Der Bergdoktor 1726 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 1726 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Eigentlich verbringt Dr. Martin Burger seine knappe Freizeit am liebsten mit seiner Familie. Doch von Zeit zu Zeit gönnt er sich auch mal eine Männerrunde und frönt seinem Hobby. Der Bergdoktor ist ein leidenschaftlicher Bergsteiger und auch mit Anfang fünfzig noch top in Form. Heute hat er sich mit Dominikus Salt, dem Leiter der Bergwacht, und Benedikt Strobl, einem jungen Bauern aus Altenacker, zu einer schwierigen Tour an der Nordseite des Feldkopfs verabredet. Benedikt, der noch neu ist bei der Bergrettung, soll dabei sein Können unter Beweis stellen. Benedikt führt die Seilschaft sicher an, als er plötzlich an einer äußerst tückischen Stelle eine schockierende Entdeckung macht: Dort, ganz nah am Abhang, liegt ein bewusstloses Madel! Der Ausflug, der so fröhlich begonnen hat, wird zum Albtraum...

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Seitenzahl: 123

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Inhalt

Cover

Impressum

Es führt kein Weg zurück

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Michael Wolf / Bastei Verlag

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-8387-5964-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Es führt kein Weg zurück

Wenn die Reue zu spät kommt

Von Andreas Kufsteiner

Eigentlich verbringt Dr. Martin Burger seine knappe Freizeit am liebsten mit seiner Familie. Doch von Zeit zu Zeit gönnt er sich auch mal eine Männerrunde und frönt seinem Hobby. Der Bergdoktor ist ein leidenschaftlicher Bergsteiger und auch mit Anfang fünfzig noch top in Form.

Heute hat er sich mit Dominikus Salt, dem Leiter der Bergwacht, und Benedikt Strobl, einem jungen Bauern aus Altenacker, zu einer schwierigen Tour an der Nordseite des Feldkopfs verabredet. Benedikt, der noch neu ist bei der Bergrettung, soll dabei sein Können unter Beweis stellen.

Benedikt führt die Seilschaft sicher an, als er plötzlich an einer äußerst tückischen Stelle eine schockierende Entdeckung macht: Dort, ganz nah am Abhang, liegt ein bewusstloses Madel!

Der Ausflug, der so fröhlich begonnen hat, wird zum Albtraum …

Es war noch früh am Morgen. Durch das Fenster, das einen Spaltbreit offen stand, wehte ein laues Lüftchen herein und brachte allerlei feine Gerüche mit sich.

Die Tulpen und Narzissen im nahen Blumenbeet, noch feucht vom Tau, dufteten süß wie der Frühling selber. Im Johannisbeerstrauch sang ein Buchfink sein jubelndes Lied, als wolle er den schönen Frühlingsmorgen auf seine Weise loben.

Der Himmel über St. Christoph war tiefblau, wie blank geputzt, kein Wölkchen mochte sich zeigen. Ein Morgen wie aus dem Bilderbuch und wie gemacht, um ihn in der freien Natur zu verbringen.

Dr. Pankraz Burger seufzte leise. Der rüstige Mittsiebziger saugte die frische Frühlingsluft, die in sein Kabinettl strömte, tief ein und lauschte dabei auf das Morgenkonzert von Meise und Amsel, Grünling und Rotkehlchen.

Immer mehr Strophen kamen hinzu, immer mehr Sänger stimmten in das Konzert der Natur ein. An einem solchen Morgen war es schon eine Schande, krank im Bett zu liegen.

Vor gut einer Woche hatte der ehemalige Landarzt von St. Christoph an einem Treffen des Heimatvereins teilgenommen. Seit er die Praxis in der Kirchgasse seinem Sohn Martin übergeben hatte, beschäftigte der rührige Pensionär sich intensiv mit Heimatgeschichte und war dabei, sogar eine Chronik übers Zillertal zu verfassen.

Bei den Treffen des Heimatvereins stellte er dann die Fortschritte seiner Forschungsarbeit vor. Diesmal hatte er über »St. Christoph vor hundert Jahren« referiert und ein überaus positives Echo von seinen Zuhörern erhalten.

Bester Laune hatte er sich danach einen Rehrücken gegönnt, denn das Treffen hatte im Lokal »Zum Brunnen« in Schwaz stattgefunden. Und einer Portion Tiramisu zum Nachtisch hatte er auch nicht widerstehen können, obwohl ihm klar war, dass er sich besser zurückgehalten hätte.

Der regelmäßige Blick auf die Waage mahnte ihn bereits seit einer Weile, kulinarisch kürzerzutreten. Doch an diesem Abend war Pankraz einfach in Feierlaune gewesen und hatte sich etwas gönnen wollen.

Leider hatte die Nachspeise es im wahrsten Sinne des Wortes in sich gehabt. Bereits am späten Abend hatte der alte Bergdoktor unter Magenkrämpfen, Übelkeit und Erbrechen gelitten. Später war noch Durchfall hinzugekommen, und seine Temperatur hatte die 39 Grad überschritten. Dr. Pankraz Burger hatte sich eine Salmonellose eingefangen!

Martin Burger hatte seinen Vater sogleich ins Bett geschickt, ihm ein fiebersenkendes Mittel gespritzt und behandelte ihn seither mit Ampicillin, einem Antibiotikum, das gut angeschlagen hatte.

Pankraz Burger war zwar noch nicht wieder ganz auf dem Damm, doch er fühlte sich bereits unternehmungslustig und sehnte sich danach, sein Kabinettl endlich verlassen zu können.

Noch hatte sein Sohn Martin ihm dafür allerdings kein grünes Licht gegeben. Leider! Denn jeder Tag, den Pankraz im Bett verbringen musste, bedeutete auch Krankenkost. Sein angegriffener Magen dankte ihm den Haferschleim zwar, doch der Feinschmecker in ihm schüttelte sich bereits beim Anblick des gefüllten Tellers.

Er träumte von allerlei feinen Braten mit saftigen Knödeln, Kraut und süßen Nachspeisen. Allerdings nur von solchen, die durch Zenzi Bachhubers vertrauenswürdige Hände gegangen waren und garantiert keine schädlichen Nebenwirkungen aufwiesen.

Die Hauserin war nun schon seit vierzig Jahren die gute Seele im Doktorhaus. Nach dem viel zu frühen Tod von Pankraz’ Frau hatte sie sich rührend um den Witwer und seinen damals elfjährigen Sohn Martin gekümmert und besaß deshalb eine Sonderstellung. Ja, man konnte ohne Übertreibung behaupten, dass die Zenzi zur Familie gehörte.

Der alte Doktor horchte auf, als nebenan im Wohnzimmer eine Tür ging. Es war Samstag und noch recht zeitig. Dass sein Sohn Martin an diesem Morgen nicht ausschlief, hatte seine Gründe.

Der Bergdoktor, wie ihn die Menschen in St. Christoph voller Respekt und Bewunderung nannten, wollte an diesem Tag eine Kraxeltour unternehmen. Wenn Martin Burger tatsächlich mal etwas freie Zeit hatte – was selten genug vorkam – verbrachte er die meist mit seiner Frau oder der ganzen Familie. Von Zeit zu Zeit gönnte er sich aber auch mal eine Männerrunde und frönte dem Sport. Er war ein leidenschaftlicher Kletterer und auch mit Anfang fünfzig noch top in Form.

Nun wurde die Tür zum Kabinettl geöffnet, und Martin Burger kam herein. Er war groß, um die ein Meter fünfundachtzig, sportlich mit breiten Schultern und schmalen Hüften. In seinem leicht gebräunten Gesicht dominierten die klugen, braunen Augen. Das dunkle Haar wies nur an den Schläfen einen ersten Hauch von Silber auf. Die Lachfältchen um die Augen ließen ihn ebenso sympathisch wie herzlich wirken.

Der Mediziner aus Berufung fand zu jedem gleich Zugang, er hatte einen besonderen Draht zu seinen Mitmenschen und verfügte zudem über ein immenses Einfühlungsvermögen. Seine Arbeit endete nicht mit dem Schluss der Sprechstunde und schon gar nicht mit der Diagnose und Behandlung körperlicher Beschwerden und Krankheiten.

Der Bergdoktor von St. Christoph kümmerte sich stets um den ganzen Menschen. Er sah das Schicksal hinter der Krankheit, die Not und die Hilflosigkeit angesichts schwerer Leiden und Heimsuchungen. Er sah die Einsamkeit und die stumme Bitte um Beistand im Blick der Leidenden, Kranken und Schwachen. Und sein mitfühlendes Herz erbarmte sich aller. Rund ums Jahr und, wenn nötig, auch rund um die Uhr war er für seine Patienten da.

Neben seiner Ausbildung zum Allgemeinmediziner hatte er auch eine Qualifikation als Unfallchirurg. In der Praxis, die in einem Anbau des Doktorhauses untergebracht war, gab es nicht nur einen vollständigen OP, ein Labor und Röntgenraum, sondern auch zwei Krankenzimmer. Die Bewohner von St. Christoph nannten dies die »Miniklinik«.

Pankraz Burger war stolz auf seinen tüchtigen Sohn. Doch als der ihm nun riet, noch ein paar Tage Bettruhe zu wahren, zeigte der alte Bergdoktor sich entschieden anderer Meinung.

»Die Symptome sind abgeklungen. Ich könnte heute durchaus aufstehen und mit euch frühstücken. Mei, Bub, ich sehne mich nach Gesellschaft. Noch nie kam mir mein Kabinettl so klein vor«, gestand er mit einem Seufzer ein.

Martin Burger musste lächeln. »Ich versteh dich ja, Vater. Zenzis Haferschleim hängt dir vermutlich bereits zum Hals raus, net wahr?«

»Und weiter.« Pankraz warf seinem Sohn einen leidenden Blick zu. »Wie soll man denn gesund werden, wenn draußen die Natur grünt und blüht und doch unerreichbar bleibt?«

Martin schaute auf den Zettel, der neben einer Medikamentenschachtel auf dem Nachttisch lag.

»Wir haben heut den siebten Tag mit einer Dosierung von drei Mal zwei Ampicillin täglich. Das ist schon ganz gut. Du hast keine Symptome mehr.«

»Freilich net, das sag ich doch!«

Der Bergdoktor zeigt sich unbeeindruckt. Während er seinem Vater den Blutdruck maß, meinte er nur: »Wir wissen doch beide, dass Ärzte die schlimmsten Patienten sind. Was würdest du denn einem Kranken in dieser Situation raten? Rein sachlich.«

»Ja, mei.« Pankraz grummelte unwillig. »Die Medikation noch zwei bis drei Tage nach Abklingen der Symptome fortführen.«

»Eben.« Dr. Burger nahm die Manschette vom Oberarm seines Vaters ab. »Der Blutdruck ist leicht erhöht, aber noch im vertretbaren Rahmen. Die kleine Haferschleimdiät tut dir auch in dieser Beziehung gut. Willst du also ein braver Patient sein und dich noch drei Tage gedulden?«

»Ungern.« Pankraz verzog den Mund. »Aber wenn es sein muss …«

»Schön. Hernach wirst du es mir zu danken wissen.«

Der alte Bergdoktor bedachte seinen Sohn mit einem Blick, der eher das Gegenteil ausdrückte. Dann wollte er wissen: »Wohin geht’s denn heut? Ich möchte wenigstens in Gedanken dabei sein.«

Martin stellte seine Tasche weg und lächelte entspannt.

»Wir wandern ein bisserl am Feldkopf. Der Dominikus hat den Benedikt Strobl aus Altenacker für die Bergwacht gewinnen können. Der Bursch ist ein Ass in der Wand. Jetzt will der Dominikus noch feststellen, ob er auch genügend Verantwortungsbewusstsein hat, um bei der Bergwacht dabei zu sein.«

»Ein gefestigter Charakter kann da net schaden«, sinnierte Pankraz. »Wenn die Burschen nur auffi stürmen, ist keinem geholfen.«

»Da kann ich dir net widersprechen«, meinte Martin, der schon viele Einsätze der Bergwacht als Mediziner begleitet hatte.

Ein Klopfen an der Tür kündigte nun Zenzi an. Sie brachte ein Tablett mit Kamillentee und Haferschleim und lächelte zuckersüß in die Leidensmiene des Kranken. Der warf seinem Sohn einen vorwurfsvollen Blick zu und fragte: »Noch drei ganze Tage?«

»Wir gehen lieber auf Nummer sicher«, bestätigte er.

Pankraz schnüffelte angewidert an seinem Teller.

»Geh, Zenzerl, kannst du net was dran tun, das den Geschmack verbessert? Zum Beispiel ein Rührei mit Schinken?«

»Gewiss, das tu ich gern«, versicherte sie schmunzelnd. »In drei Tagen, wie der Martin es gerade gesagt hat …«

***

Wenig später versammelte sich die Familie zum Frühstück. Martin Burger hatte in der Zwischenzeit seine Kletterausrüstung bereitgelegt und alles sorgsam überprüft. Als er nun das Esszimmer betrat, setzte seine Frau Sabine gerade das Nesthäkchen Laura in den Hochstuhl.

Die Stube war vom goldenen Schein der Maisonne erfüllt, und Dr. Burger ging das Herz auf, als er seine schöne Frau einen Moment lang versonnen betrachtete. Sabine war sechzehn Jahre jünger als er, und sie war zu einem Zeitpunkt in sein Leben getreten, als er alle Freude und alles Glück für immer verloren geglaubt hatte.

Damals war der Mediziner bereits verwitwet gewesen. Nach nur einem Jahr Ehe hatte er seine Frau Christl im Kindbett verloren. Er hatte lange gebraucht, um ihren Tod zu akzeptieren, noch länger, um damit leben zu können.

Einzig der Beruf hatte ihm den nötigen Halt gegeben. Irgendwann hatte der engagierte Mediziner wieder Tritt fassen können. Doch sein Herz hatte von der Liebe nichts mehr wissen wollen, bis ihm das Schicksal eines Tages die schöne Dr. Sabine Rodenwald aus Wien über den Weg geschickt hatte.

Zwischen der schlanken Blondine mit den warmen braunen Augen, in denen goldene Tüpfelchen schimmerten, und ihm hatte es auf Anhieb gefunkt. Sabine hatte wieder Freude, Licht und Liebe in sein Leben gebracht, und ihre drei Kinder machten das Glück komplett.

Martin liebte seine Familie über alles und schöpfte aus diesem reichen Quell die Kraft, die sein anstrengender Beruf ihm abverlangte.

Die zweijährige Laura krähte nun fröhlich, und Sabine wandte sich ihrem Mann zu. Sie lächelte ihn liebevoll an, sie tauschten ein Busserl, und er hatte für einen Moment das Gefühl, in ihren schönen, goldgesprenkelten Augen versinken zu können.

»Ach, ihr Erwachsenen«, seufzte Tessa. Mit ihren acht Jahren war sie sehr sensibel, was »peinliches« Verhalten von Erwachsenen anging. »Müsst ihr euch allerweil küssen? Geht denn das net, wenn ihr allein seid?«

»Laura auch Bussi!«, krähte die Kleine und nahm ihrer Schwester so ungewollt den Wind aus den Segeln.

Sabine und Martin drückten Laura ein Busserl auf jede runde Wange und lachten, als die Kleine juchzte.

Der fünfjährige Philipp, der sich selbst »Filli« nannte, stimmte mit ein. Und da Tessa nicht außen vor bleiben wollte, lächelte sie zumindest hoheitsvoll und wollte wissen, wann denn nun Tante Rika käme.

»Bald«, versprach ihre Mutter. »Gleich nach dem Frühstück.«

Sie setzte sich neben ihren Mann, der wissen wollte: »Gehst du denn nachher gleich zum Schlössl? Ich dachte, die Veranstaltung beginnt erst am Nachmittag.«

»Schon. Aber ich freu mich darauf, die Renate endlich wiederzusehen. Ach, es ist lange her, seit wir uns das letzte Mal getroffen haben. Sie ist wirklich sehr engagiert.«

»Wer ist denn diese Renate?«, forschte Tessa interessiert. »Kennst du sie schon lange? Schon seit du ein Madel gewesen bist?«

»So lange noch net. Sie ist eine Studienfreundin von mir«, erzählte Sabine. »Sie ist auch Ärztin geworden, Gynäkologin. Und sie arbeitet ehrenamtlich in einem Verein, der jungen Madeln in Afrika dabei hilft, ihr Leben zu meistern.«

»So einen Verein bräuchten wir da auch, damit große Schwestern net allerweil so frech zu ihren Brüdern sind«, versetzte Filli.

Tessa bedachte ihn mit einem strafenden Blick, während Dr. Burger meinte: »Das gibt sich schon von selbst, wart’s nur ab.«

»Ach, daran glaub ich nimmer«, kam es naseweis von dem Buben.

Die Türklingel machte dem Disput ein Ende, denn nun erschien Sabines Tante Rika Althäuser. Die pensionierte Studienrätin aus Wien wohnte seit einer Weile in St. Christoph und hielt engen Kontakt zu den Burgers. Man verstand sich prächtig, und Rika liebte es, die drei Kinder aus dem Doktorhaus zu hüten.

»Grüßt euch, ihr Lieben«, rief sie fröhlich und drückte allen ein herzhaftes Busserl auf die Wange. »Kommt, wir wollen gleich los. Zuerst in den Tierpark und hernach Eis essen. Na, wie klingt das? Seid ihr dabei?«

Tessa nickte huldvoll, während Filli ein zünftiges Freudengeheul anstimmte, in das die kleine Laura und auch Rauhaardackel Poldi sogleich einfielen. Sabine machte Laura rasch ausgehfertig und wirkte recht erleichtert, als die drei mit Rika das Haus verlassen hatten.

»Nur die Ruhe, mein Schatz«, merkte Martin an und stahl seiner Frau ein verliebtes Busserl. »Jetzt trinken wir noch ein Haferl Kaffee zusammen und genießen unsere traute Zweisamkeit.«

Sabine atmete tief durch, dann zeichnete sich ein entspanntes Lächeln auf ihren ebenmäßigen Zügen ab.

»Eigentlich wollte ich gleich los, aber du hast recht, Martin. Ein klein bisserl Ruhe sollten wir uns erst noch gönnen.«

»Wann hast du Renate Kramer eigentlich zum letzten Mal gesehen? Das muss bei einem Ehemaligentreffen an der Uni gewesen sein, oder?«, sinnierte er.

Sabine nickte. »Ja, das ist wirklich schon ein paar Jahre her. Wir haben uns auf Anhieb wieder so gut verstanden wie im Studium. Und als sie diesen Vortrag in Mayrhofen gehalten hat, letzten Herbst war das, da hat sie mich angerufen. Sie ist unglaublich engagiert für den Verein, sie verbringt ihren Jahresurlaub in Ruanda und arbeitet quasi rund um die Uhr in diesem Ledigenheim. Was sie dort leistet, ist bewundernswert.«

»Das klingt so, als würde sie nur für ihren Beruf leben.«

»Ja, sie ist Ärztin mit Leib und Seele. Aber das ist wohl nicht der einzige Grund, weshalb sie sich ausgerechnet für minderjährige Mütter einsetzt.« Sabine blickte nachdenklich vor sich hin. »Sie war doch selbst mal eine ledige Mutter.«

»Du hast mir die Geschichte bereits unter dem Siegel der Verschwiegenheit erzählt. Sie war noch ein Schulmadel, als sie schwanger geworden ist, net wahr? Und ihre Eltern haben darauf bestanden, dass sie das Kind zur Adoption freigegeben hat.«

»Das war schlimm für sie. Freilich war sie damals viel zu jung, um Mutter zu sein. Ihr Freund ging in die gleiche Klasse, es war mehr so eine Jugendliebe.«