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Der Großbauer Walter Wanninger hat einen der schönsten Höfe im Tal von St. Christoph und ist ein traditionsbewusster Mensch. Sohn Thomas und Tochter Christel sollen passende Partien heiraten, damit Geld zu Geld kommt. Basta!
Als der Bluthochdruckpatient wieder einmal zur Kontrolle bei Dr. Burger ist, berichtet er stolz, dass auf dem Erbhof bald Verlobung gefeiert wird: Thomas soll die begüterte Hoftochter Viola Brenner heiraten, Christel deren Bruder Bernd. Der Brenner aus Hochbrunn ist ein guter Spezl vom Wanninger und damit einverstanden.
Als Dr. Burger Zweifel anmeldet, wiegelt der Großbauer ab: Die Kinder seien durchaus zufrieden mit seinem Vorschlag.
Ein Irrtum mit furchtbaren Konsequenzen. Erst brennt eine Scheune ab, in der sich zwei Liebende heimlich getroffen haben, dann erleidet der Wanninger einen Herzanfall, und schließlich stürzt ein junges Madel, mit dem Bernd öfters gesehen wurde, in eine schwer zugängliche Felsspalte ...
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Seitenzahl: 127
Veröffentlichungsjahr: 2017
Cover
Impressum
Almsommer und wilde Herzen
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Michael Wolf / Bastei Verlag
Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-5074-6
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Almsommer und wilde Herzen
Doch im Dorf wusste niemand etwas von ihrer Liebe
Von Andreas Kufsteiner
Der Großbauer Walter Wanninger hat einen der schönsten Höfe im Tal von St. Christoph und ist ein traditionsbewusster Mensch. Sohn Thomas und Tochter Christel sollen passende Partien heiraten, damit Geld zu Geld kommt. Basta!
Als der Bluthochdruckpatient wieder einmal zur Kontrolle bei Dr. Burger ist, berichtet er stolz, dass auf dem Erbhof bald Verlobung gefeiert wird: Thomas soll die begüterte Hoftochter Viola Brenner heiraten, Christel deren Bruder Bernd. Der Brenner aus Hochbrunn ist ein guter Spezl vom Wanninger und damit einverstanden.
Als Dr. Burger Zweifel anmeldet, wiegelt der Großbauer ab: Die Kinder seien durchaus zufrieden mit seinem Vorschlag.
Ein Irrtum mit furchtbaren Konsequenzen. Erst brennt eine Scheune ab, in der sich zwei Liebende heimlich getroffen haben, dann erleidet der Wanninger einen Herzanfall, und schließlich stürzt ein junges Madel, mit dem Bernd öfters gesehen wurde, in eine schwer zugängliche Felsspalte …
Die Morgensonne schien golden durch das Küchenfenster und kitzelte mit ihren Strahlen das Näschen der kleinen Laura Burger. Fröhlich patschte das jüngste Mitglied der Arztfamilie von St. Christoph im Zillertal mit seinen Händchen auf die Lehnen des Hochstuhls.
»Laura hat Hunger!«, rief das kleine Madel.
»Ja, mein Spatzerl, gleich gibt’s was Leckeres«, versprach Zenzi Bachhuber, die altgediente Hausperle, mit einem liebevollen Lächeln, das ihre sonst recht herbe Miene erhellte. »Dein Brei ist fast fertig.«
Sie warf einen Blick in den Kochtopf, stellte fest, dass die Kindermahlzeit noch nicht ganz so weit war, und prüfte dann das große Tablett auf dem Esstisch genau.
»Ich glaub, ich hab nix vergessen, was man für ein romantisches Frühstück zu zweit so braucht«, sinnierte sie.
Laura schaute sie aus großen Kinderaugen fragend an.
»Das ist für die Mama und den Papa, verstehst du? Die beiden wollen halt auch mal unter sich sein. Schließlich feiert man nur einmal im Jahr Hochzeitstag.« Sie seufzte. »Selten genug, dass der Doktor ein ganzes Wochenende unbehelligt ausspannen kann. Und bis heut Mittag soll das auch so bleiben!« Zenzi nickte, fest entschlossen, jeden noch so dringenden Notfall auf später zu vertrösten.
Dr. Martin Burger, den die Menschen im Tal von St. Christoph respektvoll Bergdoktor nannten, war immer für seine Patienten da. Er war das, was man einen Mediziner mit Leib und Seele nannte. Ein jeder hier wusste das zu schätzen. Denn Dr. Burger kümmerte sich nicht nur um die körperlichen Leiden seiner Patienten, ihm war das seelische Wohl ebenso wichtig. Er sah eben nie nur einen Fall, sondern stets den ganzen Menschen.
Freilich kam bei einer so selbstlosen Haltung das Privatleben manches Mal zu kurz. Der Mediziner hatte das große Glück, mit einer Kollegin verheiratet zu sein, die seine Einstellung teilte und voll und ganz hinter ihm stand.
Nach dem Tod seiner ersten Frau, die im Kindbett gestorben war und das Baby mit sich genommen hatte, war Martin Burger lange ein gebrochener Mann gewesen. Erst die Liebe der klugen und warmherzigen Wiener Anästhesistin Dr. Sabine Rodenwald hatte wieder Licht und Freude in sein Dasein gebracht.
Ihre sehr glückliche Ehe wurde nun von drei munteren Kindern gekrönt, der achtjährigen Tessa, dem fünfjährigen Philipp, den alle Filli nannten, und der kleinen Laura, mit ihren zwei Jahren das Nesthäkchen der Familie.
Sie lebten zusammen mit den Eltern, dem Großvater Pankraz Burger und der Hauserin Zenzi im Doktorhaus in der Kirchgasse. Hier ging es meist rund, die Praxis im Anbau des Doktorhauses war jeden Tag gut besucht, eine lange Liste von Hausbesuchen wartete mehrmals die Woche auf Dr. Burger.
Die Kinder hielten ihre Eltern auf Trab. In all dem Trubel etwas Ruhe und ungestörte Zweisamkeit zu finden, das schien oft fast aussichtslos. Und in gewisser Weise liebte Dr. Burger dieses muntere Treiben, das zugleich Harmonie und Geborgenheit, eben Daheim für ihn bedeutete.
Doch manchmal brauchte er davon eine Auszeit. Wenn im Frühling die Klettersaison begann, unternahm der durchtrainierte Mediziner mit seinem Spezl Dominikus Salt gerne längere Touren. Dominikus war der Leiter der hiesigen Bergwacht und einer der wenigen St. Christopher, die Martin Burger duzten. Die beiden hatten schon manches Abenteuer am Berg gemeinsam durchgestanden.
Dieses spezielle Sommerwochenende aber hatte Sabine, Martins Frau, gehört. Um ihren Hochzeitstag ungestört und sehr romantisch zu begehen, hatte der Landarzt sich etwas Besonderes ausgedacht: Er hatte von Walter Wanninger, einem ortsansässigen Großbauern, eine Sennhütte gemietet, die auf einer wunderschönen Alm an der Südseite des Feldkopfs stand.
Hier hatte das Paar zwei Tage wie im Paradies gelebt. Morgens geweckt vom Gezwitscher der Vögel, hatten sie vor der Hütte im warmen Sonnenschein gefrühstückt, das laue Lüftchen genossen, das den würzigen Duft der Wildblumen herangetragen hatte, und am Abend den Sonnenuntergang ebenso bewundert wie das funkelnde Sternenzelt. Völlig ungestört waren sie einander genug gewesen und wie ein frisch verliebtes Paar am Sonntagabend nach Hause zurückgekehrt.
Bärbel Tannauer, Dr. Burgers erfahrene Sprechstundenhilfe, hatte die Termine für den Montag so gelegt, dass der Doktor sich erst nach dem Mittagessen um seinen ersten Patienten kümmern musste.
Zenzi hatte die Kinder in Schule und Kindergarten geschickt und kümmerte sich um die kleine Laura, damit die Burgers ihre Zweisamkeit ganz langsam ausklingen lassen konnten.
Die Hauserin hatte den Frühstückstisch auf der Terrasse gedeckt und kehrte nun in die Küche zurück, um Laura zu füttern. Poldi, der Rauhaardackel der Burgers, tapste heran, denn er wartete ebenfalls aufs Frühstück.
»Mit dir muss wohl ich heut Gassi gehen«, murmelte Zenzi wenig erfreut.
Diese Aufgabe übernahm sonst Dr. Burger senior. Doch der weilte für zwei Wochen in Meran, wo er einen Kururlaub genoss.
Die Hauserin verzog bei diesem Gedanken den Mund. So eine Auszeit würde ihr auch mal schmecken. Doch wer sollte sich dann im Doktorhaus um alles kümmern? Nein, sie war und blieb unentbehrlich, davon war Zenzi überzeugt. Und ob Pankraz das Hotelessen so gut mundete wie ihre selbst gekochten Mahlzeiten, das wagte sie sehr zu bezweifeln …
Sabine und Martin waren derweil aufgestanden und saßen am Frühstückstisch, als Zenzi den frischen Kaffee brachte und den beiden einen schönen Morgen wünschte.
»Es ist so still im Haus. Was ist passiert, Zenzi? Hast du vielleicht den Zauberstab geschwungen und uns auf eine einsame Insel gezaubert?«, scherzte Dr. Burger launig.
»Gewiss net. Alles nur eine Frage der Organisation«, erwiderte sie gelassen. »Und dass du es mir net vergisst, Martin, die Arbeit beginnt erst wieder nach dem Mittagsmahl. Bis dahin seid ihr zwei noch beurlaubt.«
»Das lässt sich hören«, stellte der Bergdoktor mit einem wohligen Seufzer fest und drückte seiner besseren Hälfte ein Busserl auf die Nasenspitze. »Findest du net auch, Schatzerl?«
»Von mir aus hätte unser ›Hüttenzauber‹ ruhig zwei Wochen dauern können statt zwei Tage«, sinnierte diese. »Aber man soll ja auch net undankbar sein. Ein Wochenende ist besser als nix.«
»Hör ich da vielleicht eine leise Unzufriedenheit heraus?«
»Net wirklich. Im Grunde bin ich mit unserem Familienleben mehr als zufrieden. Aber nur zu zweit, das hat mich an die erste Zeit unserer Ehe erinnert.« Sie lächelte so vielsagend, dass ihre Augen zu funkeln begannen. »Und das waren wirklich sehr angenehme Erinnerungen.«
»Ich kann dir net widersprechen, mein Herz.«
Sabine ließ ihren Blick über den gepflegten Garten schweifen, den saftigen grünen Rasen, die üppig blühenden englischen Rosen und im hinteren Teil Zenzis Nutzgarten, wo es nun grünte, blühte und fruchtete, dass es eine reine Freude war.
»Du hast recht, es ist wirklich sehr still im Haus, daran muss man sich erst gewöhnen. Ob es deinem Vater in Meran auch gefällt?«
Martin Burger musste lachen.
»Du scheinst ihn mehr zu vermissen, als du zugeben willst. Wenn er das wüsste, wäre er sehr geschmeichelt. Aber ich glaub, er wird sich in seinem Kururlaub gewiss wohlfühlen. Das war zudem dringend nötig. Sein Blutdruck war in letzter Zeit zu hoch und sein Gewicht ebenfalls. In der Kurklinik wird er adäquat gefordert mit moderater Bewegung und zugleich diätetisch ernährt. Ich würde mich wundern, wenn net ein paar Pfunde purzeln täten.«
»Du hast schon recht, aber du kennst doch deinen Vater. Er schwört auf Zenzis Hausmannskost. Was anderes wird ihm net schmecken, da bin ich sicher.«
»Keine Sorge, er fällt net vom Fleisch, wenn du das meinst. Und zwei Wochen sind zudem schnell vorbei. Außerdem hat er dann was zu erzählen, das wird ihm gefallen.«
Pankraz Burger war mit Ende siebzig noch sehr aktiv. Seit er die Praxis an seinen Sohn übergeben hatte, widmete er sich seinem Hobby, der Heimatforschung. Er arbeitete an einer Chronik des Zillertals und war Mitglied in einer historischen Gesellschaft, wo er regelmäßig Vorträge zum Thema hielt.
Außerdem las Pankraz alle wichtigen medizinischen Fachzeitschriften, um stets über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden zu sein und seinem Sohn bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Martin wusste dies durchaus zu schätzen und sprach häufig mit seinem Vater über seine aktuellen Fälle.
»Eigentlich ist es schade, dass die Hütte droben auf der Kreuzkogel-Alm nicht mehr von einem Senn bewirtschaftet wird«, wechselte Sabine nun das Thema. »Bei all den wunderbaren Wildblumen und Kräutern, die dort wachsen, würden die Kühe sicherlich eine besonders gute Milch geben.«
»Du wirst lachen, der gleichen Meinung ist auch der Wanninger. Als ich das Hüttel von ihm gemietet hab, hat er angedeutet, dass noch in diesem Sommer ein Senn dort einziehen wird.«
»Tatsächlich? Das finde ich schön!«
Martin war der gleichen Meinung.
»Die alten Traditionen leben so nach und nach wieder auf. Ich find es auch gut, wenn solche Dinge bewahrt werden und nimmer in Vergessenheit geraten.«
Zenzi, die nachschauen wollte, ob noch etwas gebraucht wurde, schnaufte leise.
»Dass man Traditionen bewahrt, schön und gut. Aber es war auch net alles nur toll in der ›guten‹, alten Zeit. So ein Senn, der muss was abkönnen. Das Wetter auf der Höh ist net ohne, vor allem im Spätsommer. Es ist eine rechte Schufterei und bringt net wirklich viel ein. Deshalb hat es ja auch keiner mehr machen wollen.«
»Zum Glück gibt es wieder mehr Menschen, die nicht nur nach dem Finanziellen fragen, sondern andere Dinge wichtiger finden. Zum Beispiel die Nähe zur Natur, die Erhaltung der Umwelt oder auch, dass man selbst Käse herstellt. Das ist doch ein gutes Gefühl«, merkte Sabine an.
Zenzi blieb skeptisch.
»Mal schauen, wie lang sich diese Gefühlsduselei hält«, murmelte sie. »Wenn ihr alles habt, geh ich rasch mit dem Poldi eine Runde, bevor ich mich ans Mittagsmahl begebe.« Sie machte ein verheißungsvolles Gesicht. »Es wird was Feines, versprochen …«
Sabine und Martin wechselten einen kurzen, einvernehmlichen Blick.
»Den Poldi kannst du uns überlassen, Zenzi, geh nur und widme dich ungestört deiner Kochkunst«, sagte der Bergdoktor dann.
»Wie der Vater, so der Sohn«, meinte die Hauserin schmunzelnd, war aber doch stolz, dass ihre Arbeit auch wirklich geschätzt wurde.
***
Nach gefüllten Schweinsrouladen »Tiroler Art« mit Speckknödeln und einem bunten Salat hatte Zenzi zum Nachtisch Martin Burgers geliebte Vanillebuchteln serviert.
Die Kinder hatten sich sehr gewundert, denn immerhin war doch Montag, nicht Sonntag. Pankraz, der am Nachmittag anrief, knurrte durchs Telefon der Magen, als er davon erfuhr.
Zenzi wurde ausgiebig gelobt und freute sich, dass »ihr« Doktor und seine Frau einen so schönen Hochzeitstag hatten begehen können.
Nun aber hatte der Alltag den Bergdoktor wieder. Nach einem Haferl Kaffee ging er hinüber in den Anbau, wo sich seine Praxis befand. Nachdem er diese einst von seinem Vater übernommen hatte, waren einige Umbauten und Erweiterungen vorgenommen worden. Neben Sprech- und Wartezimmer gab es hier einen kleinen, vollständig eingerichteten OP, ein Labor, einen Röntgenraum und zwei Krankenzimmer.
Diese »Miniklinik«, wie sie im Volksmund scherzhaft genannt wurde, ermöglichte es dem ausgebildeten Unfallchirurgen, jederzeit operative Eingriffe durchzuführen und seine Patienten auch stationär unterzubringen. So entfielen lange Fahrten in die Stadt oder Wartezeiten auf den Krankenwagen, wenn es einen Notfall gab. Dies hatte sich bislang schon oft bewährt.
Bärbel Tannauer begrüßte ihren Chef freundlich wie immer und wollte wissen, ob er denn »schön gefeiert« habe.
»Ich kann mich net beschweren. Die Sabine und ich, wir sind rundum verwöhnt worden und haben es uns richtig gut gehen lassen«, erklärte er mit zufriedener Miene.
Bärbel, die seit einer Weile verlobt war, seufzte.
»Ob das beim Felix und mir auch irgendwann so laufen wird …«
»Dazu müsst ihr zwei erst mal heiraten. Ich hab so den Eindruck, als wäre es euch damit net sonderlich eilig. Ehrlich gesagt, mir soll’s recht sein, denn ich möchte dich nicht gern verlieren, Bärbel. Ohne dich geht ja in der Praxis nix mehr.«
Das hörte die patente Blondine natürlich gern.
»Der Felix braucht seine Freiheit, er hält nix davon, zu früh zu heiraten«, ließ sie ihren Chef wissen. »Und ich bin damit einverstanden.«
So ganz überzeugt klang das zwar nicht, aber Dr. Burger wollte auch nicht nachbohren, denn er hielt tatsächlich große Stücke auf seine wichtigste Mitarbeiterin. Schwester Sophie, die halbtags in der Praxis half, hätte Bärbel im Notfall wohl kaum ersetzen können.
»Wer ist denn als Erstes dran?«, fragte er nun, um wieder zum Beruflichen zu kommen.
»Der Wanninger-Bauer, zur Kontrolle seiner Hypertonie. Ich schick ihn gleich rein, Chef.«
Dr. Burger nickte und verschwand in seinem Sprechzimmer, um in den weißen Kittel zu schlüpfen. Kaum hatte er hinter dem Schreibtisch Platz genommen, da erschien auch schon Walter Wanninger.
Der Großbauer war ein Mannsbild in den besten Jahren, groß und stabil gebaut, ein wenig korpulent und den leiblichen Genüssen nie abgeneigt.
Seine Frau Maria war eine gute Köchin und verwöhnte ihren Mann gerne mit süßen Nachspeisen. Eben diese Vorliebe hatte nun aber leider dazu geführt, dass der Großbauer sein Normalgewicht überschritten hatte und sein Blutdruck allzu sehr in die Höhe geschnellt war.
Seit einigen Monaten war er deswegen in Behandlung.
Die beiden Männer gaben sich die Hand, dann maß Dr. Burger als Erstes den Blutdruck seines Patienten und wirkte ganz zufrieden.
»Im normalen Bereich. Du nimmst die Tabletten nach Vorschrift, Bauer?«, erkundigte er sich.
»Ganz akkurat, darauf achtet schon meine Maria. Sie will noch länger was von mir haben«, antwortete er lachend.
»Dann wollen wir noch dein Gewicht kontrollieren. Ich nehme an, deine Frau hat sich an meine Diätvorgaben gehalten.«
Nun schien es mit der guten Laune des Großbauern vorbei zu sein.
»Salzlos ist net lustig«, beklagte er sich. »Noch ärger find ich aber, dass jedes Stückerl Fett vom Teller verbannt wird. Am allerschlimmsten ist nach meinem Geschmack allerdings dieses halb gare Gemüsezeug. Es macht net satt, und ich krieg Blähungen davon. Muss ich das wirklich essen, Herr Doktor? Es ist eine Qual für mich, ganz ehrlich. Das Essen macht mir fei nimmer den geringsten Spaß.«
»Das soll natürlich net sein. Aber Dampfgaren ist eine sehr gesunde Methode, Gemüse zuzubereiten.« Dr. Burger seufzte. »Zwei Kilo weniger. Eigentlich hab ich mehr erwartet.«
»Ich auch, nach der Tortur«, stöhnte der Wanninger.
»Also schön, wenn du dich absolut net mit dem gegarten Gemüse anfreunden kannst, erstelle ich einen neuen Diätplan. Wir wollen sehen, wie es dann geht.« Er tippte etwas in seinen Computer und druckte eine Liste aus.
Der Wanninger machte einen langen Hals.
»Ein bisserl weniger Viehfutter und etwas mehr saftige Braten?«, wollte er wissen. »Und ab und an auch eine von meinen geliebten Süßspeisen?«
Der Bergdoktor bedachte seinen Patienten mit einem strengen Blick.