Der Bergdoktor 1861 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 1861 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Es ist schon seltsam ... Jahrelang hat Mila sich vorgestellt, wie es sein würde, noch einmal dem Mann gegenüberzustehen, der die Schuld daran trägt, dass sie ihr ungeborenes Baby verloren hat. Ein kleines Madel war's, viel zu zart noch zum Leben.

Immer wieder hat Mila sich ausgemalt, sich an ihrem einstigen Geliebten, der ihr so viel Schmerz zugefügt hat, zu rächen.

Doch als Armin gestern so überraschend auf der Alm auftauchte, kam kein böses Wort über ihre Lippen. Statt Hass empfand sie etwas anderes - Mitleid! Der Mann, der so hoch hinauswollte, ist tief gefallen und schwer krank. Jetzt braucht er Hilfe - ausgerechnet Milas Hilfe!

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Seitenzahl: 110

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Wenn Reue nichts mehr ändern kann

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Michael Wolf / Bastei Verlag

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-4437-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Wenn Reue nichts mehr ändern kann

Packendes Meisterwerk um Schuld und Vergebung

Von Andreas Kufsteiner

Es ist schon seltsam … Jahrelang hat Mila sich vorgestellt, wie es sein würde, noch einmal dem Mann gegenüberzustehen, der die Schuld daran trägt, dass sie ihr ungeborenes Baby verloren hat. Ein kleines Madel war’s, viel zu zart noch zum Leben.

Immer wieder hat Mila sich ausgemalt, sich an ihrem einstigen Geliebten, der ihr so viel Schmerz zugefügt hat, zu rächen.

Doch als Armin gestern so überraschend auf der Alm auftauchte, kam kein böses Wort über ihre Lippen. Statt Hass empfand sie etwas anderes – Mitleid! Der Mann, der so hoch hinauswollte, ist tief gefallen und schwer krank. Jetzt braucht er Hilfe – ausgerechnet Milas Hilfe!

Spät am Abend, kurz vor Mitternacht, hörte Milena erneut das Geräusch von draußen. Es war das dritte Mal innerhalb einer Woche.

Justus lag neben ihr und schlief tief und fest. Kein Wunder, denn er hatte den ganzen Tag über fast ohne Pause gearbeitet.

In diesen Sommerwochen gab es viel zu tun, von früh an ging es auf dem Kirnhof lebhaft zu. Alles musste gut durchgeplant sein.

Justus schaffte es problemlos, den großen Hof am Achenwald zu bewirtschaften. Er hatte alles im Griff, wie man das von einem Diplom-Agrarwirt ja auch erwarten konnte.

Justus Bernreiter, das war ein Name, den man bei den Bauern im Umkreis gut kannte. Hier und da konnte man sich bei ihm Rat oder einen guten Tipp holen.

Selbstverständlich war es trotzdem nicht, dass auf dem Hof alles reibungslos klappte.

Milena war stolz auf ihren Verlobten, den sie noch in diesem Herbst heiraten wollte, freilich einige Monate später als geplant.

Sie hatten den Hochzeitstermin eigentlich auf den Lichtmesstag im Februar festgelegt, nur zwei Wochen nach Milenas Umzug auf den Kirnhof.

Justus hatte gemeint: »Spatzl, ich will dich endlich bei mir haben, es macht doch keinen Sinn, dass du allein drunten im Mesnerhäusl wohnst. Wir sind eh schon so gut wie verheiratet.«

Aber ein plötzlicher, lebensbedrohlicher Schlaganfall seiner verwitweten Mutter Burgl hatte den offiziellen Hochzeitstermin erst einmal platzen lassen.

Jetzt wurde die Kranke in einer Palliativ-Einrichtung in der Nähe von Innsbruck gepflegt und gut umsorgt. Das musste auch sein, denn sie litt nach dem schweren Hirnschlag an Demenz, war fast bewegungsunfähig und konnte sich nur noch mit wenigen Worten verständlich machen. Tag und Nacht musste jemand für sie da sein.

Es war eine warme Julinacht. Leise stand Milena auf – sie wurde von allen nur »Mila« genannt – und blickte aus dem Fenster.

Es war nichts Ungewöhnliches zu sehen. Aber wie in den Nächten zuvor glaubte sie, in einer gewissen Entfernung Motorengeräusch zu hören und danach leise Schritte, die sich dem Hof näherten.

Vielleicht sollte ich Justus doch etwas sagen, dachte sie.

Eigentlich war es nicht ihre Absicht, ihn wegen dieser Kleinigkeit anzusprechen. Er hatte derzeit wirklich genug um die Ohren. Außerdem war auf dem Hof alles in Ordnung, morgens war weder etwas angetastet worden, noch gab es irgendwelche Spuren.

Konnte es sein, dass sie sich irrte? Oder träumte sie das alles nur? Das ferne Autogeräusch, dann Pause, dann zögernde Schritte … wirklich ein Traum?

Nein, ausgeschlossen! Sie war immer hellwach, wenn sie das vermeintliche Geräusch hörte. Vielleicht konnte sie aber in der Dunkelheit bestimmte Laute nicht richtig zuordnen, sodass sie nur den Eindruck hatte, ein Auto und Schritte zu hören.

Auf dem Hof liefen am Abend und nachts die Katzen umher und krauchten in den Büschen umeinander, hin und wieder hatten auch schon ein Dachs oder ein Fuchs dem idyllisch gelegenen Kirnhof einen »Besuch« abgestattet.

So etwas kam vor, wenn man nah am Wald wohnte, tierische »Gäste« gehörten bei Nacht dazu. Das erklärte die leisen, kaum hörbaren Schritte. Und das »Motorengeräusch« konnte von weiter unten aus dem Dorf kommen, eventuell war es auch nur die neue Belüftungsanlage in der großen Scheune, an deren eintöniges Summen man sich erst gewöhnen musste.

Eine Zeit lang hatte Mila schlimme und quälende Albträume gehabt. Die Gründe dafür kannte sie, wundern musste sie sich daher nicht.

Aber Mila wollte nicht mehr daran denken und sich ganz auf die Zukunft mit Justus konzentrieren.

Seine Liebe und sein Optimismus hatten ihr geholfen, ihr Schicksal anzunehmen. Auch Dr. Burgers verständnisvolle Behandlung war eine große Hilfe für sie gewesen. Die Sonne schien inzwischen jeden Tag nur für Mila aufzugehen. Morgens wachte sie mit dem Gefühl auf, ein neues Glück erleben zu dürfen.

Jede Stunde mit Justus tat ihr gut, je näher sie ihm war, desto leichter wurde es ihr ums Herz, und die Schatten der Vergangenheit beherrschten ihr Denken nicht mehr.

Man konnte freilich ein seelisches Trauma und eine tiefe Erschütterung bis ins Innerste hinein nie so ganz vergessen. Aber Mila wusste inzwischen, dass man auch den schlimmsten Schmerz ertragen kann und dass er sogar heilt, wenn man neuen Lebensmut gewinnt.

Sie legte sich wieder neben Justus und betrachtete ihn lächelnd. Er schlief den Schlaf des Gerechten. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn sein Vorname bedeutete übersetzt »der Gerechte«.

Wie gut das passte!

Er war ein geradliniger Mensch, der es verabscheute, wenn anderen Leuten ein Unrecht zugefügt wurde. Doch er gehörte nicht zu denen, die sich zu Hass oder Bösartigkeiten hinreißen ließen.

Justus ging andere Wege, wenn er sein Ziel erreichen wollte. Er konnte sehr entschlossen sein, und zwar so nachhaltig, dass man sich an ihm tatsächlich die Zähne ausbeißen konnte!

Mila berührte zärtlich seine Wange.

Er seufzte im Schlaf und streckte sich, aber das war auch schon alles. Nicht einmal die Posaune und die Pauke der Trachtenkapelle von St. Christoph hätten ihn jetzt wecken können.

»Träum schön, Schatz«, flüsterte sie.

Noch einmal lauschte sie nach draußen, aber es schien alles still zu sein.

In wenigen Tagen würde Justus den treuen Zeno wieder aus der Tierklinik in Schwaz holen. Zeno hatte eine schmerzhafte Verletzung am Vorderlauf erlitten, als er in letzter Sekunde dem Traktor des wütend dahinratternden Achleitner-Bauern im Dorf ausgewichen war.

Dem Peter hatte das Ganze hernach entsetzlich leidgetan, denn er hatte daheim selbst zwei Hunde und war eigentlich ein überzeugter Tierfreund. Grund für seinen »Aussetzer« war mal wieder ein übler Ehestreit mit seiner Angetrauten gewesen.

Wenn der Achleitner-Peter ausrastete, dann war’s immer wegen seiner Afra. Ihre Sturheit brachte ihn genauso auf die Palme wie ihr Gerede über alles und jeden. Keiner konnte so gut Gerüchte in Umlauf bringen wie sie. Alle Mahnungen, endlich damit aufzuhören, waren bisher fehlgeschlagen.

Schäferhund Zeno bekam nun auf Peters Kosten eine Spezialbehandlung in der Schwazer Tierklinik mit leckerem Fressen und Schmerzmitteln, die rasch halfen, aber so gut wie keine Nebenwirkungen hatten.

Inzwischen war der klaffende Riss bereits so weit verheilt, dass keinerlei Gefahr einer Infektion mehr bestand.

Zeno durfte also sehr bald heim, nur den Verband sollte er noch ein wenig behalten und täglich dem Tierarzt Dr. Steiger im Dorf vorgestellt werden.

Der Vierbeiner war übrigens bestens erzogen, er liebte Streicheleinheiten genauso wie Streifzüge durch Wald und Flur. Gern betätigte er sich als Wächter und Beschützer.

Wenn er wieder daheim war, würde er sich um die nächtlichen »Geräusche« kümmern, da war sich Mila ganz sicher. Er konnte genau unterscheiden, ob draußen nur der Wind in der Hecke raschelte, ob die Katzen, ein Dachs oder ein Fuchs nur mal auf Streife gingen oder ob die Angelegenheit ernster war, sodass man einschreiten musste.

Alles war still und friedlich, nur der Nachtwind strich ums Haus, und die Klematisranken an der Mauer raschelten leise. Mila schloss die Augen und tastete nach der Hand ihres Verlobten.

Es dauert net mehr lange, dann ist er mein Mann, dachte sie. Endlich werden wir ein Ehepaar sein!

Ihr war schon wenige Wochen nach ihrem ersten Kuss klar geworden, dass er der Einzige war, der ihre Wunden heilen konnte …

Dann schlief sie ein und träumte von der Glockenblumenwiese, auf der Justus und sie sich vor einem Jahr heimlich verlobt hatten.

Er hatte ihr einen schmalen, goldenen Ring an den Finger gesteckt. Den Ring mit dem blauen Stein – so blau wie die Blumen ringsum – trug sie heute jeden Tag. Bald würde der Ehering mit der Gravur »Justus« und ein Herzerl als Zeichen ihrer Liebe dazukommen.

Nichts war Mila wichtiger als diese Liebe. Sie träumte von einer richtigen Familie. Justus und sie und vielleicht bald ein Kind oder zwei kleine »Bernreiterlein« in kurzem Abstand hintereinander, wenn der Himmel ihnen dieses Glück schenken würde.

Sie hoffte es so sehr …

***

Morgens erwachte Mila von einem Kuss. Wenn man so geweckt wurde, war der Tag gerettet, sogar dann, wenn nicht alles nach Plan verlief.

»Hallo, Schlafmaus«, flüsterte Justus ihr ins Ohr. »Noch müde?«

»Ein bisschen.« Sie kuschelte sich an ihn. »Müssen wir denn schon aufstehen?«

»Eigentlich ja.«

»Bitte nicht.«

»Aber es ist dreiviertel sechs. Eigentlich müssten wir sogar schon am Frühstücktisch sitzen.«

Mila seufzte. »Schrecklich! Warum können wir nicht bis halb neun schlafen und dann eine Stunde lang auf der Terrasse frühstücken?«

»Das machen wir im Urlaub. Aber jetzt geht das net. Wir haben einen Hof, Schlafmützchen. Vielleicht hast du das ja über Nacht vergessen. Es gibt allerhand zu tun, leider haben uns die Heinzelmännchen abgesagt.«

»Na, so was«, lachte Mila.

»Es ist kein Verlass mehr auf das Personal, vor allem dann nicht, wenn es aus dem Märchenbuch stammt. Ansonsten hätten wir jemanden, der die Wiesen mäht, die Tiere versorgt und sich um die Gartenarbeit kümmert, im Haus alles auf Vordermann bringt und außerdem …«

»Sag nichts mehr, Justus. Bitte zähl mir jetzt net auf, was wir alles tun müssen.«

»Aber es macht doch auch Freude, Spatzl«, wandte er ein. »Wir tun es doch für uns. Und natürlich auch für andere. Denn alles, was wir auf dem Kirnhof produzieren, ist biologisch angebaut, die Tiere bekommen naturreines Futter, ich vermeide künstliche und chemische Zusätze. Solange wir beide hier den Ton angeben, wird sich daran auch nichts ändern.«

»Vorläufig hab ich ja noch nichts zu sagen.«

»Mila! Was soll das? Wenn meine Mutter net so krank geworden wäre, läge unsere Hochzeit schon ein paar Monate hinter uns. Ich hab dich doch längst als Miteigentümerin eintragen lassen, das weißt du doch. Der Hof gehört uns beiden.«

So viele Vertrauensbeweise und die Großzügigkeit ihres Verlobten berührten Mila zutiefst. Justus liebte sie von ganzem Herzen, sie war die Einzige für ihn. Hätte er sonst schon vor der Eheschließung den Hof notariell zur Hälfte auf sie überschreiben lassen?

»Danke für alles«, flüsterte sie. »Ich will dir alles vergelten, was du für mich getan hast. Ohne dich würde ich wahrscheinlich immer noch im Mesnerhäusl hocken und mich jeden Tag zur Arbeit im Sanatorium Bergfrieden schleppen. Ich war immer gern dort, immerhin hab ich den hauswirtschaftlichen Bereich geleitet. Aber nach allem, was passiert ist, konnte ich mich kaum noch aufraffen.«

Justus streichelte Milas dunkelbraunes, glänzendes Haar.

»Das versteh ich. Du warst gar net gut beisammen, als ich dich getroffen hab.«

Sie nickte. »Es war wie eine glückliche Fügung des Schicksals, dass ich an jenem Tag vor zwei Jahren mit meiner Kollegin Birgit zum Almfest am Leitenberg gegangen bin. Du musst einfach mal unter die Leute, hat sie gemeint, und zwar dringend, weil du sonst total im Abseits landest. Damit hatte sie recht. Birgit hat nie ein Blatt vor den Mund genommen. Schade, dass sie umgezogen ist. Aber ich gönn’s ihr, dass sie so eine tolle Stelle am Wörthersee gefunden hat – und noch dazu den Mann ihres Lebens.«

»Und du hast den Mann deines Lebens ganz in der Nähe gefunden, nämlich auf der Leitenberg-Alm zwischen zwei Schönheiten«, lachte Justus. »Miss Alma und Miss Hella. Fesch herausgeputzt mit Blumenkränzen. Die zwei Kandidatinnen für die schönste Kuh in unserem Tal kamen beide aus unserem Stall, das will etwas heißen! Miss Hella hat schließlich den Titel geholt, fast alle Festgäste haben sie gewählt. Aber um ehrlich zu sein: Alma gefällt mir persönlich besser. Sie hat besonders schöne Augen. Die Leute haben sich durch Hellas zutrauliche Art beeinflussen lassen. Sie lässt sich streicheln wie ein Kätzchen. Alma ist ein bisserl scheu, es braucht Zeit, bis sie einen Fremden an sich heranlässt. Das mögen die Leut nicht so gern. Bei zurückhaltenden Damen übersieht man leicht die wahren Qualitäten. Es sei denn, man hat den Kennerblick.«

»Und du hast diesen Blick natürlich, Justus.«

»Aber immer!«

Mila lächelte. »Sag mal, redest du jetzt über Kühe oder über Frauen?«

»Tja, eigentlich über die Mädels. Ich hab bei dem Almfest ein zurückhaltendes, scheues Wesen mit wunderschönen, traurigen Augen getroffen. Dass du im Mesnerhäusl gewohnt hast und dass du vor sechs Jahren aus beruflichen Gründen nach St. Christoph umgezogen bist, das wusste ich ja. Aber ich hatte dich noch nie aus der Nähe gesehen, immer nur mal ganz flüchtig im Vorbeigehen.«

»Du kannst ruhig die ganze Wahrheit sagen«, murmelte Mila. »Ich war in erster Linie wegen Armin hier. Warum sollen wir es nicht aussprechen? Es ist nun mal so. Ich kann inzwischen ganz frei darüber reden, ohne mit einem Weinkrampf zusammenzubrechen.«