Der Bergdoktor 1808 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 1808 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Wie konnte Albert mich so verraten? Verzweifelt flieht Greta aus dem festlich beleuchteten Saal in die Nacht hinaus. Auf dem Hof ihrer Familie wartet nichts als Einsamkeit auf sie. Wie soll sie dorthin zurückkehren, nun, wo Albert ihr zum ersten Mal gezeigt hat, was es heißt, zu lieben und geliebt zu werden?

Die Frühlingstage mit ihm zählen zu den schönsten ihres Lebens, aber nach einer ungeheuerlichen Entdeckung liegt ihr Glück in Trümmern. In ihrer Herzensnot läuft Greta vor ihrem Liebsten davon - mit verhängnisvollen Folgen ...

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Seitenzahl: 127

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

Cover

Impressum

Gretas Frühlingsmärchen

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Michael Wolf / Bastei Verlag

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-2650-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Gretas Frühlingsmärchen

Hinreißender Roman um den Zauber der ersten Liebe

Von Andreas Kufsteiner

Wie konnte Albert mich so verraten? Verzweifelt flieht Greta aus dem festlich beleuchteten Saal in die Nacht hinaus. Auf dem Hof ihrer Familie wartet nichts als Einsamkeit auf sie. Wie soll sie dorthin zurückkehren, nun, wo Albert ihr zum ersten Mal gezeigt hat, was es heißt, zu lieben und geliebt zu werden?

Die Frühlingstage mit ihm zählen zu den schönsten ihres Lebens, aber nach einer ungeheuerlichen Entdeckung liegt ihr Glück in Trümmern. In ihrer Herzensnot läuft Greta vor ihrem Liebsten davon – mit verhängnisvollen Folgen …

Oh, das wird Ärger geben. Gunter zog bei dem Gedanken an das Donnerwetter, das daheim auf ihn wartete, unwillkürlich den Kopf ein. Sein Vater würde im Viereck springen. Ganz bestimmt. Es war schon nach zwanzig Uhr, und er hatte vor zwei Stunden zum Abendessen zu Hause sein sollen. Absicht war seine Verspätung nicht gewesen. Vielmehr hatte er beim Proben mit seinen Freunden die Zeit vergessen. Aber ob sein Vater das gelten lassen würde? Vermutlich nicht. Er würde wettern, dass man ihn bis zur Spitze des Kreuzkogels hören konnte.

Na und? Soll er doch, dachte Gunter aufmüpfig. Ich bin achtzehn und kein Baby mehr. Ich kann abends auch länger wegbleiben und mit meiner Band üben. Immerhin haben wir bald einen Auftritt in der Musikantenscheune, dafür müssen wir proben.

Solcherart ermutigt, schritt er kräftig aus. Die Dorfkirche lag bereits hinter ihm, nun eilte er die Straße weiter hinauf. Er lief über die Brücke am Mühlbach und stutzte, als hinter den Bäumen orangefarbener Lichtschein flackerte. Genau in der Richtung des Hofs seiner Eltern.

Ein flaues Gefühl stieg in ihm auf. Feuer! Der Gedanke raste wie ein Komet durch seinen Kopf, und er begann zu rennen, ohne dass er darüber nachdenken musste.

Feuer! Nichts fürchteten die Bauern mehr als den roten Tod. Gunters Herz pochte so heftig, als wollte es ihm aus der Brust springen. Er stürmte durch den Wald und brauchte keine Taschenlampe, weil ihm das Flackern der Flammen den Weg wies.

Bald hörte er tosendes Knacken und Prasseln, und als sich die Bäume vor ihm lichteten, schlug ihm eine entsetzliche Hitzewelle entgegen. Der Stall brannte lichterloh! Aus dem Inneren war das Blöken und Stampfen der Kühe zu vernehmen. Sie waren eingeschlossen!

Gunter blieb stehen, als wäre er gegen eine Wand aus Flammen gelaufen. Im Rauch, der aus dem Stalltor drang, tauchten unvermittelt seine Eltern auf. Hustend trieben sie mehrere Kühe ins Freie. Die Tiere stürmten panisch in die Dunkelheit davon. Brüllend vor Angst.

»Gunter! Endlich!« Sein Vater hatte ihn entdeckt und winkte hektisch. Seine Stimme klang heiser vom Qualm, und sein bärtiges Gesicht war schmutzig vom Ruß. »Kümmere dich um deine Schwester!«

Unwillkürlich richtete Gunter den Blick auf das Haus. Hinter dem Fenster des Kinderzimmers war ein blasses Gesicht zu erkennen. Greta! Sie war lange krank gewesen und zu schmächtig für ihre zehn Jahre. Selbst quer über den Hof hinweg konnte Gunter erkennen, dass ihre Augen weit aufgerissen waren. Angst war in ihr Gesicht gemeißelt.

Auf einmal wurden in der Ferne die Sirenen der Feuerwehr laut. Die Retter kamen! Gunter stieß erleichtert den Atem aus. Nun würde alles gut werden.

Seine Eltern liefen wieder in den brennenden Stall. Noch immer verriet das panische Röhren aus dem Inneren, dass sich weitere Tiere darin befanden. Auch Gunter setzte sich in Bewegung. Er wollte zu seiner Schwester gehen, aber dazu kam er nicht mehr.

Das Feuer wütete bereits zu lange. Das Gebälk des Stalls hielt nicht länger stand. Unvermittelt knirschte es unheilvoll. Und im nächsten Augenblick fiel das Stalldach in sich zusammen! Mit einem gewaltigen Funkenregen stürzte es ein. Die Flammen loderten höher und höher, angetrieben von der neuen Nahrung und dem Wind.

»Nein!« Blankes Entsetzen schoss wie Eis durch Gunters Adern, als das Stalldach seine Eltern unter sich begrub …

»Neeein!« Mit einem Ruck fuhr Gunter in seinem Bett hoch. Sein Atem kam heftig, und der Schlafanzug klebte ihm feucht vom kalten Schweiß auf der Haut. Sein Blick irrlichterte durch die dämmrige Schlafkammer.

Endlich ging ihm auf, dass er nur geträumt hatte. Er lag in seinem Bett. In Sicherheit. Draußen zerriss ein Blitz den Himmel über den Bergen und tauchte die Kammer für einen Sekundenbruchteil in grelles Licht. Es war nur ein Traum gewesen.

Nur ein Traum? Nein, nicht ganz. Die Erinnerungen an jene schicksalhafte Nacht suchten ihn seit zwölf Jahren immer wieder heim. Damals hatten Greta und er ihre Eltern in der Feuersbrunst verloren. Die Rettungskräfte hatten den Verschütteten nicht mehr helfen können.

Gunter hatte rasch erwachsen werden und lernen müssen, den Hof allein zu führen. Er hatte die Felder verpachtet, die er allein nicht bewirtschaften konnte. Die Versicherung der Eltern hatte es ihm ermöglicht, den Stall wiederaufzubauen.

Außerdem kümmerte er sich um Greta, die nach dem Verlust der Eltern lange Zeit getrauert hatte. Monatelang hatte sie kein Wort gesprochen. Was sie mit ansehen musste, hatte sich tief in ihre Seele eingegraben. Gunter war mit ihr zu einem Psychologen gegangen und hatte geduldig alles getan, um seiner kleiner Schwester zu helfen.

Eine Familie hatten sie nicht mehr, deshalb waren sie sich nun alles auf der Welt. Greta wuchs heran, und allmählich verblassten die Schrecken jener Nacht.

Vergessen wurden sie jedoch nie.

Gunter hatte geglaubt, sie würden für immer gemeinsam auf dem Hof leben, aber Greta träumte davon, zu studieren und Lehrerin zu werden. Er hielt das nicht für nötig. Sie hatten ihr Auskommen auf dem Hof! Was wollte sie denn noch mehr?

Greta war jedoch entschlossen, ihr Ziel zu erreichen. Sie legte eine glänzende Matura ab und war im vergangenen Herbst zum Studium nach Salzburg gezogen. Seitdem sah er sie nur noch in den Ferien.

Himmel, wie sie ihm fehlte! Der Hof schien ohne sie nur noch eine leere Hülle zu sein. Er vermisste ihr Lachen und ihr munteres Geplänkel. Die Zeit schien im Moment ihrer Abreise stehen geblieben zu sein.

Greta lebte allein in Salzburg. Das beunruhigte ihn. Sie war ein Madel vom Land. Was konnte ihr alles zustoßen in der Stadt! Die Zeitungen waren voll von Schreckensmeldungen: Unfälle, Überfälle, Einbrüche … Ihm standen die Haare zu Berge, wenn er daran dachte.

Natürlich war auch das Leben in den Bergen nicht frei von Gefahren, doch mit denen waren sie aufgewachsen und wussten, sich davor zu hüten. In der Stadt war ihnen jedoch alles fremd.

Leider hatte er Greta ihren Plan nicht ausreden können. Ihm blieb einzig die Hoffnung, dass sie irgendwann zur Vernunft kommen und heimkehren würde. Allerdings machte es nicht diesen Eindruck. Wenn sie abends miteinander telefonierten, sprudelte seine Schwester regelrecht über vor Begeisterung. Ihr gefiel das Studentenleben überaus gut. Leider.

Grimmig schob Gunter seine Zudecke von sich und tappte barfuß zum Fenster. Mittlerweile war er hellwach. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Schon gar nicht, als er Donner in der Ferne hörte. Ein Unwetter braute sich zusammen!

Unter dem Bett drang ein leises Fiepen hervor. Nanu? Gunter bückte sich und suchte nach der Quelle des Geräuschs. Sein Hund hatte sich unter der Matratze zusammengerollt, den Kopf unter einer Pfote verborgen und winselte. Es war ein Beagle, den er aus dem Tierheim geholt hatte.

»Ein schöner Wachhund bist du mir«, brummte Gunter.

Der Beagle fiepte wieder. Sein Atem kam schnell, als es erneut donnerte.

»Schon gut, Kleiner. Ist nur ein Gewitter. Es wird dir nichts tun. Allerdings war das für diese Nacht gar net angesagt. Da sieht man es mal wieder: Den Meteorologen stehen modernste Ausrüstungen zur Verfügung, trotzdem können sie net mal ein Unwetter vorhersagen. Manchmal könnte man glauben, dass sie net in ihren Computer, sondern in eine Kristallkugel schauen, um ihre Vorhersage zu treffen!«

Gunter richtete sich wieder auf. Dabei fiel sein Blick auf die gerahmte – und schon ein wenig verblichene – Fotografie auf seinem Nachttisch. Darauf lächelten seine Eltern Seite an Seite in die Kamera. Seine Mutter hielt Greta im Arm und Gunter stand an der Hand seines Vaters. Damals hatte noch niemand geahnt, welches schreckliche Ereignis die Familie auseinanderreißen würde.

Der Hof war seit mehreren Generationen im Besitz der Familie. Eine lange Reihe von Landwirten hatte sich um das abgeschiedene Fleckchen Erde gekümmert, es bestellt und geschützt. Das Leben war rau hier in den Bergen, man war Wind und Wetter stärker ausgesetzt als unten im Tal, aber Gunter hätte es nicht anders haben wollen. Wenn er seinen Fuß vor die Tür setzte, hörte er den Bach plätschern und atmete die gute, saubere Luft. Er hörte keinen Verkehrslärm, sondern nur das Läuten der Kuhglocken.

Nein, er konnte sich nicht vorstellen, irgendwo anders zu leben.

Draußen öffnete der Himmel inzwischen seine Schleusen. Es schüttete so heftig, dass der Bach anschwoll. Das Wasser schäumte sprudelnd über Steine und riss Blätter und Äste mit.

Etwas Dunkles tanzte auf dem Wasser auf und ab. Gunter kniff alarmiert die Augen zusammen. War das etwa eine Katze? War sie von den tosenden Massen mitgerissen worden? Sie war fort, ehe er es herausfinden konnte. Sorgenvoll ließ er den Blick schweifen – und riss plötzlich erschrocken die Augen auf. Das Tor zur Weide stand offen!

Er spähte durch die Dunkelheit und versuchte, die Kühe ausfindig zu machen, aber die Wiese war verlassen. Offenbar waren die Tiere fort. Das durfte doch nicht wahr sein! Wie hatte das geschehen können? Die Weide war mit einem Elektrozaun gesichert. Obendrein war das Tor überaus stabil!

Gunter überlegte nicht lange. Er stürmte aus seinem Zimmer, riss im Gehen seine Wetterjacke vom Haken im Flur und schlüpfte in die Gummistiefel. Dann eilte er hinaus.

Im Freien peitschte ihm der Sturm entgegen und verschlug ihm sekundenlang den Atem. Heftiger Regen prasselte auf ihn nieder, als er zur Weide hinüberrannte. Die feuchte Erde schmatzte unter seinen Sohlen.

Ich muss die Kühe finden und heimtreiben, ehe ein Unglück geschieht. Wenn sie in die nahe Talbachklamm stürzen, kann niemand sie retten. Soweit darf ich es net kommen lassen!

Entschlossen folgte Gunter den Spuren, die die Hufe der Tiere in den Boden gegraben hatten. Er zog seine Kapuze tiefer in die Stirn, aber das nutzte nichts. Der Regen drang unter seine Kleidung und rann ihm den Rücken hinunter. Erbittert presste er die Kiefer aufeinander und stürmte weiter.

Der Sturm peitschte die Bäume, bis sie sich neigten und bedrohlich ächzten. Äste stürzten krachend zu Boden. Gunter konnte nur hoffen, mit heiler Haut davonzukommen. Es war keine gute Idee, bei einem Unwetter im Freien herumzulaufen, aber welche Wahl hatte er denn? Wenn er die Tiere ihrem Schicksal überließ, würden sich in alle Winde verstreuen und womöglich sogar abstürzen!

Gunter stürmte eine Anhöhe hinauf. Er hörte das Krachen, reagierte aber zu spät, um das Unheil noch aufzuhalten. Neben ihm stürzte eine Fichte um, gefällt von der Gewalt des Sturms. Er sah den Baum wie eine dunkle Masse auf sich zurasen und wollte zur Seite springen, aber er war nicht schnell genug.

Etwas Schweres begrub ihn unter sich. Der Schmerz raste in Wellen, von seinem rechten Bein ausgehend, durch seinen Leib. Der massive Stamm war auf seinem Fuß gelandet!

Gunter wand sich und versuchte, sich zu befreien, aber der Baum war zu schwer. Er war eingeklemmt! Das Blut rauschte in seinen Ohren. Schmerzen schüttelten ihn. Er wollte fort, aber er konnte es nicht. So machte sich seine Pein in einem Schrei Luft.

Das Tosen des Unwetters verschluckte seine Qual.

***

»Herrschaftszeiten, das ist wirklich kein Wetter für einen Ausflug.« Dominikus Salt umklammerte das Lenkrad seines Geländewagens fester, als eine Böe heranfauchte und an dem Fahrzeug rüttelte. Es regnete heftig. Die Scheibenwischer konnten die Wassermassen kaum bewältigen. »Das hier ist doch kein U-Boot! Ich fühle mich, als würden wir auf dem Grund des Kuckuckssees fahren und net in die Berge.«

»Pass auf! Hier ist der Boden rutschig!« Martin Burger widerstand dem Impuls, sich an seinen Beifahrersitz zu klammern, als die Räder auf dem schlammigen Weg durchdrehten und der Wagen ins Schlingern geriet. Doch sein Begleiter war auf solche Verhältnisse eingerichtet und brachte das Auto wieder unter Kontrolle.

Die Lichter der Scheinwerfer drangen nur wenige Meter weit, dann wurden sie vom Regen und der Dunkelheit verschluckt. Hin und wieder flammte ein Blitz auf und tauchte die Umgebung in gespenstisches Licht.

Der Notruf hatte die Retter aus dem Schlaf gerissen. Ein Senner hatte von seiner Almhütte aus beobachtet, wie ein Mann von einem umstürzenden Baum begraben worden war. Er hatte versucht, dem Unglücklichen zu helfen, aber ihm fehlte die Ausrüstung, deshalb hatte er die Bergwacht alarmiert.

Dr. Martin Burger hatte in dieser Nacht Bereitschaft. Er war Landarzt in seinem Heimatdorf St. Christoph und hatte die Praxis vor vielen Jahren von seinem Vater übernommen. Ehrenamtlich half er bei der Bergwacht mit. Zusammen mit Dominikus Salt hatte er schon so manchen Einsatz bestanden. Darüber waren sie Freunde geworden. Auch in dieser Nacht würden sie sich bewähren müssen. Hoffentlich konnten sie dem Verunglückten noch helfen!

Röhrend malmte sich der Jeep seinen Weg bergauf. Plötzlich geriet er in eine Bodenwelle, und sie wurden tüchtig durchgerüttelt. Martin Burger schlug schmerzhaft mit dem Kopf gegen die Seitenscheibe.

»Vorsicht, wir wollen doch halbwegs heil am Unglücksort ankommen.«

»Ich wollte nur testen, ob du noch wach bist«, grinste Dominikus.

»Wach ist geprahlt. Ohne meinen Morgenkaffee bin ich nur ein halber Mensch.«

»Wem sagst du da!? Ich wär jetzt auch lieber daheim in meinem warmen Bett, mit der Aussicht auf ein ordentliches Frühstück mit Rührei und Speck. Aber das lässt sich alles nachholen. Was uns net umbringt …« Der Leiter der Bergwacht drehte den Kopf zu ihm und zuckte mit den Schultern.

»Schau nach vorn«, mahnte Martin Burger, dem angesichts der Wassermassen, die ihnen entgegenfluteten, mulmig war. Von einer Straße konnte man nicht mehr sprechen. Ein Fluss war das! Die Räder spritzten zischend Fontänen auf. Dazu wehte ihnen der Sturm Zweige und Blätter entgegen.

»Gleich sind wir in Oz«, murmelte Dominikus und richtete seine Aufmerksamkeit wieder nach vorn. »Hoffentlich versperrt weiter oben kein Baum die Straße. Dann müssten wir umkehren. Ich werde net das Leben meiner Männer riskieren.«

Martin Burger schwieg, denn er war lange genug bei der Bergwacht, um zu wissen, dass sein Freund keinen Einsatz abbrechen würde, solange noch ein Mensch in Gefahr war.

Hinter ihnen erhellten weitere Scheinwerfer die frühe Morgenstunde. Sepp und Toni fuhren im Transporter mit der Ausrüstung. Auch sie gehörten seit Jahren zur Bergwacht und wussten, dass sie sich aufeinander verlassen konnten.

Unter ihnen blinkten kurz die Lichter des Dorfes zwischen den Bäumen auf. Vereinzelt nur, weil so früh am Tag kaum jemand wach war.

Martin Burger wusste, dass seine Frau schon auf den Beinen war. Sie war kein Morgenmensch, beileibe nicht, aber wenn er ausrücken musste, fand sie keinen Schlaf mehr.

Ihm wurde warm, als er an sie dachte. Sabine war ebenfalls Ärztin und brachte viel Verständnis auf, wenn ihn seine Arbeit abends oder am Wochenende fort rief. Sie hatten drei Kinder, die ihr Haus mit Leben und Lachen erfüllten und für die er dem Himmel jeden Tag dankte.

Sein Leben war nicht ohne Schicksalsschläge verlaufen, umso dankbarer war er für das Glück, das ihm nun beschieden war. Er wollte etwas zurückgeben, das war einer der Gründe, weshalb er niemals zögerte zu helfen, wenn er gebraucht wurde.