Der Bergdoktor 1915 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 1915 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Dem Jungbauer vom Erlenhof, Rafael Brinkmoser, lacht das Glück! Gemeinsam mit seinem Bruder Simon und seinem Vater bewirtschaftet er die wunderschöne Hofanlage am Kuckuckssee, stets an seiner Seite seine hübsche Frau Marianne, die ihm schon bald einen Sohn schenken wird. Dummerweise weiß Rafael sein Glück so gar nicht zu schätzen und setzt es immer wieder aufs Spiel. Gemeinsam mit seinem besten Freund Leander Hirser, der auf der anderen Seite des Sees wohnt, begibt er sich regelmäßig auf Zechtour und verbringt seine Tage dann verkatert im Bett statt auf dem Feld.

Mit einer Engelsgeduld erträgt Marianne die Eskapaden ihres Mannes. Wichtig ist ihr nur eins: dass Rafael ihr treu ist. Und das hat er ihr versprochen.

Doch als die schöne Lucia Spörl als Magd auf dem Hirser Hof eingestellt wird, gerät Rafael in Versuchung. Wird er sein Versprechen halten können?

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EPUB

Seitenzahl: 125

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

Am Ufer gegenüber

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Chiemseer Dirndl & Tracht

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-6361-6

www.bastei-entertainment.de

Am Ufer gegenüber

Wenn die Versuchung lockt

Von Andreas Kufsteiner

Dem Jungbauer vom Erlenhof, Rafael Brinkmoser, lacht das Glück! Gemeinsam mit seinem Bruder Simon und seinem Vater bewirtschaftet er die wunderschöne Hofanlage am Kuckuckssee, stets an seiner Seite seine hübsche Frau Marianne, die ihm schon bald einen Sohn schenken wird. Dummerweise weiß Rafael sein Glück so gar nicht zu schätzen und setzt es immer wieder aufs Spiel. Gemeinsam mit seinem besten Freund Leander Hirser, der auf der anderen Seite des Sees wohnt, begibt er sich regelmäßig auf Zechtour und verbringt seine Tage dann verkatert im Bett statt auf dem Feld.

Mit einer Engelsgeduld erträgt Marianne die Eskapaden ihres Mannes. Wichtig ist ihr nur eins: dass Rafael ihr treu ist. Und das hat er ihr versprochen.

Doch als die schöne Lucia Spörl als Magd auf dem Hirser Hof eingestellt wird, gerät Rafael in Versuchung. Wird er sein Versprechen halten können?

Schwere, graue Wolken hingen tief über dem Kuckuckssee. Ein heftiger Aprilschauer ging gerade nieder, laut prasselten die Tropfen auf das Wasser des Sees. Eine frische Brise bog das Schilf am Uferstreifen und spielte mit dem jungen Laub der Weiden.

Nicht lange, dann war der Spuk auch schon vorbei. Der Wind legte zu, und einige Böen rissen die Wolkendecke auf, fegten sie Richtung Feldkopf, wo sie sich allmählich auflöste. Kaum fünf Minuten später schien eine strahlende Frühlingssonne vom blank geputzten Himmel über Altenacker.

Das kleine Dorf, im schönen Zillertal gelegen, zählte nur ein gutes Dutzend Häuser und Gehöfte. Es gab hier weder eine Kirche noch eine Schule, beides befand sich im nahen St. Christoph. Die Menschen lebten von der Landwirtschaft, das freie Bauerntum hatte eine lange Tradition.

Die beiden schönsten Höfe lagen sich am Kuckuckssee gegenüber. Das war zum einen der Erlenhof. Seit fünf Generationen lebte und wirtschaftete hier die Familie Brinkmoser.

Alois Brinkmoser, der heuer im fünfundsechzigsten Lebensjahr stand, war verwitwet und nicht mehr ganz gesund. Seit Jahren litt er unter einer sich schleichend verschlimmernden Herzmuskelschwäche.

Dr. Martin Burger, der Bergdoktor von St. Christoph, behandelte das Leiden des Altbauern, der sich zunächst nur unwillig in die Anweisungen des Landarztes gefügt hatte. Dass der kräftige, fleißige Landwirt, dem früher keine Arbeit zu schwer gewesen war, sich nun mit einem Platzerl auf der Ofenbank begnügen sollte, dass die Hofarbeit ebenso tabu war wie der Holzeinschlag im Herbst, das wollte ihm so gar nicht schmecken. Alois war immer ein Tatmensch gewesen, der nur zufrieden war, wenn er sein Tagwerk geschafft hatte.

Dr. Burger hatte ihn zu nichts gezwungen. Der erfahrene Mediziner wusste, dass die Krankheit selbst den störrischen Patienten bei Zeiten zur Vernunft bringen würde. Und genau so war es auch gekommen.

Nachdem Alois noch eine Weile in alter Manier geschafft hatte, ohne sich um seine zunehmend quälenden Beschwerden zu kümmern, war er schließlich zusammengebrochen und hatte einige Wochen das Bett hüten müssen. Diese bittere Lektion war nicht wirkungslos geblieben. Seither beschränkte der Altbauer sich auf die Buchführung und stand seinem älteren Sohn Simon nur noch mit seinem reichen Erfahrungsschatz beratend zur Seite.

Simon war ein fleißiger und umsichtiger Landwirt. Er kam nach dem Vater, und die beiden verstanden sich ausgezeichnet.

Auch rein äußerlich bestand eine auffallende Ähnlichkeit. Ebenso wie der Altbauer war auch Simon Brinkmoser groß und sportlich, mit breitem Kreuz und Händen, die zupacken konnten.

Wo der Alte früher aber Strenge hatte walten lassen, da war Simon eher langmütig und verträglich. Er setzte es als selbstverständlich voraus, dass sein Gesinde ordentlich schaffte und ihm in Fleiß und Arbeitseifer in nichts nachstand.

Er hatte immer ein offenes Ohr für alle Sorgen und Probleme seiner Angestellten. Das Arbeitsklima auf dem Erlenhof war angenehm; Knechte und Mägde blieben lange, wenn sie einmal hier angefangen hatten.

Mit Simon bekam keiner so schnell Streit, er fand für alles eine friedliche Lösung und schätzte die Harmonie. Diesen Wesenszug hatte er von seiner verstorbenen Mutter geerbt. Ursula Brinkmoser war eine Seele von Mensch gewesen. Sie hatte ihren Mann recht zu nehmen gewusst und ihre beiden Buben mit liebevoller Fürsorge umgeben.

Simon war unter dieser Behandlung wohl geraten – ganz im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder Rafael. Dieser hatte bereits als kleiner Bub ein Talent entwickelt, die Menschen in seiner Umgebung um den Finger zu wickeln und sich jeder Verantwortung elegant zu entziehen. So hatte sich Rafael durch die Schule gemogelt, und so hielt er es nun, mit Mitte zwanzig, noch immer.

Offiziell führten die Brüder den Erlenhof gemeinsam. Tatsächlich lagen Arbeit und Verantwortung aber völlig in Simons Händen, während Rafael die meiste Zeit damit verbrachte, das zu tun, wozu er Lust hatte. Und Hofarbeit zählte nicht unbedingt zu seinen Lieblingsbeschäftigungen …

Rafaels bester Spezl, Leander Hirser, lebte am anderen Seeufer auf dem zweiten großen Erbhof von Altenacker. Er war der einzige Sohn und Hoferbe.

Was die Eltern von ihm erwarteten, erfüllte er nur widerwillig. Er war ein leidlich fleißiger Jungbauer und hatte die Braut genommen, die seine Eltern für ihn ausgesucht hatten.

Glücklich war er mit der herben Gabriele aber nicht. Und er war auch nicht gewillt, sein Hallodrileben von jetzt auf gleich aufzugeben. Wann immer sich die Möglichkeit bot, zogen die Spezln zusammen los wie in alten Zeiten.

Eines aber störte Leander: Rafael trank nach wie vor gerne einen über den Durst und war für jeden Schabernack und Unfug zu haben. Doch seit er mit der hübschen Marianne verheiratet war, wollte er dieser treu bleiben.

Dass Rafael sich vor Jahresfrist spontan verlobt und bald darauf geheiratet hatte, war für seine Familie und seinen Spezl eine wirkliche Überraschung gewesen. Keiner hatte ernstlich damit gerechnet, dass der fesche Schürzenjäger sich an nur ein Madel binden würde. Doch es schien ihn erwischt zu haben, Marianne hielt sein unstetes Herz in beiden Händen.

Ganz glücklich war die Jungbäuerin vom Erlenhof in dieser Ehe dennoch nicht. Sie hatte sich seinerzeit Hals über Kopf in Rafael verliebt und war, trotz aller Bedenken, ihrem Herzen gefolgt. Dass der fesche Hallodri nur noch sie allein lieb haben wollte, glaubte sie nur zu gern, denn ihr Herz gehörte ja ihm.

Doch rückhaltloses Vertrauen konnte sie Rafael nicht schenken. Da war immer die unterschwellige Angst, ihn zu verlieren.

Sein unstetes Temperament, vor allem aber sein Spezl Leander begründeten für Marianne diese Unsicherheit. Sie litt heimlich, vor allem, seit sie guter Hoffnung war und unter diversen Beschwerden litt.

Es waren nicht nur die üblichen Dinge wie geschwollene Beine oder Kreuzweh. Dr. Burger hatte festgestellt, dass Mariannes Blutdruck zu hoch war. Er behandelte sie mit einem pflanzlichen Medikament, das dem Baby nicht schaden konnte, aber trotzdem Wirkung zeigte.

Noch besser wäre es der werdenden Mutter allerdings gegangen, wenn ihr Mann mehr Verständnis für sie aufgebracht hätte. Während Rafael Marianne nie zur Vorsorge begleitete und auch sonst eher gedankenlos über ihre Beschwerden hinwegging, kümmerte sich Simon einfühlsam und fürsorglich um seine Schwägerin.

Der Jungbauer hatte sich noch vor seinem Bruder in das Madel mit den goldenen Locken und den großen, rehbraunen Augen verliebt. Doch ehe Simon auch nur Anstalten machen konnte, Marianne seine Gefühle zu zeigen, war sein Bruder bereits wie ein Wirbelwind in ihr Leben gefegt, hatte ihr Herz gestohlen und sie einfach, aus einer Laune heraus, zu seiner Jungbäuerin gemacht.

Simon hatte seine Liebe zu Marianne seither tief in seinem Herzen verborgen. Er wusste, dass sie ihm vertraute, sich auf ihn verließ. Und damit wollte er sich begnügen, solange ihr Herz seinem Bruder gehörte – auch wenn Simon sich oft über Rafael ärgerte und ihn wegen seiner Gedankenlosigkeit immer wieder mahnen musste.

»Du kümmerst dich schon«, sagte der Bruder in solchen Fällen nur. »Ich bin für so was net gemacht!« Und damit war die Sache für ihn erledigt.

Erst am Vortag hatte Marianne wegen massivem Schwindel zur Untersuchung nach St. Christoph gemusst. Simon hatte alles stehen und liegen lassen und sie zum Doktorhaus gefahren. Er hatte geduldig im Wartezimmer gesessen und sich dann fürsorglich um seine Schwägerin gekümmert.

Als sie schließlich heimgekommen waren, hatte Rafael sich wieder einmal mit Leander auf Zechtour begeben und war bis jetzt nicht zurückgekehrt.

Simon, der an diesem Vormittag mit dem Tierarzt zusammen im Kuhstall zu tun hatte, behielt den Wirtschaftshof die ganze Zeit im Auge, denn er wollte seinen Bruder nicht so davonkommen lassen. Nach diesem neuerlichen Fehltritt war zumindest eine Gardinenpredigt fällig.

Drinnen im Haus wartete bereits Alois auf seinen Jüngeren. Auch wenn Dr. Burger ihm jede Aufregung verboten hatte, musste der Altbauer Rafael doch einmal die Meinung sagen. Sein unmögliches Lotterleben ging dem Alten gewaltig gegen den Strich!

Und auch Marianne wartete darauf, dass ihr Mann endlich heimkam. Vorhaltungen wollte sie ihm allerdings keine machen. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass diese nur an ihm abperlen würden. Rafael war eben unverbesserlich.

Marianne machte sich Sorgen um ihn und sehnte seine Heimkehr herbei. Im Stillen hoffte sie, dass er irgendwann vernünftig werden würde, auch wenn sie ahnte, dass dies Wunschdenken war. Wirklich böse konnte sie ihm nicht sein, denn tief im Herzen war sie überzeugt, dass er sie lieb hatte und ihr treu bleiben würde.

Sollte sich aber irgendwann doch das Gegenteil herausstellen, dann würde auch Mariannes liebevolle Nachsicht ein jähes Ende finden. Falls Rafael sie auch nur ein Mal betrog, war es aus – das hatte sie ihm zu Beginn ihrer Ehe so deutlich gesagt, und dazu wollte sie stehen. Auch wenn sie sehr hoffte, dass es niemals so weit kommen würde …

***

St. Christoph lag in einem versteckten Winkel des Zillertals, ein wenig weltabgeschieden und landschaftlich sehr reizvoll.

Sechs Berge umgaben das Dorf wie steinerne Wächter. Über eine Bergstraße, die sich in vielen Serpentinen bergan schlängelte, erreichte man den Ort. Gepflegte Bauernhäuser gruppierten sich um die weiße Dorfkirche mit dem Zwiebelturm, auf dem sich ein vergoldeter Wetterhahn im Wind drehte.

Traditionsreiche Gehöfte umgaben das Dorf, Bergbauern wirtschafteten in teils abgelegenen Hochtälern, und so mancher Einödhof fand sich versteckt hinter Tal und Forst. An der linken Seite des Tals erhob sich ein gelb gestrichener Barockbau, das Schlössl. Hier lebten seit Generationen die Barone von Brauneck.

Das Schlössl war mit viel Sachverstand restauriert und modern ausgestattet worden. Die Braunecks waren Landadlige, fest verwurzelt auf der Scholle ihrer Vorfahren. Ihr Besitz umfasste neben den Wohngebäuden und dem Park auch eine Landwirtschaft sowie Wälder und ein Haflinger-Gestüt. Alles in allem war es ein gutsähnlicher Betrieb, der vielen Menschen im Tal Lohn und Brot sicherte.

Gegenüber dem Schlössl stand das Sporthotel »Am Sonnenhang«, das bei den Einheimischen nur »Berghotel« hieß. Es wurde von Hedi und Andi Kastler als Familienbetrieb geleitet und war für seine gemütliche, heimatnahe Atmosphäre bei Gästen aus aller Welt bekannt und beliebt.

In der Kirchgasse stand das Doktorhaus. Vor über fünfzig Jahren hatte Pankraz Burger es im schlichten Gebirgsstil erbaut. Nach nur wenigen Jahren glücklicher Ehe hatte er seine geliebte Frau hergeben müssen und war mit seinem elfjährigen Sohn Martin allein geblieben.

Pankraz hatte lange getrauert und auch nicht daran gedacht, sich wieder zu verheiraten. In der patenten Hauserin Zenzi Bachhuber hatte er jedoch eine treu sorgende Seele gefunden, die nicht nur den Haushalt in Schwung hielt, sondern auch für seinen Sohn zur liebevollen Ersatzmutter wurde.

Dass Martin einst in seine Fußstapfen treten würde, hatte Pankraz nicht unbedingt erwartet, aber doch im Stillen gehofft. Er hatte es dem klugen Buben selbst überlassen, sich für einen Beruf zu entscheiden. Und als Martin nach der Matura ein Medizinstudium angetreten hatte, war Pankraz stolz und glücklich gewesen.

Der junge Burger war der geborene Mediziner, ohne Schwierigkeiten war er durch Studium und Assistenzzeit gekommen. Schon bald hatte festgestanden, dass er mit dem Vater gemeinsam die Praxis führen würde. Er hatte seine Jugendliebe Christel geheiratet und sein Leben in festen Bahnen geglaubt, beschienen von der Sonne des Glücks und der Zufriedenheit.

Dann aber hatte ein grausamer Schicksalsschlag dieses Glück unvermittelt zerstört. Bei der Geburt ihres ersten Kindes hatte es unvorhersehbare Komplikationen gegeben. Ohne dass Martin etwas hatte tun können, hatte er Christel verloren, die das Baby mit sich zu den Engerln genommen hatte.

Nach dieser Tragödie war der junge Mediziner lange untröstlich gewesen. Sein Vater hatte ihm beigestanden und alles getan, um seinen Schmerz und seine Trauer zu lindern – vergeblich.

Schließlich hatte Martin einen Entschluss gefasst: Nur ein harter Schnitt konnte ihm noch helfen, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Also hatte er sein Heimattal verlassen und einige Jahre als Klinikarzt in München gearbeitet. Dort hatte er sich auch als Unfallchirurg ausbilden lassen.

Sein Leben hatte nur noch aus Arbeit bestanden. Der Beruf, der ihm vom ersten Moment an auch Berufung gewesen war, wurde zum Lebensinhalt und zugleich zur rettenden Insel in einem Meer der Trauer und Verzweiflung. Nach und nach hatte der sensible Mann so gelernt, mit dem Verlust zu leben und wieder einen Sinn in seinem Dasein zu sehen.

Schließlich hatte ihn das Heimweh aber zurück nach Tirol getrieben. Er hatte die Praxis in St. Christoph übernommen und alles gründlich renovieren lassen. So waren die Untersuchungsräume um ein Labor, einen vollständig eingerichteten OP, Röntgen und Sonografie sowie zwei Krankenzimmer erweitert worden. Seitdem hieß diese Einrichtung im Volksmund die »Miniklinik«.

Fünfzehn Jahre lang hatte sich Martin Burger nur um seine Patienten gekümmert. Ein Privatleben hatte der junge Landarzt nicht mehr gehabt, an eine neue Liebe nie gedacht – bis ihm die grazile Wiener Anästhesistin Dr. Sabine Rodenwald im Haus ihrer Tante Rika in St. Christoph begegnet war.

Für beide war es Liebe auf den ersten Blick gewesen. Der Altersunterschied von sechzehn Jahren war und blieb unwichtig. Sabine war Martins Glück, sie brachte wieder Licht und Liebe in sein Leben.

Ihre überaus harmonische Ehe wurde von drei munteren Kindern gekrönt.

Da war Tessa, ein Schulmadel von acht Jahren, manchmal ein rechter Dickschädel und von übersprühendem Temperament.

Ihr jüngerer Bruder Philipp, den alle nur Filli nannten, war vor Kurzem fünf geworden und ging noch in den Kindergarten. Filli war sehr tierlieb und ein kleiner Philosoph, der den Dingen gerne auf den Grund ging. Ebenso gern ärgerte er aber Tessa, die ihn wiederum damit ärgerte, dass sie bereits zur Schule ging, er aber noch ein »Baby« sei.

Die Jüngste im Bunde war Nesthäkchen Laura, gerade mal zwei Jahre alt und ein kleiner Sonnenschein.

An diesem wetterwendischen Apriltag saß die Familie gerade beim Mittagessen. Die Vormittagssprechstunde war vorbei, und Martin Burger genoss das von Zenzi zubereitete Mahl im Kreise seiner Lieben.

Tessa berichtete ausführlich von ihrem Wandertag in der Schule, während Filli sie ständig unterbrach. Er hatte im Garten einen Grasfrosch entdeckt, den er sehr viel spannender fand als die Erzählungen seiner Schwester. Die kleine Laura krähte fröhlich und verlangte, den »Frots« auch zu sehen.

»Nach dem Essen gehen wir in den Garten und halten Ausschau«, versprach Pankraz seinen Enkeln.