Der Bergdoktor 1767 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 1767 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Was ist bloß mit ihrer besten Freundin passiert? Valerie Hofer macht sich große Sorgen um Karin, die auf dem Brandstetter-Hof in St. Christoph eine Stelle als Erntehelferin angenommen hat. Doch nachdem sie zunächst noch ein paar Mal angerufen hat und begeistert von ihrem Leben auf dem Bauernhof berichtet hat, ist seit einigen Tagen jeder Kontakt abgerissen. Karin meldet sich nicht und ist auch nicht zu erreichen. Von Jost Brandstetter, dem Bauern, bekommt Valerie lediglich die schroffe Erklärung, dass Karin gekündigt habe und überstürzt abgereist sei. Valerie spürt, dass der Bauer lügt. Hat er Karin etwas angetan? Die Ungewissheit lässt Valerie keine Ruhe mehr, und so beschließt sie, sich ebenfalls als Erntehelferin auf dem Brandstetter-Hof zu bewerben ...

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Seitenzahl: 123

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

Cover

Impressum

Das heimliche Treiben der Erntehelferin

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Anne von Sarosdy / Bastei Verlag

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-1251-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Das heimliche Treiben der Erntehelferin

Doch Dr. Burger durchschaute ihren Plan

Von Andreas Kufsteiner

Was ist bloß mit ihrer besten Freundin passiert? Valerie Hofer macht sich große Sorgen um Karin, die auf dem Brandstetter-Hof in St. Christoph eine Stelle als Erntehelferin angenommen hat. Doch nachdem sie zunächst noch ein paar Mal angerufen hat und begeistert von ihrem Leben auf dem Bauernhof berichtet hat, ist seit einigen Tagen jeder Kontakt abgerissen. Karin meldet sich nicht und ist auch nicht zu erreichen. Von Jost Brandstetter, dem Bauern, bekommt Valerie lediglich die schroffe Erklärung, dass Karin gekündigt habe und überstürzt abgereist sei.

Valerie spürt, dass der Bauer lügt. Hat er Karin etwas angetan? Die Ungewissheit lässt Valerie keine Ruhe mehr, und so beschließt sie, sich ebenfalls als Erntehelferin auf dem Brandstetter-Hof zu bewerben …

»Irgendetwas stimmt auf dem Gehöft net.« Zenzi Bachhuber ließ ihre Näharbeit sinken und blickte sorgenvoll den grünen Hang hinauf zu einem Bauernhof am Rande des Dorfes. »Glaub mir, Martin, der Brandstetter-Bauer ist mir net geheuer!«

Dr. Martin Burger ließ seine Fachzeitschrift sinken. Er hatte seine Sprechstunde für diesen Tag beendet und wollte vor dem Abendessen einen Artikel über die Früherkennung von grauem Star lesen. Nun hob er den Kopf und sah seine Wirtschafterin fragend an.

»Was bringt dich zu der Annahme, dass Jost etwas zu verbergen hat, Zenzi?«

»Ganz einfach: Er bleibt immer für sich. Nie geht er mal zum Tanzen oder in die Kirche. Dabei ist er ein junger Mann von achtundzwanzig Jahren. Er sollte jeden Abend ausgehen.«

»Jost lebt sehr zurückgezogen seit der Trennung. Was ist so schlimm daran?«

»Nix, ich finde es nur merkwürdig. Das ist auch net alles. Seine Erntehelferin ist verschwunden. Die Karin wollte in den Ferien auf seinem Hof arbeiten und sich das Geld fürs nächste Semester verdienen. Seit einer Woche hab ich sie nimmer gesehen. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt!«

»Vermutlich hat sie viel zu tun und kommt net ins Dorf herunter.«

»Früher war sie aber jeden Tag da. Sie hat Besorgungen oder einen Spaziergang gemacht. Und jetzt? Nix mehr.« Zenzi tippte mit der Nadel auf die blaue Kinderhose, aus der sie den Saum herauslassen wollte. Sie kümmerte sich seit über vierzig Jahren um die Bewohner des Doktorhauses und gehörte längst wie eine liebe Großmutter zur Familie. »Ich wollte Karin gestern besuchen, aber der Bauer hat mich weggeschickt und gemeint, Karin hätte gekündigt.«

»Und warum glaubst du ihm net?«

»Weil sie die Arbeit auf seinem Hof mochte. Sie wäre net vor der Zeit abgereist. Zumindest net freiwillig. Ich fürchte, Jost steckt hinter ihrem Verschwinden. Wer weiß, was er auf dem Kerbholz hat!« Zenzi wackelte sorgenvoll mit dem Kopf.

»Mit solchen Gerüchten muss man vorsichtig sein, Zenzi.« Martin Burger rückte seinen Gartenstuhl in den Schatten des gelben Sonnenschirms, der vor dem Haus aufgespannt war. Obwohl sich die Sonne bereits den Bergen im Westen zuneigte, war es immer noch drückend heiß. Der Himmel über dem Zillertal war wolkenlos, und die Luft roch nach wilden Kräutern.

Der Bergdoktor liebte die stillen Abendstunden, wenn sein Heimatdorf allmählich zur Ruhe kam und die letzten Traktoren von den Wiesen heimwärts rollten. Das Doktorhaus stand am Waldrand und bot einen wunderbaren Ausblick auf die Berge. Es war ein rustikales Alpenhaus mit einem blühenden Garten. Die Praxis war im Anbau untergebracht und verfügte über moderne Behandlungsräume.

An diesem Nachmittag war seine Frau mit den beiden Mädchen zum Einkaufsbummel in die Stadt gefahren. Die Kinder wuchsen schneller als die Sonnenblumen am Gartenzaun und brauchten dringend neue Kleidung. Nur Filli war daheimgeblieben. Der Bub hatte gerade erst eine Erkältung überstanden und spielte im Garten mit Poldi, dem Familiendackel.

»Was glaubst du, warum Karin nimmer ins Dorf kommt, Zenzi?«, fragte Martin Burger alarmiert.

»Wenn ich das wüsste!« Zenzi hob ratlos die Schultern.

»Zu tun wird sie haben«, warf Pankraz Burger ein. Der Großvater saß mit einer Tasse Tee auf der Gartenbank und streckte genüsslich die nackten Zehen ins Gras. »Hast du gestern wieder eine Folge ’Soko Kitzbühel‘ gesehen, Zenzi?«

»Was hat das denn damit zu tun?«

»Weil du danach an jeder Ecke ein Verbrechen siehst. Letzte Woche hast du mich sogar für einen Einbrecher gehalten. Nur, weil ich im Dunkeln heimgekommen bin. Um ein Haar hätte ich dein Nudelholz zu spüren bekommen.«

Zenzi verzog das Gesicht. »Das war ein Versehen, aber diesmal täusche ich mich net. Karin muss etwas zugestoßen sein. Sie wäre bestimmt net wortlos verschwunden. Das könnt ihr mir glauben. Die Jeggl-Alma sagt, dass Karin in ihrem Laden Stoff für ein neues Dirndl bestellt hat, den sie nie abgeholt hat.«

»Vielleicht ist sie einfach nur unzuverlässig.«

»Diesen Eindruck hatte ich net von ihr.«

»Wenn du dir solche Sorgen machst, solltest du dem Gendarm davon erzählen.«

»Das hab ich schon, aber er sagt, er kann nichts tun, weil es keinen Hinweis auf ein Verbrechen gibt. Karin ist erwachsen und kann tun und lassen, was sie will.«

»Verstehe. Soll ich einmal mit Jost sprechen und nachhaken? Vielleicht kann ich mehr herausfinden.«

»Das wäre schön, aber sei bloß vorsichtig, Martin. Wenn Jost Karin etwas getan hat, wird ihm net gefallen, dass du nachforschst.«

Der Bergdoktor nickte und überlegte sich gerade, ob er gleich noch zum Brandstetter-Hof gehen sollte. Da schrie sein Sohn erschrocken auf.

»Net!« Filli schlug sich eine Hand vor das Gesicht und wimmerte. »Aua!«

»Filli?« Mit einem Satz war Martin Burger auf den Beinen.

Mit seinen fünf Jahren war sein Sohn ein Wirbelwind, wie er im Buche stand. Filli liebte Tiere – sehr zu Zenzis Leidwesen, denn er brachte häufig kranke oder verletzte Viecherln mit heim. So hatten sie im Doktorhaus schon Igel, Eichhörnchen und ein Murmeltier beherbergt.

»Hast du dir wehgetan, Filli?«

»Etwas hat mich gestochen, Vati.« Schnüffelnd ließ der Bub seine Hand sinken. Auf seiner rechten Wange zeichnete sich eine rötliche Schwellung ab, die rasch größer wurde. In ihrer Mitte saß ein Stachel. »Ich wollte nur meinen Ball zwischen den Rosen holen. Da ist es passiert.«

»Das sieht wie der Stich einer Biene aus. Komm mit in die Praxis, Filli. Du musst net weinen. Es wird gleich nimmer wehtun.«

»Die arme Biene. Sie ist bestimmt erschrocken, deshalb hat sie gestochen. Und jetzt hat sie keinen Stachel mehr und muss sterben.« Filli tropfte eine dicke Träne von der Nasenspitze. Seine Schmerzen schienen ihm nicht so viel auszumachen wie der Gedanke, dass die Biene den Stich nicht überleben würde.

Martin Burger legte seinem Sohn einen Arm um die Schultern und nahm ihn mit in sein Behandlungszimmer. Während sich Filli auf die Behandlungsliege fallen ließ, griff der Bergdoktor nach einer Pinzette. Er säuberte die Einstichstelle und zupfte behutsam den Stachel heraus. Anschließend verteilte er eine entzündungshemmende Salbe auf der Wange seines Sohnes. Schließlich holte er einen Kühlakku aus der Küche und wickelte ihn in ein Baumwolltuch.

»Drück ihn auf deine Wange, Filli. Die Kälte wird den Schmerz lindern.«

Bekümmert tat der Bub, wie ihm geheißen war. Seine Wange schwoll immer weiter an, sodass er auf dem rechten Auge kaum noch etwas sehen konnte.

Das war ja eine schöne Bescherung!

Dieser Nachmittag hatte es wirklich in sich. Zuerst das Verschwinden der Erntehelferin und jetzt das. Was würde dieser Tag wohl noch alles für sie bereithalten?

***

»Der Teilnehmer ist zurzeit nicht erreichbar, wird aber über ihren Anruf informiert.« Die automatische Ansage klang kühl und unpersönlich. Dann klickte es, und die Verbindung wurde unterbrochen.

Seufzend ließ Valerie Hofer ihr Telefon sinken und schüttelte bedächtig den Kopf.

Etwas stimmte nicht, das spürte sie bis in jede Faser ihres Körpers hinein. Sie versuchte seit einer Woche, ihre Freundin zu erreichen. Karin hatte einen Sommerjob in den Bergen angenommen, und bisher hatte sie sich jeden Tag gemeldet. Sie hatten telefoniert oder sich Textnachrichten geschickt. Aber seit einer Woche: nichts mehr!

Valerie hatte schon den Bauern angerufen, bei dem ihre Freundin angestellt war. Er hatte ihr gesagt, dass Karin gekündigt hatte und abgereist war. Wohin, das wusste er angeblich nicht. Das kam Valerie merkwürdig vor. Es sah ihrer Freundin nicht ähnlich, einfach alles hinzuschmeißen und zu verschwinden. Ganz und gar nicht.

Und warum ging sie nicht mehr an ihr Handy?

Valeries Blick fiel auf die Pinnwand über ihrem Schreibtisch. Daran war eine Fotografie von der Weihnachtsaufführung ihrer Universität festgemacht. Valerie und Karin hatten damals beide Wichtel gespielt. In ihrer Verkleidung standen sie Arm in Arm vor der Bühne und lachten in die Kamera.

Valerie schluckte trocken, als die Erinnerungen über sie hinwegspülten wie eine kalte Welle.

Wo bist du nur, Karin? Und warum meldest du dich net?

Karin und sie teilten sich seit zwei Jahren ein Zimmer im Studentenwohnheim. Sie wollten beide Lehrerinnen für die erste bis vierte Klasse werden. Während sich Valerie neben dem Studium für Musik interessierte und Zither spielte, war ihre Freundin die sportlichere von ihnen beiden und in mehreren Sportclubs engagiert. Karin war absolut verlässlich und hielt sich immer an ein einmal gegebenes Versprechen. Sie würde nicht einfach abreisen. Oder?

Eine innere Unruhe trieb Valerie um. Sie beschloss, sich das Insulin aus der Apotheke abzuholen, das ihr Hausarzt verschrieben hatte und das der Apotheker erst besorgen musste. Sie hatte seit ihrer Geburt Diabetes. Das Spritzen gehörte so selbstverständlich zu ihrem Leben wie das Atmen.

Valerie schlüpfte in ihre weißen Espadrilles und verließ das Zimmer. Im Wohnheim der Salzburger Universität war es stiller als sonst, aber selbst in den Semesterferien war der Campus niemals ganz verlassen. Es gab immer Studenten, die nicht heimfahren konnten, weil sie noch Prüfungen oder Sommerjobs hatten.

Valerie musste noch eine Hausarbeit in Literatur schreiben, ehe sie zu ihren Eltern nach Hause fuhr. Das war zumindest bis zum Verschwinden ihrer besten Freundin ihr Plan gewesen. Inzwischen stand ein großes Fragezeichen vor ihren Plänen für diesen Sommer.

Als Valerie aus dem Wohnheim hinaus ins Freie trat, stieß sie hörbar den Atem aus. Himmel, war das heiß! Die Luft über dem Campus schien zu flirren vor Hitze, und der Asphalt auf dem nahen Parkplatz wurde weich und floss beinahe davon.

Auf der Wiese kniete ein Student mit einer Kamera und filmte. Er hatte kurze, leicht gewellte Haare in einem hellen Blondton, um das ihn so manches Model beneidet hätte. Seine Kleidung bestand aus einem T-Shirt und Jeans.

»Filmst du das Gras beim Wachsen, Vincent?«, neckte Valerie ihren Zimmernachbarn.

»Warte … warte … Okay. Hab es im Kasten.« Vincent Härtl ließ seine Kamera sinken und grinste breit. »Von wegen Gras! Ich habe gefilmt, wie eine Biene Blütenpollen gesammelt hat.«

»Den nächsten Oscar gewinnst du damit aber net.«

»Zweiflerin!«, tadelte er sie schmunzelnd. »Für meinen Regiekurs soll ich einen Dokumentarfilm drehen. Das Thema ist frei wählbar. Ich habe mich für Insekten entschieden. Man übersieht oft, wie aufregend auch die kleinen Dinge sein können. Wusstest du zum Beispiel, dass eine Biene in ihrem kurzen Leben nur zwei Teelöffel Honig produziert? Ein ganzes Bienenvolk muss für ein Pfund Honig eine Million Blüten anfliegen und legt dabei rund 44.000 Kilometer zurück. Wahnsinn, oder?«

»In der Tat. So viel Mühe für den Honig.«

»Eben!« Vincent verstaute seine Kamera wieder in seiner Tasche. Er liebte Filme – gute, schlechte und alle dazwischen. Später wollte er selbst Regisseur werden. Schon jetzt lebte er ganz und gar für sein Studium. Er bewohnte das Zimmer neben Valerie und Karin. Sie hatten sich angefreundet und halfen einander hin und wieder aus: mit Lebensmitteln, Toilettenpapier oder auch Trost vor einer schwierigen Klausur.

Vincent blickte fragend auf. »Du siehst bedrückt aus, Val. Was ist denn los? Immer noch kein Lebenszeichen von Karin?«

»Leider net.« Valerie ließ sich neben ihn ins Gras sinken und verschränkte die Beine unter sich. »Ich verstehe das net. Seit einer Woche hab ich nix von Karin gehört.«

»Merkwürdig. Hattet ihr vielleicht einen Streit?«

»Ganz und gar net. Es war alles bestens. Wir haben sogar überlegt, ob wir uns in der letzten Ferienwoche einen Kurzurlaub am Meer gönnen. Karin war noch net sicher, ob sie sich das leisten kann, aber wir haben darüber nachgedacht.«

»Und seitdem hast du nix von ihr gehört? Seltsam. Wie hieß das Dorf noch mal, in dem sie arbeiten wollte?«

»St. Christoph. Karin hat eine Stelle auf dem Brandstetter-Hof angenommen. Sie wollte in den Semesterferien dort arbeiten. Ihr Chef sagt, sie hätte gekündigt, aber es fällt mir schwer, das zu glauben. Du weißt, wie knapp Karin bei Kasse ist. Sie wollte im Sommer unbedingt Geld fürs nächste Semester verdienen. Warum sollte sie kündigen und ohne ein Wort verschwinden?«

»Vielleicht hat sie eine bessere Stelle gefunden?«

»Dann hätte sie angerufen und es uns erzählt. Nein, nein, ich fürchte, ihr ist etwas zugestoßen.«

»Hast du dich schon an die Polizei gewandt?«

»Ja, aber sie unternehmen nichts, weil es keinen Hinweis auf ein Verbrechen gibt. Der Beamte, mit dem ich gesprochen habe, geht davon aus, dass Karin spontan verreist ist. Immerhin sind Semesterferien.«

»Für einen Spontanurlaub hätte Karin doch gar kein Geld.«

»Ich weiß, aber das interessiert die Polizei net.«

»Ob sie verunglückt ist?«

»Das bezweifle ich. Ihr Chef sagt, dass all ihre Sachen weg sind.« Valerie biss sich auf die Unterlippe. »Das hört sich vielleicht merkwürdig an, aber ich glaube, dass er Karin etwas angetan hat. Warum sollte er mir sonst vormachen, sie hätte überstürzt gekündigt?«

»Gute Frage.« Vincent hob ratlos die Schultern. »Was machen wir denn jetzt?«

»Karin hat keine Familie mehr, die nachhaken könnte, deshalb muss ich etwas unternehmen. Ich habe mir überlegt, ins Zillertal zu fahren und nach ihr zu suchen. Meine Hausarbeit kann ich auch später in den Ferien noch fertigschreiben.«

»Glaubst du wirklich, du kannst etwas erreichen? Wenn der Bauer etwas zu verbergen hat, wird er dir garantiert nix sagen.«

»Das ist mir klar. Aus diesem Grund werde ich auch unerkannt nachforschen. Herr Brandstetter kennt meinen Namen, weil ich ihn angerufen und nach Karin gefragt habe, deshalb brauche ich eine andere Identität.«

»Du bist also schon entschlossen, ins Zillertal zu fahren?«

»Ja, das bin ich.«

»Kann ich dir irgendwie helfen?«

»Ehrlich gesagt, hatte ich gehofft, dass du das fragen würdest.« Valerie nickte. »Es gibt wirklich etwas, das du für mich tun könntest. Ich habe mir einen Plan ausgedacht, und dafür brauche ich deine Hilfe. Hör zu …«

***

»Ganz ruhig, Liabei.« Behutsam strich Jost Brandstetter schwarzes Steinöl auf das rechte Hinterbein seiner Kuh.

Liabei hatte eine Entzündung und ging deshalb nicht mit den anderen Kühen auf die Weide, sondern blieb im Stall, wo der Bauer ihren Zustand im Auge behalten konnte. Die Schwellung durfte sich auf keinen Fall ausbreiten! Er setzte bei der Behandlung auf Wirkstoffe aus der Natur. Antibiotika wollte er vermeiden, wenn es ging, weil das die Milch für Wochen verdarb und er sie nicht verkaufen konnte.