Der Bergdoktor 1853 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 1853 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Ein Vorzeige-Objekt ist der Eibenhof am Rande von St. Christoph schon lange nicht mehr. Aber Mila ist hier aufgewachsen, und der Plan, den sie gemeinsam mit ihrem Freund geschmiedet hat, lässt sie alles mit hoffnungsvollen Augen sehen: Gemeinsam wollen sie es schaffen, den Hof zu renovieren!

Um das nötige Geld aufzutreiben, zieht David zunächst für ein paar Monate in die Stadt. Dort kann er auf dem Bau viel verdienen. Mila hält derweil auf dem Hof die Stellung.

Doch die Tage und Monate ziehen ins Land, und die junge Bäuerin wartet vergeblich auf Davids Rückkehr. Als dann auch noch ein Einbrecher nachts ins Haus eindringt und die Stuben verwüstet, liegt Milas Leben endgültig in Trümmern ...

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Seitenzahl: 121

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Der Eibenhof wartet auf dich

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Michael Wolf / Bastei Verlag

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-4244-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Der Eibenhof wartet auf dich

Wird der Liebste zu ihr zurückkommen?

Von Andreas Kufsteiner

Ein Vorzeige-Objekt ist der Eibenhof am Rande von St. Christoph schon lange nicht mehr. Aber Mila ist hier aufgewachsen, und der Plan, den sie gemeinsam mit ihrem Freund geschmiedet hat, lässt sie alles mit hoffnungsvollen Augen sehen: Gemeinsam wollen sie es schaffen, den Hof zu renovieren!

Um das nötige Geld aufzutreiben, zieht David zunächst für ein paar Monate in die Stadt. Dort kann er auf dem Bau viel verdienen. Mila hält derweil auf dem Hof die Stellung.

Doch die Tage und Monate ziehen ins Land, und die junge Bäuerin wartet vergeblich auf Davids Rückkehr. Als dann auch noch ein Einbrecher nachts ins Haus eindringt und die Stuben verwüstet, liegt Milas Leben endgültig in Trümmern …

»Bist du sicher, dass wir das schaffen werden?« Zweifelnd schaute Mila an dem Bauernhaus empor, als würde sie es zum ersten Mal sehen.

Sie war hier aufgewachsen, aber der Plan, den sie gemeinsam mit ihrem Freund geschmiedet hatte, ließ sie alles mit anderen Augen sehen: Das verschneite Dach leckte, sodass die Dachkammer mit Töpfen und Eimern gespickt war, die das hereintröpfelnde Wasser auffangen sollten. Rauch ringelte sich aus dem krummen Schornstein in den blassgrauen Winterhimmel. Der Weidezaun war eine morsche Einladung an streunende Hunde und gehörte längst erneuert. Der Garten schlummerte unter einer Schneedecke, unter der das Unkraut wucherte. Und das Dach der Scheune ächzte und knarzte und würde vermutlich nicht mehr lange halten. Kurzum: Der Eibenhof war eine einzige Baustelle!

»Ich weiß genau, dass wir das schaffen werden.« David schlang von hinten die Arme um sie und zog sie innig an sich. »Wir beide.«

»Es ist aber net nur Arbeit für viele Jahre, den Hof zu renovieren. Es wird auch Unmengen von Geld verschlingen. Wo sollen wir das nur hernehmen?«

»Dafür wird sich schon ein Weg finden.«

»Wie denn?« Mila krauste zweifelnd die Stirn. »Hast du etwa vor, eine Bank zu überfallen?«

Daraufhin lachte ihr Freund auf. »Das wird net nötig sein. Für dieses Problem hab ich mir schon etwas überlegt.«

»Wirklich?«

»Aber ja. Hör zu: Ein eigener Hof war immer unser Traum. Und nun, wo sich dein Großvater aufs Altenteil zurückziehen will, können wir beide den Eibenhof übernehmen und bewirtschaften. Warum sollten wir net schaffen, was dein Großvater viele Jahre lang allein gemeistert hat?«

»Weil er sich immer auf die Hilfe mehrerer Knechte verlassen konnte. Die können wir uns aber net leisten.«

»Noch net jedenfalls. Das stimmt. Perspektivisch denke ich allerdings daran, Erntehelfer einzustellen.«

»Daran ist im Moment aber noch net zu denken«, gab Mila zu bedenken.

Sie hatten beide eine landwirtschaftliche Ausbildung in Salzburg gemacht und waren vor wenigen Monaten mit ihrem Abschluss in der Tasche nach St. Christoph zurückgekehrt.

Es war wunderbar, wieder in ihrem Heimatdorf zu sein, aber es bereitete der Zweiundzwanzigjährigen auch Magendrücken, dass ihr Großvater den Bauernhof aufgeben wollte. Oder vielmehr musste er das, weil er die schwere körperliche Arbeit mit seinem Rheuma nicht mehr bewältigen konnte.

David und sie hatten sich überlegt, das Anwesen zu übernehmen, aber nun drohte die schiere Flut an Problemen und Hindernissen sie schier zu erdrücken. Sie hatten weder das Geld noch die Erfahrung für die Übernahme des Gehöftes. War ihnen die Katastrophe nicht vorbestimmt?

David schien ihre Bedenken nicht zu teilen. Sein Optimismus und seine lebensbejahende Art hatten ihr gleich gefallen, als sie sich kennengelernt hatten. Obendrein war er mit seinen leicht gewellten, braunen Haaren und der großen, sportlichen Statur ein echter Traummann, nach dem sich viele Frauen umdrehten.

Doch er hatte nur Augen für Mila. Sie hatten sich bis über beide Ohren ineinander verliebt – und nun wollten sie ihren Lebensweg auf dasselbe Gleis leiten. Die Frage war nur: Würde ihnen das auch gelingen?

Eine eisige Windböe fauchte heran und ließ Mila erschaudern. Fröstelnd schlang sie die Arme um sich selbst. Der Sturm biss in ihre Wangen wie tausend Nadelspitzen!

»Was hältst du davon, wenn wir wieder ins Haus gehen?«, schlug David vor und knabberte zärtlich an ihrem Ohrläppchen. Sein warmer Atem streifte ihren Nacken und sandte ihr einen wohligen Schauer über den Rücken. »Wir könnten uns in der Badewanne aufwärmen. Vorher machen wir heiße Fotos von dir, in dieser süßen roten Wäsche, auf die ich vorhin einen Blick erhaschen konnte.«

»Du willst Fotos von mir machen?«

»Das würde mir gefallen. Du siehst so verführerisch aus in Rot. Ich möchte mir das wieder und wieder anschauen können. Was meinst du dazu?«

»Warum net. Aber … Warte, David, wir müssen noch …« Mila keuchte, als er mit seinen Lippen ihre sensible Halsbeuge liebkoste. Hitze fuhr ihr in den Körper. Trotzdem wirbelte sie herum und stemmte die Hände gegen seine Brust. »Wir müssen vorher noch reden.«

Seine Stirn faltete sich. »Hab ich etwas angestellt?«

»Nein, ich meine, wir müssen über den Hof reden. Mein Großvater hat Bedenken, dass wir zu jung sind, um uns schon festzulegen.«

»Er täuscht sich. Wir wissen genau, was wir wollen. Außerdem gehören wir zusammen. Ich hab keine Zweifel, dass wir das Richtige tun. Du etwa?«

»Nein.« Mila schüttelte den Kopf. Sie liebte ihren Freund und wünschte sich nichts sehnlicher, als sich mit ihm ein Zuhause aufzubauen. Allerdings würde das nicht so leicht werden. »Wovon sollen wir den Hof renovieren?«

»Dafür hab ich schon etwas geplant.« David fuhr sich durch die Haare und zögerte, als wüsste er bereits, dass ihr seine Idee nicht gefallen würde.

»Was genau schwebt dir denn vor?«

»Ich werde eine Stellung in München annehmen, um Geld zu verdienen.«

»Warte! In München? Du willst fortgehen?«

»Von Wollen kann keine Rede sein. Ich würde lieber hier bei dir bleiben, das kannst du mir glauben, aber du hast recht: Wir brauchen Geld, wenn wir einen guten Start hinlegen und net ständig nur irgendwelche Löcher flicken wollen. Wir müssen den Hof renovieren, und dafür benötigen wir Geld. Viel Geld. Auf dem Bau werden immer Leute gesucht. Dort kann ich gut verdienen. Nur für ein paar Monate, höchstens ein Jahr. Bis es für die Renovierung reicht. Und du hältst derweil hier die Stellung.«

»Ein Jahr?« Mila wurde das Herz schwer bei der Vorstellung, ihren Schatz so lange entbehren zu müssen.

»Ich werde dich besuchen, so oft es geht. Es sind doch nur zwölf Monate, dann sind wir wieder zusammen.« David ergriff ihre Hände und drückte sie. »Das ist der Plan. Was meinst du dazu?«

»Er hört sich schrecklich an, aber wahrscheinlich hast du recht. So könnten wir es schaffen.«

»Traust du dir zu, den Hof so lange allein in Schwung zu halten?«

Mila nickte. Für eine gemeinsame Zukunft mit ihm würde sie noch ganz andere Dinge auf sich nehmen. Trotzdem jagte ihr der Gedanke an die Trennung Angst ein. Sie schmiegte sich an ihn, als stünde die Trennung bereits unmittelbar bevor.

***

Zwei Jahre später

»Der Schneesturm, der in der kommenden Nacht über das Zillertal hinwegfegen wird, könnte der schlimmste seit Jahren werden. Wir erwarten starke Schneeverwehrungen und gesperrte Straßen. Aus diesem Grund empfehlen wir Ihnen, liebe Hörer, daheimzubleiben und weiter unser Programm zu hören. Wir halten Sie über die aktuelle Lage auf dem Laufenden … und können …«

Es knackte und prasselte im Lautsprecher, dann riss der Empfang sekundenlang ab, ehe die Fetzen eines Liedes der »Zellberg Buam« zu hören waren, die immer wieder von Rauschen unterbrochen wurden.

»Jesses, das kann ja heiter werden«, murmelte Xaver Eibner und drehte die Zimmerantenne auf das Fenster zu. Das verbesserte den Empfang jedoch nur unwesentlich, sodass er das Radio schließlich ausschaltete.

Er ballte die rechte Hand zur Faust und öffnete sie mit einem leisen Stöhnen wieder. Herrschaftszeiten! Diese Kälte bekam ihm gar nicht! Sein Rheuma vervielfachte sich bei dem feucht-kalten Wetter. Er hatte das Reißen in allen Knochen und fühlte sich wesentlich älter als seine zweiundsiebzig Jahre.

In der Bauernküche war es behaglich warm. Im Holzofen knisterte ein Feuer, und die nagelneuen Fenster hielten die Kälte draußen. Allerdings konnte Xaver die behaglichen Temperaturen nicht genießen, solange seine Arbeit noch nicht getan war.

»Ich muss die Hühner füttern, solange wir noch net eingeschneit sind. Kommst du mit, Rocky?« Er sah seinen Hund erwartungsvoll an, aber der Setter behielt den Kopf auf seinen Vorderpfoten und schlug zweimal mit dem Schwanz auf den Küchenboden. »Das soll wohl heißen, dass du heute keine Pfote mehr hinaussetzt, was? Mei, du hast es gut.«

Der Hund schnaufte hörbar.

Rocky lebte seit über acht Jahren auf dem Eibenhof. Inzwischen war sein Fell um die Schnauze grau geworden, und die Arthritis machte seine Pfoten langsamer als früher. Er mochte seinen behaglichen Korb am Ofen und verließ ihn höchst ungern. Zumal bei diesem Wetter! Draußen schneite es so heftig, dass die Silhouetten der nahen Berge nur noch eine Ahnung hinter dem wirbelnden Weiß waren.

»Als würden wir im Inneren einer Schneekugel sitzen«, brummte der Großvater und nahm seine Jacke vom Haken. Er stülpte die Kapuze über den Kopf und schob die Haustür auf. Er musste sich regelrecht dagegenstemmen, weil der Sturm sie ihm entgegendrückte. Dann stapfte er zum Stall hinüber.

Die Hühner saßen aufgereiht auf der Stange – gut aufgehoben in ihrem sicheren Unterschlupf. Xaver streute ihnen frische Körner und Salat hin und füllte den Wassertrog auf. Dann verließ er den Stall und zog das Tor hinter sich zu.

Draußen machte ihm der Sturm das Atmen schwer. Er griff nach der Schneeschippe, die an der Wand des Schuppens lehnte, und begann, den Weg vom Haus zum Stall freizuschaufeln. Später würde seine Enkelin die Kühe melken müssen, da sollte sie sich nicht erst eine freie Bahn schaffen müssen. Er zog den Kragen über Mund und Nase und stemmte sich gegen die weißen Massen. Seine Arme protestierten schmerzhaft. Keuchend arbeitete er sich voran.

»Grüß dich, Xaver!« Dr. Burger kam den Gehweg herauf und blieb am Zaun stehen. Er trug Dackel Poldi auf dem Arm.

»Herr Doktor!« Xaver hielt inne und stützte sich schnaufend auf den Stiel seiner Schaufel. »Warum tragen Sie Ihren Hund? Haben Sie Angst, der Sturm könnte den Kleinen fortwehen?«

»Bei seinen Schlappohren? Man kann nie wissen.« Das freundliche Gesicht des Arztes erhellte sich zu einem Schmunzeln. »Nein, der Schnee liegt so hoch, dass Poldi einsinkt und net vorankommt. Das ist kein Vergnügen für ihn.«

»Es soll sogar noch schlimmer werden. Im Radio haben sie vor einem Schneesturm gewarnt.«

»Herrje! Ich hab heute Nacht Notdienst.«

»Da werden Sie vermutlich net zum Schlafen kommen.«

»Mag sein. Und wie geht es dir, Xaver?«

»Ach, das Rheuma zwickt mich tüchtig.«

»Warst du bei der Physiotherapie?«

»Nur einmal. Ich hab alleweil so viel zu tun. Außerdem sind die Termine alles andere als angenehm. Dieser Therapeut ist ein richtiger Knochenbrecher. Im Mittelalter wäre er vermutlich Folterknecht geworden.«

»Die Behandlung ist aber wichtig. Sie hält deinen Körper geschmeidig und soll die Schmerzen reduzieren. Geh wieder hin, Xaver! Die Wirkung ist die kleinen Unannehmlichkeiten bei der Therapie wert. Du wirst es erleben.«

»Na schön, dann werde ich es noch einmal probieren.«

»Das ist gut. Ich muss jetzt zurück zur Praxis. Grüß Mila von mir, ja?«

»Das werde ich machen.«

»Wir sehen uns bei deinem nächsten Termin. Bis dann, Xaver.« Der Bergdoktor winkte kurz, dann setzte er seinen Weg fort und wurde wenig später vom Schneetreiben verschluckt.

Xaver schaufelte eine Bahn zum Stall frei, danach kehrte er ins Haus zurück und zog aufatmend im Flur die Jacke aus. Gerade, als er sich in der Küche einen Tee kochen wollte, wirbelte Mila herein. Atemlos schob sie die Kapuze vom Kopf. Darunter kam ihr gerötetes Gesicht zum Vorschein.

»Jesses, ist das ungemütlich draußen«, schnaufte sie und legte einen Stapel Briefe auf dem Küchentisch ab. Sie hatte die Post hereingeholt. Der Briefkasten befand sich an der Auffahrt zum Hof und war rund zweihundert Meter vom Haus entfernt.

Mila blätterte den Stapel durch, aber je weiter sie sich voran arbeitete, umso betrübter wurde ihr Blick. Schließlich schluckte sie hörbar und schob die Briefe von sich weg.

»Nur Reklame und eine Rechnung vom Futtermittellieferanten.«

»Nichts von David dabei?«, hakte Xaver nach.

»Leider net.« Ihre Augen schimmerten feucht, und er unterdrückte ein herzhaftes Schimpfen. Was dachte sich dieser Hallodri eigentlich? Es war Valentinstag! Und von David war weder ein Anruf noch ein Brief oder ein anderes Lebenszeichen gekommen. Hatte der Bursche diesen Tag etwa vergessen?

Zugegeben, für Xaver war es ein Dienstag wie jeder andere, aber seiner Enkelin bedeutete dieses Datum eine Menge. Schließlich waren David und sie auf den Tag genau vor drei Jahren zusammengekommen. Doch daran schien ihr Freund nicht einmal zu denken. Wie war das nur möglich?

Mila schaute so traurig drein, dass sich etwas in ihm zusammenzog.

»Er wird sich schon noch melden«, sagte er. »Vielleicht überrascht er dich sogar mit einem Besuch?«

»Meinst du?« Ihre Augen leuchteten auf, verdüsterten sich jedoch sogleich wieder. »Bei diesem Wetter wird er es net zu uns schaffen. Die Straße ist kaum noch passierbar. Und es wird immer schlimmer.«

Xaver nickte bedächtig. Da war etwas dran. St. Christoph lag in einem hohen Seitenarm des Zillertals und war nur über eine einzige Serpentinenstraße zu erreichen. Wenn der Schnee so dicht fiel wie jetzt, war die Fahrbahn wegen der Verwehungen schnell unpassierbar. Sogar mit Schneeketten kam man dann kaum noch durch. Wer jetzt noch nicht da war, würde so schnell nicht mehr durchkommen.

Was dachte sich Milas Freund nur? Heutzutage gab es tausend Möglichkeiten, um zu kommunizieren: Handys, E-Mails und den Computer. Manches davon war für Xaver ein Buch mit sieben Siegeln. Er tauschte sich am liebsten persönlich oder über die altvertraute Post aus, aber die jungen Leute »skypten« und »twitterten«, dass einem schwummrig davon werden konnte. Und David? Nichts! Kein Lebenszeichen. Nur Schweigen.

»Er könnte sich wirklich melden«, brummte Xaver.

»Wahrscheinlich hat David einfach nur viel zu tun«, verteidigte seine Enkelin ihren Freund.

»Sicher«, murrte er. Fragt sich nur, mit wem, fügte er in Gedanken hinzu, sprach es jedoch nicht laut aus, weil er seine Enkelin nicht noch trauriger machen wollte. Ihr Freund lebte jetzt schon wesentlich länger in München, als abgemacht gewesen war, und er gab nicht zu verstehen, dass er an eine Heimkehr dachte.

Mila blickte nach draußen. »Ich sollte die Eiszapfen an der Scheune abschlagen, oder? Sie hängen vom Dach und sind groß genug, um jemanden ernstlich verletzen zu können, wenn sie herabstürzen.«