Der Bergdoktor 1807 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 1807 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Als die hübsche Barbara Lenz und der stattliche Linus Eschweiler einander begegnen, haben beide gleichermaßen das Gefühl, der Blitz hätte eingeschlagen. Linus Eschweiler schwebt im siebten Himmel. Endlich hat er die Frau gefunden, mit der er sein Leben verbringen möchte, und Barbara erwidert seine Liebe von ganzem Herzen.

Doch dem verliebten jungen Paar stehen harte Prüfungen bevor. Denn als Linus seinem Vater von seinen Hochzeitsplänen erzählt, glaubt dieser im ersten Moment, sich verhört zu haben. Sein Sohn will die Lenz-Barbara heiraten, die Frau, die er vor acht Jahren vom Eschweilerhof gejagt hat? Diese Heirat muss er um jeden Preis verhindern! Er hütet nämlich ein dunkles Familiengeheimnis, das niemals ans Licht kommen darf. Um sein Ziel zu erreichen, schreckt der Bauer nicht einmal vor einem Verbrechen zurück ...

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Seitenzahl: 134

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

Cover

Impressum

Vom Hof gejagt!

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Michael Wolf / Bastei Verlag

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-2649-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Vom Hof gejagt!

Roman um Liebe, Hass und Eifersucht

Von Andreas Kufsteiner

Als die hübsche Barbara Lenz und der stattliche Linus Eschweiler einander begegnen, haben beide gleichermaßen das Gefühl, der Blitz hätte eingeschlagen. Linus Eschweiler schwebt im siebten Himmel. Endlich hat er die Frau gefunden, mit der er sein Leben verbringen möchte, und Barbara erwidert seine Liebe von ganzem Herzen.

Doch dem verliebten jungen Paar stehen harte Prüfungen bevor. Denn als Linus seinem Vater von seinen Hochzeitsplänen erzählt, glaubt dieser im ersten Moment, sich verhört zu haben. Sein Sohn will die Lenz-Barbara heiraten, die Frau, die er vor acht Jahren vom Eschweilerhof gejagt hat? Diese Heirat muss er um jeden Preis verhindern! Er hütet nämlich ein dunkles Familiengeheimnis, das niemals ans Licht kommen darf. Um sein Ziel zu erreichen, schreckt der Bauer nicht einmal vor einem Verbrechen zurück …

»Endlich kommst du nach Hause!« Tessa eilte auf ihren Vater zu und warf sich ihm in die Arme, kaum, dass er den Flur betreten hatte.

»Heute gab es mehrere Notfälle«, versuchte Dr. Martin Burger, der Bergdoktor, dem Kind zu erklären.

Als Tessa wild aufschluchzte, sah er bestürzt auf sie nieder.

»Mei, du weinst ja, Schneckerl, was hat es denn gegeben?«, fragte er besorgt und strich der Kleinen über die schwarzbraunen Locken, den Schneckerln, denen Tessa auch ihren Kosenamen verdankte.

»Filli hat behauptet, ich hätte heimlich die Muffins aufgegessen«, brach es aus dem Mädchen heraus, dann weinte es wieder.

Die achtjährige Tessa, die von den Burgers adoptiert worden war, woran aber niemand mehr dachte, hatte ein lebhaftes, heiteres Temperament, und es kam selten vor, dass sie so untröstlich weinte.

Im Wohnzimmer stand sein Sohn Filli an der geöffneten Terrassentür, auch seine Wangen waren gerötet, und er war den Tränen nahe. Der Bub hatte die blonden Haare seiner Mutter geerbt, ein friedfertiges Kind, das sich schon auf die Schule freute. Denn Philipp, der Filli genannt werden wollte, war ein sehr wissbegieriges Kind, was manchmal freilich zu unvorhersehbaren Verwicklungen führte.

Die zweijährige Laura war um diese Zeit schon zu Bett gebracht worden, und wahrscheinlich sang ihre Mutter ihr noch ein Schlaflied vor. Martin vermisste es schmerzlich, wenn er bei seiner Heimkehr von Sabine nicht wie üblich mit einem zärtlichen Kuss begrüßt wurde.

»Die schönen Muffins! Und jetzt ist fast die Hälfte weg«, klagte Zenzi Bachhuber, und es sah ganz danach aus, als ob sie gleich die Hände ringen wollte.

Zenzi Bachhuber war der gute Geist des Doktorhauses und hatte Martin, nachdem seine Mutter so früh verstorben war, mit aufgezogen. Mit ihrem Knoten am Hinterkopf und ihrer schroffen Art wirkte sie etwas altmodisch und einschüchternd, doch sie hatte das Herz auf dem rechten Fleck und liebte »ihre« Familie aufrichtig.

»So viel Müh hab ich mir gegeben! Und das ist der Dank«, fuhr Zenzi fort und warf den Kindern einen unfreundlichen Blick zu.

»Ich weiß immer noch nicht genau, was eigentlich vor sich gegangen ist. Aber ich nehme an, dass es etwas mit den Muffins da draußen auf dem Tisch zu tun hat«, sagte Dr. Burger mit ziemlicher Ungeduld.

Nun trat Dr. Pankraz Burger, Martins Vater, auf den Plan, der die Situation rasch überblickte. Er war eine beeindruckende Gestalt von beachtlicher Leibesfülle, was auf seine Vorliebe für Zenzis leckere Mehlspeisen zurückzuführen war. Er wohnte in dem Kabinettl, das sich an das Esszimmer anschloss, wo er sich oft bis in die Nacht hinein der Niederschrift einer Zillertaler Chronik widmete.

»Folgendes – die Zenzi hat sich wieder einmal erbarmt und die köstlichen Schokoladen-Muffins gebacken, die von der ganzen Familie, besonders aber von dem Schneckerl und mir so sehr geschätzt werden. Dann hat die Zenzi die Platte mit den Muffins auf den Tisch da draußen gestellt, damit sie schneller auskühlen. Nach einer Weile haben wir entdeckt, dass die Platte fast zur Hälfte geplündert worden ist. Nun beschuldigen sich Tessa und Filli gegenseitig, die Übeltäter zu sein.«

Poldi, der Rauhaardackel, bellte kurz auf, als ob er den Ausführungen von Pankraz Nachdruck verleihen wollte.

»Die Tessa ist doch so eine Naschkatze«, erklärte Filli trotzig. »Wer soll es denn sonst gewesen sein?«

»Vielleicht sagst du das nur, weil du selbst …«

»Schluss jetzt!«, fuhr Martin dazwischen. »Wenn niemand gesehen hat, wie sie die Muffins weggenommen hat, ist sie auch nicht schuldig. Dasselbe gilt für dich, Filli. Es kann doch sein, dass jemand durch die hintere Pforte gekommen ist, der den Muffins einfach nicht widerstehen konnte. Schon der Duft verleitet zum Mundraub …«

»Was ist das, Mundraub?«, wollte Filli sofort wissen.

Martin erklärte es ihm, und gemeinsam gingen sie auf die Terrasse, um den »Tatort« eingehender zu besichtigen. Die übrigen Muffins lagen verlockend auf der Platte, sie waren unangetastet geblieben. Auf den Fliesen lagen allerdings ein paar Krümel, als hätte jemand in der Eile das Gebäck ein wenig zerdrückt.

Als sie die versteckte kleine Holzpforte hinten im Garten begutachteten, stellten sie fest, dass sie nicht richtig ins Schloss gefallen war. Die Kinder waren dazu angehalten, die Tür immer sorgfältig zu schließen, sodass sich der Verdacht erhärtete, dass jemand unbefugt in den Garten eingedrungen war.

Martin Burger zog die Brauen zusammen, das gefiel ihm überhaupt nicht. Doch er sagte nichts dazu, denn er wollte die Kinder nicht beunruhigen.

»Aber es kann doch auch eine diebische Elster gewesen sein, oder?«, schlug Filli vor.

»Die stehlen doch nur glitzernde Sachen, Filli«, erwiderte Tessa.

»Wahrscheinlich nur ein dummer Streich«, versuchte ihr Großvater schließlich, das Ganze zu verharmlosen.

»So dumm war das gar nicht. Schließlich hat der Dieb unsere leckeren Muffins bekommen«, murrte Tessa.

Die beiden Kinder waren wieder zur Terrasse zurückgekehrt und standen nachdenklich nebeneinander vor der Platte. Doch Zenzi zog sie ihnen energisch vor der Nase weg und trug sie rasch in die Küche.

»Zenzi! Was hast du vor?«, rief Tessa erschrocken.

»Was glaubst du wohl? Wir wissen schließlich net, wer an den Muffins dran war. Bei Gelegenheit backe ich wieder welche. Aber ich stelle sie ganz gewiss net wieder auf den Terrassentisch«, erwiderte Zenzi.

»Die Zenzi hat ganz recht, obwohl ich auch nicht grad froh darüber bin«, meinte Pankraz. »So, und jetzt decken wir zusammen den Tisch im Esszimmer.«

»Dabei hatte ich mich so darauf gefreut«, beschwerte sich Tessa, befolgte aber genau wie ihr Bruder die Aufforderung ihres Großvaters.

Sabine kam etwas erhitzt vom oberen Stockwerk herunter und beglückte ihren Mann mit dem lang ersehnten Kuss.

»Heut hat es aber gedauert, bis die Laura eingeschlafen ist. Wahrscheinlich durch die Unruhe hier unten«, meinte sie und ordnete Gläser und Besteck auf dem Tisch an.

Aufgeregt durcheinanderredend, berichteten die Kinder sofort, dass wahrscheinlich jemand von außerhalb in den Garten eingedrungen war und die leckeren Muffins von der Platte stibitzt hatte.

»Also keiner von uns«, fügte Tessa mit besonderer Betonung hinzu.

Nun war der Familienfrieden wieder hergestellt, und alle aßen mit gutem Appetit die Reste des Eintopfs vom Mittag, der aufgewärmt noch besser schmeckte. Dazu gab es selbstgebackenes Brot, was alle besonders schätzten. Nur Poldi, der unter dem Tisch an der Seite von Pankraz lauerte, ging leer aus, denn es war ein vegetarisches Gericht. Und so winselte er wehleidig, und sein Herrchen versprach ihm bei nächster Gelegenheit ein besonders üppiges Würstl.

»Das schadet gar nichts, wenn es einmal in der Woche eine fleischlose Mahlzeit gibt. Das ist gut gegen Übergewicht«, ließ sich Sabine vernehmen.

Sie hatte ein wachsames Auge auf die Körperfülle ihres Schwiegervaters – sehr zu dessen Verdruss. Denn sie war der Meinung, dass Pankraz nicht genug auf sich achtete, obwohl er es besser wissen müsste. Außerdem fürchtete sie, dass der Dackel, so wie er von Martins Vater verwöhnt wurde, bald heillos verfettet sein würde.

»Meinst du jetzt mich oder den Poldi?«, fragte Pankraz misstrauisch.

Glücklicherweise wurde Sabine einer Antwort enthoben, weil Tessa, die ein vorlautes Mundwerk hatte, sich zu Wort meldete.

»Die Mama meint euch alle beide, das ist doch klar«, sagte sie unverblümt.

»Kindermund«, murmelte Zenzi.

Doch Pankraz besaß genug Humor, um aufzulachen und Tessa die Schneckerln zu zerzausen, was er nur zu gerne tat. Nur Tessa mochte das nicht so gerne, denn sie war für ihr Alter schon eine recht eitle kleine Person, und daher protestierte sie lautstark. Sie war aber rasch besänftigt, als Zenzi von irgendwoher eine Tafel Schokolade mit Nüssen hervorzauberte, die die Kinder am liebsten aßen.

»Einen kleinen Trost muss es schließlich doch geben für die Muffins«, meinte sie und freute sich, dass ihr die Überraschung gelungen war.

»Du bist halt doch die Beste«, rief Tessa überschwänglich aus, und ihr Bruder stimmte ihr dieses Mal sogar zu.

Ausnahmsweise durften die Kinder nach dem Abendessen noch etwas länger aufbleiben und mit ihrem Großvater »Mensch ärgere dich nicht« spielen, was sie immer mit Begeisterung taten. Denn ihre Eltern wollten nicht, dass sich die Ereignisse des heutigen Tages in ihren Schlaf einschlichen.

Doch so ganz gelang es nicht.

Sabine, die heute mit den Gutenachtgeschichten an der Reihe war, kehrte erst nach geraumer Zeit aus dem Obergeschoss ins Wohnzimmer zurück, wo Martin schon mit einem Glas Wein auf sie wartete.

Aufseufzend ließ sie sich auf das gemütliche Sofa sinken und nahm dankend das Glas an, um sofort einen tiefen Zug daraus zu nehmen.

»Und? Sind ihnen endlich die Augen zugefallen?«, fragte Martin und rückte näher an seine Frau heran.

»Laura schläft wie ein kleiner Engel. Aber die beiden Großen – stell dir vor, Filli hat doch tatsächlich gefragt, ob der Schwarze Jager die Muffins geraubt hätte! Ich wünschte, er würde sich das endlich aus dem Kopf schlagen. Ich hab ihm schon oft genug erklärt, dass es sich bei dem Schwarzen Jager nur um eine Sagengestalt handelt.«

Dr. Pankraz Burger ließ in seine Zillertaler Chronik auch alte Märchen und Sagen einfließen, und der unheimliche Schwarze Jager hatte es den Kindern angetan und verfolgte sie bis in ihre Träume.

Martin musste unwillkürlich lachen.

»Da hat ihr Großvater etwas Schönes angerichtet. Und wie hast du den Filli beruhigt, damit er einschlafen konnte?«

»Ich hab gesagt, der Schwarze Jager würde sich nicht am helllichten Tag zeigen, und er wäre außerdem viel zu grimmig, um Süßes zu mögen.«

»Das klingt überzeugend, Spatzel.«

Martin legte zärtlich den Arm um seine Frau. Sie lehnte sich an ihn und genoss die vertraute Nähe.

»Trotzdem ist mir nicht wohl bei der ganzen Geschichte, auch wenn ich vor den Kindern nichts gesagt habe. Die Vorstellung, dass jemand in unseren Garten eindringt und auf die Terrasse schleicht, gefällt mir überhaupt nicht«, sagte sie nach einer Weile, und Besorgnis schwang in ihrer Stimme mit.

»Mir auch nicht«, pflichtete Martin ihr bei. »Wir sollten ein wachsames Auge auf unser Umfeld haben. Und am besten wäre es sowieso, wenn wir die Terrassentür nur offen lassen, wenn jemand von der Familie in der Nähe ist.«

»Ich werde auch der Zenzi Bescheid sagen. Mich wundert überhaupt, dass sie nichts mitbekommen hat, sie sieht doch sonst immer alles. Es tut mir leid, dass heut so ein Durcheinander im Haus war, du hattest doch einen schweren Tag hinter dir«, fügte Sabine fast entschuldigend hinzu.

»Aber Liebes! Ich bin froh und glücklich, wenn Leben im Doktorhaus ist. Nichts ist schöner für mich, als wieder zu dir und den Kindern zurückzukehren, da darf es ruhig auch einmal laut zugehen«, erklärte er mit liebevollem Nachdruck.

»Wenn du das so siehst«, erwiderte Sabine, und in ihren schönen braunen Augen tanzten goldene Pünktchen, was ihn immer aufs Neue entzückte.

Er war noch genauso verliebt in sie – vielleicht sogar noch mehr – wie am ersten Tag, als er der jungen Anästhesistin aus Wien begegnet war, die in St. Christoph ihrer Tante Rika einen Besuch abgestattet hatte. Auch sie erkannte damals sofort, dass Martin und sie zusammengehörten, obwohl er sechzehn Jahre älter war als sie. Doch Dr. Martin Burger, schlank und sportlich, war auch jetzt noch mit einundfünfzig eine anziehende jugendliche Erscheinung und brachte ihr Herz immer noch zum Klopfen.

Sabine ließ Wien mit seinem verführerischen Glanz hinter sich und blieb in St. Christoph, um mit Martin eine Familie zu gründen. Sie hatte es nie auch nur einen einzigen Augenblick bereut.

Martin Burger hatte nicht mehr gehofft, noch einmal ein Glück zu finden, nachdem ihm großes Leid widerfahren war. Seine erste Frau war bei der Geburt ihres Kindes gestorben und hatte das Kleine mit in den Tod genommen. Das trieb Martin in die Ferne an eine Münchner Klinik, wo er seine chirurgische Ausbildung abschloss. Doch dann kehrte er wieder nach Hause zurück, um die Praxis seines Vaters zu übernehmen.

Er hatte sein ganzes Leben seiner Arbeit gewidmet und die sogenannte Mini-Klinik aufgebaut, wie die Dörfler den Anbau an die ursprüngliche Praxis nannten. Sie enthielt einen OP-Raum für kleinere Eingriffe, ein Labor und sogar zwei Patientenzimmer. Und da Dr. Burger sich nicht nur der Krankheiten seiner Patienten, sondern auch ihrer Sorgen annahm, war er in weitem Umkreis beliebt und angesehen.

Dass er nach fünfzehnjähriger Einsamkeit noch einmal eine Frau fand, die er innig liebte und von der er wiedergeliebt wurde, entschädigte ihn reich für das große Unglück, das hinter ihm lag.

Sabine bedeutete ihm unsagbar viel. Sie war seine unverzichtbare Säule im Alltag, außerdem brachte sie ihre Kenntnisse in die Mini-Klinik mit ein, indem sie in Notfällen aushalf. Vor allem aber war Sabine eine liebevolle Mutter und eine hingebungsvolle Ehefrau.

Eine Woge der Dankbarkeit und leidenschaftlicher Zuneigung wallte in Martin auf, und er zog seine Frau an sich.

»Gehen wir nach oben?«, flüsterte er ihr ins Ohr.

Sabine bedeutete ihm, dass sie genauso empfand, und sie stiegen leise die Treppe hoch zu ihrem Refugium, dem blauen Schlafzimmer. Das wurde so genannt, weil die Ausstattung größtenteils in Blautönen gehalten war. Der mit Herzen bemalte bäuerliche Schrank und das ausladende Himmelbett trugen noch zu der romantischen Atmosphäre bei, die Sabine für ihre Zweisamkeit geschaffen hatte.

Und dort fanden Martin und Sabine immer wieder aufs Neue ihr eheliches Glück.

***

Auch Zenzi Bachhuber machte sich Gedanken darüber, dass jemand auf das Grundstück der Burgers eingedrungen war, ohne dass ein Familienmitglied etwas davon bemerkt hatte. Nicht zuletzt, weil Sabine sie zur Wachsamkeit ermahnt hatte, warf sie nun immer wieder von der Terrassentür im Wohnzimmer einen Blick in den Garten.

Als sie eines Morgens nachschaute, ob schon ein paar Erdbeeren auf dem großen Beet im hinteren Teil des Gartens reif waren, entdeckte sie, dass ihr offensichtlich jemand zuvorgekommen war. An vereinzelten Pflanzen waren die leckeren Früchte abgeerntet worden, was Zenzi mit großem Grimm erfüllte.

Sie entschloss sich, darüber Stillschweigen zu bewahren, um die Familie nicht noch mehr zu beunruhigen. Stattdessen wollte sie sich mit ihrer Freundin, der Jeggl-Alma, beraten, die ihr mit ihrem praktischen Verstand schon oft weitergeholfen hatte.

»Filli, kommst du mit? Ich geh einkaufen«, rief sie ins Haus.

Filli war heute nicht im Kindergarten, weil dort die Windpocken ausgebrochen waren, wovon der Kleine glücklicherweise nicht betroffen war. Er hatte sich zu seinem Großvater ins Kabinettl zurückgezogen, wo sie nun gemeinsam über der Chronik brüteten.

Bestimmt erzählt er dem Buben wieder grausliche Geschichten, dass er nachts nimmer schlafen kann, dachte Zenzi missbilligend. Und daher war ihr sehr daran gelegen, Filli aus dem Kabinettl hervorzulocken, ganz davon abgesehen, dass er wenigstens ein bisschen an die frische Luft kam.

»Magst keine Gutseln von der Alma?«

Das nun erzielte die beabsichtigte Wirkung, und Filli tauchte auf.

»Meinst du, sie hat wieder die Schokoladenkaramellen?«, fragte er hoffnungsvoll, und Zenzi musste ein Lächeln unterdrücken.

»Da müssen wir halt amal nachschauen.«

Die Jeggl-Alma, die wie Zenzi in den Sechzigern war, betrieb einen Laden in der Kirchgasse, wo auch das Doktorhaus stand. Er hieß »Der Dorfbrunnen« und war, nach Ansicht des Bergdoktors, die Brutstätte des Klatsches, womit er nicht ganz unrecht hatte.

Und so schlenderten Zenzi und Filli durch die Kirchgasse, an der Roswitha-Apotheke vorbei, wo ihnen der Inhaber freundlich zuwinkte, zu dem Eckhaus, in dem sich der Dorfladen befand. Im unteren Stockwerk gab es auch noch ein Friseurgeschäft, und im Obergeschoss vermietete die Alma Zimmer.

Als sie das Geschäft betraten, ertönte eine altmodische Klingel. Angenehme Gerüche nach Kräutern und Gewürzen erfüllten den halbdunklen Raum. Auf der Theke waren große Gläser mit verlockendem Inhalt aufgereiht, die sofort Fillis Aufmerksamkeit auf sich zogen.