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Vor einem Jahr brach Albrecht Maiwald zu einer Wanderung zur Himmelsklamm auf - und kehrte nicht zurück. Alles Suchen und Hoffen war vergebens. Bis heute ist sein Schicksal ungewiss.
Sina, seine Tochter, glaubt, dass ihm etwas zugestoßen ist und Gernot Haferkamp hinter dem Verschwinden ihres Vaters steckt. Schließlich hat der Großbauer aus der Umgebung ihren Vater massiv bedrängt, den Hof zu verkaufen! Und er war in der Wahl seiner Mittel nicht eben zimperlich. Doch bis heute konnte ihm ein Mord nicht nachgewiesen werden.
Sina jedoch will, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Und ein unbestimmtes Gefühl sagt ihr, dass der Schlüssel zu allem an der Himmelsklamm zu finden ist. So macht sie sich am Jahrestag des Verschwindens ihres Vaters auf den Weg dorthin ...
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Seitenzahl: 125
Veröffentlichungsjahr: 2016
Cover
Impressum
Die Berge sind ihr Schicksal
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Michael Wolf / Bastei Verlag
Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-3908-6
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Die Berge sind ihr Schicksal
Was geschah an der Himmelsklamm?
Von Andreas Kufsteiner
Vor einem Jahr brach Albrecht Maiwald zu einer Wanderung zur Himmelsklamm auf – und kehrte nicht zurück. Alles Suchen und Hoffen war vergebens. Bis heute ist sein Schicksal ungewiss.
Sina, seine Tochter, glaubt, dass ihm etwas zugestoßen ist und Gernot Haferkamp hinter dem Verschwinden ihres Vaters steckt. Schließlich hat der Großbauer aus der Umgebung ihren Vater massiv bedrängt, den Hof zu verkaufen! Und er war in der Wahl seiner Mittel nicht eben zimperlich. Doch bis heute konnte ihm ein Mord nicht nachgewiesen werden.
Sina jedoch will, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Und ein unbestimmtes Gefühl sagt ihr, dass der Schlüssel zu allem an der Himmelsklamm zu finden ist. So macht sie sich am Jahrestag des Verschwindens ihres Vaters auf den Weg dorthin …
Einsamkeit kann dein Freund sein, aber auch dein erbittertster Feind.
An diese Worte seines Vaters musste Albrecht Maiwald denken, als er an diesem Morgen St. Christoph hinter sich ließ und zum Hexenstein aufstieg. Der Hausberg seines Heimatdorfes lag noch vom Morgendunst umhüllt. Die beiden schrundigen Kuppen waren kaum mehr als eine Ahnung hinter den weißen Schwaden. Die Luft war morgendlich kühl und duftete nach wilden Kräutern.
Albrecht genoss die Ruhe, die ihn umgab. Nach einer Woche, die er wegen eines äußerst schmerzhaften Nierensteins im Krankenhaus verbracht hatte, war es wohltuend, für sich zu sein und weder von der Visite noch dem leidigen Fieber- und Blutzuckermessen gestört zu werden. Auf Dauer wäre die Isolation allerdings nichts für ihn. Es kam eben wie bei so vielen Dingen auf das rechte Maß an.
Es war so still, dass der Landwirt Muße hatte, sich Gedanken über die Zukunft zu machen. Er konnte seinen eigenen Atem hören, der schwer und keuchend kam.
Der Weg wurde immer beschwerlicher, stellte er fest und schob die Daumen unter die Riemen seines Rucksacks. Früher war er hier heraufgekraxelt wie ein junger Hirsch, und heute schnaufte er, als würde er aus dem letzten Loch pfeifen. Es war net so einfach, älter zu werden.
Sina würde jetzt vermutlich protestieren und ihm sagen, dass er mit seinen fünfundfünfzig Jahren noch net alt war, aber manchmal fühlte er jedes seiner Jahre doppelt und dreifach. Wärme durchflutete ihn, als er an seine Tochter dachte. Sina war sein Ein und Alles.
Seitdem seine Frau nicht mehr lebte, bewirtschafteten sie den Hof zusammen. Sina liebte die Arbeit und opferte so manchen Abend, um sich um ein krankes oder verletztes Tier zu kümmern. Sie war ein liebes Madel, patent und bodenständig. Es dauerte ihn, dass sie immer allein war. Wie sollte sie einen netten Burschen kennenlernen, wenn sie alleweil nur ans Arbeiten dachte? Doch wenn er ihr riet, kürzerzutreten, lachte sie nur.
»Kommt Zeit, kommt Liebe, Vaterl«, sagte sie oft.
Nun ja, mit Anfang zwanzig eilte es nicht. Trotzdem wünschte er sich, dass sie sich verliebte und glücklich wurde.
Vor ihm machte der Weg eine Kurve nach rechts, dann wurde er schmaler und noch steiler. Ein Wegweiser verriet, dass es hier zur Himmelsklamm hinaufging. Albrecht hatte den Pfad schon oft erklommen. Unterwegs hatte man an schönen Tagen einen weiten Ausblick auf das Zillertal. An diesem frühen Morgen verhinderte der Dunst, dass er weiter als zu den nächsten grünen Hängen schauen konnte.
Die Himmelsklamm trug ihren Namen nicht umsonst: Sie lag oberhalb der Baumgrenze und war eine enge Schlucht, die von einem Wildbach durchflossen wurde. Felsüberhänge und Tunnel machten den Weg zu einem Abenteuer. Die Klamm war gut drei Kilometer lang.
Der Weg führte über Gestein, Metallbrücken und Leitern mit insgesamt 320 Stufen. Man musste trittsicher und schwindelfrei sein, um sie zu überwinden. Für den Weg musste man genügend Zeit einplanen. Bei feuchtem Wetter, wenn der Untergrund nass und glitschig war, wurde die Tour nicht empfohlen.
Albrecht machte gleichmäßige Schritte und achtete darauf, sich nicht zu verausgaben. Er teilte seine Kräfte ein, weil er wusste, dass er sie noch brauchen würde.
Sina hatte Bedenken gehabt, als er den Einsatz an diesem Morgen übernommen hatte. Sie befürchtete, dass er noch nicht völlig genesen war, aber er fühlte sich gut und brannte darauf, seine Tätigkeit für die Bergwacht wieder aufzunehmen.
Er gehörte zu dem Team, das die Steige überwachte und pflegte. Sie prüften die Sicherungen jedes Jahr, wenn der Winter vorbei war, und reparierten im Sommer und Herbst alles, was anfiel.
Am vergangenen Abend war ein Anruf eingegangen, dass eines der Drahtseile kaputt war, das als Geländer diente. Albrecht war unterwegs, um es wieder festzumachen. Der Anrufer hatte seinen Namen nicht nennen wollen. Vermutlich befürchtete er, dass er sonst für die Reparatur aufkommen musste. Das war jedoch nicht der Fall. Die Gemeinde war dafür zuständig.
Albrecht stieg weiter hinauf. Einmal huschte eine Gams vor ihm über den Weg und sprang mit langen Sätzen davon. Ansonsten begegnete er niemandem.
Wenn ich nachher wieder daheim bin, muss ich mich sputen und das Heu einbringen, nahm er sich vor. Gegen Abend könnte es Regen geben.
Derart in Gedanken versunken, erreichte er sein Ziel.
Der Zugang zur Himmelsklamm war nur durch einen Tunnel möglich. Albrecht hatte die Taschenlampe schon an seinem Gürtel befestigt und knipste sie nun an, während er die gut einhundert Meter durch die Dunkelheit hinter sich brachte. Die Decke war eins achtzig hoch, sodass er den Kopf einziehen musste. Irgendwo tröpfelte Wasser von der Decke.
Wenig später führte der Weg vor ihm zwischen den Felsen entlang, die sich teilweise so eng gegenüberstanden, dass die Sonne nicht bis zum Grund der Schlucht vordrang. Dadurch hielten sich Eisklumpen, die zwischen den Felswänden eingeklemmt waren, hier oben oft den ganzen Sommer über.
Ein Frösteln lief ihm über den Rücken, weil die Temperatur zwischen den Felsen kaum über sieben, acht Grad hinauskam.
Endlich hatte er sein Ziel erreicht: ein Pfad, der steil nach oben führte und an dessen Rand ein zentimeterdickes Drahtseil zur Sicherung gespannt war. Oder zumindest gespannt sein sollte, denn das Seil baumelte an der steilen Felswand hinab. Tief ging es da hinunter, zum Grund der Schlucht.
Wer da abstürzte, war rettungslos verloren! Aus diesem Grund war das Seil angebracht worden. Albrecht zog es herauf und betrachtete das lose Ende. Merkwürdig, ging es ihm durch den Kopf. Das Ende war so gerade, als wäre es mit einem Werkzeug durchtrennt worden. Aber wie war das möglich? Wer würde so etwas tun? Und warum? Er verstand es nicht.
So weit war er gerade mit seinen Gedanken gekommen, als über ihm Steinchen die Steilwand herabkullerten.
»He!«, rief Albrecht.
Er legte den Kopf in den Nacken und spähte nach oben. Dabei bemerkte er aus dem Augenwinkel einen Schatten, der auf dem Pfad davonhuschte und aus seiner Sicht verschwand. Es ging so schnell, dass er nicht erkennen konnte, um wen es sich handelte, aber eines stand fest: Er war nicht allein hier oben!
»Vorsicht!«, rief er nun. »Der Weg ist net sicher! Ich muss erst das Seil wieder anbringen! Bleiben Sie lieber hier!«
Über ihm blieb alles still.
Das war seltsam. Warum antwortete ihm denn niemand? Hatte er sich getäuscht? War niemand hier? Oder handelte es sich um ein Tier?
Natürlich! Das wird die Gams von vorhin gewesen sein, mutmaßte er. Die antwortete ihm natürlich net. Ein heiteres Lächeln huschte über sein Gesicht, dann beugte er sich über das Seil und überlegte sich, wie er es am besten wieder anbringen konnte.
Unvermittelt hustete jemand weiter oben.
Albrecht blickte verwundert auf. Anscheinend war doch noch jemand hier! Er sah sich um, aber ehe er der Sache nachgehen konnte, knallte es über ihm. Wie bei einer Explosion! Einen Lidschlag später hagelten Steine auf ihn herab – viel zu schnell, als dass er noch reagieren konnte!
Einer der Brocken traf Albrecht an der Schläfe. Ein entsetzlicher Schmerz schoss durch seinen Kopf. Stöhnend wollte er weiteren Treffern ausweichen, doch dabei verlor er das Gleichgewicht und taumelte rückwärts.
Ein heiserer Schrei gellte. Albrecht realisierte nicht mehr, dass er aus seiner eigenen Kehle kam. Er fiel und fiel und prallte plötzlich so hart auf den Felsen auf, dass aller Sauerstoff aus seinen Lungen gepresst wurde.
Dann wurde es stockdunkel um ihn herum.
***
Ein Jahr später
»Willst du etwa immer allein bleiben, Sina?« Franzi kaute auf einem ihrer rot lackierten Fingernägel herum und sah dem Besucher nach, der soeben mit hängenden Schultern davontrottete. »Warum magst du net mit Alex zu dem Konzert der ›Hexensteiner‹ gehen? Das wird bestimmt großartig!«
»Dafür habe ich leider keine Zeit«, bedauerte Sina.
»Die solltest du dir nehmen, sonst verpasst du etwas: gute Musik und die Gelegenheit, dich wieder zu verlieben.«
»Eine neue Beziehung steht bei mir im Moment net auf dem Programm. Ich habe alle Hände voll zu tun, den Hof am Laufen zu halten. Ohne meinen Vater …« Sina schluckte, weil die Trauer ihr die Kehle zuschnürte. Seit seinem Verschwinden war ein Jahr vergangen, und er fehlte ihr noch immer so sehr wie am ersten Tag. »Außerdem habe ich nach Lars erst einmal die Nase voll von Männern.«
»Lars war echt ein Totalausfall. Wer hätte gedacht, dass er ein Doppelleben führt und längst verheiratet ist?«
»Ich jedenfalls net.« Sina seufzte leise. Sie hatte sich in den Fahrlehrer aus der Nachbarstadt verliebt und keine Ahnung gehabt, dass er bereits gebunden war. Als sie es zufällig herausgefunden hatte, war für sie sofort Schluss gewesen.
»Zum Glück sind net alle Männer so. Alex ist wirklich süß.«
»Schon«, räumte Sina ein, »aber ich bin net interessiert.«
»Warum denn net?«
»Weil er ein großes Herz für alle Frauen hat.«
»Er macht wenigstens kein Geheimnis daraus. Sieh ihn einfach als Mann für zwischendurch. Jemanden, mit dem du eine schöne Zeit haben kannst. Es muss ja net für immer sein.«
»Das ist nix für mich. Ich verliebe mich entweder ganz oder gar net.«
»Zu schade. Ich hätte nix gegen ein Gspusi mit ihm, aber mich schaut er leider net einmal an.« Franzi fuhr sich bedauernd durch die Haare, die sie mit schöner Regelmäßigkeit anders färbte. Zurzeit leuchteten ihre Locken in einem auffallenden Rot. Sie arbeitete als Zimmermädchen im Berghotel und war entschlossen, sich eines Tages in einen netten Gast zu verlieben, ihn zu heiraten und mit ihm in die Stadt zu ziehen.
Sina zog es nicht in die Ferne. Sie liebte ihr Zuhause am Rande von St. Christoph auf dem idyllischen Bauernhof, an dem der Mühlbach vorbeifloss. Zudem gab es eine große Weide und Stallungen. Ihre Großeltern hatten hier früher Landwirtschaft betrieben.
Vor rund zehn Jahren hatte ihr Vater damit begonnen, den Betrieb umzustellen und das Anwesen in einen Gnadenhof zu verwandeln, auf dem alle Tiere ein Zuhause fanden, die krank oder verletzt waren oder niemanden mehr hatten, der sich um sie kümmerte. Er hatte ein großes Herz gehabt und Sina gelehrt, jedes Leben zu achten. Der Hof finanzierte sich über Spenden, doch Geldsorgen waren ein ständiger Gast bei ihnen. Besonders, seitdem ihr Vater nicht mehr da war.
Sina streute den Hühnern frische Körner und Salatblätter hin. Ihre Freundin trug ein bildhübsches Dirndl mit einer blütenweißen Schürze. Für sie selbst musste Kleidung vor allem praktisch sein. Deshalb trug sie Gummistiefel, eine blaue Arbeitshose und ein verwaschenes T-Shirt. Ihre blonden Haare hatte sie unter einem Kopftuch verborgen, und höchstwahrscheinlich zierte ein dunkler Ölstreifen ihre Stirn, seitdem sie vorhin den Traktor repariert hatte.
Franzi und sie hatten auf der Gartenbank vor dem Haus Kaffee getrunken. Nun rief die Pflicht Sina wieder an die Arbeit. Es ging auf den Abend zu, und die vierbeinigen Bewohner des Hofes warteten auf ihr Futter.
Während die Hühner emsig ihre Körner pickten, füllte Sina den Trog auf der Weide. Sie hängte den Schlauch in das Gefäß und drehte das Wasser an. Zwei Esel und ein Pony kamen angetrabt, um ihren Durst zu stillen.
Das Alpaka lebte erst seit Kurzem auf dem Hof und hielt sich noch schüchtern im Hintergrund. Eine Erkrankung drohte ihm das Augenlicht zu rauben, deshalb hatte sein Besitzer es einschläfern wollen, aber Sina hatte das Tier zu sich geholt. Es war jung und kräftig und konnte ein gutes Leben haben, wenn es versorgt wurde.
»Seit wann lebt ein Lama bei dir?«, wunderte sich Franzi.
»Limes ist ein Alpaka. Ich habe ihn gestern aus Schwaz geholt.«
»Und wovon willst du seine Versorgung bezahlen? Ich dachte, es herrscht Ebbe in deinem Portemonnaie?«
»Das stimmt schon, aber ich konnte net zulassen, dass er eingeschläfert wird. Seinem Besitzer war seine Versorgung zu aufwendig. Die Kinder der Familie haben sich an mich gewandt und mich angefleht, Limes zu retten. Ich konnte net ablehnen.«
»Natürlich net.« Ihre Freundin warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und zuckte zusammen. »Oh, so spät schon? Ich muss los. Lukas hat mich für heute Abend ins Kino eingeladen.«
»Lukas? Kenne ich ihn?«
»Noch net, aber wenn alles gut geht, wirst du ihn bald kennenlernen.«
»Für ihn hast du dich also so schick gemacht?«
Franzi nickte und strahlte dabei über das ganze Gesicht.
»Danke für den Kaffee!«
»Jederzeit. Viel Spaß heute Abend.« Sina zwinkerte ihrer Freundin zu. »Und tu nichts, das ich net auch tun würde.«
»Das kann ich dir net versprechen.« Schmunzelnd umarmte ihre Freundin sie und eilte mit langen Schritten davon.
Der Wassertrog war inzwischen bis zum Rand gefüllt. Sina drehte den Hahn zu und rollte den Schlauch wieder ein. In diesem Augenblick kam Dr. Steiger aus dem Stall. Der Tierarzt war ein hochgewachsener Mann in mittleren Jahren. Sina hatte ihn um Hilfe gebeten, weil eines der Pferde eine Kolik hatte.
»Wie geht es Anton?«, fragte sie angespannt.
»Ich habe ihm eine Spritze gegeben und ihn ein bisserl im Stall herumgeführt. Das hat seine Beschwerden gelindert. Morgen sollte es ihm wieder besser gehen.«
»Mei, da bin ich aber froh. Vielen Dank, dass Sie gleich hergekommen sind, Herr Doktor.«
»Kein Problem. Dafür bin ich da. Ich habe auch gleich noch nach Willi gesehen, wo ich schon mal da war. Der Kleine gedeiht prächtig. Das hast du gut gemacht.«
»Ich bin froh, dass ich ihn doch noch an die Flasche gewöhnen konnte.« Sina zog das Ferkel und dessen drei Geschwister mit der Flasche auf, weil die Mutter der Jungen die Geburt nicht überstanden hatte. Willi hatte ihr anfangs Sorgen gemacht, denn im Gegensatz zu seinen Geschwistern hatte er sich nicht mit dem künstlichen Sauger anfreunden können. Doch mit viel Geduld war es ihr noch gelungen.
Dr. Steiger verstaute seine Tasche in seinem Wagen.
»Soll ich die Rechnung für den Hausbesuch wieder mit der Post schicken?«
»Ja bitte. Und wegen der Rechnung vom letzten Mal …« Sina biss sich auf die Unterlippe. Der offene Betrag bereitete ihr schon seit vier Wochen Magendrücken.
»Ist schon gut. Bezahl einfach, wenn du etwas Luft hast.«
»Vielen Dank. Es tut mir furchtbar leid, dass Sie auf Ihr Geld warten müssen. Ich überweise den Betrag nächste Woche. Spätestens.« Sinas Wangen brannten vor Verlegenheit.