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Da wurde ihr ganz warm ums Herz - Als die einsame Magd ein wunderschönes Geschenk bekam
Da sitzt sie nun vor dem Bergdoktor wie ein Bündel Elend: Ella, eine junge Frau von sechsundzwanzig Jahren, die schon so viele Schattenseiten des Lebens kennengelernt hat. Warum ausgerechnet sie, die immer bescheiden, offen und ehrlich gewesen ist?, fragt sich Dr. Martin Burger. Und doch weiß er, dass das Schicksal danach nicht fragt.
Ella hat nach einem schlimmen Autounfall ihr Gedächtnis verloren, und obwohl die körperlichen Wunden inzwischen längst verheilt sind, kehren die Erinnerungen nicht zurück - wohl, weil sie zu schmerzlich sind. Unmittelbar nach dem Unfall hat ihr Verlobter Jonas die junge Magd verlassen, soviel steht fest. Doch da muss noch etwas anderes sein. Etwas, das ungleich viel schlimmer und grausamer ist. Aber was?
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Im schönen Zillertal lebt und wirkt der Mann, den Millionen Leser und Fernsehzuschauer seit Jahren lieben: Dr. Martin Burger - Der Bergdoktor. Ein Mann, dessen persönliches Schicksal ihn empfänglich gemacht hat für die Probleme und das Leid seiner Mitmenschen. Ein Arzt, der stets bereit ist, das Äußerste für seine Patienten zu wagen. Das idyllische Dorf St. Christoph dient als Kulisse für die spannenden Geschichten. Hier ist Dr. Martin Burger eine soziale und moralische Instanz - ein aufrechter, geradliniger Charakter, der alle guten traditionellen Werte in sich vereinigt und selbstlos danach handelt.
Mit inzwischen über 1800 Folgen, einer Gesamtauflage von über 55 Millionen Exemplaren und einer gleichnamigen TV-Serie hat "Der Bergdoktor" längst den Gipfel der Berg- und Heimatromane erklommen. Eine echte Erfolgsserie!
Jede Woche erscheint eine neue Folge.
Jede Folge ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen Folgen der Serie gelesen werden.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 115
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Impressum
Da wurde ihr ganz warm ums Herz
Zenzis feine Mandelküche
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Bastei Verlag / Michael Wolf
Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-7388-2
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Da wurde ihr ganz warm ums Herz
Als die einsame Magd ein wunderschönes Geschenk bekam
Von Andreas Kufsteiner
Da sitzt sie nun vor dem Bergdoktor wie ein Bündel Elend: Ella, eine junge Frau von sechsundzwanzig Jahren, die schon so viele Schattenseiten des Lebens kennengelernt hat. Warum ausgerechnet sie, die immer bescheiden, offen und ehrlich gewesen ist?, fragt sich Dr. Martin Burger. Und doch weiß er, dass das Schicksal danach nicht fragt.
Ella hat nach einem schlimmen Autounfall ihr Gedächtnis verloren, und obwohl die körperlichen Wunden inzwischen längst verheilt sind, kehren die Erinnerungen nicht zurück – wohl, weil sie zu schmerzlich sind. Unmittelbar nach dem Unfall hat ihr Verlobter Jonas die junge Magd verlassen, soviel steht fest. Doch da muss noch etwas anderes sein. Etwas, das ungleich viel schlimmer und grausamer ist. Aber was?
Die Zillertaler Herbsttage mit Sonne, buntem Laub und Bergsteigerglück hatten es darauf angelegt, mit dem vergangenen Sommer in Konkurrenz zu treten. Vor allem dann, wenn der Wind sich als warmer Föhn entpuppte, der über die Nordwände der Alpen brauste und südliche Temperaturen im Gepäck hatte, konnte man herrliche Ausblicke und einen samtblauen Himmel genießen.
Nie war die Sicht klarer und der Himmel blanker als in den herbstlichen Föhntagen, die den Oktober in eine goldene Zeit verwandelten. Wem der warme, übermütige Wind heftige Kopfschmerzen oder andere Beschwerden verursachte, wünschte sich natürlich, dass der Föhn sich dorthin verzog, wo er hergekommen war.
Die meisten Leute im Hochtal rund um St. Christoph waren allerdings froh über diese »geschenkten« Tage, die das kühle, feuchte Grau und den Frost noch eine Weile in Schach hielten. Beides würde unweigerlich kommen, zuerst der Novembernebel mit Raureif, wenig später die Kälte mit frostigen Nächten.
Dann konnte man es sich allerdings drinnen bequem machen. Es war urgemütlich, sich in der geheizten Stube oder am Kamin warm einzukuscheln und sich bei einem heißen Getränk an die goldenen Tage zu erinnern.
Der Schnee brachte kurz vor dem ersten Advent wieder Licht in die dunkle Jahreszeit, denn dann ging es auf Weihnachten zu, und das war für die meisten Menschen – und vor allem für die Kinder! – das schönste Fest des Jahres.
Wenn man jetzt unter den bunten Blätterdächern der Kastanienbäume, der Eichen und Buchen durch das Tal spazierte, konnte man kaum glauben, dass die ganze Pracht bald verschwinden würde. Doch ein einziger, wilder Herbststurm genügte, und schon wehten die letzten Blätter auf Nimmerwiedersehen davon.
Aber noch war davon nichts zu spüren. Was konnte schöner sein, als mit allen Sinnen die leuchtenden Farben noch einmal so richtig zu genießen und bei einem Glas Rotwein aus Südtirol mit Freunden zusammenzusitzen?
An einem dieser sonnigen Herbsttage schloss Ella gegen Mittag die Tür des Gerberhauses hinter sich, in dem sie seit ihrer Rückkehr aus Klagenfurt wohnte. Genauer gesagt, in dem sie wieder wohnte, denn sie war in diesem Haus aufgewachsen.
Nachdem ihre Eltern bei einer Wanderung durch einen schweren Steinschlag am Feldkopfjoch ums Leben gekommen waren, hatte Ella – damals ein kleines, fünfjähriges Madel – bei ihrer allein lebenden Patin Margret Gerber ein neues Zuhause gefunden.
Ella Meilhofers Eltern waren bis zu ihrem Tod Pächter auf der Achenwaldhütte gewesen. Die Familie Meilhofer hatte in einem urgemütlichen Salettl auf dem schönen Waldgrundstück gewohnt, gleich neben der Hütte, die auch derzeit noch als beliebtes Ausflugsziel galt.
Tante Margret war oft auf ein Tasserl Kaffee, eine Brotzeit oder einfach nur zum Plaudern heraufgekommen. Das lag nun schon lange zurück, doch Margret hatte sich über die Jahre hinweg kaum verändert. Bis auf ein paar Falten und hier und da ein graues Haar in der stets akkuraten Aufsteckfrisur sah sie genauso aus wie früher.
Freundlich, herzensgut, hilfsbereit und gottgläubig, so war die Tante Margret schon immer gewesen. Dass sie ein bisserl altmodisch war, musste man hinnehmen, das war so ihre Art.
Ella hatte es als Kind und Teenager gut bei ihr gehabt. Wenn man in Schwierigkeiten steckte und nicht wusste, wie es weitergehen sollte, dann öffnete die Tante ihre Tür ganz weit und stellte keine lästigen Fragen. »Das wird schon wieder, Kopf hoch«, so lautete ihr Lebensmotto.
Viele Jahre lang hatte Margret als zweite Köchin zusammen mit »Chefköchin« Clementine im Schlössl des Barons von Brauneck gearbeitet. Jetzt hätte sie als Ruheständlerin die Hände in den Schoß legen können, aber das war ihr zu fad. Zum Faulenzen war sie nicht geboren.
Sie half überall dort aus, wo sie sich nützlich machen konnte. Gern hegte und pflegte sie in ihrem Garten die Blumenbeete und Kräuter, darunter die besten Küchenkräuter weit und breit.
Obendrein arbeitete sie sogar an einem Kochbüchlein mit feinen Gerichten, Süßspeisen und Kuchen. Das kleine Buch sollte kostenlos an alle verteilt werden, die ihre eigenen Rezepte ergänzen wollten.
Inzwischen beteiligten sich auch die Pfarrhaushälterin Fanny und Zenzi Bachhuber, die im Haushalt der Arztfamilie Burger seit vierzig Jahren unentbehrlich war, an der Rezepte-Sammlung. Pfarrer Roseder hatte versprochen, das Büchlein als Heft drucken zu lassen, damit man es noch vor Weihnachten unter die Leute bringen konnte.
Natürlich wurden in der Sammlung pikanter und süßer Köstlichkeiten auch allerlei Gerichte und Backwaren aus der »guten alten Zeit« berücksichtigt. Die Rezepte ließen sich mit ein bisschen Geschick wunderbar nachkochen oder nachbacken.
Wenn jemand privat eine Köchin brauchte, zum Beispiel für Feste und andere Anlässe, dann war Ellas freundliche Tante gern zur Stelle.
Heute zum Beispiel bereitete sie für den pensionierten Oberförster Hubert Treich ein Drei-Gänge-Menü zu … freilich nur für sechs gute, alte Freunde, mit denen er nach langer Zeit wieder einmal einen schönen Tag verbringen wollte.
Kochen für ein paar Personen war eine Kleinigkeit für die Margret! Im Schlössl hatte es oft Gesellschaften von fünfzig Gästen (oder sogar mehr) gegeben, manchmal waren auch kurzfristig die Jagdfreunde des Barons zu einem »Herrenabend« aufgetaucht. Ohne ein Wildgericht aus der Schlossküche waren sie nicht mehr heimgegangen, diese Feinschmecker!
Ella machte sich auf den Weg zu Dr. Burger in die Kirchgasse. Vom Gerberhaus brauchte sie zu Fuß nicht länger als eine Viertelstunde.
Es war wirklich ein traumhaft schöner Oktobertag. Wieder sauste der warme Föhn durchs Tal, aber zum Glück nicht auf höchster Stufe. Man brauchte keine Migränetropfen und auch kein Kreislauf-Elixier.
Leichte Schwindelattacken nahm man angesichts der angenehmen Wärme in Kauf. Man konnte ja auch etwas dagegen tun. Meistens half ein Stamperl Tiroler Kräutergeist, in hartnäckigeren Fällen durften es auch zwei oder drei »Geister« sein.
Diese Aussicht, dieser Duft, dazu die leuchtenden roten und goldenen Blätter! Äpfel in den Gärten, die letzten, schon dahinwelkenden Rosen vor dem Abschied des goldenen Herbstes, hier und da sogar noch eine unerschütterliche Sonnenblume am Zaun, glänzende Kastanien …
Es war ein prächtiges Gemälde, das die Natur jedes Jahr wieder von Neuem schuf. Und immer kam es einem so vor, als sei es heuer am schönsten.
Haselnüsse und Bucheckern gab es derzeit noch in Hülle und Fülle. Flinke Eichkatzerln kletterten durch die Zweige. Sie sammelten eine Nuss nach der anderen und versteckten sie an einem geheimen Platz, den sie hernach geschwind wieder vergaßen.
Das war nicht wirklich tragisch, denn zur Winterzeit gab es genug mitleidige Leute, die für Nüsse, Sonnenblumenkerne und andere nahrhafte Leckereien sorgten – nicht nur für die hungrigen Vögel, sondern auch für alle vergesslichen, aus dem Schlaf erwachten Eichkatzerln.
Im Hochtal rund um St. Christoph lebte man mitten in der Natur, aber auch mit ihr. Niemand kam umhin, sich nach den Jahreszeiten zu richten und nach den eigenen Gesetzen der Bergwelt.
Dafür wurde man mit Geschenken belohnt, die es sonst nirgendwo gab: sprudelnde Quellen, rauschende Wasserfälle, Almen und Wälder, die schönsten Bergblumen, majestätische Gipfel und urige Schutzhütten, in denen der Begriff »Hüttenzauber« kein leeres Wort war.
Kein Wunder, dass so mancher, der hier zu Hause war, unter Heimweh litt, wenn er eine Weile das Tal verlassen hatte – egal, aus welchem Grund.
***
Bärbel Tannauer, Dr. Burgers tüchtige Sprechstundenhilfe, empfing Ella im Vorzimmer.
Es war eigentlich Zeit für das Mittagessen; nachmittags hatte die Praxis heute geschlossen, wie an jedem Mittwoch. Aber die Bärbel legte Wert darauf, dass alle Unterlagen und Informationen über den jeweiligen Patienten auf Dr. Burgers Schreibtisch lagen, und zwar so korrekt wie nur möglich.
Ungenauigkeiten in der Praxis und in den Unterlagen? Nie und nimmer! Es machte der Bärbel daher nichts aus, erst ein wenig später in den wohlverdienten freien Nachmittag zu starten.
»Willkommen daheim bei uns im Dorf, Ella«, begrüßte sie die Heimkehrerin. »Wie lang warst du weg? Wirklich zwei volle Jahre?«
»Richtig. Es sind genau zwei Jahre und ein paar Tage, auf die es aber net ankommt.« Ella zögerte. »Ich bin froh, dass ich wieder hier sein darf. Meine Patin hat mir angeboten, dass ich erst einmal wieder bei ihr wohnen kann.«
»Wolltest du net in Klagenfurt bleiben?«
»Nein.« Ella schüttelte heftig den Kopf. »Die Stadt war anfangs ein echter Magnet für mich, ich war ja vorher immer nur hier im Dorf. Alles kam mir verlockend und neu vor. Ich war in einem privaten Seniorenwohnheim angestellt, und die Arbeit hat mir auch Freude gemacht.«
»Aber?«, hakte Bärbel nach.
»Aber mit der Zeit musste ich dauernd an St. Christoph denken. Ich hatte Heimweh nach den Bergen«, bekannte Ella seufzend. »Plötzlich fühlte ich mich eingesperrt zwischen den Häusern und den vielen Menschen, die es immer so eilig hatten und sich in den Geschäften drängelten.«
»Viele Leute glauben, dass man in einer Stadt frei ist und nach Lust und Laune leben kann, wie es einem gefällt …«
»Das finde ich nicht. Frei ist man nur dann, wenn man die Mauern hinter sich lässt, wenn man über die Bergwiesen laufen oder auf einem Gipfel stehen kann.« Ella bekam feuchte Augen. »Warum hätte ich auch noch länger in Klagenfurt bleiben sollen? Es wäre eh sinnlos gewesen.«
»Wie meinst du das?«
»Als ich nach dem Unfall aus dem Krankenhaus entlassen worden bin, stand ich allein da. Mein Verlobter war verschwunden, einfach weg. Es war alles aus und vorbei. Er hatte die Wohnung gekündigt, während ich in der Klinik lag und völlig hilflos war. Ich wollte nur noch zurück in die Heimat. Mein ganzes Leben war zusammengestürzt wie ein Kartenhaus.«
»Es tut mir sehr leid für dich«, meinte Bärbel mitfühlend. »Ella, geh doch gleich hinein zum Doktor. Er hat deinen Termin extra ans Ende der Vormittagssprechstunde gelegt. Dr. Burger hat jetzt viel Zeit für dich.«
»Das ist gut, danke.«
»Du weißt ja, dass du ihm alles sagen kannst, Ella. Er hört immer genau zu, wenn man Probleme hat. Sprich dir mal deinen Kummer von der Seele.«
»Ja, Bärbel, das muss ich auch. Sonst drückt es mich noch ganz nieder.«
Nur zwei Minuten später saß die junge Frau mit dem blonden Haar und dem hübschen, schmalen Gesicht, das noch von den tragischen Ereignissen der Vergangenheit gezeichnet war, Dr. Martin Burger im Sprechzimmer gegenüber.
Er sah keinen Tag älter aus als vor zwei Jahren. Im Gegenteil, es schien fast so, als habe er sich auf unerklärliche Weise verjüngt.
Dass er durchtrainiert und sportlich war, wusste jeder. Aber dass er trotz seiner knappen Freizeit so ausgeglichen wirkte und mit seinen immerhin einundfünfzig Jahren so attraktiv und vital ausschaute, das war schon erstaunlich.
Wenn man ein glückliches und zufriedenes Leben führt, dann ist das eben so, dachte Ella. Lieben und geliebt werden, jemanden an seiner Seite haben – das ist das Geheimnis.
Oder vielmehr kein Geheimnis. Denn dass Dr. Burger und seine Frau Sabine, die ebenfalls Ärztin war, eine harmonische Ehe führten, stand außer Frage.
Die Familie Burger mit den drei fröhlichen Kindern Tessa, Filli und Laura hätte überall gut als »Vorzeigefamilie« durchgehen können. Aufs »Vorzeigen« legten die Burgers aber keinen Wert.
»Kinder, seid doch net gar so bescheiden«, meinte der Senior, Dr. Pankraz Burger, allerdings ab und zu augenzwinkernd. »Man muss sich doch auch mal ein bisserl der Öffentlichkeit präsentieren! Wie wär’s mit einem roten Teppich, den wir gelegentlich ausrollen lassen?«
Großvater Burger war nicht nur für seinen Humor bekannt, sondern auch für seine Verbundenheit mit dem Zillertal. Seit Jahren ergänzte er ständig seine selbst verfasste Chronik.
Er stöberte in Bibliotheken und Antiquariaten und fand auf diese Weise immer wieder Märchen, Sagen und Geschichten aus der Vergangenheit des Tiroler Alpenlandes. Seine »Erzählabende am Kamin«, die im Hotel »Am Sonnenhang« stattfanden, waren inzwischen so beliebt, dass man dafür gern mal das Fernsehprogramm oder andere Freizeitbeschäftigungen sausen ließ.
»Ella, da bist du ja.« Dr. Burger reichte der jungen Frau die Hand. »Wie geht’s dir jetzt?«
»Einigermaßen. Nicht wirklich so gut, wie ich es mir wünschen würde«, antwortete sie. »Also, rein körperlich ist es schon so weit in Ordnung, dass ich wieder etwas Nützliches tun kann. Ich mag net einfach nur herumhocken und Tante Margrets Katze streicheln. Sie selbst ist ja noch sehr oft unterwegs. Es gibt dauernd etwas zu tun, wobei sie angeblich unbedingt mitmischen muss.«
»Und ob!« Dr. Burger lachte. »Deine Patin ist eine umtriebige Person. Du wohnst also derzeit wieder bei ihr?«
»Ja.« Ella nickte. »Aber ich möchte so bald wie möglich in eine eigene Wohnung umziehen – oder in ein kleines Zuhäusl mit einem Gärtchen. Viel Platz brauch ich net. Vor allen Dingen will ich arbeiten. Am liebsten wäre mir wieder eine Stellung auf einem Hof. Ich bin von Beruf Hauswirtschafterin im ländlichen Bereich, so nennt man das jedenfalls mit dem Fachausdruck.«
»Ich weiß. Hat jemand etwas anderes behauptet?«, fragte Dr. Burger.
Ella senkte den Kopf. Es fiel ihr schwer, Dinge beim Namen zu nennen, die schmerzhaft waren. Und ihr tat momentan so vieles weh, dass sie es kaum noch aufzählen konnte.
Der Doktor merkte sofort, dass seine Patientin den Tränen nahe war. Dass sie derzeit so empfindlich reagierte, wunderte ihn nicht. Es kam darauf an, sie behutsam aus der Reserve zu locken.