Der Bergdoktor 1881 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 1881 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Weil Maria den Sonntag ohne ihren Liebsten verbringen muss, beschließt sie kurzerhand, eine Wanderung zu machen. An so einem herrlichen Tag will sie nicht allein zu Hause sitzen! Ihr Ziel ist das kleine, bescheidene Kircherl, das in der Dorfchronik als "Maria im Elend" verzeichnet ist. Es liegt vollkommen abgelegen und war schon immer ein geheimer Zufluchtsort für Kranke und Verzweifelte.

Mitten im Wald hört sie plötzlich ein wildes Surren, dann spürt sie einen schmerzhaften Stich auf ihrem Oberarm. Innerhalb von Minuten beginnt die Stelle zu jucken und zu brennen. Maria will nun so schnell wie möglich heim - und stellt entsetzt fest, dass sie sich verirrt hat ...

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EPUB

Seitenzahl: 109

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Maria im Elend

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Michael Wolf / Bastei Verlag

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-5187-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Maria im Elend

Ihr Leidensweg begann mit einem harmlosen Insektenstich

Von Andreas Kufsteiner

Weil Maria den Sonntag ohne ihren Liebsten verbringen muss, beschließt sie kurzerhand, eine Wanderung zu machen. An so einem herrlichen Tag will sie nicht allein zu Hause sitzen! Ihr Ziel ist das kleine, bescheidene Kircherl, das in der Dorfchronik als »Maria im Elend« verzeichnet ist. Es liegt vollkommen abgelegen und war schon immer ein geheimer Zufluchtsort für Kranke und Verzweifelte.

Mitten im Wald hört sie plötzlich ein wildes Surren, dann spürt sie einen schmerzhaften Stich auf ihrem Oberarm. Innerhalb von Minuten beginnt die Stelle zu jucken und zu brennen. Maria will nun so schnell wie möglich heim – und stellt entsetzt fest, dass sie sich verirrt hat …

Sonne, blauer Himmel, lange Abende …

Sommertage in St. Christoph.

Wer hätte nicht gern die schönste Jahreszeit in diesem wunderbaren Bergparadies verbracht?

Aber was heuer in diesen heißen Hochsommertagen geschah, hätte sich niemand in St. Christoph jemals vorstellen können. Und doch war es die Realität, auch wenn sich manche Leute wünschten, es sei alles gar nicht wahr.

Die idyllische Umgebung, die Schluchten, Wälder, Almen, Bäche und Wasserfälle waren die malerische Kulisse für ein Sommermärchen, das eigentlich gar nicht schöner sein konnte. In majestätischem Schweigen umrahmten die Zillertaler Hochalpen das idyllische Tal, in dem sich das malerische Bergdorf St. Christoph mit seinen Weilern und Almen an die grünen Hänge schmiegte.

Der Glanz des Sommers schien unvergänglich zu sein. Wenn in diesem prächtigen Julimonat ein Baby zur Welt kam, war es garantiert ein »Sonnenkind«. So wie Maria Gernheimer, die Anfang Juli ihren fünfundzwanzigsten Geburtstag gefeiert hatte: ein Sonnenmädchen und ein Sonntagskind obendrein, das durch sein herzliches Wesen selbst den hartnäckigsten Grantler zum Lächeln brachte.

In diesem Jahr präsentierte sich Maria noch dazu als überglückliche Verlobte des überall beliebten Hofbesitzers Simon Kreidler, der jüngst den großen Grünwald-Hof von seinen Eltern übernommen hatte. Das ganze Dorf freute sich auf die Hochzeit des sympathischen Paares.

Ein Sommeridyll, das die meisten Leute im Dorf ungewöhnlich fanden, denn so viel Glück und so viel Liebe hatte man selten erlebt. Zwei junge Menschen, die sich gefunden hatten – und ringsum blühten die duftenden Rosen in verschwenderischer Fülle. Das ganze Tal war ein Traum aus Farben, Blüten und Licht.

Aber wo viel Licht ist, da ist auch viel Schatten.

Ein wolkenloser Himmel, der ausschaut wie ein tiefblaues Seidentuch, kann es nicht verhindern, dass jäh und unerwartet dunkle Wolken aufziehen.

Heute mag noch alles schön, harmonisch und glückselig sein. Aber morgen ist es vielleicht schon vorbei. Denn das Schicksal ist nicht immer gnädig.

Manchmal enden Träume sehr schnell und eine plötzliche Dunkelheit nähert sich, die alle fröhlichen Lieder des Sommers verstummen lässt.

***

»Musst du wirklich nach Bodenmais fahren, Schatz?« Maria konnte so viel Zärtlichkeit und Wärme in ihren Blick legen, dass Simon sie am liebsten noch heute geheiratet hätte, um dann sagen zu können: »Seht her, dieses Engerl ist meine Frau.«

Sie war sein Ein und Alles und für ihn das schönste Mädchen im ganzen Tal.

Manchmal trug sie ihr blondes Haar offen, dann wirkte sie bezaubernd wie eine Elfe. Ab und zu steckte sie es hoch, um ein bisschen »akkurater« zu wirken, vor allem dann, wenn sie die schmucke Zillertaler Tracht oder ein fesches Dirndl trug.

Jedenfalls war Maria immer eine Augenweide, und es fiel Simon unglaublich schwer, sich eine Weile von ihr zu trennen. Zwei Wochen und vielleicht noch ein paar Tage mehr konnten lang sein.

Sehnsucht ist schwer zu ertragen. Das weiß jeder, der nicht aus Stein ist, sondern ein Herz hat.

Wenn man verlobt ist und sich auf die Hochzeit freut, dann möchte man natürlich beisammen sein. Der eine hier und der andere dort, das passt nicht zu verliebten Hochzeitsvorbereitungen.

Aber Simon Kreidler hatte einen verzweifelten Anruf seines Freundes Paul aus dem Bayrischen Wald erhalten. Paul Weller und seine junge Frau Margit waren seit einem Jahr stolze Hofbesitzer im »Waldgebirge«, wie der Bayrische Wald von den Einheimischen genannt wurde.

Der stattliche Hof außerhalb von Bodenmais, einem schmucken Ferienort, entsprach Pauls Vorstellungen in jeder Hinsicht so genau, dass er sogar – wenn auch mit einer gewissen Wehmut – seine Zillertaler Heimat verlassen hatte. Selbst Margits Ankündigung, sie werde dort unten im »Bayrischen« verkümmern, war bei ihm auf taube Ohren gestoßen.

Margit war jedoch keineswegs verkümmert, sondern überaus herzlich als junge Bäuerin von den »Wäldlern« aufgenommen worden. Sie erwartete übrigens ein Baby. Man wollte ihr, wenn das Kleine da war, sogar dabei helfen, eine kleine, aber feine Frühstückspension neben dem Hof einzurichten. Denn als gelernte Hotelfachkraft hatte sie gern Gäste in ihrer Nähe.

Freilich gab es derzeit noch viel zu tun, und der tüchtige, neue Knecht, den die Wellers eigentlich schon jetzt im Juli erwartet hatten, konnte erst Ende August seine Stellung antreten.

Hinzu kam, dass Margit Probleme mit der Schwangerschaft hatte. Sie litt unter Übelkeit, und auf den Rat des Arztes hin durfte sie nur leichte Arbeiten verrichten, um sich und das kleine Engerl unter ihrem Herzen nicht zu gefährden. Die Nachbarn des jungen Paares halfen, wo sie konnten, aber trotzdem ging es eng her.

Dass Simon seinem Freund eine gewisse Zeit lang helfen wollte, lag deshalb nahe. Wenigstens die Heuernte wollte er zusammen mit Paul über die Bühne bringen und dann noch bei ein paar Ausbesserungsarbeiten rund ums Haus übernehmen. Damit war den werdenden Eltern schon geholfen.

Danach hieß es für Simon: Schnell zurück nach St. Christoph, denn die Hochzeit mit seiner geliebten Maria sollte noch im Hochsommer stattfinden. Der letzte Sonnabend im August (oder der erste im September als Ausweichtermin) war vorgesehen.

Maria wollte so gern eine Sommerbraut sein.

Sie stellte sich vor, dass sie auf dem Hochzeitsfoto mit ihrem Mann vor einem herrlich blühenden Sonnenblumenfeld posieren würde. Sonnenblumen waren für sie wie goldene Sommertage. Sie hätte es sich nicht vorstellen können, ihren Liebsten im Winter zu heiraten, wenn Schneeflocken vom Himmel fielen und die Gäste vor Kälte bibberten.

Wochenlang kümmerte sie sich schon um ihr märchenhaftes Hochzeitskleid. Wie es aussehen würde, war streng geheim. Aber es sollte das schönste Kleid ihres Lebens werden.

Die Hauptarbeit übernahm Traudel Lechner, eine junge Schneiderin aus Mayrhofen, die für ihre fantasievollen Entwürfe bekannt war. Auch elegante Hochzeitsdirndl aus den feinsten Stoffen nähte sie für ihre Kundinnen, wobei eine typgerechte Beratung natürlich gefragt war.

Es gab noch eine Menge zu tun, bevor die Hochzeit als Höhepunkt des diesjährigen Sommers gefeiert werden konnte. Kein Wunder also, dass Maria die Reise ihres Verlobten gern »unter den Tisch« gekehrt hätte.

Sie kuschelte sich an ihn und malte mit ihrem Zeigefinger ein Herz auf seine Hand.

Er musste lachen. Einfälle dieser Art hatte sie ständig. Eins wusste er genau: Mit seiner Maria würde es ihm nie langweilig werden. Im Gegenteil. Die Tage und Wochen, die er mit ihr verbrachte, flogen viel zu schnell dahin.

Manchmal hatte er sich schon gewünscht, die Zeit anhalten zu können. Vor allen Dingen in den zärtlichen Stunden, in denen sie ihm ihre ganze Liebe schenkte.

Es war wirklich so, dass er sich von ihr beschenkt fühlte. Jeder Kuss, jedes Lächeln erwärmte sein Herz.

Sie war die Frau, auf die er gewartet hatte, die Liebe seines Lebens. Obwohl er erst einunddreißig Jahre alt war, wusste er, dass er nichts anderes mehr brauchte – nur sie. Seine Suche nach der »Richtigen« war beendet, denn Maria war und blieb an seiner Seite.

Der gemeinsame Weg in die Zukunft kam Simon genauso schön vor wie ein niemals endender Frühling. Ja, manchmal gingen ihm jetzt tatsächlich solche Dinge durch den Kopf. Wozu man doch fähig war, wenn man von der Liebe überwältigt wurde!

Er hielt ihre Hand fest und küsste sie.

»Mariele, mein Spatzl. Heute Nacht sind wir zusammen. Zwei Wochen werden wir es ohne einander aushalten. Es muss sein. Wir telefonieren, so oft es geht. Schau, heutzutage bleibt man dank der tollen technischen Möglichkeiten überall in Kontakt.«

»Technik? Das ist kein Ersatz. Musst du wirklich weg?«, wiederholte sie. »Bitte, bleib doch da. Paul wird es verstehen. Wir haben ein sehr wichtiges Ereignis vorzubereiten – unsere Hochzeit. Wieso kümmert er sich denn nicht um eine Aushilfe aus der näheren Umgebung? Ich finde es allerhand, dass du extra hinfahren musst.«

»Er hat doch schon alles versucht. Niemand hat Zeit«, seufzte Simon. »Außerdem bin ich ihm etwas schuldig. Als mein Vater vor drei Jahren einen schlimmen Bandscheibenvorfall hatte und ich net wusste, wo mir der Kopf stand, ist Paul bereitwillig eingesprungen. Und zwar sechs Wochen lang, bis Vater aus der Reha-Kur zurückgekommen ist. Ausgerechnet zu der Zeit hatte meine Mutter dauernd Kopfweh. Spannungskopfschmerzen, meinte Dr. Burger. Ihr war richtig mulmig zumute. Sie hatte sich Vaters Krankheit sehr zu Herzen genommen – er konnte im Akutstadium ja nur ganz krumm an zwei Krücken gehen – und sie versuchte, jeden Tag doppelt so viel zu schaffen wie sonst. Der Stress ging ihr dann auch noch aufs vegetative Nervensystem, sie bekam Herzrhythmusstörungen.«

»Zum Glück war’s nur vorübergehend«, meinte Maria.

Simon nickte. »Das stimmt. Aber damals war’s eine harte Zeit. Man sagt ja immer, dass alles zusammen über einen hereinbricht. Das ist wohl ein ungeschriebenes Gesetz. Wenn irgendwo der Wurm drin ist, bleibt’s net dabei. Man kann sich auf noch mehr Pech gefasst machen. Wurm Nummer zwei sitzt dann schon in den Startlöchern.«

»Ach, das sind Zufälle. Ich glaub nicht an diese Sprüche. Sie klingen wie ein Orakel«, warf Maria ein. »Niemand weiß, was passiert. Menschen, die angeblich hellsehen können, gibt’s doch gar nicht. Vielleicht können einige fühlen, was in der Luft liegt. Aber das ist keine Hellseherei, allenfalls – wenn man es ernst nimmt – eine besondere Begabung.«

»Es heißt immer: Ein Unglück kommt selten allein.«

»Das ist blanker Unsinn. Vergiss dieses Gefasel, Simon! Also, du fährst wirklich morgen weg? Es gibt kein Zurück mehr?«

»Nein. Ich lasse Paul nicht hängen. Morgen früh geht’s los. Zuerst mache ich Station in Salzburg, danach in München. Ich will meinen Onkel Karl besuchen und die Tante Heli, um sie persönlich zu unserer Hochzeit einzuladen. Darüber werden sie sich sehr freuen, das weiß ich. Sie ahnen noch gar nicht, dass wir heiraten, Schatzl. Ich übernachte bei ihnen und fahre dann am Montag weiter zu Paul.«

»Dann bin ich morgen am Sonntag ganz allein und einsam – ohne dich«, schmollte Maria.

»Hör mal, so allein bist du doch gar nicht, Mariele. Deine Eltern sind da, du hast Freundinnen, die gern etwas mit dir unternehmen …«

»Ach was. Sie haben ja eh schon alle etwas vor. Vater und Mutter sind zu einem Fest in Jenbach eingeladen. Sie werden spät heimkommen, denke ich. Und du weißt ja, dass ich ihnen nicht mehr am Bändel hängen will. Ich bin erwachsen und bald verheiratet – mit dir!«

»Komm doch einfach mit in den Bayrischen Wald«, schlug Simon vor. »Nimm dir Urlaub.«

»Ausgeschlossen. Urlaub nehme ich mir erst dann, wenn wir heiraten«, widersprach Maria. »Jetzt ist es eh nicht möglich. Ich werd gebraucht, im Berghotel kommen jede Menge neue Gäste an. Ich muss das alles organisieren, die Kastlers sind auf einer Hoteltagung in Wien mit anschließendem Ausflug in die Wachau. Das muss man ihnen mal gönnen. Und Ende nächster Woche haben wir einen Musikabend im Park. Kennst du Falk Höger, den Sänger aus München?«

»Du meinst doch nicht etwa diesen Möchtegern-Casanova, der immer von gebrochenen Herzen singt?«

»Seine Songs sind romantisch, und er hat eine tolle Stimme. Es geht durchaus nicht immer um gebrochene Herzen, ganz im Gegenteil. Derzeit schwärmen alle für ihn. Er ist die Nummer eins. Die Hotelgäste rasten jetzt schon aus. Und ich auch. Du bist nicht da, also könnte ich …«

»Maria! Willst du mich eifersüchtig machen?«

»Na klar. Du hast es nicht anders verdient.«

Sie lachten beide. Doch dann wurde ihnen wieder bewusst, dass sie sich am Ende der Nacht voneinander verabschieden mussten.

Warum tat das nur so weh? Wie konnte es sein, dass sie sich einfach nicht voneinander losreißen konnten?

Simons Wohnung auf dem Grünwald-Hof, die das ganze Parterre einnahm, würde auch künftig das »Herzstück« des Hauses bleiben. Aber da seine Eltern in ihren Altersruhesitz neben dem Hof umziehen wollten, standen dem jungen Paar nach der Hochzeit alle Räume zur Verfügung.

Jetzt saßen sie beiden auf der Veranda und schauten zu, wie der Mond hinter den Bergen aufging. Zuerst sah man nur ein Stück, dann die Hälfte, und schließlich tauchte die ganze, leuchtende »Laterne« am Himmel auf.

In einer Vollmondnacht hatten sich Maria und Simon zum ersten Mal geküsst. Diesen Kuss, der natürlich etwas Besonderes war, würden sie nie vergessen. Obwohl so viele zärtliche Stunden gefolgt waren, in denen sie sich einander ihre Liebe gestanden hatten, blieb ihr erster Kuss für immer eine Kostbarkeit.

»Weißt du noch?«, flüsterte Maria. »Droben an der alten Linde im Mondschein … es war fast so romantisch wie in einem schönen Film. Ich hab dir gesagt, dass ich nicht nur ein schnelles Abenteuer für dich sein will. Und du hast mir darauf mit einem Kuss geantwortet.«