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Der Winter überzieht das Zillertal mit einer glitzernden Schneedecke. Zahlreiche Urlauber kommen aus nah und fern, um sich in den Bergen zu erholen und Ski zu fahren. Auch die Kinder des Bergdoktors zieht es auf die Brettln. Filli eifert dem bekannten Abfahrtsläufer Stefan Brixner nach, der in St. Christoph trainiert. Irgendwann möchte der Bub auch so schnell die Hänge hinuntersausen.
Fasziniert beobachtet Filli vom Pistenrand ein Trainingsrennen der Profis - und dann passiert es: Stefan Brixner, der große Hoffnungsträger für künftige Medaillen, stürzt und bleibt schwer verletzt liegen! An diesem Tag wird aus dem strahlenden Sieger ein hilfloser Krüppel ...
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Seitenzahl: 123
Veröffentlichungsjahr: 2016
Cover
Impressum
Heilende Hände und ein liebendes Herz
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Anne von Sarosdy / Bastei Verlag
Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-3763-1
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Heilende Hände und ein liebendes Herz
Als Monika einen verletzten Fremden aufnahm
Von Andreas Kufsteiner
Der Winter überzieht das Zillertal mit einer glitzernden Schneedecke. Zahlreiche Urlauber kommen aus nah und fern, um sich in den Bergen zu erholen und Ski zu fahren. Auch die Kinder des Bergdoktors zieht es auf die Brettln. Filli eifert dem bekannten Abfahrtsläufer Stefan Brixner nach, der in St. Christoph trainiert. Irgendwann möchte der Bub auch so schnell die Hänge hinuntersausen.
Fasziniert beobachtet Filli vom Pistenrand ein Trainingsrennen der Profis – und dann passiert es: Stefan Brixner, der große Hoffnungsträger für künftige Medaillen, stürzt und bleibt schwer verletzt liegen! An diesem Tag wird aus dem strahlenden Sieger ein hilfloser Krüppel …
Endlich ist es so weit!
Stefan Brixner schaute aus dem Fenster der Zillertalbahn auf die üppig verschneite Landschaft. Der Zug dampfte an rustikalen Bauernhöfen vorbei, aus deren Schornsteinen sich Rauch in den Winterhimmel ringelte. Stefans Blick heftete sich auf die weißen Hänge, die zahlreiche Herausforderungen versprachen. Er konnte es kaum erwarten!
Der Winter war seine liebste Jahreszeit. Im Alter von drei Jahren hatte er zum ersten Mal auf Skiern gestanden. Sein Vater hatte ihn mit in den Schnee genommen und ihm das Skifahren beigebracht. Seitdem bedeuteten ihm seine Brettln alles.
Nun, mit sechzehn Jahren, gehörte er zum hoffnungsvollen Nachwuchs des Wintersports. Zusammen mit seinem besten Freund Max Partl durfte er in den Winterferien ins Trainingslager nach St. Christoph fahren.
Vor ihnen lagen zwei Wochen, in denen sie alles geben wollten, denn zum Abschluss würde es einen großen Wettkampf geben. Bei diesem wollte sich Stefan unbedingt hervortun, denn er hoffte darauf, Veit Thiersen aufzufallen, einem Trainer, der bereits zahlreiche Abfahrtsläufer zum Erfolg geführt hatte. Unter Veits Anleitung, das wusste er, könnte er es eines Tages auf ein Siegertreppchen des Weltcups schaffen.
Max und er reisten zusammen. Ihre Eltern hatten sie nach Jenbach zum Bahnhof gebracht, von dort aus wollten die beiden Freunde allein weiterreisen. Immerhin waren sie schon sechzehn und damit beinahe erwachsen. Sie würden mit dem Zug nach Mayrhofen fahren und dort in den Bus umsteigen, der sie an ihr Ziel bringen würde. Das Trainingslager bestand aus mehreren Hütten am Rand von St. Christoph und lag ganz in der Nähe der Kabinenbahn und der Skihänge.
Die Fensterscheibe des Abteils warf sein Spiegelbild zurück – ein junges Gesicht mit strubbeligen braunen Haaren und Augen, in denen eine stumme Frage stand: Was würde ihn im Zillertal erwarten?
»Kannst du noch?«, riss die Stimme seines Freundes ihn aus den Gedanken. Max saß kerzengerade auf seinem Platz und hielt seine Reisetasche am ausgestreckten Arm von sich. Dieser zitterte sichtlich, und vor lauter Anstrengung sammelte sich Schweiß auf seiner Stirn.
Stefan schaute auf die Reisetasche in seiner eigenen Hand, die er ebenfalls gerade von sich weggestreckt hielt. Sie war schwer, denn sie enthielt all seine Sachen für die kommenden vierzehn Tage, und obendrein sein Mathebuch. Sein Vater darauf bestanden hatte, dass er neben seinen Muskeln auch seinen Kopf trainierte. Seine Halbjahresnote im Rechnen war noch schlechter ausgefallen, als er befürchtet hatte, deshalb sollte er unbedingt Lernstoff nachholen.
»Ich kann noch«, versicherte er.
»Ich auch«, schnaufte sein Freund. Max hatte dunkle, leicht gewellte Haare und eine Nase, die ein wenig schief war, weil er sie sich bei einem Sturz auf der Piste gebrochen hatte. Sie vertrieben sich die Zugfahrt damit, herauszufinden, wer von ihnen seine Reisetasche länger am ausgestreckten Arm festhalten konnte. Stefan mochte solche Tests. Für ihn war alles ein Wettkampf.
Max prustete. Eine Ader begann an seiner Schläfe zu pulsieren, und in der nächsten Sekunde ließ er seine Tasche fallen. Plumpsend fiel sie auf den Boden des Zugabteils. Er rieb sich den Arm.
»Verflixt! Ich hab einen Krampf!«
»Ja, ja«, neckte Stefan ihn.
»Es ist wahr! Wir können das gleich noch mal wiederholen, sobald er weg ist.«
»Lass gut sein.«
»Aber ich kann dich schlagen.«
Stefan hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. Dann setzte er seine Reisetasche ab und wollte gerade etwas sagen, als ihm eine laute Stimme im vorderen Teil des Abteils zuvorkam. Er reckte den Hals. Der Schaffner war gerade auf dem Weg und vor einer blassen Frau mit Krücken und einem Mädchen stehen geblieben. Das Madel hatte seine braunen Haare zu einem straffen Zopf geflochten. Sommersprossen sprenkelten die Nase, und die Augen hatten die Farbe von Bernstein. Als es nun sprach, glitzerte eine Zahnspange in seinem Mund.
»Bitte, mehr Geld haben wir net«, sagte das Madel.
Die Frau neben ihm nickte zittrig. Es schien ihr nicht gut zu gehen. Sie klammerte sich so fest an ihre Gehstöcke, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten.
Ein ungutes Gefühl stieg in Stefan auf.
»Die Fahrt kostet für jeden 6,20«, schnarrte der Schaffner. »Macht insgesamt 12,40.«
»Aber wir haben nur 8,80.« Das Madel schluckte hörbar.
»Das sind 3,60 zu wenig. Du musst bezahlen, Kleine, sonst müsst ihr an der nächsten Station raus.«
»Wir sind noch net in Mayrhofen, und Mutterl ist krank.«
»Tut mir leid, aber ich kann keine Ausnahmen machen.«
»Ich hatte noch mehr Geld eingesteckt, ich muss es verloren haben.« Das Madel hatte Tränen in den Augen, aber der Schaffner ließ sich nicht erweichen.
»Der nächste Stopp ist in Fügen. Dort müsst ihr aussteigen.«
»Bitte net. Wir müssen doch nach Mayrhofen.« Die Wangen des Mädchens färbten sich hochrot. Es war schwer zu sagen, ob vor Scham oder Bestürzung. Jedenfalls hielt Stefan ihre Not nicht mehr aus. Er sprang auf, eilte nach vorn und drückte dem Schaffner einen Geldschein in die Hand.
»Das reicht dann wohl als Fahrgeld für die beiden.«
Der Zugbegleiter sah ihn verblüfft an. Dann händigte er ihm das Wechselgeld aus und verlangte, seinen Fahrschein zu sehen, ehe er seine Runde durch den Zug fortsetzte.
»Danke schön.« Das Madel sah Stefan unsicher an. »Warum hast du das gemacht?«
»Weil ich net wollte, dass ihr aus dem Zug geworfen werdet.«
»Das war wirklich nett von dir.«
»Keine große Sache.« Stefan winkte ab. »Wie heißt du?«
»Monika Köferl. Und du?«
»Stefan.«
»Gibst du mir deine Adresse? Dann schicke ich dir das Geld, sobald wir wieder daheim sind.«
»Musst du net. Das geht schon klar«, wehrte er ab. Der Geldschein war für sein Mittagessen gedacht gewesen. Seine Mutter hatte ihn kurz vor der Abfahrt in seine Tasche geschoben. Nun würde er sich eben anders behelfen müssen. Er hatte einige Snacks und Studentenfutter in seiner Tasche. Verhungern würde er bestimmt nicht.
Monikas Gesicht leuchtete auf, und mit einem Mal schien die Sonne selbst in ihren schönen Augen zu leuchten. Sie überlegte kurz, dann nahm sie das Lederband mit der Muschel ab, das sie um den Hals trug, und reichte es ihm.
»Die habe ich im vergangenen Sommer gefunden. Sie bringt Glück. Nimm sie.«
»Lass mal. Ist schon gut.«
»Nein, bitte, nimm sie.«
»Aber du …« Er unterbrach sich und nickte. »Also schön. Danke.« Er nahm das Band und schob es in seine Tasche. Dann nickte er Monika und ihrer Mutter zu und kehrte zu seinem Platz zurück. Dabei ging ihm durch den Kopf, dass es seltsam war, dass Monika alles allein geregelt hatte. Sie war ungefähr in seinem Alter und schien bereits eine Menge Verantwortung zu tragen. Was ihrer Mutter wohl fehlte? Sie sah wirklich sehr krank aus.
»Na, das ging aber schnell«, empfing Max ihn wieder an seinem Platz.
»Wie meinst du das?«
»Dass du hier eine Freundin gefunden hast.«
»Hab ich net. Was redest du denn da?«
»Sie hat dich angehimmelt.«
»Das hat sie bestimmt net.«
»Oh doch, das hat sie. Und du sie auch.«
»Schmarrn.« Stefan funkelte seinen Freund an, dessen blitzende Augen verrieten, dass ihm noch mehr Neckereien durch den Kopf gingen. Er atmete auf, als sie wenig später Mayrhofen erreichten und aussteigen konnten. Stefan nahm seine Reisetasche, schulterte seine Skier und stieg aus. Dabei ahnte er nicht, dass ihm zwei Madelaugen verträumt nachsahen.
***
Zwölf Jahre später
Der Winter zeigte sich heuer von seiner besten Seite. Die verschneiten Hänge des Zillertals glitzerten in der Sonne, als wären sie mit winzigen Diamanten gepudert. Die Luft war bitterkalt und so klar, dass die Kreuze auf den Gipfeln zum Greifen nah zu sein schienen.
Das schöne Wetter lockte zahlreiche Wintersportler in die Berge. Auf den Pisten herrschte ein buntes Treiben, und die Lifte fuhren nie leer.
Ein wenig abseits des Trubels lag St. Christoph, ein stilles Bergdorf, das von der Hektik der modernen Zeit noch unberührt zu sein schien. Gepflegte Bauernhöfe scharten sich um die weiße Kirche mit dem Zwiebelturm.
Am Rand des Dorfes stand das Doktorhaus. Ein Schneemann winkte grüßend über den Gartenzaun. Die Arztpraxis war im Anbau untergebracht. Der Weg dorthin war ordentlich geräumt und gestreut, damit kein Patient einen Sturz befürchten musste.
Dr. Martin Burger hatte die Praxis von seinem Vater übernommen und ausgebaut. Er schaute nie auf die Uhr, wenn er gebraucht wurde, und nahm auch den Weg zu abgelegenen Höfen für einen Hausbesuch auf sich. Dafür wurde er von seinen Patienten dankbar »Bergdoktor« genannt.
An diesem Nachmittag herrschte in seiner Praxis ein reges Treiben wie in einem Bienenstock. Zu seinen Stammpatienten gesellten sich in der Saison zahlreiche Urlauber, die sich verkühlt oder beim Wintersport verletzt hatten. Martin Burger ahnte bereits, dass an seinen Feierabend noch lange nicht zu denken war. Zum Glück war seine Frau selbst Ärztin und brachte viel Verständnis auf, wenn es bei ihm wieder einmal später wurde.
Er wollte gerade seinen nächsten Patienten aufrufen, als jemand zaghaft an der Tür seines Sprechzimmers klopfte.
»Nur herein«, rief er freundlich.
Daraufhin schwang die Tür auf, und ein Bub humpelte herein. Schnee klebte auf seinem blauen Anorak und der Thermohose. Und auf seinen blonden Wuschelhaaren saß eine Pudelmütze.
Alarmiert erkannte Dr. Burger seinen Sohn.
»Filli? Was ist denn passiert?«
»Bin hingefallen«, berichtete der Fünfjährige und schniefte. Er blinzelte und versuchte tapfer zu sein, aber eine einzelne Träne stahl sich doch aus seinem Augenwinkel. Er zog seine Pudelmütze vom Kopf. »Mein Fuß tut ganz arg weh.«
»Das schaue ich mir am besten gleich an.« Kurz entschlossen hob der Bergdoktor seinen Sohn hoch und setzte ihn auf die Untersuchungsliege. »Welcher Fuß ist es?«
»Der rechte!«
Behutsam streifte Dr. Burger den Stiefel und die Socken seines Sohnes ab. Darunter kam ein blau angeschwollenes Gelenk zum Vorschein.
»Ja, sag einmal, Filli, wie ist denn das passiert?«
»Beim Skifahren.«
»Beim Skifahren? Aber du hast gar keine Skier mehr, seitdem dein Großvater sich im Sommer beim Aufräumen des Kellers versehentlich daraufgesetzt hat.«
»Gustl hat mir seine Skier geliehen.«
»Seine Skistiefel haben dir net gepasst, oder?«
Filli schüttelte den Kopf.
»Sie waren viel zu groß. Ich bin weggeknickt.« Er schniefte leise, und eine weitere Träne kullerte über seine Wange.
Dr. Burger untersuchte den verletzten Fuß seines Sohnes und machte eine Röntgenaufnahme. Erst dann konnte er einen Bruch sicher ausschließen.
»Dein Fuß ist verstaucht, aber zum Glück net gebrochen. Das wird rasch verheilen.«
»Wirklich?« Zaghaft blickte sein Sohn auf.
»Versprochen.« Martin strich ihm tröstend über den Kopf. Anschließend trug er eine kühlende Salbe auf das schmerzende Gelenk auf und versorgte es mit einem Verband, der den verletzten Fuß stützen und stabilisieren würde. »Heute lagern wir deinen Fuß schön bequem auf einem Kissen. Dann werden die Schmerzen bald nachlassen.«
»Muss das sein? Ich wollte mit Gustl beim Training zuschauen, Papa. Auf der Zirbenpiste trainieren die Sportler für den Cup. Der Brixner-Stefan ist auch da.«
»Richtig, es geht ja wieder los.« Der Bergdoktor hatte in der Zeitung gelesen, dass das Trainingslager am Rand des Dorfes wieder bezogen worden war. Jedes Jahr kamen Wintersportler nach St. Christoph, um für die Wettkämpfe zu trainieren.
Die Zillertaler Pisten waren wie dafür gemacht, auch die schwierigsten Abfahrten zu üben. Der Bergdoktor sah den Trubel mit gemischten Gefühlen. Einerseits brachten die Sportler Leben ins Dorf, andererseits gab es auch Schattenseiten, die er als Arzt nur zu gut kannte: Die Sportler verletzten sich häufig beim Training oder den Wettkämpfen; sie litten unter vorzeitigem Verschleiß der Gelenke durch das intensive Training; auch Doping kam mit all seinen Nebenwirkungen und Gefahren vor.
»Der Brixner-Stefan ist der Champion«, sagte Filli mit leuchtenden Augen. »Irgendwann möchte ich so schnell den Hang hinunterfahren wie er.«
»Wenn das so ist, sollten wir dir eigene Skier besorgen. Und dann heißt es üben, üben, üben.«
»Oh ja!« Filli nickte lebhaft. Seine Schmerzen schienen für den Moment vergessen zu sein. »Bald gibt es wichtige Abfahrtsrennen drüben in Mautz. Dafür wird schon trainiert. Darf ich zugucken, Papa?«
»Heute nimmer. Dein Fuß braucht Ruhe.«
»Oooch.« Der Bub zog eine enttäuschte Miene, gerade so, als wäre ihm ein Fisch von der Angel zurück ins Wasser geflutscht.
»Heute ruhst du dich erst einmal aus. Zenzi hat einen Apfelkuchen gebacken. Den darfst du bestimmt kosten. Und in ein paar Tagen, wenn dein Fuß nimmer wehtut, schauen wir zusammen beim Training zu.«
»Bekomme ich dann auch ein Autogramm von Stefan Brixner?«
»Wir können es auf jeden Fall versuchen.«
»Er ist der schnellste Skifahrer von der Welt.«
»Von der Welt vielleicht noch net, aber schnell ist er auf jeden Fall.«
»Ich möchte auch Ski fahren lernen, Papa. So richtig. Net nur auf dem Kinderhang.« Filli legte den Kopf schief und blinzelte empor. »Darf ich?«
»Warum eigentlich net?« Sein Vater warf einen nachdenklichen Blick aus dem Fenster. Es hatte zu schneien begonnen. Leise Flocken wirbelten vom Himmel, der sich allmählich zuzog. Es sprach nichts dagegen, seinem Sohn zu erlauben, Ski fahren zu lernen. Im Gegenteil! Es sprach sogar allerhand dafür!
Immerhin lebten sie in den Bergen, und hier gehörte es beinahe schon dazu, sich auf Skiern fortbewegen zu können. Er machte selbst manchmal im Winter seine Hausbesuche auf den Brettln, wenn die Straße wieder einmal zugeweht war und er zu einem abgelegenen Hof gerufen wurde.
»Ich denke, es ist an der Zeit, dass du es lernst.«
»Au fein!« Filli klatschte vor Freude in die Hände und rutschte auf seinem Platz herum, als hätte er Hummeln in der Hose. »Wann können wir anfangen?«
»Erst muss dein Fuß ordentlich ausheilen«, dämpfte Dr. Burger seinen Überschwang. »Danach sehen wir weiter.«
***
Da geht noch mehr!
Stefan Brixner stach seine Stöcke in den Schnee, nahm seine Skibrille ab und schaute auf die Anzeige seiner Trainingszeit. Dann legte er die Stirn in Falten. Er war beim Slalom ein Hundertstel schneller gewesen als beim vorigen Versuch. Nur ein Hundertstel. Mehr nicht? Er hatte alles gegeben und erwartet, eine bessere Zeit zu sehen. Ein Hundertstel. Er schnaufte missmutig.