtal jedoch unter dem ungewöhnlich heißen Sommer. An diesem Nachmittag Ende Juni wirkte St. Christoph wie ausgestorben. Wer immer konnte, hatte sich in sein kühles Haus zurückgezogen und hoffte, dass wenigstens der Abend ein wenig Erfrischung brachte.
Niklas nahm den Hut ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Ganz schön töricht von ihm, in der brütenden Hitze zum Hof aufzusteigen, statt Justus zu bitten, ihn mit dem Wagen von der Bushaltestelle in St. Christoph abzuholen.
Zwar war er sehr sportlich und der Weg auch teilweise von Bäumen gesäumt, doch ein Großteil der Strecke führte über Felsen und Almwiesen, wo es nicht den Hauch von Schatten gab. Zudem drückte der prall gefüllte Rucksack schwer auf seine Schultern. Aber er hatte den Bruder nicht von der Arbeit weglotsen wollen und auch nicht geglaubt, dass ihn der Aufstieg so anstrengen würde, nachdem es früher sein täglicher Schulweg gewesen war.
Weder Sommerhitze noch stürmisches Wetter hatten ihn und den Bruder von der Schulpflicht befreit. Nur wenn im Winter der Hof wegen der Schneemassen oft wochenlang von der Außenwelt abschnitten war, waren sie zu Hause geblieben.
Justus hatte sich darüber gefreut. Er hatte die Schule als Last empfunden. Aber für Niklas war es jedes Mal eine Strafe gewesen. Er hatte auch lieber in seinem Zimmer über den Büchern gebrütet, statt mit dem Bruder und den Eltern zu musizieren, wie es an den dunklen Winterabenden bei ihnen Tradition gewesen war. Im Gegensatz zu Justus, der hervorragend Mundharmonika spielen konnte, war Niklas gänzlich unmusikalisch.
Der junge Bursche rückte ergeben seinen Rucksack zurecht und stieg wieder bergan. Als er nach einer weiteren halben Stunde strengen Marsches den Hof endlich erreichte, fühlte er sich gänzlich ausgepumpt. Ihm war schwindelig, und die Zunge hing ihm schwer im trockenen Gaumen.
Justus würde ihm heftige Vorhaltungen machen, weil er sich nicht mal ein Getränk mitgenommen hatte. Aber so war Niklas schon immer. Den Kopf voll mit Gedanken, vergaß er oft das Naheliegende.
Die Tür zum Wohnhaus stand offen. Niklas stellte den Rucksack in der Diele ab und ging in die Küche, wo er den Bruder vermutete. Der Raum war leer, aber vom nahen Stall drangen Geräusche durch das offene Fenster.
Niklas holte einen Krug mit Zitronenlimonade aus dem Kühlschrank, goss sich ein Glas voll und stürzte den Inhalt in einem Zug hinunter. Dann füllte er abermals das Glas, setzte sich auf die Eckbank und nippte genüsslich an dem Getränk, das kühl durch seine raue Kehle rang und den Nebel vor seinen Augen langsam verscheuchte.
»Deinem hochroten Gesicht nach zu urteilen, bist du mitten in der Bullenhitze den Berg heraufgekraxelt«, vernahm er da die Stimme von Justus. Der dreiunddreißigjährige Bauer stand in der Tür, hatte die Hände in die Hüften gestemmt und betrachtete kopfschüttelnd den Bruder. »Warum hast du mich denn net angerufen? Ich hätte dich doch abgeholt.«
Bevor Niklas antworten konnte, trat er näher und zog den Krug mit der Limonade beiseite.
»Und dann stürzt du auch noch das eiskalte Getränk hinunter, statt deinen hoch getourten Kreislauf langsam wieder herunterzufahren«, tadelte Justus mit unwillig gerunzelter Stirn weiter. »Willst du unserem Bergdoktor Arbeit bescheren? Ist schon so mancher mit einem Hitzschlag zusammengeklappt, weil er unvernünftig war.«
»Upps, ich bin zu Hause«, bemerkte Niklas trocken und grinste den Bruder an. »Dein Genörgel ist mir in Innsbruck richtig abgegangen.«
Jetzt musste auch Justus lachen.
»Willkommen daheim, Kleiner«, sagte er schmunzelnd und breitete die Arme aus.
»Ich freu mich auch, Großer«, erwiderte Niklas, obwohl die Bezeichnung nicht stimmte. Er überragte den Älteren fast um eine Haupteslänge.
Die Brüder klopften sich gegenseitig herzlich auf den Rücken, was ihr übliches Begrüßungsritual war. Dann ließ Justus von dem Jüngeren ab und betrachtete nochmals kritisch dessen Gesicht.
»Deine Gesichtsfarbe wird langsam wieder normal«, meinte er erleichtert und wies mit dem Kopf zu der Limonade. »Du scheinst einen Magen wie ein Ross zu haben. Mir wäre bei dem kalten Getränk übel geworden.«
»Wenn du dich wie ich in den letzten Jahren hauptsächlich von Fastfood und Cola ernährt hättest, würdest du dich net mehr wundern«, konterte Niklas. Er legte den Kopf zurück. »Aber da du es schon ansprichst … Ich hab einen Bärenhunger. Wie wär’s mit einer doppelten Portion deines unschlagbar leckeren Champignon-Omeletts?«
Justus schüttelte fassungslos den Kopf.
»Wenn ich mich grad von einem Beinahekreislaufkollaps erholt hätte, stünde mir der Sinn gewiss net nach Völlerei. Aber du hast ja schon immer den Eltern die Haare vom Kopf gefuttert.« Er sah ein wenig unglücklich an sich herunter. »Ist mir ein Rätsel, wieso ich zum Bauchansatz neige und du trotz deines Hangs zur Maßlosigkeit rank und schlank bleibst.«
»Ich bin ein Stück länger als du, da passt mehr rein.« Niklas grinste und trank ungeniert auch den Rest der Limonade.
»In der Forschungsstation der Antarktis werden sie Probleme haben, einen solchen Vielfraß wie dich zu verköstigen«, erwiderte Justus über die Schulter hinweg, während er die Bratpfanne aus dem Einschub beim Herd holte. »So viel Nahrung können sie gar net heranschaffen, damit du satt wirst.«
Er hob den Kopf und blickte zum Bruder, der nun gedankenvoll sein Glas in den Händen drehte. Die betrübte Miene des Jüngeren ließ ihn falsche Schlüsse ziehen.
»Sei net gar so betrübt, wenn man dir inzwischen abgesagt hat, Niklas«, meinte er mitfühlend. »Zwar will ich deine Qualifikation net anzweifeln. Trotzdem hätte es mich doch sehr erstaunt, wenn man einen Grünschnabel wie dich, der sich erst noch die Hörner abstoßen muss, inmitten der abgeklärten Forscherriege aufgenommen hätte. Verdiene dir erst mal deine Sporen in heimatlichen Gefilden, statt gleich in die Ferne zu schweifen.«
Niklas seufzte leise. Er stand auf, ging zum Bruder und legte ihm schwer die Hand auf die Schulter.
»Ich habe inzwischen tatsächlich Antwort auf meine Bewerbung erhalten. Aber die ist positiv, Justus«, sagte er ernst. »Mag sein, dass die alteingesessenen Forscher der Station net grad erbaut davon sind, einen Neuling wie mich unter ihre Fittiche nehmen zu müssen. Trotzdem will man auch dem Nachwuchs eine Chance geben, und da ich als bester meines Studiengangs abgeschlossen habe, bin ich nun der Auserwählte. Ich werde St. Christoph schon bald verlassen.«
Verdutzt blickte Justus auf und stellte die eiserne Pfanne eine Spur zu hart auf den Herd.
»Erwarte net, dass ich jetzt in einen Freudentaumel ausbreche«, stieß er heiser hervor, als er die Sprache wiederfand. »Das muss ich erst mal verdauen.«
***
Der Bergdoktor, wie Dr. Martin Burger von seinen Patienten respektvoll genannt wurde, lächelte der alten Frau aufmunternd zu, während er sie zur Tür geleitete.
Die Burgl war für heute seine letzte Patientin, denn es war Mittwoch, und da war am Nachmittag keine Sprechstunde.
»Nimm die Tabletten genau so, wie ich es dir aufgeschrieben habe, Burgl. Dann geht’s dir bald wieder besser«, meinte er begütigend.
»Ach Herr Doktor, mir geht’s doch schon fast wieder gut«, seufzte die ehemalige Magd und strahlte den Arzt an. »Manchmal braucht man halt auch mal was für die Seele. Wenn man niemanden hat, mit dem man reden kann, wo soll man dann seinen Kummer abladen? Sie hören mir wenigstens zu.« Sie packte den Gehstock fester und stakste davon, wobei ihre Haltung schon nicht mehr so gebeugt war.
»Typischer Fall von chronischer Einsamkeit«, bemerkte Sabine Burger seufzend und blickte der alten Frau mitfühlend hinterher, bevor sie die Tür der Praxis abschloss.
Die aus Wien stammende Ehefrau des Bergdoktors war ebenfalls Ärztin und half in der Praxis mit, wann immer es nötig war, so wie heute. Auch in der »Miniklinik«, wie die medizinische Einrichtung im Praxisanbau im Volksmund genannt wurde, war sie ihrem Mann eine unentbehrliche Hilfe. So überwachte sie beispielsweise bei Operationen als ausgebildete Anästhesistin die Narkose.
Martin Burger nickte besorgt. »Seit die Burgl im Ruhestand ist und in ihrem winzigen Zimmer im Anbau vom Pfarrheim haust, geht’s immer mehr bergab mit ihr. Als sie noch auf ihrem geliebten Hof herumwuseln durfte, auf dem sie fast fünfzig Jahre Dienst getan hat, war sie weit rüstiger. Doch jetzt plagen sie ständig neue Wehwehchen.«
»In Wahrheit fehlt ihr nix, sie will nur plaudern«, seufzte Sabine. »Ist auch eine Schande, dass man die alte Frau ihrer Heimat beraubt hat. Warum durfte sie ihren Lebensabend net auf dem Krügerhof verbringen? Ein bisserl hätte sie sich dort noch nützlich machen können und würde dank ihrer Rente dem Bauern net mal finanziell zur Last fallen.«
Dr. Burger zuckte die Schultern.
»Die alten Krügers hatten keine Kinder und haben ihren Hof inzwischen verkauft. Der jetzige Besitzer will daraus eine Ferienanlage machen, in der sich Familien vom Alltagsstress erholen sollen. Weil er versprochen hat, das alte Gehöft äußerlich net zu verändern, hat der Gemeinderat zugestimmt. Deshalb ist dort leider kein Platz mehr für die Burgl.«