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Niemand in St. Christoph ahnt etwas von Franziskas Geheimnis. Die stille, unscheinbare Magd tritt einmal in der Woche in Mayrhofen als Sängerin auf. Unter ihrem zweiten Vornamen Zita schlüpft sie dann in fesche Dirndl und macht sich so auffällig zurecht, wie sie es im Alltag niemals wagen würde.
Mit ihren Heimatliedern reißt sie ihr Publikum mit. So mancher Mann würde der schönen Zita gern näherkommen, aber ihr Herz ist nicht mehr frei. Heimlich ist sie seit Langem in ihren Nachbarn verliebt, auch wenn Veit keinen Blick für sie übrig hat.
Da führt das Schicksal Veit eines Abends in das Lokal, in dem Franziska auftritt. Er erkennt die junge Sängerin nicht, aber ihre gefühlvollen Lieder und ihr Lächeln bezaubern ihn. Keinen Blick kann er von ihr lassen, deshalb lädt er sie nach ihrem Auftritt zu einem Spaziergang im Mondschein ein ...
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Seitenzahl: 121
Veröffentlichungsjahr: 2014
Cover
Impressum
Träumereien einer Magd
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Michael Wolf / Bastei Verlag
Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-8387-5920-3
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Träumereien einer Magd
Seit jener Nacht glaubt sie an die Liebe
Von Andreas Kufsteiner
Niemand in St. Christoph ahnt etwas von Franziskas Geheimnis. Die stille, unscheinbare Magd tritt einmal in der Woche in Mayrhofen als Sängerin auf. Unter ihrem zweiten Vornamen Zita schlüpft sie dann in fesche Dirndl und macht sich so auffällig zurecht, wie sie es im Alltag niemals wagen würde. Mit ihren Heimatliedern reißt sie ihr Publikum mit. So mancher Mann würde der schönen Zita gern näherkommen, aber ihr Herz ist nicht mehr frei. Heimlich ist sie seit Langem in ihren Nachbarn verliebt, auch wenn Veit keinen Blick für sie übrig hat.
Da führt das Schicksal Veit eines Abends in das Lokal, in dem Franziska auftritt. Er erkennt die junge Sängerin nicht, aber ihre gefühlvollen Lieder und ihr Lächeln bezaubern ihn. Keinen Blick kann er von ihr lassen, deshalb lädt er sie nach ihrem Auftritt zu einem Spaziergang im Mondschein ein …
»Was machst du denn da, Feigl?« Entsetzt wirbelte Franziska Stadler herum.
Sie war gerade dabei, die Wäsche im Garten ihres Großvaters aufzuhängen. Das herrliche Sommerwetter musste doch genutzt werden!
Der Wind spielte mit den Hemden auf der Leine. Man konnte beinahe zuschauen, wie alles trocknete. Nun jedoch ließ die Zweiundzwanzigjährige das letzte Wäschestück ins Gras fallen und schlug die Hände vor der Brust zusammen.
»Ach du lieber Himmel! Feigl!«
Feigl war eine braune Kuh mit blonden Locken zwischen ihren leicht nach oben gebogenen Hörnern. Sie stand auf der nahe gelegenen Weide und entließ gerade einen Urinstrahl ins Gras, aber anstatt gelb war der Strahl blutrot!
So etwas hatte Franziska noch nie gesehen. Dabei lebte sie nun schon seit sieben Jahren bei ihrem Großvater in den Bergen.
Josef Stadler hatte sie aufgenommen, als ihre Eltern bei einem Zugunglück ums Leben gekommen waren. Seit ihrem Schulabschluss arbeitete sie als Magd und hatte schon einiges erlebt. Aber was, um alles in der Welt, war das?!
»Das muss behandelt werden.« Ihr Nachbar tauchte hinter dem Gartenzaun auf. Veit Kornbacher war ein hochgewachsener Mann mit sonnengebräunter Haut und einer kräftigen Statur. Sein markantes Gesicht wurde von leuchtend blauen Augen dominiert, die ernst und nachdenklich blickten.
Veit war vor einem Jahr nach St. Christoph gezogen und hatte aus einem reparaturbedürftigen Bauernhof einen blühenden Betrieb gemacht. Seine kräftigen Hände verrieten, dass er keine harte Arbeit scheute und alles tat, um ein einmal gesetztes Ziel zu erreichen. Dass er dabei nicht sonderlich viele Worte machte und den meisten Menschen aus dem Weg ging, störte Franziska nicht. Sie hatte ihn ins Herz geschlossen.
Würde er eine Frau mit derselben Hingabe lieben, mit der er seiner Arbeit nachging? Franziskas Herz machte bei diesem Gedanken einen verräterischen Satz, aber sie gestattete sich nicht, ihren Träumereien nachzuhängen, sondern konzentrierte sich auf den blutroten Urinstrahl.
»Weißt du, was Feigl fehlt?«
»Feigl?« Ihr Nachbar runzelte die Stirn. »Ist das der Name der Kuh? Bedeutet Feigl auf tirolerisch net Veilchen?« Ein Schmunzeln erhellte sein Gesicht, als er das Tier betrachtete, das gut und gern seine siebenhundert Kilogramm auf die Waage brachte und alles andere als ein zartes Veilchen war.
»Mein Großvater hat sie so genannt, weil der braune Fleck auf ihrem Fell die Form einer Veilchenblüte hat.«
»Stimmt. Da ist was dran.«
»Was fehlt ihr denn nun?«
»Feigl hat die Stallröte. So nennt man es, wenn eine Kuh nur noch Blut lässt.« Veit trat vor die Kuh hin, nahm ihren Kopf in beide Hände und schaute ihr forschend ins Maul. Dann nickte er, als hätte er genau das gefunden, was er vermutet hatte. »Sie hat Adlerfarn gefressen.«
»Adlerfarn? Wo kann sie den nur gefunden haben?«
»Diese Pflanze wächst häufig an Waldrändern und ist giftig für Rinder.«
Franziska schlug die Hände vor der Brust zusammen.
»Feigl reißt gern einmal aus. Erst gestern musste ich sie suchen, weil sie ein Loch im Weidezaun entdeckt und genutzt hatte, um zu verschwinden.«
»Vermutlich hat sie bei diesem heimlichen Ausflug unterwegs Adlerfarn gefunden und gefressen.«
»Ist das schlimm?«
»In größeren Mengen schon, aber es gibt da ein Mittel, das ihr helfen müsste. Warte, ich bin gleich wieder da.« Veit strebte mit langen Schritten zu seinem Hof und kam wenig später mit einem Eimer zurück, den er Franziska in die Hand drückte.
Sie warf einen Blick hinein und verzog das Gesicht, denn in dem Eimer krabbelten zahlreiche Ameisen auf verschiedenen Körnern herum!
»Was soll ich denn damit?«
»Das ist Kraftfutter, gemischt mit Salz und Ameisen. Kühe fressen das gern, und die Säure der Ameisen soll gegen die Stallröte helfen. Gib Feigl drei Tage lang von der Mischung zu fressen, danach sollte es ihr besser gehen. Wenn net, müsst ihr den Tierarzt rufen. Und gib gut Acht, dass sie nimmer an den Adlerfarn herankommt.«
»Das werde ich.« Franziska nickte und hielt der Kuh den Eimer hin. Tatsächlich schienen Feigl die Krabbeltiere in ihrem Futter zu schmecken. »Dank dir schön, Veit.« Die junge Magd blickte auf und hatte das Gefühl, in den blauen Augen ihres Gegenübers zu ertrinken. Sie hatte Veit ihn gern. Sehr gern sogar. »Magst du auf ein Glaserl Milch hereinkommen?«
»Ein anderes Mal. Ich muss zurück an die Arbeit.« Er strich sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Bei dieser Hitze dauert jeder Handgriff länger als sonst.«
»Das stimmt. Am liebsten würde man sich tagsüber im Kühlschrank einschließen und erst abends wieder rauskommen.« Franziska blies ihren verschwitzten Pony aus der Stirn. Der Sommer machte seinem Namen heuer wirklich alle Ehre. Selbst hier in den Bergen kletterten die Temperaturen auf dreißig Grad. »Magst du vielleicht ein Eis zur Abkühlung?«
»Das geht net. Ich muss jetzt wirklich los … äh …« Fragend sah er sie an.
Franziska stutzte, bis ihr aufging, dass ihm ihr Name nicht einfallen wollte.
»Franzi«, half sie ihm aus.
»Genau. Ich muss jetzt wirklich los, Franzi. Gute Besserung für Feigl.« Grüßend hob Veit den Arm und stapfte zurück zu seinem Hof.
Franziska schaute ihm verträumt nach. Wie mochte es sein, von seinen starken Armen gehalten zu werden? Seite an Seite mit ihm zu leben und …
Aber wohin verstiegen sich ihre Gedanken denn da? Ihr Nachbar hatte kaum einen Blick für sie und konnte sich noch nicht einmal ihren Namen merken! Es war reichlich unwahrscheinlich, dass er jemals mehr in ihr sehen würde als eine flüchtige Bekannte.
Ein leises Seufzen entfuhr ihr.
»Abgeblitzt?«, fragte plötzlich eine helle Stimme hinter ihr.
Franziska fuhr herum.
»Nina!« Ihre Stimmung hob sich, als sie ihre Freundin entdeckte. Nina war Krankenschwester und hatte häufig abends oder am Wochenende Dienst, aber das tat ihrer Freundschaft keinen Abbruch. »Wie schön, dich zu sehen! Aber was meinst du mit abgeblitzt?«
»Ich hab zufällig einen Teil eurer Unterhaltung mit angehört. Veit scheint keine Ahnung zu haben, wie gern du ihn hast.«
»Oh, ist das wirklich so offensichtlich?«, stotterte Franziska, während sich ihre Wangen erwärmten.
»Nur für ein geübtes Auge.« Nina zwinkerte ihr zu. »Aber was findest du an ihm bloß so anziehend? Er ist abweisend und mürrisch.«
»Du kennst ihn eben net so, wie ich ihn kenne. Er ist anständig und warmherzig. Im April, als es tagelang net geregnet hatte, hat er im Wald eine winzige Pfütze mit Kaulquappen entdeckt. Eine Kröte hatte ihren Laich dort abgesetzt, als die Wasserstelle noch größer war, aber im Lauf der Wochen war die Pfütze beinahe ausgetrocknet. Veit hat einen Eimer geholt, um die Jungen aufzusammeln und im See auszusetzen, damit sie eine Chance haben. Welcher Mann läuft stundenlang durch den Wald, um Kaulquappen zu retten?«
»Keine Ahnung, aber ich fürchte, dieser Mann interessiert sich nur für sich selbst. Überleg mal: Was kannst du mir alles über ihn erzählen?«
»Na ja … Er wurde in Kufstein geboren und hat immer davon geträumt, einen eigenen Hof zu bewirtschaften. Er ist allergisch gegen Walnüsse und mag keine Mehlspeisen. Dafür liebt er Steaks und Gemüse, das er sogar selbst anbaut. Und abends hört er zur Entspannung gern Musik.«
»Du könntest seine Biografie schreiben, richtig? Und er? Er kann sich net mal deinen Namen merken. Fällt dir daran gar nix auf? Es wäre besser, du würdest für einen anderen Mann schwärmen. Er ist net gut für dich.«
Franziska bückte sich, um das Hemd aufzuheben, das ihr vorhin ins Gras gefallen war. Sie hängte es auf die Leine und zwickte es mit zwei Klammern fest. Dabei dachte sie sorgfältig über ihre Antwort nach.
»Ich glaube, Veit hat eine schlimme Enttäuschung hinter sich. Es muss einen Grund haben, warum er sich niemandem mehr öffnet und allen Menschen aus dem Weg geht.«
»Vielleicht ist er auch nur ein verbitterter Einsiedler. Und selbst, wenn er wirklich schon einmal enttäuscht wurde, kannst du an seiner Vergangenheit nichts ändern. Warum gehst du net mal mit Georg aus? Der Mann ist ganz verrückt nach dir.«
»Mit Georg? Meinst du etwa den Holzhändler aus Mayrhofen?«
»Was glaubst du, warum er ständig hier aufkreuzt und Eier, Milch und was-weiß-ich-noch frisch vom Hof kaufen will? So viele Eier braucht kein Mensch. Das ist für ihn sicherlich nur ein Vorwand, um dich zu sehen.«
Franziska krauste die Nase. Es stimmte, Georg Härtl kam häufig zu ihrem Chef, um frische Hofprodukte zu kaufen, doch er war ihr unheimlich. Seine grauen Augen waren eiskalt und schienen ihr überallhin zu folgen. Er gab sich stets freundlich, aber sie hatte schon beobachtet, dass er dem Hofkater einen Fußtritt gegeben hatte, weil der Kleine ihm um die Beine gestrichen war und gestreichelt werden wollte. Ein Mann, der Katzen misshandelte, kam für sie nicht infrage.
Veit dagegen würde so etwas sicherlich niemals tun. Er hatte ein großes Herz für Tiere. Nur leider nahm er keine Notiz von ihr …
»Musst du heute Abend wieder los?«, fragte Nina.
»Ja.« Franziska schaute sich hastig um, ob jemand die Worte ihrer Freundin mit angehört hatte. Zum Glück waren sie allein.
Ein Abend in der Woche gehörte ihr und ihrem Geheimnis. Nur Nina wusste, dass sie ein Doppelleben führte. Ihr Großvater würde vermutlich einen Herzanfall bekommen, sollte er jemals erfahren, was sie einmal in der Woche tat!
***
»Mei, ist das langweilig!« Missmutig klopfte Ulrike mit ihrem Federhalter auf das Rechenheft. »Wollen wir net lieber spielen?«
»Erst müssen wir die Rechenaufgaben fertig lösen, sonst gibt uns Herr Werth morgen eine Strafarbeit auf.« Tessa blickte von ihrem Heft auf. »Was ist denn los?«
»Es ist viel zu heiß zum Lernen. Ich würde lieber etwas Aufregendes machen.« Ulrike warf ihre blonden Zöpfe über die Schultern zurück und senkte verschwörerisch die Stimme. »Wir könnten uns heimlich wegschleichen und baden gehen.«
»Das würden meine Eltern nie erlauben. Ich darf noch net alleine schwimmen gehen. So gut kann ich es noch net. Und du auch net.« Tessa schüttelte den Kopf. Was ihrer Freundin so alles einfiel! Das neue Schuljahr hatte gerade erst angefangen, aber Ulrike hatte schon genug von den Hausaufgaben.
Die beiden Madeln saßen im Garten des Doktorhauses beisammen. Tessa wohnte hier mit ihren beiden Geschwistern, ihren Eltern, ihrem Großvater und Zenzi, der Wirtschafterin. Ihr Vater war der Bergdoktor. Seine Praxis war im Anbau des Hauses untergebracht, aber dort durfte sie nur hinein, wenn sie krank war und sich nicht wohlfühlte.
Poldi hatte sich zu ihren Füßen zusammengerollt und schlief. Hin und wieder rollte sich der kleine Dackel auf die andere Seite und ruderte dabei mit den Pfoten durch die Luft, als würde er ein Musikstück dirigieren, aber er wachte nicht auf.
»Hallo, ihr!« Hinter dem Gartenzaun tauchte ein weiteres Madel aus Tessas Klasse auf. Es war Lilly, die neu an ihrer Schule war und mit ihren rötlichen Zöpfen und einer Spur aus Sommersprossen quer über ihrer Nase zu jedem Streich aufgelegt war. »Was macht ihr gerade?«
»Hausaufgaben«, murrte Ulrike. »Das ist fade!«
»Glaub ich sofort. Wie wäre es, wenn wir uns einen Korb Kirschen holen?«
»Kirschen wären klasse. Aber wo sollen wir die hernehmen?«
»Vom Kornbacher-Hof. Dort stehen mehrere Bäume voll. Die Äste hängen bis auf die Straße. Da können wir uns bedienen.«
»Das können wir net«, wandte Tessa ein. »Die Kirschen gehören Veit. Wir dürfen sie net einfach nehmen. Außerdem hat Veit einen Hund. Er würde uns net mal in die Nähe der Kirschen lassen.«
»Na und? Ich hab ein Würstchen dabei. Damit können wir Bruno ablenken.«
»Das ist keine gute Idee. Lasst uns lieber zu Ende rechnen und dann etwas spielen.«
»Rechnen können wir später auch noch.«
»Ich werde auf keinen Fall stehlen.«
»Schmarren, stehlen. Der Bauer hat so viele Kirschen, dass er es gar net merken wird, wenn welche fehlen. Außerdem gehören die Kirschen von den Zweigen, die über dem Gehweg hängen, allen. Was ist nun? Kommt ihr mit?«
»Na klar!«, erwiderte Ulrike im selben Augenblick, in dem Tessa »Auf keinen Fall!«, sagte.
»Sei net so feig«, mahnte Lilly. »Nimm es als Mutprobe.«
»Das ist kein Mut, sondern Diebstahl.« Tessa schüttelte entrüstet den Kopf. »Wir kommen net mit.«
»Doch, ich schon.« Ulrike sprang auf und packte die Schulbücher und Hefte in ihren Schulranzen. »Bei dieser Hitze macht das Lernen keinen Spaß. Ich gehe lieber mit Kirschen pflücken. Komm doch mit.«
»Oder traust du dich net?«, stichelte Lilly.
Tessa dachte an den Bauern, der alleweil so grantig dreinschaute, als würde er Steine zum Frühstück verspeisen. Und an seinen Hund, der niemanden in die Nähe des Stalls ließ. Nein, mit den beiden wollte sie sich lieber nicht anlegen. Außerdem kam es ihr falsch, Kirschen zu stehlen, die dem Bauern gehörten.
»Lasst uns hierbleiben. Wir können Zenzi bitten, uns ein Stück Apfelstrudel zu bringen. Mit schöner kühler Milch dazu. Das ist viel besser als Kirschen.«
»Aber net so abenteuerlich.« Ulrike buckelte ihren Schulranzen auf. »Also? Kommst du nun?«
Tessas Herz klopfte wild in ihrer Brust. Ulrike war ihre Freundin, deshalb wollte sie sie nicht allein gehen lassen. Trotzdem sträubte sich alles in ihr dagegen, Kirschen zu stehlen. Sie überlegte noch kurz, dann schüttelte sie lebhaft den Kopf.
»Ich mag das net. Und ihr solltet auch net gehen.«
»Feig bist du!« Lilly lachte hell auf, und Ulrike stimmte mit ein. Dann hakten sich die beiden Madeln unter und gingen davon, ohne sich noch einmal umzuschauen.
Niedergeschlagen blieb Tessa zurück.
Weg waren sie! Hätte sie doch mitgehen sollen? Ulrike war ihre Freundin, aber in diesem Moment erkannte Tessa sie kaum wieder. Ihre Augen begannen zu brennen. Sie blinzelte und schaute auf ihr Rechenheft nieder. Die Lust auf ihre Hausaufgaben war ihr gründlich vergangen.