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Für Liv hängt der Himmel voller Geigen, denn ihre Winter-Traumhochzeit mit dem Skistar Erik steht kurz bevor. Heute allerdings will er noch an dem wichtigen Riesenslalom-Rennen teilnehmen und - wenn möglich - auf dem Siegertreppchen stehen.
Auch wenn Liv jedes Mal große Angst um ihren Liebsten hat, wird sie ihn auch diesmal vom Streckenrand anfeuern. Der Skisport gehört nun mal zu Eriks Leben, das hat sie immer gewusst. Doch insgeheim hofft sie, dass er seine Karriere beenden wird, wenn sie ihm am Abend ihr süßes Geheimnis verraten wird: Sie ist schwanger!
Achtung - jetzt ist Erik am Start! Die Stoppuhr läuft. Die erste Zwischenzeit ist grandios, er ist kurz davor, die Abfahrt seines Lebens zu machen - da beginnt er plötzlich zu taumeln, überschlägt sich mehrmals und bleibt schließlich reglos im Schnee liegen ...
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Seitenzahl: 123
Veröffentlichungsjahr: 2016
Cover
Impressum
Die Abfahrt seines Lebens
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: shutterstock / Air Images
Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-4092-1
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Die Abfahrt seines Lebens
Dr. Burger und der dramatische Unfall einer Skilegende
Von Andreas Kufsteiner
Für Liv hängt der Himmel voller Geigen, denn ihre Winter-Traumhochzeit mit dem Skistar Erik steht kurz bevor. Heute allerdings will er noch an dem wichtigen Riesenslalom-Rennen teilnehmen und – wenn möglich – auf dem Siegertreppchen stehen.
Auch wenn Liv jedes Mal große Angst um ihren Liebsten hat, wird sie ihn auch diesmal vom Streckenrand anfeuern. Der Skisport gehört nun mal zu Eriks Leben, das hat sie immer gewusst. Doch insgeheim hofft sie, dass er seine Karriere beenden wird, wenn sie ihm am Abend ihr süßes Geheimnis verraten wird: Sie ist schwanger!
Achtung – jetzt ist Erik am Start! Die Stoppuhr läuft. Die erste Zwischenzeit ist grandios, er ist kurz davor, die Abfahrt seines Lebens zu machen – da beginnt er plötzlich zu taumeln, überschlägt sich mehrmals und bleibt schließlich reglos im Schnee liegen …
»Ich werde das verflixte Kopfweh nimmer los.« Unglücklich schaute Pankraz Burger von der Untersuchungsliege hoch. »Morgens stehe ich mit einem Brummschädel auf, und abends gehe ich damit schlafen. Es fühlt sich an, als wäre ich ständig verkatert. Dabei rühre ich keinen Tropfen Alkohol an!«
»Die Schmerzen kommen auch net vom Trinken, sondern von deinem Blutdruck.« Martin Burger zog sein Stethoskop aus den Ohren und deutete auf das Messgerät. »Deine Werte sind jenseits von Gut und Böse, Vater.«
»Sie sind zu hoch?«
»Viel zu hoch. Dein Blutdruck würde durchaus für zwei Personen reichen. Dein Kopfweh ist ein Alarmsignal. Damit will dir dein Körper sagen, dass wir dringend etwas unternehmen müssen. Zuerst möchte ich allerdings herausfinden, warum die Werte angestiegen sind. Hast du deine Medikamente regelmäßig eingenommen?«
»Freilich.«
»Hast du zugenommen?«
»Zugenommen?« Sein Vater richtete sich kerzengerade auf und versuchte, seinen Bauch einzuziehen. Als das nicht gelang, stieß er ein Seufzen aus. »Das sieht nur so aus. Der Pullover ist aus dicker Wolle, das lässt einen fülliger erscheinen.«
»Ich glaube, das liegt net nur am Pullover. Du warst in letzter Zeit wenig draußen. Dir fehlt Bewegung.«
»Das mag sein. Der Schnee liegt stellenweise über einen Meter hoch. Man kann net in den Wald, und auf dem eisglatten Gehweg ist jeder Spaziergang ein Spiel mit der Gesundheit.«
»Wir haben ein Laufband im Keller stehen.«
»Da unten ist es kühl und ungemütlich.« Der Senior verzog das Gesicht, als hätte er eine Spinne auf seinem Schuh entdeckt.
Martin Burger unterdrückte ein Seufzen. »Ich werde dir einen neuen Blutdrucksenker aufschreiben. Du solltest aber selbst auch etwas tun, damit es dir bessergeht, und dich mehr bewegen.«
»Warte mal, Martin. Warum willst du mir das Mittel aufschreiben? Hast du keine Probe, die du mir mitgeben kannst? Dann muss ich net erst in die Apotheke laufen.«
»Die Vertreter sind sparsam mit Proben geworden. Ich habe im Moment keine da. Aber der Weg ist gut für dich. Mit regelmäßiger Bewegung lassen sich Blutdruckwerte um bis zu zehn Punkte senken. Ganz ohne Medikamente. Ich würde dir raten, jeden Tag zehntausend Schritte zu gehen.«
»Zehntausend?« Die grauen Augen seines Vaters begannen zu funkeln. »Soll ich etwa mitzählen?«
»Das musst du net. Dafür hab ich etwas für dich.« Martin Burger zog eine Schreibtischschublade auf und holte einen Schrittzähler heraus. Das Gerät war kaum größer als eine Streichholzschachtel. Unter dem Display war der Markenname eines Pharmazie-Unternehmens aufgedruckt. Es war ein Werbegeschenk. »Trag den immer bei dir. Er zeigt jeden Abend an, wie viele Schritte du tagsüber gelaufen bist.«
»Herrje.« Sein Vater beäugte das Gerät so skeptisch, als würde es ihn jeden Augenblick anspringen und in die Nase beißen. »Das ist, als würde ich einen Spion mit mir herumtragen, der all meine Schritte überwacht.«
»Genauso ist es auch gedacht«, bestätigte Martin Burger. »Allerdings verrät er net, wohin du läufst, sondern nur wie viel.«
»Also schön. Leg mich ruhig an die lange Leine.« Pankraz schob das Gerät in die Hosentasche.
»Mit mehr Bewegung, frischer Luft und dem neuen Medikament sollten deine Kopfschmerzen bald der Vergangenheit angehören. Am Freitag messen wir deine Werte erneut.«
»Ist gut. Danke, Martin.«
Der Bergdoktor warf einen prüfenden Blick aus dem Fenster seines Sprechzimmers. Draußen versank die Sonne soeben hinter dem Achenkegel, und die verschneiten Hänge rings um das Dorf glitzerten, als wären sie mit Diamantsplittern gepudert. Der Winter brachte die schönsten Seiten seiner Zillertaler Heimat zum Vorschein. Die hohen Berge reckten ihre Gipfel in den Abendhimmel, und Ruhe senkte sich über das Tal.
Das Doktorhaus stand am Rand von St. Christoph. Unmittelbar dahinter begann der Wald. Die Praxis war im Anbau untergebracht. Martin Burger hatte sie von seinem Vater übernommen und um einen Röntgenraum und ein Labor erweitert. Er liebte seine Arbeit und war gern für seine Patienten da. Im Dorf wurde er überall nur respektvoll »Bergdoktor« genannt.
Der Bürgersteig vor seinem Haus war geräumt und gestreut. Es sprach also nichts dagegen, seinen Vater noch zu einem kurzen Spaziergang zu ermuntern. Davon war dieser zwar alles andere als begeistert, aber er fügte sich in sein Schicksal.
»Feierabend für heute«, beschloss Martin Burger und schaltete den Computer aus. Die Sprechzeit war längst vorüber, und seine Sprechstundenhilfe war schon vor einer halben Stunde nach Hause gegangen.
»Ich beeile mich besser, mein Rezept einzulösen«, entschied sein Vater. »Die Apotheke schließt in einer Viertelstunde.« Er zog seine Winterjacke an, schloss den Reißverschluss und verließ die Praxis.
Martin Burger löschte das Licht und ging ins Wohnhaus hinüber. Ihn verlangte es nach einer Tasse Kaffee, aber er vergaß seinen Wunsch sogleich wieder, als ihm seine Wirtschafterin im Flur entgegenkam.
»Hast du Tessa gesehen, Martin?«, fragte sie keuchend.
»Seit heute Mittag nimmer. Warum?«
»Weil sie noch net daheim ist. Dabei wird es schon dunkel! Sie sollte längst wieder da sein!«
»Vielleicht hat Sabine sie mit den beiden Kleinen zum Einkaufen mitgenommen?«
»Nein, das hat sie net. Ich war dabei, als deine Frau losgefahren ist. Sie hatte nur Filli und das Mauserl bei sich. Tessa wollte heute Nachmittag ihre Freundin besuchen und mit ihr für die Schule lernen. Sie müsste längst zurück sein, aber das ist sie net.« Zenzi Bachhuber schnaufte sorgenvoll. Sie war seit vierzig Jahren die gute Seele im Doktorhaus und kümmerte sich darum, dass es allen Bewohnern gutging. »Das gefällt mir net, Bub. Hoffentlich ist ihr nix passiert!«
»Vermutlich haben die beiden Madeln nur die Zeit vergessen. Ich werde bei ihrer Freundin anrufen und nachfragen, wo sie bleibt.« Martin Burger griff zum Telefon und wählte. Die Nummer der besten Freundin seiner Tochter war eingespeichert, weil die beiden Madeln oft stundenlange Gespräche führten.
Es klingelte zweimal, dann war Maries Vater am Apparat.
»Burger hier«, meldete sich der Bergdoktor. »Ist Tessa noch bei euch?«
»Nein. Sie war hier, aber sie ist vor zwei Stunden heimgegangen.«
»Vor zwei Stunden schon?« Etwas in ihm zog sich zusammen. »Bist du sicher, dass es so lange her ist?«
»Freilich. Marie hat sich den Magen verdorben, deshalb haben wir sie ins Bett gesteckt und Tessa vorsichtshalber heimgeschickt, damit sie sich net ansteckt.«
»Sie ist aber noch net angekommen.«
»Net?« Im Hörer erklang ein alarmiertes Keuchen. »Einen Augenblick, bitte. Ich werde Marie fragen, ob sie weiß, wo Tessa hinwollte.« Es knackte kurz, als der Hörer abgelegt wurde, dann waren Schritte und gedämpfte Stimmen zu hören. Wenig später war der Vater wieder am Apparat. »Marie glaubt, dass Tessa gleich nach Hause wollte. Ist sie wirklich noch net angekommen?«
»Nein.« Martin Burger kämpfte gegen das Gefühl aufsteigender Panik an. Die Freundin seiner Tochter wohnte nur eine Viertelstunde entfernt. Ein Katzensprung war das. Wo blieb Tessa nur?
»Können wir etwas tun?«
»Ich fürchte, nein. Ich werde mich auf die Suche nach Tessa machen.« Martin Burger verabschiedete sich und legte auf. Dabei griff er bereits nach seinem Janker und dem Schal.
Ich darf mich net selbst verrücktmachen, ermahnte er sich. Es kann tausend gute Gründe geben, weshalb Tessa noch net daheim ist. Das Problem ist nur: Mir will kein einziger einfallen!
Die Bachhuber-Zenzi hatte dem Gespräch schweigend zugehört und strich sich nun eine graue Haarsträhne hinter das Ohr.
»Tessa sollte längst hier sein, oder?«
»Ja, das stimmt. Maries Vater weiß leider net, wo sie ist. Ich werde sie suchen gehen. Sag Sabine bitte Bescheid, sobald sie vom Einkaufen heimkommt. Ich melde mich, sobald ich etwas weiß.«
»Das mache ich.« Zenzi legte ihm eine Hand auf den Arm. »Bring unsere Kleine gesund nach Hause, ja?«
»Das werde ich.« Er nickte ihr zu und machte sich auf den Weg. Er hatte kaum einen Fuß über die Haustürschwelle gesetzt, als ihm eine bitterkalte Windböe entgegenwehte und ihn erschauern ließ. Abends sanken die Temperaturen derzeit auf Werte im zweistelligen Minusbereich!
Er eilte die Dorfstraße entlang. Vor der nahen Kirche stand Pfarrer Roseder und schmauchte ein Pfeifchen. An anderen Tagen hätte er ihn wegen des Tabaks ermahnt, aber diesmal erkundigte er sich nur, ob er seine Tochter gesehen hatte. Das musste der Geistliche bedauernd verneinen.
»Ich werde die Augen aber offenhalten«, versprach der Pfarrer und blies ein paar Rauchkringel in die Luft. »Sobald ich Ihre Kleine sehe, schicke ich sie nach Hause.«
»Vielen Dank, Herr Pfarrer.« Martin Burger setzte seinen Weg fort. Er war auf dem Weg zum Haus von Tessas Freundin, weil er hoffte, unterwegs einen Hinweis auf ihren Verbleib zu finden. Doch so sehr er sich auch die Augen ausschaute, er konnte seine Tochter nirgendwo entdecken.
Tessa besuchte die dritte Klasse. Sie himmelte einen Volksmusiker namens Florian an und spielte in der Schulmannschaft beim Handball mit. Sie las gern, konnte allerdings mit den Ponygeschichten nichts anfangen, die ihre Freundin so liebte. Stattdessen mochte sie alles, was spannend war.
Wo bist du nur, Schneckerl?
Martin Burger fragte im Gemischtwarenladen nach seiner Tochter, aber auch die Jeggl-Alma hatte sie nicht gesehen. Tessa schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein! Das ungute Gefühl in seinem Magen verstärkte sich. Seine letzte Hoffnung war der Rodelhang. Vielleicht war Tessa auf dem Heimweg einigen Schulkameraden begegnet und mit ihnen rodeln gegangen?
Der Hang leerte sich bereits. Mit der anbrechenden Dunkelheit wurden die Kinder daheim erwartet. Nur eine Handvoll bunt gekleideter Schlittenfahrer tummelte sich noch im Schnee, aber Tessa war nicht darunter.
Das gibt es doch net, grübelte Martin Burger. Wo kann sie nur sein?
Die Sorgen prasselten auf ihn herein wie Hagelkörner. Er überlegte, was nun zu tun war. Sollte er bei Tessas Schulfreunden anrufen? Womöglich war sie mit einem von ihnen mitgegangen?
Während er noch nachdachte, bemerkte er aus dem Augenwinkel plötzlich einen Lichtblitz. Etwas flammte auf dem bewaldeten Hügel auf. Wieder und wieder. Kurze Blitze und lange.
Martin Burger stutzte. Dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz. Das waren doch Morse-Signale! Er war Mitglied der Bergwacht und wusste genau, was die Zeichen bedeuteten: SOS! Offenbar signalisierte jemand mit einer Taschenlampe, dass er in einer Notlage war. Konnte das seine Tochter sein?
Tessa kannte die Signale, denn sie hatte ihn schon bei Einsätzen begleitet. Wieder flammten die Lichter auf: dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz.
Wer war da oben in Not geraten?
***
Viel zu schnell neigte sich Liv Jansens Winterurlaub dem Ende zu, und es hieß: Abschied nehmen. Abschied von den Bergen, in denen sie so gern Ski gefahren war. Und vor allem: Abschied von dem Mann, in den sie sich verliebt hatte. Ihr Herz lag schwer wie ein Eisbrocken in ihrer Brust, als sie die Tür des Zuges öffnete, der sie heim nach Hamburg bringen sollte.
»Warte!« Erik zog sie noch einmal in seine Arme und küsste sie, als gäbe es kein Morgen. Liv schmiegte sich in die Arme des geliebten Mannes und erwiderte seine hungrigen Küsse mit der Sehnsucht ihres Herzens, das vor Liebe beinahe überfloss. Irgendwo in ihrem Hinterkopf erinnerte eine zweifelnde Stimme sie daran, dass bald eintausend Kilometer zwischen ihnen liegen würden. Eine Entfernung, an der ihre Liebe zerschellen konnte wie ein Boot an verborgenen Klippen. Wie belastbar war das Band zwischen? War es Liebe? Oder nur eine Urlaubsromanze?
Mit Tränen in den Augen verabschiedete sich Liv von dem Landwirt. Sie bestieg den Zug, verstaute ihre Reisetasche im Gepäcknetz und ließ sich in das Polster sinken. Draußen wartete Erik auf die Abfahrt des Zuges. Er winkte ihr und formte mit den Fingern ein Herz. Liv lächelte unter Tränen.
Viel zu schnell kam der Pfiff des Schaffners.
Der Zug setzte sich in Bewegung, rollte aus dem Bahnhof und stampfte gen Norden. Fort von den Bergen und dem Mann, dem ihr Herz gehörte.
Nun flossen die Tränen, die sie bisher so mühsam zurückgehalten hatte. Liv kramte in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch und stieß plötzlich gegen etwas Hartes, das in zartgrünes Geschenkpapier gewickelt war. Nanu? Was war denn das? Hatte Erik ihr etwa ein Geschenk in die Tasche geschmuggelt?
Sie wickelte das Papier ab, und ein Laut entfuhr ihr, der irgendwo zwischen einem Lachen und einem Schluchzen lag, denn das Päckchen enthielt ein gerahmtes Foto von Erik und ihr! Darauf standen sie Arm in Arm mit ihren Skiern auf der sonnenbeschienenen Piste. Auf der Rückseite hatte Erik in seiner markanten Handschrift notiert: Für immer – wir beide.
Liv drückte das Bild sekundenlang an ihre Brust. Wärme flutete ihr Inneres, als würde die Sonne selbst in ihrem Herzen scheinen. Dann wischte sie die Tränen ab und kramte ihr Handy hervor. Sie drückte die Kurzwahl für Erik und hatte ihn wenige Lidschläge später am Apparat.
»Danke«, wisperte sie, weil ihre Kehle wie zugeschnürt war.
»Ich liebe dich, Liv. Wir werden uns schon bald wiedersehen«, sagte Erik, und der Ernst in seiner Stimme verriet, dass seine Worte mehr waren als ein Wunsch. Sie waren ein inniges Versprechen.
Livs Herz klopfte heftig vor Liebe. Aber warum fuhr der Zug plötzlich so unruhig? Sie wurde hin und her geschüttelt …
»Hm?« Verschlafen blinzelte Liv in das Licht, das durch die offene Tür ins Wohnzimmer fiel. Verwirrt sah sie hoch.
Erik beugte sich über sie und rüttelte sie sacht an der Schulter.
»Aufwachen, Murmeltier«, mahnte er sanft.
Liv fuhr hoch und strich sich eine braune Haarsträhne aus der Stirn. Verblüfft erkannte sie, dass sie eingeschlafen war! Und zwar schon vor einer ganzen Weile, wie es schien, denn draußen war es mittlerweile dunkel geworden.
»Ist alles in Ordnung mit dir?« Erik schaltete die Stehlampe ein.
»Ja, es geht mir gut. Ich war nur müde.«
»Du hast im Schlaf gelächelt. Hast du etwas Schönes geträumt?«
»Das hab ich tatsächlich.«
»Ah, von mir hoffentlich.« Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, das selbst jetzt im Winter leicht gebräunt war, weil er sich gern und oft im Freien aufhielt. Er hatte Jeans und einen Norwegerpullover an, der seine breiten Schultern betonte.
»Ich hab von unserem ersten Abschied geträumt.«
»Und dabei hast du so glücklich ausgesehen? Sollte ich mir Sorgen machen?«