Der Bergdoktor 1892 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 1892 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Der Tod des Glockenhof-Bauern Sepp Talhuber ist für seine Hauserin Mara ein herber Schlag, denn sie hat ihn geliebt wie einen Vater. Vor seinem Tod hat der Bauer ihr versichert, dass er ihr auf dem Hof ein lebenslanges Wohnrecht einräumt und ihr Sohn Johannes den Hof einst erben soll. So hat er es bestimmt, doch das Testament bleibt unauffindbar.

Daher fällt der große Besitz an den Neffen des Verstorbenen, Markus Talhuber. Dessen Frau Andrea duldet die hübsche Hauserin jedoch nicht in ihrer Nähe und jagt Mara und ihren kleinen Buben vom Hof. Als Markus das Testament des verstorbenen Bauern überraschend in einer geheimen Lade findet, steht für den durch und durch lauteren Mann fest, dass Mara nun zu ihrem Recht kommen soll. Um genau das mit allen Mittel zu verhindern, schreckt seine habgierige Frau nicht einmal vor einem Mordanschlag auf ihren eigenen Mann zurück ...

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Seitenzahl: 128

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Der Glockenhof in falschen Händen

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Anne von Sarosdy / Bastei Verlag

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-5486-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Der Glockenhof in falschen Händen

Plötzlich hatte Mara kein Zuhause mehr

Von Andreas Kufsteiner

Der Tod des Glockenhof-Bauern Sepp Talhuber ist für seine Hauserin Mara ein herber Schlag, denn sie hat ihn geliebt wie einen Vater. Vor seinem Tod hat der Bauer ihr versichert, dass er ihr auf dem Hof ein lebenslanges Wohnrecht einräumt und ihr kleiner Sohn Johannes den Hof einst erben soll. So hat er es bestimmt, doch das Testament bleibt unauffindbar.

Daher fällt der große Besitz an den Neffen des Verstorbenen, Markus Talhuber. Dessen Frau Andrea duldet die hübsche Hauserin jedoch nicht in ihrer Nähe und jagt Mara und ihren kleinen Buben vom Hof. Als Markus das Testament des verstorbenen Bauern überraschend in einer geheimen Lade findet, steht für den durch und durch lauteren Mann fest, dass Mara nun zu ihrem Recht kommen soll. Um genau das mit allen Mittel zu verhindern, schreckt seine habgierige Frau nicht einmal vor einem Mordanschlag auf ihren eigenen Mann zurück …

Golden stieg die Oktobersonne über den Horizont und erfüllte das Tal von St. Christoph mit einem warmen Schein. Bald hoben sich Nebel und Dunst aus den Mulden, und die klamme Luft wurde klar und mild. Würzig schmeckte sie hier im Tiroler Land, anders als sonst wo auf der Welt, sagten die Talbewohner.

St. Christoph wurde von sechs Bergen umgeben, die ein besonderes Klima schufen und eine Natur von eigener Lieblichkeit begünstigten. Die Menschen hier waren bodenständig, man lebte in der Hauptsache von der Landwirtschaft. Der fette Boden war ein Garant für reiche Ernten, und die Gehöfte, die in St. Christoph und den Nachbargemeinden standen, sprachen von Wohlstand.

Freilich hatte auch der Fremdenverkehr hier seinen Stellenwert. Das Berghotel »Am Sonnenhang« war die erste Adresse am Platz für Erholungssuchende und Naturliebhaber. Man konnte im Tal wandern und die Berge besteigen und im Winter Ski laufen. Doch es gab keinen Massentourismus, denn die Menschen hier wollten von moderner Hektik und Trubel nichts wissen.

Nur eine schmale Landstraße, die sich in vielen Serpentinen bergan wand, führte nach St. Christoph und in die Gemeinden Hochbrunn, Mautz, Altenacker, Bergfelden und Hohenluft.

Die Uhren gingen eben noch anders im schönen Zillertal, und die Menschen lebten ihr Leben auf solidem Grund. Das mochte einer der Gründe sein, warum Zufriedenheit und Harmonie oft ein langes Leben bescherten und man seltener krank wurde als in der Stadt.

Freilich hatten die Menschen auch hier ihre Beschwerden. Und wenn es einem nicht gut ging, dann gab es eine Adresse in St. Christoph, an die man sich jederzeit wenden konnte. Das war das Doktorhaus in der Kirchgasse, wo Dr. Martin Burger praktizierte, den alle nur »unseren Bergdoktor« nannten.

Der hochgewachsene, sportliche Mediziner war stets für seine Patienten da, er engagierte sich für einen jeden mit Herzblut und war das, was man einen »Arzt mit Leib und Seele« nennen konnte.

An diesem sonnigen Oktobermorgen war Dr. Burger bereits unterwegs, um einige Hausbesuche zu machen. Am Vortag hatte die Nachmittagssprechstunde länger gedauert, gleich zwei Notfälle hatten zwischen die regulären Termine geschoben werden müssen.

Bärbel Tannauer, Martin Burgers erfahrene Arzthelferin, hatte dafür gesorgt, dass trotzdem alles reibungslos abgelaufen war. Aber danach hatte die Zeit für mehrere Hausbesuche gefehlt, die er deshalb auf den nächsten Morgen schieben musste.

Sabine, Martins Frau, war ebenfalls Ärztin und konnte ihn deshalb an diesem Tag in der Vormittagssprechstunde vertreten.

Nachdem Dr. Burger drei seiner bettlägerigen Patienten im Ort besucht hatte, fuhr er nun nach Hochbrunn. Sein Ziel war der Glockenhof, wo er gleich zwei Patienten zu versorgen hatte.

Während der Bergdoktor in seinem Geländewagen der schmalen Straße zum Nachbarort folgte, betrachtete er die bunt verfärbten Wälder im Tal und auf den Höhen und freute sich auf das Wochenende, wenn er mit seinem Spezl Dominikus Salt, dem Leiter der hiesigen Bergwacht, kraxeln gehen wollte.

Obwohl Martin Burger die fünfzig bereits überschritten hatte, machte ihm am Berg kein jüngerer Bursche etwas vor. Er war fit und liebte es, Zeit in der Natur zu verbringen.

Zusammen mit Dominikus bildete er eine erfahrene Seilschaft, die in unzähligen Rettungseinsätzen erprobt war. Die beiden Männer verband eine enge Freundschaft, der Salt war einer der wenigen Menschen im Tal, der mit Martin Burger auf Du und Du stand.

Als Dr. Burger die ersten Häuser von Hochbrunn erblickte, wanderten seine Gedanken zum Glockenhof. Es war ein imposanter Besitz, seit vielen Generationen lebte dort die Familie Talhuber.

Der erste Talhuber hatte den Hof erbaut und die mächtige Kastanie gepflanzt, die nunmehr als Hausbaum den Mittelpunkt des Wirtschaftshofes bildete. Das war lange her. Damals hatte es in Hochbrunn noch kein Gotteshaus gegeben, die Bewohner des Ortes waren nach St. Christoph zur Messe gegangen.

Weil Benedikt Talhuber ein sehr gottesfürchtiger Mann gewesen war, hatte er den Dachstuhl des Haupthauses erweitern lassen, um dort einen hölzernen Glockenturm anbringen zu können.

Einer seiner Brüder war Priester in Altötting gewesen und hatte für den Turm eine wohlklingende Glocke aus hell tönendem Messing geschickt. Seither klang diese eine Stunde vor jeder Messe weithin ins Tal hinein und rief die Gläubigen zum Kirchbesuch.

So hatte der Talhuber-Hof bald den Namen »Glockenhof« erhalten, und dabei war es bis auf den heutigen Tag geblieben.

Sepp Talhuber stand heuer im dreiundsiebzigsten Lebensjahr, ein recht eigenwilliger Charakter, dessen Dickschädel sprichwörtlich war. In jungen Jahren war Sepp ein fescher Bursche gewesen, der den Madeln gefallen hatte. Und er war einer Liebelei nie abgeneigt gewesen. Sein älterer Bruder Georg sollte den Hof übernehmen, und so hatte Sepp sozusagen Narrenfreiheit.

Aber dann hatte Georg sich in ein Madel aus Altenacker verschaut. Die einzige Tochter und Hoferbin wollte ihre Eltern nicht im Stich lassen. So war Georg dort Bauer geworden, und Sepp hatte den Glockenhof übernehmen müssen, was ihm gar nicht schmeckte.

Von einem Tag auf den anderen war es vorbei gewesen mit der Freiheit, da hieß es, Verantwortung übernehmen, Pflichten erfüllen. Der Tag war plötzlich streng eingeteilt, ebenso wie die Woche und das Jahr. Sein Vater hatte ihn zudem gedrängt, sich für ein ordentliches Madel zu entscheiden, das dann Jungbäuerin auf dem Glockenhof werden sollte.

Doch Sepp verliebte sich in eine Magd und zerstritt sich deshalb mit seinem Vater. Der herzkranke Bauer litt so sehr unter dem Unfrieden, dass er darüber starb.

Die Mutter machte Sepp bittere Vorwürfe und verließ den Glockenhof, um bei ihrer Schwester in Schwaz zu leben.

Und die hübsche Magd, die an alldem die Schuld trug, ließ Sepp wegen eines anderen sitzen und verschwand über Nacht aus Hochbrunn.

Diese Enttäuschung setzte dem Bauern so sehr zu, dass er verbitterte und zum Menschenfeind wurde. Von der Liebe wollte er nichts mehr wissen, hübsche Madeln duldete er in seiner Nähe keine mehr. Er dachte nicht daran zu heiraten. Und dass es keine Nachkommen gab, die den Glockenhof einst übernehmen konnten, war ihm ganz einerlei.

In der Zwischenzeit war sein älterer Bruder Georg gestorben, dessen Kinder lebten in der Stadt. Sepp, der nichts auf Verwandtschaft gab, war froh, dass ihn zu Feiertagen und am Geburtstag niemand »belästigen kam«. So hatte er sich zum Eigenbrötler entwickelt und war lange Zeit mit niemandem mehr ausgekommen.

In den letzten Jahren hatte sich das ein wenig geändert. Es gab nun zum einen den Großknecht Florian Lenz auf dem Glockenhof, einen fleißigen und freundlichen Burschen, dem Sepp vertraute und der alles im Griff hatte.

Und dann war da noch Mara Stöckl, die Hauserin. Vor Jahren war sie als blutjunges Ding auf den Glockenhof gekommen. Sie war Waise, hatte keinen Menschen auf dieser Welt und vor einem zudringlichen Bauern flüchten müssen.

Mara war hübsch, ein wenig erinnerte sie Sepp an seine einstige Liebe. Doch sie war ganz anders, fleißig und bescheiden und von ausgeglichenem Temperament.

Der Bauer hatte sie eingestellt und es bis auf den heutigen Tag nicht bereut. Dann hatte Mara sich in einen feschen Hallodri verschaut und war schwanger geworden.

Sepp hatte sie nicht im Stich gelassen – im Gegenteil. Er war vorbildlich für Mara da gewesen, hatte sich um sie und ihr Baby gekümmert.

Mittlerweile war der kleine Johannes fünf Jahre alt. Für Sepp waren Mara und Johannes wie eine eigene Familie. Er hatte die beiden von Herzen lieb und dankte dem Schicksal, dass es ihm in den späten Jahren noch Menschen über den Weg geschickt hatte, mit denen er auskam und die ihm nahestanden.

Dr. Burger bog nun von der Hauptstraße ab und folgte einer privaten Allee, die zum Glockenhof führte. Schmale Pappeln säumten die Straße und gaben schließlich den Blick frei auf das imposante Anwesen.

Matt schimmerte die Messingglocke, die dem Hof ihren Namen gegeben hatte, im Morgenlicht. Das Laub des Hausbaums leuchtete goldgelb unter dem klaren blassblauen Herbsthimmel.

Der Bergdoktor stellte seinen Geländewagen ab und ging hinüber zum Haus. Er musste nicht am Klingelstrang ziehen, denn seine Ankunft war bereits bemerkt worden.

Mara öffnete ihm die Tür und begrüßte ihn freundlich.

»Der Bauer ist im Arbeitszimmer. Er fühlt sich net besonders, mag das aber nicht zugeben«, ließ sie Dr. Burger wissen.

»Das ist nix Neues. Ich komme dann später zu dir, Mara.«

»Ist schon recht, Herr Doktor. Der Johannes ist mit dem Hund hinten im Garten, ich hol ihn gleich rein.«

Dr. Burger nickte und betrat gleich darauf das Arbeitszimmer.

***

Sepp Talhuber saß an seinem Schreibtisch über einem Stapel mit Papieren, als Dr. Burger erschien. Der große, schmale Mann erhob sich, drückte dem Bergdoktor die Hand und bot ihm dann Platz an. Der Bauer tat meist so, als ginge es um eine geschäftliche Besprechung, wenn der Landarzt ihn besuchte. Und er wies jedes Mal aufs Neue darauf hin, dass er sich viel zu viel Mühe mit ihm mache.

»So schlecht geht es mir net, Herr Doktor. Besuchen Sie nur die Leut, die wirklich krank sind«, bat er auch an diesem Morgen wieder. »Ich komm schon zurecht.«

»Du leidest an einer zunehmenden Schwäche des Herzmuskels, Bauer. Das war schon der Tod deines Vaters und auch der deines Bruders. Es ist falsch, eine solche Erkrankung auf die leichte Schulter zu nehmen«, mahnte Dr. Burger streng.

Sepp verzog unwillig den Mund.

»Geh, Sie übertreiben.«

»Das ist nicht meine Art. Ich würde dich jetzt gern abhören, Bauer, dann sehen wir weiter.«

»Muss das wirklich sein? Wenn Sie schon hier zu uns herauskommen, kümmern Sie sich halt besser um den Johannes. Der Bub braucht eine ärztliche Kontrolle.«

»Die hat er. Und weil er gut eingestellt ist, gibt es bei ihm keine Probleme. Zudem ist der Rufus ja allerweil bei ihm und warnt, sobald seine Blutzuckerwerte in kritische Bereiche kommen. Um ihn mache ich mir keine Sorgen, Bauer, aber um dich.«

»Dass der Hund so was kann, erstaunlich, net?«, lenkte Sepp vom Thema ab. »Als Welpe hat man’s ihm fei net angesehen. Ich hab ihn genommen, weil er einen so wachen Blick hatte, schon damals. Ich dachte, der wird ein guter Hofhund. Und jetzt hat er sich doch tatsächlich drauf spezialisiert, beim Johannes sozusagen den Wachhund zu machen.«

Martin Burger bedachte sein Gegenüber mit einem vielsagenden Blick, während er das Stethoskop aus seiner Tasche nahm.

»Also gut, wenn’s sein muss …«, sagte der Bauer seufzend.

Nachdem der Landarzt seinen Patienten abgehört hatte, maß er noch dessen Blutdruck.

»Wie ich es mir gedacht hab. Ich bin gar net zufrieden mit dir, Bauer«, erklärte er ihm.

»Aber ich nehm doch die Tabletten, die Sie mir verschrieben haben. Wird’s denn davon net besser?«

»Du mutest dir zu viel zu. Überlass dem Florian die Hofführung, und ruh dich mehr aus. Außerdem müssten wir mal ein EKG machen, das geht aber nur in der Praxis.«

»Ich mag net ins Doktorhaus kommen, da hätte ich das Gefühl, krank zu sein«, brachte Sepp es mit der ihm eigenen Logik wieder einmal auf den Punkt. »Außerdem fühl ich mich noch ganz fit, der Austrag kann warten. Wenn ich dem Florian die Zügel lass, spielt der doch gleich den Bauern.«

»Ich dachte, du vertraust ihm.«

»Freilich, als Großknecht ist der Bursch Gold wert. Aber er braucht eine Führung, damit er net vergisst, wohin er gehört.«

»Also schön, Sepp, wie du willst. Ich kann dich leider net zwingen, vernünftig zu werden. Aber ich rede mal mit der Mara. Sie hat zumindest ein bisserl Einfluss auf dich.«

»Wenn es Ihnen so wichtig ist, ruh ich mich mehr aus«, gestand Sepp ihm da widerwillig zu. »Machen Sie nur dem Madel das Herz nicht schwer, die Mara hat genug Sorgen mit ihrem Buben.«

Dr. Burger schmunzelte, denn mit dieser Reaktion hatte er gerechnet.

»Bist du vernünftig, Bauer, wird die Mara keine zusätzlichen Sorgen haben müssen«, versprach er Sepp in die Hand und ging dann hinüber in die Küche, um nach dem kleinen Johannes zu sehen.

Mara hatte ihren Sohn mittlerweile ins Haus gerufen, sodass Johannes bereits auf der Eckbank saß und Dr. Burger erwartete. Rufus, ein sanfter heller Labrador, lag zu seinen Füßen.

»Grüß dich, Johannes, wie geht es dir?«, fragte Martin Burger den Buben freundlich, der im gleichen Alter war wie sein Sohn Philipp und mit diesem zusammen in den Kindergarten ging.

»Mir ist ein bisserl fad. In den Ferien fehlen mir meine Freunde aus dem Kindergarten«, gab der kleine Bub mit den blonden Locken und den tiefblauen Augen zu.

Dr. Burger nickte verständnisvoll.

»Die Herbstferien gehen noch bis Ende der Woche. Vielleicht magst du den Filli mal daheim besuchen? Rufus kann gerne mitkommen, er verträgt sich mit unserem Poldi, gelt?«

»Au ja, das wäre fein!«, freute Johannes sich.

Rufus schnupperte interessiert am Hosenbein des Bergdoktors, vermutlich hatte der Familiendackel Poldi dort seinen Duft hinterlassen.

»Und wie geht es dir gesundheitlich, Johannes? Fühlst du dich wohl?«

»Mir geht’s gut«, kam es unbekümmert von dem Buben.

Dr. Burger wandte sich an die junge Hauserin.

»Sein Gewicht ist stabil? Keine Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schlafstörungen?«

Die hübsche Blondine mit den rehbraunen Augen schüttelte den Kopf.

»Er ist beschwerdefrei.«

»Gut. Dann bleiben wir bei der bisherigen Therapie. Das heißt, weiterhin schnell wirksames Insulin zu den Mahlzeiten und einmal am Tag die Basis mit dem zeitverzögerten Wirkstoff.« Er schaute Johannes an. »Kommst du gut zurecht mit den Insulinpumpen?«

»Die Mama schaut allerweil, dass ich’s auch recht mache. Aber wenn ich im Kindergarten bin, schaffe ich es schon allein!«, kam es ein wenig stolz von Johannes.

»Du musst nur an die festen Zeiten denken und darfst es nicht vergessen, das ist ganz wichtig«, mahnte der Bergdoktor.

»Ich weiß. Und wenn ich beim Spielen doch mal net gleich dran denk, dann sagt der Rufus mir Bescheid.« Johannes lachte. »Er kann fei net reden. Aber er zeigt es mir halt.«

»Und wie macht er das?«, fragte Dr. Burger interessiert.

»Ganz einfach.« Johannes schaute Rufus an und sagte: »Insulin!« Daraufhin legte der Hund den Kopf in seinen Schoß.

»Wenn er das macht, ist alles in Ordnung«, erklärte der Bub eifrig. »Und wenn net, dann stupst er mich mit der Schnauze an.«

»Ist das net erstaunlich?«, meinte Mara. »Wie ein Tier so was verstehen kann …«

»Hunde haben einen unglaublich gut ausgebildeten Geruchssinn, sie leben sozusagen in einer Welt von Gerüchen. Und ein Mensch mit Unterzucker riecht für ihn anders als ein Gesunder.«

»Als er den Johannes zum ersten Mal angestupst hat, haben wir das gar net verstanden. Aber dann wurde ihm flau, weil wir vergessen hatten zu spritzen. Und da wurde es uns klar.«