Der Bergdoktor 1953 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 1953 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Zank um Lotte - Dr. Burger und der Machtkampf der Moser-Brüder

Der Großbauer Alois Moser ist ein Tyrann, wie er im Buche steht. Mit seiner kalten und herrischen Art hat er seine Frau in ein frühes Grab gebracht und aus seinen beiden Söhnen erbitterte Rivalen gemacht. Stets schürt er den Wettstreit zwischen Alexander und Lukas, um festzustellen, wer der Bessere ist und einmal sein Erbe antreten soll.
Vor einem halben Jahr hat der Großbauer einen schweren Schlaganfall erlitten, der ihn zum Pflegefall gemacht hat. Seit er wieder daheim ist, kümmert sich die hübsche Pflegerin Lotte Riedel um ihn.
Als es zwischen Lotte und Lukas zu einer Liebesbeziehung kommt, sieht Alois das gar nicht gerne. Er spitzt Alexander an, seinem Bruder das Madel auszuspannen - mit verheerenden Folgen ...

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Seitenzahl: 125

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

Zank um Lotte

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Anne von Sarosdy / Bastei Verlag

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-7492-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Zank um Lotte

Dr. Burger und der Machtkampf der Moser-Brüder

Von Andreas Kufsteiner

Der Großbauer Alois Moser ist ein Tyrann, wie er im Buche steht. Mit seiner kalten und herrischen Art hat er seine Frau in ein frühes Grab gebracht und aus seinen beiden Söhnen erbitterte Rivalen gemacht. Stets schürt er den Wettstreit zwischen Alexander und Lukas, um festzustellen, wer der Bessere ist und einmal sein Erbe antreten soll.

Vor einem halben Jahr hat der Großbauer einen schweren Schlaganfall erlitten, der ihn zum Pflegefall gemacht hat. Seit er wieder daheim ist, kümmert sich die hübsche Pflegerin Lotte Riedel um ihn.

Als es zwischen Lotte und Lukas zu einer Liebesbeziehung kommt, sieht Alois das gar nicht gerne. Er spitzt Alexander an, seinem Bruder das Madel auszuspannen – mit verheerenden Folgen …

Nur zaghaft schob sich die milde Wintersonne über den Gipfel des Feldkopfs, um mit ihren goldenen Strahlen das malerische Tal von St. Christoph zu erfüllen. Der Himmel war klar, blassblau und weit. In den Mulden und Senken des Tals lag noch schwer der Nebel, auch in den Bergwäldern und Hochtälern wob er seine grauen, geheimnisvoll anmutenden Schleier.

Die Nacht war frostig gewesen, nachdem es in den letzten Novembertagen noch einmal mild geworden war. Nun aber gefror der Atem, und die klare Bergluft roch nach Schnee.

Lukas Moser kannte diesen Geruch ebenso genau wie alle anderen Erscheinungen von Natur und Wetter in seinem Heimattal. Der hochgewachsene, fesche Jungbauer hatte ein gut geschnittenes, ehrliches Gesicht, das von dichtem, dunklen Haar umrahmt und von klugen, grauen Augen dominiert wurde.

Er war der jüngere der beiden Moser-Brüder, die im Tal jeder kannte. Und ebenso wusste auch jeder, dass es kein Auskommen zwischen den beiden gab, dass der Unfrieden sie von Kindesbeinen an begleitete. Auch war allseits bekannt, dass dies keineswegs ihre eigene Schuld war, sondern die des tyrannischen Vaters, der sie schon im zarten Alter gegeneinander aufgehetzt und in eine sinnlose und schmerzliche Rivalität gedrängt hatte, die bis auf den heutigen Tag bestand.

Lukas seufzte leise, als er sich vom Stallfenster ab- und der kranken Kuh wieder zuwandte, bei der er in der Nacht gewacht hatte.

Sein Bruder Alexander hielt nichts von den Hausmitteln und Kräutertinkturen, mit denen Lukas schon so manches kranke Viech wieder auf die Beine gebracht hatte. Er hatte gleich den Abdecker rufen wollen, als der Tierarzt vom Milchfieber gesprochen hatte.

Lukas war dagegen gewesen. Er hatte das Tier selbst behandeln wollen und sich auch durchgesetzt, was selten genug vorkam.

Der sensible, tierliebe Bursche hatte nichts zu lachen bei seinem herrschsüchtigen Bruder, der ein genaues Abbild des Vaters war. Während Lukas der Kuh nun eine Kräutermedizin verabreichte, gingen seine Gedanken auf Wanderschaft, wie so häufig. Der Vater warf ihm immer vor, zu viel zu grübeln, ein Hans-guck-in-die-Luft zu sein, ein versponnener Depp und Nichtsnutz.

Seit Lukas aber sein Agrarstudium mit Auszeichnung bestanden hatte, während Alexander die Landwirtschaftsschule nur mit Ach und Krach hinter sich gebracht hatte, schien wieder alles offen. Lukas war im Ansehen bei dem Alten gestiegen, der bislang in Alexander seinen Nachfolger auf dem großen Erbhof gesehen hatte.

Obwohl es nicht Lukas’ Absicht gewesen war, hatte sich die Rivalität dadurch weiter verstärkt. Sein Bruder war richtig feindselig geworden!

Lukas gab meist nach, wenn der Ältere ihm seinen Willen aufdrängte. Nur eben nicht, wenn ihm etwas sehr am Herzen lag, so wie die Behandlung der Tiere auf dem Hof.

Darin glich er sehr der früh verstorbenen Mutter. In seiner Brust schlug das gleiche weiche, mitfühlende Herz wie einst in ihrer …

Mehr als dreißig Jahre war es nun her, da hatte die sanfte Anneli Schreiner aus Hochbrunn sich in den schneidigen Jungbauern Alois Moser verschaut. Ihre Eltern waren skeptisch gewesen. Auch wenn sie natürlich gewusst hatten, dass Alois als einziger Sohn einmal einen der größten Höfe im Tal von St. Christoph übernehmen würde, war ihnen sein tyrannisches Wesen doch ein Dorn im Auge gewesen.

Sie hatten sich um ihr einziges Kind gesorgt, dessen gutes, reines Herz in der Ehe mit einem solchen Grobian gewiss bald verkümmern würde. Die Mutter hatte ihr von Alois abgeraten, der Vater alles versucht, um den unerwünschten Bräutigam loszuwerden.

Doch der Druck von außen hatte das junge Paar erst recht zueinander geführt, und bald nach der Verlobung war auf dem Moser-Hof eine prächtige Bauernhochzeit gefeiert worden, über die man noch lange geredet hatte. Pomp und Luxus bildeten für Alois eine der beiden Säulen, auf denen sein Verständnis vom Leben ruhte.

Die andere war der stete Wettbewerb. Der Jungbauer musste sich mit jedem messen und immer besser abschneiden als alle anderen. War es nun bei einem Geschäft, im Privaten, oder ging es nur darum, dass er den protzigsten Jeep fuhr und die meisten Grandeln an seiner Uhrkette aus schwerem antiken Silber klimperten.

Zuerst hatte Alois seine junge Frau verwöhnt, sie mit Geschenken überschüttet und ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Aber schon damals hatte Anneli auch die dunkle Seite seines Charakters kennengelernt: seine Unfähigkeit, zu lieben, wahre, tiefe Gefühle zu empfinden. Und sein aufbrausendes, beherrschendes Wesen, das urplötzlich aufflammte und keinen Widerspruch duldete.

Die Geburt der beiden Söhne hatte Alois milder gestimmt. Lange hatte dieser Zustand allerdings nicht angehalten. Nachdem seine Eltern in den Austrag gegangen waren und er den großen Erbhof übernommen hatte, dachte er bald nur noch ans Geschäft.

Er arbeitete praktisch rund um die Uhr, hatte Augen und Ohren überall und duldete nicht den kleinsten Fehler. Wer nicht spurte, wurde fristlos entlassen.

Ebenso wie er sich selbst und sein Gesinde in die Pflicht nahm, hatte er es auch mit Alexander und Lukas getan, kaum dass die beiden hatten laufen können.

Anneli war den Buben eine liebevolle Mutter gewesen. Doch sie hatte nicht verhindern können, dass Alois die zwei ständig in sinnlose Wettkämpfe gedrängt und sie animiert hatte, den Bruder als den größten Konkurrenten zu betrachten.

Oft hatte es deshalb Zwist zwischen den Eheleuten gegeben. Auch wenn Anneli sich viel hatte gefallen lassen, wenn es um ihre Söhne gegangen war, hatte sie weder schweigen können noch wollen. Sie hatte sich bemüht, ihnen Familiensinn und Bruderliebe beizubringen, aber Alois hatte all diese Bemühungen durch sein grobes Verhalten im Handstreich zerstört.

Wenn sie sich darüber beschwert hatte, hatte er sie nur ausgelacht. Sein Verhalten ihr gegenüber war gleichgültig und kalt geworden. Wenn sie nicht gespurt hatte, war er gewalttätig geworden.

Wie ihre Eltern es einst befürchtet hatten, so kam es: Anneli verkümmerte in der Ehe mit Alois. Sie litt zunehmend an Herzbeschwerden, die Dr. Burger bald als Herzschwäche diagnostizierte und behandelte.

Doch Medikamente und Kuren halfen wenig gegen die gemeinen Attacken des Bauern, der seine Frau schließlich nur noch als lästiges Anhängsel betrachtete. So geschah es, dass die Bäuerin mit nicht einmal vierzig Jahren für immer die Augen schloss.

Alois hatte seiner Frau eine protzige Beerdigung ausgerichtet und war ein Jahr lang im teuren, schwarzen Loden gegangen. Er hatte Messen lesen lassen und fleißig in den Opferstock gespendet, denn er hatte sich freilich nichts nachsagen lassen wollen.

Doch ein jeder im Tal von St. Christoph wusste, dass er seine Frau ins Grab geärgert hatte.

Als die Mutter gestorben war, war Alexander fünfzehn Jahre alt gewesen, sein Bruder Lukas eben erst zehn. Ein zartes, verschüchtertes Kind, das, ebenso wie seine selige Mutter, der groben Behandlung durch den Alten nichts entgegenzusetzen hatte.

Lukas erinnerte sich an seine Kindheit als an eine lange Reihe von Demütigungen und Enttäuschungen.

Alexander hatte sich schon früh dem Vater unterworfen und angepasst. Und je älter sie wurden, desto mehr glich er diesem.

Seither versuchte Alexander alles, um seinen Bruder zu überflügeln und auszuschalten. Lukas hatte im Laufe vieler, schmerzvoller Jahre gelernt, sich seiner Haut zu wehren, sich zu behaupten. Glücklich war er bislang keinen Tag gewesen, er kannte nicht mal die Bedeutung dieses Wortes.

Dann, vor etwa einem halben Jahr, hatte Alois einen Schlag erlitten. Der Großbauer hatte schon länger unter hohem Blutdruck gelitten, seine Medikamente aber nicht regelmäßig eingenommen und alles Mahnen vonseiten Dr. Burgers als übertrieben abgetan.

Nach einer langen Gemeinderatssitzung mit reichlichem Alkoholgenuss hatte es ihn dann erwischt. Der eilig herbeigerufene Bergdoktor hatte Alois sofort ins Spital bringen lassen, um die möglichen Spätfolgen zu minimieren.

Allerdings war nicht zu verhindern gewesen, dass der Großbauer zum Pflegefall wurde. Seither war er im Spital und danach in einer Rehaklinik in Schwaz behandelt worden.

Dieser Tage sollte Alois Moser heimkehren. Lukas konnte nicht behaupten, dass er sich sonderlich darüber freute. Die Zeit ohne den Alten hatte sich für den Burschen jedoch kaum anders gestaltet als sonst. Alexander hatte den Vater in jeder Hinsicht vertreten und dafür gesorgt, dass sich auf dem Erbhof nicht das Geringste änderte.

Lukas verließ den Stall, als es Zeit fürs Frühstück wurde. Er wollte später noch einmal nach der kranken Kuh sehen.

Als er ins Freie trat, kam Bianca eben aus dem Hühnerstall, sie hatte Eier fürs Frühstück geholt. Seit einem Jahr war sie nun mit Alexander verheiratet und war guter Hoffnung.

Sie war eine hübsche, patente Jungbäuerin, doch wirklich glücklich war sie in ihrer Ehe nicht. Dazu glich Alexander zu sehr seinem Vater. Die beiden hatten viele Talente – das, eine Frau glücklich zu machen, schien aber nicht darunter zu sein.

Bianca lächelte Lukas zu, wünschte ihm einen schönen Morgen und erkundigte sich nach seiner Patientin. Sie teilte seine Tierliebe und bewunderte es, wie gut er mit dem Nutzvieh umging.

»Das Fieber ist schon leicht gesunken. Mit ein bisserl Geduld krieg ich sie wieder hin«, meinte er, nahm Bianca den Eierkorb ab und betrat dann zusammen mit ihr das Haus. »Dem Alex wird’s allerdings net gefallen, dass ich meine Zeit so ›verplempere‹ …«

»Ich find’s gut, was du machst. Außerdem ist’s deine Sache. Du hast auf dem Hof ebenso viel zu sagen wie dein Bruder.«

Das hörte Lukas natürlich gern, auch wenn er wusste, dass es nicht stimmte. Er lächelte seiner Schwägerin zu und ging dann hinauf, um sich vor dem Essen zu waschen und umzuziehen.

Bianca schaute ihm kurz nach, und dabei schlich sich Wehmut in ihr Herz. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, ob sie nicht vielleicht den falschen Moser-Bruder geheiratet hatte …

***

Wenig später kam Alexander heim. Sein schwerer Geländewagen rauschte in den Wirtschaftshof und wurde dann ruckartig abgebremst. An dem schwarzen, chromblitzenden Gefährt klebte eine Menge Schlamm und Erde.

Der Jungbauer hatte das Wochenende in der Jagdhütte im Krähenwald verbracht. Ein Teil des Forstes war Privatbesitz der Mosers, hier hatten sie auch ein Revier mit einem stabilen Bestand an Hochwild.

Lukas hielt nichts von der Jagd. Als Bub hatte der Vater ihn öfter als Treiber eingesetzt, aber er war jedes Mal fluchtartig verschwunden, wenn die Jäger sich an der »Strecke« zugeprostet hatten und das Halali erschallt war. Die toten Rehe und Wildschweine in ihrem Blut da liegen zu sehen, das war schon damals zu viel für ihn gewesen.

Alexander hingeben war ein passionierter Jäger. Jeden Herbst verbrachte er seine Wochenenden mit dem Vater in der Hütte. Dass der Alte in diesem Jahr ausfiel, hatte ihn nicht davon abhalten können, die Tradition weiterzupflegen.

Lukas vermutete, dass es nicht nur die Jagd war, die seinen Bruder reizte. Alexander hatte noch nie etwas anbrennen lassen, er war lange Jahre der größte Platzhirsch im Tal gewesen, kein Madel war vor ihm sicher gewesen. Der goldene Ring an seinem Finger hinderte ihn nicht daran, auch weiterhin das zu tun, wozu er Lust hatte.

Freilich war er dabei sehr diskret, denn Bianca ließ sich nichts bieten. Kam sie ihm auf die Schliche, war ein handfester Krach gefällig.

An diesem Morgen hatte der Jungbauer einen ziemlichen Krater. Er war bleich und unrasiert und nicht eben bester Laune, als er ins Haus stürmte und gleich die Stiege hinauf. Der Sinn stand ihm nach einer gründlichen Dusche, um wieder so recht zu sich zu kommen.

Bianca folgte ihm auf dem Fuße. Sie konnte es nicht leiden, wenn er sie einfach ignorierte.

»Kommst du auch mal wieder heim?«, fuhr sie ihn gereizt an, während er seine Gewänder auszog und überall im ehelichen Schlafzimmer verstreute. »Hast du vielleicht vergessen, dass dein Vater heut aus der Reha entlassen wird? Der Dr. Burger kommt mit der neuen Pflegerin und …«

»Kümmere dich halt drum. Was geht mich das an?«, knurrte er und verschwand im angrenzenden Badezimmer. Gleich darauf begann die Dusche zu rauschen.

Bianca verzog ärgerlich den Mund.

»Es ist dein Vater, net meiner«, erinnerte sie ihn aufgebracht. »Für was hältst du mich eigentlich? Für deine Magd? Kümmere dich gefälligst selbst um deinen Vater. Und den Saustall da, den kannst du auch selbst aufräumen!«

Damit knallte sie die Tür hinter sich zu und kehrte in die Küche zurück.

Gleich darauf wurde gefrühstückt. Die Küchenmägde hatten bereits den großen Tisch im Esszimmer gedeckt, an dem Bauersleute und Gesinde gemeinsam die täglichen Mahlzeiten einnahmen.

Bianca holte noch den Kaffee aus der Küche, als Alexander diese betrat und die Tür hinter sich schloss. Seine Miene war kühl und beherrscht, nur in seinen Augen blitzte es zornig.

Er sah Lukas nicht ähnlich, war blond und hatte blaue Augen. Der Eindruck des kernigen Gebirglers wurde durch eine gewisse Hinterlist, die in seinem Blick lag, relativiert.

Bianca hatte sich seinerzeit rettungslos in den gut aussehenden Charmeur verliebt, doch längst wusste sie, dass nicht alles Gold war, was glänzte. Und dass sie sich in dieser Ehe nur dann behaupten konnte, wenn sie ihrem Mann ständig Paroli bot, so auch jetzt.

»Was fällt dir eigentlich ein, dich so aufzuspielen?«, fragte er sie gereizt. »Bist du narrisch? Oder sind’s nur die Hormone, die dir das Hirn vernebeln?«

»Ich spiel mich net auf, ich sag’s nur, wie’s ist.«

»So, so.« Er packte Bianca am Arm und starrte sie zwingend an. »Ich warn dich, Weib, ich bin net dein Hampelmann. Einmal noch plärrst du mir den Kopf am frühen Morgen voll, dann zieh ich andere Saiten auf, verstanden?«

»Du spinnst wohl!« Sie wollte ihm eine Watschen verpassen, aber er fing ihre Hand ab und hielt sie schmerzhaft fest.

»Au, du tust mir weh! Lass mich gefälligst los!«, forderte sie, aber in ihrer Stimme klang deutlich die Unsicherheit mit.

In diesem Moment betrat Lukas die Küche.

»Kann ich was für dich tun, Bianca?«, fragte er seine Schwägerin, als er sah, was sich hier abspielte.

»Schon recht, der Alex wollt mich gerade loslassen.«

Der lächelte abfällig, gab sie frei und wandte sich dann an seinen Bruder.

»Misch dich gefälligst net in unsere Ehe ein, sonst kannst was erleben«, drohte er. »Und was die kranke Kuh angeht, der Abdecker holt sie am Nachmittag, ist schon alles abgemacht.«

»Sie ist auf dem Weg der Besserung, der Abdecker kriegt sie noch lang net in die Hände«, erwiderte Lukas entschlossen.

»Ach ja? Seit wann hast denn du da was zu sagen?«

»Ich hab die gleichen Rechte auf dem Hof wie du!«