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Ich will die Wahrheit wissen! - Warum der fesche Anton seiner Franziska nicht mehr vertraute
Anton erkennt seine Liebste kaum wieder! Was ist nur aus der einst so fröhlichen Magd geworden, die er schon so lange liebt? Seit Monaten schon zieht sich seine Freundin in ihr Schneckenhaus zurück, lässt niemanden an sich heran. Auch ihre Arbeit auf dem Hof erledigt sie inzwischen alles andere als gewissenhaft. Zum Glück haben sie einen sehr verständnisvollen Chef, der ihr das vorerst noch durchgehen lässt. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass der junge Knecht sich Sorgen macht. Sie hatten doch Pläne, wollten gemeinsam einen Hof aufbauen, eine Familie gründen ... doch nun ist Franzi kaum noch zu Hause, sucht ständig den Kick verschiedenster Extremsportarten - und riskiert dabei sogar ihr Leben! Anton weiß sich keinen Rat mehr, und so wendet er sich an den Einzigen, der ihm jetzt vielleicht noch helfen kann: Dr. Martin Burger ...
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Seitenzahl: 131
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Impressum
Ich will die Wahrheit wissen!
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Michael Wolf
Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-6566-5
www.bastei-entertainment.de
Ich will die Wahrheit wissen!
Warum der fesche Anton seiner Franziska nicht mehr vertraute
Von Andreas Kufsteiner
Anton erkennt seine Liebste kaum wieder! Was ist nur aus der einst so fröhlichen Magd geworden, die er schon so lange liebt? Seit Monaten schon zieht sich seine Freundin in ihr Schneckenhaus zurück, lässt niemanden an sich heran. Auch ihre Arbeit auf dem Hof erledigt sie inzwischen alles andere als gewissenhaft. Zum Glück haben sie einen sehr verständnisvollen Chef, der ihr das vorerst noch durchgehen lässt. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass der junge Knecht sich Sorgen macht. Sie hatten doch Pläne, wollten gemeinsam einen Hof aufbauen, eine Familie gründen … doch nun ist Franzi kaum noch zu Hause, sucht ständig den Kick verschiedenster Extremsportarten – und riskiert dabei sogar ihr Leben! Anton weiß sich keinen Rat mehr, und so wendet er sich an den Einzigen, der ihm jetzt vielleicht noch helfen kann: Dr. Martin Burger …
»Wo steckt das Madel nur wieder?« Severin Tuxer trat aus seinem Haus, stemmte die Hände auf die Hüften und drehte sich suchend einmal um die eigene Achse. Dabei grub sich eine Kerbe zwischen seinen silbergrauen Augenbrauen ein.
»Suchst du die Franziska?« Anton hielt beim Striegeln inne und sah seinen Chef fragend an. Sein Apfelschimmel senkte den Kopf ins Gras und zupfte einige Grasstängel ab. Gemächlich zermalmte er sie zwischen seinen Zähnen.
»Freilich suche ich die Franzi.« Der Bauer stieß seinen Hut in den Nacken, sodass sein bärtiges Gesicht von der Sonne beschienen wurde. »Ich habe mir den Ärmel an meinem guten Hemd aufgerissen. Dabei wollte ich es heute Abend zum Stammtisch anziehen. Franzi sollte mir den Riss flicken, und nun ist sie net da! Schon wieder net!« Ein nicht zu überhörender Vorwurf schwang in den Worten des Vierundsechzigjährigen mit.
»Sie kommt bestimmt bald heim«, beteuerte Anton und ließ die Pferdebürste sinken. »Kann nimmer lange dauern.«
»Ich wollte schon vor einer Viertelstunde aufbrechen, es pressiert also. Weißt du net, wo sie sein könnte?«
»Tut mir leid. Ich war den ganzen Nachmittag zur Heuernte auf den Wiesen und habe die Franzi seit heute Mittag nimmer gesehen. Hast du es schon über ihr Handy versucht?«
»Ja, aber das ist ausgeschaltet.«
»Dann weiß ich leider auch net weiter.« Anton zog die Schultern hoch und ließ sie wieder sinken.
Sein Chef funkelte ihn so vorwurfsvoll an, als wäre es seine Schuld, dass seine Freundin nicht zu finden war. Dabei war Franziska schwerer zu hüten als ein Sack voller Flöhe. Sie liebte die Natur und war häufig im Freien unterwegs. Darüber vergaß sie schon mal die Zeit.
Anton verstand seine Liebste, ihm ging es ja nicht anders. Er liebte die Zillertaler Berge und war glücklich, wenn er mit seiner Liebsten durch die Berge wandern und sich den frischen Wind um die Nase wehen lassen konnte.
Seit dreieinhalb Jahren arbeitete er als Knecht auf dem Tuxer-Hof. Er hatte Geschick im Umgang mit den Tieren und träumte davon, eines Tages mit seiner Freundin einen eigenen Hof aufzubauen. Dafür sparte Anton eisern seinen Lohn und gönnte sich kaum einmal etwas.
Ein dumpfes Grollen am Himmel veranlasste ihn, den Kopf zu heben. Graue Wolkentürme ballten sich über dem Zillertal zusammen und kündigten ein Gewitter an. Der Wind hatte aufgefrischt und trieb die Wolken rasch näher. Schon den ganzen Tag hatte eine schier unerträgliche Hitze auf dem Tal gelastet.
Die Bauern sehnten die Erfrischung herbei. Auch Anton, ihm war bei der Arbeit schier das Wasser den Rücken hinuntergelaufen. Er hatte das Heu eingebracht, mit dem Apfelschimmel, weil die Wiesen hinter dem Hof zu steil für die Landmaschinen waren.
Der Hengst kannte das Gelände genau und wusste, dass er seine Hufe vorsichtig setzen musste. Dafür hatte er sich eine Extraportion Kraftfutter verdient.
Mehrere bunte Gleitschirme schwebten gerade dem Talboden entgegen. Sie wirkten wie Schmetterlinge, die zur Landung ansetzten. An anderen Abenden kreisten sie bis zum Anbruch der Dämmerung über dem Tal, aber das nahende Gewitter drängte zur Eile. Niemand mochte noch in der Luft sein, wenn das Unwetter losbrach.
Anton schauderte beim Anblick der filigranen Schirme. Nein, das war nichts für ihn. Er blieb lieber mit beiden Beinen fest auf der Erde.
Franzi jedoch liebte den Nervenkitzel. Sie hatte schon oft versucht, ihn zu einem Tandemsprung zu überreden, doch er hatte immer Nein gesagt.
»Franzi sollte längst daheim sein«, brummte Severin Tuxer.
»Das stimmt.« Eine leise Sorge schlich sich in Antons Herz. War seiner Freundin womöglich etwas zugestoßen? Der Bauer hatte recht: Sie hätte schon vor einigen Stunden zurück sein sollen. Immerhin wartete eine Menge Arbeit auf sie. Seltsam …
Sein Chef strich sich mit dem Handrücken über die Stirn.
»Diese Hitze bekommt mir net. Ich bin froh, wenn es einmal kracht und der Regen alles abkühlt. Zeit wird’s!« Sein wettergegerbtes Gesicht war hochrot unter seinem Hut.
Anton bemerkte es wohl.
»Du solltest wieder ins Haus gehen«, riet er ihm, »dort ist es kühler. Hier draußen stehen wir in der prallen Sonne, das ist net gut für dich.«
»Wem sagst du das? Zuerst muss ich aber die Franziska finden. Herrschaftszeiten, ich möchte wirklich wissen, wo sich das Madel wieder herumtreibt!«
Das hätte Anton auch gern gewusst. Franziska war als Magd auf dem Tuxer-Hof angestellt. Als sie ihre Stellung vor zwei Jahren angetreten hatte, war ihm sogleich ihr Lächeln aufgefallen. Es konnte ihm den finstersten Tag erhellen.
Obendrein hatte Franziska ein offenes Herz und einen neugierigen Blick auf die Welt. Das gefiel ihm ebenso wie ihr Temperament. Selbst wenn sie versuchte, sich zurückzuhalten, sprudelte es schon bald aus ihr heraus.
Zumindest war es früher so gewesen. Seit einigen Monaten war sie jedoch oft still und in sich gekehrt. Etwas hatte sich verändert, und Anton wusste nicht, was das war. Wenn er nach dem Grund für ihre Nachdenklichkeit fragte, wich sie ihm aus.
Was trieb sie nur um?
Das hochrote Gesicht seines Chefs verriet seinen hohen Blutdruck. Der Bergdoktor behandelte ihn mit Tabletten und bat ihn seit Jahren, abzunehmen, um seinen Kreislauf zu entlasten, aber dem Bauern schmeckte es viel zu gut. So wurde seine stattliche Statur eher breiter als schmaler.
»Ich kann das Hemd für dich nähen«, bot Anton an.
»Lass mal. Ich gehe einfach so, wie ich bin. Mit der Franziska muss ich aber ein Machtwort reden, wenn sie wieder da ist. Es geht net an, dass ich sie ständig suchen muss.«
»Sie wurde bestimmt nur aufgehalten.«
»Einmal kann das passieren, ja, aber net ständig. Ihre Arbeit bleibt entweder liegen, oder du erledigst sie mit. Ich weiß, du glaubst, es würde mir net auffallen, aber das tut es. Schau dich nur um. Die Erdbeeren rollen die Blätter ein, und die Erde ist so trocken, dass sie Risse bekommt. Es ist Franziskas Sache, sich um den Garten zu kümmern.«
»Das wird der Regen nachher besorgen.«
»Trotzdem hätte das Grün längst gewässert gehört, das zählt zu Franzis Aufgaben, ebenso wie das Nähen, die Wäsche und das Abendessen. Nix davon ist fertig!« Der Bauer schnaufte.
Sein Unwillen war beinahe greifbar – und leider auch berechtigt.
»Ich gehe jetzt zum Stammtisch«, verkündete er. »Hoffentlich bekomme ich wenigstens im ›Ochsen‹ etwas zu essen.«
»Magst du net auf die Franzi warten?«
»Dann stehe ich womöglich in einer Stunde noch hier.« Severin schüttelte den Kopf. »Ich habe deine Arbeit in der Scheune gesehen. Die wird wirklich gut.«
»Welche Arbeit denn?« Anton stutzte, dann dämmerte es ihm. »Oh, du meinst das Kräuterregal, das ich gezimmert habe.«
»Genau. Man sollte net meinen, was man aus ein paar Brettln alles zaubern kann.«
»Ich habe mehrere, stufenförmig angeordnete Etagen gebaut. Darauf kann Franzi in Zukunft ihre Kräuter selber ziehen. Ich werde die Brettln noch mit Wiesenblumen bemalen, dann bekommt Franzi das Regal zum Geburtstag.«
»Ist der net erst in einem Monat?«
»Freilich, aber ich wollte rechtzeitig fertig werden.«
»Du planst vor, das gefällt mir.« Severin zog seinen Hut zurecht. »Ich gehe jetzt. In ein paar Stunden bin ich zurück.«
»Hab verstanden. Bis später, und viel Spaß beim Stammtisch!« Anton wandte sich wieder dem Hengst zu und bürstete ihn, ehe er ihn auf die Weide ließ. Mit wehender Mähne trabte der Apfelschimmel zu seinen Stallgefährten.
Als Anton das Gatter schloss, donnerte es erneut, lauter diesmal. Die ersten Blitze flammten über den Bergen auf.
Ich muss die Pferde hereinholen, wenn das Wetter schlimmer wird, dachte er. Hoffentlich ist Franzi bis dahin zurück. Sorgenvoll schaute sich Anton um. Der Wind wurde stärker und ließ die Wäsche auf der Leine flattern. Ein Hemd löste sich und wurde über die Wiese gewirbelt. Hastig eilte Anton dem Wäschestück nach und fing es ein.
Vor einem halben Jahr hatte er seine Freundin gefragt, ob sie zusammenziehen wollten, und Franzi hatte mit leuchtenden Augen zugestimmt. Der Bauer hatte ihnen erlaubt, sich die Räume über der Scheune auszubauen. Sie hatten ein gemütliches Zuhause daraus gemacht.
Damals war sich Anton sicher gewesen, dass nichts und niemand Franzi und ihn jemals würde trennen können. Doch inzwischen war er sich da nicht mehr so sicher.
Franziska hatte sich verändert. Zwischen ihnen klaffte ein Riss, den er sich nicht erklären konnte. Oft ging sie ohne ihn fort, ohne zu verraten, wo sie hinwollte.
Während er noch grübelte, näherte sich eine schlanke Gestalt dem Hof. Sein Herz machte einen Satz. Franziska!
Mit langen Schritten eilte seine Freundin die Dorfstraße herunter und hielt geradewegs auf ihn zu. Ihre dunklen Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden, der bei jedem Schritt munter wippte. Ihr weißes Top und die Shorts betonten ihre sommerlich gebräunte Haut.
Der voluminöse knallrote Rucksack auf ihrem Rücken verriet, dass sie geradewegs vom Gleitschirmfliegen kam. Ihre Wangen glühten noch vom Adrenalin.
Doch als sie näher kam, wurden blutige Schrammen auf ihren Armen und in ihrem Gesicht sichtbar. Erschrocken eilte Anton ihr entgegen.
»Mei, Franzi, du bist ja verletzt! Was ist denn passiert?«
»Ach, so eine verflixte Bö hat mich erwischt und genau in einen Brombeerstrauch getrieben. Das sieht schlimmer aus, als es ist. Ehrlich.«
Sie winkte ab, als wäre es eine Lappalie. Aber die blauen Flecken auf ihrer Haut verrieten ihm, dass es bei ihrer Landung knapp zugegangen war.
Etwas in ihm verkrampfte sich.
»Bist du etwa abgestürzt?«, fragte er besorgt.
»Nur ein paar Meter. Ich hatte Glück und war schon fast am Boden, als mir der Wind den Schirm umgestülpt hat. Das war vielleicht ein Adrenalinstoß, kann ich dir sagen! Mit dem Sturm hatte ich gar net gerechnet. Im Radio wurde das schlechte Wetter doch erst für die Nacht angekündigt.«
»Man kann den Vorhersagen net immer trauen. Gerade hier in den Bergen ändert sich das Wetter oft schnell. Mei, du blutest ziemlich stark, der Bergdoktor sollte sich deine Verletzungen anschauen. Komm mit! Wenn wir uns beeilen, erwischen wir ihn noch zur Sprechstunde.«
»Zum Bergdoktor? Geh, das ist net nötig. Mir fehlt nix.«
»Aber du bist völlig zerschrammt.«
»Das sind nur oberflächliche Abschürfungen.«
»Mir wäre trotzdem wohler, wenn dich Dr. Burger anschaut und notfalls auch röntgt. Nur zur Sicherheit.«
»Damit müssen wir ihn net behelligen.«
»Das macht nix. Er ist immer da, wenn er gebraucht wird.«
»Hör mir doch zu, Anton!« Franziska legte ihm eine Hand auf die Schulter und funkelte ihn an. »Es geht mir gut. Ehrlich.«
»Dann lass dich wenigstens von mir verarzten.«
»Lass nur. Das mache ich schon selbst.«
»Franzi …« Anton wollte seine Freundin an sich ziehen, aber sie stemmte die Hände gegen seine Brust.
»Lass mich erst mal ankommen, ja?«
»Soll ich net doch mit Jod und Pflaster …«
»Nein!«
Ihre Stimme war schärfer als sonst, bestürzt zuckte Anton zusammen.
Seiner Freundin schien es schon wieder leidzutun, dass sie laut geworden war.
»Entschuldigung«, sagte sie versöhnlich. »Mir sitzt wohl der Schreck noch in den Gliedern.«
Anton nickte kaum merklich.
»Dann wasch dich erst einmal und verarzte dich selbst. Ruf mich bitte, wenn ich dir helfen kann. Soll ich uns später eine Pizza zum Essen bestellen?«, bot er an. »Wir könnten uns beim Essen einen Film anschauen. Was meinst du?«
»Lieber ein anderes Mal. Heute bin ich zu erledigt für einen Film. Bestell die Pizza nur für dich. Ich habe keinen Hunger.« Franziska wandte sich ab und steuerte das Haus an.
Wie betäubt blickte Anton ihr nach.
»Aber du musst etwas essen!«, rief er ihr noch hinterher.
»Das habe ich schon!«
»Mit wem denn?«
Franzi winkte ab, als wäre das nicht weiter wichtig.
»Der Bauer hat dich gesucht. Er wollte dich um einen Gefallen bitten. Sein gutes Hemd ist zerrissen und muss geflickt werden. Ich hätte das erledigt, aber du weißt ja, dass ich mit Nadel und Faden auf Kriegsfuß stehe. Kannst du es nähen?«
»Kein Problem, ich kümmere mich später darum. Jetzt muss ich mich wirklich erst einmal frisch machen.« Franziska stemmte die Hände unter die Riemen ihres Rucksacks und verschwand im Haus.
Beklommen blickte Anton ihr nach. Täuschte er sich oder hielt sie ihn wirklich auf Abstand?
Noch vor wenigen Monaten waren sie einander so nahe gewesen, wie sich zwei Menschen nur sein konnten. Und nun? Nun behandelte sie ihn wie einen Fremden!
***
Die zwei Zimmer über der Scheune hatten Franziska und Anton selbst ausgebaut und mit hübschen Kiefernholz-Möbeln im Bauernstil eingerichtet. Das Herzstück der Wohnung war die rustikale Bauernküche mit der gemütlichen Eckbank und dem Herrgottswinkel.
Franzi hatte die rot-weiß-karierten Vorhänge und Sitzkissen selbst genäht, und auf dem Fensterbrett grünte ihre Kakteensammlung. Gegenüber hatten sie eine gemütliche Lese- und Fernseh-Ecke eingerichtet. Vor den Fenstern blühten rosafarbene Geranien, die von Hummeln und Schmetterlingen umschwirrt wurden.
Das Bad war klein und hatte keine Wanne, sondern nur eine Dusche, aber das genügte ihnen. Nebenan gab es eine Abstellkammer. In dieser verstaute Franziska nun ihren Gleitschirm.
Die bekümmerten Blicke ihres Freundes stachen noch in ihrem Herzen. Anton hatte so traurig ausgesehen, als sie seine Hilfe abgelehnt hatte.
Dabei hatte sie es nicht böse gemeint. Sie ertrug seine Aufmerksamkeit zurzeit nur nicht gut.
Und das hatte auch seinen Grund …
Bekümmert betrachtete sie die Pinnwand, die in dem kurzen Korridor an der Wand hing. Auf der Korkplatte hingen zahlreiche Fotos von Anton und ihr. Die Bilder stammten aus glücklichen Tagen, als Franzi noch daran geglaubt hatte, die Zukunft würde ihnen gehören und nichts als Glück verheißen. Damals, als sie noch etwas empfunden hatte.
Ihre Augen begannen zu brennen. Hastig wandte sich Franziska von den Bildern ab und eilte ins Badezimmer. Sie schälte sich aus ihrem zerrissenen Top und trat vor den Spiegel.
Ach du Schreck! Ihr Anblick war wesentlich schlimmer, als sie befürchtet hatte!
Ihre Arme und Wangen waren blutig verschrammt, und an einigen Stellen lief sogar Blut in kleinen Rinnsalen an ihr hinunter. Hämatome zeichneten sich auf ihren Händen und Knien ab und verrieten, dass ihr Absturz schmerzhafter gewesen war, als sie sich eingestehen mochte.
Kein Wunder, dass ihr Schatz sie am liebsten über seine Schulter geworfen und höchstpersönlich zum Bergdoktor getragen hätte!
Sie hatte nicht damit gerechnet, dass der Wind derart rasch an Stärke zunehmen würde, sonst wäre sie früher gelandet. Tatsächlich konnte sie von Glück sagen, dass sie nicht aus größerer Höhe abgestürzt war. Dann wären ihre Probleme jetzt vermutlich Vergangenheit gewesen …
Franziska stellte sich unter die Dusche, seifte sich gründlich ein und biss die Zähne zusammen, als das Duschgel auf ihrer Haut brannte. Hastig spülte sie den Schaum ab und trocknete sich ab.
In ein weißes Badetuch gehüllt, machte sie sich daran, ihre Wunden mit Jod abzutupfen und Heilsalbe aufzutragen. Anschließend klebte sie Heftpflaster auf die schlimmsten Schrammen. Ja, das war schon besser.