1,99 €
Als Eva Gerlinger nach einiger Zeit in Lugano wieder ihre Heimat, das Zillertal, besucht, um den Sommer dort zu verbringen, quälen sie tiefe Zweifel. Ist ihr Verlobter Mario wirklich der richtige Mann für sie? Er kann es einfach nicht lassen, mit anderen Frauen zu flirten.
Ihrem besten Freund Justus Fichtner ergeht es in der Liebe ähnlich. Seine Eltern wünschen sich schon lange, dass er und die reiche Lehner-Vevi vom Kreuzhof endlich heiraten. Doch die trifft sich ständig mit anderen Männern und benimmt sich wie die Prinzessin auf der Erbse. Nein, mit so einer Frau kann Justus nicht glücklich werden!
Weil sie beide eine Auszeit brauchen, macht er Eva einen Vorschlag: "Weißt du, wir beide werden gemeinsam diesen Sommer verbringen. Ein Sommer in den Bergen, in unserer Heimat, das ist etwas Großartiges. Wir machen eine Geschichte daraus und schreiben alles auf, was wir unternehmen und erleben."
Eva ist sofort Feuer und Flamme. Und zum Abschluss müsse man dieser Geschichte noch einen Titel geben, findet sie, und zwar "Unser Sommermärchen".
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 110
Veröffentlichungsjahr: 2016
Cover
Impressum
Unser Sommermärchen
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Anne von Sarosdy / Bastei Verlag
Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-2899-8
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Unser Sommermärchen
Als zwei Herzen dem Ruf der Liebe folgten
Von Andreas Kufsteiner
Als Eva Gerlinger nach einiger Zeit in Lugano wieder ihre Heimat, das Zillertal, besucht, um den Sommer dort zu verbringen, quälen sie tiefe Zweifel. Ist ihr Verlobter Mario wirklich der richtige Mann für sie? Er kann es einfach nicht lassen, mit anderen Frauen zu flirten.
Ihrem besten Freund Justus Fichtner ergeht es in der Liebe ähnlich. Seine Eltern wünschen sich schon lange, dass er und die reiche Lehner-Vevi vom Kreuzhof endlich heiraten. Doch die trifft sich ständig mit anderen Männern und benimmt sich wie die Prinzessin auf der Erbse. Nein, mit so einer Frau kann Justus nicht glücklich werden!
Weil sie beide eine Auszeit brauchen, macht er Eva einen Vorschlag: »Weißt du, wir beide werden gemeinsam diesen Sommer verbringen. Ein Sommer in den Bergen, in unserer Heimat, das ist etwas Großartiges. Wir machen eine Geschichte daraus und schreiben alles auf, was wir unternehmen und erleben.«
Eva ist sofort Feuer und Flamme. Und zum Abschluss müsse man dieser Geschichte noch einen Titel geben, findet sie, und zwar:»Unser Sommermärchen«.
»Schön, dass du wieder da bist«, sagte Justus. »Ich dachte, du kommst nie mehr zurück. Du warst lange weg.«
»Das stimmt nicht«, widersprach Eva. »Ein Jahr und vier Monate in Lugano, danach ein Fortbildungs-Kurs über sechs Wochen in München an der Hotelfachschule. Zwischendurch bin ich zu Weihnachten und über Neujahr heimgekommen.«
»Aber wir haben uns nur zwischen Tür und Angel gesehen.«
Justus Fichtner verscheuchte eine vorwitzige Bergdohle, die sich an seinem Rucksack zu schaffen machte. Blitzschnell erbeutete sie noch eine halbe Semmel, ehe sie sich rasch von dannen machte.
»Meine Eltern haben großen Wert darauf gelegt, dass ich die Feiertage nur mit ihnen verbringe. Ich konnte ja nicht lange bleiben, daher wollten die beiden am liebsten jede Minute mit mir nutzen«, entgegnete Eva und kramte in ihrer Tasche.
Sie beförderte zwei Äpfel zutage, die so frisch aussahen, als seien sie soeben reif und saftig vom Baum gefallen. Aber es war Ende Juni, und die Tiroler Äpfel waren allesamt noch unreife kleine Kugeln, manche grün, andere rot, je nach Sorte.
Es ließ sich allerdings jetzt schon sagen, dass es im Herbst eine gute Ernte geben würde, vor allem eine hervorragende Apfelernte, denn das Wetter war heuer ein echtes Himmelsgeschenk.
Seit Ende April gab es nicht nur Sonnenschein und Wärme, sondern auch genau die richtige Menge an Regenfällen. Oft regnete es nachts, sodass morgens die Natur erfrischt und blitzblank erwachte.
»Möchtest du einen Apfel?«, fragte die junge Frau.
»Wenn Eva mir einen Apfel gibt, dann beiße ich natürlich sofort hinein.« Justus lachte. »Das hab ich schon früher immer gesagt, wenn du mit den Äpfeln aus eurem Garten bei mir aufgetaucht bist. Wir haben ja selbst so viele Apfelbäume, dass wir ab September jeden Sonnabend einen Apfelverkauf starten.«
»Diese Äpfel hier stammen aus Südamerika«, meinte Eva Gerlinger vergnügt. »Sie schmecken so gut, wie sie aussehen. Trotzdem behaupte ich, dass unsere Tiroler Äpfel die allerbesten auf der Welt sind.«
»Sowieso. Die knackigsten Äpfel und die schönsten Mädchen, das herrlichste Bergpanorama und natürlich die tollsten Burschen – das ist Tirol.«
»Na ja. Männer gibt es überall.« Eva kicherte. »Und zwar in verschiedener Ausführung. Fesch, mutig, sympathisch, egoistisch oder einfach nur nett. Man findet natürlich auch solche, für die es sich nicht lohnt, einen Apfel zu pflücken.«
»Und im Tessin? Sind die Burschen in Lugano etwa Super-Exemplare?«
»Ich kann nichts Nachteiliges über die Tessiner Mannsbilder sagen«, gestand Eva. »Sie haben Temperament. Da macht sich eben der italienische Einschlag bemerkbar. Die Schweizer an sich sind ja eher ein bisschen zurückhaltend. Sagen wir’s mal so: Es erfordert im Allgemeinen recht viel Geduld, bis sie sich zu dir setzen und mit dir reden. Und wenn sie dann endlich reden, musst du dir Zeit nehmen. Bis sie mal richtig in Fahrt kommen – das kann Wochen dauern! Aber nicht im Tessin, da sprudelt so manches regelrecht über. Das ist ja auch kein Wunder, die südliche Atmosphäre tut das Ihrige. In Graubünden, im Engadin oder ganz besonders im Kanton Appenzell sind die Leute natürlich anders, es sind richtige Bergler. Da geht’s gemächlich voran. Mario ist mit mir viel herumgefahren, er hat jede Menge Zeit für mich geopfert. Eigentlich ist ja das Segeln sein Hobby, mir zuliebe hat er oft darauf verzichtet. Ich habe wundervolle Landschaften und bildschöne Städte kennengelernt. Insgesamt gesehen, sind die Schweizer äußerst liebenswerte Menschen. Wohin man auch kommt, man fühlt sich wohl.«
»Mario heißt er also, dein Verlobter.« Justus blickte nachdenklich zum Feldkopfgipfel hinüber.
Im Sonnenlicht strahlte der Gletscher schneeweiß. Es sah aus, als habe jemand unzählige funkelnde Kristalle im ewigen Eis verteilt.
»Mario Francesco Santini.« Eva blickte vor sich hin. »Sein Hotel Rosara in Lugano – Palazzo Rosara heißt es offiziell – kann sich wirklich sehen lassen. Das heißt, es gehört ja noch seinen Eltern. Aber Mario ist der Juniorchef, er übernimmt es in Eigenregie schon im nächsten Jahr. Sein Vater stammt aus Florenz, seine Mutter ist eine waschechte Wienerin. Es geht sehr lebhaft zu bei den Santinis. Manchmal kann es auch ein bisserl laut werden, natürlich nur in den Privaträumen. Aber sie sind wirklich unglaublich nett.«
»Als ich hörte, dass du verlobt ist, hab ich mich sehr gewundert.« Justus räusperte sich. »Das ging aber schnell, Eva. Es war doch hoffentlich nicht deine Absicht, dir den Juniorchef des Hotels zu angeln, in dem du ursprünglich nur beruflich weiterkommen wolltest. Na ja, das hat ja sicher geklappt. Und einen guten Fang hast du dabei auch gemacht, denke ich.«
Eva war empört. »Also, Justus, mach mal einen Punkt! Natürlich war’s nicht meine Absicht, mich an Mario heranzumachen. Du weißt doch, dass ich eher vorsichtig und zurückhaltend bin, wenn’s um Männer geht. Es hat sich so ergeben. Mario spricht fließend italienisch und genauso fließend Deutsch mit einem sehr charmanten Wiener Akzent, den hat er von seiner Mutter. Als ich ankam, hingen ganze Trauben von hübschen, jungen Frauen an ihm. Ich kam mir ein bisschen fad vor. Ein Tiroler Madel aus St. Christoph im schicken Lugano in einem genauso schicken Hotel mit Gästen von überall her …«
»Fad warst du noch nie, Everl.«
»Mir war aber net ganz wohl«, bekannte sie. »Wenn ich nicht so erpicht darauf gewesen wäre, Erfahrungen in einem Viersternehotel zu sammeln, dann hätte ich bestimmt gleich wieder kehrtgemacht und wäre heimgefahren. Aber es war ja auch so schön im Tessin, ganz genau so wie in den Filmen, die man so oft sieht. Unzählige Kinostreifen und TV-Filmchen sind schon im Tessin gedreht worden. Wie gesagt, anfangs war ich ein bissl unsicher. Aber Mario hat mir täglich Mut gemacht.«
»Ist es die große Liebe zwischen euch?«, wollte Justus wissen. »Fährst du bald wieder nach Lugano, um ihn zu heiraten, diesen Mario?«
Eva rupfte nachdenklich ein paar Grashalme aus. Sie war wirklich bildhübsch, eine Traumfee mit blauen Augen und glänzendem, braunem Haar, das in der Sonne golden schimmerte.
An ihrem sechsundzwanzigsten Geburtstag im Mai war sie noch in Lugano gewesen. Justus Fichtner wollte heuer seinen Dreißigsten ganz groß mit Freunden und Bekannten auf dem Alpenhof »Am Steilen Bach« feiern.
Diesen Beinamen, kurz auch »Steilbach« genannt, trug der Fichtner-Hof, weil ganz in der Nähe des Anwesens ein kleiner Wasserfall über den Hang stürzte und weiter unten in den Wiesen zu einem kristallklaren Bach wurde. Das Bächlein plätscherte auch am Hof der Familie Fichtner vorbei und nahm dann seinen Weg bis ins Dorf hinunter, wo es in den großen Brückenbach mündete.
»Du könntest mir mal endlich antworten«, grollte Justus. »Ich warte jetzt genau fünf Minuten. Normalerweise bin ich es gewohnt, dass man mir binnen einer Minute eine halbwegs verständliche Antwort gibt. Warum zögerst du?«
»Nur so.«
»Nur so? Was heißt denn das? Heiratest du ihn oder nicht?«
Eva hüstelte verlegen. »Na ja, eigentlich schon. Es steht auf der Kippe. Es war geplant, dass wir im nächsten Jahr heiraten. Also, gleich zu Anfang des Jahres, wegen der Saison. Die fängt im Tessin ja schon Ende Februar an, das Klima ist so mild.«
»Du stammelst ein bisserl umeinander, Evchen.«
»Ja … Egal … Also, ich werd den Sommer über hierbleiben und auch nicht zwischendurch nach Lugano fahren. Es liegt daran, dass Mario und ich eine Auszeit brauchen.«
»Ach was! Ich dachte, dass es die große Liebe ist.«
Schulterzucken. »Weiß ich noch nicht. Mario ist auf seine Weise wirklich toll, er sieht umwerfend gut aus, er weiß, wie man eine Frau verwöhnt … wie man alle Frauen verwöhnt.«
»Ich verstehe.« Justus nickte. »Er schaut auch gern mal einer anderen in die Augen.«
Eva seufzte. »Ja. Du glaubst ja gar nicht, wie viele hübsche Frauen und Mädchen es in Lugano und in der ganzen Umgebung gibt. Mario behauptet zwar immer, dass er nur ein bisschen flirtet. Das tun hier alle, sagt er. Aber ich komme damit nicht zurecht. Aus einem Flirt kann auch mal mehr werden. Und was ist dann? Ich will keinen Mann, der mir untreu ist.«
»Aber du weißt doch gar nicht, ob er dir tatsächlich untreu sein würde. Man schaut eben mal hierhin oder dahin …«
»Klar.« Eva rückte ein Stück von Justus weg. »Männer! Ihr dürft das natürlich.«
Er lachte.
»Männer dürfen alles, Everl«, neckte er sie. »Frauen müssen allerdings brav am heimischen Herd stehen und jeden Tag ein gutes Essen auf den Tisch bringen, damit der Herr des Hauses seine gute Laune behält.«
»Sonst noch was?«
»Ja, so einiges. Man hat als Mann eben gewisse Wünsche. Aber darüber rede ich jetzt besser net. Du weißt doch eh, was ich meine.«
»Flegel!«
»Aber Evilein! Wir beide sind doch schon immer gute Freunde gewesen und werden es auch bleiben. Du und ich, wir nehmen doch kein Blatt vor den Mund. Oder hat sich zwischen uns etwas geändert?« Er haschte nach ihrer Hand. »Zeig mal, Prinzessin. Seh ich da irgendwo einen Verlobungsring? Nein, nicht die Spur. Und was schließen wir daraus? Es hat im schönen Lugano anscheinend wirklich Ärger gegeben …«
***
Justus hatte mit seiner Vermutung recht.
»Stimmt«, gab Eva bedrückt zu. »Mario war mit einer jungen Frau aus Genua unterwegs. Sie wollte die nähere Umgebung kennenlernen. Den ganzen Tag lang. Natürlich brauchte sie eine Begleitung. Mario opferte sich auf – der Ärmste, was für ein gewaltiges Opfer! Sie war eine Schönheit. Lange, dunkelbraune Haare, samtige Haut, makellos gebräunt, ein richtiges Model. Kein Gramm zu viel auf den Hüften!«
»Entsetzlich«, warf Justus ein. »Ich mag diese Knochenmädels net. Da eckt man ja überall nur an. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.«
»Na ja, abgemagert war die Signora nicht. Es war eben nur alles an ihr perfekt. Ganz Marios Beuteschema, würde ich sagen. Sie hieß Gabriella del Monti, ihr Gatte hielt sich angeblich in Dubai auf, und ihr war es dort zu heiß und zu trocken. Das war natürlich eine Ausrede, aber wen interessierte es? Jedenfalls machte sie Urlaub in Lugano, und zwar mit allem, was dazugehörte. Mario war offenbar ein Teil ihres Wohlfühlprogramms. Sie ließ ihn nicht aus den Augen, und er schaute auch nicht weg. Ich war empört.«
»Was brachte er zu seiner Entschuldigung vor?«
»Na, was wohl? Er spielte das Unschuldslamm. ›Hascherl, Kleines‹, säuselte er, ›ich hab doch nichts mit ihr gehabt, wo werd ich denn!‹ Ich bekam rote Rosen, einen Strauß nach dem anderen, er schrieb kleine Zettel: Mein süßes Hascherl, ti amo! Er nannte mich immer Hascherl oder Kleines, wenn es brenzlig wurde. Falls er etwas ausbügeln wollte, war ich seine ›Bellissima‹. Du musst wissen, Justus, dass Mario nicht nur gut aussieht, er hat noch dazu eine einschmeichelnde Stimme, die jeder Frau unter die Haut geht. Nur ein paar Worte, und man glaubt ihm alles. Aber ich hab inzwischen gelernt, mich net immer nur erweichen zu lassen. Das ist unter meiner Würde. Männer wie Mario denken, dass sie sich alles erlauben dürfen. Aber ich zeige ihm, wo die Grenzen sind.«
»Gut so«, fand Justus. »Wie ich sehe, hast du es ja nicht ganz leicht mit deinem charmanten Auserwählten. Aber was rede ich denn da! Vielleicht ist er ja gar nicht mehr dein Auserwählter, und du hast insgeheim längst beschlossen, ihm die kalte Schulter zu zeigen. Eventuell sogar dauerhaft.«
»Er hätte es verdient. Ich muss aber noch nachdenken.« Eva senkte den Kopf. Tränen liefen ihr übers Gesicht. »Mario hat viel für mich getan. Ich war auch ziemlich verliebt in ihn. Er geistert mir ja auch immer noch durch den Kopf. Aber es kann ja wohl net sein, dass er mit anderen Frauen …«
»Net weinen, Everl.« Justus streichelte ihre Hand. »Jetzt bist du ja hier. Weißt du, wir beide werden gemeinsam diesen Sommer verbringen. Wir machen eine Geschichte daraus. Sommer in den Bergen, in unserer Heimat, das ist etwas Großartiges. Wir könnten hier noch viel entdecken.«
Sie blickte auf. »Wirklich? Das wäre schön. Zum Abschluss geben wir der Geschichte einen Titel, und zwar Unser Sommermärchen. Wir könnten aufschreiben, was wir unternehmen und erleben. Gefällt dir das?«
»Deine Ideen waren schon immer spitze, Everl. Einverstanden.«
Sie zögerte. »Halt, so einfach ist es nun doch wieder nicht. Ich hätte um ein Haar vergessen, dass du ja auch so gut wie verlobt bist.«
»Ich? Nicht, dass ich wüsste.«