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Der Fluch des Bergteufels - Er versetzt die Menschen in Angst und Schrecken
Seltsam ist das schon, findet Marisa: Wo auch immer sie hingeht, immer läuft ihr Stefan Zirner über den Weg - sogar, wenn sie sich zum Ausruhen ein einsames Plätzchen in den Bergen sucht. Verfolgt er sie etwa? Und dann erzählt er so seltsames Zeug! Davon, dass er Alraunen-Wurzeln sammelt, die wie Menschen aussehen, zum Beispiel. Langsam macht er ihr Angst ...
Auf einem Leseabend im Berghotel hört sie die Sage vom Bergteufel Luzius von Ferland, der vor über dreihundert Jahren die Menschen im Zillertal heimgesucht haben soll. Erschreckenderweise scheint der erstaunlich viel Ähnlichkeit mit Stefan zu haben ... Hat sie es etwa mit dem Leibhaftigen zu tun?
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Im schönen Zillertal lebt und wirkt der Mann, den Millionen Leser und Fernsehzuschauer seit Jahren lieben: Dr. Martin Burger - Der Bergdoktor. Ein Mann, dessen persönliches Schicksal ihn empfänglich gemacht hat für die Probleme und das Leid seiner Mitmenschen. Ein Arzt, der stets bereit ist, das Äußerste für seine Patienten zu wagen. Das idyllische Dorf St. Christoph dient als Kulisse für die spannenden Geschichten. Hier ist Dr. Martin Burger eine soziale und moralische Instanz - ein aufrechter, geradliniger Charakter, der alle guten traditionellen Werte in sich vereinigt und selbstlos danach handelt.
Mit inzwischen über 1800 Folgen, einer Gesamtauflage von über 55 Millionen Exemplaren und einer gleichnamigen TV-Serie hat "Der Bergdoktor" längst den Gipfel der Berg- und Heimatromane erklommen. Eine echte Erfolgsserie!
Jede Woche erscheint eine neue Folge.
Jede Folge ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen Folgen der Serie gelesen werden.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 117
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Impressum
Der Fluch des Bergteufels
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Michael Wolf
Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-7296-0
www.bastei-entertainment.de
Der Fluch des Bergteufels
Er versetzt die Menschen in Angst und Schrecken
Von Andreas Kufsteiner
Seltsam ist das schon, findet Marisa: Wo auch immer sie hingeht, immer läuft ihr Stefan Zirner über den Weg – sogar, wenn sie sich zum Ausruhen ein einsames Plätzchen in den Bergen sucht. Verfolgt er sie etwa? Und dann erzählt er so seltsames Zeug! Davon, dass er Alraunen-Wurzeln sammelt, die wie Menschen aussehen, zum Beispiel. Langsam macht er ihr Angst …
Auf einem Leseabend im Berghotel hört sie die Sage vom Bergteufel Luzius von Ferland, der vor über dreihundert Jahren die Menschen im Zillertal heimgesucht haben soll. Erschreckenderweise scheint der erstaunlich viel Ähnlichkeit mit Stefan zu haben … Hat sie es etwa mit dem Leibhaftigen zu tun?
In der letzten Zeit war Dr. Burger oft die schmale Straße hinaufgefahren, die zum Wiedbach-Hof führte. Er kannte den Weg seit Kindertagen sehr genau.
Schon als Bub hatte er mit seinen Freunden ganz in der Nähe so manchen Sommertag verbracht, nämlich dort, wo der Wiedbach – nach dem der Hof benannt war – über ein paar Steinstufen abwärts sprang und weiter unten ein flaches Wasserbecken bildete. Dahinter hatten früher zwei Scheunen gestanden, beide dunkel und verwinkelt, vielleicht sogar ein wenig unheimlich … und damit wie geschaffen für abenteuerliche Spiele.
Die Scheunen gab es nicht mehr. Auf der Wiese hatte der Großbauer Lenz Kistler ein schmuckes Einfamilienhaus bauen lassen, das zunächst an ein Ehepaar aus Innsbruck vermietet worden war und nun seit einem Jahr leer stand. Hinter dem großen Hof prangte eine neue, riesige Scheune mit Sprinkleranlagen und Brandmeldern, die auf das kleinste Rauchwölkchen mit Sirenengeheul reagierten.
Man musste mit der Zeit gehen, das war auch jetzt noch Lenz Kistlers Devise. Was seine Eltern einst für richtig gehalten hatten, war in seinen Augen »altmodisch« gewesen. Als er den Hof übernommen hatte, waren erst einmal allerhand Neuerungen getätigt worden, obwohl es den alten Kistlers nicht recht gewesen war.
Inzwischen befand sich der Bauer vom Wiedbach-Hof mit seinen fünfundsechzig Jahren selbst kurz vor dem Ruhestand, obwohl er gern noch einige Zeit das Zepter auf seinem stattlichen Anwesen geschwungen hätte. Aber seine angeschlagene Gesundheit machte ihm zu schaffen.
Außerdem hatte seine Frau Trudi ja recht, wenn sie sagte: »Wir haben immer nur gearbeitet und uns kaum einen freien Tag gegönnt. Jetzt muss es möglich sein, dass wir auch mal an uns denken, net immer nur an den Hof!«
Ihr schwebte unter anderem eine längere Urlaubsreise vor, ganz besonders auch eine wohltuende Kur in einem bekannten Ort, zum Beispiel in Bad Hofgastein oder in Bad Ischl bei Salzburg. Und vielleicht hatte man auch endlich mal genug Zeit, um die wunderschöne Tiroler Heimat richtig zu genießen, ohne dauernd auf die Uhr schauen zu müssen.
Die Aussicht vom Hof auf die Bergkette ringsum war so schön, dass man gern immer wieder stehen blieb und das malerische Idyll auf sich wirken ließ. St. Christoph mit dem glänzenden Zwiebelturm der Pfarrkirche lag weiter unten in der Talmulde, aber wenn man es genauer betrachtete, war es fast nur ein Katzensprung.
Wäre man ein Vogel gewesen, hätte man geschwind die Flügel ausbreiten können und wäre von der Wiedbachhöhe im Direktflug auf die roten Hausdächer gesegelt, vielleicht auch auf den Kirchturm, um dem goldenen Wetterhahn einen Besuch abzustatten. Auch mit dem Auto war man in ein paar Minuten dort unten.
Zu Fuß konnte man gemächlich über den Angerweg oder den grünen Wiesenpfad spazieren und dabei zur Sommerzeit Blumen und Brombeeren pflücken. Unterwegs gab es allerhand zu sehen.
Im Herbst lockten rote Hagebutten, und unter den Esskastanien-Bäumen sammelten die Kinder die glänzenden Maronen ein. Im Winter wurde der Angerweg mit dem Schneepflug geräumt, sodass eine Schneewanderung zum reinsten Vergnügen wurde. Wer rodeln wollte – und das waren nicht nur die Kinder! –, konnte von der Wiedbachhöhe aus bis in die Kirchwiesen hinunter Gas geben.
Es ist einfach ein wunderschönes Fleckerl hier droben, dachte Dr. Burger, als er aus seinem Geländewagen stieg. Und wieder einmal blickte er sich um, als sei er zum ersten Mal auf dem Wiedbach-Hof.
Ein Besuch hier war ein Fest für die Sinne! Flammend rote Geranien prangten auf dem Balkon und vor den Fenstern; Sonnenblumen, Stockrosen und lila Malven schmückten den Garten, und über allem hing der Duft goldgelber Marillen und rotbackiger Frühäpfel.
Wer an die Tür des großen Tiroler Bauernhauses klopfte – aus welchem Grund auch immer –, der wünschte sich insgeheim, ein bisschen länger als nötig dazubleiben.
»Grüß Gott, Herr Doktor!« Hinter dem Zaun winkte die Wirtschafterin Liesl Stadler herüber, wie immer rund und rosig. In den Händen hielt sie einen Zwetschgenkorb. »Wenn Sie, bitte schön, gleich hinübergehen wollen auf die Veranda? Der Kaffee ist schon fertig.«
»Bin ich denn wirklich zum Kaffee eingeladen, Liesl?« Dr. Burger lachte. »Obwohl ich die übliche Spritze für den Hausherrn dabei hab?«
»Freilich, Kaffee und Kuchen stehen bereit. Es gibt wohl etwas zu besprechen, denk ich mir.« Damit verschwand die Liesl wieder auf der Obstwiese, um den beiden Knechten Bartl und Bruno, auch »die zwei Bs« genannt, fachkundige Anweisungen zu geben.
Auf die langen Pflück-Leitern stieg die Liesl nämlich nicht, das sollten die beiden kräftigen Mannsbilder tun, die mit ihren knapp vierzig Jahren im besten Alter standen. Zur Belohnung durften sie im Herbst und Winter Marillenkonfitüre oder Apfelgelee auf ihre Frühstückssemmeln streichen und sich dabei an die sonnigen, von herrlichen Düften erfüllten Sommertage erinnern.
Dass die beiden vor allem an den hausgemachten Obstbrand dachten, besonders an den Marillengeist, ahnte die Liesl nicht. Schnaps war für sie nämlich nur dann erlaubt, wenn man »etwas für den Magen« tun musste. Und die zwei Bs hatten noch nie Magenprobleme gehabt. Wie wäre es sonst möglich gewesen, dass sie sogar bei hochsommerlichen Temperaturen um die dreißig Grad große Portionen deftiges Kraut und Geselchtes so geschwind vertilgten, als sei es nur ein leichtes Brotsüppchen?
Dr. Burger fand Lenz und Trudi Kistler tatsächlich auf der Veranda vor. Aus einer großen, bauchigen Porzellankanne zog ein aromatisches Kaffeewölkchen verführerisch durch den Garten. Der saftige Mohnstrudel war bereits servierfertig aufgeschnitten.
»Weshalb werd ich denn heute so verwöhnt?«, scherzte der Arzt. »Womit hab ich das verdient?«
»Das fragen Sie noch, Herr Doktor?« Die Bäuerin griff nach der Kanne, die zu ihrem guten Service »Tiroler Rose« gehörte. »Ich hab den Kaffee schön stark aufgebrüht, extra Ihretwegen. Wir wissen ja, dass Sie ein Kaffee-Liebhaber sind. Es ist an der Zeit, dass wir uns mal bei Ihnen bedanken. Heut ist Sonnabend, und Sie nehmen sich trotzdem die Zeit, um wieder zu uns heraufzukommen.«
»Das ist doch selbstverständlich. Der Lenz braucht derzeit alle drei Tage seine Glukokortikoid-Injektion. Wir wollen auf alle Fälle verhindern, dass sich so ein akuter Gicht-Anfall wie neulich wiederholt.«
»Es war wohl meine eigene Schuld«, brummte der Kistler-Bauer, dem man – trotz seiner Krankheit! – die fünfundsechzig Jahre nicht ansah. »Eine ganze Weile hab ich mich wohlgefühlt, das bisserl Gelenkversteifung im Knie war mir egal. Aber plötzlich ist mir ganz anders geworden, als ich eines Morgens die Tablettenschachteln vor mir liegen gesehen hab. Dieses ganze chemische Zeug! Vor allem das Mittel mit dem Herbstzeitlosen-Konzentrat.«
»Colchicum«, ergänzte Dr. Burger. »Es ist pflanzlich, aber es wirkt sehr intensiv und ist daher streng verschreibungspflichtig.«
»Ja, eben. Ein grausliches Zeug. Früher hieß es immer, dass man den Herbstzeitlosen aus dem Weg gehen soll, weil sie giftig sind.«
Der Bauer schüttelte sich.
»Ich hab also in der Früh dagesessen, meinen Kaffee getrunken und mir die Pillen angesehen«, fuhr er dann fort. »Gift! Und ich sollte also dieses Zeug schlucken, dazu den ganzen Tag über mindestens zwei Liter trinken und nur magere Kost essen. Keine Speckknödel, kein Krustenbraten. So geht es dahin, Herr Doktor.«
In übertriebener Verzweiflung schlug er die Hände über dem Kopf zusammen.
»Wenn ich mal ein Bier vor mir stehen hab, schlägt mir gleich das schlechte Gewissen«, jammerte er dann. »Wasser ja, Bier nein, und wehe, ich genehmige mir mal ein Stamperl Enzian, dann sitzt mir meine liebe Frau gleich im Genick. ›Kein Alkohol, Lenz‹, das muss ich mir zu allem Übel auch noch anhören.«
»Ich hab dir nur ab und zu ins Gewissen geredet«, fiel ihm die Bäuerin ins Wort.
»Ja, ja, ist schon recht. Aber auf einmal hat’s mir gereicht. Tabletten, Spritzen, literweise Wasser wie die Rindviecher auf der Weide, dazu lasche Sojamargarine statt Almbutter … das hat bei mir das Fass zum Überlaufen gebracht. Jetzt ess ich wieder ganz normal. Na ja, net immer. Aber ziemlich oft.«
Dr. Burger schmunzelte. »Ich versteh dich, Lenz. Ganz so eng musst du die Diätvorschriften auch nicht sehen, es darf ruhig mal ein Bier sein, und auch den Sonntagsbraten musst du net komplett streichen. Man muss nur das richtige Maß einhalten. Und was die Colchicum-Tabletten anbelangt, so sind sie natürlich in der empfohlenen Dosierung keineswegs giftig, sondern ein hochwirksames Medikament gegen die Gicht, vor allem im Akutstadium.«
»Weiß ich ja«, brummte der Bauer. »Ist mir eigentlich alles bekannt. Aber ich hatte an dem bewussten Morgen auf einmal einen gewaltigen Hass auf die Krankheit und auf dieses ganze Drumherum. Also hab ich die Tablettenschachtel ganz nach hinten in den Arzneischrank geschoben, damit ich sie net mehr sehen musste.«
»Lass mich raten, das ist nicht gut gegangen?«
Lenz nickte. »Ein paar Tage danach hatte ich dann diese Schmerzen. Es war die Hölle. Das muss ausgerechnet mir passieren! Ich hätte immer Bäume ausreißen können, jeden Tag war ich voll im Einsatz. Jemand wie ich mag keine halben Sachen. Entweder ganz oder gar net.«
»Klar«, warf Dr. Burger ein. »Du musst umdenken, Lenz. Es ist ja net so, dass du gar nichts mehr tun kannst. Wir haben bis jetzt sichtbare Erfolge erzielt, zum Beispiel beim Auftreten von Gichtknoten. Ich seh an deinen Händen keine Veränderungen mehr, die etwas mit der Gicht zu tun haben. Das liegt auch an dem Wirkstoff Allopurinol, den du seit einiger Zeit zusätzlich zum Colchicin nimmst. Die Therapie schlägt gut an, und du wirst bald merken, dass die Beschwerden noch mehr abnehmen.«
»Da hörst du es, Lenz«, sagte Trudi Kistler mit einem vorwurfsvollen Unterton. »Du machst ein Drama aus der Sache, weil du früher nie krank warst. Dabei ist alles gar net so schlimm. Und wenn Arno da ist, kannst du dich mal richtig ausruhen.«
»Dein Neffe kommt zu Besuch?«, wandte sich Dr. Burger an seinen Patienten, der soeben das zweite Stück Mohnstrudel verzehrt hatte und nun reichlich Rahm in seinen Kaffee gab. (Und das, obwohl seine Frau ihm extra ein bisserl fettarme Milch hingestellt hatte.)
In das sahnige Kaffee-Mix-Getränk rührte der Bauer auch noch zwei gestrichene Löffel Zucker und streute Schokopulver darüber. So etwas schmeckte natürlich besonders gut in Verbindung mit einem weiteren Stück Strudel. Das feine Schokoladen-Pülverchen ging teilweise im Kaffee unter, der Rest bildete ein leckeres Häubchen auf der Tasse.
Diät? Von wegen!
Ein schmales Handtuch war der Lenz noch nie gewesen, eher das genaue Gegenteil. Eben ein Mann, der zupacken konnte und der auch danach aussah – immer noch.
Mit ein paar Haferflocken und künstlich zusammengerührtem Streichfett durfte man ihm nicht kommen. Sollten doch andere Leut mit Soja & Co. glücklich werden – er gab sich für so einen Schmarrn nicht her!
»Sehen Sie sich diesen Menschen an, Herr Doktor«, klagte die Bäuerin. »Unvernünftig bis zur Schmerzgrenze! Und so was hab ich geheiratet!«
»Freilich, weil du nicht so einen dünnen Hering gewollt hast wie deine beste Freundin Magda«, dröhnte der Lenz. »Den Egid bläst ja der kleinste Luftzug um! Wenn er im Haus ein Fenster aufmacht, weht’s ihn gleich davon.«
Jetzt mussten alle drei lachen. Und weil Dr. Burger genau wusste, dass die Kistlers trotz ihrer kleinen Seitenhiebe fest zusammenhielten und nach mehr als dreißig Ehejahren immer noch aneinanderhingen, machte er sich keine Sorgen. Denn seiner Trudi zuliebe würde der Lenz so einiges tun, wenn’s hart auf hart kam … vielleicht sogar eines Tages den Rahm im Kaffee weglassen!
***
Bei einem Glasl Wein (»Das fällt ja wohl net unter Alkohol, Herr Doktor! Wein ist besser als jede Medizin.«) rückte der Kistler-Lenz mit einer Neuigkeit heraus, die Dr. Burger unbedingt erfahren sollte.
»Es geht also um unseren Neffen Arno«, begann er. »Eigene Kinder waren uns ja net vergönnt, das ist nun mal so, und wir haben uns damit abgefunden. Der Bub war für uns immer wie ein Lichtstrahl am Horizont.«
Der Bergdoktor nickte. Das wusste er.
»Mein Bruder Hans und seine Frau, die Emmi, haben ihn in den großen Ferien immer zu uns heraufgeschickt«, erinnerte sich der Lenz. »Hans und Emmi hatten besonders zur Sommerzeit in ihrem Gästehaus im Bregenzerwald viel zu tun, und der Bub hat sich dann ein bisserl gelangweilt, weil seine Eltern kaum Zeit für ihn hatten. Aber bei uns heroben war er rundum glücklich. Der Hof, die Tiere, die Berge, Wiesen und Wälder, das war ein großer Spielplatz für ihn.«
Lenz lächelte. Es waren schöne Zeiten gewesen.
»Später, als Heranwachsender und dann als volljähriger Bursch, ist er weiterhin gern hier gewesen«, fuhr er dann fort. »In die Stadt hat es ihn jedenfalls net gezogen, allenfalls mal, wenn er sich ein bisserl amüsieren wollte. Es hat uns net verwundert, dass er sich beruflich für die Landwirtschaft entschieden hat. Diplom-Agraringenieur, das ist eine Leistung, alle Achtung! Wir sind genauso stolz auf Arno wie seine Eltern. Aber was rede ich lange daher, Herr Doktor, Arno ist Ihnen ja net fremd.«
»Freilich. Immer den anderen ein Stückl voraus und recht waghalsig, so kenn ich ihn.« Dr. Burger nickte. »Vor ein paar Jahren hab ich ihn nach einer Bergtour verarztet, weil er über eine sehr steile Wand abgestiegen ist und sich dabei verletzt hat. Er sah aus, als sei er mitten in ein Dornengestrüpp gefallen. Zum Glück war alles nur oberflächlich, es hätte schlimm ausgehen können. Aber ich mag ihn wirklich, den Arno. Er ist aufgeschlossen und ehrlich, ein durch und durch sympathischer Bursch.«